Frauengeschichte in Walsrode


Hausarbeit, 1999

23 Seiten, Note: erfolgreich


Leseprobe


Inhalt

I. Vorwort

II. Einleitung
1. Zur Situation der Frauen in der Gesellschaft
-Gestern und Heute-
2. Die Rolle der Frau
-Gestern und Heute-

III. Frauenleben in Walsrode Zusammenfassung Danksagung Literaturnachweis Versicherung

I. Vorwort

Weil das Fachgebiet der Geschichte mich sehr interessiert, habe ich mir als Thema fr die Anfertigung der Hausarbeit hinsichtlich meiner Teilnahme an der Frauenakademie an der Universitt in Hannover die Geschichte von Frau- en eines Ortes, zu welchem ich einen persnlichen Bezug habe, gewhlt.

Zur Zeit lebe ich mit meinem Mann in Schwarmstedt.

Er stammt gebrtig aus Walsrode, ich selbst aus Lehrte.

Sowohl in als auch in der Region um Walsrode zhlt die Familie meines Man- nes zu denen, die dort seit Generationen ansssig sind. Ich habe mich daher zwecks der Anfertigung meiner Hausarbeit mit dem Leben und Wirken von Walsroder Frauen in Form von Recherchen im dortigen Stadtarchiv, in der Literatur sowie Gesprchen mit Frauen in ihrer Rolle als Zeitzeuginnen be- schftigt.

Whrend dessen stellte ich mir die Frage, inwiefern Frauen und ihre Leistun- gen in den Geschichtsbchern berhaupt dargestellt werden:

Denn, bis auf wenige Ausnahmen wird wenig von dem erkennbar, was Frauen unter anderem fr die Gesellschaft, die Wissenschaft oder in der Politik gelei- stet haben. Die erst in jngerer Zeit durch Historiker und Historikerinnen statt- findende verstrkte Beschftigung, diese vergessenen oder nie richtig zur Kenntnis genommenen Leistungen aufzuarbeiten, stellt ein schwieriges Unter- fangen dar.

Je weiter in der Vergangenheit zurckgegangen werden mu, um so seltener sind aussagekrftige Dokumente vorhanden; denn engagierte, aus dem Le- bensbereich Haus und Familie heraustretende Frauen gelten als Randerschei- nung und waren wegen ihres Verhaltens nicht selten starken Anfeindungen ausgesetzt.

Zudem wurde dieses oft genug totgeschwiegen.

Auch in der Geschichtsschreibung der Stadt Walsrode kommen Frauen selten vor. Ich bin mir bewut, da der Versuch, die Geschichte von Frauen in Wals- rode zu beschreiben, nicht alle Bereiche von Politik und Gesellschaft dieser Stadt darstellen wird. So werden sich z.B. Jdische Frauen, Aussiedlierin- nen1 ), Flchtlingsfrauen2 ), Asylbewerberinnen, Handwerksfrauen nicht in mei-

nem Buch wiederfinden. Vorliegende Arbeit erhebt daher nicht den Anspruch auf Vollstndigkeit. Folgende Ausfhrungen sind ein Anfang, einige der ver- gessenen Frauen aus dem Verborgenen zu holen und sie an den ihnen ge- bhrenden Platz in der Geschichte in der Gesellschaft zu stellen.

An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei allen Autorinnen und Autoren fr die Beitrge sowie bei meinen Interviewpartnerinnen fr die tat- krftige Untersttzung.

In Walsrode ist Geschichte auch heute noch sehr gut sichtbar. Ein Blick auf die alten Huser, Kirchen und das Alte Rathaus lt die einseitige Bedeutung der Stadt erahnen. Durch Gstefhrerinnen angebotene Stadtfhrungen las- sen vergangene Zeiten lebendig werden.

Straennamen erinnern an bedeutende Persnlichkeiten, in der von

Hans Stuhlmacher3 ) verfaten Chronik der Stadt Walsrode sind die Stadtvter der Vergangenheit erwhnt, die in guten wie in schlechten Zeiten die Geschik- ke der Stadt geprgt haben. Doch wer oder was erinnert an Walsroder Frau- en? Es gibt zwar einige wenige Straen, Denkmale und Grabsttten, die Frauennamen tragen. Doch wem sagen diese heute noch etwas? Wer wei noch den Namen Frulein von Stoltzenberg einzuordnen? Wer wei, da die btissin Therese von Plato dem heutigen Therese-von-Plato-Kindergarten ih- ren Namen gegeben hat? Die Bedeutung und das Wirken dieser und vieler anderer Walsroder Frauen liegen eher im Verborgenen oder sind vergessen. Nachfolgende Generationen erhalten kaum Kenntnis darber, wie es coura- gierten Frauen gelungen ist, in Bereichen Fu zu fassen, in denen wir uns heute selbstverstndlich bewegen, die jedoch einst ausschlielich mnnlich geprgt waren. Es ist kaum etwas darber zu erfahren, wie Frauen das gesell- schaftliche Leben, die Entwicklung und das Ansehen der Stadt beeinflut ha- ben.

In meinem Buch ber Frauengeschichte in Walsrode stelle ich einige Wals- roder Frauen der vergangenen 200 Jahre vor - Frauen, die jede in ihrer Zeit auf ihre Weise Ungewhnliches geleistet haben und ausnahmslos mutig war- en. Ich will das Andenken an sie wachhalten. Darber hinaus mchte ich die Leserinnen und Leser anregen, sich selbst auf Spurensuche zu begeben.

Ein Heimatbuch des Kreises, Verlag Louis Scheling, Walsrode

Es gibt sicher noch viele weibliche Persnlichkeiten zu entdecken. Wer daran mitarbeiten oder helfen mchte, deren Namen, Bedeutung und Wirken aufzu- spren, ist dazu herzlich eingeladen. Mein Buch ber Frauengeschichte in Walsrode sind ein erster Schritt.

II. Einleitung

1. Zur Situation der Frauen in der Gesellschaft

-Gestern und Heute-

hinaus ins feindliche Leben ...

das Glck zu finden... 4 )

Als Grnderin der deutschen Frauenbewegung gilt Luise Otto-Peters (1819- 1895). Sie war von der politischen Begeisterung ihrer Zeit und den weltan- schaulichen Ideen jener Epoche von Freiheit, Gleichheit, Selbstndigkeit erfat worden. Wegen ihrer politischen Poesie wurde sie als Lerche des Vlker- frhlings gefeiert.

Nicht nur Luise Otto-Peters, sondern auch andere Frau-en jener Zeit waren ber die Begeisterung der sozialen und demokratischen Bewegung in Deutschland um die 1848er Revolution auf die spezielle gesellschaftliche Lage der Frauen aufmerksam geworden und setzten sich in Wort und Tat fr eine Vernderung ein. Wenn auch der formale Zusammenschlu und damit die organisierte Frau-

enbewegung erst 1865 entstand, so ist jedoch ihr Ursprung in diese Zeit zu da- tieren.5 )

Die Frau des 19. Jahrhunderts erkannte, da sie in einer Mnnerwelt lebte: Sie sah, da die Familie, der Beruf, die Bildungsmglichkeiten, die Stadt, der Staat, die innere und uere Politik, ja auch die Kirche von Mnnern nach Mnnerbe- drfnissen und -wnschen eingerichtet waren. Weiter sah sie, da alle diese Bil- dungen mit Mngeln behaftet waren, unter denen die Frau litt. Das war jedoch nicht das Schlimmste. Unter diesen Mngeln litt die Menschheit, die verkmmer- te, vergrberte. Ihre Schpfungen wurden Mechanismen. Ihre Mittel waren roh, ihre Wirkungsmglichkeiten gering. Um mathematisch zu reden: Keine Glei- chung, kein Exempel stimmte. Denn, im Ansatz fehlte immer ein Faktor. Nach

Der Mann mu hinaus Im Gegensatz dazu ins feindliche Leben, die Rolle der Frau: Mu wirken und streben

Und pflanzen und schaffen, Und drinnen waltet Erlisten, eraffen, Die zchtige Hausfrau, Mu wetten und wagen, Die Mutter der Kinder, Das Glck zu erjagen. Und herrschet weise

Im huslichen Kreise; Und lehret die Mdchen Und wehrtt den Knaben, Und reget ohne Ende die fleiigen Hnde...

Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland Bundeszentrale fr politische Bildung, Bonn 1993, Vierte, vllig berarbeitete und erweiterte Auflage, S. 11

den Worten von Agnes von Zahn-Harnack6 ) erwachte in der Frau die berzeu- gung, da sie selbst, in ihrer Eigenart, dieser fehlende Faktor sei; da sie sich einsetzen mte mit ihrem Knnen, ihrer psychologischen Feinheit, ihrer Logik, ihrem Mut, um die Aufgaben zu lsen, die mit dem Grundfehler im Ansatz unls- bar sein mten.

Doch die Forderung nach Recht auf Bildung sollte nicht nur der Korrektur bzw. Ergnzung des kulturellen Lebens, sondern auch der beruflichen Qualifikation dienen und damit den Frauen gleichzeitig eine selbstndige materielle Existenz- mglichkeiten bieten. Sogar dieses Recht auf Arbeit mute erst erkmpft wer- den.

Im vorigen Jahrhundert gab es vornehmlich vier verschiedene Gruppen von Frauen, die sich in ihrer Daseinsform stark unterschieden:

1. Die Frauen und Tchter der brgerlichen Mittel- und Oberschicht ohne Recht auf Arbeit (mit Ausnahme des Gouvernanten-, Lehrerinnen- oder Gesell- schafterinnberufs bei Ledigbleiben).
2. die in der Landwirtschaft, im Handel und Gewerbe ttigen Frauen,
3. die Fabrikarbeiterinnen (ledig oder verheiratet mit Kindern) und
4. die unverheirateten Dienstmdchen sowie verheirateten Dienstboten (wie Wscherinnen, Kchinnen fr besondere Anlsse, usw.

Das Ansehen der unverheirateten Frauen war sehr gering. Es mute daher alles aufgewendet werden, um diesem Los zu entgehen. Ehen, die in den Kreisen des Brgertums geschlossen wurden, waren fr die Tchter vorwiegend Versor- gungsinstitutionen7 ).8 )

Um die Jahrhundertwende und in den Jahren danach konzentriert sich die Ar- beit der Frauenbewegung ganz wesentlich auf die Wohlfahrts- und Frsorge- arbeit und wendet sich den Hausfrauen zu (sie stellt z.B. die Forderung nach gesellschaftlicher Anerkennung der Haushaltsttigkeit oder nach Bildung von Hausfrauenrten, usw.). Die brgerliche Frauenbewegung versteht sich zudem als Bewahrerin der brgerlichen Moralvorstellungen. Sie untersttzt keine radi-

Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland Bundeszentrale fr politische Bildung, Bonn 1993,

Vierte, vllig berarbeitete und erweiterte Auflage, S. 13 - 16

[...]


1 )=alle Personen deutscher Nationalitt, die nach Abschlu der systematischen Vertreibung am und nach Ende des 2. Weltkrieges (1945 49) aus den damaligen deutschen Ostgebieten, den ostund sdeuropischen Staaten sowie China in die Bundesrepublik Deutschland gekommen sind und dort ihren Wohnsitz genommen haben (vgl. Beck, Reinhart, Sachwrterbuch der Politik, 2. Auflage, Stuttgart: Krner 1986)

2 )Flchtling = (vlkerrechtlich =) Person, die wegen Verlassens ihres stndigen Wohnsitzes aufgrund kriegerischer Ereignisse dorthin nicht zurckkehren kann oder aus begrndeter Furcht vor Ver- folgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalitt, Zugehrigkeit zu einer bestimm- ten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen berzeugung sich auerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehrigkeit sie besitzt oder besessen hat und den diplomatischen Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder will (vgl. Beck, Reinhart, Sachwrterbuch der Politik,

2. Auflage, Stuttgart: Krner 1986

3 )= Lehrer in Schneeheide und Kreisheimatpfleger a.D. (vgl. Kreis Fallingbostel (Hrsg.), Der Kreis Fallingbostel,

4 )Der Titel ...hinaus ins feindliche Leben, das Glck zu finden ist frei zitiert nach Friedrich Schiller: Lied von der Glocke. Die Strophe, auf die Bezug genommen wird, beschreibt die Rolle des Mannes im 19. Jahrhundert:

5 )vgl.: Rosemarie Nave-Herz (Hrsg.in)

6 )Agnes von Zahn-Harnack ist eine Vertreterin der ersten (oder alten) Frauenbewegung gewesen (vgl.: Rosemarie Nave-Herz (Hrsg.in),Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland, Bundeszentrale fr politische Bildung,Bonn 1993, Vierte, vllig berarbeitete und erweiterte Auflage).

7 )Als ein Beispiel sei hier die Ehestiftung zwischen Johann Friedrich Schnobel und Anne Margrethe Bling, geb. Cohrs aus Walsrode, am 18. Februar 1797 in Walsrode genannt (Archiv Stadt Walsrode, Akte Nr. 1867). 8)vgl.: Rosemarie Nave-Herz (Hrsg.in)

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Frauengeschichte in Walsrode
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Frauenakademie)
Note
erfolgreich
Autor
Jahr
1999
Seiten
23
Katalognummer
V11446
ISBN (eBook)
9783638176071
ISBN (Buch)
9783638680875
Dateigröße
2551 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauengeschichte, Walsrode
Arbeit zitieren
Edith Cohrs (Autor:in), 1999, Frauengeschichte in Walsrode, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11446

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