Unterschiedliche Qualifikationsniveaus in der Pflege und das Problem des Pflegenotstandes in Deutschland


Hausarbeit, 2007

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Darstellung der Situation in Deutschland
2.1. Zur demographischen Entwicklung in Deutschland
2.2. Stellenabbau und fehlender Nachwuchs vs. Forderungen nach Pflegequalität

3. Pflegefachkraft vs. Pflegehilfskraft
3.1. Die Pflegefachkraft
3.2. Die Pflegehilfskraft/ PflegehelferInnen
3.3. Pflegefachkräfte sind für die Behandlungspflege verantwortlich, Pflegehilfs- kräfte nur für die Grundpflege?

4. Droht der Pflegenotstand auf uns zuzukommen?

5. Diskussion

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit habe ich mich mit Pflegenden unterschiedlicher Qualifikationsniveaus auseinandergesetzt. Ziel meiner Arbeit ist herauszustellen, dass vor allem durch die kurze Verweildauer im Beruf (Vgl. bpa 2007), eine deutlich reduzierte Anzahl junger Menschen, die den Pflegeberuf ergreifen (Vgl. CDU 2003, S.3), einen offensichtlichen Geburtenrückgang in den vergangenen Jahren (Vgl. Sommer 2003) und die für das Gesundheitswesen und die Pflege problematische demographische Entwicklung (ebd.) ein Mangel an qualifiziertem Personal in der Pflege jetzt und in Zukunft besteht und wahrscheinlich bestehen wird. Experten bezeichnen dies als Pflegenotstand, sie prophezeien diesen bereits seit Jahren (Vgl. ver.di 2007, KDA 2001, DEVAP 2003). Die demographische Entwicklung und die Alterung unserer Gesellschaft wird ein Mehr an entsprechend qualifizierten Mitarbeitern in der Pflege unentbehrlich machen. Meines Erachtens wird die Gesellschaft in Zukunft noch verstärkter als im Augenblick auf den Einsatz geringer Qualifizierter in der Pflege angewiesen sein, um dem zukünftigen Versorgungsauftrag überhaupt gerecht werden zu können.

Die Pflege unterliegt derzeit unterschiedlichen Strömungen: Professionalisierung und Emanzi-pation der Pflege als Fachgebiet neben der Medizin, gekennzeichnet v.a. durch pflegewissen-schaftliche Bemühungen und die Etablierung von Pflegestudiengängen stehen scheinbar einem erhöhten Bedarf an Pflegenden in der Zukunft und dem verstärkten Einsatz von Pflege-hilfskräften entgegen. Sachs und Bethke bezeichnen dies in ihrer Publikation als drohende Deprofessionalisierung, begründet in verschiedenen Faktoren (Vgl. Sachs, Bethke 1997, S.4f). Aktuell finde ein Umbruch statt. Eingeleitet wurde dieser durch die zunehmende Professionalisierung in der Pflege, gekennzeichnet durch pflegewissenschaftliche Strömungen, die Etablierung von Pflegestudiengängen u.v.m. Außerdem seien die Anforderungen an die Qualifikationen der Pflegefachkräfte enorm gestiegen. Dies sei gekennzeichnet durch die verstärkte Differenzierung in den Leitungspositionen, der Erschließung neuer Arbeitsfelder (z.B. Pflege von Menschen mit speziellen Krankheitsbildern; hier vor allem gerontopsychiatrische Erkrankungen), neue Anforderungen in der ambulanten Versorgung (z.B. Heimbeatmung) sowie umfassende Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen und Fachweiterbildungen. Dem gegenüber stehen die weitestgehend unveränderte Vergütung leitender Pflegefachkräfte trotz gestiegener Qualifikationen und der Ersatz von stationären Leistungen durch ambulante Dienste, obwohl die technische Ausstattung in den stationären Einrichtungen meist besser sei. Darüber hinaus wird das zunehmende Zurück-greifen auf Hilfspersonal, verbunden mit der verstärkten Beteiligung von Laien in der ambulanten Pflege, beklagt. Außerdem wird der Einsatz einer rein kaufmännischen Geschäftsführung ohne Beteiligung der Pflege, verbunden mit dem Entzug von Aufgaben und Kompetenzen im Bereich der Gesamtgeschäftsführung, enorm bedauert. Diese Umstände werden als Faktoren, die einer Professionalisierung in der Pflege entgegenstehen, benannt. (Vgl. Sachs, Bethke 1997, S.4f)

Ich denke, die benannten Aspekte, vor allem der Fakt des zunehmenden Einsatzes von Pflegehilfskräften, dürfen nicht außer acht gelassen werden. Genau auf diesen Punkt stütze ich die vorliegende Arbeit.

Ich bin davon überzeugt, dass in Zukunft der Einsatz von geringer Qualifizierten in der Pflege unentbehrlich wird, um den Bedarf annähernd decken zu können. Meines Erachtens müssen hier die Pflegefachkräfte verstärkt in die Verantwortung gezogen werden, indem sie Pflegehilfskräfte engmaschig bei der Pflege und Betreuung der Alten begleiten und anleiten. Nur so kann der zukünftige Versorgungsauftrag in der Pflege auch sichergestellt werden. Ich denke, sonst droht eine absolute Unter- und Fehlversorgung in der Pflege mit dramatischen Auswirkungen für die Pflegebedürftigen. Ich vertrete außerdem die Ansicht, dass dies nur möglich sein wird, wenn die Pflege für die Mitarbeiter attraktiver gestaltet wird, um der Abwanderung und den weiter steigenden Anforderungen gerecht werden zu können. Die eingeleitete Professionalisierung auf der Ebene der Pflegefachkräfte muss meines Erachtens noch weiter vorangetrieben werden, um den notwendigen und qualitativ hochwertigen Einsatz von Pflegehilfskräften überhaupt erst möglich zu machen.

Es gibt ein Verfahren zur bedarfsgerechten Personaleinsatzplanung namens PLAISIR© (Pla nification I nformatisée des S oins I nfirmiers R equis), sinngemäß EDV-unterstützte Planung der erforderlichen Pflege in Pflegeheimen, das bereits 1983/1984 in Kanada durch das Institut EROS (Expertengruppe, die hauptsächlich aus Krankenschwestern bestand) entwickelt wurde (Vgl. KDA 2002, S. 4). Bereits 1999/ 2000 wurde dieses Verfahren bei elf Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt erprobt (Vgl. Gennrich 2002), eingeführt wurde es wegen der gescheiterten Verhandlungen mit dem kanadischen Rechtinhaber nicht (Vgl. KDA 2004). Hier wird der individuelle Pflegebedarf des Einzelnen in einer aufwendigen Aufnahmeprozedur während der ersten Tage im Heim erfasst, eine Evaluation erfolgt bei Veränderung des Pflegebedarfs, stets initiiert durch speziell ausgebildete Pflegefachkräfte. Dies ermöglicht meines Erachtens die klare Differenzierung der Bedürfnisse des Bewohners und des pflegerischen Aufwandes. Auch kann dieses Verfahren den Einsatz entsprechend qualifizierter Mitarbeiter abbilden. Die Einschätzung erfolgt durch die Pflegefachkraft vor Ort. (Vgl. Gennrich 2002) Ich denke, dass dieses Verfahren helfen kann, den vermehrten Einsatz geringer Qualifizierter zu ermöglichen, ohne dabei das Ziel einer qualitativ hochwertigen Betreuung und Versorgung der Pflegebedürftigen außer acht zu lassen. Ich werde in der Diskussion erneut auf dieses Verfahren eingehen. Ich denke, nach der Auseinandersetzung mit der vorliegenden Hausarbeit wird deutlich, warum ich meine, dass der Einsatz dieses Verfahrens in der aktuellen und zukünftigen Situation in der Pflege und im Gesundheitswesen sinnvoll erscheint und einer vermeintlichen Deprofessionalisierung durch den vermehrten Einsatz geringer Qualifizierter entgegenwirken kann.

Meines Erachtens wird die vorliegende Themenstellung in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen und Eingang ins Bewusstsein aller im Gesundheitswesen Tätigen finden müssen.

Im Rahmen der vorliegenden Hausarbeit habe ich mich intensiv mit der derzeitigen Situation in der Pflege in Deutschland auseinandergesetzt. Ich habe die vorausgesagte demographische Entwicklung bis 2050 dargestellt, um die auf die Pflege und das Gesundheitswesen zukommende Problematik, dass immer mehr Pflegebedürftigen immer weniger Pflegende gegenüberstehen, zu verdeutlichen. Außerdem habe ich auf den parallel dazu verlaufenden Stellenabbau in vielen Bereichen der Pflege aufmerksam gemacht. Unklar bleibt für mich, wie sich in Zeiten des drohenden Pflegenotstandes und der zunehmend schwierigen Rekrutierung von qualifizierten Pflegenden parallel ein Stellenabbau in der Pflege darbieten kann.

Die Definition der Pflegefachkraft und Pflegehilfskraft soll verdeutlichen, dass es bei den nicht examinierten Pflegekräften unterschiedliche Qualifikationsniveaus gibt. Vielleicht wird dies in absehbarer Zeit für die Pflege von Bedeutung sein, aktuell scheint es dies noch nicht. Außerdem habe ich mir die Frage gestellt, ob aktuell und in Zukunft Pflegefachkräfte einzig für die Behand-lungspflege verantwortlich sind und Pflegehilfskräfte nur die Grundpflege übernehmen. Im Anschluss habe ich mich kritisch mit der Frage auseinandergesetzt, ob uns in Zukunft der vorhergesagte Pflegenotstand drohen wird.

Die Beschäftigung mit der vorliegenden Fragestellung war für mich sehr interessant und gehalt-voll. Ich habe mittels Recherche in der Bibliothek und einer umfassenden Vertiefung mit verschiedenen Texten aus dem Internet einen weitreichenden Einblick in eine mögliche Zukunft in der Pflege und im Gesundheitswesen gewinnen können. Vor allem die Bedeutung des demo-graphischen Wandels in Bezug auf die Entwicklung der Mitarbeiterstrukturen in der Pflege und die weitreichende Verantwortung von Pflegefachkräften haben mein Denken enorm erweitert.

Die unten stehende Tabelle stellt das methodische Vorgehen bei der Literaturrecherche im Überblick dar:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Darstellung der Situation in Deutschland

Bevor ich inhaltlich auf die beschriebene Thematik „ Unterschiedliche Qualifikationsniveaus in der Pflege und das Problem des Pflegenotstandes in Deutschland“ im Kontext dieser Hausarbeit eingehe, möchte ich zunächst die aktuelle Situation in Deutschland darstellen. Dies soll verdeutlichen, unter welch enormem Druck die Pflegenden jetzt und in Zukunft stehen und stehen werden. Außerdem verdeutlicht dies meine These, dass die Pflege Hilfskräfte benötigt, um den Problemen der Abwanderung aus dem Beruf (Vgl. bpa 2007), zu wenig junge Menschen, die für die Pflege rekrutiert werden können (Vgl. CDU 2003, S.3f) und die gleichzeitig problematische demographische Entwicklung (Vgl. Sommer 2003), die ein Mehr an Pflegeplätzen und Pflegekräften nötig machen wird, verdeutlicht. Laut einer Studie des Bundesinstitutes für Berufsbildung seien nach fünf Berufsjahren nur noch 17% der Altenpflegerinnen im Beruf, 55% hätten die Beschäftigung komplett aufgegeben. (Vgl. bpa 2007) Diese Zahlen sind erschreckend, wer soll den in Zukunft die Alten und Hilfsbedürftigen pflegen, wenn die Abwanderung aus dem Beruf so groß ist?

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Unterschiedliche Qualifikationsniveaus in der Pflege und das Problem des Pflegenotstandes in Deutschland
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin
Veranstaltung
Spezielle Fragen des Personalmanagements und Arbeitsrechts
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
20
Katalognummer
V114546
ISBN (eBook)
9783640153152
ISBN (Buch)
9783640156108
Dateigröße
735 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unterschiedliche, Qualifikationsniveaus, Pflege, Problem, Pflegenotstandes, Deutschland, Spezielle, Fragen, Personalmanagements, Arbeitsrechts
Arbeit zitieren
Franziska Misch (Autor:in), 2007, Unterschiedliche Qualifikationsniveaus in der Pflege und das Problem des Pflegenotstandes in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114546

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