Bewegungsmangel bei Kindern


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2008

23 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Ausdauerndes Laufen und die Entwicklung des Homo

3 Nationale Untersuchungen zum Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen
3.1 Motorische Leistungsfähigkeit von Kindern
3.2 Aktuelle Trends zum Bewegungsstatus von Kindern und Jugendlichen
3.3 Mangelt es Kindern an Bewegung?
3.4 Ernährung von Kindern in den letzten zwei Jahrzehnten
3.4.1 Einflussfaktoren für die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter
3.4.2 Die DONALD-Studie
3.5 Zusammenfassung zur nationalen Befundlage des Bewegungsmangels bei Kindern und Jugendlichen

4 Sportliche Aktivität, Fitness und Wohlbefinden luxemburger Schüler

5 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die Zeiten, da Kinder stundenlang draußen tobten, auf Bäume kletterten und ihre Kräfte beim Ringkampf erprobten, gehören längst der Vergangenheit an. Viele Experten machen sich aktuell Sorgen über den Bewegungsmangel bei Kindern. Sie bewegen sich in der heutigen Zeit zu wenig, werden immer adipöser und erkranken immer früher an den Folgen der Fettleibigkeit. Ebenso werden soziale Vereinsamung und kognitive Entwicklungsdefizite als Gefahren angesehen, denen dicke Kinder ausgesetzt sind (Kurz, 2003, S. 3).

Durch das Interesse der Presse an diesem Thema und deren Verbreitung von Horror-Szenarien rückt es immer weiter in den Fokus der Öffentlichkeit. Bei privaten Sendern im Fernsehen gibt es bereits erfolgreiche Serien mit Titeln wie: „Liebling, wir bringen die Kinder um“. Der sehr wahrscheinliche Lebensweg von adipösen Kindern hin zum kranken und dicken Erwachsenen wird den Eltern aufgezeigt, wenn sich das Ess- und Bewegungsverhalten ihrer Kinder nicht ändert. Ebenso wird ein alternativer Lebensverlauf vorgestellt, den die Kinder dann einschlagen können, wenn sie ihre Ernährung umstellen und sich mehr bewegen.

So klar solche Zusammenhänge zu sein scheinen, so lückenhaft und widersprüchlich sind Aussagen aus der Wissenschaft. Repräsentative bundesweite Bestandsaufnahmen zur Bewegungsaktivität und Fitness von Kindern und Jugendlichen fehlen bisweilen (Kurz, 2003, S.3).

Auch ist das Thema des Bewegungsmangels bei Kindern und Jugendlichen kein neues in der wissenschaftlichen Diskussion. Lorinser beklagte bereits 1836 den katastrophalen Gesundheitszustand der Jugend. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die defizitäre schulische Erziehung und bestehende Zivilisationsprobleme. Schuld an der Situation seinen unter anderen Errungenschaften der Modernen Gesellschaft wie beispielsweise die Eisenbahn (Bös, 2003, S. 10).

In dieser Seminararbeit wird sich mit dem in der öffentlichen Diskussion gern behandelten Thema des Bewegungsmangels bei Kindern und Jugendlichen kritisch auseinandergesetzt. So werden Texte von Bös, Kretschmer, Klaes und Lentze behandelt, welche sich mit der nationalen Befundlage zu dem Thema befassen, sowie ein Text von Wydra et al. zur sportlichen Aktivität luxemburger Schüler. Bevor das Thema dieser Arbeit „Bewegungsmangel bei Kindern“ vertiefend bearbeitet wird, soll aufgezeigt werden, warum sich der Mensch so bewegt, wie er sich bewegt. Hierzu wird eine Studie über die Entwicklung hin zur Spezies Homo betrachtet.

Abschließend soll geklärt werden ob Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen eher Fakt oder Fiktion ist.

2 Ausdauerndes Laufen und die Entwicklung des Homo

Die Familie der Menschenaffen (Hominidae), zu denen unter anderen Gorillas, Schimpansen und wir Menschen gehören, besitzt die Fähigkeit des beidbeinigen Schreitens. Diese Fähigkeit ermöglicht es sowohl Gehen, als auch Laufen zu können, wobei das Laufen eine eher unbedeutende Rolle in der Entwicklung der Menschenaffen gespielt zu haben scheint. Beispielsweise sind Affen im Vergleich zu den meisten Vierbeinern reine Sprinter. Es lassen sich jedoch gewisse anatomische und physiologische Gegebenheiten feststellen, die darauf hinweisen, dass Menschen im Vergleich zu den anderen Mitgliedern der Familie der Menschenaffen sehr gut lange und ausdauernd laufen können. Fossile Funde lassen darauf schließen, dass das ausdauernde Laufen eine von der Gattung Homo vor etwa zwei Millionen Jahren erlangte Fähigkeit ist. Außerdem wird davon ausgegangen, dass sie für die Entwicklung der menschlichen Körperform mitentscheidend war (Bramble & Lieberman, 2004, p. 345).

Viele Strukturen und Anpassungserscheinungen des homo sapiens weisen eindeutig auf die Fähigkeit hin, lange und ausdauernd laufen zu können:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Anatomischer Vergleich von Mensch, Schimpanse, H. erectus und A. afarensis. a, c, Vorder- und Rückansicht des Menschen; b, d, Vorder- und Rückansicht des Schimpansen; e, Rekonstruktion des H. erectus; f, Rekonstruktion des A. afarensis (Bramble & Lieberman, 2004, p. 349).

Vor allem die folgenden strukturellen und physiologischen Anpassungen unterscheiden den homo sapiens von den restlichen Vertretern der Menschenaffen und ermöglichen ein ausdauerndes Laufen:

- Hypertrophierter gluteus maximus
- Langgezogene, schmale Taille + breiter vom Kopf abgekoppelter Schultergürtel (essentielle Stabilisationsfunktion beim Laufen)
- Kurze Vorderarme
- Sehr gute Thermoregulation (Schwitzen, Haarlosigkeit und kuriales Abkühlsystem)
- Mundatmung unter Belastung (aber kein Hecheln)
- Stark ausgeprägtes Federsystem in Bein und Fuß

Nach der Feststellung der Veränderungen, die den homo sapiens zu einem ausdauernden Läufer machen, stellen die Autoren Hypothesen auf, warum er sich in dieser Form entwickelt hat. Welche Vorteile brachte es mit sich, lange und ausdauernd laufen zu können?

Die Fähigkeit des langen und ausdauernden Laufens könnte dazu gedient haben nahe genug an Beute zu gelangen, um sie mit einem Stein oder anderen Wurfgeschossen zu erlegen. Auch die Möglichkeit der Verfolgung anderer Säuger bis zu deren Erschöpfung und Erlegung wird angenommen. Eine weitere Vermutung legt nahe, dass der homo sapiens als Aasfresser darauf angewiesen war, längere Strecken zum Auffinden von Kadavern zurückzulegen. Vielleicht hat er auch andere Jäger begleitet und verfolgt, um von deren Beute einen Teil zu erlangen. Wie auch immer er zu seiner Nahrung kam, die Fähigkeit des ausdauernden Laufens ermöglichte ihm eine reichhaltige Ernährung mit ausreichend Proteinen und Fetten. Nur dadurch entwickelte sich die einzigartige Kombination von langem Körper, kleinen Eingeweiden, großem Gehirn und kleinen Zähnen (Bramble & Lieberman, 2004, pp. 350 – 351).

In Anbetracht der Wichtigkeit des ausdauernden Laufens für die Evolution des homo sapiens, spielt diese Fähigkeit in der heutigen Zeit keine zentrale Rolle mehr im Leben der Menschen. Wie wichtig diese Fähigkeit und deren Erhalt trotzdem zu sein scheint, sieht man an der heutigen Debatte zum Bewegungsmangel, der vor allem Kinder und Jugendliche betrifft. Die kontroverse Diskussion um Bewegungsmangel bei dieser Altersgruppe wird in den folgenden Abschnitten behandelt.

3 Nationale Untersuchungen zum Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen

Zur nationalen Befundlage zu dem Thema des Bewegungsmangels bei Kindern und Jugendlichen gibt es sehr viele Untersuchungen. Nicht zuletzt deswegen setzt sich eine freiwillige Vereinigung von Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Sport, Kirche, Kultur, Politik, Gewerkschaften und Wirtschaft namens Club of Cologne mit diesem Thema auseinander. Wichtige Untersuchungen und Ergebnisse zum Bewegungsmangel werden im Folgenden betrachtet (Kurz, 2003, S. 3).

3.1 Motorische Leistungsfähigkeit von Kindern

Klaus Bös arbeitet in seinem Beitrag zur aktuellen Situation heraus, was wir tatsächlich zur Befundlage des Bewegungsmangels bei Kindern wissen, und was wir daraus schlussfolgernd tun sollten.

Betrachtet man die heutige Alltagswelt so scheint es, dass die Bewegung in zunehmendem Maße aus unserem Leben verschwindet. Sowohl in der Erwachsenenwelt, als auch bereits in der Kinderwelt findet man wenige Trainingsreize für die motorischen Fähigkeiten. Um die Ausmaße des Bewegungsmangels vor allem bei Kindern zu verdeutlichen gibt es eine Vielzahl von Studien und Untersuchungen. Wie Bös jedoch kritisch aufzeigt und anmerkt gibt es eine enorme Normwertproblematik. Jeder Forscher bzw. jedes Forscherteam untersucht ihre Stichprobe mit unterschiedlichen Tests und unter verschiedenen Bedingungen. Daher verwundert es nicht, dass die Ergebnisse der Untersuchungen so unterschiedlich ausfallen und nur schwer bzw. gar nicht miteinander vergleichbar sind

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

AST: Allgemeiner sportmotorischer Test von Bös & Wohlmann

BML: Bestimmung der motor. Leistungsfähigkeit von H. J. Dordel

KTK: Körperkoordinationstest für Kinder von Kiphard & Schilling

MOT 4-6: Motoriktest von Zimmer & Volkamer

SMT: sportmotorische Einzeltests

Abbildung 2: Untersuchungen zur motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen (vgl. Bös, 2003, S. 12).

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Bewegungsmangel bei Kindern
Université
Saarland University  (SWI Saarbrücken)
Cours
Sportpädagogik - Forschungsseminar
Note
2,0
Auteur
Année
2008
Pages
23
N° de catalogue
V113856
ISBN (ebook)
9783640151752
Taille d'un fichier
1707 KB
Langue
allemand
Mots clés
Bewegungsmangel, Kindern, Sportpädagogik, Forschungsseminar
Citation du texte
Thorsten Schütte (Auteur), 2008, Bewegungsmangel bei Kindern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113856

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