Wie jedoch konnte es dazu kommen, daß sich die Bedürfnisse des Menschen in Bezug auf ihre Nahrung derart verändert haben? Oder hat erst das Endprodukt zu der veränderten Ernährungslage beigetragen? Hier gilt es, Interdependenzen zwischen Artefakt und Konsumverhalten genauer zu betrachten, um daraus Rückschlüsse auf das Verbraucherverhalten ableiten zu können. Anhand ausgesuchter Beispiele soll im Rahmen dieser Seminararbeit ein Bedeutungswandel skizziert werden, der allerdings nicht die Produktion des Lebensmittels selbst, sondern dessen Veränderung im Sinne einer industriellen Nahrungsrevolution in den Mittelpunkt stellen wird. Das Brot, anhand dessen industrieller Entwicklung die oben beschriebenen Veränderungen dargestellt werden, eignet sich auf zweifache Weise zum Anschauungsobjekt: durch Jahrhunderte hinweg hat es als Grundnahrungsmittel schlechthin die Versorgung der Menschen in Europa sichergestellt und ist dabei als solches auch heute noch existent, gleichwohl aber sind darüber hinaus eine Vielzahl an Neuerungen, in Bezug auf Konsistenz wie auch auf Geschmack, entstanden. Desweiteren geht ein gesondertes Kapitel genauer auf die Methoden des „Food-Engineering“ ein, anhand dessen versucht wird, den Umfang des „Nahrungsmißbrauchs“ zumindest ansatzweise zu verdeutlichen. Da in der Beschäftigung mit Lebensmitteln als Artefakt einerseits und darüber hinaus als Konsumartikel andererseits die „übliche horizontale Abgrenzung“, wie es Barbara Orland in Bezug auf ihre Geschichte der Haushaltstechnisierung ausdrückte, nicht mehr genügt, nimmt ebenfalls der „vertikale Zugriff“ auf die verschiedenen Felder eine wichtige Stellung ein. Aus diesem Zusammenhang heraus erklärt sich auch die durchgehend kritische Betrachtungsweise der industriellen Lebensmittelproduktion. Allerdings läßt auch hier der begrenzte Umfang der Arbeit eine angemessene Auseinandersetzung mit dem Thema bei weitem nicht zu. Die Literaturlage kann dabei als gut gelten. Vor allem die Werke Siegfried Giedions, Annelies Furtmayr-Schuhs und Hans-Ulrich Grimms konnten als Arbeitsbücher Einblick in Verfahrenstechniken und ferner in die Entstehungsgeschichte der heutigen Nahrungsmittelindustrie vermitteln. Besonders der kritische Aspekt der beiden letztgenannten Werke vermochte eine völlig neue Dimension der ansonsten so „heilen Welt“ unserer alltäglichen Nahrung aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Die industrielle Nahrungsrevolution - Voraussetzungen und Konsequenzen
- Veränderungen im Warenangebot - vom Weizenbrei zum Pausensnack
- Verbraucherverhalten - Methoden der Industrie zur Absatzsteigerung
- Food-Engineering – das neue „Zauberwort“ der Industrie und seine Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion
- Schlußbetrachtung
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der industriellen Prägung des Geschmacks und untersucht, wie die industrielle Lebensmittelproduktion das Verhältnis des Menschen zur Nahrung beeinflusst hat. Im Fokus steht die Entwicklung des Brotes als Beispiel für die industrielle Nahrungsrevolution und die damit verbundenen Veränderungen im Warenangebot, dem Verbraucherverhalten und der Lebensmittelproduktion.
- Die Auswirkungen der industriellen Lebensmittelproduktion auf das Verbraucherverhalten
- Die Rolle von Food-Engineering in der Lebensmittelproduktion
- Der Bedeutungswandel des Brotes als Grundnahrungsmittel
- Die kritische Betrachtungsweise der industriellen Lebensmittelproduktion
- Die Interdependenzen zwischen Artefakt und Konsumverhalten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der industriellen Lebensmittelproduktion und deren Einfluss auf das Verhältnis des Menschen zur Nahrung dar. Sie beleuchtet die Veränderungen im Konsumverhalten und die Bedeutung des Brotes als Beispiel für die industrielle Nahrungsrevolution.
Der Hauptteil der Arbeit befasst sich mit den Voraussetzungen und Konsequenzen der industriellen Nahrungsrevolution. Er untersucht die Veränderungen im Warenangebot, vom traditionellen Weizenbrei zum modernen Pausensnack, und analysiert die Methoden der Industrie zur Absatzsteigerung. Ein weiteres Kapitel widmet sich dem Food-Engineering und seinen Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die industrielle Nahrungsrevolution, Food-Engineering, Verbraucherverhalten, Warenangebot, Brot, Lebensmittelproduktion, Konsumgesellschaft, Nahrungsmittelindustrie, Geschmacksentwicklung und die kritische Betrachtungsweise der industriellen Lebensmittelproduktion.
- Quote paper
- M.A. Mia Gerhardt (Author), 1999, Die industrielle Prägung des Geschmacks, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114464