Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretischer und empirischer Hintergrund
2.1 Selfies, soziale Netzwerke und Identität
2.3 Visuelle Selbstdarstellung von Jugendlichen
2.4 Überblick in die vorliegende Studie
2.5 Fragestellung und Hypothese
3. Methode
3.1 Stichprobe
3.2 Versuchsablauf und Planung
3.3 Messinstrumente
4. Ergebnisse
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Kurzfassung
In dieser wissenschaftlichen Arbeit wird die Frage „Welche Bedeutung haben Selfies für junge Erwachsene?“ thematisiert, wobei sich auf die Studie „Die digitale Selbstdarstellung: Zur subjektiven Bedeutung von Selfies für Heranwachsende und junge Erwachsene“ von Völker und Bruns (2018) bezogen wird. Diese Studie erforscht die Erstellungs- und Distributionsgründe von Selfies auf Grundlage einer qualitativen Analyse von Interviews mit 14-16 Jährigen und 21-27 Jährigen. Durch Darstellung von Informationen des Zusammenspiels von sozialen Medien, Selfies und Identität und über die virtuelle Selbstdarstellung wurde in Bezug auf die Ergebnisse der Interviews ein Fazit gezogen. Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass Selfies Einfluss auf die Identitätsentwicklung junger Erwachsener haben können und zur Kommunikation dienen, jedoch durch Selbstinszenierung die Authentizität des Jugendlichen auf Netzwerken verloren geht.
Abstract
In this scientific paper, the question "What is the meaning of selfies for young adults?" is addressed, referring to the study "The digital self-presentation: On the subjective meaning of selfies for adolescents and young adults" by Völker and Bruns (2018). This study explores the creation and distribution reasons of selfies based on a qualitative analysis of interviews with 14-16 year olds and 21-27 year olds. Through information about the interplay of social media, selfies and identity, and about virtual self-presentation, a conclusion was drawn in relation to the interview results. In conclusion, it can be said that selfies can have an influence on the identity development of young adults as well as serve for communication, nevertheless selfdramatization leads to a loss of authenticity on behalf of young adults.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Was ist Deine Meinung zu sogenannten Selfies?
Abbildung 2: Aus welchem Grund posten Sie am ehesten etwas in den sozialen Medien?
1. Einleitung
Der Begriff „Selfie“ wurde 2013 vom Oxford Dictionary zum Wort des Jahres gekürt und ist seitdem nicht mehr aus den sozialen Netzwerken wegzudenken (BBC News, 2013). Die SocialMedia-Nutzung steigt dauerhaft, wodurch die Masse an geposteten Inhalten immer größer wird. Alleine im letzten Jahr ist der Wert um 13,2% gestiegen, und liegt somit bei 4,2 Millionen aktiven Nutzer*innen (Statista, 2021). Jugendliche werden in einem Zeitalter erwachsen, das durch die mediale Kommunikation geprägt ist (Boyd, 2014, S.211). Die „Generation Z“, die im Jahrgang 1995-2012 geboren ist, wird auch „Digital Natives“ genannt, da sie mit dem Internet und den digitalen Medien aufgewachsen sind. Doch genau diese Jugendlichen befinden sich in der Phase ihres Lebens, in der sie ihre Identität erproben und verschiedene Rollen ausprobieren. Allerdings findet diese Erprobung für die Digital Natives zum Großteil virtuell in sozialen Netzwerken statt. Selfies, die definiert werden als „mit der Digitalkamera (des Smartphones oder Tablets) meist spontan aufgenommenes Selbstporträt einer oder mehrerer Personen“ (Dudenredaktion, o.D.) können für die Generation Z als Möglichkeit zur Selbstdarstellung dienen, wodurch sie ihre Identitätsfindung anregen können. Selfies können jedoch auch helfen Nachrichten zu übermitteln und Momente festzuhalten (Völker & Bruns, 2018).
In Verlauf dieser wissenschaftlichen Arbeit wird die Fragestellung „Welches Bedeutung haben Selfies für junge Erwachsene?“ thematisiert und die Selbstdarstellung Jugendlicher in sozialen Netzwerken untersucht. Anfangs wird das Zusammenspiel von Selfies, sozialen Medien und Identität dargelegt. Anschließend wird auf die visuelle Selbstdarstellung von jungen Erwachsenen eingegangen und ein Überblick in die vorliegende Studie „Die digitale Selbstdarstellung: Zur subjektiven Bedeutung von Selfies für Heranwachsende und junge Erwachsene“ von Völker und Bruns (2018) gegeben. Weitergehend wird die Methodik zur Erhebung der Studie dargelegt wobei auf die Stichprobe und die Versuchsplanung eingegangen wird. Die Ergebnisse der Studie werden dargestellt und ein abschließendes Fazit gezogen.
Das Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit ist daher, die Erstellungs- und Distributionsgründe von visueller Selbstthematisierung in sozialen Netzwerken zu erforschen.
2. Theoretischer und empirischer Hintergrund
Im Folgenden wird der theoretische Hintergrund des Zusammenspiels von Selfies, sozialen Medien und Identität erläutert und Informationen über den aktuellen Forschungsstand von visueller Selbstdarstellung dargelegt. Anschließend wird ein Einblick in die Studie „Die digitale Selbstdarstellung: Zur subjektiven Bedeutung von Selfies für Heranwachsende und junge Erwachsene“ von Völker und Bruns (2018) gegeben und die Fragstellung und Hypothesen dieser werden erläutert.
2.1 Selfies, soziale Netzwerke und Identität
In Anbetracht des Phänomens des Selfies stellt sich die Frage, was dieses „netzgängige Selbst- portrait[]” (Völker & Bruns, 2018, S.17) ist. Nach Senft und Baym (2015, S.1589) ist ein Selfie in erster Linie „ [...] a photographic object that initiates the transmission of human feeling in the form of a relationship (between photographer and photographed, between image and filtering software, between viewer and viewed, between individuals circulating images, between users and social software architectures, etc.).”. Ein Selfie kann jedoch auch eine Geste sein, die verschiedene Nachrichten an Personen, Gemeinschaften und Zielgruppen senden soll (Senft & Baym, 2015). Selfies seien die aktuellste Version einer spezifischen Form visueller Selbstthematisierungen (Pisani, 2015). Der Unterschied zum Vorgänger der Selfies, das Polaroid-Bild, ist die Möglichkeit der digitalen Archivierung und die bestimmte Form der Online-Verbreitung (Pisani, 2015). Außerdem seien laut Pisani (2015) Selfies ein wesentlicher Bestandteil von Websites, sozialer Netzwerke und sogar Instant-Messenger-Diensten wie WhatsApp geworden, da diese dort millionenfach veröffentlicht werden. Der Schwerpunkt von Selfies liegt darauf, kurze Momente festzuhalten, sie zu inszenieren und zu verbreiten (Coupland, 2015). Allerdings werden Selfies oft mit Künstlichkeit und Selbstinszenierung verbunden, da die Veröffentlichung dieser häufig Verurteilungen verursacht (Hagelstein, 2014).
Soziale Medien bieten eine Plattform um diese visuelle Selbstthematisierung zu verbreiten, bringen jedoch einige negative Aspekte mit sich. Nach Turkele (2013) treten Beziehungen in sozialen Medien an die Stelle realer Beziehungen wodurch der soziale Aspekt der Gesellschaft verloren geht und Menschen auf die virtuelle Darstellung in Netzwerken reduziert werden. Soziale Medien können auch als Möglichkeit der Gegenwartflucht angesehen werden, da „der lückenlose Bericht über sich selbst“ als eine Form von Selbstschutz gesehen werden kann, indem man alle erlebten Ereignisse „in die 'Heimat' des Netzwerks“ verweist (Simanowski, 2016, S.45). Soziale Medien sind für Jugendliche eines der Hauptkommunikationsmittel, denn laut einer Studie im Jahr 2020 gaben etwa 90,4% der jungen Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren an, in ihrer Freizeit mehrmals pro Woche über soziale Netzwerke mit anderen zu kommunizieren (VuMA, 2020).
Jedoch können soziale Medien auch Plattformen schaffen, um Identität zu entwickeln und zu erproben (Huizing, 2016). Dies ist besonders für die Phase der Adoleszenz wichtig, in der Individuen verschiedene Facetten ihrer Identität ausprobieren, da sie Anerkennung und Resonanz durch soziale Netzwerke bekommen (Siibak, 2010). Selfies bieten ihren Machern eine Möglichkeit neue Rollenmuster und Identitätsentwürfe zu erproben (Tillmann, 2008) und neue Dimensionen von Identität zu erkunden (Reißmann, 2015). Reißmann äußert, dass man durch die Veröffentlichung von visuellen Selbstthematisierungen die Chance hat, Reaktionen anderer aufzurufen und sich selber, durch Darbietung verschiedener Facetten seiner Identität, zu inszenieren. Barthes (1989) stellte jedoch fest, dass es nicht möglich ist Identität in einem Bild festzuhalten, denn es erweist sich als ein starres Analog, welches Gemeinsamkeiten nachbilden kann, allerdings kein Abbild der Identität darstellt.
2.3 Visuelle Selbstdarstellung von Jugendlichen
39% der Jugendlichen machen wöchentlich Selfies - dieses Ergebnis stellte eine online Umfrage von Rheingold 2018 heraus (Statista, 2018). Selfies sind schon lange nicht mehr aus den sozialen Netzwerken wegzudenken, jedoch spalten sich die Meinungen zu ihnen. Laut einer Umfrage von Tomorrow Focus Media finden 32,7% der Befragten Selfies anstrengend und verbinden diese mit Selbstdarstellung (Statista, 2020) (Abb. 1). Weitere 25,3% empfinden diese als ansprechend, sind jedoch selber zurückhaltend, weshalb sie keine Selfies posten würden. 37,5% der Teilnehmer*innen stehen Selfies gleichgültig gegenüber und 4,5% fotografieren sich oft selber und haben ein positives Bild von Selfies.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Was ist Deine Meinung zu sogenannten Selfies? (Statista, 2020)
Zur visuellen Selbstdarstellung, die in der Umfrage kritisiert wird äußerte Turkele (1999), dass er davon ausgehe, dass durch die fehlende körperliche Präsenz im Internet, der Mensch die Möglichkeit habe, eine Vielzahl an neuen Identitäten zu konstruieren, da jegliche körperliche Eigenschaften wie z.B. das Aussehen einfach abzuwandeln sind. Unter Selbstdarstellung kann man sowohl Manipulation verstehen, als auch der Versuch anderen ein authentisches Bild seines Selbst zu vermitteln, um dieses dem eigenen Selbstbild näher zu bringen (Schlenker, 1980). Selbstdarstellung lässt sich in assertives und defensives Verhalten aufgliedern, wobei asserti- ves Verhalten dient dem Aufbau der eigenen Identität dient, und defensives Verhalten dem Schutz und der Wiederherstellung der Identität dienen soll (Scherer & Wirth, 2002). Nach Lobinger (2016) fühlen sich Selbstdarstellungen vorerst ermächtigend an und bieten einerseits die Möglichkeit, sich subjektiv Auszudrücken, andererseits spiegeln sie die Suche nach Anerkennung wieder.
Bei einer Befragung von YouGov (2019) zu den Distributionsgründen von visueller Selbstthematisierung wurde zusätzlich zur Selbstdarstellung der Aspekt genannt, dass 21% der Befragten Inhalte teilen, um diese den Abonnenten zu präsentieren (Statista, 2021) (Abb. 2). Im Rahmen der Umfrage gaben sieben Prozent der Befragten an, dass sie etwas in sozialen Medien veröffentlichen, um sich selber darzustellen. Auffallend ist, dass 22% der Teilnehmerinnen äußern, keine Inhalte in sozialen Medien zu veröffentlichen, jedoch diese zu Nutzen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Aus welchem Grund posten Sie am ehesten etwas in den sozialen Medien? (Statista, 2020)
Mit „Selfies sind in. Selfies sind out. Selfies machen Spaß. Selfies nerven. Selfies sind Akte der Emanzipation. Selfies spiegeln narzisstische Selbstverliebtheit“ verweisen Gojny, Kürzin- ger und Schwarz (2016, S.7) auf den bedeutenden Aspekt der Vielfältigkeit von Selfies. Die Ersteller können somit durch verschiedene Posen selber entscheiden, welche Aussagen sie mit ihren Bildern darstellen wollen (Gojny, 2016).
2.4 Überblick in die vorliegende Studie
In der vorliegenden Studie „Die digitale Selbstdarstellung: Zur subjektiven Bedeutung von Selfies für Heranwachsende und junge Erwachsene“ wird der Einfluss der digitalen Selbstdarstellung auf jungen Erwachsenen thematisiert. Die Studie wurde von Matthias Völcker und Alexander Bruns im Jahre 2018 veröffentlicht und basiert auf der qualitativen Datenerhebung von Interviews mit jungen Erwachsenen. Im Rahmen der Studie wird das Verhalten in sozialen Medien, die Verbreitung und Erstellung von Selfies und die Kommunikation mit Gleichaltrigen beobachtet.
2.5 Fragestellung und Hypothese
Die Fragestellung, die untersucht wird lautet: „Welche Bedeutung haben netzgängige Selbstthematisierung für die Ersteller*innen und Konsumierer*innen?“. Mithilfe dieser Fragestellung wollen Völker und Bruns (2018) , das Nutzungs- und Kommunikationsverhalten der Teil- nehmer*innen auf sozialen Netzwerken erforschen und die Erstellungs- und Distributionsgründe von Selfies darlegen.
Völker und Bruns (2018) äußerten keine Hypothese in ihrer Erhebung, jedoch ergab sich im Laufe dieser wissenschaftlichen Arbeit die Hypothese, dass Jugendliche sich durch visuelle Selbstthematisierung selber darstellen wollen und anderen ein verfälschtes Bild ihres Selbst kommunizieren wollen.
3. Methode
In diesem Kapitel wird die Methodik der Studie von Völker und Bruns (2018) thematisiert. Zuerst wird die interviewte Stichprobe dargelegt und die Art und Weise der Auswahl der Teilnehmer*innen erläutert. Anschließend wird die Versuchsplanung beschrieben, in der die Themenaspekte des Interviews dargelegt werden. Zuletzt wird die Auswertungsmethode der Ergebnisse wiedergegeben und beschrieben.
3.1 Stichprobe
Zur Untersuchung der Hypothese wurden jeweils sieben Interviews mit Jugendlichen von 1416 Jahren und jungen Erwachsenen von 21-27 Jahren durchgeführt (Völker & Bruns, 2018). Völcker und Bruns (2018) wählten die Teilnehmer*innen auf Grundlage des theoretischen Samplings aus, wobei nicht im Vorhinein festgelegt wurde, welche Fälle zu erheben sind, sondern beachtet wird, dass die Teilnehmer*innen helfen, das Untersuchungsphänomen zu ermitteln (Strauss & Corbin, 2010). Die Probanden sollen dabei helfen, einen Einblick in die Praxis der Selbstthematisierung in sozialen Netzwerken zu geben (Völcker & Bruns, 2018).
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