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Kaiser Franz Joseph, der als fortschrittlich denkender Monarch die Situation seiner Stadt verbessern wollte, trug wesentlich zu dem heutigen Stadtbild Wiens bei. In seiner Amtszeit folgte ein Großprojekt dem nächsten, ganz so, als ob man die Zeit der Versäumnisse nun in einem Rutsch aufholen müsse. Er war der Kaiser der Eingemeindungen, der Ringstraße und der Weltausstellung. Die Stadterweiterung war bitter nötig, da die Vorstädte und Vororte vernachlässigt und halb verwaist vor den Toren des Prunks der Inneren Stadt lagen und die Menschen unter der steigenden Wohnungsnot sowie der Verkehr, Wasser, Gas und soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen etc. betreffenden infrastrukturellen Unterversorgung litten. Die Eingemeindung der Vorstädte und –orte wurde bis dahin immer wieder aufgeschoben, zu teuer war das Vorhaben, hunderttausenden von Menschen eine Grundversorgung zu bieten.
Die Umstände, die zu dem Mammutprojekt „Ringstraße“ beitrugen, sind vielgestaltig. Nach dem Revolutionsjahr 1848 musste die Stadt auch einer sich veränderten Sozialstruktur, vor allem im Hinblick auf die Machtverteilung, neuen Raum bieten. Das durch die industrielle Revolution erstarkte Bürgertum hatte das Bedürfnis nun auch endlich zu zeigen, dass es etwas besaß. Es wollte repräsentieren - genau so, wie es ihnen der Adel über Jahrhunderte vorlebte. (vgl. ebd. S.10) Ein halbes Jahrhundert stellte der Ausbau der Ringstraße die Aufbruchstimmung der Wiener „Society“ dar. Die Zusammenarbeit von Monarchie und Bürgertum ist bezeichnend für die politische Situation in jener Zeit - die Motive eines jeden, sich am Bau der Ringstraße zu beteiligen, gingen jedoch weit auseinander.
Um die neu errichtete Metropole der Welt zu präsentieren richtete Wien 1873, nach London und Paris, die dritte Weltausstellung aus. Die Arbeiten am Ausbau der Ringstraße waren noch nicht beendet, da brach in Hinsicht auf das Großereignis schon ein weiterer Bauboom aus. Die Stadt musste sich auf die zu erwartenden Besucher einstellen und das Ausstellungsgelände auf dem Prater bebauen.
Welche Motive und Auswirkungen sich hinter der Stadterweiterung von 1850 verbergen soll im Folgenden erörtert und die Kausalzusammenhänge der Stadterweiterung erschlossen werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- WIEN IN DEN 50ER JAHREN – MOTIVE UND PLÄNE FÜR DIE STADTERWEITERUNG
- DIE BEBAUUNG DER RINGSTRAẞE
- EINFLUSS DER STADTERWEITERUNG AUF DIE ALTSTADT, DIE VORSTÄDTE UND VORORTE
- DIE WELTAUSSTELLUNG 1873
- DIE SCHAFFUNG VON „GROẞ - WIEN“
- ABSCHLIEßENDE GEDANKEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Wiener Stadterweiterung im 19. Jahrhundert, ein Mammutprojekt, das die Stadt Wien von einer mittelalterlichen Festungsstadt zu einer modernen Metropole transformierte. Die Arbeit untersucht die Motive und Pläne hinter der Stadterweiterung, die Auswirkungen auf die Altstadt, die Vorstädte und Vororte sowie die Rolle der Weltausstellung 1873.
- Die politische und soziale Situation Wiens im 19. Jahrhundert
- Die Motive für die Stadterweiterung, insbesondere die Eingemeindung der Vorstädte und der Bau der Ringstraße
- Die Auswirkungen der Stadterweiterung auf die Stadtstruktur und das Leben der Wiener Bevölkerung
- Die Rolle der Weltausstellung 1873 als Katalysator für die weitere Entwicklung der Stadt
- Die Herausforderungen und Chancen der Stadterweiterung für Wien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historische Entwicklung Wiens bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dar und beleuchtet die Gründe für die Notwendigkeit einer Stadterweiterung. Sie beschreibt die beengten Lebensverhältnisse innerhalb der Stadtmauern, die mangelhafte Infrastruktur und die zunehmende Wohnungsnot. Die Einleitung betont die Rolle Kaiser Franz Josephs als Motor der Stadterweiterung und die Bedeutung der Eingemeindung der Vorstädte.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Motiven und Plänen für die Stadterweiterung in den 1850er Jahren. Es analysiert die politische und soziale Situation Wiens nach der Revolution von 1848 und die Bedeutung des aufstrebenden Bürgertums. Das Kapitel beleuchtet die Eingemeindung der Vorstädte und die Vorbereitungen zum Bau der Ringstraße.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Bebauung der Ringstraße. Es beschreibt die architektonischen Besonderheiten der Ringstraße und die Bedeutung der Zusammenarbeit von Monarchie und Bürgertum. Das Kapitel beleuchtet die verschiedenen Funktionen der Ringstraße und ihre Rolle als Symbol für den Aufstieg Wiens zu einer modernen Metropole.
Das vierte Kapitel untersucht die Auswirkungen der Stadterweiterung auf die Altstadt, die Vorstädte und Vororte. Es beschreibt die Veränderungen in der Stadtstruktur, die Entwicklung neuer Stadtteile und die Auswirkungen auf das Leben der Wiener Bevölkerung. Das Kapitel beleuchtet die Herausforderungen und Chancen der Stadterweiterung für die verschiedenen Stadtteile.
Das fünfte Kapitel widmet sich der Weltausstellung 1873. Es beschreibt die Bedeutung der Weltausstellung als Katalysator für die weitere Entwicklung der Stadt und die Rolle der Ausstellung im Kontext der Stadterweiterung. Das Kapitel beleuchtet die architektonischen Besonderheiten des Ausstellungsgeländes und die Auswirkungen der Ausstellung auf die Stadtentwicklung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Wiener Stadterweiterung, die Ringstraße, die Eingemeindung der Vorstädte, die Weltausstellung 1873, die politische und soziale Situation Wiens im 19. Jahrhundert, die Architektur und Stadtplanung, die Auswirkungen der Stadterweiterung auf die Stadtstruktur und das Leben der Wiener Bevölkerung.
- Arbeit zitieren
- Eva Koepff (Autor:in), 2006, Die Wiener Stadterweiterung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114224