Von Emmanuel Levinas ist ein Anekdote überliefert, die Edmund Husserl ihm selbst bei einem Aufenthalt in Straßburg erzählt haben soll . Dieser Geschichte zufolge bekam Husserl als Kind einmal ein Taschenmesser geschenkt. Da ihm die Klinge dieses Messers jedoch nicht scharf genug erschien, schliff er sie immer wieder. Ausschließlich darauf bedacht die Klinge zu schärfen, merkte der junge Husserl nicht, wie diese immer kleiner wurde und schließlich verschwand. Husserl maß dieser Erinnerung eine symbolische Bedeutung bei, die ihn beim Erzählen derselben traurig gestimmt haben soll. Er muß gespürt haben, wie seine Tendenz, seine philosophische Methode stets zu vervollkommnen, ihn immer wieder um eine endgültige systematische Formulierung gebracht hat. Immer wieder sind seine Entwürfe einer Gesamtdarstellung gescheitert. Sei es, daß sie inhaltlich noch nicht abgerundet waren, wie bei seinen „Logischen Untersuchungen“ , sei es, daß wichtige Teile nicht mitveröffentlicht wurden, wie bei den „Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie“ , oder sei es, daß er bei der Überarbeitung eines bereits zum Druck eingesandten und wieder zurückverlangten Manuskriptes erkrankte und starb, wie es sich bei seinem letzten Werk, der „Krisis-Schrift“ ereignete.
Husserl unterzog seine Arbeitsergebnisse immer wieder neuen Korrekturen. Bis an sein Lebensende gab er sich mit dem, was er bisher erarbeitet hatte, nicht zufrieden, sodaß er schließlich nie zu einem vollendeten abgeschlossenen Lebenswerk gelangen konnte. Daß dieses unermüdliche Weiterkommen- und Vervollkommnen-wollen zuweilen zu der Einsicht geführt hat, dem Ziel wohl auf ewig fern bleiben zu müssen und daß dies wiederum Husserls Stimmung gelegentlich verdunkelt hat, ist leicht einzusehen. Wieviel Kraft mag es gekostet haben, immer wieder aufs Neue eine Einleitung in eine neuzugründende Philosophie zu schreiben und doch nie über diese Einleitung hinaus zu kommen. Müssen doch Husserls große Werke allesamt als Einleitungen zu einer Philosophie verstanden werden, deren Eigenart es mitunter war, nicht zu einem Ende gebracht werden zu können. Die „Phänomenologie“ muß als ein neuerschlossener Nährboden für ein neues Denken gesehen werden, der vielen späteren Denkern die Möglichkeit gegeben hat, neue Erträge einzufahren...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sinn und Bedeutung
- Sinn und Noese
- Sinn und Noema
- Sinn und Sein
- Schlussbemerkung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Sinnbegriff in Edmund Husserls „Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie“ (Ideen I). Sie analysiert die Entwicklung des Sinnbegriffs in Husserls Werk, insbesondere im Kontext der „Logischen Untersuchungen“ (LU), und untersucht seine Bedeutung für die phänomenologische Methode.
- Die Entwicklung des Sinnbegriffs in Husserls Werk
- Die Rolle des Sinnbegriffs in der phänomenologischen Methode
- Die Beziehung zwischen Sinn und Bedeutung
- Die Bedeutung des Sinnbegriffs für die Philosophie
- Die Kritik an Husserls Sinnbegriff
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Anekdote über Edmund Husserls Taschenmesser vor und beleuchtet die symbolische Bedeutung dieser Geschichte für Husserls philosophische Arbeit. Sie führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt den Sinnbegriff als zentrales Thema vor.
- Sinn und Bedeutung: Dieses Kapitel untersucht die Beziehung zwischen den Begriffen „Sinn“ und „Bedeutung“ im Kontext der deutschen Sprache und der englischen Sprache. Es analysiert die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „meaning“ und zeigt, wie diese in Husserls Werk zum Ausdruck kommen.
- Sinn und Noese: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Sinn und Noese, einem zentralen Begriff in Husserls Phänomenologie. Es untersucht, wie Husserl den Begriff der Noese verwendet, um die Beziehung zwischen dem Bewusstsein und dem Objekt zu erklären.
- Sinn und Noema: Dieses Kapitel analysiert die Beziehung zwischen Sinn und Noema, einem weiteren zentralen Begriff in Husserls Phänomenologie. Es untersucht, wie Husserl den Begriff des Noema verwendet, um die Struktur des Bewusstseins und die Bedeutung des Objekts zu erklären.
- Sinn und Sein: Dieses Kapitel untersucht die Beziehung zwischen Sinn und Sein in Husserls Werk. Es analysiert, wie Husserl den Sinnbegriff verwendet, um die Beziehung zwischen dem Bewusstsein und der Welt zu erklären.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Sinnbegriff, die Phänomenologie, Edmund Husserl, die Logischen Untersuchungen, die Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie, Noese, Noema, Bedeutung, Bewusstsein, Objekt, Welt, Philosophie, Methode, Erkenntnis, Kritik.
- Arbeit zitieren
- Axel Schubert (Autor:in), 2000, Wie kommt der Sinn in die Welt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114296