Die Tendenz zur Verbriefung von Krediten und anderen Vermögensgegenständen gehört zweifelsohne zu den auffälligen Entwicklungen an der Kapitalmärkten der letzten Jahrzehnte. Ausgehend von der erstmaligen Verbriefung (Securitization) ameri-kanischer Hypothekenkredite in den 70er Jahren hat sich erst seit dem Ende der 90er Jahre in Europa ein Markt entwickelt.1 Sowohl im Volumen der Transaktionen, als auch hinsichtlich der Anzahl der Asset-Klassen hinkt der europäische Verbriefungsmarkt seinem amerikanischen Pendant erheblich hinterher.2
Von der Begebung von forderungsbesicherten Wertpapieren - Asset Backed Securities – profitieren einerseits die Investoren mit einem vergleichsweise geringen Risiko, da die Vermögenswerte im Rahmen eines True Sale vom Veräußerer, dem Originator, abgetrennt werden und somit isoliert am Kapitalmarkt platziert werden. Andererseits ermöglicht es den Unternehmen eine günstige Refinanzierungsmöglichkeit, die zudem die Ausnutzung des Porfolioeffekts erlaubt.3 Diese bilanzneutrale Finanzierung gestat-tet den Unternehmen weit reichende Möglichkeiten des Bilanzmanagements und somit Einfluss auf die Bonität zu nehmen.
Im Folgenden soll die Bilanzierung dieser Strukturen aus der Perspektive eines Kon-zerns nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) dargestellt werden. Hierfür ist zunächst die grundsätzliche Funktionsweise mit den involvierten Akteuren darzustellen. Die vielfälti-gen und für die Bilanzierung bedeutsamen Ausgestaltungsmöglichkeiten werden erläutert. Der Hauptteil beschäftigt sich mit der Abbildung von ABS-Strukturen im handelsrechtlichen Bilanzabschluss. Im Blickpunkt stehen hier die Forderungen als Verbriefungsobjekt sowie die sog. Zweckgesellschaft als zentrales Vehikel. Es soll der Frage nachgegangen werden, welche Anforderungen an den bilanziellen Abgang der Forderungen gestellt werden bzw. welche Ausgestaltungen einem Ausscheiden aus dem Konsolidierungskreis entgegenstehen. Eine Betrachtung über den Einzelab-schluss des Unternehmens hinaus soll nicht ungeachtet bleiben. Eine Konzernbetrach-tung verlangt die Prüfung, ob durch Zweckgesellschaften ausgelagerte Vermögensge-genstände zu bilanzieren sind. Die bereits erwähnten Bilanzstrukturwirkungen gilt es ebenfalls näher zu betrachten. Der letzte Teil widmet sich den steuerlichen Wirkungen, die ABS-Transaktionen nach sich ziehen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- ABS-Transaktion als abzubildender Sachverhalt
- Struktur einer ABS-Transaktion
- Grundstruktur und Akteure
- Ausgestaltungsmöglichkeiten
- Beweggründe einer ABS-Transaktion
- Bilanzielle Motive
- Weitere Vorteile von ABS-Transaktionen
- Abgrenzung zum Factoring
- Struktur einer ABS-Transaktion
- Bilanzierung von Asset Backed Securities nach HGB
- Übergang des wirtschaftlichen Eigentums der Forderungen
- Voraussetzungen für den Forderungsabgang beim Veräußerer
- Forderungsabgang verhindernde Ausgestaltungen
- Berücksichtigung von Zweckgesellschaften im Konzern
- Konsolidierungspflicht nach § 290 HGB
- Anforderungen an die Konsolidierung der Zweckgesellschaft
- Konsolidierung nach E-DRS 16
- Bilanzielle Auswirkungen von ABS
- Bilanzierung beim Originator in Abhängigkeit der Ausgestaltung
- Bilanzierung der Zweckgesellschaft
- Ökonomische Beurteilung
- Übergang des wirtschaftlichen Eigentums der Forderungen
- Steuerliche Implikationen von ABS-Transaktionen
- Situation beim Originator
- Ertragssteuerliche Konsequenzen
- Gewerbesteuerliche Konsequenzen
- Standortwahl der Zweckgesellschaft
- Ertragssteuerliche Überlegungen
- Gewerbesteuerliche Überlegungen
- Umsatzsteuerliche Überlegungen
- Situation beim Originator
- Zusammenfassung
- Anhang
- Literaturverzeichnis
- Rechtsquellenverzeichnis
- Sonstige Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Bilanzierung von Asset Backed Securities (ABS) nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) und dem Einkommensteuergesetz (EStG). Ziel ist es, die komplexen Strukturen und Auswirkungen von ABS-Transaktionen auf die Bilanzierung und Steuerbilanz zu analysieren. Dabei werden die verschiedenen Ausgestaltungsmöglichkeiten von ABS-Transaktionen beleuchtet und die bilanzielle Behandlung sowohl beim Originator als auch bei der Zweckgesellschaft untersucht.
- Struktur und Ausgestaltung von ABS-Transaktionen
- Bilanzielle Behandlung von ABS nach HGB
- Steuerliche Implikationen von ABS-Transaktionen
- Ökonomische Beurteilung von ABS-Transaktionen
- Abgrenzung von ABS zum Factoring
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Seminararbeit führt in die Thematik der ABS-Transaktionen ein und erläutert die Grundstruktur und die verschiedenen Ausgestaltungsmöglichkeiten. Es werden die Beweggründe für die Durchführung von ABS-Transaktionen beleuchtet, insbesondere die bilanzielle und steuerliche Motivation. Zudem wird die Abgrenzung zu Factoring-Transaktionen vorgenommen.
Kapitel 3 widmet sich der Bilanzierung von ABS nach HGB. Es werden die Voraussetzungen für den Übergang des wirtschaftlichen Eigentums der Forderungen beim Veräußerer und die Auswirkungen auf die Bilanz des Originators und der Zweckgesellschaft analysiert. Die Konsolidierungspflicht von Zweckgesellschaften im Konzern wird ebenfalls behandelt.
Kapitel 4 untersucht die steuerlichen Implikationen von ABS-Transaktionen. Es werden die ertragssteuerlichen und gewerbesteuerlichen Konsequenzen für den Originator und die Zweckgesellschaft beleuchtet. Die Standortwahl der Zweckgesellschaft im Hinblick auf die Steueroptimierung wird ebenfalls diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Asset Backed Securities (ABS), Bilanzierung, Handelsgesetzbuch (HGB), Einkommensteuergesetz (EStG), Zweckgesellschaft, Originator, Konsolidierung, Steuerliche Implikationen, Factoring, Ökonomische Beurteilung.
- Arbeit zitieren
- Marko Graßmann (Autor:in), 2007, Bilanzierung von Asset Backed Securities (ABS) - Transaktionen nach HGB und EStG, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114793