Zukunftsmodelle der KITA-Pädagogik im Vergleich

Gegenüberstellung digitaler und naturbezogener frühkindlicher Bildung am Beispiel von Waldkindergärten


Hausarbeit, 2020

14 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung / Fragestellung

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Digitale Bildung in der KITA-Pädagogik
1.1 Chancen und Risiken

2 Naturbezogene Bildung in der Reformpädagogik
2.1 Waldkindergärten
2.1.1 Chancen und Risiken

3 Gegenüberstellung und Fazit

Quellenverzeichnis

Einleitung / Fragestellung

Kann ein Kind im Jahr 2020 in Deutschland überhaupt noch ohne den Einfluss von digitalen Medien aufwachsen? Diese und ähnliche Fragen bestimmen derzeit den institutionellen Diskurs über digitale Bildung in Bildungseinrichtungen - von den Universitäten bis zur Kindertagesstätte. In den Bildungswissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg wird von der Vorbereitung auf ein Digitalzeitalter und eine Digitalgesellschaft gesprochen (Damberger, 2018). Auch die KITA-Pädagogik ist von diesem Trend betroffen, obwohl die frühkindliche Erziehung bekannterweise einen besonders umsichtigen pädagogischen Umgang verlangt.

Obgleich die gesellschaftlichen Tendenzen hin zu einer Digitalgesellschaft in den staatlichen Institutionen der Gesellschaft verkörpert werden, gehen die praktischen Ansätze der KITA-Pädagogik auseinander. Ein radikales Gegenstück des digitalen Zukunftsmodells in der KITA-Pädagogik bildet das stetig wachsende Waldkindergarten-Konzept in Deutschland. Der pädagogische Ansatz hinter der naturbezogenen Bildung unterscheidet sich stark vom dominierenden pädagogischen Diskurs der heutigen Zeit. Die Wurzeln dieses Ansatzes sind in der Reformpädagogik zu finden, weshalb diese Arbeit zur Beleuchtung des Konzepts im Folgenden ebenso auf das reformpädagogische Ursprungstheorem Bezug nehmen und im aktuellen Kontext interpretieren wird.

Neben dem theoretischen Bildungsverständnis beider Ansätze wird diese Arbeit darüber hinaus vor allem die Chancen und Risiken anhand von Datenerhebungen exemplarischer Einrichtungen gegenüberstellen und vergleichen. Hierdurch sollen beide Zukunftsmodelle auch in einen sozialen und gesellschaftlichen Kontext gebracht werden. Während das Modell der ganzheitlichen Digitalisierung den Charakter eines soziokulturellen Fortschritts in sich trägt, erfordert das Konzept des Waldkindergartens auf den ersten Blick ein ganzheitliches Neudenken von Gesellschaftswerten. Der direkte Vergleich soll aufdecken, an welchen Punkten beide Ansätze von dem jeweils anderen lernen könnten.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Digitale Bildung in der KITA-Pädagogik

Mit der Begründung, Computer seien in der jetzigen Zeit allgegenwärtig, spricht sich Dr. Thomas Damberger an der Leuphana Universität Lüneburg klar für den Einsatz von digitalen Medien in der Bildung aus. Sein Zukunftsmodell handelt von Vernetzung, künstlicher Intelligenz und Robotern (Damberger, 2018) und stößt damit in der Wissenschaft auf große Beachtung. Dem wissenschaftlichen Trend folgen bereits Pionierprojekte in der Praxis. Ein Beispiel hierfür liefert DER SPIEGEL in einem Artikel über die Digitalisierung einer Hamburger Kindertagesstätte. Der Medieneinsatz ist in dieser KITA allgegenwärtig und sehr vielfältig. Hauptsächlich dient ein Tablet als Basis (Grüling, 2019). Das gesamte Projekt ist außerdem mit der Wissenschaftsforschung verknüpft. Franziska Cohen vom Bereich „Frühkindliche Bildung und Erziehung“ der Freien Universität Berlin bekennt sich gegenüber dem SPIEGEL offenkundig interessiert an der Weiterentwicklung des Medieneinsatzes in KITAS (Grüling, 2019). Generell möchte man mit solchem Einsatz die Bedenken und Vorurteile gegenüber digitalen Medien in KITAS abbauen, heißt es in dem Artikel weiter (Grüling, 2019). Auch andere Quellen belegen, dass vor allem Ministerien und Bildungspläne die Notwendigkeit von frühzeitlicher digitaler Bildung betonen (Fröhlich-Gildhoff & Fröhlich-Gildhoff, 2017). Die Risiken werden im Diskurs dagegen weniger dargelegt. Schließlich gibt es noch keine Langzeitstudien zu diesem Thema, welche das staatliche Bildungsprogramm bremsen könnten (Fröhlich-Gildhoff & Fröhlich-Gildhoff, 2017).

Nichtsdestotrotz bleibt vor allem die frühkindliche Bildung innerhalb der Bildungswissenschaften weiterhin ein sehr sensibles Thema, wie auch Cohen eingesteht:

»In der Fachwelt gebe es noch kontroverse Diskussionen über Sinn und Unsinn von digitaler Bildung im Kindergarten.« (Grüling, 2019)

Ungeachtet dessen welche Risiken digitale Medien generell mit sich bringen können, scheint also auch die Wissenschaft nochmal ein besonderes Augenmerk auf die Sensibilität der frühkindlichen Bildung zu legen und zumindest in diesem Bereich und der hierzugehörigen KITA-Pädagogik den Einsatz von digitalen Medien genauer überprüfen zu wollen, um einen möglichen Schaden so gering wie möglich zu halten.

1.1 Chancen und Risiken

Wie bereits erwähnt, ist die Digitalisierung der Gesellschaft nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Gerade Kinder sind von diesem unaufhaltsamen Wandel betroffen. Es lässt sich also nicht vermeiden, dass ein Kind mit digitalen Medien in Berührung kommt, weshalb die Hauptchance von digitaler Bildung vor allem in einer geführten pädagogischen Mediennutzung liegt, die sämtliche Risiken durch eine eben solche pädagogische Betreuung gar nicht erst auftreten lassen soll (Nolte, 2012). Hinzukommt, dass sich Pädagog*innen auf die realen Lebenswelten der Kinder beziehen, was aber in der Regel ganz unbewusst passiert und nicht zwingend eine uneingeschränkte Funktionalität der Medien voraussetzt (Nolte, 2012). Dieser Bezug kann beispielsweise auch mit einem defekten Smartphone oder sogar einem Stock hergestellt werden, wenn hiermit die reale Mediennutzung spielerisch imitiert wird. Natürlich wird hierdurch dem Medium die eigentliche Rolle als Medium abgesprochen, indem es keine Informationen mehr überliefert. Befürworter*innen der digitalen Bildung sehen jedoch in genau dieser Informationsvermittlung eine weitere Chance. Ihrer Argumentationskette zu Folge gehört der Medieneinsatz schon zur frühkindlichen Bildung dazu. Ob nun mit Hilfe von Lernbüchern oder dem Tablet. Mit Hilfe von Medien sollen Kinder Ersterfahrungen in Bereichen machen können, die sie genau genommen gar nicht erleben, sondern durch das Medium übermittelt bekommen (Nolte, 2012).

Allerdings blendet jene Argumentation damit die reformpädagogische frühkindliche Bildung komplett aus. Innerhalb der Reformpädagogik wurde die übermittelte Medienerfahrung anstatt einer Chance schon immer auch als ein Risiko von Medien verstanden (Wolf, 2018). Auch Lernbücher können schließlich keine reale Erfahrung ersetzen. Das Risiko, welches digitale Medien also verstärkt in der frühkindlichen Bildung mit sich bringen, ist im Grunde genommen ein Risiko, welches die Mediennutzung allgemein mit sich bringt und bereits in der Suchtforschung ergründet wird (Fröhlich-Gildhoff & Fröhlich-Gildhoff, 2017). Einhergehend mit der Perspektive dieses allgemeinen Medienrisikos ist also der Vergleich von realen Erfahrungen mit durch-Medien-übermittelten Erfahrungen innerhalb der Bildung. Auch wenn der Zugang zur Erfahrung durch ein Medium erleichtert wird, kann diese Erleichterung als weniger wertvoll interpretiert werden, da durch sie beispielsweise weniger kognitiver und körperlicher Aufwand als beim direkten Entdecken erbracht wird. Dabei ist eine solche Erleichterung aus Sicht der allgemeinen Effizienz eine bedeutende Errungenschaft. Viel wichtiger scheint jedoch die Frage, unter welchen Bedingungen und vor allem für welches Alter diese Errungenschaft sinnvoll ist. Oder radikal ausgedrückt:

»Wenn die Vorsitzenden der drei großen Digitalunternehmen, Bill Gates (Microsoft), Steve Jobs (Apple) und Jeff Bezos (Amazon) ihren Kindern den Smartphone- und Tablet-Gebrauch erst ab 14 Jahren, den unkontrollierten Internet-Zugang noch später erlauben, dann ist nicht zu verstehen, warum diese Medien zum Alltag in Kindertageseinrichtungen gehören sollen.« (Fröhlich-Gildhoff & Fröhlich-Gildhoff, 2017)

Dieses Beispiel veranschaulicht recht gut die Verknüpfung der Medienkompetenz von Eltern mit der Art und Weise wie diese mit digitalen Medien in der frühkindlichen Erziehung umgehen. Der „Monitor Digitale Bildung“ des Verbands der Bildungswissenschaft konnte anhand einer Zusammenfassung von über 90 Studien zum Thema digitale Bildung aufzeigen, dass sich Eltern mit Defiziten in der eigenen Medienkompetenz eher für den Ausbau von digitaler Bildung in staatlichen Bildungseinrichtungen positionieren, während für die Mehrheit der Eltern von Kindergarten- und Vorschulkindern allerdings noch die Risiken überwiegen, auch wenn sie den frühen Umgang an sich für wichtig erachten (Fthenakis & Walbiner, 2018). Medienkompetenz scheint also ein hoch angesehener Wettbewerbsvorteil eines Bildungsabschlusses zu sein, der vor allem auch durch die elterliche Erziehung geprägt ist. Das bedeutet, dass in Deutschland in Bezug auf die elterliche Erziehung und Bildung auch Chancenungleichheit im digitalen Sinne herrscht (Fthenakis & Walbiner, 2018). Chancenungleichheit ist und bleibt ein Kernthema der Bildungswissenschaften und sollte praktisch in den zentralen Bildungsinstitutionen angegangen werden. Ob und inwieweit dabei KITAS oder nur Schulen eine Rolle spielen sollten, bleibt umstritten.

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Zukunftsmodelle der KITA-Pädagogik im Vergleich
Untertitel
Gegenüberstellung digitaler und naturbezogener frühkindlicher Bildung am Beispiel von Waldkindergärten
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg
Veranstaltung
Digitale Bildung in unterschiedlichen Kontexten
Note
2,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
14
Katalognummer
V1147871
ISBN (eBook)
9783346529572
ISBN (Buch)
9783346529589
Sprache
Deutsch
Schlagworte
KITA, Kindertagesstätte, Kindergarten, Waldkindergarten, frühkindlich, Bildung, digital, natur, vergleich, gegenüberstellung
Arbeit zitieren
Niklas Pernat (Autor:in), 2020, Zukunftsmodelle der KITA-Pädagogik im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1147871

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