Das Bretton-Woods-System

System der festen Wechselkurse


Seminararbeit, 2005

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Geschichte des Bretton-Woods-Systems

3. Das Bretton-Woods-System (System fester Wechselkurse)
3.1. Das Bretton-Woods-System, dessen Basis das am 17.12.1945 in Kraft getretene „Abkommen über den Internationalen Währungsfonds“ bildet, lässt sich durch folgende Merkmale charakterisieren:
a) Feste Wechselkurse im Rahmen enger Bandbreiten
b) Konvertibilität der Währungen
c) Gold-Dollar-SZR-Standard
d) Enge Kooperation der Währungsbehörden
3.2. Schwächen des Bretton-Woods-Systems
a) Unzureichender Anpassungsprozess
b) Mängel der Schaffung, Verteilung und Kontrolle der internationalen Liquidität
c) Destabilisierende Kapitalbewegungen

4. Der IWF
4.1. Die Gründung des IWF in Bretton Woods
4.2. Veränderungen des IWF

5. Das System der festen Wechselkurse aus heutiger Sicht
5.1 Beispiel für die Gefahr von festen Wechselkursen

6. Abschließende Bemerkungen

7. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Bretton Woods ist eigentlich ein kleiner Ort im US-Bundesstaat New Hampshire, im Nordosten der USA. Doch gab er der Währungs- und Finanzkonferenz der UNO, vom 1. bis zum 23.07.1944, die über die Neugestaltung der Weltwirtschafts- und Finanzordnung der Nachkriegsperiode beriet, seinen Namen. Das Währungssystem erwies sich bis Ende der sechziger Jahre als funktionsfähig und trug erheblich zur Intensivierung des internationalen Handels und zur Steigerung des Wohlstandes in der Welt bei.

In der folgenden Arbeit möchte ich das Bretton-Woods-System erläutern sowie seine mögliche Übertragbarkeit auf die Gegenwart und Zukunft klären.

2. Die Geschichte des Bretton-Woods-Systems

„Die Roosevelt-Administration war in den vierziger Jahren der Überzeugung, dass die ökonomischen und politischen Krisen der zwanziger und dreißiger Jahre ihre Ursachen in nationalem Protektionismus hatten. Einzelne Regelungen hätten sich auf die Kosten des Funktionierens der Weltwirtschaft nur um die Lösung eigener Probleme gekümmert. Als weiteres Hindernis für das Funktionieren des Welthandels betrachtete man den internationalen Devisenhandel. Er wurde als Ursache für die Destabilisierung nationaler Ökonomien und für einem Abwertungswettbewerb der Währungen gesehen, der sich wiederum negativ auf den globalen Handel auswirke. Die Motive für die Festlegung der Wechselkurse waren sicher weniger selbstlos, als das aus heutiger Sicht klingen mag. So lag den USA insbesondere an einer weiteren Entmachtung des Britischen Empires, das durch Rüstungskredite (Lend and Lease Act) bei den Amerikanern zu Beginn der vierziger Jahre bereits hoch verschuldet war. Auch die Bindung der festen Wechselkurse an die Golddeckung des Dollars verdeutlicht das Anliegen der Amerikaner, ihre Stellung als Weltmacht zu festigen und die alten, aus der Kolonialzeit stammenden Machtverteilungen zu eigenen Gunsten aufzubrechen. Bei allen Differenzen stimmten die britischen und amerikanischen Vertreter doch in einer Frage überein: man wollte eine Rückkehr zur Situation vor dem Ersten Weltkrieg verhindern, als sich das Kapital frei über die ganze Welt bewegen konnte. Der internationale Handel sollte sich ohne die Einschränkungen entwickeln können, die sich in den dreißiger Jahren so verheerend auf die Weltwirtschaft ausgewirkt hatten. Aber das war nur möglich, wenn Welthandel und Währungsrelationen nicht durch Kapitalspekulation gestört wurden.“[1]

„Noch während des Zweiten Weltkriegs wurde im amerikanischen Bretton Woods der monetäre Grundstein für den wirtschaftlichen Aufschwung in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg gelegt. Das fundamental Neue am Bretton-Woods-System war, dass die USA sich entschlossen hatten, eine führende Rolle in der internationalen Wirtschaft zu übernehmen. Neben der Bildung des GATT und der Konzipierung des Marshall-Plans zur Wiederherstellung der kriegsgeschädigten europäischen Wirtschaft wurden die Weltbank und der Internationale Währungsfonds als übergeordnete monetäre Institutionen gegründet“[2], „welche in erster Linie vom damaligen Staatssekretär im US-Schatzministerium Harry Dexter White und dem britischen Nationalökonomen John Maynard Keynes ausgearbeitet, der zu dieser Zeit das britische Schatzamt tätig war.

In Bretton Woods wurde das System der festen Wechselkurse vereinbart, welches den Welthandel anfänglich stabilisierte und fast dreißig Jahre lang für eine extreme Expansion der kapitalistischen Nationalökonomien sorgte. 1973 wurde es endgültig aufgegeben, nachdem die USA die Goldeinlösungsverpflichtung für den Dollar widerriefen.

Am 15.08.1971 gab US-Präsident Nixon in einer sonntäglichen Fernsehansprache bekannt, dass die USA die Golddeckung des Dollars aufheben würden. Die Garantie der USA, internationale Dollarguthaben zu einem festen Satz von 35 Dollar pro Feinunze Gold einzutauschen, hatte bis dahin eine zentrale Stütze des 1944 in Bretton Woods begründeten Nachkriegsfinanzsystems gebildet. (Durch Nixons einseitige Aufkündigung wurde dieses System beendet.) Im Dezember 1971 wurde mit dem Smithsonian Agreement in Washington D. C. versucht, das Bretton-Woods-System noch einmal zu retten.“[3]

3. Das Bretton-Woods-System (System fester Wechselkurse)

3.1. „Das Bretton-Woods-System, dessen Basis das am 17.12.1945 in Kraft getretene „Abkommen über den Internationalen Währungsfonds“ bildet, lässt sich durch folgende Merkmale charakterisieren:

a) Feste Wechselkurse im Rahmen enger Bandbreiten

Das System beruhte auf wechselkurspolitischem Gebiet auf dem Prinzip fester Wechselkurse. Die Mitglieder des Internationalen Währungsfonds (IWF) legten in Übereinstimmung mit dem Fonds die Paritätswerte ihrer Währungen gegenüber dem Gold oder dem US-Dollar fest. Auf diese Weise waren die Relationen aller Währungen untereinander fixiert. Jedes Land hatte durch Interventionen am Devisenmarkt (An- und Verkauf eigener Währung gegen Dollar) sicherzustellen, dass die Kursabweichungen seiner Währung von der Parität nicht mehr als 0,75% nach oben und unten betrugen. Innerhalb dieser Bandbreite vollzog sich die Kursbildung frei. Paritätsänderungen waren im System vorgesehen und in gewissem Maß erwünscht. Sie sollten verhindern, dass es bei Zielkonflikten zwischen inneren und äußerem Gleichgewicht zur Devisenbewirtschaftung und restriktiver Außenhandelspolitik kam. Um aber gleichzeitig zu verhindern, dass Abwertungen zur Stimulierung unterbeschäftigter heimischer Wirtschaften durch Exportüberschüsse missbraucht werden, beschränkt man die Möglichkeit der Wechselkursänderung auf Fälle „grundlegender Störungen“ des Zahlungsbilanzgleichgewichts. Paritätsänderungen bedurften grundsätzlich der Genehmigung durch den IWF. Eine Freigabe der Wechselkurse war nicht vorgesehen.“[4]

„fixierter Wechselkurs: von Regierung oder Zentralbank festgesetzter Wechselkurs. Das Wechselkurssystem des Bretton-Woods-Abkommens basierte auf dem Prinzip fixierter Wechselkurse. Währungsreserven und Auslandskredite sollen die Finanzierung von Zahlungsbilanzdefiziten ermöglichen. Da jedoch kein Land bei anhaltenden Zahlungsbilanzdefiziten (-überschüssen) eine Abwertung (Aufwertung) auf Dauer umgehen kann, werden die Wechselkurse nicht völlig fest gehalten. So wurde bereits im Bretton-Woods-System bei strukturellen Zahlungsbilanzungleichgewichten eine Kursanpassung durch Paritätsveränderung zugelassen (adjustable peg), sog. System fixierter Wechselkurse mit stufenweiser Flexibilität. - Zusätzlich zum adjustable peg wurden im Bretton-Woods-System Kursschwankungen innerhalb bestimmter Bandbreiten zugelassen. - Schließlich wurde auch eine sog. formula flexibility (Formelflexibilität) diskutiert, eine Paritäts- bzw. Bandbreitenverschiebung automatisch entsprechend der Veränderung bestimmter Wirtschaftsindikatoren (wie Abweichung der Preisniveauentwicklung vom Ausland).“[5]

„b) Konvertibilität der Währungen

Die freie Austauschbarkeit der Währungen (Konvertibilität) ist als währungspolitisches Korrelat zur Liberalisierung im Handels- und Dienstleistungsverkehr wesentlicher Bestandteil der Bretton-Woods-Systems. Ohne Konvertibilität hätte sich ein Zwang zur bilateralen Orientierung ergeben und damit ein Abweichen von der optimalen internationalen Arbeitsteilung wie in den dreißiger und vierziger Jahren eingestellt. Unter dem Eindruck der damaligen Fehlentwicklung wurde im IWF-Abkommen die Konvertibilitätsverpflichtung bestimmt: Danach dürften erstens die IWF-Mitglieder ohne Zustimmung des Fonds die Durchführung von Zahlungen und Überweisungen für laufende internationale Geschäfte nicht beschränken. Zweitens war jedes Mitgliedsland gehalten, die aus solchen Transaktionen stammenden Bestände seiner Währung, die ihm präsentiert werden, in Gold oder in die Währung des antragstellenden Landes umzutauschen. Von diesen Konvertibilitätsverpflichtungen befreite sich allerdings eine große Anzahl von Entwicklungsländern, indem sie die für eine Übergangszeit vorgesehen Möglichkeiten zur Beschränkungen des Zahlungsverkehrs aufrechterhielt. Eine weitere Einschränkung fand die Konvertibilitätsverpflichtung für den Bereich des autonomen kurz- und langfristigen Kapitaltransfers.

c) Gold-Dollar-SZR-Standard

Die Liquiditätsausstattung im Bretton-Woods-System beruhte weitgehend auf Gold und konvertiblen Devisen. Primäres Zahlungs- und Reservemedium war Gold, das gleichzeitig als Wertmaßstab (Numéraire) fungierte.

Schon frühzeitig konnte sich der Dollar als gleichberechtigt gegenüber dem Gold durchsetzen, so dass man vom Gold-Dollar-Standard sprach. Diese Stellung verdankte der Dollar (1) der wirtschaftlichen und politischen Machtstellung der USA nach dem Zweiten Weltkrieg; (2) der Verpflichtung der USA, ihnen präsentierte Dollar in Gold zu konvertieren, wodurch der Dollar die gleiche Anlagesicherheit wie Gold besaß; (3) den hohen Goldbeständen der USA, die die Konversionsverpflichtung ermöglichten; (4) der währungspolitischen Praxis, den Dollar weitgehend allein als Interventionswährung zu verwenden.

1970 wurde mit den Sonderziehungsrechten (SZR) ein neues Reservemedium eingeführt, das die übrigen Reserven bei Bedarf ergänzen soll. Als bewusst geschaffenes Liquiditätsmittel sollen sie darüber hinaus die Liquiditätsversorgung auf eine rationale Basis stellen. SZR stellen ein nur zwischen Währungsinstitutionen verwendbares Buchgeld dar, das auf Beschluss einer qualifizierten Mehrheit von 85 Prozent der Mitgliederstimmen im IWF geschaffen und den Teilnehmern in Relation zu ihrer Quote ohne ökonomische Gegenleistung als Einlage gutgeschrieben wird. Die Verwendung ist nicht mit wirtschaftlichen Auflagen verbunden.

Mit der Einführung der SZR wurde das Bretton-Woods-System zum Gold- Sonderziehungsrechte-Devisenstandard erweitert.

[...]


[1] http://www.handbuchderglobalisierung.de/artikel/grunde1.htm

[2] http://www.korbernet.de/docs/globalisierung/node6.html

[3] http://www.handbuchderglobalisierung.de/artikel/brettonwoods.htm

[4] Henry Krägenau, Die Reform des internationalen Währungssystems, Einführung und Dokumentation, Verlag Weltarchiv GmbH, Hamburg, 1974, S. 21-22

[5] Gabler Wirtschaftslexikon (CD-ROM), Gabler Verlag 1997

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Bretton-Woods-System
Untertitel
System der festen Wechselkurse
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Institut der ökonomischen Bildung)
Veranstaltung
Internationale Wirtschaftsbeziehungen
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V114342
ISBN (eBook)
9783640158669
ISBN (Buch)
9783656562955
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bretton-Woods-System, Internationale, Wirtschaftsbeziehungen
Arbeit zitieren
Geertje Itzenga (Autor:in), 2005, Das Bretton-Woods-System, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114342

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