Die Rahmenbedingungen für Versicherungsunternehmen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Die Versicherungsbranche war gekennzeichnet von volatilen Kapitalmärkten, sinkenden Zinsen, einer steigenden Zahl von Großschäden und der beschleunigten Deregulierung des Versicherungsmarktes. Folge dieser Marktveränderungen war eine sinkende Eigenkapitalbasis vieler Versicherungsunternehmen, wodurch die Solvabilität einiger Versicherer gefährdet war. Unter dem Begriff Solvabilität (abgeleitet vom französischen Wort solvabilité für Zahlungsfähigkeit bzw. Solvenz) versteht man die Fähigkeit eines Versicherungsunternehmens, die durch den Abschluss von Versicherungsverträgen eingegangenen Verpflichtungen erfüllen zu können. Damit Versicherungsunternehmen trotz dieser schwierigen Bedingungen auch weiterhin eine ausreichende Eigenkapitalausstattung gewährleisten können, wurde Anfang des Jahres 2000 das Projekt Solvency II initiiert. Mit diesem neuen Aufsichtsmodell sollen die bisherigen Solvabilitätsrichtlinien modernisiert und neue Kapitalanforderungen für Versicherungsunternehmen bestimmt werden. Gemäß Solvency II sind die Risiken von Versicherungsunternehmen umfassend, realistisch und zeitnah darzustellen und mit ausreichend Eigenkapital zu unterlegen, immer vor dem Hintergrund eine hohe Sicherheit für Versicherungsnehmer zu gewährleisten. Demnach richtet sich die Eigenkapitalanforderung von Versicherungsunternehmen durch Solvency II nicht mehr nach der Höhe der eingenommenen Prämien, sondern nach den tatsächlichen Risiken. Eine weitere Intention von Solvency II ist die europaweite Vereinheitlichung nationaler Aufsichtssysteme. Die europäische Kommission strebt dabei eine maximale Harmonisierung (‚level playing field') an, welche Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der europäischen Union so weit wie möglich vermeidet und ergänzende Regelungen der Einzelstaaten überflüssig macht. Im Juli 2007 wurde von der EU-Kommission nach mehrjähriger Vorarbeit ein Richtlinienentwurf für das neue Solvabilitätssystem vorgelegt, bis 2010 sollen die neuen Regelungen endgültig in Kraft treten.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- PROBLEMSTELLUNG
- AUFBAU UND ABGRENZUNG DER ARBEIT
- AUSGANGSSITUATION FÜR DIE ERSTELLUNG VON SOLVENCY II
- RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR VERSICHERUNGSUNTERNEHMEN
- GRÜNDE FÜR DIE NOTWENDIGKEIT EINES NEUEN AUFSICHTSMODELLS
- CHRONOLOGIE BIS ZUR ENTWICKLUNG VON SOLVENCY II
- Müller-Report
- Wesentliche Änderungen durch Solvency I
- DIE VIER STUFEN DES LAMFALUSSY-VERFAHRENS
- RISIKEN VON VERSICHERUNGSUNTERNEHMEN UND INHALTE VON SOLVENCY II
- DARSTELLUNG DER RISIKOSITUATION VON VERSICHERUNGSUNTERNEHMEN
- BESCHREIBUNG DER INHALTE VON SOLVENCY II
- VERGLEICH ZWISCHEN SOLVENCY II UND BASEL II
- Gemeinsamkeiten der neuen Aufsichtsmodelle
- Unterschiede zwischen Basel II und Solvency II
- ERLÄUTERUNG DER AUSWIRKUNGEN VON SOLVENCY II AUF DAS VERSICHERUNGSGESCHÄFT
- AUSWIRKUNGSSTUDIEN VON CEIOPS (QIS)
- Feldstudie 1 (QIS 1)
- Feldstudie 2 (QIS 2)
- Feldstudie 3 (QIS 3)
- BEDEUTUNG VON SOLVENCY II FÜR DIE LEBENSVERSICHERUNG
- RÜCKVERSICHERUNG UND SOLVENCY II
- INTERNATIONALE MODELLE ZUR MESSUNG DER SOLVABILITÄT
- VERSCHIEDENE ARTEN VON STANDARDMODELLEN
- DARSTELLUNG VON INTERNATIONALEN STANDARDMODELLEN
- Deutschland: GDV-Modell
- Niederländisches Modell
- Großbritannien: Enhanced Capital Requirements/Individual Capital Adequacy Standards
- Schweiz: Swiss Solvency Test
- USA: Risk Based Capital System
- ANFORDERUNGEN AN INTERNE MODELLE
- SCHLUSSBETRACHTUNG
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der neuen europäischen Solvenzrichtlinie Solvency II und analysiert deren Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft. Ziel ist es, die Regulierung im Detail zu beleuchten, die Risiken von Versicherungsunternehmen zu betrachten und die Auswirkungen von Solvency II auf das Versicherungsgeschäft zu untersuchen.
- Die Regulierung der Versicherungswirtschaft durch Solvency II
- Die Risikobereiche von Versicherungsunternehmen
- Die Auswirkungen von Solvency II auf das Versicherungsgeschäft
- Die Bedeutung von Solvency II für die Lebensversicherung
- Internationale Modelle zur Messung der Solvabilität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Solvency II ein und definiert die Problemstellung der Arbeit. Sie erläutert den Aufbau und die Abgrenzung der Arbeit.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Ausgangssituation für die Entwicklung von Solvency II. Es werden die rechtlichen Rahmenbedingungen für Versicherungsunternehmen, die Gründe für die Notwendigkeit eines neuen Aufsichtsmodells und die Chronologie bis zur Entwicklung von Solvency II dargestellt.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den Risiken von Versicherungsunternehmen und den Inhalten von Solvency II. Es beschreibt die Risikokategorien von Versicherungsunternehmen und erläutert die Inhalte der Solvency II-Richtlinie.
Das vierte Kapitel analysiert die Auswirkungen von Solvency II auf das Versicherungsgeschäft. Es werden Auswirkungsstudien von CEIOPS (QIS) vorgestellt und die Bedeutung von Solvency II für die Lebensversicherung sowie die Rückversicherung beleuchtet.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit internationalen Modellen zur Messung der Solvabilität. Es werden verschiedene Arten von Standardmodellen vorgestellt und internationale Standardmodelle wie das GDV-Modell, das niederländische Modell, das britische Modell, der Swiss Solvency Test und das US-amerikanische Risk Based Capital System erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Solvency II, Versicherungswirtschaft, Aufsichtsrecht, Risikomanagement, Solvabilität, Lebensversicherung, Rückversicherung, internationale Modelle, Standardmodelle, GDV-Modell, niederländisches Modell, britisches Modell, Swiss Solvency Test, Risk Based Capital System.
- Quote paper
- Daniela Unger (Author), 2007, Solvency II – eine große Herausforderung für die Versicherungswirtschaft?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114039