Diese Arbeit betrachtet die historischen Hintergründe der Entwicklung des polnischen Städtesystems sowie die aktuellen Prozesse und Strukturen im polnischen Raumgefüge. Mit Blick auf die Prozesse der Globalisierung und der europäischen Integration werden die Potentiale im polnischen Städtesystem für die Ausbildung metropolitaner Funktionen eingeschätzt sowie die Möglichkeiten für die Herausbildung eines neuen europäischen Kernraumes unter Beteiligung polnischer Agglomerationen betrachtet. Im Ergebnis lässt sich festhalten,
dass die polnische Hauptstadt Warschau eindeutig als europäische Metropole eingestuft werden kann. Eine Reihe weiterer bedeutender polnischer Städte ist zudem auf einem viel versprechenden Weg, ebenfalls an internationaler Bedeutung zu gewinnen und in den „Rankings“ der europäischen Stadtregionen aufzusteigen. In Bezug auf die Ausbildung eines zweiten bzw. dritten europäischen Kernraumes (neben dem europäischen „Pentagon“ und dem „europäischen Sunbelt“) sind sehr viele potentielle Raumbilder denkbar. Letztlich scheint jedoch eine Verflechtung unter den bedeutendsten mitteleuropäischen Hauptstädten (Budapest, Bratislava, Wien, Prag, Berlin und Warschau) in Form einer so genannten „Triangel“ wahrscheinlich.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- 1. Einleitung
- 1.1. Fragestellung
- 1.2. Methodik und Struktur der Studie
- 1.2.1. Quellenlage und Methodik
- 1.2.2. Struktur der Arbeit
- 2. Das polnische Städtesystem als Ergebnis komplexer historischer Prozesse
- 2.1. Einflüsse auf die Raumstrukturen des polnischen Raumes vom Mittelalter bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges
- 2.2. Zusammenwachsen des Städtesystems unter kommunistischer Herrschaft
- 3. Das polnische Städtesystem seit 1989 – Analyse der aktuellen Strukturen
- 3.1. Der nachholende Strukturwandel der polnischen Städte als Folge der seit der Öffnung des Landes wirksamen marktwirtschaftlichen Prozesse
- 3.2. Die aktuellen Strukturen des polnischen Städtesystems
- 3.2.1. Zur Charakterisierung der größten polnischen Städte
- 3.2.2. Der Wandel regionaler Differenzen innerhalb Polens
- 4. Das polnische Städtesystem im europäischen Kontext
- 4.1. Polens Integration in die Strukturen der Europäischen Union
- 4.1.1. Die Geschichte des europäischen Einigungsprozesses und der Beitritt Polens zur Europäischen Union
- 4.1.2. Wirtschaftliche Effekte des Beitritts Polens in die EU
- 4.1.3. Die neue polnische Verwaltungsgliederung und die polnischen Sonderwirtschaftszonen im Zusammenspiel mit der EU-Regionalpolitik
- 4.2. Die Bedeutung des Europäischen Raumentwicklungskonzeptes für die polnische Raumentwicklungspolitik
- 4.2.1. Entwicklung und rechtlicher Status des Europäischen Raumentwicklungskonzeptes
- 4.2.2. Die Entwicklungsziele des Europäischen Raumentwicklungskonzeptes als Vorgaben für die zukünftige räumliche Entwicklung in den Ländern der Europäischen Union
- 4.2.3. Polyzentralität als Schlüsselbegriff für eine zukunftsfähige Entwicklung
- 4.2.4. Verschiedene Maßstabsebenen und der daraus abzuleitende Zielkonflikt
- 4.2.5. Die Konsequenzen der europäischen Raumentwicklungsziele für Polen
- 4.2.6. Raumentwicklungspolitische Instrumente der Europäischen Union
- 4.2.7. Das „Nationale Konzept zur räumlichen Entwicklung“ als raumentwicklungspolitisches Instrument in Polen
- 4.2.8. Zu erwartende räumliche Entwicklungstrends mit dem Beitritt Polens zur Europäischen Union
- 4.3. Die Integration Polens in die Transeuropäischen Netze
- 4.3.1. Die Konzeption der Transeuropäischen Netze
- 4.3.2. Der Aufbau des TINA-Netzwerkes zur Überarbeitung der TEN
- 4.3.3. Finanzierung und Zeitplan der TEN-T
- 4.3.4. Die Lage und Bedeutung der Transeuropäischen Netze in Polen
- 4.3.5. Durch den Ausbau der TEN-T besonders begünstigte Regionen innerhalb Polens
- 4.4. Das polnische Städtesystem in der Diskussion um „europäische Metropolregionen“
- 4.4.1. Die am Ende der 1980er Jahre aufkommende „Weltstadtforschung“ als Ausgangspunkt für die Metropolendiskussion in Europa
- 4.4.2. Das „europäische“ Verständnis einer „Metropole“
- 4.4.3. Vertreter der Raumforschung aus verschiedenen Ländern definieren den Begriff „Metropole“
- 4.4.4. Der Zusammenschluss zu einer Metropolregion eröffnet neue Entwicklungschancen
- 4.4.5. Die Diskussion um die Erweiterung des Städtesystem-Ansatzes
- 4.4.6. Spezialisierungen ermöglichen auch kleineren Städten die Entwicklung metropolitaner Funktionen
- 4.4.7. Im Zuge der Systemtransformation erreicht der Metropolenbildungsprozess Polen
- 4.5. Die Entwicklung von Raumbildern zur Veranschaulichung räumlich-funktionaler Zusammenhänge
- 4.5.1. Das Städtesystem in Europa – erste europäische Raumbilder
- 4.5.2. Die Integration des polnischen Städtesystems in einen grenzüberschreitenden europäischen Zusammenhang
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die historische Entwicklung des polnischen Städtesystems sowie die aktuellen Strukturen im Raumgefüge Polens. Im Fokus stehen die Auswirkungen der Globalisierung und der europäischen Integration auf die Potentiale der polnischen Städte für die Ausbildung metropolitaner Funktionen. Dabei werden die Möglichkeiten für die Herausbildung eines neuen europäischen Kernraumes unter Beteiligung polnischer Agglomerationen beleuchtet.
- Die historischen Einflüsse auf die Raumstrukturen Polens
- Die Entwicklung des polnischen Städtesystems seit der Wende 1989
- Die Bedeutung der Europäischen Union für die Entwicklung des polnischen Städtesystems
- Die Potentiale für die Ausbildung metropolitaner Funktionen in polnischen Städten
- Die Integration des polnischen Städtesystems in einen europäischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2 stellt die historischen Hintergründe der Entwicklung des polnischen Städtesystems dar, beginnend mit der Besiedlung des Raumes Großpolen durch die Polanen im 5. Jahrhundert nach Christus bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung der deutschen Ostsiedlung im Mittelalter und der preußischen Besetzung polnischer Gebiete im 19. Jahrhundert hervorgehoben. Die Westverschiebung Polens nach dem Zweiten Weltkrieg und die damit verbundenen Vertreibungen haben zu einer neuen ethnischen Homogenität geführt. Unter sowjetischer Herrschaft erlebte Polen eine massive Industrialisierung und Verstädterung, die zu einem Zusammenwachsen des polnischen Städtesystems führte. Die Ansiedlungspolitik neuer Fabriken führte zu einer polyzentralen Struktur, die sich durch die Konzentration von Industriebetrieben in bestimmten Regionen des Landes widerspiegelte.
- Kapitel 3 analysiert die aktuellen Strukturen des polnischen Städtesystems und die Entwicklungstrends der größten polnischen Städte seit der Wende 1989. Durch die Öffnung Polens und die Integration in die Europäische Union hat das Land einen markanten Wandel durchlaufen, der sich besonders deutlich in der Tertiärisierung der Städte niederschlägt. Die größten polnischen Städte haben durch ausländische Direktinvestitionen, die starke Entwicklung des Dienstleistungssektors und eine verbesserte Lebensqualität eine wichtige Rolle im Transformationsprozess gespielt. Im Gegensatz dazu haben kleine und mittelgroße Städte mit einer monofunktionalen Wirtschaftsstruktur unter den Folgen des Wandels stärker zu leiden. Die Analyse der Strukturen des polnischen Städtesystems zeigt, dass Warschau als die einzige Millionenstadt des Landes eine herausragende Stellung einnimmt und viele Funktionen nationaler Reichweite ausübt. Andere bedeutende Agglomerationsräume wie das oberschlesische Ballungsgebiet, Lodz, Krakau, Breslau und die Dreistadt (Danzig-Gdingen-Zopot) spielen wichtige Rollen in Bezug auf Bevölkerungspotential, Verkehrsinfrastruktur, Wirtschaft, Kultur und Fremdenverkehr.
- Kapitel 4 beleuchtet die Integration des polnischen Städtesystems in den europäischen Kontext. Die Arbeit geht auf die Bedeutung des Europäischen Raumentwicklungskonzeptes (EUREK) und der Transeuropäischen Netze (TEN) für die polnische Raumentwicklungspolitik ein. Dabei werden die Ziele des EUREKs, die Bedeutung von Polyzentralität und die Herausforderungen der europäischen Regionalpolitik im Spannungsfeld von Ausgleich und Effizienz diskutiert. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung metropolitaner Funktionen in den größten polnischen Städten und deren potentiellen Verflechtungen mit anderen europäischen Zentren.
Schlüsselwörter
Das polnische Städtesystem, Europäische Integration, Globalisierung, Metropolregionen, Europäisches Raumentwicklungskonzept, Transeuropäische Netze, Polyzentralität, regionale Differenzen, Wirtschaftswachstum, Investitionen, Transportinfrastruktur, Stadtentwicklung.
- Quote paper
- Lueder Thienken (Author), 2008, Das polnische Städtesystem im europäischen Kontext, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114443