"Cogito ergo sum" war das formelhafte Ergebnis, zu dem René Descartes in der Meditation gekommen war, nachdem ihn der Zweifel an seinem eigenen Sein und dem Sein der Welt nicht zur Ruhe kommen lassen wollte. In der regungslosen Versunkenheit in Gedanken war das der Schluss, zu dem er kam und auf welchem sich das Sein gründen sollte. Das Denken als ausgezeichnete Zugangsvoraussetzung zum Sein, das war das Ergebnis seiner Überlegungen. Ein bedeutender Schluss, der der Nachwelt einiges aufgab.
Erst Kant sollte es gelingen, das Bewusstsein als Ort des Zugangs zu relativieren und das Sein an sich wieder hinter verschlossene Türen zu bringen. Weder dem Denken, noch sonst einer Fähigkeit sollte es möglich sein, zum unvermittelten Sein vorzudringen, auch wenn es dadurch nicht ganz aus der Welt verschwinden sollte.
In den zu Ende gehenden zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts beschert schließlich die abgeschiedene innere Einkehr in den Schwarzwälder Bergen der philosophischen Welt eine neue Konzeption, die die carthesische Position grundlegend revidiert. Martin Heidegger greift die alte Frage nach dem Sinn vom Sein erneut auf und kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis. Nicht die Sphären des Bewusstseins sollten danach auserwählt sein, den ursprünglichsten Platz in der ontologischen Hierarchie einzunehmen, sondern vielmehr wurde es von Heidegger zu all den anderen Sphären in die zweite Reihe verwiesen. Er formuliert eine Genealogie des Seins, die das menschliche Handeln oder besser den "umsichtigen Umgang" an oberste Stelle rückt. Bevor das Bewusstsein seine Stellung im Universum des Seins manifestieren könne, stehe es bereits im "umsichtigen Umgang" mit der Welt.
Das Handeln als neuer Ausgangspunkt für die menschliche Wirklichkeit soll vielen späteren Denkern die Tür zu neuen Wegen des Denkens öffnen. Trotz seines umstrittenen Verhaltens während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, wird Heidegger zu einem der einflussreichsten Denker dieses Jahrhunderts. Ausgehend von seinem philosophischen Neuanfang können einige neue Überlegungen entstehen, unter ihnen die Jean-Paul Sartres und Hannah Arendts.
Es soll hier nicht der Anspruch erhoben werden, sowohl Heideggers Philosophie als auch die Sartres und Arendts in voller Breite vergleichend untersuchen zu können. Der bescheidene Ansatz des Autors liegt im Begriff des Handelns und soll die, die in seiner Nähe stehen, mitberücksichtigen...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der theoretische Pragmatismus Martin Heideggers
- 3. Das intentionale "Für-andere-sein" Jean-Paul Sartres
- 4. Handeln und Sprechen vor dem Hintergrund des Versprechens und Verzeihens bei Hannah Arendt
- 5. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht drei handlungstheoretische Konzeptionen von Martin Heidegger, Jean-Paul Sartre und Hannah Arendt. Ziel ist es, die Konzepte des Handelns bei diesen Denkern zu vergleichen und auf ein daraus ableitbares ethisches Konzept zu überprüfen. Im Fokus steht die Frage nach der Verantwortung des handelnden Menschen, insbesondere im Umgang mit anderen.
- Handlungstheorie bei Heidegger, Sartre und Arendt
- Vergleichende Analyse der Konzepte des Handelns
- Ethische Implikationen des Handelns
- Verantwortung des Menschen im Umgang mit anderen
- Der Einfluss des "In-der-Welt-sein" auf das Handeln
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den historischen Kontext der handlungstheoretischen Debatte, beginnend mit Descartes' "Cogito ergo sum" und Kants Kritik. Sie führt in die Thematik ein und stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor, die sich mit den handlungstheoretischen Konzeptionen Heideggers, Sartres und Arendts auseinandersetzt und deren ethische Implikationen untersucht. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der Konzepte und der Frage nach der Verantwortung des Menschen als handelndes Wesen, insbesondere im Kontext der Beziehung zu anderen. Die Arbeit skizziert den Ansatz, die Konzepte der drei Denker in Beziehung zu setzen und auf ein daraus abzuleitendes ethisches Konzept zu überprüfen.
2. Der theoretische Pragmatismus Martin Heideggers: Dieses Kapitel befasst sich mit Heideggers Werk "Sein und Zeit" (1927) und dessen einflussreichem "radikalen Neuansatz". Heidegger wendet sich von einem alles begründenden Bewusstsein ab und stellt ein fundamentales "In-der-Welt-sein" an den Anfang seiner Ontologie. Das "umsichtige Handeln" wird als Ausgangspunkt der menschlichen Wirklichkeit dargestellt. Im Gegensatz zu Husserl, dessen phänomenologische Arbeit Heidegger beeinflusst hat, löst Heidegger das Bewusstsein zugunsten eines lebensweltlichen Pragmatismus ab. Das Kapitel analysiert, wie Heidegger die traditionelle Theorie-Praxis-Problematik umgeht und wie sein Konzept das Verständnis menschlichen Handelns revolutioniert.
Schlüsselwörter
Handlungstheorie, Heidegger, Sartre, Arendt, Existenzialismus, Ethik, Verantwortung, In-der-Welt-sein, "umsichtiger Umgang", Sein und Zeit, Intentionalität, Für-andere-sein, Sprechen, Versprechen, Verzeihen.
Häufig gestellte Fragen zu: Handlungstheoretische Konzeptionen bei Heidegger, Sartre und Arendt
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht und vergleicht die handlungstheoretischen Konzeptionen von Martin Heidegger, Jean-Paul Sartre und Hannah Arendt. Der Fokus liegt auf der Frage nach der Verantwortung des handelnden Menschen, insbesondere im Umgang mit anderen, und der Ableitung eines daraus resultierenden ethischen Konzepts.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Handlungstheorien der drei Denker, analysiert diese vergleichend, untersucht die ethischen Implikationen des Handelns und beleuchtet den Einfluss des "In-der-Welt-seins" auf das Handeln. Konkret werden Heideggers "Sein und Zeit", Sartres "Für-andere-sein" und Arendts Konzepte von Handeln, Sprechen, Versprechen und Verzeihen betrachtet.
Welche Autoren werden behandelt und welche ihrer Werke stehen im Mittelpunkt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die handlungstheoretischen Ansätze von Martin Heidegger (insbesondere "Sein und Zeit"), Jean-Paul Sartre (mit Fokus auf dem "Für-andere-sein") und Hannah Arendt (mit Bezug auf Handeln, Sprechen, Versprechen und Verzeihen).
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu Heidegger, Sartre und Arendt sowie eine Schlussbemerkung. Die Einleitung stellt den historischen Kontext und die zentralen Fragestellungen vor. Jedes Kapitel analysiert die jeweilige handlungstheoretische Konzeption. Schlüsselwörter werden am Ende aufgeführt.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die Konzepte des Handelns bei Heidegger, Sartre und Arendt zu vergleichen und auf ein daraus ableitbares ethisches Konzept zu überprüfen. Die Frage nach der Verantwortung des Menschen im Umgang mit anderen steht im Mittelpunkt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Handlungstheorie, Heidegger, Sartre, Arendt, Existenzialismus, Ethik, Verantwortung, In-der-Welt-sein, "umsichtiger Umgang", Sein und Zeit, Intentionalität, Für-andere-sein, Sprechen, Versprechen, Verzeihen.
Wie wird Heideggers Ansatz beschrieben?
Heideggers Ansatz wird als "theoretischer Pragmatismus" und "radikaler Neuansatz" beschrieben. Er wendet sich von einem alles begründenden Bewusstsein ab und stellt das "In-der-Welt-sein" in den Mittelpunkt seiner Ontologie. "Umsichtiges Handeln" wird als Ausgangspunkt der menschlichen Wirklichkeit dargestellt. Sein Konzept umgeht die traditionelle Theorie-Praxis-Problematik.
- Arbeit zitieren
- Axel Schubert (Autor:in), 1999, Martin Heidegger - Jean-Paul Sartre - Hannah Arendt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114303