Mit Le Rouge et le Noir tut Stendhal, der eigentlich Henri Beyle heißt, das Seinige dazu, um dem Realismus, genauer dem realistischen Roman, in Frankreich den Weg zu ebnen. Ein Thema, das zuvor niemals vorkam, nämlich das Leben eines bürgerlichen Helden, wird durch Stendhal etabliert. Der „kleine Mann“, dessen Dasein von Arbeit und somit vom Gelderwerb geprägt ist, gewinnt an Bedeutung. Die Wirklichkeit, die in das Leben der Menschen hineindringt und die Hindernisse, die den Plan des Protagonisten oftmals durchkreuzen, werden dargestellt. Der Roman soll zum Spiegel der Realität werden. Doch wie zeigt sich diese Prämisse in Le Rouge et le Noir? Stendhal schreibt diesen Roman in einem Übergangsstadium von der Romantik zum Realismus, den er selbst noch nicht einmal so genannt hat. Er selbst weiß, dass er die Anforderung an den Roman, die Gesellschaft zu spiegeln, so wie sie ist, nicht immer erfüllt. Julien Sorel ist der Prototyp des Aufsteigers aus dem Proletariat, wie er typisch für die Epoche ist. Doch gleichzeitig findet man in ihm auch etwas Allgemeingültiges, etwas, das über die simple Figur hinausragt. Er ist ein Ausnahmemensch, der nicht einmal im Angesicht des Todes eine triviale Lösung sucht. Mathilde de La Mole bildet Juliens weibliches Pendant, was gerade die Beziehung der beiden zueinander so interessant macht. Auch sie dürfte es in der Zeit der Restauration streng genommen nicht geben. Die Seelengröße und Leidenschaften, die diese beiden Protagonisten auszeichnen, passen nicht in diese Zeit. Stendhal schreibt einerseits realistisch, andrerseits überhöht er Sachverhalte, um einen größeren Effekt zu erzeugen, was vor allem bei Mathilde und Julien klar wird. Doch trotz ihrer besonderen, romantischen Charaktere werden die Tiefe der menschlichen Seele, die psychologischen Komponenten, die das Handeln eines Menschen lenken, und auch dessen Umfeld, das ihn beeinflusst, bis ins Detail in der Liebesaffäre der beiden jungen Leute deutlich gemacht. Ihre Beziehung ist nicht linear, sondern von zahlreichen Faktoren bestimmt, die sie in ihren Gefühlen immer wieder hin und her werfen, was es nicht nur teilweise dem Leser, sondern auch manchmal ihnen selbst schwer macht, die Situation klar zu überblicken. Hilfreich ist es hierfür, sich mit der Motivation für die Liebesaffäre und den Lebensvorstellungen der Protagonisten, die in ihrem Charakter begründet sind, zu beschäftigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Julien und der Ergeiz
- Juliens Schwierigkeiten sich zu verlieben
- Juliens Minderwertigkeitsgefühl gegenüber der Aristokratie
- Der Beginn von Juliens Feldzug
- Die russische Politik
- « Mon roman est fini »
- Mathilde und die Flucht aus der Langeweile
- Mathildes Liebe als Farce
- Mathildes Liebe als Lebensinhalt
- Exkurs: Das Heiratsverhalten der Aristokratie zu Stendhals Zeit und Rückbezüge zu Julien und Mathilde
- De l'amour und die Arten der Liebe bei Mathilde und Julien
- Das Herr Knecht Verhältnis
- Mathilde und Madame de Rênal als Konkurrentinnen
- Schluss
- Inhaltsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Beziehung zwischen Julien Sorel und Mathilde de La Mole in Stendhals Roman „Le Rouge et le Noir“. Sie untersucht die komplexen Dynamiken ihrer Liebe, die von gesellschaftlichen Normen, persönlichen Ambitionen und unterschiedlichen Lebensentwürfen geprägt ist. Der Fokus liegt auf der Darstellung der beiden Protagonisten, ihrer Motivationen und der Herausforderungen, die sie in ihrer Beziehung bewältigen müssen.
- Die Rolle des Ehrgeizes und der sozialen Ungleichheit in der Beziehung zwischen Julien und Mathilde
- Die unterschiedlichen Konzepte von Liebe und Leidenschaft bei den beiden Protagonisten
- Die Auswirkungen der gesellschaftlichen Normen und Erwartungen auf die Beziehung
- Die psychologischen Aspekte der Beziehung und die inneren Konflikte der Protagonisten
- Die literarische Bedeutung von „Le Rouge et le Noir“ im Kontext des französischen Realismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman „Le Rouge et le Noir“ im Kontext des französischen Realismus vor und beleuchtet die Bedeutung des bürgerlichen Helden und die Darstellung der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Sie führt die beiden Protagonisten, Julien Sorel und Mathilde de La Mole, ein und skizziert die Besonderheiten ihrer Beziehung.
Das Kapitel „Julien und der Ergeiz“ analysiert Juliens Motivationen und sein Streben nach sozialem Aufstieg. Es beleuchtet seine Schwierigkeiten, sich in Mathilde zu verlieben, sein Minderwertigkeitsgefühl gegenüber der Aristokratie und seinen strategischen Umgang mit der Beziehung. Dieses Kapitel untersucht auch Juliens Ehrgeiz und seine Bereitschaft, alles zu riskieren, um seine Ziele zu erreichen.
Das Kapitel „Mathilde und die Flucht aus der Langeweile“ befasst sich mit Mathildes Motivationen und ihrer Suche nach Sinn und Erfüllung. Es analysiert ihre Liebe zu Julien als eine Form der Flucht aus der Langeweile und der gesellschaftlichen Enge. Dieses Kapitel beleuchtet auch Mathildes Sehnsucht nach einer leidenschaftlichen Liebe und ihre Bereitschaft, gesellschaftliche Konventionen zu brechen.
Der Exkurs „Das Heiratsverhalten der Aristokratie zu Stendhals Zeit und Rückbezüge zu Julien und Mathilde“ beleuchtet die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen, die die Beziehung zwischen Julien und Mathilde beeinflussen. Es analysiert die Rolle der Heirat in der Aristokratie und die Herausforderungen, die Julien und Mathilde aufgrund ihrer unterschiedlichen sozialen Positionen bewältigen müssen.
Das Kapitel „De l'amour und die Arten der Liebe bei Mathilde und Julien“ untersucht die unterschiedlichen Konzepte von Liebe und Leidenschaft bei den beiden Protagonisten. Es analysiert das Herr-Knecht-Verhältnis, das sich zwischen ihnen entwickelt, und die Konkurrenz zwischen Mathilde und Madame de Rênal um Juliens Aufmerksamkeit. Dieses Kapitel beleuchtet auch die psychologischen Aspekte der Beziehung und die inneren Konflikte der Protagonisten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den französischen Realismus, „Le Rouge et le Noir“, Julien Sorel, Mathilde de La Mole, Liebe, Leidenschaft, Ehrgeiz, soziale Ungleichheit, gesellschaftliche Normen, psychologische Aspekte, literarische Analyse.
- Arbeit zitieren
- Julia Przybilla (Autor:in), 2005, Le Rouge et le Noir: Die Beziehung zwischen Julien und Mathilde, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114157