Während der langwierigen Auseinandersetzung mit dem Thema Sozialisations-theorien wurde mir erst einmal bewusst, wie weitläufig und differenziert dieses Forschungsgebiet tatsächlich ist. Hatte ich anfangs das Bild einer relativ homogenen Wissenschaft, so wurde ich durch meine Arbeit eines besseren belehrt.
Aufgrund der Bandbreite bestehender Theorien zur Sozialisation, habe ich mich dazu entschlossen in der vorliegenden Arbeit drei theoretische Ansätze vorzustellen.
Mit der vorgenommenen Auswahl möchte ich dabei keineswegs eine Hierarchie bezüglich ihrer Bedeutung für die Sozialisationstheorien implizieren. Die Entschei-dung für die hier dargestellten Ansätze ist allein auf subjektives Interesse meinerseits zurückzuführen.
Als erstes werde ich mich G. H. Mead und seinem symbolischen Interaktionismus widmen. Mein Interesse an Meads Arbeiten weckte vor allem die zentrale Bedeutung der Kommunikation für die Entwicklung von Persönlichkeit.
Im Anschluss daran werde ich die sozial-kognitive Lerntheorie von Albert Bandura darstellen. Auf ihn bin ich durch Klaus Hurrelmann gestoßen, der diesen Ansatz im Rahmen der Lerntheorie, in seinem Buch „Einführung in die Sozialisationstheorie“, besonders hervorhebt.
Als letztes werde ich auf Parsons eingehen, der für mich, mit seiner Systemtheorie, eine Herausforderung darstellte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Symbolischer Interaktionismus – Sozialisationstheorie bei G. H. Mead
2.1 Rollenübernahme – sich selbst zum Objekt machen
2.2 Play, game & der generalisierte Andere
2.3 I, me und self als Dimensionen des Selbst
3. Die sozial-kognitive Lerntheorie nach Albert Bandura
3.1 Aufmerksamkeitsprozesse
3.2 Gedächtnisprozesse
3.3 Motorische Reproduktionsprozesse
3.4 Verstärkungs- und Motivationsprozess
4. Systemtheoretische Sichtweise Parsons` zur Sozialisation
4.1 Rollenhandeln als verbindendes Element zwischen Individuum und Gesellschaft
4.2 Sozialisation und Rollen
5. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis:
1. Einleitung
Während der langwierigen Auseinandersetzung mit dem Thema Sozialisations-theorien wurde mir erst einmal bewusst, wie weitläufig und differenziert dieses Forschungsgebiet tatsächlich ist. Hatte ich anfangs das Bild einer relativ homogenen Wissenschaft, so wurde ich durch meine Arbeit eines besseren belehrt.
Aufgrund der Bandbreite bestehender Theorien zur Sozialisation, habe ich mich dazu entschlossen in der vorliegenden Arbeit drei theoretische Ansätze vorzustellen.
Mit der vorgenommenen Auswahl möchte ich dabei keineswegs eine Hierarchie bezüglich ihrer Bedeutung für die Sozialisationstheorien implizieren. Die Entschei-dung für die hier dargestellten Ansätze ist allein auf subjektives Interesse meinerseits zurückzuführen.
Als erstes werde ich mich G. H. Mead und seinem symbolischen Interaktionismus widmen. Mein Interesse an Meads Arbeiten weckte vor allem die zentrale Bedeutung der Kommunikation für die Entwicklung von Persönlichkeit.
Im Anschluss daran werde ich die sozial-kognitive Lerntheorie von Albert Bandura darstellen. Auf ihn bin ich durch Klaus Hurrelmann gestoßen, der diesen Ansatz im Rahmen der Lerntheorie, in seinem Buch „Einführung in die Sozialisationstheorie“, besonders hervorhebt.
Als letztes werde ich auf Parsons eingehen, der für mich, mit seiner Systemtheorie, eine Herausforderung darstellte.
2. Symbolischer Interaktionismus – Sozialisationstheorie bei G. H. Mead
Als Vertreter des symbolischen Interaktionismus geht Georg Herbert Mead (1863-1931) davon aus, dass sich die Identität eines Menschen auf der Grundlage von Kommunikation entwickelt. In interaktiven Prozessen mit anderen Individuen kommt es nach Mead bei den Interaktionspartnern zu Rollenübernahmen, bei dem sich jede Partei aus den Augen des anderen betrachtet, wobei die gewonnenen Sichtweisen das weitere Handeln jedes einzelnen beeinflusst.
Auf diese Weise generiert der Mensch ein Bewusstsein für sich selber, wie auch für die Anderen, was wiederum für die eigne Entwicklung, aber auch für die Entwicklung von gesellschaftlichen Gruppen gleichermaßen wichtig ist. (vgl. Mead 1973, S. 299)
2.1 Rollenübernahme – sich selbst zum Objekt machen
Einen hohen Stellenwert in der Theorie von Mead haben so genannte signifikante Symbole, welche für die Interaktionspartner nicht nur die gleiche Bedeutung haben, sondern auch „…in einem bestimmten sozialen Kreis die gleichen typischen Reak-tionen auslösen…“ (Abels 2006, S. 257). Wenn demnach bestimmte signifikante Symbole typische Reaktionen zur Folge haben, so kann ein Individuum, bevor es eine vokale Äußerung gegenüber einem anderen hervorbringt, mental dessen Reak-tion vorwegnehmen und sein eigenes Verhalten an der zu erwartenden Reaktion orientieren.
Beschränkt sich dieser Denkprozess nicht nur auf einzelne Reaktionen, sondern bezieht sich dieser auf normativ geregelte Handlungszusammenhänge, verwendet Mead hierfür den Begriff der Rollenübernahme. „Sie [die Person] befindet sich selbst in der Rolle der anderen Person, die sie auf diese Weise anregt und beeinflusst. Indem sie diese Rolle der anderen übernimmt, kann sie sich auf sich selbst besinnen und so ihren eigenen Kommunikationsprozeß lenken.“ (Mead 1973, S. 300)
Soziales Handeln kommt demnach zustande, indem ich mich während einer Inter-aktion, mit den „Augen“ meines Gegenüber sehe und dieser sich aus meinen „Augen“ betrachtet und darauf aufbauend, beide Parteien ihr weiteres Handeln an der übernommenen Perspektive orientieren.
Indem ich mir vorstelle, wie der Andere auf mein Handeln reagieren wird, mache ich mich in diesem Prozess nicht nur selber zum Objekt, sonder werde mir auch meinem eigenen Handeln bewusst.
„Für die Identität ist es notwendig, daß die Person auf sich selbst reagiert. […] Außer dem sprachlichen kenne ich kein Verhalten, in dem der Einzelne sich selbst Objekt ist. “ (Mead 1973, S. 184)
Neben dem Aspekt, dass sich ein Individuum durch die Rollenübernahme zum Objekt macht, kommt es bei diesem Prozess zu einer Form der Verinnerlichung der äußeren Realität. (vgl. Hurrelmann 1995, S. 50)
Zur Verdeutlichung möchte ich hierzu ein kleines Beispiel formulieren, bei dem ein Polizist einen Autofahrer kontrolliert. Betrachtet sich der Autofahrer in dieser Situation aus der Sicht des Polizisten, wird er nicht umhinkommen, die institutionellen Rollen-erwartungen, die an den Polizisten gestellte sind, in seine Überlegungen mit einzubeziehen, was wiederum zu einer Beeinflussung seines Handeln führt. Somit haben institutionelle Rollenerwartungen, über den Weg der Interaktion und der einhergehenden Rollenübernahme, Einfluss auf das Handeln einer Person.
Es muss darauf hingewiesen werden, dass es trotz der signifikanten Symbole, die für die beteiligten Interaktionspartner die selbe Bedeutung haben, es sich bei der zu erwartenden Reaktion des anderen um Interpretationen der Akteure handelt, „…die ständig einer Revision durch nachfolgende Ereignisse im Handlungsprozess unter-liegen.“ (Hurrelmann 1995, S. 51)
In Situationen, in denen durch gesellschaftliche und kulturelle Wertorientierungen keine allgemeinen Verhaltensorientierungen vorgegeben sind, müssen die Interaktionspartner in diesem Rahmen gemeinsam sich die Sinnstrukturen und Ver-haltensweisen erarbeiten.
Somit wird das Individuum nicht nur Interpret, sondern auch Konstrukteur seiner sozialen Lebenswelt. (vgl. Hurrelmann 1995, S. 51)
Wie beschrieben sieht Mead in der Rollenübernahme einen grundlegenden Faktor, um sich seines eigenen Handelns bewusst zu werden, was wiederum unabdingbar für die Entwicklung einer Identität ist.
Nun geht Mead nicht davon aus, dass der Mensch mit der Fähigkeit zur Rollen-übernahme geboren wird. Wie also entwickelt sich diese Fähigkeit?
2.2 Play, game & der generalisierte Andere
Die Entwicklung von Identität lässt sich nach Mead in drei Phasen unterscheiden, dem play, dem game und dem generalisierten Anderen.
Nachdem ein Kind die ersten Verhaltensweisen und Symbolbedeutungen kennen gelernt hat, spielt es play andere, ihn interessierende Personen, nach.
„Ein Kind spielt „Mutter“, „Lehrer“, „Polizist“; wir sagen, dass es verschiedene Rollen einnimmt.“ (Mead 1973, S. 192)
Während das Kind in die Rolle einer anderen Person schlüpft, spielt es einfache soziale Handlungen nach. Es gibt sich in seiner Vorstellung selber spezifische Reize, auf die es in dem nächsten Augenblick so reagiert, wie das Kind es aus seinen Beo-bachtungen her kennt. „Es spielt zum Beispiel, daß es sich etwas anbietet, und kauft es; es gibt sich selbst einen Brief und trägt ihn fort; es spricht sich selbst an – als Elternteil, als Lehrer; es verhaftet sich selbst – als Polizist.“ (Mead 1973, S. 193)
Durch das Reagieren und Antworten auf die im play eigenen gesetzten Reize, entwickelt sich eine erste reflexive Kontrolle des eigenen Handelns. (vgl. Veith 1996, S. 356)
Vergnügt sich das Kind im play noch mit sich selber, kommen im game reale Kinder hinzu und es entstehen Spielsituationen. Um an Spielsituationen dauerhaft teil-nehmen zu könne, müssen die einzelnen Akteure gewisse Regeln beachten. So darf zum Beispiel beim Fußballspiel niemand den Ball mit seinen Händen ins gegnerische Tor tragen, dafür darf aber der Torwart den Ball mit der Hand abwehren um ein Tor zu verhindern. Jedes Kind muss also wissen, was in dieser organisierten Form des Spiels seine Aufgaben sind, worin die Aufgaben seiner Mitspieler bestehen und wie er auf die Handlungen seiner Spielgefährten reagieren muss. „Im Wettspiel gibt es also Reaktionen der anderen, die so organisiert sind, daß die Haltung des einen Spielers die passende Haltung des anderen auslöst.“[1] (Mead 1973, S. 194)
Um aber die passende Haltung auszuüben, muss sich das Kind, im Gegensatz zum play, in die Perspektive aller am Spiel beteiligten Akteure hineinversetzten können und sein eigenes Handeln an diesen Perspektiven orientieren.
Die Summe aller Perspektiven, die jeder einzelne Spieler in sich haben muss und nach denen er sein Handeln ausrichtet, nennt Mead den generalisierten Anderen.
Demnach kontrolliert der einzelne Akteur sein Handeln, indem er gleichzeitig auch jedes einzelne Mitglied der Mannschaft ist und handelt entsprechend der vor-handenen Haltungen ihm gegenüber. „Wir stoßen somit auf ein „anderes“, das eine Organisation der Haltungen all jener Personen ist, die in den gleichen Prozess eingeschaltet sind.“ (Abels 2006, S. 263)
Ist es im Fußball die Mannschaft, so ist es im Großen die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit, die den Generalisierten Anderen darstellen.
„Die Haltung dieses verallgemeinerten Anderen ist die der ganzen Gemeinschaft.“ (Mead 1973, S. 196)
Vereinfacht könnte man sagen, dass es darum geht, was „man“ in bestimmten Situa-tionen so tut und was erwartet wird, wie sich jeder andere in dieser Situation verhält. So gibt „man“ sich bei uns zur Begrüßung generell die Hand und macht als Zeichen der Begrüßung keinen Kniefall oder sonstiges. Damit soll ausgedrückt werden, dass es in einer sozialen Gruppe oder in der Gesellschaft allgemeine Vorstellungen gibt, auch und eben über Normen und Werte, wie in bestimmten Situationen zu handeln ist.
„In der Form des verallgemeinerten Anderen beeinflusst der gesellschaftliche Prozeß das Verhalten der ihn abwickelnden Individuen, das heißt, die Gemeinschaft übt Kontrolle über das Verhalten ihrer einzelnen Mitglieder aus, denn in dieser Form tritt der gesellschaftliche Prozeß oder die Gemeinschaft als bestimmender Faktor in das Denken des Einzelnen ein.“ (Mead 1973, S. 198)
[...]
[1] In der deutschen Übersetzung wurde das Wort game mit Wettspiel bzw. Wettstreit übersetzt.
- Arbeit zitieren
- Uwe Albrecht (Autor:in), 2007, Sozialisationstheorien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114747
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