Zuerst behandelt die Arbeit drei ‚großen‘ theoretischen Ansätze westlich geprägter Theorien Internationaler Beziehungen (IB): den Realismus, Liberalismus und Konstruktivismus. Anschließend befasst sie sich mit den Vereinten Nationen und der globale Ordnung. Welches sind die zentralen Organe der Vereinten Nationen? Was sind formale und rechtliche Rahmenbedingungen für die Politik des UN- Sicherheitsrats? Wie konstituiert sich globale Ordnung durch den Sicherheitsrat und die Generalversammlung? Abschließend wird thematisiert, was in den IB-Theorien mit „Anarchieprinzip“ gemeint ist. Welches sind die theoretischen und konzeptionellen Konsequenzen? Gilt das Prinzip auch noch im 21. Jahrhundert?
Inhaltsverzeichnis
Die drei ‚großen‘ theoretischen Ansätze westlich geprägter Theorien Internationaler Beziehungen (IB)
Die Vereinten Nationen und globale Ordnung
Das „Anarchieprinzip“
Literaturverzeichnis
Die drei ‚großen‘ theoretischen Ansätze westlich geprägter Theorien Internationaler Beziehungen (IB)
Der Liberalismus geht auf den deutschen Philosophen Immanuel Kant zurück. Die Theorie entstand vor dem ersten Weltkrieg und wurde zwischen den Kriegen angewendet. Im Liberalismus herrscht ein positives Menschenbild und ein dauerhafter Frieden scheint möglich. Der Frieden wird in dieser Theorie durch Verträge zwischen demokratischen Staaten gewährleistet (vgl. Burchill 2005: 55). In dieser Anschauung soll die Staatenkonkurrenz überwunden werden und es soll langfristig eine Weltgemeinschaft geben. Im Liberalismus geht man außerdem davon aus, dass grundsätzlich alle Ziele (z.B. der Klimawandel) erreicht werden können, da der Mensch vernunftbegabt ist und Konflikte kooperativ mit Kompromissen lösen kann.
Der Realismus wurde nach dem zweiten Weltkrieg als Gegenentwurf zum Liberalismus entworfen, denn die mit dem Liberalismus verbundenen Werte von Frieden und dem positiven Menschenbild waren gescheitert (vgl. Burchill et al. 2005:6-7). Im Realismus geht man davon aus, dass der Idealismus nicht mit der Natur der Menschen zu vereinbaren sei. Man beruft sich hierbei auf Thomas Hobbes, für den der Mensch selbstfixiert und machthungrig ist. Das von Hobbes beschriebene Verhalten von Menschen wird im Realismus nun auf das Verhalten von Staaten übertragen (vgl. Burchill et al. 2005:34). In seinem Hauptwerkt ‚Politics Among Nations‘ (1948) formuliert er die Grundannahmen des Realismus. Seine zentrale Annahme ist, dass der Mensch in erster Linie von Macht getrieben wird. Für Morgenthau ist die Welt ein dauerhafter „Schauplatz von Macht- und Interessenskonflikten, die sich häufig auch gewaltsam äußern“ (Rohde 2013:25).
Im Realismus ist eine Kooperation zwischen Staaten zwar möglich, sie findet aber prinzipiell nur aus eigenen Machtinteressen statt und ein Misstrauen zum Bündnispartner bleibt bestehen (vgl. Burchill et al. 2005:29-30).
Der Konstruktivismus ist eine relativ junge Theorie der Internationalen Beziehungen, die sich erst in den 1990er Jahren, nach dem Ende des kalten Krieges, als eine Antwort auf die Schwierigkeiten der Globalisierung sowie der zunehmenden Bedeutung von Kommunikation entwickelt hat (vgl. Burchill et al. 2005:206).
Allerdings spielten erste Ansätze des Konstruktivismus, innerhalb der Theorie des Liberalismus, bereits zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg eine Rolle.
Der Konstruktivismus ist eher als Forschungsperspektive zu betrachten und weniger als klassische Theorie der internationalen Beziehungen (vgl. Adler 2012:3).
Konstruktivismus geht grundsätzlich davon aus, dass die Welt ihren Akteuren durch Wahrnehmungen zugänglich ist. Die Akteure konstruieren dabei die Welt mit ihren eigenen Ideen. Für den konstruktivistischen Ansatz sind internationale Beziehungen soziale Verbindungen, in der durch Kommunikation zwischen Akteuren soziale Tatsachen geschaffen werden (vgl. Adler 2012: 4).
Der Konstruktivismus ist als Gegenposition zum Realismus einzuordnen, denn anders als im Realismus versucht der Konstruktivismus internationale Beziehungen aus den Ideen der handelnden Akteure zu verstehen (vgl. Fierke 2007: 168). Im Gegensatz zu den klassischen Theorien geht der Konstruktivismus von einer Welt im Miteinander aus. Auch wenn Idealismus und Realismus erstmal grundverschiedene Theorien sind, weisen sie in ihren Grundannahmen eine große Übereinstimmung auf: das Eigeninteresse von Staaten. Idealismus sollte auf Realismus aufbauen und eine Basis dafür geschafft werden, dass die Menschen positiv und gut handeln können. Sowohl Realismus als auch Liberalismus beruhen im Gegensatz zum Konstruktivismus auf einem rationalen Konzept, in dem sich die Wirklichkeit als Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung darstellt. Diese sind dann auch empirisch nachweisbar. Außerdem gibt es im Realismus und Liberalismus, im Gegensatz zum Konstruktivismus, ein Konzept, durch welches Prognosen für Handlungen getroffen werden können. Im Konstruktivismus kann nur nachträglich rationalisiert werden.
Ich bevorzuge den Ansatz des Liberalismus. Nichtsdestotrotz benötigen wir ein modernes, rechtsstaatliches System damit die Menschen in ihrem Naturzustand keinen Krieg aller gegen alle führen würden. Denn der Mensch und die Welt sind nicht ideal.
Dieses Recht ist also nötig damit sich alle Menschen frei ausleben können. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass gemeinsame Anliegen und Krisen nur gelöst werden können durch Bündnisse, Kooperationen und eine internationale Gesellschaft.
Die Vereinten Nationen und globale Ordnung
Die Vereinten Nationen, im folgenden kurz UNO genannt, sind eine zwischenstaatliche Organisation mit dem Ziel, den internationalen Frieden und die Sicherheit aufrechtzuerhalten. Sie sind die größte und mächtigste internationale Organisation. Man könnte sie in erster Linie als Friedensorganisation bezeichnen, allerdings dient sie weit mehr als der Kriegsverhinderung (vgl. Brühl/Rosert 2013: 27). Der Hauptsitz der UNO befindet sich in New York City.
Die UNO bestehen aus sechs Hauptorgane: der Sicherheitsrat, die Generalversammlung, der Internationalen Gerichtshof, das UN-Sekretariat, der Wirtschafts- und Sozialrat und den Treuhandrat. Der Treuhandrat hat allerdings mit dem Ende des letzten Treuhandabkommens seine Arbeit beendet und wird nicht mehr als aktives Organ der UNO betrachtet (vgl. ebd.: 68-69).
Der Sicherheitsrat stellt laut Brühl/Rosert (2013:71) eine der „bekannteste Institution der UN-Familie“ dar. Der Sicherheitsrat ist gemäß Art. 24 UN-Charta in erster Linie für die Wahrung des Weltfriedens und für zu internationale Sicherheit zuständig (vgl. ebd.: 71).
Im Gegensatz zu anderen Organen der UNO, die in der Regel nur "Empfehlungen" an andere Mitgliedsstaaten abgeben, hat der Sicherheitsrat die Macht, verbindliche Entscheidungen zu treffen, die die Mitgliedstaaten ausführen müssen. Der Sicherheitsrat setzt sich aus fünfzehn Mitgliedstaaten zusammen, nur fünf davon sind allerdings ständige Mitglieder. Diese ständigen Mitglieder sind China, Frankreich, Russland, Großbritannien und die Vereinigten Staaten (vgl. ebd.: 71). Die fünf ständigen Mitglieder haben ein Vetorecht bei UN-Resolutionen, was es einem ständigen Mitglied erlaubt, die Verabschiedung einer Resolution zu blockieren und ganze Beschlüsse zu verhindern. Um also erfolgreich eine Resolution zu verabschieden müssen alle fünf ständigen Mitglieder, zustimmen (vgl. ebd.: 109). Im Gegensatz zur Generalversammlung tagt der Sicherheitsrat ständig.
Die Generalversammlung ist die wichtigste beratende Versammlung der UNO. Sie setzt sich aus allen Mitgliedstaaten zusammen und berät mindestens jährlich in New York. Hierbei sind die Stimmen aller Staaten gleichwertig. Wenn in der Versammlung über grundlegende weltpolitische Fragen, aber auch Themen wie die Aufnahme neuer Mitglieder oder Fragen der Sicherheit, entschieden wird, ist eine Zweidrittelmehrheit der Anwesenden nötig. Prinzipiell gilt immer der Mehrheitsbeschluss. Abgesehen von Genehmigungen von Haushaltsangelegenheiten sind die Beschlüsse, anders als im Sicherheitsrat, für die Mitglieder nicht bindend (vgl. ebd.: 68-70).
Der Internationale Gerichtshof sitzt anders als die anderen Organe der UNO in Den Haag. Er stellt das primäre Rechtsprechungsorgan der UNO dar (vgl. ebd.: 82) und besteht aus 15 Richtern, die jeweils für eine Amtszeit von neun Jahren von der Generalversammlung gewählt werden (vgl. ebd.: 82-82).
Das UN-Sekretariat wird vom Generalsekretär, António Guterres, geleitet. Wenn die UN-Gremien Informationen oder Studien benötigen, stellt das UN-Sekretariat diese bereit (vgl. ebd.: 79-81). Das letzte aktive Organ der UNO stellt der Wirtschafts- und Sozialrat dar. Der Wirtschafts- und Sozialrat unterstützt die Generalversammlung bei der Förderung der internationalen ökonomischen und sozialen Arbeit und Entwicklung und koordiniert diese innerhalb der Vereinten Nationen (vgl. ebd.: 76).
Die UNO stellen den Versuch dar, eine internationale Ordnung zu schaffen.
Da mit den 193 Mitgliedsstaaten fast alle Staaten der Welt der UNO angehören, bietet die jährliche Generalversammlung sicher eine gute Basis zur globalen Kommunikation.
Im UN-Sicherheitsrat wird bereits deutlich, dass die fünf großen ständigen Mitglieder, die Vetomächte, deutlich mehr Einfluss und Entscheidungsfähigkeiten haben, und deshalb natürlich gemäß den Grundannahmen des Realismus ihre eigenen Machtinteressen durchsetzen. Der Sicherheitsrat beinhaltet außerdem nur 15 von 193 Mitgliedsstaaten, wodurch die restlichen Staaten hier keinerlei Mitspracherecht haben. Die hier getroffenen Entschlüsse sind allerdings für alle Mitglieder bindend (vgl. ebd.: 109). Somit kann man sagen, dass einige wenige Länder global Entscheidungen für den Rest der Welt treffen. Dies ist in der Generalversammlung anders, hier haben alle Mitglieder ein gleiches Mitsprache- sowie Entscheidungsrecht (vgl. ebd.: 69).
Das „Anarchieprinzip“
Diese Arbeit soll drei Theorien der internationalen Beziehungen (im folgenden kurz IB) in Bezug auf das Anarchieprinzip reflektieren und sich kritisch damit auseinander setzen. Zu Beginn wird das Anarchieprinzip kurz definiert. Im Anschluss werden folgende Theorien in dieser Arbeit untersucht: Der Klassische Realismus, Liberalismus, sowie die Englische Schule. Der Fokus soll im Herausarbeiten der zentralen Annahmen der Theorien in Bezug zum Anarchieprinzip, und dem anschließenden Vergleich untereinander, liegen.
Die wichtigsten Theorien, die versuchen Erklärungen für die IB zu liefern, sind die Theorie des Realismus und die des Liberalismus. In diesem Essay soll gezeigt werden, wie ähnlich und doch unterschiedlich diese beiden Theorien sind.
Des Weiteren soll untersucht werden, inwieweit das Anarchieprinzip im 21. Jahrhundert noch von Bedeutung ist und inwiefern wir eine Art Weltregierung brauchen, um im Zuge der Globalisierung immer mehr nationenübergreifende Krisen bewältigen zu können.
In einer „Anarchie“ gibt es keinen Herrscher. In Bezug auf die IB besagt das Anarchieprinzip, dass die maßgeblichen staatlichen Akteure des politischen Geschehens ihre Sicherheit nicht einer übergeordneten, kontrollierenden und normsetzenden Organisation, einer Weltregierung, anvertrauen. Es gibt also keine übergeordnete Macht, die das gemeinsame System ordnen kann oder gemeinsame Interessen durchsetzt (vgl. Wohlforth 2008:133).
Die Disziplin der IB bewertet die Abwesenheit einer Weltregierung unterschiedlich. In den unterschiedlichen IB Theorien besteht zwar Uneinigkeit über das Anarchieprinzip, trotzdem bildet Anarchie im Realismus und Liberalismus die grundlegende Struktur für unser staatliches System. Die konstruktivistische Theorie bestreitet nicht, dass die Welt anarchisch ist, sie sind allerdings nicht der Meinung, dass Anarchie eine grundlegende Bedingung des internationalen Systems ist. Kooperationen kommen unter den nach Macht strebenden Staaten nur ungerne zustande, und wenn dann nur um dem Machterhalt zu dienen (vgl. Adler 2012: 4). Die Staaten wollen untereinander nicht in negativen Abhängigkeiten stehen.
Das Anarchieprinzip ist für den Realismus von zentraler Bedeutung.
Der Realismus geht von rationalen Akteuren in einer anarchischen Welt aus, die Macht erwerben und erhalten wollen, um für das Überleben ihres Staates zu kämpfen, hier sind Staaten die wichtigsten Machtakteure in der internationalen Politik (vgl. Burchill et al. 2005:29-30). Anarchie und Egoismus stehen moralischem Handeln laut einigen Realisten gegenüber. Einige gehen sogar so weit, dass Staaten in Anarchie es sich nicht leisten können moralisch zu handeln (vgl. ebd.:52). Wenn eine Anarchie herrscht, dann kann sich theoretisch jeder Staat mit Gewalt das nehmen was er will. Da aber jeder Staat jederzeit damit rechnet, dass ein anderer Staat dies tut sind alle für den Fall der Fälle bewaffnet (vgl. Gebhardt 2008:277). Anarchie ist somit für die Sicherheit von Staaten problematisch und stellt eine der Hauptursachen für Kriege dar (vgl. Wohlforth 2008:135).
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- Anonymous,, 2021, Internationale Beziehungen. Die Vereinten Nationen und das Anarchieprinzip, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1143218
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