Exilland Mexiko. Deutsche und spanische Emigranten im Vergleich


Hausarbeit, 2020

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Deutsche und spanische Emigranten in Mexiko
2.1 Die Beweggründe zur Flucht
2.2 Die Wahl Mexiko und die mexikanische Asylpolitik
2.3 Die Integration im Exilland

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Immigranten“, „Flüchtlingsströme“ und „Asyl“ sind nur einige der Begriffe, die jeder Deutsche bzw. Europäer aus den Medien der letzten Jahre kennen sollte. Deutschland und die meisten anderen europäischen Länder sind zu Exilländern geworden, die immer mehr Kriegsflüchtlinge, vor allem aus dem Westen Asiens und Nordafrika, aufnehmen. Dies war jedoch nicht immer so. Vor nicht einmal 100 Jahren, zwischen 1933 und 1945, mussten Millionen von Menschen aus Europa flüchten, da sie aufgrund ihrer religiösen oder politischen Orientierung verfolgt wurden. Die Flüchtlingsströme verteilten sich dabei über die ganze Welt, unter anderem auch nach Mexiko. Vor allem spanische und deutsche Emigranten fanden ihren Weg über den Atlantik in das mexikanische Exil.

Diese Arbeit vergleicht diese beiden Gruppierungen in Bezug auf die Flucht und das Leben im Exilland Mexiko. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen den deutschen und spanischen Emigranten in Mexiko hinsichtlich ihrer Beweggründe zur Flucht, der Wahl des Landes Mexiko und ihrer Integration in der neuen Heimat? Und wie verhält sich in diesem Zusammenhang das Land Mexiko diesen Gruppen politisch und gesellschaftlich gegenüber?

Diese Hausarbeit beleuchtet und vergleicht die spanischen und deutschen Emigranten in Mexiko hinsichtlich drei verschiedener Aspekte. Im ersten Abschnitt werden zunächst die Fluchtgründe der beiden Gruppen mit ihrem politischen Hintergrund analysiert. Anschließend geht es im zweiten Teil um die Gründe, warum die Wahl der Exilanten auf das Land Mexiko als ihre neue Heimat fiel und welche Rolle die mexikanische Asylpolitik dabei spielte. Im letzten Abschnitt, bevor es zu einem Fazit kommt, wird die Integration der Flüchtlinge im mexikanischen Exil verglichen.

2. Deutsche und spanische Emigranten in Mexiko

2.1. Die Beweggründe zur Flucht

Um die Beweggründe der Spanier zu verstehen, muss man sich zunächst die Geschichte des Landes ansehen. Im Februar 1936 wurde durch demokratische Wahlen eine linksliberale Volksfrontregierung gewählt, mit der jedoch viele traditionelle und autoritäre Spanier anschließend unzufrieden waren.1 Deshalb kam es am 17. Juli 1936 zu einem Militärputsch durch die Regierungsgegner, angeführt von den Generälen Sanjuro, Mola und Franco.2 Francisco Franco wurde bald zum alleinigen Anführer und die Putschisten bildeten das sogenannte Franco-Regime.3 Der Militärputsch, der ursprünglich innerhalb kurzer Zeit entschieden sein sollte, entwickelte sich zu einem Bürgerkrieg, denn beide Seiten versuchten den Aufstand für sich zu entscheiden und keiner war bereit nachzugeben.4 Nach fast drei Jahren, am 1. April 1939, wurde der Krieg durch Franco, der als Sieger herausging, für beendet erklärt.5 „Doch Spanien kam nicht zur Ruhe, denn die Rache der Sieger war grausam und kostete in den vierziger Jahren Hunderttausende das Leben“6, so schreibt Katharina Niemeyer. Das Ende des Bürgerkriegs bedeutete für die Republikaner, dass sie von nun an politisch verfolgt und für ihre Meinung inhaftiert oder hingerichtet wurden.7 Diese Verfolgung durch das Franco-Regime war also der ursprüngliche Beweggrund der Spanier zu fliehen. Gleichzeitig lässt sich nun auch die Gruppe der spanischen Emigranten eingrenzen, denn bei den Flüchtlingen handelte es sich ausschließlich um politisch verfolgte republikanische Spanier. Zunächst flüchteten die Republikaner in das benachbarte Frankreich in Flüchtlingslager, wo sie unter „menschenunwürdigen Umständen dahinvegetieren mußten.“8 In Frankreich in den Lagern zu bleiben, war für die Geflüchteten aufgrund der schlechten Verhältnisse keine Option und erschwerend kam im Jahr 1940 das Nazi-Regime durch Hitler hinzu. Viele Republikaner wurden zum Dienst in der französischen Armee gezwungen und gerieten nach der Kapitulation Frankreichs am 21. Juni 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft.9 Das Nazi-Regime war also der zweite Beweggrund für eine erneute Flucht der Republikaner aus Frankreich auf einen anderen Kontinent, denn denen die noch nicht in Gefangenschaft waren, drohte in Europa die baldige Deportation in Konzentrationslager oder die Auslieferung an das Franco-Regime.10

Die Beweggründe der deutschen Emigranten lassen sich ebenfalls auf das Nazi-Regime von Hitler zurückführen. Nachdem die Deutschen im ersten Weltkrieg verloren hatten und einen für sie sehr schweren Friedensvertrag mit strengen Auflagen unterschreiben mussten, befand sich das Land und seine Bevölkerung in einer „nationalen Seinskrise“11 . Parteien, die davon profitierten, waren vor allem die konservativ-nationalistischen Rechten, wie die NSDAP, da sie die Erlösung aus dieser Situation propagierten.12 In diese Partei trat auch Adolf Hitler ein und wurde schon bald durch seine Rednergabe zu einem der wichtigsten Mitglieder der Partei.13 Die Weltanschauung Hitlers und der Nationalsozialisten war von Rassismus und Antisemitismus geprägt und vermittelte vor allem Hass gegen bestimmte Gruppen.14 „Reinerhaltung der Rasse und Bekämpfung der Rassenmischung waren das zentrale Anliegen seiner Politik“15, schreibt Werner Jung über Adolf Hitler. Zunächst ging es ihm nur um die Entfernung der Juden im Sinne von Vertreibung, doch die Hemmschwelle zum Morden sank nach und nach immer mehr. Doch nicht nur die Juden bildeten für ihn ein Feindbild, auch Menschen mit Behinderungen, unheilbar Kranke, Homosexuelle oder Menschen mit dunklerer Hautfarbe passten nicht in seine Vorstellung einer reinrassigen und starken Bevölkerung.16 Hitler und der Partei gelang über die Jahre der parteiliche Aufstieg und sie erlangten immer mehr Kontrolle und Macht über Deutschland und seine Bevölkerung. Am 30. Januar 1933 wurde Hitler schließlich zum Reichskanzler ernannt.17 Ab diesem Zeitpunkt wurden jüdische Deutsche immer mehr von der Bevölkerung abgegrenzt, sie bekamen Verbote, ihnen wurden Rechte entzogen und schließlich wurden sie verfolgt und später auch in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet.18 Nicht-jüdische Hitlergegner wurden zunächst durch die Unterdrückungspolitik, Arbeitseinsätze und Liquidierungen unter Kontrolle gehalten, doch auch diese Gruppen mussten spätestens Ende der dreißiger Jahre in Deutschland um ihr Leben fürchten.19 Dazu zählten vor allem Linksliberale und Exkommunisten, aber auch viele Intellektuelle, wie Schriftsteller, Musiker oder Maler, die das NS-Regime kritisierten und dies durch ihre Werke zum Ausdruck brachten. Für die Juden und die politisch und kulturell Verfolgten war es Ende der dreißiger Jahre zu gefährlich, in Deutschland und ab der Expansionsphase ab 1938 generell in Europa zu bleiben. „Seit Hitlers Machtergreifung flüchteten allein aus Deutschland rund eine halbe Million Menschen, über 90 Prozent Juden, der Rest politische Gegner und ein kleinerer Teil kulturell Verfolgte.“20

Stellt man nun die deutschen Flüchtlinge und die spanischen Flüchtlinge hinsichtlich ihrer Beweggründe vergleichend nebeneinander kann man einige Parallelen, aber auch Unterschiede erkennen. Beide Gruppen mussten fliehen, weil sie durch die politischen Machthaber in ihren Ländern verfolgt wurden und ihnen der Tod drohte. Während die Deutschen nur durch Hitler verfolgt wurden, wurden die Spanier zunächst durch das Franco-Regime, aber später zusätzlich noch durch Hitler verfolgt. Ein wichtiger Unterschied ist vor allem die Unterscheidung zwischen politischen und religiös verfolgten Flüchtlingen. Bei den Deutschen handelte es sich überwiegend um Juden, die aufgrund ihrer religiösen Orientierung verfolgt wurden und nur ein kleiner Teil wurde wegen politischer Meinungen und kultureller Werke bedroht. Bei den Spaniern hingegen handelte es sich fast ausschließlich um Republikaner, die politisch verfolgt wurden. Religiöse und kulturelle Hintergründe spielten dabei keine Rolle.

2.2 Die Wahl Mexiko und die mexikanische Asylpolitik

Im ersten Teil wurde nun deutlich, warum die spanischen und deutschen Emigranten flüchten mussten. Doch warum fiel ihre Wahl auf das Land Mexiko und nicht auf ein anderes Land, in dem sie im Exil leben könnten?

Für die spanischen Verfolgten war das Land Mexiko von Anfang an die größte und einzige Unterstützung, die sie bekamen. Während die meisten europäischen Länder, wie Deutschland, Italien oder Portugal, die Putschisten unterstützten oder sich, wie Frankreich, Großbritannien oder die USA, enthielten, stand Mexiko als einziges Land sofort offen auf der Seite der Republikaner.21 Zu diesem Zeitpunkt war der junge General Lazaro Cardenas der mexikanische Staatspräsident, der sich dazu verpflichtet fühlte, den Republikanern zu helfen. Das lag einerseits daran, dass die Mexikaner nur Regierungen anerkannten, die aus Wahlen vorhergingen und nicht aus einem Militärputsch, aber auch die Charta des Völkerbundes spielte eine wichtige Rolle.22 Mexiko war durch die Vereinbarung dazu verpflichtet, der spanischen Regierung im Falle eines Angriffs zu helfen.23 Ein weiterer Grund für Cardenas, den Spaniern zu helfen, war aber auch die ideologische Sympathie. Die Regierungen Spaniens und Mexikos standen vor ähnlichen ökonomischen und sozialen Problemen und verfolgten ähnliche politische und soziale Ziele.

[...]


1 Vgl. Niemeyer, Katharina: Die spanische Emigration nach Mexiko 1937 - 1945. In: Fluchtort Mexiko. Ein Asylland für die Literatur. Hrsg. v. Martin Hielscher. 1. Auflage. Hamburg/Zürich u.a.: Luchterhand 1992. S. 79 - 85, hier S. 79.

2 Vgl. Niemeyer, Katharina: Die spanische Emigration nach Mexiko 1937 - 1945. S. 79.

3 Vgl. ebd.

4 Vgl. ebd.

5 Vgl. ebd.

6 Ebd.

7 Vgl. ebd.

8 Ebd., S. 80f.

9 Vgl. ebd., S. 81.

10 Vgl. ebd., S. 81f.

11 Jung, Werner: Nationalsozialismus. Ein Schnellkurs. 1. Auflage. Köln: DuMont 2008. S. 11.

12 Vgl. Jung, Werner: Nationalsozialismus. S. 11.

13 Vgl. ebd.

14 Vgl. ebd., S. 18.

15 Ebd., S. 20.

16 Vgl. ebd., S. 21.

17 Vgl. Bracher, Karl Dietrich: Die deutsche Diktatur. Entstehung, Struktur, Folgen des Nationalsozialismus. 7. Auflage. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1993. S. 219.

18 Vgl. ebd., S. 394 - 401.

19 Vgl. ebd., S. 459.

20 Jung, Werner: Nationalsozialismus. S. 120.

21 Vgl. Niemeyer, Katharina: Die spanische Emigration nach Mexiko 1937 - 1945. S. 79.

22 Vgl. ebd.

23 Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Exilland Mexiko. Deutsche und spanische Emigranten im Vergleich
Hochschule
Universität Mannheim
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
18
Katalognummer
V1147625
ISBN (eBook)
9783346528193
ISBN (Buch)
9783346528209
Sprache
Deutsch
Schlagworte
exilland, mexiko, deutsche, emigranten, vergleich
Arbeit zitieren
Selina Krebs (Autor:in), 2020, Exilland Mexiko. Deutsche und spanische Emigranten im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1147625

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