Die Bedeutung von Liebe, Religion und Verwandtschaft im Wolfram von Eschenbachs "Willehalm"


Facharbeit (Schule), 2018

15 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Einleitung

Im Folgenden soll sich die anführende Hausarbeit mit dem Thema: Die Bedeutung von Liebe, Religion und Verwandtschaft im Wolfram von Eschenbachs ,,Willehalm’’ beschäftigen. Es ist durchaus wichtig zu erwähnen, dass es auch noch weitere Aspekte gibt, allerdings stechen die bereits angeführten heraus, weshalb es sich als besonders interessant erweist sich diesen zu widmen.

Die zentralen Aspekte bewirken eine wichtige Rolle im Willehalm und zeichnen sich durch Wiederholungen und bestimmte Eigenschaften der Protagonisten aus. Im weiteren Verlauf ist es besonders relevant zu erwähnen, dass sich die Aspekte des Krieges zwischen den Christen und den Muslimen und Leides in Interdependenz zueinanderstehen, jedoch der Krieg sich als größtes Leid entpuppt. Infolgedessen wird dieser als verantwortlicher Aspekt des Leides beigefügt. Was ebenfalls besonders erwähnenswert ist, dass es sich hierbei nicht um eine Religionsverurteilung beiderseits handelt, sondern lediglich um die Schilderung eines durch Religion ausgelösten Krieg, welcher den Menschen das Leid herbeiführt. Allerdings wird sich im weiteren Verlauf der Hausarbeit mit folgender zentralen Fragestellung beschäftigt: In welchem Zusammenhang steht Gyburcs Ehebruch mit ihrer Konvertierung zum Christentum und der dadurch ausgelöste Doppelkrieg?

Hierbei sollte erwähnt werden, dass es sich ebenfalls als besonders effektiv erweist sich dieser besonderen Fragestellung zu widmen, da diese den Fokus auf mehrere Aspekte legt wie beispielsweise, die der Liebe und Religion. Diese zentralen Aspekte machen wie bereits erwähnt einen Großteil des Willehalm aus. Dies ist auch ein Grund weshalb ich mich für dieses Thema entschieden habe, da das mittelalterliche Versepos dem Leser diese wichtigen Punkte zeigt und in welcher Weise miteinander verbindet und somit klarstellt, dass diese in Interdependenz stehen ohne dabei etwas außerordentlich schlecht zu reden, was nicht bei vielen der Fall ist.

Des Weiteren besteht das Ziel der Hausarbeit darin die Veranschaulichung von Krieg, Liebe, Religion und Verwandtschaft nahe zu legen. Außerdem soll hierbei im Fokus stehen, in welchem Zusammenhang dies stehen könnte. Es soll zudem klar gemacht werden, was der triftige Grund gewesen sein könnte und welche Rolle dabei die Position und Rolle der Frau haben könnte. Allerdings soll dies nicht als Kritik angemerkt werden, sondern lediglich als Inspiration einer Ausarbeitung der zentralen Kernpunkte.

Anschließend soll die Hausarbeit wie folgt aufgebaut sein:

Zunächst soll eine kritische Darstellung von Gyburcs vorgenommen genommen und im Zusammenhang dazu gleichzeitig ihre Rolle als Frau untersucht werden. Ein besonderes Augenmerk soll hierbei allerdings auf die Liebe, Konvertierung und den damit ausgelösten Krieg gelegt werden. Des Weiteren soll anschließend der Schwerpunkt auf den Ehebruch gelegt werden und die damit verbundenen Konsequenzen angesprochen werden. Anschließend soll es sich um die Konvertierung drehen, welche hierbei im Hinblick des Relgionsgespräch zwischen Vater und Tochter auf den Punkt untersucht werden soll, ob dies aus völliger Überzeugung zum christlichen Glauben oder Liebe zu Willehalm geschah. Hinzufügend sollen die Motive und ihr Handeln analysiert werden, welche für eine steigernde interfamiläre Stimmung sorgen. Daraufhin soll der Unterschied zwischen Gyburc und dem Bild der Frau der höfischen Kultur gemacht werden. In Bezug darauf sollen ihre Kompetenzen und ihre interne Betrachtungsweise in Betracht gezogen werden.

Zuletzt soll die bereits zuvor erwähnte Fragestellung beantwortet werden und somit ein Fazit unterbunden werden.

Darstellung Gyburc und ihre Rolle als Frau

Im weiteren Verlauf soll sich der folgende Teil um eine kritische Darstellung Gyburc und ihrer Rolle als Frau handeln. Dies erweist sich als besonders interessant, wodurch sich ein besonderer Blick hierbei auf die Liebe, Konvertierung und der dadurch ausgelöste Krieg widmen soll.

An erster Stelle kann gesagt werden, dass Gyburc beziehungsweise, welche damals Arabel hieß eine sehr vielseitige Frauengestalt ist, welche einen großen Einfluss auf die mittelalterliche Literatur besaß. Man bezeichnet sie demnach als vielseitig, da sie verschiedene Rollen annimmt, welche teilweise über die traditionellen Frauenbilder hinausgingen. Sie zeichnet sich demnach als individuell aus und beginnt somit ein Vorbild für viele Frauen aus ihrer eigenen Generation zu sein.1 An weiterer Stelle kann gesagt werden, dass sie sich zudem als ritterliche Verteidigerin auszeichnet, indem sie die Burg in Orange verteidigt und um diese kämpft als selbst handelnde und selbständig sprechende Frau. Als ein weiteres Beispiel geht hervor, dass sie mit ihrem Vater ein Religionsgespräch auf Augenhöhe geführt hat und dieses mit tiefgründigen Argumenten als selbst sprechende Frau verteidigte.2 Des Weiteren zeichnet ihre Tolereanzrede vor dem Fürstenrat sie als durchaus starke und selbstbewusste Person aus, wodurch die anderen Frauen gestärkt werden. Allerdings sollte hierbei erwähnt werden, dass sich beide Gespräche/Reden als sehr unkonventionell auszeichnen, da diese zu der Zeit des Mittelalters nicht zu der Rolle passen und als merkwürdig angesehen wurde. Ihr Wissen, ihr Glaube und ihre Liebes- und Leidensbereitschaft zeichnen demnach ihre Person als Frau aus. Des Weiteren zeigen die beiden Liebesszenen mit Willenhalm, dass sie sich nicht mit ihrer typischen weiblichen Rolle als brav-passives Wesen zeigt.3

Die bereits angeführten Gründe weisen auf, dass es sich hierbei um eine sehr unkonventionelle und selbstständige Frau zu ihrer Lebzeit handelt.

Hierbei ist es besonders erwähnenswert zu erklären, weshalb wie sich der gesamte Verlauf entablierte. Dadurch, dass Willehalm der christliche Protagonist vom heidnischen König Tybalt während eines Kampfes in Gefangenschaft genommen wurde, lernten sich die beiden kennen. Willehalm fing daraufhin an um sie zu werben und gewann sie für sich. Allerdings muss hierbei erwähnt werden, dass es sich bei Arabel um Tybalts Frau handelte, wodurch sich der Aspekt der Verwandtschaft bemerkbar macht. Des Weiteren lässt sich Arabel von ihm zum christlichen Glauben bekehren und verliebt sich in ihn und flieht anschließend mit ihm. Hinzufügend lässt sie sich taufen und nimmt den Namen Gyburc an. Anschließend wird Tybalts Land in der Provence von Willehalm besetzt, welcher dort seine eigene Grafschaft gründet, welche er Orange nannte.4 Daraufhin zieht Tybalt mit seinem Schwiegervater und einem riesigen heidnischen Heer gegen Willehalm in den Krieg. Allerdings sollte hierbei erwähnt werden, dass es sich erstmals um einen Rivalen Krieg aufgrund von Gyburc handelte, welcher sich im weiteren Verlauf zu einem mächtigen Glaubenskrieg entwickelte. In dem Glaubenskrieg weigerte sich Gyburc mehrmals aufrichtig ihren neuen Glauben zu verleugnen und diesen aufzugeben. Anhand dessen wird klar, dass sie ihre Religion und ihre Liebe zu Willehalm verteidigt.5

Hierbei wird ebenfalls sehr stark deutlich, dass sie sich ebenfalls als selbst sprechende Frau entwickelt, da sie ihren Glauben verteidigt und ihre Liebe zu ihrem neuen Mann in den Vordergrund stellt und somit ihre alte Tat und ihren Ehebruch zu ihrem Ex-Mann nicht bereut und den nötigen Stolz besitzt sich dieser Tat zu stellen. Des Weiteren kann gesagt werden, dass sich auch herausstellt, dass sich der Krieg demnach aus Liebe entwickelt und in einem Religionskrieg weiterentwickelt.6

Zuletzt sollte allerdings noch erwähnt werden, dass es hierbei demnach auch im Vordergrund steht keinerlei eine Religion als gut oder böse darzustellen. Hierbei dreht es sich lediglich um die Überzeugung einer zurückkehrenden Liebe. Gyburc erweist sich demnach als selbstständige Frau, welche genau weiß was sie möchte und dazu bereit ist ihre leidenschaftlichen Waffen zu nutzen und diese demnach auf jene zu richten, welche sich ihrer Entwicklung als individuelle und starke Persönlichkeit in den Weg stellen.7

Schwerpunkt Ehebruch und die folgenden Konsequenzen

In der folgenden Sequenz soll der Schwerpunkt auf den Ehebruchs Gyburc liegen und die daraus folgenden Konsequenzen erläutert werden. An dieser Stelle ist es besonders wichtig zu erwähnen, dass hierbei auch ein Wert auf die interfamiliären Zustände gelegt werden müssen. Wie bereits schon zuvor erwähnt geht Gyburc einen Ehebruch ein, indem sie sich in Willehalm verliebt, obwohl sie noch mit Tybalt verheiratet war und hintergeht ihn. Aus ihrer Tat kann man schließen, dass sie unzufrieden mit ihren derartigen Lebensumständen war, da sie dies freiwillig gemacht hat, denn man sollte sich hierbei die Frage stellen, welche Frau freiwillig auf ihren ‘’geliebten’’ Gatten, Kinder und ihre gesamte Verwandtschaft verzichtet und somit einer anderen Religion angehören möchte.8 Mit ihrem Ehebruch hat sie sich bewusst auf den Verzicht auf die Macht über ein riesiges Königreich und begibt sich lieber selbst dem Kampf.9 Es ist besonders interessant zu sehen, dass sie sich auf Willehalm einlässt und sich dadurch ihr komplettes altes Leben ändert, was sie sich durchaus bewusst ist. Anderseits sollte man auch nicht sagen, dass es ihr besonders schwergefallen ist. Jedenfalls war sie sich ihres Ehebruchs bewusst und hat sich somit bewusst als selbst sprechende Frau für Willehalm entschieden.

Jedoch muss gesagt werden, dass ihr Ehebruch fatale Folgen mit sich brachte, sie wandte sich nicht nur vom Volk ab, sondern sie wandte sich somit vor ihrer alten Liebe, ihrer Religion und ihrer Verwandtschaft ab. Sie entschied sich einen anderen Weg mit ihrer neuen Liebe an und wechselte ihre Religion.10 Dadurch, dass sie dies tat wusste sie nicht, dass sie anhand dessen einen unmittelbaren mächtigen Krieg auslöste. Gründe für den Krieg waren erstmals, dass sich die beiden Männer im Krieg bekämpften aus Eifersucht um Gyburc.11 Auf indirekte Art und Weise forderte ihr Vater und ihr Ex Gatte sie dazu auf wieder zu ihrer alten Religion überzugehen und zu ihm zurückzukehren. Doch hierbei muss angemerkt werden, dass sie dies ausdrücklich mehrmals verweigerte. Daraufhin löste sie damit einen unmittelbaren Religionskrieg aus, in welchem sich die christlichen und muslimischen Bürger gegeneinander aufhetzen. Dieser Krieg löste zudem auch sehr viel Leid im Leben der Menschen aus, woraus resultiert, dass sie sich anfeindeten. Jedoch wurde keineswegs eine Religion als gut oder böse dargestellt oder beleidigt.12 Somit kann gesagt werden, dass ihr Ehebruch sowohl in der Liebe als auch in der Religion seine fatalen Folgen hinterlassen hat.

Konvertierung aus Überzeugung oder aus Liebe zu Willehalm?

Anknüpfend hieran lässt sich das Thema der Konvertierung sehr gut anführen, da dies ein sehr kritischer Punkt und schwerer Punkt ist, welcher sich als ein zentraler Aspekt des gesamten Versespo entpuppt. Dadurch, dass sich Gyburc in Willehalm verliebt hat und mit ihm floh und somit ihre Glaubensrichtung wechselte schöpft sich ein Verdacht auf, dass sie es nur aus reinster Liebe zu ihm getan hat. Was ebenfalls besonders interessant ist, dass sie sich taufen ließ und somit ihren Namen von Arabel zu Gyburc änderte. Diese Aussage ist nicht zu widerlegen, allerdings sollte diese relativiert werden, da man anmerken sollte, dass Gyburc eine sehr selbstständige Frau ist und über Qualitäten besitzt, welcher nicht verständlich oder typisch für eine Frau in ihrem Zeitalter ist.13 Ihre Zielstrebigkeit und ihre weiteren Qualitäten weisen darauf hin, dass sie sich aus reiner Überzeugung für ihre neue Glaubensrichtung entschieden hat. Des Weiteren schien es so, als ob Willehalm wie für sie gerufen käme, denn nicht jeder verlässt seine Familie einfach so ohne wirklich darüber nachzudenken. Zumal ist es ein Schritt, den sie eventuell schon hätte früher tun wollen, allerdings noch nicht dazu gekommen ist. So schien Willehalm ihr Freifahrtschein zu sein, mit dem sie endlich das Leben leben konnte, welches sie sich ursprünglich gewünscht hat.14 Wenn man sich allerdings hierbei auch das geführte Religionsgespräch zuvor zwischen ihr und ihrem Vater anschaut, welches sich über die feindlichen Linien des Christentums handelt wird einem schon sehr stark klar, dass sie bereits eine gewisse Haltung bezüglich des Themas besitzt und sich früh über ihr Wissen im klarem ist und demnach auch sehr viel zu sagen hat.15 Außerdem wird einem ebenfalls bewusst, dass sie ein Gespräch auf einer selben Augenhöhe führe, was zu dem Zeitpunkt sehr ungewöhnlich schien, da die Töchter immer ihrem Vater einen gewissen höheren Respekt und Anerkennung zeigen sollten. Gyburc allerdings besitzt die Eigenschaft ein ausdrucksstarkes Gespräch mit ihrem Vater zu führen und dabei ihre Standfestigkeit und ihren Willen zu äußern.16 Was allerdings auch sehr wichtig zu sagen ist, dass es keine konkrete Antwort auf die Fragestellung in einer Sekundärliteratur gibt, man allerdings nur spekulieren kann und seine Position mit angeführten Beispielen unterstützen kann.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Konvertierung sehr viele gravierende Ursachen besitzt, welche sich nach wie vor spekulieren lassen, allerdings ich der Meinung bin, dass sie aufgrund ihrer starken Persönlichkeit und ihrem Wunsch etwas Neues zu erleben vollbracht hat. Man könnte demnach sagen, dass sie eventuell unglücklich in ihrer Lebenssituation war und demnach durch einen Neuanfang, welcher sich nur durch einen Ehebruch etablieren ließ starten wollte.17 Zwar gibt es hierbei gespaltene Meinungen, dass Willehalm sie wohlmöglich auch zu seinem Glauben gezwungen haben könnte oder sie es nur aus reiner Liebe zum ihm ihre Glaubensrichtung gewechselt hat. Allerdings sprechen hierbei die angeführten Argumente dagegen und stellen Gyburc als selbst sprechende Frau dar, welche genau weiß was sie möchte.

Analyse der Motive und das Handeln Gyburcs und die daraus steigernden Konflikte zwischen familiären und religiösen Hintergründen

Im weiteren Verlauf erweist sich als besonders relevant sich einer groben Analyse zu vollziehen, in Hinblick auf die familiären und religiösen Hintergründe. An erster Stelle kann gesagt werden, dass es tendenziell verschiedene Motive gibt, welche Grund oder Anlass für die daraus folgenden Konflikte sind. Ein besonders wichtiges Motiv hierbei lässt die Eifersucht spielen. Hierbei sollte erwähnt werden, dass sich das Motiv der Eifersucht durch den Ehebruch und somit das Handeln der Person Gyburc etablierte.18 Dadurch, dass sie ihren Mann hinterging und mit Willehalm floh kann gesagt werden, dass sich anhand dessen eine gewisse Eifersucht in die Luft setzte und somit einen Keil in die Familie. Gyburc gab ihre Familie auf und wechselte somit auch ihre Glaubensrichtung. Sie setzte somit nicht nur einen Keil in die familiäre Situation, sondern war auch Grund dafür, dass sich ein Krieg entwickelte. Ihr Mann zog mit seinem Schwiegervater gegen Willehalm in den Krieg um seine Geliebte erneut wiederzuerobern. Allerdings sollte hierbei auch unterstützt werden, dass ihr weiteres Handeln demnach auch einen mächtigen Religionskrieg befürwortete.19 Es kann somit gesagt werden, dass das nächste Motiv Stolz ebenso wie Standhaftigkeit war. Nach mehreren Bitten zurückzukommen widersetze sie sich dem Willen ihres Vaters und Tybalts wieder zurück zu kehren und ihre Glaubensrichtung wieder zu ändern. Aufgrund dessen kam es anschließend zu einem großen Religionskrieg. Man kann hierbei sagen, dass es sich von einer Eifersucht Aktion bis hin zu einem Krieg entwickelte, bei welchem mehrere Menschen starben. Zwar hatte dies keiner anfangs gewollt, jedoch kam es aufgrund von mehreren Motiven und das Handeln mehrerer Personen nicht nur das Handeln Gyburcs zu einem mächtigen Krieg.20 Des Weiteren kann gesagt werden, dass demnach ihr Wissen und ihre Liebe zu Willehalm ihrem unerbittlichen Drang zu etwas Neuem unterstützten, Wenn man allerdings diese Motive und die daraus folgenden Auswirkungen und Folgen regelrecht analysiert wird einem klar, dass sich dies nur aufgrund eines großen Motives etablierte.21 Dieses Motiv unterliegt der Unzufriedenheit. Wenn sie zufrieden mit ihrem Leben wäre, wäre dies alles nicht passiert, allerdings konnte sie ihr Potenzial und ihr Wissen nicht ausbreiten und ihre Persönlichkeit entfalten. Nun wird klar, dass sie nachdem sie ihre Entscheidung getroffen hatte mit Willehalm zu gehen, sie ihr Potenzial entfalten konnte und somit zu einer noch selbstständigeren Person geworden ist. Des Weiteren musste sie sich mit ihrem derartigen Leben zufrieden stellen und wollte demnach nach etwas neuem Streben und zeichnet sich mit überaus fantastischen Qualitäten aus.22

Nachdem man die Motive und das Handeln diverser Personen analysiert hat wird einem ersichtlich, dass es sich hierbei um eine Tat handelt, welche schon zuvor vollbracht werden wollte, allerdings die nötigen Kapazitäten dazu fehlten. Aufgrund von einer Unzufriedenheit ihrerseits und einer Gewohnheit seinerseits etablierte sich eine zündartige Stimmung, welche durch Gyburc vollendet wurde.23 Diese entfachten zwar familiären und religiösen Konflikte, allerdings waren diese nicht bewusst gewollt und scheinen aufgrund der Umstände passiert zu sein und nicht nur in dem Bereich eine Wunde hinterlassen zu haben, sondern auch im gesamten Volk.24

Unterschied zwischen Gyburc und dem Bild der Frau der höfischen Kultur

Um diesen Punkt besser nachvollziehen zu können ist es besonders wichtig sich erstmals ein Bild der Frau der höfischen Kultur zu machen und dieses anschließend mit dem von Gyburc zu vergleichen. Sicherlich machen sich dadurch Gemeinsamkeiten und Unterschiede rasant bemerkbar. An erster Stelle kann gesagt werden, dass die Frauen in den Dichtungen in der höfischen Kultur meistens als Inbegriff von Schönheit und Vollkommenheit gelten. Zudem besitzen sie die Fähigkeit eine gewisse erzieherische Wirkung auf die gesamte Bevölkerung und Umwelt zu haben.25 Demnach vermitteln sie dem Ritter hohe Werte und Anerkennung Dies stimmt allerdings nicht mit der Realität überein. In der Realität besitzen die Frauen eine sehr geringe Rolle, da sie keinerlei Möglichkeiten besitzen sich selbst zu entfalten und demnach zu arbeiten.26 Zwar steht die adlige Dame auch in einer Position, jedoch ist dies unbedeutend. Die höfische Dame war demnach nicht in die wirtschaftlichen Arbeiten am Hof beteiligt und musste sich in den Hintergrund stellen. Des Weiteren kann gesagt werden, dass diese zudem unter dem einflussreichen Einfluss ihrer Männer standen und sich demnach nicht selbst weiterentwickeln konnten, was sich als sehr bedauerlich herausstellt. Hinzufügend gab es eine Hofsmeisterin, welche über die Aufsicht der Hofsdamen zuständig war Außerdem war sie für die Erziehung der Töchter zuständig.27 Jedoch sollte hierbei gesagt werden, dass ihre Hochschätzung nicht zu ihrer sozialen Emanzipation führte und sie sich lediglich immer noch in ihrer Rolle wiederfand. Daraufhin kann zudem auch noch gesagt werden, dass es zwar verschiedene Stände gab, unter welchen sich die Menschen wiederfanden, jedoch die Frau nicht dazu in der Lage war sich hochzuarbeiten und eine individuelle Entwicklung für sich selbst zu etablieren. Ganz im Gegenteil zu Gyburc. Zu ihrer Person kann gesagt werden, dass sich als besonders ambivalent auszeichnet, da sie überaus viele Qualitäten besitzt, welche untypisch für eine Frau ihrer zeitgenössischen Ära ist.28 Gyburc besitzt den Mut sich ihrer Familie zu stellen und eigenständig ihre Religion zu ändern und demnach auch über ihr eigenes Leben zu entscheiden. Sie besitzt demnach eine Art von Entscheidungsfreiheit, was demnach auch sehr untypisch scheint. Anschließend kann gesagt werden, dass sie sogar in den Krieg zieht und sich nicht zurückzieht, sondern ebenfalls eigenständig daran beteiligt ist. Daraufhin lässt sich schließen, dass sich durch aus als eine selbst sprechende Frau erweist.29 Dies kann man über viele Frau aus ihrer Zeit nicht sagen, da diese dem Willen und Befehl ihres Mannes unterlagen. Ein weiteres Beispiel ist ihre Toleranzrede, welche sich als besonders emanzipatorisch erweist, denn keine Frau hätte sich getraut diesen Weg anzuschlagen und ihre Meinung zu äußern, was sich wiederum auch als besonders mutig und zielstrebig erweist. Zudem erweist sie sich als moderne Ritterin, da sie das Bild verkörpert, dass Frauen in Notsituationen auch die Rolle eines Mannes übernehmen können.30 Dies strahlt sie aus, indem sie wie bereits erwähnt ebenfalls in den Krieg zieht und an der Seite Willehalms kämpft. Aus den bereits genannten Gründen lässt sich sagen, dass sie sich vom typischen Frauenbild der höfischen Kultur unterscheidet. Gyburc besitzt zielstrebige und konzentrierte Eigenschaften, welche sie auf ihrem Weg begleiten und zu einer unabhängigen und entscheidungsfreien Frau machen.31

Historischer Kontext

Angesichts der Tatsache erweist sich hierbei ein kleiner Exkurs zum historischen Kontext, denn um dies besser nachvollziehen zu können ist es besonders wichtig sich ein kurzes Bild zu schaffen. Aufgrund einer islamischen Expansion im siebten Jahrhundert von der arabischen Halbinsel ausgehend, eroberten muslimischen Heeren auch weitere Bereiche der Iberischen Halbinsel.32 Demnach kam es zu verschiedenen Kämpfen zwischen Arabern und anderen christlichen Parteien. Allerdings sollte hierbei erwähnt werden, dass sich auf der Iberischen Halbinsel eine gewisse Blütezeit etablierte, da von nun an Christen und Juden ihre eigene Religion ausüben konnten, jedoch eine enorme Steuer dafür zahlen mussten. Zuletzt endete die Herrschaft der Muslime im Jahre 1492.

Interne Betrachtungsweise von Gyburc und ihre Kompetenzen

Im Anschluss sollte man sich einer internen Betrachtungsweise Gyburc widmen und ihre Kompetenzen damit miteinbeziehen. Wie zuvor erwähnt lässt sich Gyburc als eine besondere Figur darstellen, welche sich als sehr individuell und zielstrebig erweist. Es kann zudem auch gesagt werden, dass sie eine Power Frau zu der Zeit war, da sie auch mit internen Aspekten zu kämpfe hatte, da man ihr bisher den Weg versperrte sich individuell zu entwickeln und ihr Potenzial zu entfalten.33 Sie musste sich zuerst damit befassen und zufriedengeben, allerdings wusste sie für sie sich selbst, dass sie nicht mit sich selbst im Reinen ist und demnach auch sehr unzufrieden mit ihrer eigenen Ehe war, woraus man resultieren kann, dass sie sich nicht länger mit der Situation zufrieden hat geben lassen und die Initiative ergriff und etwas dagegen tat.34 Ihre Kompetenzen weisen darauf hin, dass sie für sich selbst sprechen kann und dies auch schon immer konnte, was ebenfalls durch das Religionsgespräch mit ihrem Vater klarwurde. Demnach kann auch gesagt werden, dass sie die Veränderungen in ihrem Leben vollbrachte um eine gewisse Vollkommenheit in ihrem eigenen Leben zu spüren, welche sich vorher nicht bemerkbar gemacht hat. Grund dafür scheint ihre Sehnsucht nach etwas Neuem zu sein.35 An nächster Stelle kann gesagt werden, dass sie als eine modifizierte Version einer modernen Ritterin angesehen werden kann. Grund dafür ist, dass sie die Dinge selbst in die Hand nimmt und somit eine emanzipatorische Rolle der Frau annimmt und diese im gesamten Umfeld verkörpert.36 Ihre Kompetenz sich für andre einzusetzen und dabei seiner Seele selbst gut zu tun macht Gyburc zu einem ebenfalls standhaften und individuellen Menschen.37 Zudem sollte nicht vergessen werden zu erwähnen, dass solch eine Rolle zumal untypisch für Frauen aus ihrem Zeitalter schient, sie es allerdings geschafft hat und demnach auch ein Vorbild für die höfischen Dichtungen ist. Ihr Frauenbild wurde zur Vorlage für eine emanzipatorische Darstellung einer Frau in Lebzeiten des höfischen Zeitalters. Zwar wurde dies durch einen Fehltritt anleitet, endete allerdings in einer Selbstfindung mit sich selbst.38

Fazit

Wenn man sich nun die gesamte Hausarbeit anschaut lässt sich ein grundliegendes Fazit daraus schließen. An erster Stelle ist es besonders relevant zu erwähnen, dass sich die bereits zu anfangs aufgestellter Fragestellung/ Hypothese beantworten lässt. Man könnte sagen, dass der Ehebruch Gyburc, die Konvertierung und der dadurch ausgelöste Doppelkrieg in einer Interdependenz zueinander stehen. Dadurch, dass sich für Willehalm und gegen ihre Familie entschied und somit auch eine andere Glaubensrichtung annahm kann gesagt werden, dass sich gewisse Motive etablierten wie Eifersucht.39 Diese führten anschließend zu einem Doppelkrieg. Zuerst schien der Krieg nur aufgrund der Rivalitäten zwischen Willehalm und Tybalt stattzufinden. Jedoch entschied sich Gyburc standhaft und bewusst gegen ihre alte Glaubensrichtung wodurch sich ein Krieg zwischen zwei Religionen entwickelte. Demnach kann gesagt werden, dass sich dies aus der großen Ursache ihres Ehebruchs etablierte. Allerdings sollte hierbei auch erwähnt werden, dass sich Gyburc als eine besonders starke und individuelle Frau erweist, da sie sich gegen ihre Familie stellt und für ihre neue Liebe brennt. Jedoch sollte man im Hinterkopf behalten, dass dies nämlich nicht einfach so geschieht, sondern schon in Überlegung stand, da sie ziemlich unzufrieden war mit ihrem Leben und sich somit die Chance ergab ihre Liebe und Religion miteinander zu verschmelzen und für diese zu kämpfen.40 Demnach öffnet Gyburc eine Tür für viele Frauen in dem zeitgenössischen Zeitalter, sie offenbarte die Emanzipation einer Frau. Aufgrund ihrer vielen Taten kann zudem auch angesehen werden, dass sie sich nicht nur für sich selbst einsetzte, sondern auch für die anderen Frauen, welche sich demnach nicht selbst weiterentwickeln konnten und demnach immer noch dem Befehl und den Anweisungen ihrer Männer unterstanden. Angesichts der Tatsachen sollte allerdings auch erwähnt werden, dass Krieg nichts Gutes ist und dieser etablierte sich anfangs aufgrund der Liebe und verfloss anschließend in die religiöse Ebene und machte damit unschuldige Menschen zu Tätern und Opfern.41 Es lässt sich zudem auch sagen, dass die Situation nicht ausgenutzt wurde, um die andere Religion als gut oder böse und die beste Religion anzuerkennen. Was sich allerdings auch als positiven Aspekt aufweist.

Zuletzt kann demnach gesagt werden, dass es sowohl positive als auch negative Aspekte gibt, welche man sich anschauen sollte, allerdings die positiven Aspekte überwiegen.42 Die bereits angeführten Gründe und Beispiele unterstützen diese These und weisen darauf hin, dass es sich zu einer Emanzipation einer Frau handelte, welche den Weg für viele weitere Frauen freimachte, zwar musste sie dies durch einen Ehebruch anschlagen und endete in einem Doppelkrieg, jedoch scheint sie mit der daraus folgenden Situation demnach zufrieden zu sein.

[...]


1 Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, 2004

2 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

3 Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, 2004

4 Greenfield, John, Der ,,Willehalm’’ Wolfram von Eschenbach. Eine Einführung, 1998

5 Wolfram Eschenbach, Willehalm, 2019

6 Greenfield, John, Der ,,Willehalm’’ Wolfram von Eschenbach. Eine Einführung, 1998

7 Kellermann, Karina: Der personifizierte Agon: Gyburg im Fokuswiderstreitender Normen, 2004

8 Kellermann, Karina: Der personifizierte Agon: Gyburg im Fokuswiderstreitender Normen, 2004

9 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

10 Horst Bunner, Willehalm, 2018

11 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

12 Kellermann, Karina: Der personifizierte Agon: Gyburg im Fokuswiderstreitender Normen, 2004

13 Kichert, Klaus: Heidenkrieg und christliche Schonung des Feindes. Widersprüchliches im Willehalm Wolframs von Eschenbach, 1994

14 https://epochentrotter.de/?p=360

15 Kichert, Klaus: Heidenkrieg und christliche Schonung des Feindes. Widersprüchliches im Willehalm Wolframs von Eschenbach, 1994

16 Angelinka Zahn, Gyburc- Kriegerische Amazone oder christliche Heilsbringerin? 2005

17 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

18 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

19 Przybilski, Martin: Verwandtschaft als Deutungsmuster im Willehalm Wolframs von Eschenbach, 2000

20 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

21 Przybilski, Martin: Verwandtschaft als Deutungsmuster im Willehalm Wolframs von Eschenbach, 2000

22 Ruh, Kurt, Höfische Epik des deutschen Mittelalters, 1980

23 Schnyder, Mireille: manlîch sprach daz wîp. Die Einsamkeit Gyburcs in Wolframs „Willehalm“, 1999

24 Przybilski, Martin: Verwandtschaft als Deutungsmuster im Willehalm Wolframs von Eschenbach, 2000

25 Ruh, Kurt, Höfische Epik des deutschen Mittelalters, 1980

26 https://www.leben-im-mittelalter.net/gesellschaft-im-mittelalter/frauen/gesellschaftliche-stellung.html

27 Ruh, Kurt, Höfische Epik des deutschen Mittelalters, 1980

28 Bertau, Karl: Geschichte in der höfischen Epik um 1200, 1983

29 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

30 Bertau, Karl: Geschichte in der höfischen Epik um 1200, 1983

31 Angelinka Zahn, Gyburc- Kriegerische Amazone oder christliche Heilsbringerin? 2009

32 Joachim Bunke, Höfische Kultur, 1999

33 Bertau, Karl: Geschichte in der höfischen Epik um 1200, 1983

34 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

35 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

36 Schnyder, Mireille: manlîch sprach daz wîp. Die Einsamkeit Gyburcs in Wolframs „Willehalm“, 1999

37 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

38 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

39 Manfred Müller, Die Darstellung der ‘’Gyburc’’ in Wolfram von Eschenbachs Epos, 1995

40 Ruh, Kurt, Höfische Epik des deutschen Mittelalters, 1980

41 Ruh, Kurt, Höfische Epik des deutschen Mittelalters, 1980

42 Kiening, Christian: Reflexion- Narration Wege zum Willehalm

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung von Liebe, Religion und Verwandtschaft im Wolfram von Eschenbachs "Willehalm"
Note
2,0
Jahr
2018
Seiten
15
Katalognummer
V1144524
ISBN (eBook)
9783346521477
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wolfram von Eschenbachs, Willehalm’, Deutsch, Lyrik, Geschichte, Mittelalter, Epik, Gyburc, Eschenbachs, Deutsch als Fremdsprache, Poesie
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Die Bedeutung von Liebe, Religion und Verwandtschaft im Wolfram von Eschenbachs "Willehalm", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1144524

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Bedeutung von Liebe, Religion und Verwandtschaft im Wolfram von Eschenbachs "Willehalm"



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden