Factoring zur Steigerung der Unternehmensliquidität. Vor- und Nachteile sowie steuerrechtliche Aspekte


Essay, 2021

15 Seiten, Note: 2,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung…

2. Factoring…
2.1. Ablaufschritte des echten des Factorings

3. Factoring Vor- und Nachteile…
3.1. Factoring—Vorteile…
3.2. Factoring-Nachteile…

4. Steuerrechtliche Aspekte…
4.1. Bilanzierung beim unechten und echten Factoring.
4.2. Umsatzsteuer

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Eine mangelnde Liquidität ist einer der Hauptgründe für das Scheitern eines Unterneh- mens. Die Unternehmensfinanzierung und Sicherstellung ausreichender Liquidität ist für den unternehmerischen Erfolg unabdingbar. Die meisten Unternehmen finanzieren sich nach wie vor durch Kredite. Die strengeren Anforderungen der Banken machen es not- wendig, alternative Finanzierungen in Betracht zu ziehen.

Das Factoring, die Kapitalisierung noch nicht geltend gemachter Forderungen ist ein In- strument, die Unternehmensliquidität zu verbessern. In Deutschland gibt es bereits rund 250 Factoring-Anbieter. Das Interesse am Factoring besteht vor allem bei den Branchen Im- und Export, im verarbeitenden Gewerbe und beim Handel.

Es bietet eine gute Alternative, sich gegen Zahlungsausfälle abzusichern und eine schnelle Liquidität herbeizuführen. Vor allem Großkunden setzen oft ein langes Zah- lungsziel durch, dass sich negativ auf die Liquidität des Unternehmens auswirken kann. Das Angebot von Factoring Lösungen ist mittlerweile deutlich gewachsen und auch für kleinere Unternehmen mit einem geringeren Jahresumsatz zugänglich. Die Statistik zeigt einen andauernden Anstieg des Umsatzvolumens durch die Factoring-Branche. Im Jahr 2003 lag der Umsatz in Deutschland noch bei 35.082.000€. Im letzten Jahr lag der Umsatz schon bei 275.491.000€.1

Das Factoring hat seinen Ursprung schon im 19. Jahrhundert in den USA. Die Gründe dafür waren die Industrialisierung und der beginnende Welthandel. Der Begriff wird von den Faktoreien (Handelsniederlassungen) abgeleitet, welche im 18. Jahrhundert den Im- und Export mit den Kolonien abwickelten. Mit steigenden Umsätzen haben Unternehmen einen höheren Finanzmittelbedarf, der häufig die vereinbarten Kreditlinien übersteigt. So- mit sind andere Instrumente, wie das Factoring eine Möglichkeit, diese Mittel bereitzustellen.

In diesem Scientific Essay wird das allgemeine Modell des Factorings und dessen Ablauf erläutert. Als nächstes werden die Vor – und Nachteile des Factorings herausgearbeitet und kurz die steuerrechtlichen Aspekte der abgetretenen Forderungen erklärt. Abschließend werden in einem Fazit das Factoring und die damit verbundenen Chancen und Risi- ken zusammengefasst und kurz auf das Factoring in der aktuellen Corona-Krise einge- gangen.

2. Factoring

Das Factoring gehört zu der Außen- und Fremdfinanzierung. Bei den Finanzierungsformen wird zwischen der Innen- und Außenfinanzierung, sowie der Eigen- und Fremdfinanzierung unterschieden.

Bei der Innenfinanzierung kommt das Kapital aus dem eigenen Unternehmen, wie zum Beispiel aus erzielten Gewinnen oder Rückstellungen. Bei der Außenfinanzierung kommen die Finanzierungsmittel von externen Quellen. Ein Beispiel ist die Erhöhung der Einlagen eines Gesellschafters.

Die Eigenfinanzierung ist eine Finanzierung, bei der weiteres Eigenkapital bereitgestellt wird. Das Geld bleibt dauerhaft im Unternehmen. Zu der Eigenfinanzierung gehört auch die Erhöhung der Einlagen und die erzielten Gewinne. Bei der Fremdfinanzierung wird dem Unternehmen Fremdkapital zur Verfügung gestellt. Die Mittel bleiben nicht dauerhaft im Unternehmen und stehen ihm nur vorrübergehend zur Verfügung. Die Rückstellungen gehören ebenfalls zu der Fremdfinanzierung.

Das Factoring gehört zu der Fremdfinanzierung, weil es eine spezielle Form des Kredits ist. Durch die Factoring-Gesellschaft werden die offenen Verbindlichkeiten der Kunden im Voraus getilgt und später bei dem Schuldner eingefordert. Durch diesen Vorgang entsteht eine Vorleistung, die auch als Kredit bezeichnet wird.

Der Mechanismus des Factorings besteht darin, dass ein Unternehmen seine offenen For- derungen aus Lieferungen oder Leistungen an eine Finanzierungsgesellschaft verkauft. Die Finanzierungsgesellschaft wird mit dem Begriff Factor bezeichnet und das verkau- fende Unternehmen stellt den Anschlusskunden dar.2

Die Finanzierungsgesellschaft zahlt die Forderungsbeträge, unter Abzug von Kosten und eigenen Gebühren, sofort innerhalb von 48 Stunden an das die Forderung veräußernde Unternehmen aus.

Üblicherweise wird ein Anteil an Kosten in Höhe von 0,5 bis 2,5 Prozent der verkauften Forderungen einbehalten. Das Factoring stellt also eine Finanzierungsform dar, weil dem Unternehmen der Umsatz sofort zur Verfügung steht.3

Neben dem Forderungskauf bieten die Factoring-Gesellschaften auch die Verwaltung des Debitorenmanagements, sowie das Mahn- und Inkassowesen. Dies wird als Full-Service-Factoring bezeichnet. Eine weitere Art des Factorings ist das Inhouse-Factoring, welches bei Großunternehmen mit einem professionellen Debitorenmanagement erfolgt. Das Debitorenmanagement verbleibt bis zu einem speziellen Zeitpunkt bei dem Factoring-Kunden. Üblicherweise geht das Mahn- und Inkassowesen ab der zweiten Mahnung auf die Factoring-Gesellschaft über.

Es wird zwischen zwei Arten des Factorings, dem echten und unechten Factoring unter- schieden. Beim echten Factoring wird das Risiko des Forderungsausfalls auf den Factor übertragen. Der Anschlusskunde darf das vom Factor ausgezahlten Kapital in jedem Fall behalten. Es besteht keine Erstattungspflicht an den Factor, wenn der Schuldner seiner Zahlungspflicht nicht nachkommt.

Beim unechten Factoring übernimmt der Anschlusskunde das Risiko des Forderungsausfalls. Der Factor kann den ausgezahlten Geldbetrag zurückfordern, wenn die abgetretene Forderung von dem schuldenden Unternehmer nicht eingetrieben werden konnte. Das Unternehmen unterscheidet bei dem Factoring ob das offene oder stille Factoring in Anspruch genommen wird. Bei dem offenen Factoring werden die Kunden über den Verkauf der Forderungen an ein Factor informiert und begleichen die Forderungen direkt bei dem Factor. Bei dem stillen Factoring werden die Kunden darüber nicht in Kenntnis gesetzt und begleichen die Forderungen bei dem ursprünglichen Unternehmen. Der Anschlusskunde erstattet dann dem Factor das Kapital.4

Weitere Formen des Factorings sind das Import- und Export-Factoring. Bei dem Export-Factoring wird ein Vertrag zwischen einem Exportunternehmen, welches seinen Sitz im Inland hat, und einer inländischen Factoring-Gesellschaft über grenzüberschreitende Forderungen abgeschlossen. Das Import-Factoring bezeichnet den Vertragsschluss zwischen einem ausländischen Unternehmen und einer inländischen Factoring-Gesellschaft.

Darüber hinaus gibt es noch das Reverse Factoring und das B2C-Factoring. Das Reverse Factoring stellt eine Umkehrung des Factorings dar und ermöglicht die Vorfinanzierung des eigenen Wareneinkaufs zum Handel beziehungsweise der Fertigung von Handelsgütern. Durch diese Art von Factoring bezahlt das Unternehmen seine Rechnungen für benötigte Rohmaterialien oder Handelsprodukte erst, wenn die Lieferung der Waren an den Kunden ausgeführt wurde. Das Factoring-Unternehmen übernimmt die Rechnung des Lieferanten des Unternehmens, wodurch Skonti miteinbezogen werden können. Am Ende begleicht das Unternehmen die offene Forderung der Factoring-Gesellschaft zuzüglich der Gebühren.5

Das B2C-Factoring ist ein Geschäft mit privaten Endkunden. Unternehmen treten die Forderungen gegen private Endkunden an die Factoring-Gesellschaft ab, um sich vor Zahlungsausfällen privater Kunden zu schützen.

2.1. Ablaufschritte des echten Factorings

Der Ablauf des Factorings lässt sich in mehrere Schritte einteilen. Im ersten Schritt wird durch die Erbringung einer Lieferung oder Leistung durch das Unternehmen eine Forderung gegenüber einem Kunden begründet. Dann prüft die Factoring Gesellschaft die Bonität des Kunden und entscheidet über den Kauf der Forderung. Nach der Prüfung verkauft das Unternehmen seine Forderung an die Factoring Gesellschaft und die Forderung wird kurzfristig, innerhalb von 48 Stunden, abzüglich der Gebühren ausgezahlt. Der Factor ist nun Eigentümer der Forderung und muss die Einbringung weiterführen. Als nächstes begleicht der Kunde die offene Forderung. Einige Factoring Gesellschaft behalten einen Sicherheitseinbehalt ein, der nach dem Ausgleich der Forderung durch den Kunden ebenfalls ausgezahlt wird.

Abbildung 1: Ablaufschritte des echten Factorings

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

3. Factoring Vor- und Nachteile

3.1. Factoring-Vorteile

Der wesentliche Vorteil des Factorings ist die Verbesserung der Liquidität durch die zeitlich vorgezogene Auszahlung der Forderungen. Neben der Finanzierungsfunktion übernimmt der Factor optional auch Serviceleistungen. Der Unternehmer kann sowohl auf die Debitorenbuchhaltung als auch das Mahn- und Inkassowesen verzichten. In diesem Bereich können Kosten und Ressourcen eingespart werden.

Neben der zur Liquiditätsverbesserung trägt auch die Übertragung des Ausfallsrisikos beziehungsweise des Insolvenzrisikos des Kunden auf den Factor zur Planungssicherheit bei. Das stellt besonders in Zeiten, in denen sich die Zahlungsmoral der Kunden verschlechtert hat, einen entscheidenden Vorteil da. Wird eine Forderung uneinbringlich, so muss nicht der Unternehmer die Forderung als uneinbringlich gewinnmindernd ausbu- chen, sondern der Factor.6

Das Factoring-Unternehmen übernimmt des Weiteren die Bonitätsprüfung der Kunden. Es prüft regelmäßig die Bonität der Kunden und stellt damit ein Frühwarnsystem bereit. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Unternehmen mit der Liquidität auch in ungewissen wissenschaftlich schwierigen Zeiten planen kann. Die schnelle Liquidität kann es dem Unternehmen zusätzlich ermöglichen, bei seinen eigenen Lieferanten Skonti zu ziehen oder andere günstigeren Konditionen zu erreichen.

Diese Vorteile wiegen häufig schon die Factoring-Gebühren auf. Durch die schnelle Aus- zahlung werden außerdem die Eigenkapitalquote und das Banken-Ranking gestärkt. Die schnelle Liquidität wird generiert, ohne das Unternehmen in die Verschuldung zu treiben. Ein weiterer Vorteil bei Neukunden ist das Factoring, weil das Restrisiko auch nach einer erfolgreichen Bonitätsprüfung ausgeräumt wird.7

3.2. Factoring-Nachteile

Der größte Nachteil des Factorings sind die damit verbundenen Kosten, die der Factor zu Risikoabdeckung und Servicegewährleistung erheben muss. Ein entsprechender Zinssatz wird von den Forderungen einbehalten. Zu den Zinsen kommt noch die Servicegebühr für die oben genannten Leistungen, sowie die Delkrederegebühr. Die Delkrederegebühr behält der Factor als Versicherung gegen das Ausfallrisiko der Forderungen ein.

Eine Einschränkung ist, dass die meisten Factoring-Anbieter eine entsprechende Bonität der Kunden fordern und gegeben falls Kunden von der Forderungsabtretung ausgeschlossen werden. Für Branchen mit Kunden, die keine hohe Bonität nachweisen, eignet sich das Factoring nicht.

Bei dem offenen Factoring kann ebenfalls eine negative Einstellung des Kunden gegenüber dem Factoring ein Problem darstellen. Ein Risiko beim Verkauf der Forderungen an eine Factoring-Gesellschaft ist, dass es auf dem Markt viele bonitätsschwache Factoring-Gesellschaften gibt, aus der in der Vergangenheit einige Insolvenzen folgten. Dadurch verloren Factoring-Kunden viel Geld, wenn die Sicherheitseinbehalte nicht mehr ausgezahlt wurden.

Ist ein Ausstieg auch der Factoring-Finanzierung geplant, hat das Unternehmen entspre- chende Rücklagen zu bilden. Denn durch den Ausstieg können Liquiditätslücken entste- hen. Das Factoring birgt also eine gewisse Abhängigkeit.8

4. Steuerrechtliche Aspekte

4.1. Bilanzierung beim unechten und echten Factoring

Die steuerbilanzielle Behandlung der verkauften Forderungen wird durch den § 39 AO festgelegt. Über die bilanzielle Behandlung Factorings gibt es noch keine Entscheidung von dem BFH. Daher wird sich auf die Rechtsprechung des BGH über die Abgrenzung zwischen unechtem und echtem Factoring bezogen. Bei dem echten Factoring wird die Forderung nach Abtretung bei dem Factor bilanziert. Die Forderung scheidet aus der Bilanz des verkaufenden Unternehmens aus. Die Voraussetzung dafür ist, dass der verkau- fende Unternehmer den erreichten Verkaufspreis für die abgetretenen Forderungen behalten darf, auch wenn die Forderung beim Factor durch den Kunden uneinbringlich geworden ist. Bei dem unechten Factoring wird die abgetretene Forderung beim Verkäufer bis zur Zahlung oder Feststellung der Uneinbringlichkeit bilanziert. Bis zur Tilgung der Forderung wird die Auszahlung des Factors als Verbindlichkeit passiviert.9

4.2. Umsatzsteuer

Die Umsatzsteuerlich wird bei dem echten und unechten Factoring kein Unterschied ge- macht. Zivilrechtlich stellt das echte Factoring einen Forderungsverkauf dar. Umsatzsteu- errechtlich erbringt der Factor jedoch hierbei eine steuerpflichtige Leistung, im Sinne ei- nes Dienstleistungsumsatzes an den verkaufenden Unternehmer. Die Voraussetzung für das umsatzsteuerrechtliche Factoring ist, dass der Factor die Eintreibung der Forderung durchführt. Bei dem verkaufenden Unternehmer erfolgt keine Leistung.

Wird das unechte Factoring durchgeführt, so erzeugt der Factor durch den Kauf der For- derungen zwar eine sonstige Leistung, aber keine Factoring-Leistung.

[...]


1 Vgl. Statista , Umsatzvolumen der deutschen Factoring-Branche von 2003 bis 2019, 2020

2 Vgl. Leicht, Factoring, 2020, Rn. 1-15.

3 Vgl. Leicht, Factoring, 2020, Rn. 1-15.

4 Vgl. Fischl/ Dashkevich, Liquiditätsbeschaffung durch Innenfinanzierung, 2018.

5 Vgl. Hartenberger, Reverse-Factoring-Transaktionen, 2020, Rn. 510-515.

6 Vgl. Grabe/ Vanini , Factoring, 2010.

7 Vgl. Grabe/ Vanini , Factoring, 2010.

8 Vgl. Grabe/ Vanini , Factoring, 2010.

9 Vgl. Lüdicke/ Sistermann, § 9 Steuerliche Behandlung von Fremdkapitalmaßnahmen, Rn. 149-154, 2018.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Factoring zur Steigerung der Unternehmensliquidität. Vor- und Nachteile sowie steuerrechtliche Aspekte
Hochschule
FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Dortmund früher Fachhochschule
Note
2,7
Jahr
2021
Seiten
15
Katalognummer
V1141907
ISBN (eBook)
9783346523990
ISBN (Buch)
9783346524003
Sprache
Deutsch
Schlagworte
factoring, steigerung, unternehmensliquidität, vor-, nachteile, aspekte
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Factoring zur Steigerung der Unternehmensliquidität. Vor- und Nachteile sowie steuerrechtliche Aspekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1141907

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