Um das wohlfahrtsstaatliche Modell der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) zu verstehen, empfiehlt es sich nicht nur, wie bei anderen Ländern auch, einen Blick auf die geschichtliche Entwicklung zu werfen, sondern auch die Philosophie, die aus der Geschichte heraus entstanden ist genau zu verstehen.
Die USA ist ein Einwanderungsland, welches in der ersten Zeit seiner Besiedlung primär Gruppen von Einwanderern anzog, die in ihrer Heimat Minderheiten waren und verfolgt oder unterdrückt wurden. Diese ersten Einwanderer prägten mit der Freiheit so zu leben, wie sie es gewählt hatten, den Freiheitsgedanken der heutigen USA. Das Land, mit seinen nach Westen hin offenen Grenzen bot unbegrenzte Möglichkeiten und jedem die Möglichkeit sich frei zu entfalten (vgl. Kaufmann 2003, 82). Vor diesem Hintergrund entwickelte sich auch die politische Ordnung. Es gilt das Prinzip der Selbstverwaltung mit einer Ordnung von unten nach oben. Da die USA keine Geschichte des Absolutismus oder der traditionalen Herrschaft haben, entwickelten sich dezentralisierte und fragmentierte Machtstrukturen, welche im Verlauf der Arbeit auch im Wohlfahrtssystem dargestellt werden (vgl. Kaufmann 2003, 82).
Die Folge der Freiheit sich eigenverantwortlich selbst verwirklichen zu können, ist eine starke Individualisierung der Bevölkerung. Aus dieser Individualisierung heraus lässt sich auch die wesentlich geringere Absicherung durch den Staat erklären. Soziale Ungleichheiten werden daher als natürliches Ergebnis menschlichen Zusammenlebens akzeptiert (vgl. Kaufmann 2003, 89). Da keine sozial starren Strukturen wie im Europa des 19. Jahrhunderts gegeben waren, war die soziale Ungleichheit auch vergleichsweise geringer. Sozialdarwinismus wurde zur Staatsphilosophie. Man ging davon aus, dass sich die Tüchtigen durchsetzen (vgl. Kaufmann 2003, 90). Nixon brachte die Position der USA zum Wohlfahrtsystem auf den Punkt, als er sagte: „The welfare ethics breeds weak people.“ (Zit. nach Kaufmann 2003, 91). Mit dieser Einstellung lässt sich die ganze Entstehung und Struktur des amerikanischen Wohlfahrtsystems verstehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Arbeitsrecht und Gewerkschaften
- Sozialpolitik
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem wohlfahrtsstaatlichen Modell der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie analysiert die historische Entwicklung des Systems, die zugrundeliegende Philosophie und die spezifischen Merkmale, die es von anderen Wohlfahrtsstaaten unterscheiden.
- Die Rolle des Individualismus und der Selbstverantwortung in der amerikanischen Gesellschaft
- Die Bedeutung des Föderalismus und der unterschiedlichen Sozialleistungen in den einzelnen Bundesstaaten
- Die Entwicklung des Arbeitsrechts und die Rolle der Gewerkschaften
- Die Herausforderungen der Sozialpolitik in den USA
- Der Einfluss von Interessengruppen auf die Gestaltung des Wohlfahrtsstaates
Zusammenfassung der Kapitel
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Die Einleitung beleuchtet die historische Entwicklung der USA als Einwanderungsland und die daraus resultierende Betonung von Freiheit und Selbstverantwortung. Sie zeigt, wie diese Werte die politische Ordnung und das Wohlfahrtssystem prägten. Die USA entwickelte sich als ein Land mit dezentralisierten Machtstrukturen und einer starken Individualisierung der Bevölkerung. Die Folge ist eine vergleichsweise geringe Absicherung durch den Staat und die Akzeptanz sozialer Ungleichheiten als natürliches Ergebnis menschlichen Zusammenlebens.
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Das Kapitel „Arbeitsrecht und Gewerkschaften“ analysiert das privatkapitalistische Wirtschaftssystem der USA und die Rolle der Konkurrenz. Es beleuchtet die Besonderheiten des Arbeitsrechts, wie den relativ losen Kündigungsschutz und die geringe Bedeutung von Gewerkschaften. Die USA hatte im 19. Jahrhundert keine politischen oder rechtlichen Hindernisse für Gewerkschaften, jedoch wurden diese durch die Rechtsprechung und die Problematik der ehemaligen Sklaven und Minderheiten in ihrer Entwicklung behindert. Die Entstehung der „American Federation of Labor“ (AFL) und des „Congress of Industrial Organizations“ (CIO) wird dargestellt, sowie die Auswirkungen des „National Labor Relations Act“ (Wagener Act) von 1935 und des „Taft-Hartley Act“ von 1947 auf die Gewerkschaftslandschaft.
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Das Kapitel „Sozialpolitik“ untersucht die Ursprünge der amerikanischen Sozialpolitik in der Gesetzgebung über den Unterhalt von Kriegsveteranen. Es zeigt die Unterschiede in der Sozialgesetzgebung zwischen den einzelnen Bundesstaaten und die Bedeutung von Interessengruppen. Die Epoche der „New Deal“-Politik unter Roosevelt in den 1930er Jahren markierte einen Wendepunkt in der amerikanischen Sozialpolitik. Die Einführung von Sozialversicherungen und die Erweiterung des Sozialstaates werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das wohlfahrtsstaatliche Modell der Vereinigten Staaten von Amerika, Individualismus, Selbstverantwortung, Föderalismus, Arbeitsrecht, Gewerkschaften, Sozialpolitik, Interessengruppen und die historische Entwicklung des US-amerikanischen Wohlfahrtsstaates.
- Arbeit zitieren
- Sahar Farman (Autor:in), 2006, Das wohlfahrtsstaatliche Modell der Vereinigten Staaten von Amerika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114225