Moral der Kunstform Film und die Darstellung von Suizid am Beispiel "Tote Mädchen lügen nicht"


Facharbeit (Schule), 2018

23 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Aufruhr in der Presse und Social Media
1.2 Ziel der Arbeit

2. Grundlegende Informationen zur Staffel 1 der Serie

3. Informationen zu Suizid

4. Der Suizid in Staffel 1, Episode 13
4.1 Kamera
4.2 Musik
4.3 Die Protagonistin selbst
4.4 Kulisse - Farben
4.5 Beeinflussung des Publikums

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1 Aufruhr in der Presse und Social Media

Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran. Sie betrifft die gesamte Weltbevölkerung - und sorgt für einen tiefgreifenden Wandel in jedem Lebensbereich. Medien beeinflussen unser tägliches Leben mehr als wir glauben, denn Massenmedien, wie beispielsweise das Radio, die Presse, das Fernsehen oder Online-Plattformen wie Netflix, sind die wichtigste Informationsquelle der Menschen. Sie haben viele unterschiedliche Wirkungen auf die Gesellschaft. Einige kann man als positiv, andere als negativ betrachten.

Kaum eine Serie wird derzeit so heiß diskutiert wie 13 Reasons why, oder auch Tote Mädchen lügen nicht - so heißt das deutsche Format von Netflix.

Bereits kurz nach Erscheinen, sorgte die Netflix-Originalserie für viele Schlagzeilen und unterschiedliche Meinungen wie:

„Tote Mädchen lügen nicht aka 13 Reasons Why ist eine wichtige Serie, die eindrucks- und respektvoll eine tragische Geschichte erzählt und aufzeigt, was Mobbing mit Menschen anstellen kann und dass wir vielleicht mehr auf unsere Mitmenschen achten sollten. Nicht frei von Klischees, aber toll gefilmt, erstklassig gespielt und mit passendem Soundtrack unterlegt ist 13 Reasons Why eine spannende und zugleich dramatische Serie, die unterhält, aber auch zum Nachdenken anregen sollte.“1 2

Oder eben auch gänzlich andere:

„Der DGPPN und DGKJP erklären, dass 13 Reasons Why mit der detaillierten Darstellung und Beschreibung des Suizids Fakten ignoriert und Richtlinien verletzt, insbesondere Richtlinie 8.7. Der Suizid der Hauptfigur Hannah Baker wird drastisch und detailliert gezeigt und sie wird mit großem Identifikationspotential ausge- stattet.“2,3

Letztendlich ist es eine Serie, die nicht nur wie die meisten der Unterhaltung dient, sondern die bei den Zuschauern etwas bewirken soll.4

1.2 Ziel der Arbeit

Wie wird also nun der Suizid der Hauptfigur Hannah Baker in dieser Serie dargestellt? Ist die Darstellung noch moralisch vertretbar oder könnte sie Andere beeinflussen? Kann die Serie auch als Mittel gegen weitere Suizide eingesetzt werden, indem man sie an Schulen in Begleitung von Psychotherapeuten anschaut und im Anschluss diskutiert? Auf diese zentralen Fragen werden in dieser Arbeit Antworten gegeben.

2. Grundlegende Informationen zur Staffel 1 der Serie

Tote Mädchen lügen nicht ist eine im Jahre 2017 auf Netflix erschienene US- amerikanische Fernsehserie unter anderem unter der Regie des Dreh­buchautors Brian Jorkey.5 Sie basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jay Asher mit dem englischen Originaltitel 13 Reasons Why.6

Die erste Staffel der Serie besteht aus 13 Folgen die je 49-69 Minuten lang sind. Zudem ist am 18. Mai im Jahre 2018 eine zweite Staffel erschienen und für 2019 ist eine Dritte geplant.

„Hannah Baker hat sich das Leben genommen. Nichts schien darauf hinzudeuten. Die Highschool-Schülerin war klug, sie war hübsch, und sie träumte von New York. Es schien, als stünde sie über all den Ränkespielen an ihrer Schule. Doch dieser Eindruck täuscht. In Wahrheit ertrug Hannah die Schmähungen und Gemeinheiten ihrer Mitschüler nicht mehr. Davon erzählt die Serie „13 Reasons Why“ - von enttäuschten Hoffnungen, Verrat und der Macht sozialer Medien.“7

Die Handlung wird von Hannah Baker selbst erzählt. Vor ihrem Tod hat sie sieben Kassetten aufgenommen, auf denen sie in sogenannten Flashbacks in jeder Folge einen Grund beziehungsweise eine Person nennt, die aus ihrer Sicht für ihren Selbstmord verantwortlich ist.

Clay Jenson, einer der Hauptcharaktere der Serie, erhält ein Paket mit diesen sieben Kassetten mit 13 bespielten Seiten. 13 Gründe warum, so der Originaltitel von Jay Ashers Debüt, und Clay war einer davon. Als der Schüler das Paket mit diesen Kassetten erhält, ahnt er nicht, dass sie sein Leben massiv beeinflussen werden, denn wie man später erfährt, war Hannah mehr als nur eine Arbeitskollegin und Klassenkameradin für ihn. Im weiteren Verlauf hört sich Clay die Kassetten an und geht an die Orte, über die Hannah in ihren Aufnahmen redet. Er erfährt viele düstere Geheimnisse aus Hannahs Leben, aber auch die von Menschen aus seinem Umfeld.

Die Handlung der Serie fährt zweigleisig. Sie zeigt Ausschnitte aus Hannah's Lebensweg, sowie aus der Gegenwart. Die Vergangenheit wird durch mehrere Flashbacks eingeblendet, wodurch man Hannah's Geschichten und die Situationen sieht, die sie beeinflusst haben. An der Schule sind viele Gerüchte über sie aufgekommen, die nicht der Wahrheit entsprachen, jedoch ihren Ruf geschädigt haben.8 Zudem hat Hannah sowohl unangenehme und unangebrachte Anspielungen auf ihr Äußeres, als auch sexuelle Belästigung bis hin zu einer Vergewaltigung erfahren.9 Des Weiteren hat sie sich für die Vergewaltigung ihrer ehemalig besten Freundin und für den Tod eines Mitschülers schuldig gefühlt. Beide Male hätte sie dies verhindern können.10 Abgesehen davon ist sie mehrmals von einem sogenannten Stalker fotografiert worden und hat sich deshalb selbst in ihrem Zuhause nicht mehr sicher gefühlt.11 Einer der ausschlaggebendsten Gründe sind die fehlenden sozialen Kontakte beziehungsweise das nicht Wahrnehmen ihres Unwohlseins von ihren Eltern, Clay und vor allem des Vertrauenslehrers. Nachdem sie ihm von den Suizidplänen und der Vergewaltigung erzählt hat, ist dieser nicht wirklich darauf eingegangen und hat nicht versucht sie davon abzuhalten.12

In der Gegenwart ist Clay dabei, die auf den Kassetten genannten Personen, bezüglich ihrer Taten gegenüber Hannah, zu konfrontieren. Auch diese haben die Bänder teilweise schon gehört und versuchen, die entsprechenden Geschichten zu verarbeiten. In der letzten Folge kommt es zu einem persönlichen Gespräch zwischen dem Vertrauenslehrer der Schule auf die Hannah gegangen ist und Clay. In dieser Szene wird in einem Flashback Hannah eingeblendet, die sich nach dem Gespräch mit dem Vertrauenslehrer die Pulsadern an beiden Händen aufschneidet. Die erste Staffel endet mit einem Gerichtsprozess, bei dem Hannahs Eltern gegen die Schule vorgehen.

3. Informationen zu Suizid

Der Begriff Suizid kommt aus dem Lateinischen von sui caedere und heißt wörtlich übersetzt sich töten.13 Synonym werden im normalen Sprachgebrauch auch die Begriffe Freitod und Selbstmord verwendet.14 Der Suizid ist eine „extreme Form der Problembewältigung“15, die der Suizidant dann in Erwägung zieht, wenn seine augenblickliche Lage so unerträglich geworden ist, dass er mit ihr nicht mehr zurecht kommt und „andere Lösungsmechanismen keinen Erfolg mehr versprechen.“16 Im Gegensatz zum Suizid wird der Suizidversuch, oder auch Parasuizid, genannt. Bei dem Suizidversuch bleibt es, wie das Wort vermuten lässt, nur bei dem Versuch sein Leben zu beenden. Kreitman definiert den Suizidversuch wie folgt:

„Ein selbstinitiiertes, gewolltes Verhalten eines Patienten, der sich verletzt oder eine Substanz in einer Menge nimmt, die die therapeutische Dosis oder ein gewöhnliches Konsumniveau übersteigt und davon welcher er glaubt, sie sei pharmakologisch wirksam.“17

Ein Suizidversuch löst oftmals in der Umwelt des Suizidanten die erwünschte Wirkung aus: Bei seinen Nächsten entstehen oft Schuldgefühle, sich nicht genug um ihn gekümmert zu haben. Dies kann in der Bereitschaft zu einer Verhaltensänderung bei den Mitmenschen führen. Meist hält diese Wirkung jedoch nur kurz an, so dass der Betroffene wieder einen Rückfall, in Form eines Suizidversuches erleidet.18 Suizidversuche sind in der Gruppe junger Menschen häufiger als in allen anderen Altersklassen vorzufinden. Dabei werden sie am häufigsten von jungen Frauen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren begangen.19 Eine suizidale Handlung ist oft mit zeitgleich eintretenden Ereignissen oder Um- ständen verknüpft. Zwar sind diese Faktoren nicht der alleinige Grund für den Suizid, aber sie können ihn auslösen. Die häufigsten Auslösefaktoren sind belastende Ereignisse, affektive und kognitive Veränderungen20, Alkohol- und anderer Drogenkonsum, psychische Störungen und Modelllerneffekte (das Nachahmen von berühmten suizidalen Persönlichkeiten)21 22. Außerdem werden Faktoren wie soziale Integration und Desintegration, Fehlen gemeinsamer Ziele und allgemeinverbindlicher sozialer Normen wie Zwang, Druck und soziale Einengung auch in der weiterführenden soziologischen Fachliteratur sowie der Sozialisationsforschung als Einflussfaktoren für die Entstehung von Suizidtendenzen angesehen.22,23

Die Statistik zeigt den Anstieg der Suizidraten in den USA von 1999 bis 2016, unterteilt in die einzelnen Bundesstaaten. Auffällig ist, dass in ca. ein Drittel der Staaten die Suizidraten um 35 bis zu 60 Prozent gestiegen sind.

Die Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Suizidraten in den USA

4. Der Suizid in Staffel 1, Episode 13

Die Szene spielt sich im Bad der Familie Baker ab. Hannah sitzt angezogen in einer mit Wasser gefüllten Badewanne und schneidet sich an beiden Händen die Pulsadern auf. Es ist die Suizidszene, welche im Anschluss auf ver­schiedene Gestaltungsmittel und Wirkungen untersucht wird.

4.1 Kamera

Die Kamera ist eines der grundlegendsten Elemente des Films, wenn nicht sogar das Wichtigste. Mit ihr ist das Zeitalter des Films geboren und heutzutage ist sie natürlich nicht wegzudenken, denn sie entscheidet, was der Konsument in jeglicher Art des Films zu sehen bekommt und führt dies szenenspezifisch aus. Ob die Kameraarbeit in einem Film gelungen oder gescheitert ist, kann objektiv schwer beurteilt werden, da dies eine subjektive Meinung ist und sich von Individuum zu Individuum unterscheidet. Fest steht jedenfalls, dass es einige gewünschte Effekte hinter bestimmten Gestaltungsmitteln gibt. Die Operatoren belaufen sich hierbei auf Kamerabewegungen, Einstellungsgrößen, Kameraperspektiven, Geschwindigkeit und dem Schnitt, beziehungsweise der Montage.24 Diese Operatoren werden in diesem Kapitel an der Suizidszene herausgearbeitet und genauer betrachtet.

[...]


1 Internetzitat; Jacobs, S.: „Tote Mädchen lügen nicht: 13 Reasons Why“

2 Internetzitat; Schneider, A.: „13 Reasons Why: Deutsche Verbände warnen vor der Netflix-Serie“

3 zu weiteren Informationen zur Meinung der DGPPN und DGKJP zum Thema, siehe Link im Literaturverzeichnis

4 siehe Kapitel 5 Fazit

5 Vgl. Internetquelle, „Cast Tote Mädchen lügen nicht S01“

6 Jay Asher „Thirteen Reasons Why“, 2007; Übersetzung ins Deutsche „Tote Mädchen lügen nicht“, 2009

7 Internetzitat; Wenge, J.: „Botschaften eines verzweifelten Mädchens“

8 Vgl. „Tote Mädchen lügen nicht“, Episoden 1,3,5,8

9 Vgl. „Tote Mädchen lügen nicht“, Episoden 2,6,12

10 Vgl. „Tote Mädchen lügen nicht“, Episoden 10,11

11 Vgl. „Tote Mädchen lügen nicht“, Episode 4

12 Vgl. „Tote Mädchen lügen nicht“, Episoden 7,9,13

13 Vgl. Bronisch, T.: Der Suizid: Ursachen, Warnsignale, Präventionen, 2014, B.S.11

14 Vgl. Bronisch, T.: Der Suizid: Ursachen, Warnsignale, Präventionen, 2014, B.S.11

15 Buchzitat, Bründel, H.: Suizidgefährdete Jugendliche, 1993, S.23

16 Buchzitat, Bründel, H.: Suizidgefährdete Jugendliche, 1993, S.23

17 Buchzitat, Kreitman, N., Bronisch, T. (Hrsg.): Der Suizid: Ursachen, Warnsignale, Präventionen, 1995, S.13

18 Vgl. Bründel, H.: Suizidgefährdete Jugendliche,1993, S.42

19 Vgl. Bronisch, T.: Der Suizid: Ursachen, Warnsignale, Präventionen, 2014, B.S.22

20 Gruppe v. psychischen Störungen, gemeinsame klinisch bedeutende Veränderung der Stimmungslage und Veränderung der Belastbarkeit

21 Vgl. Joosten, K.: Todessehnsucht bei Kindern und Jugendlichen: Prävention und Hilfen für Angehörige und Schulen, 2014, B.S.36,38 (siehe Onlinedokumente)

22 Vgl. Wellhöfer, Hurrelmann & Ulrich; Bründel, H. (Hrsg.): Suizidgefährdete Jugendliche, 1993, B.S.45

23 Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in den Büchern „Suizidgefährdete Jugendliche“ und „Der Suizid: Ursachen, Warnsignale, Prävention“

24 Vgl. Internetquelle; Frick, T.: „Elemente der filmischen Gestaltung“, S.1-6

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Moral der Kunstform Film und die Darstellung von Suizid am Beispiel "Tote Mädchen lügen nicht"
Note
1,3
Jahr
2018
Seiten
23
Katalognummer
V1140250
ISBN (eBook)
9783346516633
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Film 13 Reasons Why Tote Mädchen lügen nicht Suizid Analyse Moral Filmanalyse Filmmusik
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Moral der Kunstform Film und die Darstellung von Suizid am Beispiel "Tote Mädchen lügen nicht", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1140250

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