Wladimir Kaminer - Ausländer in der Wendeliteratur


Seminararbeit, 2008

17 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

I. Einführung

II. Wladimir Kaminer: Biografie

III. Themen seiner Werke
Das Genre
Die Form
Die Themen

IV. Erklärungen für seinen Erfolg

V. Vergleich mit anderen Autoren
Literarischer Stil
Ausländische Autoren in der Wendeliteratur
Ein Buch beleuchtet: Selam Berlin
Ein Buch beleuchtet: Ein Brasilianer in Berlin

VI. Fazit

VII. Literaturverzeichnis

I. EINFÜHRUNG

Die vorliegende Arbeit wurde für das Seminar Literarische Verarbeitung der Wiedervereinigung verfasst. Sie handelt von Wendeliteratur im Allgemeinen und dem Leben und Werk von Wladimir Kaminer im Besonderen. Somit liegt der Schwerpunkt auf den ausländischen Autoren der Wendeliteratur. Es soll ein Einblick in die heutige Wendeliteratur gegeben werden, und zwar in einen ihrer Sonderbereiche; die vorliegende Arbeit versucht, sowohl die besondere Perspektive Kaminers auf die Wende und die Deutschen als auch den Erfolg seiner Bücher zu beschreiben und zu erklären. Da im Seminar Literarische Verarbeitung der Wiedervereinigung mehrere Aspekte des Themenkomplexes der Wendeliteratur angesprochen wurden, eröffnete sich die Möglichkeit, das Werk Kaminers neben das von Autoren zu stellen, die sich mit vergleichbaren Themen auseinandersetzten. Die vorliegende Arbeit hat den Ansatz, auf der Grundlage eines groben Überblicks über die sogenannte Wendeliteratur die besonderen Eigenschaften der Bücher Kaminers zu darzustellen.

Zuerst ist es aber notwendig, eine Definition des Begriffes Wendeliteratur zu geben. Obwohl über den Begriff Wende schon lange kritisch diskutiert wird, habe ich mich im Rahmen dieser Arbeit dafür entschieden, diesen Begriff trotzdem zu verwenden. Da Egon Krenz das Wort als Erster benutzte, bekam der Begriff einen negativen Beigeschmack, als sei die Revolution, die zum Mauerfall führte, nicht vom Volk ausgegangen, sondern von oben, von der Politik eingeleitet worden. Der Begriff Wende hat in der Umgangssprache aber einen festen Platz, wird am Häufigsten benutzt und ist für alle gleich wiedererkennbar. Obwohl aus historischer Perspektive der Begriff deutlich negativ konnotiert ist, werden in der Umgangssprache keinerlei negative Assoziationen mit dem Begriff verbunden und er bezieht sich nur auf das Geschehen der Maueröffnung am 9. November 1989 und damit das Ende der DDR. Auch der Begriff Wendeliteratur, womit die Literatur über dieses Ereignis der Wende gemeint ist, ist gängig und eindeutig.

Diese Arbeit hat keineswegs vor, einen Überblick über die rezente Wendeliteratur zu geben, denn das würde den beschränkten Rahmen dieser Arbeit sprengen.

II. WLADIMIR KAMINER: BIOGRAFIE

Damit man verstehen kann, wie die besondere Lage des Autors Kaminers entstanden ist, wird in diesem Kapitel zuerst seine Biografie besprochen. Das wird in einem späteren Kapitel, in dem der Autor neben andere ausländische Autoren gesetzt wird, einen Vergleich vereinfachen und verständlicher machen.

Wladimir Kaminer war einer der vielen Russen, die im Zuge der Perestrojka aus dem verfallenen Russland nach Deutschland zogen. Die erste Regierung Krenz nach den DDR- Zeiten verpflichtete sich 1990, als Zeichen der Demokratisierung jüdische Einwohner der Sowjetunion aufzunehmen. Eine Art Gegenleistung, da die DDR nicht wie die BRD Zahlungen an Israel geleistet hatte. Der junge Kaminer war auf der Suche nach Neuem und Abenteuer. Außerdem wanderten viele junge Leute, darunter Kaminers Freunde, in den Westen aus. 1990 reiste der studierte Dramaturg und Theatertechniker, damals 23 Jahre alt, mit einem Freund mit dem Zug nach Berlin. Gerade an dem Tag des 11. Juli 1990, an dem Deutschland die Europameisterschaft gegen Italien gewonnen hatte, betrat er zum ersten Mal in seinem Leben Ost-Berlin.

Er lebte zuerst eine kurze Zeit in einem Ausländerheim des Roten Kreuzes in Schildow. Dort versuchte er ein wenig Geld zu verdienen, aber schon bald stellte sich heraus, dass er es ohne Sprachkenntnisse nicht weit bringen würde. Im damals schon künstlerisch sehr regen Berlin Nachwende-Berlin war es für den Dramaturgen aber einfach, im Theater eine Beschäftigung zu finden. Dort lernte er seine ersten deutschen Worte. Aber erst nachdem er seine sprachlichen Kenntnisse ausgebaut hatte und nach dem gelungenen Versuch, Kolumne zu schreiben, verdiente er genug, um nach Prenzlauer Berg umziehen zu können.

Angefangen mit dem Erzählen hat Kaminer schon kurz nachdem er sich in Berlin niedergelassen hatte. Im Moskauer Café, wo wöchentlich eine Lesebühne stattfand und noch immer stattfindet, mischte er sich zwischen das Publikum und folgte dem Drang, auch selbst mitmachen zu wollen. In stockendem Deutsch erzählte er dem Publikum seine Geschichten, die gut aufgenommen wurden. So gut, dass er eines Tages von einem Verlag angesprochen wurde. Da wurde der Schriftsteller geboren. Sein erstes Buch, Russendisko, wurde im Jahr 2000 herausgegeben. Die LeserInnen waren begeistert und verschlangen das Buch, somit wurde schon nach einem halben Jahr die siebte Auflage erreicht. Inzwischen liegt schon die fünfzehnte Auflage in den Buchläden. Da es Kaminer sehr wichtig war, seinen Kollegen von der Lesebühne zu helfen, stellte er nach Russendisko ein Buch mit deren Geschichten zusammen, Frische Goldjungs.

Seine Bücher sind mittlerweile zahlreich. Zwölf hat er schon geschrieben, von seinem Verlag sind zwei weitere angekündigt, die innerhalb eines Jahres erscheinen werden. Insgesamt haben seine Bücher schon eine Auflage von einer Million Exemplaren überschritten. Außerdem werden alle Bücher Kaminers auch von ihm selbst vorgetragen, als Hörbuch herausgegeben; der Autor, nebenbei auch DJ, produziert auch Musik-CDs und betrieb eine Zeit lang ein eigenes Tanzcafé namens Rodina in Berlin-Mitte, das er aber wegen Zeitmangel nach knapp fünf Monaten aufgeben musste.

Kaminer wohnt noch immer in Prenzlauer Berg, dem Viertel, von dem er weiterhin schwärmt, mittlerweile mit seiner russischen Frau, zwei Kindern und einer Katze; seine Frau, inzwischen ebenfalls Autorin, hatte er 1995 in Berlin kennengelernt. Die Schönhauser Allee, nach der er sogar ein Buch benannt hat, ist seine neue Heimat geworden. Die Begegnungen, die er zahlreich in seinen Büchern schildert, finden meistens in dieser Gegend statt, wo viele seelisch Gebrochene herumlaufen sollen, viele seiner russischen Freunde wohnen und sein vietnamesischer Nachbar mit frischer Dauerwelle die äußerste Integrationsstufe zeigt. Einen Antrag auf Einbürgerung hat der Russe Kaminer noch immer nicht gestellt. Wenn man seinen Büchern Glauben schenkt, die, so Kaminer, nur die Wahrheit enthalten, sind daran die deutsche Bürokratie und die Komplexität der deutschen Behörden Schuld.

Im folgenden Kapitel wird der Inhalt seiner Werke behandelt. Dabei werden sowohl das Genre als auch die Form und die von Kaminer benutzen Themen besprochen.

III. THEMEN SEINER WERKE

Das Genre

Die Kritiker sind sich noch nicht einig, ob seine Bücher den Kurzgeschichten oder den Romanen zugeordnet werden sollten. Kaminer selbst nennt seine Geschichten „Alltagsbewältigungsprosa“.1 Dieser Begriff beschreibt den Inhalt treffend: Kaminer beschreibt die alltäglichen Hindernisse des Lebens. Seine Protagonisten sind Personen, die laut Autor wirklich existieren, und obwohl das Schreiben einer Geschichte immer schon eine Bearbeitung der Wirklichkeit ist, betont Kaminer, dass die Geschichten nicht fiktiv sind. „Das Leben und die Realität bieten genügend Stoff, um zu schreiben“, so Kaminer.[1] Anscheinend passiert in seinem Leben mit vollem Terminkalender mehr, als in einem durchschnittlichen Leben passieren kann, oder will er nur den schönen Schein hochhalten, die Welt, die er da beschreibt, sei wahr? Mit Beginn des Lesens einer literarischen Geschichte unterschreibt ein Leser schließlich immer bildlich einen Vertrag, damit einverstanden zu sein, dass die literarische Welt eine andere ist als die, der wir in der Realität begegnen.[2] Der Leser nimmt dabei an, dass die erzählte Welt nicht unbedingt der Wahrheit entspricht und fiktive Elemente enthalten kann. Kaminer hat aber nichts für die Fiktion übrig. Ein Autor solle Chronist seiner Zeit sein, so der Russe. Im Interview mit dem Stern behauptete der Autor, alles andere sei Verrat an der Literatur.[3]

Die Form

Was die literarische Form anbelangt, versucht Kaminer, seine Kurzgeschichten so wenig wie möglich von irgendwelcher künstlichen Form beeinflussen zu lassen. Er erzählt seine Geschichten so, wie sein Vater das früher tat. Mit einem sehr eigenen Humor. In den von ihm persönlich eingesprochenen Hörbüchern verstärkt sein russischer Akzent den komischen Effekt. Das einzig Wichtige beim Erzählen ist, so Kaminer, dass das Erzählte bei den Adressaten ankommt.

[...]


[1] Shilova, Ardita: Interview mit Wladimir Kaminer. „Ich würde gern auf Nationalitäten verzichten.“ (15.4.2002). < http://www.literaturcafe.de/bf.htm?/berichte/kaminer.php >

[2] Martinez, Mattias/Scheffel, Michael: Einführung in die Erzähltheorie. 7. Aufl., Verlag C.H. Beck, München 2007.

[3] Vgl. Tholl, Andrea: Der ewige Kleingärtner. Interview mit Wladimir Kaminer. In: Stern27.07.2007) < http://www.stern.de/unterhaltung/buecher/603610.html >

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Wladimir Kaminer - Ausländer in der Wendeliteratur
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie)
Veranstaltung
ProSeminar
Note
1,0
Jahr
2008
Seiten
17
Katalognummer
V113900
ISBN (eBook)
9783640147304
ISBN (Buch)
9783640147335
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wladimir, Kaminer, Ausländer, Wendeliteratur, Literatur, Wende, Germanistik, Selam Berlin, Yade Kara, Berlin, Russen, Deutschland, Mauerfall, Ostberlin, Westberlin, Geteiltes Deutschland, DDR
Arbeit zitieren
Anonym, 2008, Wladimir Kaminer - Ausländer in der Wendeliteratur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113900

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