Strukturfunktionalismus nach Talcott Parsons und das AGIL-Schema


Hausarbeit, 2021

16 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorstellung des Strukturfunktionalismus nach Talcott Parsons und dem AGIL-Schema
2.1 Grundlegende Einführung in Systeme, Komplexität und Agilität
2.2 Strukturfunktionalismus nach Parsons
2.3 Das AGIL-Schema nach Parsons

3. Agiles Projektmanagement

4. Gemeinsamkeiten zwischen dem Konzept des AGIL-Schemas und einem agilen Projektmanagement

5. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Sobald das Wort agil fällt, wird dieses in der heutigen Zeit mit einer neuen Form des Arbeitens, dem agilen Projektmanagement, assoziiert. Hierbei passt sich das gesamte Unternehmen dem schnellen, globalen Wandel bzw. den schnell wechselnden Umweltbedingungen an.

Als historische Basis dieser Managementmethode klingt es im ersten Moment logisch sich auf das „AGIL“-Schema von Talcott Parsons innerhalb der Systemtheorie zu beziehen. Dabei wird das Wort „agil“ beim AGIL-Schema lediglich als Buchstabenfolge verwendet, welche für die Begriffe „Adaption“, „Zielverfolgung“, „Eingliederung“ und „Aufrechterhaltung“ stehen. Mit dem Schema versucht Talcott Parsons die Stabilität sozialer Systeme zu erklären.

Ziel dieser Arbeit ist es das AGIL-Schema zu analysieren und auf dieser Grundlage zu untersuchen, ob es neben den Syntax-Gemeinsamkeiten durch das Wort „agil“ weitere Parallelen zwischen dem Konzept des agilen Projektmanagements und dem AGIL­Schema zu erkennen gibt. Hierzu wird im zweiten Kapitel auf die Grundlagen für ein einheitliches Verständnis der weiteren Arbeit eingegangen, indem der Strukturfunktionalismus und die Wesensmerkmale und Gestaltungserfordernisse des AGIL-Schemas vorgestellt werden. Zudem soll im Anschluss im dritten Kapitel grundlegend das Konzept des agilen Projektmanagements vorgestellt werden. Im vierten Kapitel folgt ein Vergleich des AGIL-Schemas mit dem agilen Projektmanagement, in welchem erörtert werden soll, inwieweit das Schema Gemeinsamkeiten mit dem Diskurs zum Konzept des agilen Projektmanagements aufwirft. Auf diese Darlegung folgt ein Fazit der festgestellten Erkenntnisse.

2. Vorstellung des Strukturfunktionalismus nach Talcott Parsons und dem AGIL-Schema

In diesem Kapitel soll eine nähere Betrachtung des AGIL-Schemas nach Talcott Parsons erfolgen sowie als Grundlagen dafür der Strukturfunktionalismus vorgestellt werden. Als Einführung werden hierzu die Begriffe System, Komplexität und Agilität definiert.

2.1 Grundlegende Einführung in Systeme, Komplexität und Agilität

Um im weiteren Verlauf der Arbeit mit den aufgeführten Begriffen umzugehen, sollen in diesem Abschnitt die Grundlagen durch wichtige Begriffserklärungen geschaffen werden.

Ein System besteht aus einer Menge von geordneten Elementen die untereinander mittels Relationen verknüpft sind. Die Menge der Relationen gibt dabei die Systemstruktur vor. Elemente stellen immer die kleinste Einheit im System dar und können nicht weiter zerlegt werden. Die Beziehungen der Elemente erzeugen eine Systemgrenze und einen ganzheitlichen Zusammenhang, welcher quantitativ durch die Anzahl der Beziehungen (Varietät) und qualitativ durch die Ergiebigkeit der Interaktionen (Konnektivität) bewertet werden kann. Die Varietät und die Konnektivität bestimmten zudem den Grad der Komplexität eines Systems.1

Zu dieser Komplexität stoßen in der heutigen Zeit Megatrends, wie die Globalisierung, Digitalisierung und der demographische Wandel, welche die Komplexität und somit eine gewisse Unsicherheit über zukünftige Entwicklung weiter steigen lassen. Um mit dieser Ungewissheit umgehen zu können wurden agile Management-Methoden entwickelt, welche in Kapitel vier näher beschrieben werden sollen.2 Unter Agilität wird dann ein Unternehmen verstanden, welches sich in einem stetig wandelnden, turbulenten und unsicheren Umfeld den wechselnden Anforderungen stetig anpassen kann. Das AGIL-Schema nach Talcott Parsons hat dagegen keinen semantischen Zusammenhang mit den Worten agil oder Agilität. Für das AGIL-Schema stehen die Buchstaben A, G, I und L stellvertretend für die Funktionen des Schemas.3

2.2 Strukturfunktionalismus nach Parsons

Talcott Parson wurde im Jahr 1902 in Colorado Springs geboren und stellte im 20. Jahrhundert einen der einflussreichsten Soziologen dar. Er führte Studien der Ökonomie und der Soziologie an der London School of Economics und an der Universität Heidelberg, wo er auch seinen Doktortitel erwarb. Weiterhin hatte er eine Professur an der Harvard University inne. Im Jahr 1979 starb Talcott Parson in Heidelberg.

Talcott Parsons war ein bedeutender Vertreter des Strukturfunktionalismus und versuchte durch seine Arbeiten eine einheitliche Handlungstheorie zu schaffen. Dabei sollten physikalische und biologische nicht mehr isoliert von psychologischen, soziologischen und philosophisch-theologischen Beschreibungen untersucht werden, sondern diese in Abhängigkeit zueinander betrachtet werden.4 Hierbei sollte ein einheitlicher Theorierahmen geschaffen werden, welcher unter der Bezeichnung des „Strukturfunktionalismus“ bzw. als strukturfunktionalistische Systemtheorie bekannt wurde.5

Der Strukturfunktionalismus soll Antwort auf die Frage geben, wie soziale Ordnung möglich ist und die Gesellschaft zusammengehalten werden kann. Dazu müssen Erkenntnisse aus verschiedenen Sozialtheorien zu einer gemeinsamen Systemtheorie integriert werden. Hierbei wird danach gefragt, welche Aufgaben und Funktionen die zu erkennenden sozialen Phänomene (Handlungen) erfüllen. Danach wird die Frage gestellt, inwiefern hierdurch die Ordnung und Einheit der Gesellschaft entstehen kann.6

Nach Parsons Strukturfunktionalismus weisen Sozialsysteme eine bestimmte Struktur auf, welche die Gesellschaft als Gesamtsystem in vier Ebenen unterteilt. Die erste Ebene stellt die Gesellschaft selbst dar. Diese wird wiederum in Subsysteme unterteilt welche sich in Institutionen und Organisationen wiederspiegeln. Innerhalb der Institutionen befinden sich die in Rollen agierenden Individuen, welche die dritte Ebene darstellen. Hierbei sieht Parson den Fokus nicht auf das Individuum selbst gerichtet, sondern auf das Individuum als Rollenträger. Durch die jedem Kommunikationspartner zugewiesenen und bekannten Rollen entstehen Erwartungen an das Handeln des Gegenübers. Die bewirkt gelichzeitig die Entstehung von Stabilität. Die vierte Ebene repräsentiert die physischen Individuen.7

Neben diesen Grundannahmen hat für Parsons auch die Wortzusammensetzung des Strukturfunktionalismus eine besondere Bedeutung. Die „Struktur“ spiegelt dabei die Gesellschaft als Gesamtsystem wieder und zeigt den statischen Aspekt dieses auf. Die „Funktion“ dagegen bildet die einzelnen Teile der Struktur. Diese können beliebig ausdifferenziert werden unter der Prämisse ihr übergeordneten Ziel die Struktur zu erhalten und somit die Selbsterhaltung zu garantieren. In der Funktion liegt daher der dynamische Aspekt des Gesamtsystems. Diese verknüpft die Subsysteme untereinander und erzeugt einen konstanten Austausch analog dem Blutkreislauf im Körper, welcher die einzelnen Organe des menschlichen Körpers verbindet.

Die Übertragung der vorgestellten Begriffsbezeichnungen auf die Gesellschaft führt nun dazu, dass die Gesellschaft die Struktur bildet, in welcher die einzelnen Institutionen die Funktion der Selbsterhaltung der Gesellschaft abbilden sollen. Die Verbindung zwischen den Individuen (4. Ebene) und dem Komplex aus Institutionen (2. Ebene) wird dabei durch das Bindeglied der Rollenverteilung erzeugt. Dadurch, dass den einzelnen Individuen Rollen zugeordnet werden, entsteht Stabilität, da die Rollenvergabe Erwartungen an die jeweiligen Rollen vergibt und so vorhersehbare Beziehungsmuster unter den Kommunikationspartnern erzeugt. Somit wird aus den für sich handelnden Individuen ein funktionierendes Gesamtsystem.8

Damit liegen die Grundannahmen des Strukturfunktionalismus nach Parsons zusammenfassend auf drei Säulen. Zum einem wird Stabilität durch rollengeprägte Beziehungsmuster in den einzelnen Subsystemen und somit auf der zwischenmenschlichen Ebene erzeugt. Zudem müssen die Funktionen des Systems von den Subsystemen erfüllt werden und somit eine reibungslose Zusammenarbeit der Subsysteme auf der institutionellen Ebene vorherrschen. Worauf weiterhin Wünsche und Bedürfnisse der Individuen mit den Anforderungen der Subsysteme übereinstimmen müssen, um Instabilität auf den unteren Ebenen bzw. der individuellen Ebene durch Unzufriedenheit zu vermeiden.9

Der Strukturfunktionalismus setzt den Fokus darauf, dass das System die Funktion hat für Selbsterhaltung zu sorgen. Talcott Parson sieht jedoch mehrere Funktionen, die ein System aufweisen muss und entwickelt den Strukturfunktionalismus weiter zu einem Systemfunktionalismus. Hierzu soll im Folgenden das von ihm konzipierte AGIL­Schema vorgestellt werden.10

2.3 Das AGIL-Schema nach Parsons

Der Soziologe Talcott Parsons begründete die Weiterentwicklung zum Systemfunktionalismus damit, dass die Systeme und insbesondere die moderne Gesellschaft immer komplexer werden und damit eine ausdifferenziertere Betrachtung der Funktionen notwendig wird. Die benannten Komplexitätssteigerungen entstehen beispielsweise durch stärkere Arbeitsteilung, verschiedene Arten der sozialen Ordnung durch die Organisation in Gruppen, Familien, innerhalb des Betriebes und durch die wachsende Unterteilung in Sozialebenen. Parson stellt somit fest, dass es für das System nicht mehr nur auf die Selbsterhaltung ankommt.11

Innerhalb des Systemfunktionalismus entwickelt Talcott Parsons das AGIL-Schema. Hierbei stehen die Struktur und die Funktion des zu untersuchenden Systems im Vordergrund, indem das Zusammenwirken der vier Subsysteme eines jeden Gesellschaftssystems untersucht wird. Bei den vier Subsystemen handelt es sich um das Sozialsystem, das Kultursystem, das Persönlichkeitssystem und das Verhaltenssystem (siehe auch Abbildung 1). Jedes dieser Teilsysteme hat für sich selbst die vier Funktionen des AGIL-Schemas zu erfüllen, um den Systembestand zu sichern und Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen.

[...]


1 vgl. (Gillenkirch)

2 vgl. (Maxilimian Rahn, 2018)

3 vgl. (Kühl, 2019)

4 vgl. (Baecker, 2019)

5 vgl. (Staubmann, 2015)

6 vgl. (Stangl, 2021)

7 vgl. (Theorieblabla, 2017)

8 vgl. (Theorieblabla, 2017)

9 vgl. (Theorieblabla, 2017)

10 vgl. (Theorieblabla, 2017)

11 vgl. (Wenzel, 2016, S. 1)

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Strukturfunktionalismus nach Talcott Parsons und das AGIL-Schema
Hochschule
AKAD University, ehem. AKAD Fachhochschule Stuttgart
Note
1,0
Jahr
2021
Seiten
16
Katalognummer
V1138945
ISBN (eBook)
9783346514219
ISBN (Buch)
9783346514226
Sprache
Deutsch
Schlagworte
strukturfunktionalismus, talcott, parsons, agil-schema
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Strukturfunktionalismus nach Talcott Parsons und das AGIL-Schema, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1138945

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