Wie genau kommen die Pole Heilige und Hexe in Schillers „Jungfrau von Orleans“ überhaupt zum Vorschein und wie wird Johanna zwischen diesen beiden Polen eingeordnet? Wer sieht sie als eine Hexe und wer als eine Heilige? Um diese Frage zu beantworten, wird im ersten Teil dieser Arbeit die grundsätzliche Ambivalenz der Protagonistin Johanna anhand von ausgewählten Textstellen herausgearbeitet, die dafür sorgen, dass sie in Schillers Bühnenstück entweder als Heilige oder Hexe erscheint. Im zweiten Analyseteil wird dann erarbeitet, wie Johanna durch die anderen Figuren des Dramas zwischen den Polen Heilige und Hexe eingeordnet wird. Dabei werden zum einen die Einordnungen und die Perspektiven des französischen Hofes und der englischen Soldaten gegenüber Johanna dargestellt und zum anderen auch die Ursachen und Gründe dieser jeweiligen Einordnungen erarbeitet.
Das Schicksal der Jeanne d'Arc zeigt, wie gänzlich unterschiedlich sie von den Zeitgenossen aufgefasst wurde. Dabei interpretierten die einen die Stimmen, die das dreizehnjährige Mädchen zu hören behauptete und die sie dazu aufgefordert haben, ins Kriegsgeschehen des Hundertjährigen Krieges einzugreifen, um Frankreich von den Engländern zu befreien, als göttlich und die anderen als ketzerisch, sodass sie sowohl zu einer Heiligen als auch zu einer Hexe stilisiert wurde. Genau diesen historischen Stoff der Jeanne d'Arc verarbeitete auch Friedrich Schiller in seinem Drama Die Jungfrau von Orleans. Jedoch ist zu beachten, dass in der Forschung betont wird, dass Schiller mit seinem Bühnenwerk und seiner Protagonisten Johanna in zahlreichen Punkten von der historischen Realität zugunsten der dichterischen Freiheit abweicht, indem er beispielsweise Johanna nicht auf dem Scheiterhaufen, sondern auf dem Schlachtfeld sterben lässt. Nichtsdestotrotz ist eine „der hermeneutischen Oppositionen, die das Stück dominieren, […] die zwischen ‚Heilige‘ und ‚Hexe‘“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Heilige oder Hexe?
- Einordnung Johannas durch die anderen Figuren...
- Fazit..
- Literaturverzeichnis...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die ambivalente Darstellung der Protagonistin Johanna in Schillers Drama „Die Jungfrau von Orleans“. Ziel ist es, die Frage zu beantworten, wie Johanna zwischen den Polen Heilige und Hexe eingeordnet wird. Dazu wird analysiert, wie die Ambivalenz durch Textstellen, Figurenrede und thematische Anspielungen im Stück erzeugt wird.
- Ambivalenz der Protagonistin Johanna
- Einordnung Johannas durch die Figuren
- Darstellung der Sendung Johannas
- Heilige und Hexe als gegensätzliche Pole
- Schillers Abweichung von der historischen Realität
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der ambivalenten Wahrnehmung der historischen Jeanne d'Arc ein. Sie stellt Schillers Dramatisierung des Stoffes vor und betont die Abweichungen vom historischen Vorbild.
Heilige oder Hexe?
Dieses Kapitel analysiert die Ambivalenz der Protagonistin Johanna anhand des Bühnenbildes und der Textstellen im Prolog. Es werden Johannas Handlungen und Äußerungen im Kontext der christlichen und heidnischen Symbole des Prologs untersucht.
Einordnung Johannas durch die anderen Figuren...
Im dritten Kapitel wird analysiert, wie die anderen Figuren Johannas zwischen den Polen Heilige und Hexe einordnen. Dabei werden die Perspektiven des französischen Hofes und der englischen Soldaten sowie die Ursachen und Gründe ihrer Einordnungen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Schillers „Jungfrau von Orleans“, Jeanne d'Arc, Heilige, Hexe, Ambivalenz, Sendung, Figurenrede, Projektionsfigur, Ambivalenz, historische Realität, dramatische Freiheit.
- Arbeit zitieren
- Martin Michalski (Autor:in), Wie wird Johanna in Schillers "Jungfrau von Orleans" zwischen den Polen Heilige und Hexe eingeordnet?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1140698