Handlungskompetenzen im Klassenmanagement nach Carolyn Evertson


Praktikumsbericht / -arbeit, 2021

41 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Begriffserklärung
2.2 Definitionen

3 Forschungsstand
3.1 Theoretische Rahmenmodell
3.1.1 Unterrichtsqualität
3.1.2 Lehrerprofessionalität
3.1.3 Bedeutung von Lernerfolg
3.2 Klassenmanagement nach Evertson

4 Schulprofil

5 Methodisches Vorgehen
5.1 Transkription
5.2 Codierung

6 Ergebnisse

7 Zusammenfassung

8 Abschließende Reflexion

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Wirkungsgeflecht der Klassenführung (vgl. Helmke, 2009, S. 177)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Merkmalskataloge guten Unterrichts (vgl. Syring, 2017, S. 15)

Tabelle 2: Die elf Aspekte zum Klassenmanagement (vgl. Kiel et al., 2014, S. 24 f.)

1 Einleitung

Schon vor 2000 Jahren ist die Thematik der Klassenführung, unter den Punkten Autorität und Respekt, von Bedeutung gewesen (vgl. Syring, 2017, S 10). Sowohl in der Erziehungswissenschaft als auch im Lehrerstudium wurde der Bedeutung von Klassenführung zuerst wenig Beachtung und Aufmerksamkeit geschenkt. In der Praxis ist die Klassenführung von jeher unter der Lehrerschaft nicht wegzudenken. Die praktische Notwendigkeit ist sinnvoll, denn die Klassenführung ist eine notwendige Voraussetzung im Unterricht. Besonders notwendig ist es im Zuge erfolgreichen Lernens zur Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen. (vgl. Haag & Streber, 2012, S. 15 f.)

Heute wird die Thematik auch in der Wissenschaft mit unterschiedlichen Methoden umfassend und breit untersucht sowie in der universitären Ausbildung ist es ein fest verankertes Thema (vgl. Syring, 2017, S 10). Gerade neue Lehrer*innen haben dabei die Schwierigkeit den eigenen richtigen Weg zum Führen von Klassen zu finden. Aufgrund der besonderen Bedeutung und Wichtigkeit in der Praxis möchte ich mich mit dem Thema gerne auseinandersetzen. In der vorliegenden Arbeit habe ich mich daher mit dem Thema Klassenmanagement theoretisch und praktisch beschäftigt, um ein fundiertes Wissen mir anzueignen, welches mir den Einstieg in den Schuldienst und das Zusammenarbeiten mit den Schüler*innen erleichtern kann.

Im Rahmen des Praktikumsprojektes habe ich mich mit den Handlungskompetenzen von Klassenführung im Unterricht beschäftigt. Das Klassenmanagement bildet den Rahmen und ist die Grundlage für einen gelingenden Unterricht. Eine gute Klassenführung ist erkennbar an einem störungsfreien, flüssigen und lernförderlichen Unterricht sowie von Belastbarkeit des Arbeitsverhältnisses zwischen Lehrkraft und Schüler*innen. (vgl. Ophardt & Thiel, 2013, S. 45) Dazu habe ich mir einen Überblick über die Theorie zu dem Thema und den aktuellen Forschungsstand verschafft und untersucht, inwiefern die theoretischen Aspekte als praktisches Handeln umgesetzt wird. Aufgrund der großen Komplexität der Thematik und um damit den Umfang dieser Arbeit nicht zu überschreiten, werde ich mich auf die Umsetzung von Klassenführung konzentrieren und mich in der Untersuchung auf die elf Aspekte zum Klassenmanagement von Carolyn Evertson stützen zur Beantwortung der Forschungsfrage. Wichtig war für mich durch eine Befragung mit den Lehrer*innen herauszufinden, welche Handlungsempfehlungen die Lehrer*innen geben zur Durchführung der Aspekte im Unterrichtsalltag.

In dem Bericht wurde die folgende Abschlussfrage beantwortet: Welche praktischen Handlungskompetenzen werden von Lehrer*innen für eine effektive Klassenführung durchgeführt?

2 Theoretischer Hintergrund

In der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema Klassenmanagement stellt sich die Frage, was darunter verstanden wird. Im Folgenden wird sich daher mit dem Begriff und den Definitionen der Klassenführung auseinandergesetzt.

2.1 Begriffserklärung

Lange Zeit war der Begriff in der Theorie und Praxis, gerade in der Zeit des Nationalsozialismus (vgl. Kiel, Frey, & Weiß, 2013, S. 20) und durch die Assoziation mit den Wörtern von Führung und Disziplin, sehr negativ behaftet (vgl. Syring, 2017, S. 23). Es wurde dem Begriff der Klassenführung damit keine große Beachtung zuteil (vgl. Ophardt & Thiel, 2013, S. 7). Dabei sind die Begriffe von Führung und Disziplin nicht zwangsweise negativ anzusehen. Denn Personen die frühzeitig mit den Tugenden von Respekt und Autorität in Kontakt kommen, werden schneller lernen selbstständig das eigene Leben zu bestreiten. Daher können die Begriffe von Führung und Disziplin, neben den Merkmalen von Wertschätzung und Unterstützung, als Notwendigkeit einer erfolgreichen Erziehung angesehen werden. (vgl. Helmke, 2009, S. 176) Im amerikanischen Raum wird dagegen dem Begriff des Klassenmanagements schon länger Aufmerksamkeit geschenkt. Ein Lehrbuch, in dem der Thematik eine große Bedeutung beigemessen wird sowie der umfassende Forschungs- und Diskussionsstand behandelt wird, sind die schriftlichen Ausarbeitungen von Carolyn Evertson (vgl. Helmke, 2009, S. 176). Erst während Unterrichtsqualitätsforschungen und erkennbaren Zusammenhängen von Klassenmanagement und Unterrichtsqualität, im Rahmen der Scholastik-Studie, wurde dem Thema in Deutschland mehr Aufmerksamkeit geschenkt (vgl. Haag & Streber, 2012, S. 29). Seit dem Jahre 1990 begannen intensivere Forschungsarbeiten zu dem Thema und der Begriff wurde zu einem ganzheitlicheren und komplexeren Ansatz weiterentwickelt (vgl. Syring, 2017, S. 23). Seitdem ist die wichtige Bedeutung von Klassenmanagement für erfolgreiches Lernen unstrittig in der empirischen Unterrichtsforschung (vgl. Bohl, Kansteiner-Schänzlin, Kleinknecht, Kohler, & Nold, 2010, S. 22).

Der Begriff Classroom Management stammt aus dem amerikanischen Raum und wird im Deutschen als Klassenführung oder Klassenmanagement bezeichnet (vgl. Haag & Streber, 2012, S. 64). Die Begriffe Klassenführung und Klassenmanagement werden als synonyme Wörter verwendet und auf die Verwendung der englischen Übersetzung verzichtet, auch wenn der Begriff Classroom Management in der Pädagogik an Bedeutung gewann (vgl. Toman, 2012, S. 7). Zur Abgrenzung von der Assoziation mit dem Thema Führung könnte auf den Begriff der Klassenführung verzichtet werden, aber durch die starke Verbreitung in Wissenschaft und Praxis wird der Begriff, neben dem des Klassenmanagements, für diese Thematik typischerweise verwendet (vgl. Helmke, 2009, S. 173).

Das Klassenmanagement ist ein zentraler Bestandteil der allgemeinen Didaktik sowie der Lehr- und Lernforschung (vgl. Syring, 2017, S. 11). Sie ist eine zentrale Variable für erfolgreichen Unterricht. Die Begriffe beschreiben in ihrer Gesamtheit alle Unterrichtsaktivitäten und Verhaltensweisen einer Lehrperson (vgl. Toman, 2012, S. 8) sowie die Gesamtheit aller Maßnahmen zur Sicherstellung geordneter und lernwirksamer Unterrichtsabläufe (vgl. Gonszsc, 2014, S. 9). Die Führungsaktivitäten beinhalten Konzepte, Strategien und Techniken zur Herstellung eines lernförderlichen Unterrichtes (vgl. Helmke & Helmke, 2015, S. 7). Das Klassenmanagement bildet den Rahmen und ist die Grundlage für einen gelingenden Unterricht. Es zählen dazu alle Aktivitäten der Lehrkräfte zur Herstellung und Erhaltung der sozialen Ordnung für die einzelnen Klassen im sozialen Schulsystem. Die Ordnung ist kontextspezifisch und fragil, das heißt Verhalten kann je nach Situation angebracht oder unangebracht sein und die soziale Ordnung muss immer wieder überprüft und eventuell neu hergestellt werden. Die Herstellung der sozialen Ordnung ist somit kein statischer Zustand, sondern ein dynamisches System aus der Passung von Handlung, Struktur und Ziel. Die Handlung und Struktur wird immer gemeinsam mit den Schüler*innen zusammen gewährt. Das Ziel von Klassenmanagement ist immer das stetige Erarbeiten und Erreichen optimaler Bedingungen für den Erwerb von Kompetenzen. (vgl. Ophardt & Thiel, 2013, S. 28 ff.) Als Voraussetzungen werden häufig die Disziplin und die Führung des Unterrichts sowie die Klarheit, Methodenvielfalt und Individualisierung genannt. Klassenführung oder Klassenmanagement wird allgemein als Schaffung der Rahmenbedingungen je nach Aktivitätsstruktur im Unterricht verstanden. (vgl. Merkens, 2010, S. 87 f.) Klassenführung ist aber auch eine sehr anspruchsvolle Aufgabe zur Erreichung von gutem Unterricht und erzieherischem Wirken. Es geht nicht mehr nur darum Regeln zu befolgen, sondern auch selbstständig arbeiten zu können. (vgl. Haag & Streber, 2012, S. 18)

Beim Klassenmanagement geht es um das Managen und weniger um das Führen einer Klasse. Genauer gesagt betrifft es die Gesamtheit aller Unterrichtsaktivitäten einer Lehrperson, die das Ziel verfolgen ein optimales Lernumfeld für die Schüler*innen bereitzustellen. (vgl. Toman, 2012, S. 8) Es handelt sich daher, im Zusammenhang mit dem Begriff Klassenführung, nicht nur um das Vermeiden von Unterrichtsstörungen (vgl. Haag & Streber, 2012, S. 7). Die Störungen im Unterricht sind damit nicht der Gegenstand der Untersuchung, sondern eher die Folge einer ineffektiven Klassenführung. Es kann damit auch gesagt werden, dass eine effektive Klassenführung ein guter Indikator für einen störungsfreien und lernförderlichen Unterricht darstellt. (vgl. Syring, 2017, S. 25)

2.2 Definitionen

Zur Klassenführung gibt es vielfältige Definitionen. Laut Helmke (2009) ist es der Inbegriff erfolgreichen Unterrichtens und Führens (S. 173). Veraltet sind die engen Definitionen der Disziplinstörungen in Form von Ermahnungen, Strafen und Sanktionen, die vor allem in Deutschland vorherrschend waren. International hat sich eine Sichtweise mit präventiven, pro- und reaktiven Elementen etabliert und die enge wechselseitige Verflechtung von Unterrichtsqualität und Klassenführung betont. Einig sind sich die Forscher auch über die Schlüsselrolle des Klassenmanagements zur Gewährleistung einer hohen Unterrichtsqualität. (vgl. ebd.)

Laut Weinert (1996) geht es bei der effektiven Klassenführung gezielt darum, die Schüler einer Klasse zu motivieren, sich möglichst lange und intensiv auf die erforderlichen Lernaktivitäten zu konzentrieren – als Voraussetzung dafür – den Unterricht möglichst störungsarm zu gestalten oder auftretende Störungen schnell und undramatisch beenden zu können. Die wichtigste Voraussetzung für wirkungsvolles und erfolgreiches Lernen ist das Ausmaß der aktiven Lernzeit, das heißt der Zeit, in der sich die einzelnen Schüler mit den zu lernenden Inhalten aktiv, engagiert und konstruktiv auseinander setzen. Je mehr Unterrichtszeit für die Reduktion störender Aktivitäten verbraucht bzw. verschwendet wird, desto weniger aktive Lernzeit steht zur Verfügung. (…) Der Klassenführung kommt deshalb eine Schlüsselfunktion im Unterricht zu. Die Unterschiede zwischen verschiedenen Lehrern sind gerade bei dieser Kompetenz sehr groß. (S. 124, zitiert nach Bohl et al., 2010, S. 21)

In dieser Definition wird der Zusammenhang von Klassenmanagement und Lernerfolg deutlich gemacht. Der aktiven Lernzeit wird eine wesentliche Bedeutung zugetragen und die Schlüsselrolle von Klassenführung im Unterricht benannt.

Mägdefrau (2010) versteht unter dem Klassenmanagement:

[…] das Sicherstellen und Aufrechterhalten eines dem Lernen förderlichen Klimas in der Klasse sowie das Einüben adäquater Arbeitshaltungen und Verhaltensweisen der Lernenden; damit ist Klassenführung instruktionsstützendes Mittel zum Bereitstellen optimaler Lerngelegenheiten. (S. 50, zitiert nach Syring, 2017, S. 24)

Bei Kiel, Frey & Weiß (2013) steht Klassenmanagement für eine Interaktion mit institutionalisierten Rahmen einer Schulklasse, die durch ein hohes Maß an Unsicherheit und Komplexität geprägt ist. Klassenführung will Unsicherheit und Komplexität strukturieren und reduzieren, um einerseits Lernarbeit zu ermöglichen und andererseits einen Rahmen für die Entfaltung und den Schutz eines Einzelnen zu etablieren. Beides (…) geschieht wesentlich dadurch, dass Störungen durch präventive oder interventive Maßnahmen unterbunden werden. (S. 16, zitiert nach Syring, 2017, S. 24)

In beiden Definitionen wird sich auf die Lerngelegenheiten und die Disziplin fokussiert bei den Definitionserklärungen für das Klassenmanagement. In den beiden Definitionen wird deutlich gemacht, dass das Klassenmanagement die Voraussetzung für erfolgreiches Lernen darstellt (vgl. ebd.).

Beim Klassenmanagement geht es nicht nur um die Disziplin (vgl. Gold, 2015, S. 113), sondern auch um die Interaktionen im Klassenraum (vgl. Bohl et al., 2010, S. 20). Bohl (2010) betont in seinem Werk „es geht schlicht darum, die Basis für wirksame Lernprozesse zu legen. Ein gutes Classroom-Management sorgt für eine intensive Nutzung des Lernangebotes und der Lernzeit.“ (S. 22)

Schönbachler (2008) formuliert in seinen Werken die klassischen Anforderungen „Ordnung etablieren, Reibungslosigkeit und Flüssigkeit erzeugen, Schülerinnen und Schüler engagieren, Kooperationen gewinnen, effektive Lernzeitnutzung“ (Syring, 2017, S. 24). Dazu gibt er drei grundlegende Anforderungsbereiche an, die die Klassenführung zu erfüllen hat. Dazu gehört nach ihm das Einführen von Regeln, das Einüben von Verhalten, die Steuerung von Unterrichtsprozessen und die Bearbeitung von Konflikten in der Schulklasse. (vgl. Ophardt & Thiel, 2013, S. 50 f.)

Der Definitionsbegriff wird allzu oft zu eng betrachtet. Trotz der Wichtigkeit von sozialen Aspekten, wie der genannten Disziplin und dem Umgang mit Unterrichtsstörungen, sind auch Perspektiven der Unterrichtsgestaltung mit in den Blick zu nehmen. (vgl. Syring, 2017, S. 23) In Bezug auf die Definitionsbreite wird in der vorliegenden Arbeit die Klassenführung nicht nur das Führen einer Klasse beschreiben. Denn der Begriff umfasst weit mehr als nur die Führung und Disziplin. Der Begriff wird auch mit weiteren Unterrichtsmerkmalen definiert. (vgl. Syring, 2017, S. 11).

Unter der Verwendung, der in Kapitel 2.4 vorgestellten elf Aspekte von Carolyn Evertson, beziehen sich die Aspekte auch auf unterrichtsgestaltende Aspekte des Klassenmanagements. Untersucht wird daher die Klassenführung unter der Perspektive der weiten Definition.

Effektive Klassenführung kann auch proaktiv und präventiv sein und den Mittelpunkt auf die Planung und Durchführung eines reibungslosen Unterrichts legen (vgl. Gold, 2015, S. 127).

Laut Haag & Streber (2012) konzentriert sich der Begriff des Klassenmanagements auf vier Grundaspekte (S. 18). Es geht beim Klassenmanagement, daher um:

- Kerngeschäft des Lehrens, das Unterrichten (Auswahl der Lerninhalte)
- Erklären von Sachverhalte, Bereitstellen von Übungsmaterialien, Gruppenarbeiten
- Organisation, Kommunikation von Lernergebnissen
- Aspekte der Lehrerpersönlichkeit
- Lehrerkompetenz im didaktischen- methodischen Bereich
- Lehrer- Schüler- Beziehung

Das Kultusministerium hat vier Kompetenzbereiche in Bezug auf das Klassenmanagement festgelegt, welche von Haag & Streber (2012) aufgegriffen werden:

1. Unterrichten: Die Lehrkräfte planen und führen den Unterricht fachlich und sachgerecht aus. Die Lehrkräfte motivieren die Kinder und fördern ihr Wissen anzuwenden und in Zusammenhänge zu bringen in lernförderlichen Lernsituationen. Angestrebt werden die Förderung und Fähigkeit zum selbstbestimmten Arbeiten und Lernen.
2. Erziehen: Die Lehrkräfte nehmen Einfluss auf die individuelle Entwicklung der Kinder unter Berücksichtigung von sozialen und kulturellen Gegebenheiten. Die Lehrkräfte vermitteln Werte und Normen sowie die Fähigkeit zur Selbstbestimmung in Form von eigenständigem Urteilen und Handeln. Die Lehrkräfte fördern lösungsorientiertes Verhalten bei Problemen und Konflikten.
3. Beurteilen/Beraten: Die Lehrkräfte diagnostizieren den Leistungsstand und die individuelle Entwicklung der Kinder und können die Kinder gezielt fördern und Eltern beratend zur Seite stehen. Für die Bewertung von Leistungen werden geeignete Maßstäbe verwendet.
4. Innovieren: Den Lehrkräften sind die Verantwortungen und Verpflichtungen, die mit dem Beruf des Lehrers/ der Lehrerin, bewusst und sind stets bemüht den Anforderungen gerecht zu werden und sich weiterzuentwickeln. (S. 13 ff.)

Die genannten Prinzipien können in zwei Bereichsfelder aufgeteilt werden, die beim Thema Klassenmanagement eine zentrale Rolle spielen. Dabei geht es neben dem Unterrichten als Kerngeschäft, um die Lehrerpersönlichkeit und -kompetenz, die unter dem Bereich der Lehrerprofessionalität zusammengefasst werden kann. In dem folgenden Kapitel sollen die beiden Merkmalsbereiche Unterricht und deren Qualität sowie die Lehrerprofessionalität bzgl. Komplexität und Zusammenhang mit der Thematik Klassenmanagement näher erläutert werden.

3 Forschungsstand

In diesem Unterkapitel werden die bedeutenden Theorien und Forschungsstudien von Klassenmanagement vorgestellt und das Wirkungsgeflecht von Unterricht näher betrachtet. Durch die Betrachtung der Wirkungsweise kann die Komplexität und Bedeutung von Klassenmanagement besser verstanden werden. In einem weiteren Schritt wird detaillierter auf die einzelnen zusammenhängenden Faktoren zur Gewährleistung einer effektiven Klassenführung eingegangen, um abschließend als Ergebnis auf die Bedeutung von Lernerfolg einzugehen.

Ophardt und Thiel (2008) teilen das Klassenmanagement in vier traditionelle Theorien ein. Dabei sind besonders das Klassenmanagement als Kompetenz zur Verhaltensmodifikation der Lehrkraft (behavioristische Ansatz), die gemeinsame Gestaltung des Unterrichts (ökologische Ansatz) und die Lehrkraft als handelnde und gestaltende Person im Unterricht (handlungstheoretische Ansatz) von Relevanz. (vgl. Haag & Streber, 2012, S. 58 f.)

Im amerikanischen Raum gibt es viele Forschungsstudien zum Thema Klassenmanagement. In Deutschland hatte das Thema eine untergeordnete Rolle eingenommen (vgl. Helmke & Helmke, 2015, S. 7). Erst durch die schlechten PISA-Ergebnisse wurde die Schule und der Unterricht in der Wissenschaft wieder stärker in den Fokus genommen. Dabei wurden auch die Voraussetzungen für einen lernförderlichen Unterricht und Bedingungen für gute Leistungen von Schüler*innen untersucht. Es gibt zahlreiche Studien zur Untersuchung des Klassenmanagements im Unterricht. Grundsätzlich werden die Untersuchungen in Primärstudien und Metaanalysen, in denen Primärstudien zusammengefasst und aufbereitet sowie Modelle und Schemata abgeleitet werden, eingeteilt. (vgl. Haag & Streber, 2012, S. 20)

Bekannte Metaanalysen sind die Studien von Wahlberg (1993) und das Angebot-Nutzungs-Modell von Helmke (2003). In der Studie von Wahlberg ist die Klassenführung der Lehrer*innen die wichtigste Variable. An Primärstudien gibt es die Scholastik- und die Markus-Studie. In den Studien wird der Zusammenhang von Klassenführung und Unterrichtsqualität untersucht. Die grundsätzlichen Aussagen der Studien besagen, dass es Handlungskompetenzen gibt, die einen positiven Zusammenhang mit einer hohen Unterrichtsqualität besitzen und damit zu weniger Unterrichtsstörungen, einer besseren Motivation der Schüler*innen und positiveren Einstellung gegenüber der Lehrkraft führen. (vgl. Haag & Streber, 2012, S. 20 ff.) In der MARKUS-Studie konnten die Leistungsunterschiede verschiedener Klassen auf die unterschiedlichen effektiven Klassenführungen zurückgeführt werden (vgl. Helmke, 2009, S. 175).

Die Metaanalyse Hattie-Studie gilt als sehr einfach. In der Hattie-Studie konnte belegt werden, dass ein effizientes Klassenmanagement einen störungsfreien Unterricht ermöglicht und die damit entstehende aktive Lernzeit die Lernerfolge der Kinder erhöht. (Helmke & Helmke, 2015, S. 7 f.)

3.1 Theoretische Rahmenmodell

Das Angebot-Nutzungs-Modell von Helmke (2003), welches besonders in Deutschland weit verbreitet ist, versucht die Funktionen der Unterrichtsqualität im Kontext von Unterricht darzustellen (vgl. Helmke, 2009, S. 73). Der Unterricht wird als ein Angebot betrachtet, dass seine Wirkung erst entfalten kann, wenn es von den Schüler*innen genutzt wird. Das Rahmenmodell in Abbildung 1 ist ein Teilbereich des allgemeinen Angebot-Nutzungs-Modells (vgl. Helmke, 2009, S. 177). Es kann die Wirkungsweise der Klassenführung besser nachvollziehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Wirkungsgeflecht der Klassenführung (vgl. Helmke, 2009, S. 177)

Zum besseren Verständnis von Klassenführung und deren Komplexität dient das theoretische Rahmenmodell in Abbildung 1, in dem das komplexe Wirkungsgeflecht, mit denen die Klassenführung in Beziehung steht, dargestellt wird. Das Klassenmanagement besitzt eine Abhängigkeit von Merkmalen der Lehrkraft und eine wechselseitige Abhängigkeit mit der Unterrichtsqualität und der sozialen Beziehungen. Das Geflecht ist eingebettet in vielfältige Kontexte, wobei besonders dem Schul- und Klassenkontext eine besondere Rolle zugetragen wird. (vgl. Helmke & Helmke, 2015, S. 8) Es wird der zentrale Stellenwert von Klassenführung verdeutlicht, welches schon durch die zentrale Positionierung in der Abbildung 1 deutlich wird. Als wichtige Punkte der Klassenführung werden die Regeln, die Zeitnutzung und der Umgang mit Störungen. In nachfolgenden Abbildungen werden teilweise die relevanten Punkte verändert. Beispielsweise führt Syring (2017) in dem theoretischen Rahmenmodell als Punkte der Klassenführung die Unterrichtsgestaltung, die Beziehungsförderung und die Verhaltenskontrolle auf (S. 14). Die Unterrichtsqualität und Klassenführung stehen in einer Wechselwirkung zueinander (vgl. Kiel et al., 2013, S. 18). In einem aktivierenden, mitbeteiligenden, motivierenden und leistungsangemessenen Unterricht lässt es sich allgemein leichter unterrichten. Es treten weniger Probleme bei der Klassenführung auf. Eine effektive Klassenführung ermöglicht die maximale Lernzeit einer Unterrichtsstunde sowie verdeutlicht die hohe Wertigkeit des Lernens im Unterricht. Es findet somit eine direkte Wirkung auf die Lernzeit und eine mittelbare Wirkung auf die Unterrichtsqualität statt. (vgl. Helmke, 2009, S. 177 f.) Das Klassenmanagement hat einen Einfluss auf die aktive Lernzeit von Schüler*innen (vgl. Kiel et al., 2013, S. 18). Die aktive Lernzeit ist das erbrachte Engagement der Schüler*innen, welches durch ein erhöhtes Lernzeitbudget gesteigert wird. Weniger gesteigert, betreffend der aktiven Lernzeit, wird die Qualität des Lernens. Die Lernqualität hängt wiederum von fachlichen, didaktischen und methodischen Kompetenzen der Lehrkräfte ab. Somit kann gesagt werden, dass die Klassenführung eine Voraussetzung für erfolgreiches Lernen ist, aber letztendlich das Engagement der Schüler*innen über den Grad des Erfolgs entscheidet. (vgl. Helmke, 2009, S. 178) Außerdem ist die Klassenführung in den Klassenkontext eingebettet und wird durch die Lehrerpersönlichkeit beeinflusst (vgl. Syring, 2017, S. 14). In dem Klassenkontext wird dem Lernklima eine zentrale Rolle bestehend aus Wertschätzung und Respekt zugeordnet. Die Lehrerpersönlichkeit wirkt sich auf die Unterrichtsqualität und die Klassenführung gleichsam aus. Außerdem ist noch zu sagen, dass die Schülerverhältnisse für die Qualität des Unterrichts und die Klassenführung auch eine entscheidende Rolle spielen. Das Unterrichtsgeschehen und die Klassenführung können durch schlechtere kognitive und motivationale Voraussetzungen erschwert werden. (vgl. Helmke, 2009, S. 178)

[...]

Ende der Leseprobe aus 41 Seiten

Details

Titel
Handlungskompetenzen im Klassenmanagement nach Carolyn Evertson
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Erziehungswissenschaften)
Note
1,7
Jahr
2021
Seiten
41
Katalognummer
V1142545
ISBN (eBook)
9783346554802
ISBN (Buch)
9783346554819
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Klassenmanagement, Klassenführung, Classroom Management, Unterrichtsqualität
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Handlungskompetenzen im Klassenmanagement nach Carolyn Evertson, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1142545

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