Wie erleben Frauen Schwangerschaft und Geburt? Persönliche und gesellschaftliche Einflussfaktoren auf das Geburtserlebnis


Masterarbeit, 2021

259 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

THEORETISCHER TEIL

2 Der Beginn – die Befruchtung als Teil des Geburtsprozesses
2.1 Epigenetik – Erfahrungsspeicher DNA
2.2 Körpergedächtnis – Zellgedächtnis – pränatal
2.3 Samenzelle – Spermium
2.4 Eizelle – Oocyte – Ovum – Ovulum
2.5 Befruchtung geplant – ungeplant – erwünscht
2.6 Ungeplant – unerwünscht
2.6.1 Psychischer Druck durch Erwartungshaltungen
2.6.1.1 Erwartungshaltung an die Frau – von der Gesellschaft erwünschter Nachwuchs
2.6.1.2 Erwartungen an sich als Mutter
2.6.1.3 Erwartungen an den Vater
2.6.1.4 Gesellschaftliche Erwartungen an die Eltern
2.6.2 Sexualisierte Gewalt
2.7 Die Rolle des Vaters
2.8 Der Weg ist das Ziel?
2.9 Assistierte (künstliche) Befruchtung

3 Der Verlauf der Schwangerschaft als Einflussfaktor auf die Geburt
3.1 Pränatale Liebe und Bindung
3.1.1 Oxytocin und Vasopressin
3.1.1.1 Oxytocin
3.1.1.2 Vasopressin
3.1.2 Bindungsanalyse
3.1.3 Bindungstheorie
3.1.4 Bindungsentwicklung mütterlich
3.2 Mütterlicher Stress
3.3 Vorgeburtliche mütterliche Depression
3.4 Mütterliche Angst
3.5 Rund 280 Tage Entwicklung und Veränderung bis zur Geburt
3.5.1 Die Rolle der Ernährung
3.5.2 Erstes Trimester (von der Befruchtung bis zur 13. SSW)
3.5.3 Zweites Trimester (13 SSW bis 27. SSW)
3.5.4 Drittes Trimester (27. SSW bis zur 40 SSW
3.6 Schwangerschaftsvorsorge
3.6.1 Humanistische Schwangerschaftsvorsorge
3.6.2 Psychosoziale Begleitung
3.6.2.1 Bindungsanalyse
3.6.2.2 Regressionstherapie
3.6.2.3 Biofeedback
3.6.2.4 Achtsamkeitstraining – Mindfull-based Invervention (MBI)
3.6.3 Entspannungstechniken in der Schwangerschaft
3.6.4 Dammpflege – Perinealmassage
3.6.5 Geburtsvorbereitungskurs
3.6.5.1 Lendenmuskel M. Psoas– Halt der Gebärmutter
3.6.6 Medizinisch-technologische Schwangerschaftsvorsorge
3.6.6.1 Diagnostik in der Schwangerschaft (Pränataldiagnostik)

4 Erwartungshaltungen an die Geburt
4.1 Natürlich eine „Natürliche Geburt“
4.2 Auswahl der Entbindung Ort und Art, Humanistisch vs. Medizinisch-Technologisch
4.2.1 Humanistische – natürliche Geburt
4.2.1.1 HypnoBirthing nach Mongan
4.2.1.2 Geburtshaus oder Hebammenpraxis
4.2.1.3 Hausgeburt
4.2.2 Medizinisch-Technologische Geburt
4.2.2.1 Geburt in einer öffentlichen Klinik
4.2.2.2 Geburt in einer Privatklinik oder Sanatorium
4.2.2.3 Ambulante Geburt
4.3 Kaiserschnitt – geplant oder ungeplant
4.4 Perfekte Geburt –perfekte Frau
4.4.1 Geplante „Perfekte Geburt“

5 Anzeichen der Geburt

6 Der Geburtsvorgang – eine kraftvolle Schöpfung
6.1 Die Kräfte der Geburt – Wehenkraft, Schwerkraft & Schiebekraft
6.2 Atemtechniken
6.3 Körper-Entspannung – Öffnen der Schließmuskeln
6.4 Natürliche Geburtseinleitungs- bzw. Geburtsförderungsmethoden
6.4.1 Wehenfördernder Tee
6.4.2 Ernährung
6.4.3 Gemmotherapie Rubus idaeus (Himbeere)
6.4.4 Warme Bäder – Badezusätze ätherische Öle
6.4.5 Liebevoller Sex und Brustwarzenstimulation
6.4.6 Rhizinus-Öl
6.4.7 Akupunktur, Spagyrik und Homöopathie
6.5 Medizinisch-technologische Geburtseinleitungsmethoden
6.6 Betreuung während der Geburt
6.7 Werdende Väter, Partner, Partnerin und Begleitpersonen bei der Geburt
6.8 Schönstes Erlebnis – und die Schmerzen?
6.9 Gebärhaltungen – Gebärpositionen
6.10 Medizinisch-technologische geburtshilfliche Eingriffe

7 Selbstbestimmte Geburt – eine Frage der Ethik
7.1 Ethik im Geburtserlebnis
7.2 Selbstbestimmung
7.2.1 Selbstwert
7.2.2 Vertrauensbruch – Kontrollverlust

8 Geburtstrauma
8.1 Definition und Entstehung eines Traumas
8.2 Trauma der Mutter – Eigenes Geburtstrauma als Kind und als Gebärende
8.2.1 Gewalt während der Geburt
8.3 Sternenkinder – Fehl- oder Totgeburt

EMPIRISCHER TEIL

9 Forschungsmethode
9.1 Qualitative Sozialforschung

10 Forschungsdesign
10.1 Erhebungsinstrument
10.1.1 Narratives Interview
10.1.2 Teil-narratives Interview
10.1.3 Leitfadeninterview
10.2 Durchführung der Interviews

11 Forschungsfrage, Forschungsziel und erwartete Ergebnisse

12 Stichprobe

13 Auswertung der Interviews
13.1 Die Transkription
13.2 Auswertungsmethode: Qualitative Inhaltsanalyse
13.2.1 Induktive Kategorienbildung
13.2.2 Deduktive Kategorienbildung

14 Darstellung der einzelnen Interviewpartnerinnen

15 Kategorienbildung

16 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse
16.1 Kategorie Nachwuchs geplant oder ungeplant, erwünscht oder unerwünscht als Teil des Geburtsprozesses, siehe Kapitel 2
16.2 Kategorie Der Verlauf der Schwangerschaft als Einflussfaktor auf den Geburtsvorgang, siehe Kapitel 3
16.3 Kategorie Erwartungen an die Geburt, siehe Kapitel 4
16.4 Kategorie Der Geburtsvorgang, siehe Kapitel 6
16.5 Kategorie Selbstbestimmung bei der Geburt, siehe Kapitel 7
16.6 Kategorie Störungen und Gewalt während des Geburtsprozesses, siehe Kapitel 8

SCHLUSSTEIL

17 Fazit

Literaturverzeichnis

Zusammenfassung

Ob und inwieweit sich vorgeburtliche und geburtliche Erfahrungen, Einstellungen und Ängste auf die Geburt auswirken, hat die Autorin zur Hauptforschungsfrage dieser Arbeit geführt „Wie erleben Frauen Schwangerschaft und Geburt“. Unter Anwendung der Qualitativen Sozialforschung wurden zehn Mütter jeden Alters mittels eines teil-narrativen Interviews befragt, welche von neunzehn Geburtserlebnissen, von Hausgeburten bis zur öffentlichen Klinik, von Spontangeburten bis zum Kaiserschnitt berichteten.

Die Ergebnisse interpretiert die Autorin dahingehend, dass der Geburtsprozess von Einstellungen und vielen Erlebnissen, auch pränatal, beeinflusst wird.

Alle Mütter wünschten sich eine natürliche Geburt. Die Wehen wurden unterschiedlich wahrgenommen, wobei dabei die Einstellung sowie die Gebärposition eine Rolle spielte. Künstlich eingeleitete Wehen wurden als sehr anstrengend und überfordernd, unsensibler Umgang, Störungen der Privatsphäre oder Gewalt während des Geburtsvorgangs als negativer Einflussfaktor wahrgenommen. Die Forschungsergebnisse werden zum Anlass genommen, um einen achtsamen Umgang sowie eine positive Veränderung der Situation für Mütter und Babys anzustoßen und eine Ressourcenerweiterung für sich und die nächste Generation zu erwirken.

Abstract

If and how experiences, mindsets and fears during both the prenatal phase and births influence the delivery is what drove the author to the main research question: “How do women experience pregnancy and birth”. Using methods from qualitative social research 10 mothers of all ages were interviewed in a partial-narrative style. The mothers went into detail about birth experiences ranging from homebirth to public hospitals and from spontaneous births to C-sections.

The results, interpreted by the author, indicate that the birth process as well as the prenatal phase are being influenced by many factors, such as experiences and mindsets.

All of the mothers interviewed wished for a natural delivery, labor was experienced differently depending on the mental state as well as the birthing position. Artificially induced contractions were experienced as exhausting and overwhelming. Other negative factors during delivery were insensitive handling, privacy violations or violence. The research results are used as an opportunity to initiate a more sensible handling and other positive changes in the situation for mothers and their babies as well as more resources for the current and future generations.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Epigenetik, eigene Darstellung nach Zülli F. (2016), nach https://www.mibellegroup.com/blog/forschung-entwicklung/epigenetik-es-steht-doch-nicht-alles-den-genen/

Abbildung 2 Aufbau Samenzelle (Spermium) eigene Darstellung, nach Aufbau einer menschlichen Samenzelle, wissenmedia, https://www.wissen.de/lexikon/samenzelle,

Abbildung 3 Aufbau einer menschlichen Eizelle eigene Darstellung, nach https://wunsch-kind.net/elementares/eizelle-spermium/

Abbildung 4 Rate ungewollter Schwangerschaften 1990-2019, Quelle: https://doi.org/10.1016/ S2214-109X(20)30315-6

Abbildung 5 Rad von Macht und Kontrolle, eigene Darstellung nach Peichl Jochen (2013), Destruktive Paarbeziehungen: das Trauma intimer Gewalt, Klett-Cotta, S. 23 ff

Abbildung 6 Vergleichende adaptive Funktionen von Vasopressin und Oxytocin (eigene Darstellung), nach Carter et al (2020), S. 833

Abbildung 7 Bindungs-Explorations-Balance, Quelle: Fischer U. (2010), https://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/150

Abbildung 8 Bindungsphasen nach Bolwyby, eigene Darstellung nach Lohaus et al (2010), S. 96

Abbildung 9 Vitamin- und Mineralstoffbedarf, Quelle: Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben, https://www.gesund-ins-leben.de/fileadmin//resources/import/pdf/vortrag_he_schwangerschaft_2020.pdf

Abbildung 10 Ernährungspyramide, eigene Darstellung nach Quelle: Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben, https://www.gesund-ins-leben.de/fileadmin//resources/import/pdf/vortrag_he_schwangerschaft_2020.pdf

Abbildung 11 Erklärung Ernährungspyramide, eigene Darstellung nach Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben, https://www.gesund-ins-leben.de/fileadmin//resources/import/pdf/vortrag_he_schwangerschaft_2020.pdf

Abbildung 12 Psychosoziales Feld, eigene Darstellung nach David Becker & Barbara Weyermann, GENDER, KONFLIKTTRANSFORMATION & DER PSYCHOSOZIALE ANSATZ, Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, S. 13

Abbildung 13 Das Modell der Saluto Genese von Antonovsky, Quelle: Faltermaier 2017, S. 7 (nach Antonovsky, 1979, S. 184f)

Abbildung 14 Damm Massage, Quelle: @MamaNatural, https://www.mamanatural.com/wp-content/uploads/perineal-massage-instructions-illusrtation-up-750x422.jpg

Abbildung 15 Dehnung und Streckung des M. psoas major, Quelle Schwarz & Stahl (2019), Geburt in Bewegung – die Kräfte nutzen, Elwin Staude Verlag GmbH, Hannover, S. 43

Abbildung 16, Dehnung, Lockerung und Entspannung des M. psoas major, Quelle Schwarz & Stahl (2019), Geburt in Bewegung – die Kräfte nutzen, Elwin Staude Verlag GmbH, Hannover, S. 43

Abbildung 17 cf-DNA-Test (NIPT), eigene Darstellung nach Pertl B., https://www.praenatalzentrum.at/sites/default/files/other/nipt.png

Abbildung 18 Chorionzottenbiopsie, eigene Darstellung nach Pertl B., https://www.praenatalzentrum.at/sites/default/files/other/u6a.jpg, https://www.praenatalzentrum.at/sites/default/files/other/u6b.jpg

Abbildung 19 Amniozentese, eigene Darstellung nach Pertl B., https://www.praenatalzentrum.at/sites/default/files/other/u5a.jpg, https://www.praenatalzentrum.at/sites/default/files/other/u5b.jpg

Abbildung 20 Amniozentese, eigene Darstellung nach Pertl B., https://www.praenatalzentrum.at/sites/default/files/other/u5a.jpg, https://www.praenatalzentrum.at/sites/default/files/other/u5b.jpg

Abbildung 21 Entbindungsart bzw. Entbindungsort 2020 in Österreich nach https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/geborene/index.html

Abbildung 22 Geburtskräfte, Quelle: Schwarz & Stahl (2019), Geburt in Bewegung – die Kräfte nutzen, Elwin Staude Verlag GmbH, Hannover, S. 17

Abbildung 23 Spagyrische Geburtshelfer, Quelle Heidak Schwangerschaft und Geburt – natürlich mit Spagyrik begleiten, https://docplayer.org/184705999-Schwangerschaft-und-geburt-natuerlich-mit-spagyrik-begleiten.html

Abbildung 24 Akupunktur Geburtsvorbereitung, Quelle: Claus Schulte-Uebbing, Akupunktur für Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, S. 172

Abbildung 25 Gebärpositionen 2016 außerklinisch, eigene Darstellung nach Schwarz & Stahl, Geburt in Bewegung – die Kräfte nutzen, S. 13

Abbildung 26 Beweggründe außerklinische Geburt, eigene Darstellung nach Franke T. (2019), Geburt in Bewegung, Elwin Staude Verlag, S. 143

Abbildung 27 Abgrenzung qualitative und quantitative Forschung, Quelle: Kruse J. (2004), Einführung in die qualitative Sozialforschung/Biografieforschung, S. 2

Abbildung 28 Narratives Interview, Vor- und Nachteile, Quelle: Vgl. Moises (2010), S. 20f, eigene Darstellung

Abbildung 29 Abbildung Kategorien bzw. Codesystem (eigene Darstellung in MAXQDA 2020)

Abbildung 30 Interviewpartnerinnen 1-10, eigene Darstellung

Abbildung 31 Alter der Mutter bei der Geburt und Geburtsjahr der Kinder (eigene Darstellung)

Abbildung 32 Ergebnisse der Interviews (eigene Darstellung)

Abbildung 33 Nachwuchs geplant oder ungeplant & erwünscht (eigene Darstellung)

Abbildung 34 Vergleich ungeplante zu geplante Geburten mit Komplikationen während der Schwangerschaft (eigene Darstellung)

Abbildung 35 Anzahl von berichteten Geburtsberichten in positiver oder negativer Form (eigene Darstellung)

Abbildung 36 Anzahl der Geburten mit Komplikationen während der Schwangerschaft in Bezug auf Geburtsberichte (eigene Darstellung)

Abbildung 37 Anzahl der Mütter mit Komplikationen in der Schwangerschaft in Bezug auf Geburtsberichte sowie keinem Geburtsvorbereitungskurs (eigene Darstellung)

Abbildung 38 Prozentuelle Teilnahme an Geburtsvorbereitungskurs oder HypnoBirthing-Kurs der befragten Mütter (eigene Darstellung)

Abbildung 39 Auswirkungen von Geburtsvorbereitungskurs auf die Geburt bzw. Ängste (eigene Darstellung)

Abbildung 40 Unterstützungsleistungen gesamt während 19 Schwangerschaften (eigene Darstellung)

Abbildung 41 Unterstützungsleistungen im Detail (eigene Darstellung)

Abbildung 42 Mögliche Auswirkungen von Unterstützungsleistungen (eigene Darstellung)

Abbildung 43 Mögliche Auswirkungen von Unterstützungsleistungen in Zusammenhang mit positiven Geburtsberichten und mütterlicher Erwartungshaltung an die Geburt (eigene Darstellung)

Abbildung 44 Mütter mit oder ohne Erwartungshaltungen an die Geburt (eigene Darstellung)

Abbildung 45 Erwartungshaltung von Müttern an die Geburt mit Betrachtung von negativen Geburtsberichten, Druck und Selbstbestimmung während des Geburtsvorgangs (eigene Darstellung)

Abbildung 46 Erwartungshaltung von Müttern an die Geburt in Bezug auf die Art der Geburt sowie medizinisch-technologisch Eingriffe (eigene Darstellung)

Abbildung 47 Erwartungshaltung von Müttern an die Geburt in Bezug auf den sofortigen Körperkontakt mit dem frisch geborenen Baby (eigene Darstellung)

Abbildung 48 Interviews Geburten Art und Örtlichkeit (eigene Darstellung)

Abbildung 49 Detailbetrachtung Art und Örtlichkeit der Geburten bei den Geburten / Erstgeburten (eigene Darstellung)

Abbildung 50 Art der Geburt bei 19 Geburten von zehn befragten Müttern, Vaginal oder Kaiserschnitt (eigene Darstellung)

Abbildung 51 19 Geburten in Bezug auf Örtlichkeiten der Geburt mit Angst und Wehen-Mittel (eigene Darstellung)

Abbildung 52 Erstgeburten betrachtet in Bezug auf Örtlichkeit der Geburt, Angst und Einsatz von Wehen-Mittel (eigene Darstellung)

Abbildung 53 Vergleich mit oder ohne Wehen-Mittel und zusätzliche medizinisch-technologische geburtshilfliche Eingriffe (eigene Darstellung)

Abbildung 54 Selbstbestimmung während des Geburtsvorgangs (eigene Darstellung)

Abbildung 55 Gewalt, Druck, Störungen und Traumata während der Geburt (eigene Darstellung)

Abbildung 56 Betrachtung von Gewalt, Störungen, Druck und Traumata in Prozent (eigene Darstellung)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Alle Mütter wünschen sich, wenn man sie fragt, gesunde Kinder und eine natürliche Geburt. Doch trotz dieses Wunsches entstehen oft in der Schwangerschaft oder bei der Geburt Komplikationen, wobei nicht offenkundig ersichtlich ist, worin diese begründet sind.

Ob und inwieweit sich vorgeburtliche Erfahrungen auf die Entwicklung des oder der Babys, sowie auf das Geburtserlebnis auswirken, ist noch weitgehend unerforscht. Auch, ob das eigene Geburtserlebnis der Mutter in den Geburtsprozess mit hineinwirkt oder diesen grundlegend beeinflusst, bedarf noch näherer Untersuchungen.

Die heutigen Abläufe während der Schwangerschaft sowie Geburt sind hauptsächlich auf Risikoabklärung, Effizienz für Ressourceneinsatz und entsprechender Kostenminimierung ausgelegt und werden meist nach Normen ausgerichtet. Fällt eine Mutter oder ein Baby aus dieser Norm (Nackenfalte des vorgeburtlichen Babys, Dauer der Geburt etc.), wird weiter untersucht bzw. interveniert, um einen Normzustand zu erreichen. Diese Eingriffe haben jedoch Auswirkungen auf die Mutter, welche die innerlichen Ängste und Bilder ihrem Baby weitergibt, was wiederum Auswirkungen auf die Entwicklung des Babys oder der Babys hat.

Daher widmet sich die Autorin in diesem Buch dem Thema der Einflussfaktoren auf Schwangerschaft und Geburt.

Beginnend mit der Befruchtung, der Epigenetik und dem Körper- bzw. Zellgedächtnis wird der Bogen über die Auswirkungen von ausgewogener Ernährung, mütterlichen Stress, Depression oder Ängste bis hin zur natürlichen wie auch medizinisch-technologischen Schwangerschaftsvorsorge gespannt. Die vorzeitige Aufarbeitung von mütterlichen oder väterlichen Geburtstraumata, wie auch die Rolle der Bindung (Bonding) zum Baby wird erwähnt. Viele Techniken zur Entspannung werden kurz beschrieben, wie auch die Erwartungen an die Geburt.

Der Geburtsprozess, welcher zu Hause, ambulant, in Geburtshäusern oder Krankenhäuser verbracht werden kann, mit den verschiedenen natürlichen oder medizinisch-technologischen Möglichkeiten zur Unterstützung der Geburt werden aufgeführt, wobei auch die Rolle der Selbstbestimmung bzw. das Geburtstrauma erwähnt werden.

Ein rasches Umdenken für alle zukünftigen Babys und Mütter ist unumgänglich.

THEORETISCHER TEIL

2 Der Beginn – die Befruchtung als Teil des Geburtsprozesses

Die Ausgangssituation ist immer unterschiedlich und doch stets gleich. In biologischer Hinsicht beginnt neues menschliches Leben mit der Verschmelzung von Samenzelle und Eizelle, siehe Abb.1. Jeder für sich allein wäre „nutzloses Zellmaterial“, bestückt mit einem halben Chromosomensatz. Vereinigt durch den Befruchtungstanz verschmelzen zwei verschiedene archetypische Zellen – die der Mutter und des Vaters, wobei sich die Chromosomensätze von je 23 Chromosomen zu einem vollständigen Chromosomensatz mit 46 Chromosomen verbinden. Die Gene, welche sich in den Chromosomen befinden, werden bei dem Schöpfungstanz „zufällig“ vermischt.1

Diese Verschmelzung – das „Ja zum Leben“ – kann nur aus sich heraus entstehen, ob mit Assistenz, genannt künstliche Befruchtung, oder ohne Hilfestellung, als natürlich bezeichnet. Der weibliche Körper stellt das Gefäß, den Körper, die erste Welt des Embryos zur Verfügung.2

Bevor sich die Forschung der Gene und Genexpressionen zuwandten, existierte der Glaube, dass das pränatale Leben grundsätzlich genetisch gesteuert wird. Der Hirnforscher Hüther widmete sich dieser Forschung und hat festgestellt, dass Gene die Optionen zur Verfügung stellen, jedoch hängt es von der Umwelt bzw. Umgebung des Kindes ab, wie es sich entwickelt bzw. welche Optionen sich beim Ungeborenen verwirklichen.3 Im nächsten Pkt. 2.1 wird daher auf die Epigenetik näher eingegangen.

2.1 Epigenetik – Erfahrungsspeicher DNA

Die Epigenetik beschäftigt sich mit verschiedenen Bereichen der Biologie, der Biotechnologie und Biomedizin. Der Bereich, welcher für diese Arbeit als wissenschaftlicher Hintergrund herangezogen wird, setzt sich mit der Steuerung von Genen auseinander, siehe Abb. 1. Im Detail widmet sich diese epigenetische Forschung unter anderem dem Nachweis, dass Umwelteinflüsse, wie Stress als auch Traumata die Struktur in den Eiweißmolekülen des Genoms verändern und schlussendlich in Samen- und Eizelle weitervererbt werden, da durch das Anpassen an Umwelteinflüsse der gesamte menschliche Körper lernt. Die Erfahrungen daraus werden in Körper- und Gehirnzellen abgespeichert, um das Überleben der Spezies zu sichern.4

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Epigenetik, eigene Darstellung nach Zülli F. (2016), nach https://www.mibellegroup.com/blog/forschung-entwicklung/epigenetik-es-steht-doch-nicht-alles-den-genen/

Bei der Vereinigung von Samen- und Eizelle werden diese Epigenetik-Muster im Embryo angelegt, welches durch auslösende Momente, sprich chemische Prozesse im Körper wie z.B. bei einer Adrenalinausschüttung, an- oder abgeschaltet bzw. aktiviert werden. Eigene vorgeburtliche Erfahrungen der Mutter, Geburtstrauma, Trennungen, Unruhe und vieles mehr können so weitergegeben werden. Die vielfältigen Informationen und Reize werden vom kleinen wachsenden Kind im Mutterleib während der Hirnentwicklung oft zu schwer oder nicht bewältigenden Erregungsmustern.5 Von Interesse könnte sein, dass diese epigenetischen Informationen wiederum verändert oder umgekehrt werden können, sei es durch das Aufarbeiten und Lösen von Traumata, Ernährung, Umwelteinflüsse und einiges mehr.6 Das Grundprinzip der Entwicklung des menschlichen Organismus ist die Weiterentwicklung. Im Gehirn findet diese statt, indem neue Erfahrungen an alte Erfahrungen angeknüpft werden. Wenn ein Erregungsmuster durch Aufarbeitung zur Ruhe kommt, wird das „Neue“ mit dem „Alten“ verbunden und das Gefühl „Ich bin dadurch gewachsen und reifer geworden“7 kann entstehen. Dadurch kann eine Stärkung der Psyche von statten gehen und Herausforderungen leichter gemeistert werden. Dies wiederum gibt Vertrauen wie auch Sicherheit, was zur Lust, etwas Neues zu lernen, führt.8

Diese Freude und Begeisterung am Lernen, welches wir von kleinen Kindern kennen, ist eine Voraussetzung für die menschliche Entwicklung, wobei diese beeinträchtigt werden kann, wenn das kleine Gehirn des ungeborenen Kindes massiv überflutet und dadurch überlastet wird und es dadurch nicht gelingt, Anknüpfungen an Vorhandenes bzw. Verschaltungsmuster zu tätigen. Dadurch kann es zu Gewöhnungseffekten beim Ungeborenen kommen, das Gehirn wird dem angepasst, etwas anders mit den entsprechenden Verschaltungsmuster angelegt bzw. aufgebaut. Im späteren Leben könnte dies zu Verhaltensmuster führen, in denen unsichere, ängstliche, zurückgezogene oder wütende Reaktionen begründet sind.9

Laut Hüther und Krens kann alles Vorgeburtliche bis ins Erwachsenenalter Funktionen und Fähigkeiten des Menschen grundlegend beeinflussen – im Positiven wie im Negativen.10 Die Forschungen darüber werden weitergeführt. Zurzeit befassen sich umfangreiche Studien mit dem Nachweis, was im Detail zum sogenannten An- und Abschalten von Genen zu Steuerungen von gesunden und kranken Zellen führt.11

2.2 Körpergedächtnis – Zellgedächtnis – pränatal

Anders als beim Kurz- oder Langzeitgedächtnis, dem expliziten Gedächtnis, greift der Mensch beim Körpergedächtnis auf Informationen zu, welche nicht im menschlichen Gehirn abgespeichert sind. Das üblich gemeinte Gedächtnis wird im Kleinkindalter von rund zwei bis drei Jahren entwickelt. Daher hat man Erinnerungen an seine eigene Kindheit meist erst ab einem Alter von circa vier bis fünf Jahren.12

Beim Körper- oder Zellgedächtnis, dem impliziten Gedächtnis, siehe Abbildung 3, wird auch der emotionale Inhalt als Körpererinnerungen abgespeichert, wobei man diese Erinnerungen durch eine körper-orientierte Therapie ins Bewusstsein holen kann. Dies bedarf dem intensiven Hineinfühlen in den eigenen Körper – und die Zeit, welche man für sich selbst benötigt.13

Uns diese Zeit zu geben, ist das, was uns nicht leichtfällt – unsere jetzige schnelllebige Zeit hält uns in Atem. Wir sind mit unserem „normalen“ Tagesablauf und den ganzen Tätigkeiten rundherum gut ausgefüllt. Ein Hineinspüren fällt dann schwer und man geht an die Lösungsfindung oft nur mit dem Gehirn heran. Jedoch sind unsere vorgeburtlichen wie auch die geburtlichen Erfahrungen im Körper- oder Zellgedächtnis abgespeichert, auch die traumatischen. Tief liegende neurologische Tendenzen, welche durch zum Beispiel geburtliche Hilfeleistungen beim Baby Stress, Druck und sehr intensive Körpergefühle auslösen, werden oft danach zu einem Muster. Diese Muster werden später fürs weitere Leben als Reaktion auf Druck und Stress, wie auch bei Schwangerschaft und Geburt massive Auswirkungen auf das Handeln haben.14

2.3 Samenzelle – Spermium

Die menschliche Samenzelle ist eine Keimzelle – ein Gamet und hat nicht, wie alle anderen menschlichen Zellen die Aufgabe, dem männlichen Körper zu dienen und zu unterstützen.15 Laut einer mexikanischen Studie von Bucay unterscheiden sich Samenzellen glücklicher Männer von denen unglücklicher Männer durch ihr anderes Verhalten (schneller, …).16 Er entdeckte, dass Morphine die Chromosomenstruktur der Spermazellen beeinträchtigen können, wobei diese auch die Endorphin-Rezeptoren der Nervenzellen belegen können.17 „Es ist anzunehmen, dass Endorphine ebenso wie Morphium auf die Gene der Spermazellen treffen und deren Struktur für immer verändern. Beim Sex werden Endorphine in hoher Zahl ausgeschüttet. Je besser die Qualität dieses Aktes ist, desto besser sind die in diesem Moment freigesetzten Endorphine und in Folge nimmt auch die genetische Expression der Sperma- und Eizellen des Paares in diesem Moment zu", so Bucay.18

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Aufbau Samenzelle (Spermium) eigene Darstellung, nach Aufbau einer menschlichen Samenzelle, wissenmedia, https://www.wissen.de/lexikon/samenzelle,

Die Samenzelle agiert laut zellbiologischer Ansätze wie ein vollständiger unabhängiger Organismus. Wie in Abbildung 2 ersichtlich, besteht die Samenzelle aus einem Kopfteil, einem Mittelteil und dem Schwanzfaden. Im Kopfteil sind alle Erbinformationen abgelegt. Das Akrosom, welches aussieht wie ein Helm, hat die Funktion, das Eindringen ins Innere der weiblichen Eizelle zu ermöglichen. Der Mittelteil stellt die Energie zur Verfügung, wobei der Schwanzfaden durch die Bewegungen nach links und rechts das Vorwärtskommen steuert.19

Jede Samenzelle als eigenständiger Organismus lernt, kann auf Gefahren als auch auf ihre Umwelt in eigener Art und Weise reagieren bzw. antworten. Sie verharrt in den männlichen Nebenhoden mit Unmengen an anderen Samenzellen, eine jede für sich in seiner eigenen Kapsel bis zum Moment der Ejakulation. Danach beginnt für jede einzelne kleine Samenzelle eine unglaubliche Reise im weiblichen Körper.20 Diese Reise, von der Ejakulation bis hin zur Befruchtung im weiblichen Körper hat Einfluss auf die Samenzelle und die zukünftigen Nachkommen – bei einer erfolgreichen Befruchtung pränatalen Einfluss auf das neue menschliche Leben.21

2.4 Eizelle – Oocyte – Ovum – Ovulum

Die Eizelle ist wie die Samenzelle eine Keimzelle, ein Gamet, siehe Abb. 3.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Aufbau einer menschlichen Eizelle eigene Darstellung, nach https://wunsch-kind.net/elementares/eizelle-spermium/

Bereits vorgeburtlich werden Eizellen im weiblichen Fötus angelegt, welche ab dem Zeitpunkt der Pubertät bei jedem monatlichen Zyklus in den Eierstöcken heranreifen. Entgegen der langjährigen Annahme, dass alle Eizellen bereits angelegt wurden, ist es dem weiblichen Körper möglich, aus Stammzellen neue Eizellen zu bilden.22 Wie bei der Samenzelle vermutet Bucay, dass auch beim Verhalten der Eizelle ein Unterschied zu sehen ist, ob diese von einer glücklichen oder unglücklichen Frau stammt, ausgehend von der Beobachtung, dass der psychologische und emotionale Zustand vor der Zeugung durch die Endorphin Ausschüttung Einfluss auf den Nachwuchs bzw. dessen Gene hat.23

Die befruchtungsfähigen Eizellen haben wie die männliche Samenzelle einen Chromosomensatz von 23 Chromosomen. Im Größenvergleich ist die Eizelle riesig im Verhältnis zur Samenzelle. Eine weitere Besonderheit zeigt sich bei deren Betrachtung, dass einerseits die Eizelle die einzige runde Zelle im weiblichen Körper, siehe Abb. 6 und andererseits die Samenzelle die kleinste Zelle im männlichen Körper ist.24

Bevor der Eisprung bei der Frau stattfindet, werden die in den Follikeln (schützende Hüllen) ruhenden Eier durch das Hormon FSH aktiviert. Nur eines dieser entwickelt sich so weit, dass es mehr von dem Hormon FSH aufnehmen kann und es dadurch stärker wächst als die anderen Eier. Unter Mitwirkung des Hormons LH reißt der Follikel zum Eisprung auf und setzt follikulare Flüssigkeit frei. Das Ei rollt, dreht und treibt nun über eine selbst definierte Bahn zum Eileiter, wo es dann auf das Spermium wartet.25

2.5 Befruchtung geplant – ungeplant – erwünscht

Ein Kinderwunsch – man geht davon aus, dass in der jetzigen Zeit, in der Zeit, in der Verhütungsmittel zur Verfügung stehen, genau geplant und auf die Zukunftspläne hingesehen wird, ob jetzt der passende Zeitpunkt für eine Schwangerschaft und für einen Nachwuchs da ist. Oder aber der Wunsch nach einem Kind ist bei einem Teil des Paares so stark vorhanden, dass es diesem Wunsch ohne die „optimalen“ Voraussetzungen nachgeben möchte.26

Früher, als mehrere Generationen, eine sogenannte Kernfamilie, noch in einem Hauskomplex zusammenwohnten, waren für die Erziehung des Kindes oder der Kinder alle Teile der Kernfamilie zuständig. Durch die industriellen Veränderungen wechselte diese Zuständigkeit auf die Eltern, wobei die sozialen Erwartungen und die individuellen Rollenbilder, welche innerfamiliär bestanden und bestehen, weitergegeben werden. Heutzutage wird ein Kind einerseits als Bereicherung und andererseits als persönliche Erbauung bzw. Freude wahrgenommen. Paare beschreiben ihren Wunsch und ihre Erwartungen oft, dass ihr Leben durch die Elternschaft erst einen Sinn bekommt, sich die Beziehung belebt, man sich durch ein Kind erst als vollwertige Frau bzw. Mann wahrnehmen kann. Durch die Elternschaft wird man von anderen ernst genommen oder als erwachsen gesehen.27

Das Paar hat sich bereits intensiv mit den Gedanken der Elternschaft auseinandergesetzt. In den Köpfen des Paares entstehen innere Bilder – Idealbilder – der Elternschaft und des Kindes bzw. der Kinder. Diese Bilder sind hilfreich, um die Partner und Partnerinnen auf zukünftige Situationen hin vorzubereiten – wenn diese nicht zu weit von der Realität entfernt sind. Das Paar ist bereit für ein neues Leben die Mutter- oder Vaterrolle zu übernehmen, sich auf die Elternschaft einzulassen wie auch Liebe auf eine neue Art und Weise zu geben sowie zu erleben.28

Laut einer Studie aus dem Jahr 2005, in Auftrag gegeben vom Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz, Männerpolitische Grundsatzabteilung in Wien, besteht der Kinderwunsch bei beiden Partnern zu 72%. Befragt wurden verschieden geschlechtliche Paare. Nur 8% der Väter geben an, dass es ein einseitiger Kinderwunsch eines Partners war. Befragt man die Frauen dazu, besteht zu 80% der gemeinsame Kinderwunsch und nur wiederum 12 % geben an, dass der Kinderwunsch einseitig von einem Partner gehegt wurde.29

Hinterfragt man jedoch den optimalen Zeitpunkt der Schwangerschaft sehen 56% der Väter die Schwangerschaft als ungeplant (entsprach nicht der Planung) aber akzeptiert, wobei diese sich durch die Schwangerschaft zu rund 64% gefreut, angenehm überrascht oder positiv berührt wurden. Die Mütter sehen zu 56% die Schwangerschaft als geplant und 44% ungeplant aber akzeptiert. Gleich wie die Väter sagen rund 64% der Frauen, dass sie sich durch die Schwangerschaft gefreut haben, angenehm überrascht waren oder positiv berührt wurden. Unsicherheit und Ängste traten in der Schwangerschaft ebenfalls auf. Väter gaben zu rund 37 % an, dass sie während der Schwangerschaft unsicher, skeptisch oder ängstlich waren, die Mütter hatten eine andere Wahrnehmung, sie gingen davon aus, dass rund 44 % der Väter während des Schwangerschaftszeitraumes unsicher und ängstlich waren.30

Die aktuelle Forschung sieht die ungeplante Schwangerschaft zu einem hohen Prozentsatz als gegeben an, ausgelöst durch mangelnde Verhütungstechniken31 und „es dem Zufall überlassen“.32

2.6 Ungeplant – unerwünscht

Im Zeitraum von 1990 bis 2019 wurde vom Gutmacher Institut wie auch einiger UN-Organisationen eine Studie betreffend unbeabsichtigte Schwangerschaften und Aborten nach Einkommen, Region und rechtlichen Status der Abtreibung durchgeführt, siehe Abbildung 4.33

Demzufolge wurden weltweit in dem Zeitraum von 2015-2019 64 von 1000 Frauen ungeplant schwanger, wobei man von 121 Millionen schwangeren Frauen ausging. Zum Vergleich wurden im Zeitraum von 1990 bis 1994 um 18 % mehr Frauen ungewollt schwanger als in dem Zeitraum von 2015 - 2019, und zwar 79 von 1000 Frauen.34

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 Rate ungewollter Schwangerschaften 1990-2019, Quelle: https://doi.org/10.1016/ S2214-109X(20)30315-6

Wird das Kind ungewollt ausgetragen, so hat diese Unerwünschtheit oftmals eine feindselige Haltung dem ungeborenen Kind gegenüber, ein frühzeitiges Trauma zur Folge. Das Grundvertrauen in die Welt wird erschüttert, das Bindungsverhalten wird wesentlich gestört, was schlussendlich zu einem Zustand eines „Ausgeliefert-Seins“ einer Fremdaggression führen kann. Basierend auf den epigenetischen Erkenntnissen geht man davon aus, dass bei solchen Erlebnissen die genetische Anschaltung eines übertriebenen Selbstschutzbedürfnisses ausgelöst wird. Diese werden in einem Grundmuster des sich gerade bildenden Gehirns als existentiell und somit prägend miteingebunden.35

Um den zuvor erwähnten Schmerz zu betäuben, erhöht sich der Serotoninspiegel laut einer Forschung von Geddes Linda und hat dadurch Einfluss auf den Zugang zu den eigenen Gefühlen und dem Schmerzempfinden. Im Normalfall ist der Serotoninspiegel niedrig, jedoch wird Serotonin ausgeschüttet, um Schmerzen zu betäuben.36

2.6.1 Psychischer Druck durch Erwartungshaltungen

Mit der Entscheidung für das Kind oder die Kinder verändert sich das Leben, wie auch der Körper der Frau – sie ist Mutter. Einhergehend mit dieser Veränderung setzt sich die Mutter in der Schwangerschaft mit ihrer Rolle als Mutter, der Schwangerschaft, der Geburt, der Erziehung und der Existenzerhaltung der Familie auseinander.37

2.6.1.1 Erwartungshaltung an die Frau – von der Gesellschaft erwünschter Nachwuchs

In früheren Zeiten wurde von der Frau erwartet, dass sie ihre Pflichten, einen durch die Eheschließung legitimierten männlichen Nachfolger zu gebären, nachkommt. Das Umfeld erwartete, dass der Mann höheren Standes eine Frau entsprechend seines Standes heiratet und zumindest einen Nachfolger zeugt. Davon hing auch ab, ob der Ehemann mit seiner Familie sich seinen Untertanen gegenüber schadlos halten konnte und seinen Status mit deren Privilegien nicht verlor. Großer sozialer Druck wurde vom Umfeld ausgeübt und um diesem gerecht zu werden, wurde einer Eheschließung wie auch einer Mutterschaft zugestimmt. Oft war daher die Mutterschaft ungewollt und die Bindung (siehe Pkt. 3.1 Bindung) zum eigenen Kind gestört.38

Diese Zeiten sind vergangen, jedoch fühlen sich Frauen, wenn sie sich für ein kinderloses Leben entscheiden, nach wie vor oftmals vom sozialen Umfeld und der Gesellschaft unter Druck gesetzt. Der soziale Druck, die Erwartungshaltung von Partner oder Partnerinnen, Angehörigen wie auch vom Freundschaftskreis ist groß, eine eigene allumfassende Wahlfreiheit für oder gegen ein Kind ist laut einer israelischen Studie nicht real – auch nicht im europäischen Raum. Beugt sich die Frau dem Druck und wird schwanger, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Mutter das Baby nicht will – eine unerwünschte Schwangerschaft – ein unerwünschtes Kind.39

Laut der israelischen Studie der Soziologin Donath mit dem Thema „Wenn Mütter bereuen“ werden Frauen, wenn sie kommunizieren, dass sie ihre Mutterschaft bereuen, angegriffen. Ihr Verhalten wird als „skandalös“ kritisiert und abgewertet. Die Gesellschaft und das soziale Umfeld erwarten, dass Frauen durch die Mutterschaft wahrliche Erfüllung erfahren. Mutterschaft sei etwas Großartiges und Schönes, wobei die Mutter ihr Kind oder ihre Kinder über alles liebt bzw. dementsprechend fühlt und handelt. Ein „offenes“ Bereuen der Mutterschaft ist laut dieser Studie nur möglich und als legitim anzusehen, wenn das Kind „nicht der sozialen, physischen oder psychischen Norm entspricht“ oder die Zeugung unter Gewaltanwendung stattfindet.40

2.6.1.2 Erwartungen an sich als Mutter

Ist es die erste Schwangerschaft, so ändert sich das Leben der Mutter total, wie auch das Selbstbild, ihr Verhalten und das gefühlsmäßige Erleben. Das Mutterwerden ist das einschneidendste Lebensereignis im Leben einer Frau. Das nicht kommunizierte Leitbild, dass eine Mutter fürsorglich, liebevoll und selbstaufopfernd agieren soll, wird mit der eigenen Wahrnehmung, dem eigenen Bild abgeglichen sowie die Rolle der Mutter innerlich vorbereitet.41

Viele Mütter fühlen sich durch die Fülle an Schwangerschafts- oder Babyratgebern, welche uns in unserer jetzigen Zeit zur Verfügung stehen, überfordert bzw. verunsichert. Man möchte das Beste für das Kind und für sich. Der Erwartungsdruck ist enorm in unserer jetzigen Zeit, in unserer jetzigen Gesellschaft. Angefangen von der perfekten Frau mit dem perfekten Aussehen, zur perfekten Schwangerschaft, mit dem perfekten Kind zur perfekten Familie – all das wird über den Kanal der Medien wie Werbung, Schwangerschafts- und Baby-Ratgebern, Twitter, Instagram, im Internet und in Zeitungen den Müttern vorgegaukelt und transportiert, dass alles ganz einfach und machbar ist. Durch diesen Druck entsteht oft das Bedürfnis nach mehr Kontrolle, wobei sich eine Schwangerschaft und Geburt sehr gut ohne diese vielen Kontrollen entwickeln kann.42 Dr. Wolf, Chefarzt einer Frauenklinik betont, „eine Schwangerschaft ist nun mal eine Zeit, in sich hineinzuhören, sich zu besinnen und nicht alles kontrollieren zu wollen.“43 Werdende Mütter und Väter versuchen ihre Unsicherheit sowie mangelndes Vertrauen in sich selbst durch gelerntes Wissen von Büchern oder Kurse, wie auch durch Kontrolle zu kompensieren und so wird die Mutterschaft zu einer Wissenschaft erklärt, meint die Soziologin Mundlos. Die Frage stellt sich, kann Mutterschaft durch Wissen gelernt werden oder lernt man es im Tun und vertraut man dem (inneres) Gefühl.44

2.6.1.3 Erwartungen an den Vater

Mit der Befruchtung wurde nicht nur die Frau zur Mutter, sondern auch der Mann zum Vater. Das ungeborene Kind nimmt den Vater ähnlich intensiv wahr wie seine Mutter. Laut Schroth stellt der Vater der Mutter und dem ungeborenen Baby einen „sozialen Uterus“ zur Verfügung, in dem sie beschützt sind und sich den Veränderungen der Schwangerschaft, dem Wachsen und Entwickeln hingeben können.45

Vom Vater in der jetzigen Zeit wird erwartet, dass er bereits zum vorgeburtlichen Kind eine Bindung aufbaut, obwohl es für ihn eine Schwierigkeit darstellen kann, weil er eben „nur von außen“ zusieht und keine körperlichen Veränderungen innerlich erlebt. Eine Bindung aufbauen kann möglich werden, indem er das Kind als Teil der Familie sieht und es miteinbezieht, vielleicht beim Gute-Nacht-Geschichte vorlesen, vielleicht auch indem er mit bereits anwesenden Geschwistern dem ungeborenen Baby gefühlsvolle Geschichten oder als Beispiel Wünsche oder Phantasien erzählt, in dem er bzw. die Familie etwas gemeinsam mit dem Baby erleben (z.B. wenn es dann größer ist, einen Holzschemel bauen) oder den Bauch der Mutter zu streicheln und ihr geliebte Werkzeuge auf den Bauch zu legen sowie gefühlsvoll beschreiben, was man mit diesen alles anfangen kann, gemeinsam Wiegenlieder vorzusingen und vieles mehr.46

Vielen Müttern ist es wichtig, dass der werdende Vater, Partner oder Partnerin bei der Geburt dabei ist, und möchten den Geburtsvorbereitungskurs gemeinsam besuchen. Das gibt dem Vater, Partner oder Partnerin die Gelegenheit viele Informationen zur Schwangerschaft und Geburt zu erhalten. Bereits viele Wochen vor der Geburt werden Väter, Partner oder Partnerin meist selbstverständlich von der schwangeren Partnerin, Institutionen oder Hebammen im Rahmen der Geburtsvorbereitung zur Begleitung der Gebärenden ernannt oder aber es ist ihr bzw. ihm das eigene Bedürfnis.47

Bei einer Studie im Jahre 2005 wurde erhoben, dass sich 80 % der Väter an der Geburtsvorbereitung beteiligen, wobei 84% der Väter die Mutter bei der Geburt begleiteten.48

2.6.1.4 Gesellschaftliche Erwartungen an die Eltern

Teilt die Mutter dem Umfeld mit, dass sie schwanger ist, wird ihr bisher privates Leben – ihr Körper als Stätte des wachsenden Babys – zum öffentlichen Bereich. Ein jeder möchte wissen, wie es ihr geht, ob es ihr am Morgen übel ist, ob sie genug Nährstoffe zu sich nimmt, ob sie wohl nur mehr moderaten Sport ausübt, keinen Alkohol trinkt, nicht raucht, genug schläft, kein rohes Fleisch oder Eier zu sich nimmt, keinen Rohmilchkäse isst, usw.. Viele Tipps und gut gemeinte Ratschläge trudeln ungefragt bei der Mutter ein und oft mal fühlt sie sich gefordert, ihr Bauchgefühl und ihre Handlungen zu rechtfertigen. Auch sind einige medizinische Untersuchungen vom Gesetzgeber für den Bezug des vollen Kinderbetreuungsgeldes vorgeschrieben. Durch medizinische Untersuchungen findet als Beispiel eine Abklärung statt, ob man zu einer möglichen Risikogruppe gehört, und dementsprechend wird die weitere Pränataldiagnostik sowie weiterführende Untersuchungen und oftmals vorausschauend eine mögliche Art der Geburt aufgrund der Risikoeinschätzung empfohlen. Der Fokus der Schwangerschaftsmedizin liegt darin, Risiken und mögliche Erkrankungen, auch im Sinne der Gesundheitssysteme und der Versicherungen abzuklären, da wird manche Mutter mit ihrem schwangerer Körper zum medizinischen Objekt, wodurch es für die Mutter eine Überwindung sein kann, ihr inneres Gespür, was für sie und ihrem Baby richtig ist, dem ärztlichen Personal mitzuteilen, ohne dass sie nicht mehr ernst genommen oder als Querulantin abgestempelt wird und sie wieder die Verantwortung über ihren eigenen Körper mit ihrem Baby oder Babys übernehmen kann.49

Um aus diesem Rechtfertigungsdruck, dem übermäßigen Leistungsdruck und der Unsicherheit zum Selbstbewusstsein und Vertrauen zu kommen, könnte ein offener Austausch hilfreich sein, mit allen Zweifeln, Ängsten und Erwartungen, ohne Kritisieren oder Darstellen des eigenen perfekten Lebens, da das Unperfekte zum Leben einfach dazugehört.50 Eine entspannte Haltung, vor allem am Anfang der Schwangerschaft ist für Mutter, Vater, Partner oder Partnerin oft nicht einfach, wichtig wäre dem weiblichen und dem männlichen seinen Raum zu geben, da das Kind beide Qualitäten benötigt.51

2.6.2 Sexualisierte Gewalt

Unter sexualisierte Gewalt stellen wir uns vor, dass diese dann vorliegt, wenn „strukturell und/oder individuell Menschen mit als sexuell definierten Handlungen oder Situationsdeutungen konfrontiert werden und dabei ihre Beeinträchtigung, Herabsetzung oder Schädigung in Kauf genommen oder angestrebt wird.“52

Besonders in patriarchalen Gesellschaften wird durch sexualisierte verbale wie auch körperliche Gewalt Macht und Kontrolle über die Frauen und ihre Mutterschaft ausgeübt. Es wird bestimmt, dass Frauen nicht über ihre eigenen Körper und ihrer sexuellen Bedürfnisse verfügen dürfen.53 In der Abbildung 5 „Rad von Macht und Kontrolle“ wird visuell dargestellt, welche Bereiche unter körperlichen und sexuellen Missbrauch fallen.54

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 Rad von Macht und Kontrolle, eigene Darstellung nach Peichl Jochen (2013), Destruktive Paarbeziehungen: das Trauma intimer Gewalt, Klett-Cotta, S. 23 ff

Die Folge einer körperlichen sexualisierten Gewalt, einer Vergewaltigung, kann eine Schwangerschaft sein.

Hatte die Befruchtung unter körperlicher sexueller Gewaltanwendung stattgefunden, wird davon ausgegangen, dass dies für Mutter und Baby noch unbekannte, aber bedeutsame Auswirkungen hat. Dadurch dass die Frucht der Vergewaltigung in der Mutter selbst wächst, ist ein Davonlaufen, ein Vermeiden, ein Abgrenzen vor der (retraumatisierenden) Situation nicht möglich.55

Die werdende Mutter, welche durch ihre Entscheidung für das Baby und gegen eine Abtreibung sicher mit sich selbst gerungen hat, sowie meist zusätzlich massiven Angriffen aus der Umwelt ausgesetzt war, wird in ihren Bindungsmöglichkeiten zu ihrem heranwachsenden Baby durch ihr eigenes Trauma (siehe Pkt. 8.2 Definition und Entstehung von Traumata) behindert. Sie gibt ihre negative traumatische Erfahrung mit all der emotionalen Ablehnung dem Baby weiter. Durch „zufällige“ Momente zum Beispiel des Ausgeliefertseins einer frauenärztlichen Untersuchung kann das Trauma der Vergewaltigung reaktiviert werden.56 Klinische Untersuchungen ergaben, dass betroffene Frauen die Rückmeldung bekommen, dass der Missbrauch „ja nichts mit der aktuellen medizinischen Betreuung zu tun hat.“57 In der Schwangerschaftsbetreuung kann es zu einigen solcher Situationen kommen, wobei von den Frauen erwartet wird, dass man ihnen Verständnis und Einfühlungsvermögen entgegenbringt. Die betroffenen Frauen möchten ernstgenommen und respektiert werden. Da die Schwangerschaft mit der Geburt endet, ist davon auszugehen, dass die betroffenen Frauen während des Geburtsvorganges und danach besser in den Händen psychotherapeutischer Hebammen oder Frauenärzte aufgehoben sind.58

2.7 Die Rolle des Vaters

„Irgendjemand hat einmal gesagt,

dass niemand ein Kind so sehr lieben kann wie eine Mutter.

Dieser Jemand war nie ein Vater.“ [59]

Unbekannt

Die Vaterrolle hat sich verändert, dies zeigte auch eine Umfrage vom Jahre 2014. Der Vater ist nicht mehr nur Ernährer – finanzieller Versorger, er pflegt, wickelt, kuschelt und möchte die Entwicklungsschritte seines Kindes mitbekommen. Er übernimmt aktiven Anteil im Alltag und im Haushalt. Im Jahr 2014 wurden Väter über ihre Vorstellungen des Vaterseins befragt, wobei rund zwei Drittel der befragten Männer nicht klar definierte Vorstellungen und nur 8 Prozent der Männer es sich so nicht vorgestellt hatten. 58 % der Väter sind durch die Vaterschaft glücklicher und ihr Leben erfüllter, obwohl sich die Partnerschaft durch die Elternschaft verändert hat. Das Bewusstsein, die Einstellung zum Vatersein hat sich verändert, wie auch der Wunsch sich stark entwickelt hat (zu 81%), so viel Zeit wie möglich mit dem Kind verbringen zu können60

Die Vaterrolle ist jedoch stark abhängig von der Haltung der Kindesmutter, ob der Vater, wenn er möchte, eine aktive Vaterschaft leben und Einfluss auf das Kind nehmen kann, wobei die berufliche Situation des Mannes ebenso einen großen Einfluss auf das Leben der Vaterschaft darstellt.61 Vollzeit beschäftigt im Beruf, teilzeitbeschäftigt in der Familie geraten die Männer unter Druck, die Realität mit dem Wunschbild klaffen auseinander. Rund 30 % der Männer können unter der Woche nur eine halbe bis zu einer Stunde Zeit mit dem Kind/den Kindern verbringen und halten diese Zeit zu 54 % als „eher nicht“ ausreichend. Die eigenen Ansprüche an sich, sowie die Erwartungen der Gesellschaft, als guter Vater für sein Kind/seine Kinder da zu sein, sind gewachsen.62

2.8 Der Weg ist das Ziel?

Bei der natürlichen Empfängnis fanden bereits 2009 Forscher heraus, dass Spermien mit Riechrezeptoren ausgestattet sind, wodurch sie dem zarten Maiglöckchenduft zur Eizelle folgen können.63 Auch dass sich die Spermien organisieren und im „Team arbeiten“ wurde beforscht.64 Man nimmt an, dass sich diese im Wettkampf zur Befruchtung gegenseitig unterstützen. Trifft ein Spermium auf die Eizelle, bohrt sich dieses durch die Hülle der Eizelle und vereinigt sich mit dieser. Mit dieser Kernverschmelzung verliert die Samenzelle wie auch die Eizelle ihre jeweiligen Eigenheiten und werden „etwas Neues“ mit einer eigenen „Ladung“ – ein neues Lebewesen.65

Auf dem Weg zur Einnistung in die Gebärmutter wird die befruchtete Eizelle, die Zygote, von Killerzellen, den Natural Killer Cells des Immunsystems der Mutter angegriffen, da der mütterliche Körper den werdenden Embryo als „etwas Fremdes“ im Körper erkennt. Durch das tiefe innere Bejahen, welches unbewusst kommuniziert wird, werden die sogenannten Helferzellen aktiviert. Psychoanalytiker bezeichnen den Einnistungsprozess, welcher begleitet ist von Verlusten (Absterben von Spermien) und Verlustängsten als das erste frühe Trauma in der Entwicklung eines Menschen.66

Dieser Prozess ist ein heikler – wenn das mütterliche Immunsystem zu aggressiv reagiert, wird das Kind abgestoßen, ist es zu nachgiebig, haben die Fremdkörper wie Viren, Bakterien etc. gewonnen, was die mütterliche Gesundheit generell gefährdet. Erst wenn das Immunsystem eine Balance findet zwischen der Aggressivität und der Nachgiebigkeit, kann das Kind oder die Kinder bleiben.67 Währenddessen ermöglicht das Hormon Progesteron, dass sich die Gebärmutterschleimhaut zur Schwangerschaftsschleimhaut umwandelt. Das befruchtete Ei, nun die Blastozyste, kann sich einnisten und der Mutterkuchen bzw. die Plazenta entwickeln sich.68 Die Frau ist schwanger.

2.9 Assistierte (künstliche) Befruchtung

Bei einer Zeugung in der Petrischale, in der sich die Samen- und Eizelle von selbst finden, wie auch bei der Spermieninjektion findet die Kernverschmelzung von sich aus statt – dieser Vorgang ist von außen laut jetzigem Wissensstand nicht beeinflussbar. Aus dem psychosozialen Blickwinkel ist es in so einem Fall umso wichtiger, das Kind von Anfang an zu begleiten, da der Beginn des Lebens außerhalb des Körpers der Mutter stattfand. Zusätzlich fällt es manchen werdenden Müttern schwer, sich in der unpersönlichen Umgebung der Reproduktionsklinik beim Einsetzen des Embryos in die „Gebär-Mutter“ als vollständig mit kraftvoller Energie und Liebe zu empfinden. Laut Rückmeldungen jener Frauen ist dieser Vorgang ein unangenehmer – man gibt die Seele an der Rezeption ab, nur mehr der Körper ist wichtig, man wird von einer vollständigen Frau zur unvollständigen Patientin. Umso wichtiger ist eine liebevolle seelische Begleitung für die werdende Mutter in dieser schwierigen Phase. Zusätzlich ermöglicht eine durch die werdende Mutter liebevolle Kommunikation mit dem Embryo, das Gewinnen des Kampfes ums „Bleiben“. Das Wachstum und die Entwicklung des Embryos werden befeuert.69

Laut einem Artikel im Standard ist den Medizinern Strohmer und Obruca eine Veränderung betreffend die Ursachen von Kinderlosigkeit aufgefallen. Die Ursachen lagen vor ca. 20 Jahren an der schlechten Qualität von Samenzellen oder daran, dass Frauen Probleme mit den Eileitern hatten. Heutzutage überwiegen Erkrankungen wie Endometriose (Gebärmutterschleimhaut ähnliches Gewebe bildet sich an anderen Körperstellen im Körper der Frau) oder dem polyzystischen Ovarialsyndrom (Hormonelle Erkrankung, bei der verstärkt männliche Hormone gebildet werden und Probleme verursachen) der Frauen.70

3 Der Verlauf der Schwangerschaft als Einflussfaktor auf die Geburt

Gewinnt das neue kleine Leben den ersten Kampf, nistet es sich in die Gebärmutter der werdenden Mutter ein – die Frau ist schwanger.71

Ein neuer Lebensabschnitt, welcher grundsätzlich neun Monate dauert, beginnt für die Frau und das Baby oder die Babys, wodurch sie massive körperliche wie auch psychische Veränderungen durchmachen.72 Diese Veränderung wird oftmals von der werdenden Mutter geahnt, die Bestätigung darüber holen sich aber die meisten Frauen über Schwangerschaftstests, bei positivem Testergebnis durch eine Schwangerschaftsfeststellung vom Arzt. Im medizinischen Bereich geht man bei der Berechnung vom Zeitpunkt der letzten Monatsblutung aus, wodurch sich die Schwangerschaftsdauer verlängert.73

Manche Frauen genießen diesen Zeitraum und würden gern den Zustand der Schwangerschaft immer haben, andere Frauen fühlen sich nicht ganz wohl und können sich mit den Veränderungen nicht so anfreunden.74

Beim werdenden neuen Leben wird der pränatale Zeitraum grundsätzlich in drei (biologische) Abschnitte gegliedert:

- Die Keimphase, in der die Zellteilungen stattfindet, diese ist mit dem zehnten Tag abgeschlossen
- Die Embryonalphase, in der die Organe gebildet werden. Diese ist mit etwa der achten Woche abgeschlossen.
- Die Fetalphase, in der die Organe sich differenzieren, ihre Tätigkeit aufnehmen sowie das Baby an Gewicht und Größe zunimmt. Diese schließt mit der Geburt ab, welche vom Baby selbst ausgelöst wird.75

Dieser Zeitraum wird den Geburtsprozess – das Geburtserlebnis – mitbestimmen und beeinflussen.

3.1 Pränatale Liebe und Bindung

So klein das Wesen noch sein mag und wie man es auch benennt, ob Blastozyt, Embryo, Fetus oder ähnliches – es verfügt bereits über ein Bewusstsein.

Wächst das Kind oder die Kinder in der Gebärmutter heran, findet es durch die Weitergabe der neurochemischen Informationen der Mutter bestimmte Bedingungen vor. Freude, Liebe, Ängste, innerlicher Stress verändern die Hormone der Mutter, welche sie dem Kind bzw. den Kindern weitergibt. Dieses stellt sich mit seinem ganzen Wesen, sprich mit der sich entwickelnden Physiologie und Neurologie darauf ein und erwartet, dass diese Bedingungen nach der Geburt die gleichen sind. Eine liebevolle Beziehung begünstigt die optimale Versorgung mit Nährstoffen sowie Sauerstoff und formt die emotionale Struktur des Gehirns, vor allem der rechten Hirnhälfte des Kindes. Werdende Mütter teilen ihrem Kind bzw. ihren Kindern über ihre Physiologie bzw. Energie innerlich in der sogenannten „Uterus-Sprache“ mit, dass sie es lieben und entspannt und ruhig sind.76

Die beabsichtigte vorgeburtliche Kommunikation der Eltern mit ihrem Baby bzw. ihren Babys, wie Buch vorlesen, Erzählen als auch Erklären von wunderschönen Ereignissen, klassischen Konzerten und vieles mehr führt zu vorgeburtlichen verinnerlichten Erfahrungen jedes Kindes. Die zutiefst innere Haltung und Überzeugungen der Eltern beeinflussen die Aufnahmefähigkeit des Kindes aufgrund der bewusst vermittelten Informationen, wie Wünsche, Tagträume, Fantasien und Bilder. Ein pränatales Lernen – ein Erfahren findet statt.77

Wird ein vorgeburtliches Kind geliebt, hat dies starke Auswirkungen auf das Leben nach der Geburt – auf die Bindungsfähigkeit und auf das Erlebnis der Sexualität. Das Bindungshormon Oxytocin, welches auch als Wehen-auslösendes Hormon bekannt ist, spielt dafür eine große Rolle. Ein hoher Oxytocin-Spiegel sagt aus, dass das Kind geliebt wird, ein niedriger jedoch, dass es nicht geliebt wird und das kindliche System durcheinander ist. Eine Erhöhung des Spiegels erzeugt Entspannung, Erholung, Heilung sowie liebevolle Bindung, wodurch das Kind sich normal entwickeln kann.78 Unter Pkt. 3.1.1.1 wird näher auf das Bindungshormon Oxytocin eingegangen.

Beim fürsorglichen Vater dagegen steigt der Vasopressin-Spiegel. Dieses Hormon wird bei elterntypischem Verhalten ausgeschüttet, wirkt schmerzlindernd und macht Männer zu liebevollen Partnern und Vätern – es ist das männliche Liebeshormon und ist im Gehirnbereich, in der sich auch die Liebesfähigkeit befindet, lokalisiert.79 Im Pkt. 3.1.1.2 wird das Hormon Vasopressin näher beleuchtet.

3.1.1 Oxytocin und Vasopressin

Die Hormone und Neurotransmitter Oxytocin und Vasopressin werden als sogenannte „Bindungs- oder Liebeshormone“ bezeichnet, wobei ihre Wirkungen gegensätzlich sind und sie gemeinsam für die mütterliche Fürsorge, mütterliche Motivation und mütterliche Aggression unverzichtbar sind.80 Oxytocin wirkt entspannend, senkt den Blutdruck und erzeugt Ruhe und Gelassenheit. Vasopressin hingegen erhöht den Blutdruck, steigert den Stresspegel und Aggressivität in der Interaktion.81 Studien haben gezeigt, dass sie starken Einfluss auf soziales Verhalten nehmen, jedoch ist eine genaue Voraussage, wie welches Hormon wirkt, noch nicht möglich.82

Hervorzuheben ist, dass die Balance zwischen den beiden Hormonen wichtig ist und dass die eigenen sozialen Erfahrungen wie auch die abgespeicherten Erfahrungen in der DNA – Epigenetik die Wirkung von Oxytocin und Vasopressin auf das soziale Verhalten wirkt.83 Je nach Art und persönlicher Eigenart unterscheiden sich die Beobachtungen adaptiv und kontextabhängig.84 Siehe Abb. 6.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6 Vergleichende adaptive Funktionen von Vasopressin und Oxytocin (eigene Darstellung), nach Carter et al (2020), S. 833

3.1.1.1 Oxytocin

Bekannt wurde das Hormon Oxytocin als biochemischer Stoff, der starke gefühlsmäßige Beziehungen zu anderen ermöglicht. Hat man einen niedrigen Oxytocin Spiegel wird man sich gefühlsmäßig weniger stark an andere binden, lässt weniger Körperkontakt zu, ist weniger „mütterlich“, fürsorglich und setzt sich seltener für Soziales ein.85 Es fungiert stressbewältigend, entzündungshemmend und antioxidativ und unterstützt daher Wachstums-, Heilungs- und Resilienz-Muster. Jedoch ist es aufgrund seiner Beziehung zum Vasopressin, seinen besonderen Eigenschaften, seinen unterschiedlichen Varianten und Anbindungsansätzen noch immer nicht eindeutig, wann das Hormon Oxytocin exakt in einer bestimmten Art und Weise wirkt.86 Wie bereits in Pkt. 2.1 beschrieben, beeinflussen die eigene soziale Herkunft, die Epigenetik und Erfahrungen die Wirkungsweise des Hormons und Neurotransmitters.

3.1.1.2 Vasopressin

Durch die Evolution in der Entwicklung der Wirbeltiere wurden das Oxytocin und Vasopressin in entgegengesetzter Transkriptionsrichtung auf demselben Chromosom ausgerichtet. Der intergene Bereich zwischen Oxytocin und Vasopressin enthält kritische verstärkende Elemente.87 Vasopressin ist ein Hormon und kann als Neurotransmitter im Gehirn wirken. In einer Studie wurde vorgeburtlicher Stress als Risiko- und Chancenfaktor erforscht. Es wurde festgestellt, dass in der Amygdala bei hohem vorgeburtlichem Stress die höchste Vasopressin-1a-Rezeptorbindung hervorgerufen wird, was zu einer größeren Umweltempfindlichkeit und infolgedessen zu einem Risiko- oder Chancenfaktor führt.88

Als Hauptaufgaben von Vasopressin werden aufgeführt:89

- die Herabsetzung der Urinproduktion durch das DDAVP, welches als Mittel gegen Bettnässen eingesetzt wird
- die Erhöhung des Blutdrucks
- das Beeinflussen von Verhalten.

In einer Studie, veröffentlicht in Genes, Brain and Behavior wurde erforscht, wie Vasopressin Aspekte des mütterlichen sozialen Verhalten reguliert. Als Ergebnis wurde publiziert, dass Vasopressin an der Koordination des Verhaltens bzw. der sozialen Übereinstimmung zwischen Eltern bzw. Partnern beteiligt ist. Wenn Säuglinge Nähe-Bedürfnisse äußern, haben fürsorgliche Eltern, welche einen intensiven sozialen Austausch und Kontakt haben, erhöhte Vasopressin Spiegel, jedoch sind weitere Studien notwendig, um einen tieferen Einblick zu bekommen.90

3.1.2 Bindungsanalyse

In der Bindungsanalyse, welche meist ab der 20. Schwangerschaftswoche angeboten wird, widmet man sich der Unterstützung der Bindungsentwicklung von Müttern zu ihren ungeborenen Babys und umgekehrt. Das Bindungsgefühl zum Baby kann sich durch die Bindungsanalyse von einem freundschaftlichen Gefühl bis hin zu einem tiefen Liebesgefühl entwickeln und verstärken.91

Beginnt eine Mutter die Bindungsanalyse steht am Anfang die körperliche Entspannung. Im liegenden Zustand konzentriert sich die Mutter auf den Atem, das Entspannen und das Wahrnehmen innerer körperlicher und seelischer Zustände. Dadurch öffnet sie sich ihrem Körper, ihrer Gebärmutter und dem bzw. den Ungeborenen. Es tauchen innere Bilder mit Gefühlen, Gedanken und Fantasien auf, durch die sich eine Kommunikation zwischen der Mutter und dem bzw. den Ungeborenen entfalten kann.92 Laut Rückmeldungen von Müttern schätzen sie die Bindungsanalyse, diesen geschützten Raum sowie Ruhe und den exklusiven, sicheren und vertrauten Rückzugsort, in der jedes Kind bereits seinen Platz einnehmen kann.93

Zu Beginn mag es der Mutter schwerfallen, diese Bilder sich oder dem bzw. den Ungeborenen zuzuordnen. Oft kommen Zweifel ob ihrer Wahrhaftigkeit hoch und die verschiedenen Kommunikationswege über Farben, Bilder, körperliche und visuelle Wahrnehmungen und einiges mehr verunsichern. Manch eine Mutter hat bei Gelingen der Kommunikation ein intensives Gefühl, welches überwältigt als „großartig“ und „wunderschön“ beschrieben wird. Die Bindungsanalyse wird aber auch als anstrengend und manchmal als schwierig empfunden.94

Nach einiger Zeit wird der innere Kontakt tiefer und die (bildhaften) Rückmeldungen des bzw. der Babys werden von der Mutter erkannt. Die Bedürfnisse des bzw. der Babys in der Gebärmutter können von der Mutter wahrgenommen werden, dadurch ist es möglich, Krankheiten oder Gefahren frühzeitig zu entdecken.95

Hat die Mutter sich innerlich auch von ihrer eigenen Mutter gelöst, gelingt der Rollenwechsel von Tochter zur Mutter. Innere Blockaden können auftauchen und aufgelöst werden, bevor sie zu Hindernissen während der Geburt werden.96

Bis zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin findet die Bindungsanalyse statt. Danach wird die Mutter bis zur Geburt diese in ähnlicher erprobter Weise mit ihrem Baby bzw. ihren Babys üben, bis sich jedes Baby für die Geburt entschließt. Positive Erfahrungen der Bindungsanalyse äußern sich in einem geringen Ausmaß von Verformung des kindlichen Schädels oder einer raschen Rückbildung dieser, wie auch von einer geringen täglichen Schreidauer von weniger als 20 Minuten des Babys.97

3.1.3 Bindungstheorie

Laut Tenorth & Tippelt wird Bindung so verstanden, dass für den Schutz und Sicherheit des Kindes ein emotionales Band zu den ihm vertrauten Menschen, den Bezugspersonen besteht.98 Die Bindungstheorie wurde von dem britischen Kinderpsychiater und Psychoanalytiker John Bolwby, basierend auf den Ergebnissen der Bindungsstudie bei Gänse- und Entenfamilien von Konrad Lorenz, umgelegt auf das menschliche Bindungsverhalten, entwickelt, in der er die Bedeutung der Bindung bzw. der Auswirkungen von Trennungen von Säugling/Kleinkind und Mutter auf die kindliche Entwicklung hervorhob. Laut Bolwby steuert das angeborene überlebenssichernde Bedürfnis des Säuglings nach Schutz, Nähe und Zuwendung sein Verhalten. Es sichert so den Aufbau der Bindung zu der Bezugsperson.99

Mit Mary Ainsworth, einer US-amerikanisch-kanadischen Entwicklungspsychologin setzte er die Bindungsstudie fort, wobei sich Ainsworth mit den Merkmalen einer Bindung, den Bindungsmustern beschäftigte. Sie entdeckte das Konzept der Feinfühligkeit der Bindungsperson gegenüber dem Kind. In Rahmen dieser sogenannten „Fremde Situation Testung“ wurde der Cortisolspiegel im Speichel des Kindes gemessen. Die Kinder im Alter von 12 bis 18 Monaten wurden mit der Mutter in einen ihnen fremden Raum gebracht. Die Testabfolge umfasste acht Sequenzen mit je 3 Minuten Dauer, wobei die Mutter zweimalig (kurz) vom Kind getrennt wurde (Verlassen des Raumes).100

Der Cortisolspiegel erhöht sich in Stress-Situationen. „Stress ist ein Muster spezifischer und unspezifischer Reaktionen eines Organismus auf Reizereignisse, die sein Gleichgewicht stören und seine Fähigkeiten zur Bewältigung strapazieren oder überschreiten. Diese Reizereignisse umfassen eine ganze Bandbreite externer und interner Bedingungen, die allesamt als Stressoren bezeichnet werden. Ein Stressor ist ein Reizereignis, das vom Organismus eine adaptive Reaktion verlangt.101

Beschreibung der „Fremde Test-Situation“ mit dem Forschungsziel das Bindungsverhalten zu beobachten

1. „Mutter und Kind betreten das Spielzimmer.
2. Sie akklimatisieren sich, und das Kind kann den ungewohnten Raum erkunden.
3. Eine fremde Person tritt ein und nimmt mit der Mutter und dem Kind Kontakt auf.
4. Die Mutter geht, und die Fremde bleibt mit dem Kind zurück.
5. Die Mutter kehrt zurück, und die Fremde geht.
6. Die Mutter verlässt wieder den Raum, aber das Kind bleibt allein zurück.
7. Die fremde Person kommt hinzu.
8. Die Mutter erscheint, und die Fremde geht.“102

Durch diese Studie wurde die Ausgewogenheit zwischen dem Bindungsverhalten und dem Erkundungsverhalten beobachtet sowie die verschiedenen Bindungstypen (Bindungsmuster) erarbeitet, welche sich im restlichen Leben auswirken. Die innerlich abgespeicherten Erwartungen des Kleinkindes betreffend Verhalten der Bezugspersonen werden auf die Umwelt im jugendlichen oder erwachsenen Alter übertragen und angewandt, siehe Abb. 7 Bindungs-Explorations Balance:103

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7 Bindungs-Explorations-Balance, Quelle: Fischer U. (2010), https://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/150

Folgende Bindungstypen bzw. Bindungsmuster wurden klassifiziert:104

- Sichere Bindung – Typ B
- Unsichere-vermeidende Bindung – Typ A
- Unsicher-ambivalente Bindung -Typ C
- Desorientierte Bindung – Typ D

Sichere Bindung (Bindungstyp B):

Die sichere Bindung entsteht, wenn das Kind erfahren hat, dass es sich auf seine Bezugspersonen verlassen kann und bei Bedarf auf seinen emotionalen Stress mit Trost, Zuwendung und Feinfühligkeit angemessen reagiert wird.105

Es erkundet die Umgebung bzw. Umwelt in Anwesenheit der Bezugspersonen ungestört und entspannt. Das eindeutige Bindungsverhalten zeigt sich beim Kleinkind bei Trennung von der Bezugsperson mit emotionalem Stress (erhöhter Cortisolspiegel), es sucht, ruft und weint. Ein Trösten durch eine fremde Person ist nicht möglich, jedoch sucht das Kleinkind sofort den körperlichen Kontakt und freut sich, wenn die Bezugsperson zurückkommt. Es beruhigt sich und kann die Umwelt bzw. Umgebung rasch wieder erkunden.106 Der Cortisolspiegel sinkt rasch.

So eine sichere Bindung ist eine wichtige Voraussetzung für eine autonome Bindungseinstellung, welche sich im ganzen Leben auswirkt. Man kann negative Erlebnisse tiefgreifend verarbeiten, hat Zugang zu den eigenen Emotionen, hat Selbstvertrauen, Respekt, eine hohe Frustrationstoleranz (Resilienz) und ist Empathie-fähig.107

Unsicher-vermeidende Bindung (Typ A):

Aufgrund dessen, dass das Kleinkind gelernt hat, dass seine Bedürfnisse nicht angemessen verstanden oder erfüllt wurden, vielleicht sogar zurückgewiesen oder bestraft wurden, teilt es seine Bedürfnisse wenig nach außen mit und erweckt einen autonomen eigenverantwortlichen Eindruck und erforscht verstärkt die Umgebung. Bei einer frühkindlichen Trennung wird die Trennung selbst, wie auch die Wiedervereinigung mit der Bezugsperson, kaum beachtet. Das Kleinkind vermeidet aufgrund seines Verhaltens eine Ablehnung oder negative Rückmeldung.108

Trotz dieses autonomen Eindrucks zeigt der Cortisolspiegel dieser Kinder, dass die Situation als belastend empfunden wird. Dieser erhöht sich und bleibt auch bei Anwesenheit der Bezugsperson nach der Trennung etwas länger erhöht. Eine unsichere-vermeidende Bindung kann in Folge ein negatives Selbstbild produzieren, wobei die Emotionen nicht gezeigt werden (können) und man negative Erlebnisse unter Schwierigkeiten verarbeiten kann.109

Unsicher-ambivalente Bindung (Typ C):

Die Kleinkinder mit einer unsicher-ambivalenten Bindung reagieren auf eine Trennung sehr stark und ambivalent. Sie sind ängstlich, teilweise panisch, klammern und sind auf die Bezugspersonen fixiert. Sie müssen sich ständig vergewissern, da gelernt wurde, dass die Reaktion auf die kommunizierten eigenen Bedürfnisse unvorhersehbar erfolgt. Die Bezugsperson ist in seinem Verhalten nicht berechenbar. Auch wenn nach einer Trennung die Bezugsperson wieder zurückkehrt, lässt sich das Kleinkind fast nicht beruhigen und reagiert teilweise mit intensivem Nähe-Bedürfnis, wobei es die körperliche Nähe nach kurzer Zeit wiederum aggressiv ablehnt, es ist schlichtweg hin- und hergerissen. Hier ist der Cortisolspiegel auf längere Zeit erhöht, ein Integrieren und Verarbeiten von negativen Erlebnissen erscheint nicht möglich.110

Im späteren Leben äußert sich dies, als wären die Personen in früheren Beziehungen verhaftet, sie sind in ihrem Verhalten widersprüchlich, weitschweifig.

Unsicher-Desorganisierte Bindung (Typ D):

Die Verhaltensweisen von Kleinkindern mit unsicherer-desorganisierter Bindung ist inkonsistent, emotional widersprüchlich und zeichnet sich durch stereotype Verhaltensweisen, welche zwanghaft wiederholt werden, oder durch ein Erstarren („freezing“) aus. Bei Trennungssituationen ist kein bestimmtes Verhalten zu erkennen, die emotionale Kommunikation kann nicht fließen, da die Bezugsperson als Ursache wie auch als Auslöser von Angst- oder Stress-Situationen empfunden wird. Meist wird ein Zusammenhang mit einem Trauma, ein Missbrauch, eine Verlassenheitserfahrung in der Vergangenheit gesehen, welches durch einen Anlassfall aktiviert wird. Im späteren Leben zeigt sich dieses Bindungsmuster vor allem in bestimmten Ausnahme-Situationen wie Tod oder Trennung, wobei es in anderen Lebenssituationen möglich ist, das Verhalten von anderen Bindungsmustern zu zeigen.111

In der Schwangerschaft ist das Baby grundsätzlich gegen das mütterliche Cortisol geschützt, wobei rund zehn bis zwanzig Prozent des mütterlichen Cortisols die Plazenta passieren, und in den fetalen Körper übergehen.112 Wenn die Mutter aufgrund hohen Stresses einen hohen Cortisolspiegel hat, wirkt sich das negativ auf die emotionale und kognitive Entwicklung des Babys aus. In einer deutschen Studie wurde nachgewiesen, dass es aufgrund von Gewalterfahrungen der Mutter zu einer Beeinflussung der Entwicklung der kindlichen Stressachse, zu einer sogenannten fetalen Programmierung, kommt.113 Aus diesem Grund wird den Müttern empfohlen, in der Schwangerschaft in eine innerliche Bindung zu ihrem wachsenden Baby zu gehen, da das Bindungshormon Oxytocin die Bildung von Cortisol abschwächt und es der Mutter und ihrem intrauterinen Baby gut geht.114

3.1.4 Bindungsentwicklung mütterlich

Ist durch die eigene negative Geburtserfahrung bei der Mutter bzw. beim Vater, der Partnerin oder dem Partner die Bindungsentwicklung gestört, kann diese bei der Geburt des Kindes zu einem Erinnern bzw. Erleben der eigenen Geburt kommen. Dadurch besteht die Möglichkeit, dem Kind keine gesicherte emotionale Bindung geben zu können und auch beim Kind eine gestörte Bindungsentwicklung auszulösen. Brisch empfiehlt traumatisierten werdenden Eltern eine frühzeitige Hilfestellung bzw. Unterstützungen einzuholen.115 Laut Mary Ainsworth findet die Bindungsentwicklung ab der Geburt statt. Sie gliederte die Entwicklung bzw. Ausbildung des Bindungsgefühls in vier Phasen:116

1. Phase Preattachment (Vorbindungsphase)

In dieser Phase richtet das Baby seine Wünsche nach Bedürfnisbefriedigung an die ganze Umwelt, ohne jegliche Unterscheidung. Es lässt sich von jedem beruhigen, wobei Vorlieben und selektive Aufmerksamkeit bestehen. Diese Phase dauert von der Geburt bis zum Alter von rund 3 Monaten.117

2. Phase attachment in the making (Entstehung von Bindung)

In dieser Phase fängt das Baby an zu unterscheiden und wird aktiver. Langsam richtet es seine Bedürfnisbefriedigung nach Nähe an bestimmte Personen und vergrößert seine Möglichkeiten der Bindungsverhaltungsweisen. Diese Phase dauert vom Alter von rund 3 bis 6 Monaten.118

3. Phase phase of clear cut attachment (Spezifische Bindung)

Nun richtet sich langsam das Bedürfnis nach Nähe an einige wenige Personen (Bindungspersonen) oder bei traditionellen Großfamilien an deren Mitglieder und fängt bei Abwesenheit der Mutter an, diese zu vermissen. Mit der Phase 2 und 3 richtet das Baby seine non- und verbale Kommunikation, wie Hinsehen, Lächeln, Weinen, Rufen, u.v.m. an einen feinfühligen Partner (Bindungsperson) um Nähe herbeizuführen. Diese Phase dauert vom Alter von rund 6 bis circa 9 Monaten.119

4. Phase zielkorrigierte Partnerschaft

In dieser Phase, welche ab dem 3. Lebensjahr beginnt, lernt das Kind, die Gefühle, Interessen und Motive der Bindungspersonen zu erkennen und von den eigenen zu unterscheiden. Es entwickelt sich das Erkennen von Interessenskonflikten zwischen den eigenen Interessen und denen der Bindungsperson. Das Kleinkind beginnt zu verhandeln – ein Suchen eines gemeinsamen Zieles von Bindungsperson und Kleinkind wird möglich und entwickelt sich. Es wird kompromissfähig und beginnt die Wartezeit bzw. Verzögerungen zu verstehen und zu akzeptieren.120

John Bolwby hat die Bindungsentwicklung und deren Phasen anders geordnet (siehe Abbildung 8), wobei die Bindungsentwicklung mit diesen Phasen noch nicht abgeschlossen ist – die Bindungsgefühle entwickeln sich weiter.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8 Bindungsphasen nach Bolwyby, eigene Darstellung nach Lohaus et al (2010), S. 96

In der Fachliteratur der Bindungsanalyse wird beschrieben, dass die Bindung bereits vorgeburtlich entsteht und großen Einfluss auf die Schwangerschaft und das Geburtserlebnis hat, daher wurde im Pkt. 3.1.2 die Bindungsanalyse erörtert.

3.2 Mütterlicher Stress

In der Definition von Stress geht man hauptsächlich vom negativen Aspekt aus – als Zustand der Überforderung. Aktuelle Studien beschäftigen sich mit der persönlichen Resilienz und auch der Bedeutung der unterschiedlichen persönlichen Zugänge zu Problemlösungsstrategien. Laut einer Forschung geben Mütter, welche perinatalen Stress, ausgelöst durch Existenzängste, Hektik, innere negative Denk- und Emotionsprozesse, ausgesetzt sind, ihre epigenetischen Modifikationen dem Nachwuchs weiter. Diese spielen in Folge eine wichtige Rolle als Prädiktoren für psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen. Es stellte sich heraus, dass Serotonin eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von neurologischen Verhalten spielt und in manchen Fällen führte dies zur Entwicklung neurologischer Störungen (z.B. Autismus, ADS/ADHS, etc.).121

Auch Cortisol und Adrenalin spielen eine wichtige Rolle, wenn die Mutter Stress ausgesetzt ist. Ihr Körper produziert diese, welche in weiterer Folge das Zusammenziehen der Blutgefäße auslösen. Dem ungeborenen Kind wird über die Plazenta weniger Sauerstoff zugeführt, wodurch es zusätzlich noch eigenen Stress entwickelt.122

Das Serotonin unterstützt uns bei Schmerzen – es schützt uns davor. Darum spielt es eine wichtige Rolle, auch in der Entwicklung von Babys. Im sich entwickelnden Gehirn des Babys können eine frühe Exposition gegenüber Serotonin starke Auswirkungen haben, welche sich erst in der Kindheit, Jugend oder im späteren Erwachsenenleben zeigen.123

Laut Janov können Babys erst ab der 20 bis 24 Schwangerschaftswoche „echte“ Schmerzerfahrungen machen, jedoch bereits ab der circa 13. Schwangerschaftswoche Schmerzen empfinden. In der Zeit, wo das Baby selbst noch nicht schmerzhemmende Stoffe, Serotonin bilden kann, benötigt es von der Mutter diesbezüglich Unterstützung. Ist jedoch der Serotonin-Spiegel bei der Mutter aufgrund von mütterlichem Stress reduziert, wird das Baby nicht genügend Serotonin empfangen und ist folglich empfindlicher gegenüber Schmerzen und offener gegenüber Trauma. Der kleine Organismus nimmt in weiterer Folge diesen Zustand als normal an, wobei es schlussendlich mit einem Serotoninmangel auf die Welt kommt.124

3.3 Vorgeburtliche mütterliche Depression

Einige Studien haben sich mit der Auswirkung von vorgeburtlicher Depression auf

- die Schwangerschaft und deren Verlauf
- die Entwicklung des Kindes oder der Kinder und deren Konsequenzen, wie Verhaltensstörungen
- die Geburt

beschäftigt, wobei in einer Studie, welche Vergleichsdaten vor der Geburt, sowie nach 12 wie auch 24 Monaten nach der Geburt herangezogen hat, eindeutig nachgewiesen wurde, dass Kinder von Müttern, welche in der Schwangerschaft unter Depressionen litten, mehr Verhaltensprobleme aufweisen als Kinder von gesunden Müttern.125

Die Früherkennung sowie frühe Interventionen von vorgeburtlichen Depressionen wäre aufgrund des häufigen Auftretens für die Mutter und deren Kind oder Kinder von großem Vorteil. Als mögliches Anzeichen für eine versteckte Schwangerschaftsdepression wurde die Abneigung gegen Säuglingsschreien bzw. das negative Empfinden dazu, in der Schwangerschaft erkannt, da gesunde Frauen die Säuglingsschreie weniger negativ beurteilten.126

In einer australischen Studie im Jahr 2017 wurde erhoben, mit welcher Motivation sich Frauen während ihrer Schwangerschaft zur Behandlung ihrer Depressionen der Akupunktur zuwenden. Man nahm an, dass sich Frauen aufgrund von Bedenken um die Sicherheit des Kindes bzw. der Kinder, wie auch aufgrund der Abneigung gegen herkömmliche Depressionsbehandlungen während der Schwangerschaft, sich eine alternative Behandlungsmethode suchen. Sie ließen sich trotz Skepsis und Verzweiflung, voller Hoffnung mittels Akupunktur behandeln. Nach der Akupunktur waren die Frauen überrascht, dass sich die vorgeburtliche Depression bzw. deren Symptome gelindert hatten, wobei die Linderung sich steigerte und anhielt.127

Betreffend mögliche positive Auswirkungen von Schwangerschaftsmassagen wurde in einer Meta-Studie erhoben, dass eine pharmakologische Behandlung einer Depression oft nicht als mögliche Option von Müttern herangezogen wird, sowie die Schwangerschaftsmassage eine nicht-pharmakologische Behandlungsmöglichkeit darstellt, mit der sich Angst- und depressive Symptome moderat reduzieren lassen können.128

Als mögliche Intervention bei einer vorgeburtlichen Depression werden in dieser Arbeit aktuelle Forschungen mit alternativen Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Akupressur, Achtsamkeitstraining, Schwangerschaftsmassage und einige mehr kurz näher betrachtet, siehe entsprechende Pkt. 3.6.3.

3.4 Mütterliche Angst

Mütterliche Angst steht bereits seit vielen Jahren im Mittelpunkt von Forschungen, da bereits in den 1920er Jahren Dick-Read seine Theorie veröffentlichte, dass Angst Verkrampfungen in Gebärmutter, wie auch im ganzen Körper verursache, welche schlussendlich die Geburt verlangsame und Schmerzen verursacht. Er benannte diese Vorgänge mit dem Angst-Verkrampfungs-Schmerz-Syndrom. Diese Theorie entwickelte er während seiner medizinischen Assistenz-Zeit wie auch während seiner militärischen Zeit, wo er mehrere schmerzlose Geburten beobachten konnte. Dick-Read führte diese leichten Geburten, welche im krassen Gegensatz zu seinen Erfahrungen mit den ängstlichen Müttern bei klinischen Geburten standen, auf den unverkrampften und angstfreien Zustand der Mütter zurück. Amerikanische Forscher bestätigten seine Vermutung, dass der Körper selbst, im Gehirn und Hirnanhangsdrüse, Neuropeptide, welche mehr als 200mal schmerzstillender als Opiate wirken, erzeugt – ausgelöst durch einen (einfachen) Ruhezustand, durch welchen die Neuronen weniger feuern. Bei Menschen während des Endes der ersten Phase der Geburt ist so ein Ruhezustand möglich, wenn die Mutter sich in einer eigenen entspannten Haltung, einem amnestischen Zustand ist. Sie befindet sich in tiefer Verbundenheit mit ihrem Kind, wodurch die Geburt gemeinsam bewältigt wird, während die äußere Welt aus dem Fokus der Mutter verschwindet.129

Im internationalen Projekt „Fear of Childbirth“ wurde erforscht, welche möglichen Ursachen einer erhöhten Angst vor Schwangerschaft und Geburt zu Grunde liegen. In Deutschland, wo 720 Fragebögen auf einer Universität von Studierenden beantwortet wurden, ergab sich eine signifikant höhere Angst, wenn als Hauptinformationsquelle visuelle Medien sowie die schulische Gesundheits- und Sexualerziehung dienten.130

Es gibt auch eine (krankhafte) starke Furcht vor der Geburt, genannt Tokophobie, bei der vermutet wird, dass diese im Jugendalter durch massiv abschreckende Erlebnisse betreffend Entbindung/Geburt entstehen oder die Folge eines eigenen traumatischen Geburtserlebnisses ist. Eine professionelle Therapie unterstützt die Aufarbeitung dieser Ängste.131

Angst selbst liegt in unseren Erfahrungen im Umgang mit (lebensgefährlichen) Situationen, in denen wir die Ursache der Gefahr beseitigen oder der angstvollen Situation entkommen wollten. Angst verursacht emotionalen und körperlichen Stress, um eine eventuelle Flucht bewältigen und unser Leben schützen zu können.132 Aufgrund Schwangerschaft und Geburt befindet sich die Mutter und das Kind bzw. die Kinder in einer besonders schützenswerten Situation, wo auch in Österreich sogar gesetzlich verankert ist, wie das Leben von Mutter und Kind vor gesundheitlichen Gefahren, zu schützen ist.133

Es gibt unterschiedliche Entspannungstechniken, welche wissenschaftlich belegt einen positiven Effekt auf die Reduzierung von Ängsten haben. Als Beispiele werden angeführt:134

- Atemtherapie
- Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
- Waldbaden
- Osteopathie
- Kinesiologie
- Schwangerschaftsmassage
- Musiktherapie
- Schwangerschaftsyoga
- Meditation
- Akupunktur
- und einige mehr135

Teilweise ist es möglich, dass Krankenkassen Kosten solcher Therapien übernehmen.136

Im Kapitel 3.6 Schwangerschaftsvorsorge wird auf verschiedene Möglichkeiten eingegangen, mit denen die Mutter im Zuge der Schwangerschaftsvorsorge Ängste bearbeiten, reduzieren oder eliminieren kann.

3.5 Rund 280 Tage Entwicklung und Veränderung bis zur Geburt

Rund fünf Tage nach der Befruchtung, mit der Einnistung in die Schleimhaut der Gebärmutter (Schwangerschaftsschleimhaut) beginnt der Veränderungsprozess im Körper, um das Wachstum des neuen Lebens optimal zu ermöglichen. Nicht nur der Embryo entwickelt sich, auch die Plazenta (umgangssprachlich Mutterkuchen) aus der befruchteten Eizelle und mütterlichen Zellen.137

Die Plazenta übernimmt, zusätzlich zur Versorgung des Embryos, Schutzfunktionen. So wird der mütterliche Blutkreislauf vor direktem Kontakt des kindlichen Blutkreislaufs geschützt und umgekehrt. In der Schwangerschaftszeit ist die Plazenta das größte hormonproduzierende Organ. Zum Beispiel werden Hormone produziert, welche für die Anpassung des Körpers an die Schwangerschaft oder die Aufrechterhaltung dieser notwendig sind.138

3.5.1 Die Rolle der Ernährung

Die Rolle der Ernährung wird meist unterschätzt, wobei der mütterliche Körper während der Schwangerschaft dem Wachsen und Gedeihen des Babys alle Nährstoffe zur Verfügung stellt. Wie bei jungen Pflanzen, welche man im Garten sät oder setzt, gehört das junge Leben über die mütterliche Versorgung gesund wie auch ausgewogen genährt und mit gesunden Getränken versorgt, damit es gut gedeihen kann. Zu einer umfassende Ernährungsberatung wird daher geraten.139

Eine Studie aus dem Jahr 2017 warf auf, dass Umwelteinflüsse wie mangelhafte Ernährung, Entzündungen oder Stress der Mutter den Entwicklungsverlauf des intrauterinen Babys negativ beeinflussen. Unter Unterernährung wird eine Mangelernährung verstanden, d.h. eine Unterernährung wie auch eine Überernährung (bei Übergewicht oder Fettleibigkeit), wobei es eben auch zu einem Mangel an wichtigen Mikronährstoffen aufgrund von schlechter Ernährung bzw. schlechter Lebensmittel-Qualität kommt. Durch diese Einschränkungen wird das Wachstum des Babys im mütterlichen Körper gestört, es kommt zu körperlichen und geistigen Gesundheitsproblemen. Eine Vielzahl von Verhaltens- und psychologischen Erkrankungen im Kindes- oder Jungendalter, wie Aufmerksamkeitsdefizitstörung, Angstzustände, Depressionen, Denkprobleme, Autismus-Spektrum-Störung, wie auch körperliche Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus wurden mit einer möglichen Unterernährung der Mutter vor und während der Schwangerschaft in Zusammenhang gebracht.140

Im Detail wurde erforscht, dass bestimmte Mikronährstoff-Mängel durch suboptimale Nahrung der Mutter die neurologische Entwicklung des Babys negativ beeinflussen.141

Als Beispiele werden angeführt:

- Folsäure, wichtig bei der Entwicklung des Neuralrohrs des Babys,
- Cholin, ebenso wichtig bei der Entwicklung des Neuralrohrs des Babys,
- Vitamin B12 ist zur DNA-Methylierung und Adrenalinsynthese wichtig,
- Zink ist bei der Neuronenbildung, -migration und Synapsenbildung wichtig, und kann das Frühgeburts-Risiko reduzieren,
- Tryptophan ist für die Bildung der Neurotransmitter erforderlich,
- Omega 3 Fettsäuren sind für die neuronalen Zellmembrane wichtig,
- Jod ist für die Neurogenese, Synaptogenese und Myelinisierung wichtig,
- Eisen ist wichtig für die Myelinisierung und Entwicklung der Frontalrinde und der Basalganglien.142

Als wichtig erachtet wird, dass die optimale Versorgung der Mutter vor und während der Schwangerschaft gewährleistet wird, um eine Mangelernährung, wie auch entzündliche Prozesse oder Stress, welche die Entwicklung des Babys langfristig signifikant beeinträchtigen, zu verhindern.143

Laut Deutschem Ärzteblatt wird empfohlen, dass schwangere Frauen darauf Wert legen sollten, regelmäßig Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Milch und Milchprodukten, Fleisch und Meeresfisch zu sich zu nehmen, wobei Fleisch eine Nebenrolle spielt und grundsätzlich auf eine fettarme Kost Wert gelegt werden sollte. Bei einer rein pflanzlichen Ernährung ist unbedingt darauf zu achten, dass alle erforderlichen Nährstoffbedarfe gedeckt sind, ansonsten wird ein hohes Risiko bei der Entwicklung des kindlichen Nervensystems gesehen, daher wird eine Ernährungsberatung empfohlen.144

Als Nahrungsergänzung wird, am besten noch vor der Schwangerschaft, Jod und Folsäure empfohlen, wie auch (langkettige) Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D3 oder Eisen, wobei vor Einnahme einer Nahrungsergänzung über ein Blutbild abgeklärt werden sollte, ob ein Zuführen sinnvoll ist, siehe Abbildung 9.145

Anmerkung der Redaktion: Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

Abbildung 9 Vitamin- und Mineralstoffbedarf, Quelle: Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben, https://www.gesund-ins-leben.de/fileadmin//resources/import/pdf/vortrag_he_schwangerschaft_2020.pdf

Bei einer veganen Ernährung ist zusätzlich darauf zu achten, dass der Vitamin B12 Bedarf gedeckt ist, damit das kindliche Leben keine Schädigungen entwickelt. Auch dieser Wert sollte vor einer Schwangerschaft durch ein Blutbild erhoben werden und bei einem Mangel durch Zugabe von Vitamin B12 Präparaten ausgeglichen werden.146

Auf eine gute Qualität der Lebensmittel sollte geachtet werden, da der Bedarf an einzelnen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen in der Schwangerschaft deutlich höher ist. Der Energiebedarf selbst steigt in den ersten Monaten der Schwangerschaft nur wenig – bis zu circa 10 %, wobei dieser natürlich abhängig von der körperlichen Anstrengung bewertet werden sollte.147

Die Ernährungspyramide, siehe Abbildung 10, stellt anschaulich dar, wieviel an welchen Lebensmitteln empfohlen wird.

Anmerkung der Redaktion: Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

Abbildung 10 Ernährungspyramide, eigene Darstellung nach Quelle: Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben, https://www.gesund-ins-leben.de/fileadmin//resources/import/pdf/vortrag_he_schwangerschaft_2020.pdf

Laut Prof. Koletzko ist es wichtig, dass Ungeborene vor lebensbedingte Infektionen geschützt werden, indem die Mutter auf rohe tierische Lebensmittel, wie Fisch, Fleisch, Rohschinken, Wurst oder rohe Eier (Mayonnaise) verzichtet und Obst sowie Gemüse vor der frischen Zubereitung gründlich wäscht.148

In der folgenden Abbildung 11, wird auf die ausgewogene Ernährung genauer eingegangen. Zu einer gesunden Lebenshaltung gehört auch die körperliche Bewegung, wobei bei Ausübung dieser auf den besonderen Umstand der Schwangerschaft Rücksicht genommen werden sollte.149

Anmerkung der Redaktion: Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

Abbildung 11 Erklärung Ernährungspyramide, eigene Darstellung nach Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben, https://www.gesund-ins-leben.de/fileadmin//resources/import/pdf/vortrag_he_schwangerschaft_2020.pdf

Ina Gaskin wirft auf, dass eine unzureichende oder ungesunde Ernährung sich negativ auf den Schwangerschaftsverlauf auswirkt. Schwangerschaftskomplikationen, wie Gestosen, zu denen morgendliches Erbrechen oder auch die Schwangerschaftsvergiftung zählt, Eklampsie oder auch das HELLP Syndrom, können durch eine gesunde Ernährung sowie ausreichend gesundes Trinken verhindert und entgegengewirkt werden.150

3.5.2 Erstes Trimester (von der Befruchtung bis zur 13. SSW)

Im diesem Schwangerschaftsdrittel, der sogenannten Frühschwangerschaft, steht

- die Veränderung vieler mütterlicher Zellen aufgrund des hohen Hormonspiegels und
- die Entwicklung des Babys bzw. der Babys

an erster Stelle.151 In den folgenden Trimestern wird die Entwicklung eines Babys betrachtet.

Der mütterliche Körper stellt sich mittels Hormonveränderungen auf die neue Phase „Mutter“ ein, welche in dieser Zeit von morgendlichen Übelkeiten, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen begleitet wird.152 Die Hormone Östrogen, Gestagen und Humanes Choriongonadotropin (HCG) sind wichtige Schwangerschaftshormone, welche in ihrer Funktion die Schwangerschaft und ihren problemlosen Ablauf unterstützen.153

Bis zum Ende dieses ersten Trimesters wird das Baby Fruchtwasser schlucken, sich bewegen und Urin ausscheiden. Es werden die Organe und die Gliedmaßen angelegt sein und sein kleines Herz schlägt.154

Ab der 8. Woche reagiert das Baby auf liebevolles Berühren des Bauches, indem es diese Stelle aufsucht, an der die Hand auf der Bauchdecke aufliegt. Auch der Geruchs- und Geschmackssinn ist ab einem Alter von etwa 8 Wochen angelegt.155

„Die Tatsache, dass das ungeborene Kind schmecken und Geruchsstoffe wahrnehmen kann, hat eine besondere biologische Bedeutung: Das Kind erkennt seine Mutter nach der Geburt am Duft der Muttermilch der Mutter nach bestimmten Pheromonen (Duftstoffen), die auch im Fruchtwasser enthalten sind.156 “ Das Gehör nimmt intensiv die Stimmen von Mutter, Vater, Partner oder Partnerin auf, wobei intrauterin der mütterliche Klang und die Sprachmelodie durch den Resonanzkörper, dem weiblichen Becken und die Wirbelsäule, verstärkt wird. Spielt man Neugeborenen den mütterlichen Herzschlag oder die mütterliche Stimme vor, reagieren sie aufgrund ihrer vorgeburtlichen Erfahrungen mit Entspannung und Freude, sie schlafen besser und schreien weniger.157

Laut Emerson werden vom Kind pränatale regelmäßige Erlebnisse für die Symbolsprache genutzt. Als Beispiel führt er seine eigene Erfahrung mit seinem vorgeburtlichen Kind an, welches regelmäßig bei Kontaktaufnahme mit seinem Kind im mütterlichen Bauch eine bestimmte Musik mit Wal-Lauten, als pränatale Bonding-Musik, vorgespielt bekommen hat. Als das Kind nach der Geburt das Empfinden hatte, dass es den Kontakt zu seinem Vater verloren hatte, erinnerte es sich an diese Musik und produzierte diese Wal-Laute, um mit dem Vater wieder in Verbindung treten zu können – die Musik, die ausschließlich vorgeburtlich bei Kontaktaufnahme gespielt wurde – die Bonding-Musik. Diese Erfahrung ließ Emerson schließen, dass das pränatale Kind sich die Töne gemerkt und die Bedeutung gelernt hat – und zwar als Mittel zur Kommunikation und Kontaktaufnahme.158

3.5.3 Zweites Trimester (13 SSW bis 27. SSW)

Dieses Trimester wird auch als die Zeit des Wohlbefindens bezeichnet. Nun wird die Schwangerschaft auch äußerlich sichtbar – die Brüste werden voller, der Bauchumfang wächst, manche Frau bekommt Pigmentierungen oder auch Schwangerschaftsstreifen. Durch das Wachstum des Babys und das Fortschreiten der Schwangerschaft transportiert der mütterliche Körper vermehrt Blut, wodurch das Herz eine höhere Pumpleistung vollbringt.159

Die gesteigerte Durchblutung lässt die Haut strahlen und das Gesicht der Mutter wirkt weicher. Wenn sich die Eltern auf das Geschlecht des Kindes einstellen möchten, wird meist im zweiten Trimester das Geheimnis gelüftet. Das Baby selbst verdoppelt in diesem Zeitraum seine Größe und das Gewicht.160 Die Sinnesorgane sind entwickelt und ab der 25. Schwangerschaftswoche nimmt das Baby alle Sinneseindrücke auf, auch Schmerzhaftes.161 Die Bewegungen des Babys werden für die Mutter erstmal intensiv spürbar und manchmal sogar von außen sichtbar. Die Mutter nimmt wahr, dass das Baby auf Geräusche, auf Vorlesen oder Vorsingen, auf Bauchstreicheln und die Stimme des Vaters reagiert.162

3.5.4 Drittes Trimester (27. SSW bis zur 40 SSW

Das letzte Trimester endet mit der Geburt. In dieser Zeit ist der Bauch schon groß und wird von mancher Frau gegen Ende der Schwangerschaft als Belastung wahrgenommen. Das Kind legt noch ordentlich an Gewicht und Größe zu, die Lungenentwicklung geht in die Endphase, es öffnet und schließt die Augen. Ein Schlaf- und Wachrhythmus entwickelt sich.163

Das Kind berührt sich selbst, kratzt sich, runzelt die Stirn, gähnt, lächelt, nuckelt oder saugt an den Gliedmaßen oder an der Nabelschnur, spielt mit dieser und legt sich gemütlich auf die Plazenta. Der Tastsinn ermöglicht es, die Umgebung und sich selbst wahrzunehmen, wobei das Baby für sich selbst bereits bewertet, was als angenehm oder unangenehm empfunden wird.164 Ab der 34. Schwangerschaftswoche kann das Baby zwischen verschiedenen Lauten unterscheiden und nimmt multidimensionale Außengeräusche wahr.165

Je näher die Geburt rückt, desto größer ist die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der physischen als auch psychischen Verabschiedung zwischen Mutter und Baby. Die Mutter reflektiert ihre Wahrnehmungen und Erfahrungen in der Schwangerschaft, sie teilt diese dem Baby mit. Sie nimmt Abschied vom intrauterinen Baby, lässt es los und heißt es in der äußerlichen Welt bereits willkommen. Das Baby wiederum teilt sein subjektives Empfinden und Wahrnehmen der intrauterinen Welt über die bildhafte Kommunikation mit. In diesem Prozess wird die Mutter das Baby verstärkt als eigenständiges Wesen mit seiner eigenen Persönlichkeit, mit seinem eigenen Erleben wahrnehmen. Das Baby nimmt langsam Abschied von seiner ersten Welt und bereitet sich auf die Welt, in der die Eltern und auch andere bereits bekannte Personen leben, vor. Der geburtliche Ablauf wird in sorgfältiger liebevoller Weise dem Baby erzählt und mit eventuellen geburtlich medizinischen Hilfeleistungen durchgespielt. Das Baby erfährt, dass diese möglicherweise als Hilfestellungen eingesetzt werden. Auf diese Weise findet ein Vorbereiten auf die Geburt statt – negative Geburtserlebnisse oder Traumata können hintangehalten werden.166

Für die Mutter besteht ab diesem Zeitraum eine gute Möglichkeit, sich intensiver auf die Geburt vorzubereiten. Mit dem Geburtsvorbereitungskurs, den körperlichen Übungen, den Gesprächen mit der Hebamme, der Auseinandersetzung mit den eigenen Sorgen, kritischen Gedanken zu Unzulänglichkeiten und Ängsten, wie auch mit dem Thema Klinik oder Hausgeburt, die Anwesenheit von Begleitperson oder Partner, etc..167

3.6 Schwangerschaftsvorsorge

Laut Barbara Rothman, Soziologin, gibt es in der Schwangerschaftsvorsorge zwei Modelle:168

- die humanistische Schwangerschaftsvorsorge (durch Hebammen)
- die medizinisch-technologische Schwangerschaftsvorsorge169

In den nächsten Unterkapitel wird auf diese Modelle eingegangen.

3.6.1 Humanistische Schwangerschaftsvorsorge

In diesem Modell wird die schwangere Frau in den Mittelpunkt gestellt. Ihre Bedürfnisse und Gefühle haben Einfluss auf das Wohlbefinden des Babys, da es alle Gefühle der Mutter miterleben „muss“. Mutter und Kind bzw. Kinder sind eine Einheit.170

Die Erschaffung neuen Lebens, die weibliche Kraft, die Einheit von Körper, Geist und Seele sind naturgemäße Vorgänge. In der Vorsorge wird alles, was zum körperlichen und psychischen Wohlergehen der Mutter beiträgt, bedeutend. In der individuellen Schwangerschaftsvorsorge wird auf die Mutter und deren soziales Umfeld mit all ihren Auswirkungen eingegangen. Die Mutter und ihre Bedürfniserfüllung, auch emotionaler Natur, ermöglichen eine gesunde Entwicklung und vermindern das Risiko für das Baby bzw. die Babys. Die Termine dauern durch die Möglichkeiten des genauen Erörterns und Hinterfragen der Mutter länger als jene im medizinisch-technischen Modell, wobei die gesunde Ernährung eine wichtige Rolle in der humanistischen Schwangerschaftsvorsorge einnimmt. Die ständige Anwesenheit und Mithilfe der Hebamme während der Wehen wird als erforderlich erachtet, um technologische Eingriffe während des Geburtsvorganges hintanzuhalten.171

Während des Geburtsprozesses wird die Frau angeregt, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und diesen nachzugehen, wie zum Beispiel essen, trinken, spazieren gehen, mit ihrem Partner bzw. Partnerin eine zärtliche Zeit zu genießen – all das unterstützt eine natürliche Geburt und die Wehen können in ihrem natürlichen Rhythmus kommen und gehen. Medizinische Intervention wird bei Erfordernis in Ausnahmefällen als erforderliche Unterstützung anerkannt. Laut verschiedenen Forschungen dieser Humanistischen Schwangerschaftsvorsorge erfolgen 85 bis 95% der Geburten spontan, ohne chirurgische oder instrumentelle Eingriffe.172

3.6.2 Psychosoziale Begleitung

Die psychosoziale Begleitung ist eine sanfte Interventionsform, in der man sich im Psychosozialen Feld bewegt, siehe Abbildung 12. In diesem wird das gegenseitige Beeinflussen des Menschen und seiner Umwelt, deren eigene Realitäten mit den Wahrnehmungen und Gefühle herangezogen, um die Selbstreflexion zur Lösungsfindung von Herausforderungen anzuregen.173

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 12 Psychosoziales Feld, eigene Darstellung nach David Becker & Barbara Weyermann, GENDER, KONFLIKTTRANSFORMATION & DER PSYCHOSOZIALE ANSATZ, Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, S. 13

[...]


1 Vgl. Rödel H., (2016), S. 55

2 Vgl. Auhagen-Stephanos U. (2009), S 10 ff

3 Vgl. Vonholdt C. (2020), [Online]

4 Vgl. Walter & Hümpel (2017), S. 23f

5 Vgl. Vonholdt C. (2020), [Online]

6 Vgl. Walter & Hümpel (2017), S. 25f

7 Walter & Hümpel (2017), S. 25f

8 Vgl. Walter & Hümpel (2017), S. 25f

9 Vgl. Ebenda

10 Vgl. Hüther & Krens (2011), S. 61

11 Vgl. Cavalli & Heard (2019), S.491 ff

12 Vgl. Rödel H. (2016), S. 68f

13 Vgl. Possemeyer & Schläpfer (2013), [Online]

14 Vgl. Rödel H. (2016), S. 70

15 Vgl. Rödel H. (2016), S. 31

16 Vgl. Janov A. (2012), S. 115

17 Vgl. Pernsteiner J. (2009), [Online]

18 Pernsteiner J. (2009), [Online]

19 Vgl. Rödel H. (2016), S. 76ff

20 Vgl. Rödel H. (2016), S. 31

21 Vgl. Rödel H. (2016), S. 71ff

22 Vgl. Kubb C. (2018), [Online]

23 Vgl. Bucay H. et al (2009), S. 170f

24 Vgl. Rödel H. (2016), S. 37

25 Vgl. Rödel H. (2016), S. 33ff

26 Vgl. Fiegl J. (2016), S 198ff

27 Vgl. Fiegl J. (2016), S. 198ff

28 Vgl. Ebenda

29 Vgl. Ballnik et al (2005), S. 81ff

30 Vgl. Ballnik et al (2005), S. 81ff

31 Vgl. Urdze A. & Rerrich M. (1981), S. 50

32 Vgl. Schülein J. (2002), S. 135

33 Vgl. Bearak et al (2020), S. e1152

34 Vgl. Bearak et al (2020), S.e1152ff

35 Vgl. Hochauf R. (2008), S. 271ff

36 Vgl. Geddes L. (2010), S:11

37 Vgl. Wimmer-Puchinger et al (2016), S. 146ff

38 Vgl. Toepfer R. (2000), S. 303ff

39 Vgl. Meier L. (2020), [Online]

40 Vgl. Meier L. (2020), [Online]

41 Vgl. Textor M. (2000), [Online]

42 Vgl. Mitternacht K. (2016), [Online]

43 Mitternacht K. (2016), [Online]

44 Vgl. Mitternacht K. (2016), [Online]

45 Vgl. Schroth G. (ohne Datum), [Online]

46 Vgl. Emerson W. (2012), S. 19ff

47 Vgl. Seehaus & Rose (2015), S. 96f

48 Vgl. Ballnik et al (2005), S. 85ff

49 Vgl. Mitternacht K. (2016), [Online]

50 Vgl. Ebenda

51 Vgl. Ryser M. (2019), [Online]

52 Stein-Hilbers M. (2000), S. 148ff

53 Vgl. Ebenda

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55 Vgl. Heynen S. (2003), S. 1ff

56 Vgl. Ebenda

57 Leeners B. et al (2003), [Online]

58 Vgl. Leeners B. et al (2003), [Online]

59 Mongan M. (2019), S. 25

60 Vgl. Ljubic Nicol (2014), [Online]

61 Vgl. Mühling T. (2020), S. 1ff

62 Vgl. Ljubic Nicol (2014), [Online]

63 Vgl. Levend & Janus (2011), S 9 f

64 Vgl. Riedel I.H. et al (2005), [Online]

65 Vgl. Levend & Janus (2011), S 24

66 Vgl. Levend & Janus (2011), S 24

67 Vgl. Auhagen-Staphanos U. (2017), S 23

68 Vgl. Datapharm (2019), [Online]

69 Vgl. Auhagen-Stephanos U. (2009), S 4 ff

70 Vgl. Pollack K. (2020), [Online]

71 Vgl. Levend & Janus (2011), S 24

72 Vgl. Mattern et al (2011), S. 16 ff

73 Hirschauer et all (2014), S. 45ff

74 Vgl. Mattern et al (2011), S. 16 ff

75 Vgl. Huch & Jürgens (2015), S. 414

76 Vgl. Janov A. (2012), S. 12ff

77 Vgl. Emerson W. (2012), S. 19ff

78 Vgl. Insel T. (2010), S. 726ff

79 Vgl. Donaldson & Young (2008), pp. 900f

80 Vgl. Bayerl & Bosch (2018), S. 9

81 Vgl. Uvnäs Moberg K. (2016), S. 74f

82 Vgl. Caldwell H. (2017), S. 519ff

83 Vgl. Caldwell H. (2017), S. 519ff

84 Vgl. Carter et al (2020), S. 833

85 Vgl. Janus A. (2011), S. 118ff

86 Vgl. Carter et al (2020), S. 831ff

87 Vgl. Caldwell H. (2017), S. 518

88 Vgl. Hartmann et al (2018), S.1ff

89 Vgl. Uvnäs Moberg K. (2016), S. 73ff

90 Vgl. Bayerl & Bosch (2019), S. 1ff

91 Vgl. Schroth G. (2009), S. 344ff

92 Vgl. Ebenda

93 Vgl. Buchebner-Ferstl & Geserick (2016), S. 68ff

94 Vgl. Buchebner-Ferstl & Geserick (2016), S. 68ff

95 Vgl. Schroth G. (2009), S. 344ff

96 Vgl. Ebenda

97 Vgl. Schroth G. (2009), S. 344ff

98 Vgl. Tenorth & Tippelt (2012), S. 118

99 Vgl. Stegmaier S. (2008), [Online]

100 Vgl. Brisch (2011) nach Ainsworth et al (1978), S. 49ff

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102 Stegmaier S. (2008), [Online]

103 Vgl. Scheidt (2012), S. 97ff

104 Vgl. Brisch (2011) nach Ainsworth et al (1978), S. 49ff

105 Vgl. Fischer U. (2010), [Online]

106 Vgl. Stegmaier S. (2008), [Online]

107 Vgl. Lüdin C. (2020), [Online]

108 Vgl. Kirschke & Hörmann (2014), S. 8ff

109 Vgl. Ebenda

110 Vgl. Stegmaier (2008), [Online]

111 Vgl. Ebenda

112 Vgl. Gitau et al (2001), S. 104ff

113 Vgl. Radtke et al (2011), S. 1ff

114 Vgl. Brennecke U. (2018), [Online]

115 Vgl. Brisch (2008), S. 6

116 Vgl. Schieche (2015) nach Ainsworth (1972), S. 8ff

117 Vgl. Ebenda

118 Vgl. Schieche (2015) nach Ainsworth (1972), S. 8ff

119 Vgl. Ebenda

120 Vgl. Ebenda

121 Vgl. Vonholdt (2020), [Online]

122 Vgl. Vonholdt (2020), [Online]

123 Vgl. Gemmel et al (2018), S. 17ff

124 Vgl. Janov A. (2011), S. 131ff

125 Vgl. Raskin et al (2016), S. 344ff

126 Vgl. Bjertrup et al (2020), S. 97ff

127 Vgl. Ormsby S. et al (2017), S. 469ff

128 Vgl. Hall et al (2020), P. 102818

129 Vgl. Morgan M. (2019), S. 27ff

130 Vgl. Streffing et al (2019), S. 26ff

131 Vgl. Langosch N. (2019), [Online]

132 Vgl. Morschitzky H. (2009), S.1ff

133 Vgl. MSchG (1979), [Online]

134 Vgl. Langosch N. (2019), [Online]

135 Vgl. Langosch N. (2019), [Online]

136 Vgl. Ebenda

137 Vgl. Erath & Siegert (2018), S. 11 f

138 Vgl. Amboss /2018/2019), S. 176

139 Vgl. Gaskin I. (2004), S. 192ff

140 Vgl. Vohr et al (2017), S. 38ff

141 Vgl. Ebenda

142 Vgl. Vohr et al (2017), S. 38ff

143 Vgl. Ebenda

144 Vgl. Koletzko B. (2013), S. 612f

145 Vgl. Ebenda

146 Vgl. Koletzko et al (2020), S. 31ff

147 Vgl. Koletzko et al (2020), S. 24f

148 Vgl. Koletzko et al (2020), S. 24f

149 Vgl. Koletzko B. (2013), S. 612f

150 Vgl. Gaskin I. (2004), S. 192ff

151 Vgl. Huch & Jürgens (2015), S. 422ff

152 Vgl. Huch & Jürgens (2015), S. 422f

153 Vgl. Datapharm (2019), [Online]

154 Vgl. Ebenda

155 Vgl. Vonholdt C. (2020), [Online]

156 Hüther & Krens (2011), S. 84f

157 Vgl. Vonholdt C. (2020), [Online]

158 Vgl. ebenda

159 Vgl. Huch & Jürgens (2015), S. 422ff

160 Vgl. Bose H. (2019), [Online]

161 Vgl. Kadic & Kurjak (2018), S. 1ff

162 Vgl. Bose H. (2019), [Online]

163 Vgl. Huch & Jürgens (2015), S. 422ff

164 Vgl. Hüther & Weser (2019), S. 189ff

165 Vgl. Kadic & Kurjak (2018), S. 1ff

166 Vgl. Schroth G. (2009), S. 344ff

167 Vgl. Hüther & Weser (2019), S. 43ff

168 Vgl. Katz-Rothmann B. (1991), S. 7ff

169 Vgl. Ebenda

170 Vgl. Gaskin I. (2004), S. 187ff

171 Vgl. Ebenda

172 Vgl. Ebenda

173 Vgl. Becker D. (2017), S. 150f

Ende der Leseprobe aus 259 Seiten

Details

Titel
Wie erleben Frauen Schwangerschaft und Geburt? Persönliche und gesellschaftliche Einflussfaktoren auf das Geburtserlebnis
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
259
Katalognummer
V1145821
ISBN (eBook)
9783346530639
ISBN (Buch)
9783346530646
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schwangerschaft, Geburt, Epigenetik, Bindungstheorie, Bindungsanalyse, Pränatal, Schwangerschaftsvorsorge, Kaiserschnitt, Dammpflege, Geburtsvorbereitung, Natürliche Geburt, HypnoBirthing, Perfekte Geburt, Gemmotherapie, Wehen, Gebärhaltungen, Selbstbestimmung, Selbstwert, Kontrollverlust, Sternenkinder, Gewalt während der Geburt, Geburtstrauma, Ethik im Geburtserlebnis, Spagyrik, Akupunktur, medizinisch-technologische Geburt, Kräfte der Geburt, Geplante Geburt, Humanistische Geburt, Geburtshaus, Hausgeburt, Hebammenpraxis, Qualitative Sozialforschung, Leitfadeninterview, Transkription, mütterliche Angst, Mütterlicher Stress, Depression, Psychischer Druck
Arbeit zitieren
Martina Mersnik (Autor:in), 2021, Wie erleben Frauen Schwangerschaft und Geburt? Persönliche und gesellschaftliche Einflussfaktoren auf das Geburtserlebnis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1145821

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