Geldschöpfung aus dem Nichts


Studienarbeit, 2020

22 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

Inhalt

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

0 Übersicht
0.1 Motivation
0.2 Zielsetzung
0.3 Kapitelübersicht

1 Bedeutung „Geldschöpfung aus dem Nichts“
1.1 Fallbeispiel zur Geldschöpfung

2 Wie kommt das Geld in die Welt
2.1 Wie wirtschaftet eine Bank
2.1.1 Fallbeispiel
2.2 Unterschied von Bargeld und Girageld für Banken

3 Ausblick auf die Abschaffung von Bargeld
3.1 Geschichtlicher Rückblick zur Entstehung von Bargeld
3.2 Ländervergleich mit Bargeldeinschränkungen
3.3 Mögliche Motivation zur Abschaffung von Bargeld
3.4 Maßnahmen zur Umsetzung der Bargeldabschaffung
3.5 Folgen eines Bargeldverbotes für unsere Gesellschaft
3.6 Alternativen zu Bargeld
3.7 Kritikpunkte der Bargeldabschaffung
3.7.1 Bargeldverbot und die Inflation
3.7.2 Bargeldverbot und Negativzinsen

4 Ergebnisse
4.1 Bargeldabschaffung und die Geldschöpfung aus dem Nichts

Quellenangaben

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Geld aus dem Nichts; Quelle: FAZ net, 05.02.2012

Abbildung 2: Der Kreditrahmen eines Interbank-Kreditkontos wurde gerissen:

Abbildung 3: Darstellung der Konten nach Überweisung von Zentralbank-Geld; Quelle: Peds Ansichten, 2015

Abbildung 4: Studie der ING 2019; Quelle: ING International, 2019

Abbildung 5: Umfrage zur Bargeldverwendung der ING, Mai 2020; Quelle: ING International, 2020

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

0 Übersicht

Im einleitenden Kapitel werden die Motivation und die Aufgabenstellung dieser Arbeit besprochen. Gleichzeitig erfolgt ein kurzer Überblick zu den einzelnen Kapiteln.

0.1 Motivation

In erster Linie stellen wir uns die Frage, welche Auswirkungen eine mögliche Bargeldabschaffung für uns Bürger hätte, aber ebenso sollten wir uns die Frage stellen, welche Auswirkungen eine Welt ohne Bargeld auf unsere Banken hätte. Dies analysieren und diskutieren Ökonomen schon seit Jahren, da die Geldschöpfung der Banken ein davon stark betroffener Aspekt ist.

0.2 Zielsetzung

Die nachstehende Arbeit beschäftigt sich mit dem Zusammenhang der Geldschöpfung aus dem Nichts und der möglichen Abschaffung von Bargeld. Ziel ist es die Auswirkung und Folgen der Bargeldabschaffung und der Geldschöpfung zu analysieren.

0.3 Kapitelübersicht

Nach der Einleitung in Kapitel eins, indem die Bedeutung der Geldschöpfung aus dem Nichts erörtert wird, erfolgt im Kapitel zwei eine Darstellung der wirtschaftlichen Aspekte von Banken. Diese beiden Kapitel sollen das nötige Wissen vermitteln, welches der gesamten Arbeit als Grundlage dient. Kapitel drei beschäftigt sich mit der Bargeldabschaffung, hier sind auch mögliche Folgen und Alternativen angeführt, ebenso wie Maßnahmen und Kritikpunkte. Im letzten Kapitel wird schlussendlich das Resultat dieser Arbeit zusammengefasst.

1 Bedeutung „Geldschöpfung aus dem Nichts“

Das physische Geld als solches kommt ausschließlich aus der Zentralbank, welche in unserem Land die Österreichische Nationalbank ist, dort im neunten Wiener Gemeindebezirk werden sämtliche Geldscheine gedruckt und Münzen geprägt. Somit stammen alle in Österreich erzeugten Bargelder von eben dieser Nationalbank, da jeder anderen Bank das Drucken von Bargeld untersagt ist

Mit jeder Geldschöpfung wird die vorhandene Geldmenge in unserer Volkswirtschaft erhöht. Beim Großteil dieser Geldmenge handelt es sich um Giralgeld, welches sich wie der Name schon verrät in erster Linie auf unseren Girokonten befindet. Auf eben diesen Konten existiert die Geldmenge vorerst nur in elektronischer Form, erst nach einer Geldbehebung wird dieses zu Bargeld. Sämtliche Onlinezahlungsformen, sowie Bankomatzahlungen kommen bekanntlich ohne Bargeld aus, da es sich hierbei um elektronische Zahlungsformen handelt, für die es weder Scheine noch Münzen in physischer Form benötigt.

Wird einem Girokontobesitzer nun ein Kredit genehmigt, wird der Geldbetrag in Höhe des Kreditumfanges nun auf dessen Girokonto überwiesen, der Kontoinhaber hat nun mehr Geld zur Verfügung als vor der Kreditvergabe. Dieses Geld musste die Bank aber vorher nicht drucken, es wurde ausschließlich elektronisch in Form einer Überweisung erzeugt. Da Banken das Privileg besitzen, mit dieser Art der Kreditvergabe per Mausklick legal Geld erzeugen zu können, muss dieses auch nicht in Form von Bargeld in der selbigen vorhanden sein. Dieser Prozess der Geldschöpfung per Kreditvergabe ist, wie man sieht, nicht besonders schwer zu verstehen.

Die Banken „wirtschaften“ also mit dem Geld von Einlegern und Sparern und vergeben es in der Form von Krediten an andere Kunden weiter. Da natürlich nicht alle Sparer und Einleger ihr Geld gleichzeitig zurückfordern, dürfen die Banken aufgrund dessen mehr verleihen als sie besitzen, also neues Geld schöpfen

Um die Geldschöpfung der Banken zu kontrollieren, verlangt die Zentralbank, dass ein bestimmter Prozentsatz der Verbindlichkeiten einer Bank bei der Nationalbank als Guthaben zu halten ist. Diese Guthaben bezeichnet man als Mindestreserven bzw. den Prozentsatz, der als Guthaben gehalten werden muss, als Mindestreservensatz. Für verschiedene Arten von Verbindlichkeiten (z.B. Girokonten, Sparkonten) müssen verschieden hohe Mindestreserven gehalten werden. Durch Veränderung der Mindestreservensätze kann die Notenbank die Geldschöpfung der Banken kontrollieren. Die Mindestreserven sind ein Teil jener Sicherheitsreserven, die die Banken deshalb halten, um bei Bargeldabhebungen von Kunden genügend Geld zu Verfügung zu haben.

Das folgende Bild soll als Beispiel die oben beschriebene Erörterung anschaulich darstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Geld aus dem Nichts; Quelle: FAZ net, 05.02.2012

1.1 Fallbeispiel zur Geldschöpfung

Angenommen es werden 2000 Geldeinheiten auf ein Girokonto der Bank X eingezahlt. Bank X schreibt diesen Betrag gut und es wurden somit 2000 GE an Geschäftsbankengeld passiv geschaffen, über welche die Bank nun zusätzlich verfügt. Aus Erfahrung wissen die Banken jedoch, dass im Normalfall zur Aufrechterhaltung ihrer Liquidität, keine 100%ige Haltung der Barreserve erforderlich ist und ein niedriger Prozentsatz ausreicht. Der Einfachheit halber sei in diesem Beispiel unterstellt, dass der Mindestreservesatz für Sichtverbindlichkeiten 25% beträgt, die Kreditinstitute keine Überschussreserve halten wollen und über keinen Bestand an Zentralbankgeld (Banknoten und Münzen) verfügen. Nun ist durch die Einzahlung bei der Bank X eine Mindestreservepflicht von 500 GE und eine Überschussreserve von 1500 GE entstanden. Da die Bank keine Überschussreserve halten will, vergibt sie einen Kredit von 1500 GE an einen anderen Kunden, auf dessen Girokonto die 1500 GE gutgeschrieben werden. Durch diese Kreditvergabe hat die Bank X aktiv Geld geschaffen. (Issing, 2011)

Dieses Beispiel wird mit der Annahme, dass der Kreditnehmer der Bank X die 1500 GE auf sein Konto bei der Bank Y überweist, fortgesetzt. Bei der Bank Y werden somit passiv 1500 GE an Sichtdepositen geschaffen, und gleichzeitig hat sich der Zentralbankgeldbestand um diesen Betrag erhöht. Da für 1500 GE die Mindestreserve 375 GE beträgt, verfügt die Bank Y nun über eine Überschussreserve von 1125 GE. Mit dieser Überschussreserve kann die Bank Y wiederum Kredite vergeben und dadurch aktiv Geschäftsbankengeld schaffen. Unter den angeführten Voraussetzungen würde der Prozess der Geldschöpfung erst dann abgeschlossen sein, wenn die ursprüngliche Überschussreserve von 1500 GE zur Mindestreserve geworden ist. In diesem Beispiel müsste die zusätzliche Geldschöpfung 6000 GE betragen. Wenn das Geschäftsbankensystem jedoch Zentralbankgeld an den Nichtbankensektor „verliert“, indem ein Kunde sein Guthaben oder einen Teil davon abhebt und dieses Geld nicht in das Bankensystem zurückkehrt, kann die errechnete Summe der Geldschöpfung nicht erreicht werden. Da in einer Volkswirtschaft sowohl Bargeld als auch Geschäftsbankengeld parallel verwendet werden, sind solche Abzüge unumgänglich (Issing, 2011)

2 Wie kommt das Geld in die Welt

Um einem Kunden einen Kredit zu geben, braucht die Bank, wie schon im Kapitel eins erwähnt, noch nicht einmal die Spareinlage eines anderen Kunden aus ihrem Tresor zu holen. Sie schafft Geld aus nichts. Allerdings: Die Bank muss im Gegenzug für den Kredit Geld bei der Zentralbank deponieren - die sogenannte Mindestreserve. Sie ist viel kleiner als der Kredit: Lange Zeit betrug sie zwei Prozent des Kreditbetrags, gerade wurde sie auf ein Prozent gesenkt. Eine Bank, die 10.000 Euro Kredit vergeben will, braucht also 100 Euro Mindestreserve.

Die Bank muss auch dieses Geld nicht durch Spareinlagen ihrer Kunden aufbringen. Sie kann vielmehr ihrerseits von der Zentralbank Kredit bekommen. Dafür muss sie Sicherheiten hinterlegen, in der Regel Wertpapiere, und Zinsen zahlen.

Wenn das geborgte Geld früher oder später als Einlage bei einer (anderen) Bank landet, kann diese andere Bank damit auch einen Kredit vergeben. Das Bankensystem als Ganzes schafft so ein Vielfaches von dem Geld, das am Anfang stand. Ökonomen nennen das „multiple Geldschöpfung“.

Die Notenbank ist dabei der Regisseur. Sie hat zwei Steuerungsgrößen, mit denen sie den Prozess kontrollieren kann. Zum einen den Satz der Mindestreserve: Senkt sie ihn, können die Banken mehr Geld schaffen. Zum anderen den Zins, den sie von Banken für Kredite verlangt: Fordert sie mehr, halten die Banken sich mit den Ausleihungen tendenziell zurück.

Allerdings hängt die Frage, wie viel Geld die Banken schaffen, nicht allein von Zins und Mindestreserve ab. Es geht dabei ja am Ende um die Frage, wie viel Kredit sie vergeben. Läuft die Wirtschaft gut, wollen viele Firmen Kredit, und die Banken geben ihn gern, weil sie gute Geschäfte machen. Ist hingegen die Unsicherheit groß, sinkt die Kreditnachfrage, und auch die Banken sind vorsichtiger.

Letzteres ist im Augenblick der Fall: Die Zentralbank vergibt zuhauf billige Kredite an Banken - aber die halten sich mit der Geldschöpfung vornehm zurück.

Über das Wachstum der Geldmenge entscheiden also tatsächlich Banken, aber auch Privatleute und Unternehmen mit - je nachdem, in welchem Umfang sie Geld leihen oder verleihen. Dies ist in erster Linie nicht schlimm, solange die Zentralbank die Kontrolle behält.

Es gibt allerdings schon Debatten darüber, ob man nach den Erfahrungen der Bankenkrise die Geldschöpfung noch den Banken überlassen kann. Es wird darüber Diskutiert die Mindestreserve auf 100 Prozent hochzusetzen. Das würde bedeuten: Die Banken müssten für jeden Euro, den sie verleihen, einen Euro bei der Zentralbank hinterlegen. Damit hätte die Zentralbank die vollständige Kontrolle über die Geldschöpfung

Der Mainstream der Ökonomen aber hält das nicht für praktikabel. „Bei einer Mindestreserve von 100 Prozent würde das Bankensystem, wie wir es heute kennen, aufhören zu bestehen“, sagt Bankenprofessor Hans-Peter Burghof. Und Volker Wieland, Professor für Geldtheorie in Frankfurt, meint: „Man kann durchaus über die normale Zinspolitik das Geldmengenwachstum kontrollieren.“ Die Europäische Zentralbank habe genug Macht, für stabiles Geld zu sorgen. Sie müsse nur wollen.

2.1 Wie wirtschaftet eine Bank

Will eine Geschäftsbank wirtschaftlich bestehen, so muss, wie in jedem anderen gutgehführten Unternehmen das Verhältnis zwischen der Summe der Zahlungseingänge und der Summe der Zahlungsausgänge ausgeglichen oder im besten Fall positiv sein. Um diesen Umstand zu erreichen, müssen die Geschäftsbanken systembedingt miteinander kooperieren. Eine vollkommene Kooperation würde das optimale Ergebnis hervorbringen, in der Praxis ist dies aber nicht umsetzbar. Es wird immer Banken geben, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht daranhalten, weshalb bei ihnen eine positive Zahlungsbilanz gegenüber den anderen Banken entstehen würde. Eine positive Zahlungsbilanz der einen Geschäftsbank bedeutet automatisch eine negative Zahlungsbilanz bei einer oder mehreren anderen Geschäftsbanken, so entsteht eine Konkurrenz zwischen den Geschäftsbanken. Alle Geschäftsbanken versuchen eine positive Zahlungsbilanz zu erreichen, was praktisch nicht möglich ist.

Die großen Geschäftsbanken haben einen Vorteil gegenüber kleineren Banken, da sich bei ihnen infolge des hohen Anteils an Zahlungsströmen die Ein- und Auszahlungen in Anzahl und Summe automatisch ausgleichen, können sie mehr Werte aus der Gesellschaft abschöpfen, durch diesen Vorteil entsteht also ein Wettbewerb um die pure Größe der Geschäftsbank.

Einzelne Banken haben nun verschiedene Möglichkeiten eine positive Zahlungsbilanz zu erreichen.

Zum einen ist das die Gewinnung zusätzlicher Kunden, da jedes Bankkonto zusätzliche Zahlungseingänge mit sich bringt, hierzu werben die Banken mit Zinsversprechen und geringen Kontoführungsgebühren. Die Zinsaufwendungen will die Bank in Kooperation mit den anderen Banken aus ihrer Sicht wie aus dem „Nichts“ schöpfen.

Die Bank setzt also die Zinsgabe als Instrument im Konkurrenzkampf ein. Hierzu ist das Nutzenverhältnis zwischen einem höheren Zinssatz oder geringeren Kontoführungsgebühren und der Anzahl der neu hinzugewonnenen Kunden entscheidend. Vergibt sie mehr Zinsen oder erhebt geringere Kontoführungsgebühren gegenüber ihren Kunden, als die anderen Banken das tun, profitiert die konkurrierende Bank, im Gegensatz dazu führen höhere Zahlungseingänge infolge zusätzlicher Kunden bei ihr selbst zu sogenannten Interbank-Gutschriften von anderen Geschäftsbanken.

Eine weitere Möglichkeit um gegenüber der Konkurrenz zu bestehen, liegt darin die Bankkunden dazu zu bringen deren Geld in der Bank zu belassen, sei es in Form von Sparkonten, Wertpapieren oder anderen Anlegeformen. Indirekt ist auch die Kreditvergabe eine Möglichkeit für positive Zahlungsbilanzen, sofern die Unternehmenskreditnehmer deren künftiges Vermögen in der Bank anlegen. Geschäftsbanken profitieren auch von Kreditausfällen bei der Konkurrenz, denn immer dann, wenn bei den anderen Geschäftsbanken mehr Kreditausfälle auftreten, dann bekommt die andere Bank Gutschriften auf deren Interbank-Kreditkonten.

Die Struktur des heutigen Geldsystems ermöglicht es den Banken, infolge von Kreditausfällen bei anderen Banken einen direkten Vermögenszuwachs zu erzielen. In Kooperation mit anderen Banken können diese nun Geld entstehen lassen, denn solange sie Kredite vergeben und im gleichen Maße Kreditausfälle entstehen, bleiben alle Banken unbeschadet. Sie haben in dieser Situation keinen Vermögensschaden durch ausgefallene Kreditrückzahlungen.

Das allgemein als Vermögen definierte stellt sich bei genauer Betrachtung des Kreditfalls in einem ganz anderen Licht dar, denn die Forderungen gegenüber Kreditnehmern sind zum größten Teil kein Vermögen der Bank, da dieses ja mittels Girageld aus dem Nichts geschöpft wurden.

Letztendlich haben für Banken nur das Zentralbankgeld und das Interbankengeld als Vermögen eine Bedeutung. Alles andere ist nur dargestelltes Scheinvermögen.

2.1.1 Fallbeispiel

Bank 1 hat ihrem Kunden x einen Kredit über 150 tsd. Euro gewährt, der Betrag hat das Vermö­gen der Bank erhöht und gleichzeitig schuldet sie dem Kreditnehmer nun diesen Betrag. Folgerichtig wurden 150 tsd. Euro dem Girokonto des Kreditnehmers gutgeschrieben. Kunde x hat das Geld umgehend verwendet, um Investitionsgüter zu beschaffen. Den Kauf tätigt er beim Unternehmer y und so findet eine Abbuchung vom Girokonto des Kunden x und eine Gutschrift auf dem Girokonto des Kunden y statt. Kunde y hat jedoch sein Girokonto bei einer anderen Bank als Kunde x und so findet auch eine elektronische Abbuchung vom IBKK der Bank 2 bei Bank 1 und gleichzeitig eine Gutschrift vom IBKK der Bank 1 bei Bank 2 statt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Der Kreditrahmen eines Interbank-Kreditkontos wurde gerissen:

2.2 Unterschied von Bargeld und Girageld für Banken

Voraussetzung für das Entstehen unseres heutigen Geldes ist immer eine Schuld. Die Zentralbank, darf Geld nur herausgeben, wenn sich im Gegenzug die Geschäftsbanken bei ihr verschulden, in dem sie einen Kredit bei ihr aufnehmen und so Zentralbankgeld erhalten. Nach der Rückzahlung wird der Kredit gestrichen und das Zentralbankgeld wieder vernichtet. Da es sich hier um einen ständig wiederholenden Prozess handelt, gewährleistet eine gewisse Anzahl an Krediten, dass immer Zentralbankgeld bei den Geschäftsbanken vorhanden ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Darstellung der Konten nach Überweisung von Zentralbank-Geld; Quelle: Peds Ansichten, 2015

Zentralbankgeld können die Geschäftsbanken im Verhältnis 1:1 in Bargeld umwandeln, in dem ihr Guthaben auf ihrem Zentralbankkonto um den Betrag des erhaltenen Bargeldes vermindert wird. Das von der Zentralbank erhaltene Bargeld zahlen die Geschäftsbanken dann an ihre Kunden aus, sofern dessen Bankkonto ein Guthaben aufweist. Sollte dieses Kundenkonto nun kein Guthaben aufweisen, dann verhält sich die Bank zum Kunden gleichermaßen wie sich die Zentralbank zur Geschäftsbank verhält. Sie erhöhen das Guthaben auf dem Kundenkonto, wenn dieser sich bei ihnen verschuldet.

Also das Bargeld bekommt ein Bankkunde von seiner Geschäftsbank aufgrund eigener Schulden oder Schulden eines anderen bei dieser oder einer anderen Geschäftsbank. Da sich die Geschäftsbanken ihrerseits ja bei der Zentralbank verschulden, um das Bargeld von dieser zu erhalten, kommt dieses in direkter Linie von der Zentralbank über die Geschäftsbanken durch Verschuldung zum Bankkunden.

Nun ist es so, dass Bankkunden eher Girageld, als Bargeld verwenden, und dieses Girageld wird anders behandelt, als Bargeld. Die Geschäftsbanken müssen sich für die Menge an Girageld nur zu einem kleinen Teil bei der Zentralbank verschulden.

Wirtschaftsingenieur und Zukunftsforscher PD Dr. Dirk Solte spricht von mehr als der sechzig fachen Girageldmenge, die auf Grundlage der per Kredit aufgenommenen Zentralbankgeldmenge, von den Geschäftsbanken erzeugt werden kann.

Das Giralgeld auf unseren Kundenkonten basiert somit hauptsächlich auf Schulden von Bankkunden gegenüber Geschäftsbanken, für diese sich die Banken nur zu einem kleinen Teil selbst bei der Zentralbank weiter verschulden müssen. Das ist der heutige Erkenntnisstand der Entstehung von Geld.

Ein Kreditnehmer muss, um einen Kredit zu bekommen immer eine Leistung erbringen, dies kann beispielsweise für ein Unternehmen in Form eines Bauvorhabens sein oder für die Realisierung eines großen Projektes mit dem er wiederum Geld verdienen kann. Mit diesem Geld kann er schlussendlich den Kredit zurückbezahlen und darüber hinaus das Geld für eigene Zwecke verwenden. Für Banken dagegen ist das Erbringen von Leistungen nur nebensächlich.

Möchte eine Bank eine Leistung beziehen, so gibt sie dem Leistungserbringer, bzw. dem Unternehmen Girageld, dies kann man aus Sicht der Bank gut mit einem „Gutschein“ vergleichen. Das Unternehmen fordert dieses Girageld von der Bank aber nicht Form von Bargeld, sondern nutzt diesen „Gutschein“, also das Girageld weiter zur Verwendung. So wirtschaften verschiedene Kontonehmer, seien es nun Privatpersonen oder Unternehmen, immer mit „Gutscheinen“ und machen der Bank somit ein Geschenk.

Banken können solche „Geschenkgutscheine“ insofern an sich selbst ausstellen, weil sie mittels Girageld die Möglichkeit haben, Geld zu schöpfen, damit können Banken große Macht ausüben und ganze Volkswirtschaften in ihrem Sinne beeinflussen. Wenn die Banken ausreichend künstliches Geld herstellen, dann sind wir reich, wenn nicht, dann haben wir also ein Problem, dass sich spätestens dann bemerkbar machen würde, wenn alle Kreditnehmer gleichzeitig ihren Kredit abbezahlen oder ausschließlich nur mehr Bargeld beheben und verwenden würden.

3 Ausblick auf die Abschaffung von Bargeld

Im Gegensatz zu Girageld kann der Fluss des Bargeldes nicht im Detail beobachtet und kontrolliert werden. Da Bargeldbestände bei Kreditinstituten nicht zinsbringend sind und zudem zu Sicherheitsproblemen beispielsweise aufgrund eines Bankraubes führen können, halten die Banken im Regelfall nur sehr geringe Bargeldbestände vor.

Für viele Menschen liegt der Vorteil von physischen Banknoten oder Münzen darin, dass der jeweilige Inhaber von Bargeld nicht zurückverfolgt werden kann und Belege wie Rechnungen nicht zwingend ausgestellt werden müssen, ebenso bietet Bargeld dem Konsumenten eine Möglichkeit, die Vertraulichkeit seines Kaufverhaltens selbst durchzusetzen, ohne auf Datenschutz oder Zahlungsdienstleister wie zum Beispiel PayPal oder Cardcomplete angewiesen zu sein. Selbst bei einem Zusammenbruch der Elektrizität oder einem Netzwerkausfall ermöglicht Bargeld dem Konsumenten einen Einkauf zu tätigen, und in solchen Fällen bleibt eben ausschließlich Bargeld eine Zahlungsoption.

Befürworter einer bargeldlosen Wirtschaft nennen im Wesentlichen zwei Gründe für ihre Position. Das erste Argument ist vergleichsweise einleuchtend: Bargeld werde für illegale Aktivitäten bevorzugt verwendet, beispielsweise für das Reinwaschen von Drogengeld, bei der Steuerhinterziehung oder in der Schwarzarbeit. Ein Bargeld-Stopp würde dem einen Riegel vorschieben. Das zweite Argument ist komplizierter, es geht um die Geldpolitik der Zentralbanken. Wie in Kapitel eins und zwei beschrieben, funktioniert Geldpolitik im Wesentlichen nicht über Bargeld, sondern über “Buchgeld”, bzw. auch „Girageld“ genannt. Eine Zentralbank kann die Spar- und Kreditzinsen in gewissem Umfang steuern, in dem sie ihre Leitzinsen verändert. Im Euroraum sind die Zinsen nicht nur extrem tief, sie liegen teils sogar schon im Minus. Rutschen die Zinsen zu tief ins Minus, steigt für Verbraucher und Unternehmen der Anreiz, Geld nicht mehr auf ihr Konto zu stellen, sondern in Münzen und Geldscheinen zu horten. Das bedeutet: Bargeld begrenzt die Möglichkeiten einer Notenbank, in Krisenzeiten die Wirtschaft durch Negativzinsen - also superbilliges Geld - anzuschieben.

Ein wichtiges Argument von Gegnern der Bargeldabschaffung lautet, dass nicht nur Bargeld für illegale Aktivitäten verwendet wird. Als Beispiel werden häufig die “Bitcoins” genannt - das ist eine virtuelle Internetwährung, die nicht von Zentralbanken ausgegeben wird und sich ihrer Kontrolle entzieht. Mit Blick auf die Geldpolitik wird argumentiert, eine Abschaffung des Bargelds diene in erster Linie dazu, den Notenbanken ihren extrem lockeren und - so die Kritiker - verfehlten Krisenkurs zu erleichtern. Eine Folge von sehr niedrigen Zinsen oder gar negativen Zinsen ist nämlich, dass Sparer belastet und Kreditnehmer entlastet werden. Mit der Abschaffung des Bargelds würde den Sparern die Möglichkeit genommen, einer Entwertung ihrer Guthaben auszuweichen.

Wichtige Interessensvertreter der Bargeldabschaffung:

Zentral-Banken

Aufgrund der Schuldenkrise haben Zentralbanken ein Interesse an niedrigen Zinsen oder gar negativen Zinsen. Ohne Bargeld wäre dies einfacher durchsetzbar, sozusagen auf Knopfdruck.

Der Staat

Auch wenn er politisch unabhängig sein soll, so gibt es doch Verflechtungen mit Zentralbanken und systemrelevanten Geschäftsbanken, und somit ähnliche Interessenslagen. Eine wie auch immer geartete "Transaktionssteuer" oder "Bargeldsteuer" wäre einfacher durchzusetzen.

Geschäftsbanken

Gibt es kein Bargeld mehr, muss auch kein Bank-Run (=Bank-Ansturm auf Bargeldbehebungen) befürchtet werden, ein solcher kann eine Bank nämlich insolvent machen. Banken verfügen nicht Ansatzweise über das Bargeld, welches deren Kunden als Guthaben auf den Girakonten zur Verfügung haben. Die Bank muss dennoch immer Geld bereithalten, um Kunden auszuzahlen, wenn sie Bargeld abheben wollen, aber sie hätte nie genügend davon, um alle Kunden auszuzahlen.

Wenn alles Geld nur noch in digitaler Form auf Konten liegt, wären zudem auch Gebühren einfacher durchzusetzen.

3.1 Geschichtlicher Rückblick zur Entstehung von Bargeld

Selbst in primitivsten Gesellschaften fanden bereits nützliche und wertvolle Gegenstände als Zahlungsmittel Verwendung. Natural- oder Warengeld sind Oberbegriffe für diese Frühformen des „Geldes“. Dabei wurden im Laufe der Geschichte die unterschiedlichsten Dinge als Zahlungsmittel benutzt. Dazu zählen unter anderem Lebensmittel, Nutztiere, Waffen, Schmuck und Kleidung, ja sogar die Gehäuse von Schnecken, eben alles Brauchbare, dass man im Austausch für Leistungen oder eines Gegenstandes zum Tausch anbieten konnte, und woran das Gegenüber auch Interesse hatte.

Entscheidend sind die Funktionen des Geldes, unabhängig davon, in welcher Form sie sich darstellen. Geld dient als Mittel zum Tausch, als solches ist es, Maßstab für den Wert eines Gutes und es ermöglicht Werte über längere Zeit aufzubewahren. Geld ist Tauschmittel, Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel. Jedes Gut kann Geld sein, sobald es durch Gewohnheit oder soziale Übereinkunft und positive Erfahrung als solches akzeptiert wird. Die Voraussetzung dafür ist das Vertrauen in seinen Wert und seine Stabilität. (Geldmuseum der ÖNB 2018)

Der Übergang vom Barrengeld zum Münzgeld setzte ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. im kleinasiatischen Königreich Lydien unter König Alyattes II. (605-561 v. Chr.) ein. Bis heute ist umstritten, ob die ersten Prägungen aus Elektron - einer natürlichen Gold-Silberlegierung - als Barren oder schon als Münzen zu sehen sind. Die genormten und mit einem Bild versehenen Edelmetallstü­cke leiten jedenfalls zum Münzgeld über. Der legendäre König Kroisos (lat. Krösus, 555-541 v. Chr.) ließ als erster reine Gold- und Silbermünzen mit 16 verschiedenen Nominalen herstellen. Praktisch aus dem Nichts heraus begannen zahlreiche griechische Städte im 5. Jahrhundert v. Chr. mit der Münzprägung. (Geldmuseum der ÖNB 2018)

Die Monetarisierung des alten Griechenlands schritt rasch voran. Selbst Stadtstaaten, wie Sparta, die z.B. aus Silbermangel keine eigenen Münzen prägten, kamen nur noch bedingt ohne Münzgeld aus. Aber auch im täglichen Geschäftsverkehr setzte sich Münzgeld rasch durch. Aufzeichnungen zufolge trugen die Menschen die kleinen Silber- und Kupfermünzen im Mund mit sich.

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Geldschöpfung aus dem Nichts
Hochschule
Hochschule Mittweida (FH)
Veranstaltung
Grundlagen der VWL Mikroökonomie
Note
2,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
22
Katalognummer
V1141807
ISBN (eBook)
9783346518934
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geldschöpfung, nichts
Arbeit zitieren
Stefan Klöckl (Autor:in), 2020, Geldschöpfung aus dem Nichts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1141807

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