Karl Löwiths Text "Das Verhängnis des Fortschritts“ im Licht des Fortschrittsoptimismus der Tech-Giganten. Eine normative Betrachtung


Hausarbeit, 2021

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. Das neuzeitliche Fortschrittsdenken - Zwei Vertreter

3. Tech-Giganten - GAFA & CO

4. „Fortschritt als Verhängnis“ (1963)

5. Fortschrittsoptimismus der Tech-Giganten in der normativen Betrachtung von Löwith’s Sichtweisen auf das Fortschrittsdenken der Moderne

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

„When you talk to a human in 2035, you'll be talking to someone that's a combination of biological and non-biological intelligence.”1 - Ray Kurzweil, US-amerikanischer Erfinder, Futurist und Leiter der technischen Entwicklung bei Google LLC.

1. Einleitung

Fortschritt ist ein Begriff, der häufig zu hören und wahrzunehmen ist - er ist aus unserer komplexen und „funktional differenzierten Gesellschaft“2 nicht mehr herauszudenken. Fortschritt suggeriert beim ersten Hören, dass es sich um etwas positives handelt, bei dem sich zudem und dies scheint zentral zu sein, etwas entwickelt. Der Begriff des Fortschritts wird im 21. Jahrhundert besonders inflationär verwendet und bekommt dadurch einen eigentümlichen Schein, besonders vom technischen Fortschritt ist häufig die Rede3. Was hat es jedoch mit Fortschritt auf sich und warum wird überall ein Fortschritt postuliert? Der Begriff scheint eine gewisse Unklarheit zu bieten, die, besonders durch die häufige Verwendung des Begriffs nur stärker zu werden scheint. Viele Unternehmen, Werbeagenturen, Personen, aber und besonders Marken, arbeiten mit dem Begriff des Fortschritts. Es muss hierbei keine direkte Nennung des Begriffs auftauchen, es genügt ein Hinweis bzw. ein Slogan, der klarstellt, dass hier entwickelt wird - es wird fortgeschritten. Der deutsche Autohersteller Audi etwa ist bekannt für seinen Slogan „Vorsprung durch Technik“ und nutzt hier nicht direkt den Begriff Fortschritt, jedoch suggeriert das Wort Vorsprung ein Weitersein als andere Hersteller oder Forschungsprinzipien, die in der Branche vorherrschend sind. „Vorsprung durch Technik“ könnte auch in „Fortschritt durch Technik“ übersetzt werden, nur klingt Vorsprung besser, es klingt nach einem Vornesein durch große technologische Sprünge. Fortschritt als Begriff wirkt auf den ersten Blick eher altbackend, gar obsolet. Aber auch, und besonders US-amerikanische Unternehmen spielen mit dem Begriff des Fortschritts und verpacken ihn intelligent und latent in ihre Produktpalette und schaffen so bei den Kunden ein Gefühl des Mit-dabei-sein, ein Gefühl auf dem Zug der Entwicklungen mitzufahren. Apple beispielsweise betont jedes Jahr aufs Neue die Verbesserung ihrer Produkte, wenngleich sie sich nur marginal verbessern. Dies geschieht mit enorm aufwendigen Shows und Präsentationen, bei denen gezeigt werden soll, dass man die beste Firma, die fortschrittlichste Firma der Welt ist. Kurze und prägnante Aussagen, die auf eine Entwicklung hinweisen sollen, scheinen zum grundlegenden Geschäftsmodell zu gehören. Doch nicht nur US-amerikanische Tech-Giganten wie Google, Apple, Facebook und Amazon (genannt GAFA) sind mittlerweile im Fortschrittswahn, sondern auch chinesische. Ist das Techgiganten-Mekka im Sillicon Valley in Kalifornien, ist das andere Tech-Mekka in Shenzen, China. In diesen Mekkas der Technik wird laut der Ethikerin Sarah Spiekermann Zukunft geplant, mit der grundlegenden Prämisse, dass die Zukunft per se besser werden muss, es also immer einen Fortschritt geben muss und gibt - für Rückschritte ist schlicht kein Platz. Interessant ist hier, dass Spiekermann von einem „wertvollen Fortschritt“ spricht, also einem Fortschritt der „menschengerecht“ und nachhaltig moralisch ist4. Diesen sieht Spiekermann als normativ erstrebenswert an5 ; einen Fortschritt, der sich nicht traut Rückschritte einzugehen oder bestimmte Richtungen eben bewusst nicht einschlägt, auch wenn sie möglich wären, eher kritisch. Hinter dem Begriff des Fortschritts steckt eine riesige Fülle an Geschichte, Diskussionen und besonders Definitionsversuchen. Der Begriff wurde immer wieder, besonders ab dem 18. Jahrhundert, erwähnt und in die jeweilige historische Gegenwart eingebunden und erläutert. Per se war Fortschritt jedoch positiv konnotiert und konnte diesen Status lange halten (wie bei GAFA etc.). Dabei herrschte lange Zeit ein relativer Grundtenor, den Jürgen Mitterstrass mit den Worten „Fortschritt ist Veränderung durch menschliches Handeln, das nach Zielsetzung erfolgt und dessen Maßstab im Detail das Bessermachen ist“6 zusammenfasste. Nicht alles war somit ein Fortschritt, sondern jenes, was sich der Mensch quasi als Ziel, also als zu erreichen setzte. Das Ziel war Maßstab und bei Erreichen eben jenes, konnte man von einem Fortschritt sprechen.

Eine Person, die sich intensiv mit dem Fortschrittsbegriff und dem Fortschrittsdenken -und dessen Glauben als solchen und seinen Eigentümlichkeiten beschäftigte, war der deutsche Philosoph und Theologe Karl Löwith (1897-1973). Löwith‘s Interesse an diesem Thema ist auf das Engste mit seinem persönlichen Leben verbunden. Er war Zeuge von zwei Weltkriegen und musste feststellen, was es heißt, wenn eine vormals fortschrittlich scheinende, zivilisierte Welt in ihren Grundfesten erschüttert und zerstört wird. So galt es als Löwith’s Forschungsinteresse, welches stark aus persönlichen Erfahrung angeregt wurde, herauszufinden, wie sich die Sichtweisen auf den Fortschritt veränderten und wo das Fortschrittsdenken entstanden ist und so seine große Fahrt aufnehmen konnte. Löwith sah im Fortschritt, den er als an sich bestehend linear, an ein Endziel, ein telos ausgerichtet kritisierte, beides - Vor- und Nachteile. Löwith’s Denken und besonders sein Standpunkt zum Fortschritt und Fortschrittsglauben wird in dem Text „Verhängnis des Fortschritts“7 von 1963 deutlich, welcher im Werk „Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts (1990)“ zu finden ist. Der Text „Verhängnis des Fortschritts“ besitzt jedoch, wie man bereits dem Titel entnehmen kann, einen grundlegenden allgemeinen kritischen Tenor auf den Fortschritt und auf den Fortschrittsglauben im speziellen, der für die vorliegende Arbeit besonders berücksichtigt werden soll.

Die vorliegende Arbeit möchte weitestgehend den Text „Verhängnis des Fortschritts“ von Karl Löwith, aus dem Jahre 1963 mit seinen Implikationen und Sichtweisen grob auf den Fortschrittsoptimismus der Tech-Giganten anwenden bzw. diese darauf beziehen. Es handelt sich explizit um eine normative Betrachtung, die mit argumentativen Elementen aus der entsprechenden thematischen Literatur ergänzt wird. Diese Elemente dienen dem normativen Überbau und sollen die Betrachtung auf die Thematik verständlicher gestalten und die Grundlage für die Verknüpfung mit Löwiths Text bilden. Die leitende Forschungsfrage, inwiefern Löwiths kritisches Fortschrittsdenken uns helfen kann, den aktuellen Fortschrittsoptimismus der Tech-Giganten neu zu bewerten, soll durch einen tieferen Blick in Löwiths Text „Verhängnis des Fortschritts“ und dem Abgleichen mit bestehender Literatur und Standpunkten durch Interpretation beantwortet werden. Dabei ist zu betonen, dass die vorliegende Arbeit in ihrer Länge Beschränkungen unterliegt, die zwangsläufig dazu führen, dass nur an der Oberfläche gekratzt werden kann, was jedoch keinesfalls von Nachteil sein muss, da hierdurch neue Perspektiven oder Ansätze für die weitere Diskussion dieser Thematik entstehen können, die ihrerseits tiefer in die Materie gehen können.

Die Arbeit wird zuerst einen kurzen Überblick über bestehendes Fortschrittsdenken geben, speziell wird sich hier auf das (nach)neuzeitliche Fortschrittsdenken konzentriert. Hier sollen zwei klassische und populäre Positionen grob genannt werden. Dies dient der historischen Einordnung und schafft ein vertieftes Verständnis für das weitere Vorgehen der Arbeit. Es soll darauf hingewiesen werden, dass in dieser Arbeit explizit keine eigene Definition von Fortschritt als abstrakten Oberbegriff gegeben werden soll (jedoch kann die o.g. von Mittelstrass als befriedigend gelten), da genau hier eine starke Ambiguität erkannt wird, die sich durch das Lesen der Arbeit im besten Fall leicht auflösen soll und der Leser seinen eigenen Fortschrittsbegriff bilden kann -mit Hilfe der zwei klassischen (nach)neuzeitlichen Positionen, der von Löwith und den der Tech-Giganten. Weiter folgt eine kurze Definition von Tech-Giganten, die Voraussetzung ist, um eine Betrachtung Löwiths Gedenken auf die Forschungsfrage durchzuführen. Hierauf folgt dann ein näherer Blick auf Löwiths Text „Verhängnis des Fortschritts“ von 1963. Sodann werden Löwiths Argumentationen und zuvor geschilderten Sichtweisen auf den Fortschritt genutzt und auf die heutige Tech-Giganten-Welt und deren Sichtweisen angewendet bzw. betrachtet und interpretiert. Gleichzeitig werden punktuell die Vor- und Nachteile des Fortschritts aus Sicht von Löwith erläutert und auf die Tech-Giganten und deren Denken angewendet, die ebenfalls in die vorliegende Arbeit einfließen und für die Beantwortung der Forschungsfrage von großer Bedeutung sein werden. Zentral ist die Einbeziehung aktueller Literatur von Experten zum vorliegenden Thema. Am Ende wird es ein Fazit und einen Ausblick geben, in dem die Leitfrage beantwortet wird.

2. Das neuzeitliche Fortschrittsdenken - Zwei Vertreter

Im folgenden Abschnitt sollen zwei populäre Positionen zum Fortschrittsdenken grob erläutert werden. Erläutert werden die Fortschrittssichtweisen bzw. Fortschrittsauffassungen mit entsprechenden Logiken von Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Auguste Comtes. Beide Fortschrittsauffassungen sind elementar für die spätere Argumentation von Löwith und das Selbstverständnis der Tech-Giganten.

2.1. Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Für Hegel (1770-1831) ist die Geschichte der Menschheit ein einziger Fortschritt, ein Fortschritt in vielen gesellschaftlichen Bereichen, der -wie der Tag- „vom Osten nach dem Westen gehe [ging]“8. Für Hegel hatte die Geschichte an sich ein telos, das darin bestand, Vernunft und Freiheit walten zu lassen und auszubauen, sodass zivilisatorische Höchstleistungen möglich sind9. Hegels Geschichtsphilosophie, aus der stark sein Fortschrittsdenken zu abstrahieren ist, funktioniert mit dem Prinzip der Dialektik. Dialektik meint hier Negation, Bewahrung und „Auf-eine-höhere-Stufe-heben“10. Alles vervollkommnet sich somit zu etwas Besserem, es herrscht somit ein stetiger Fortschritt. Für Hegel ist die Geschichte somit die ständige Erweiterung von der Vernunft durch einen linearen dialektischen Prozess durch Erfahrungen und Erkenntnissen aus unterschiedlichen Bereichen. Berühmt ist sein Satz: „Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit – ein Fortschritt, den wir in seiner Notwendigkeit zu erkennen haben.“11 Auch Karl Löwith bezieht einige seiner Argumentationen auf die Gedanken von Hegel und stellt fest, dass „[selbst] die Wahrheit die Tendenz habe, sich zu entwickeln“, somit fortzuschreiten12. Bei Hegel löst das Werden das Sein immer wieder ab - zu einer immer höheren Form. Für Löwith ist dies ein Indiz, dass für Hegel der Fortschritt „eine Bewegung des Werdens auf etwas Künftiges hin [ist].“13

2.2. Auguste Comte

Comtes Fortschrittsdenken lässt sich mit seinem berühmten und zugleich berüchtigten Drei-Stadien-Gesetz erläutern, welches den Grundpfeiler für seine Philosophie bildet. Das Drei-Stadien-Gesetz von Auguste Comte lässt sich als einen evolutionären, linearen Prozess begreifen. Das Drei-Stadien-Gesetz ist teleologisch ausgerichtet. Das Drei-Stadien-Gesetz erinnert stark an das Geschichtsdenken von Hegel (siehe oben).

In Comtes Drei-Stadien-Gesetz durchschreitet jedes menschliche Individuum, als Ganzes akkumuliert bzw. betrachtet, die Menschheit, drei unterschiedliche Stadien des Denkens/Wissens bis der Optimalzustand, das positive bzw. positivistische Stadium, erreicht wird. Comte spricht hier von einer „schrittweise frei gewordenen Intelligenz“14. Das theologische Stadium (fiktive) stellt das erste Stadium dar, das metaphysische Stadium (abstrakte) das zweite und das positive bzw. positivistische Stadium (reale) das dritte und damit das letzte. Comte betont, dass das letzte Stadium, das positive Stadium, ohne die vorangehenden Stadien nicht erreicht werden kann. Das theologische und das metaphysische Stadium sind somit Voraussetzung für das positive Stadium. Comte: „So unvollkommen jetzt auch eine solche Art und Weise des Philosophieres erscheinen mag [theologisches Stadium] - es ist sehr wichtig, daß der gegenwärtige Zustand des menschlichen Geistes [positivistisches Stadium] mit der Gesamtheit seiner vergangenen Zustände verbunden wird, da man so in angemessener Form erkennt, daß sie lange Zeit hindurch ebenso unentbehrlich wie unvermeidlich sein mußte.15 “ Auch bei Hegel ist der Endzustand, in dem er sich wähnt, nicht denkbar ohne die vorangegangen Negationen Bewahrungen und Synthesen.

Im nun Folgenden soll nur das positive und damit letzte Stadium grob erläutert werden, weil Comte in diesem das beste und vernünftigste Stadium sieht, wie zuvor Hegel in seiner o.g. Geschichtsphilosophie. Hegel und Comte wähnen sich somit beide in der Blütephase der Menschheits- und Weltgeschichte und argumentieren sehr ähnlich.

Das dritte Stadium ist laut Comte der Endpunkt der geistlichen Entwicklung (End-telos) und somit zugleich das fortschrittlichste Stadium. Transzendentes, über das es nichts zu sagen gibt, weil es nicht belegt/bewiesen werden kann, weil nicht ergründbar, wird ignoriert. Stattdessen wird sich auf das tatsächlich, positive Immanente, also die Welt überprüfbarer Tatsachen (des Immanenten), konzentriert, die mit Hilfe der Vernunft sortiert werden können. Das, was man nicht sehen, ergründen, beobachten und messen kann, ist reine Spekulation und hat wenig Nutzen für die Gesellschaft, die Comte zu seiner Zeit mit eben diesem Prinzip verändern wollte. Das Wissen, sinnbedeutend für den Begriff positiv im Begriff des positiven Stadiums, solle nützlich, gewissenhaft, genau und anlegt sein, um relative16 (anders als vorher, absolute) Existenzbedingen zu ergründen und dadurch Lehren zu ziehen. Wenn das Wissen diese Elemente aufweisen kann, nach diesen Prinzipien fungiert, kann es Grundlage für Fortschritt und Ordnung sein. Wichtig im positiven Stadium ist zudem der Umstand, dass Gesetze nicht nur aus einer Akkumulation von Fakten entstehen, sondern mit einer „rationalen Voraussicht“17 betrachtet werden müssen, auch hier spielt wie bei Hegel die Fähigkeit zur Vernunft eine beachtliche Rolle. Mit dem wissenschaftlichen-rationalen Wissen und dem gleichen Prinzip Comtes und dessen Aufzeigen von relativen Existenzbedingen kann Gesellschaft, ohne transzendentale Spekulation, geplant werden, Gesellschaft kann so erst voranschreiten. Der Mensch kann sich somit voll entfalten und zu absoluten gesellschaftlichen, sozialen und politischen Höchstleistungen aufsteigen, die in den beiden anderen Stadien aufgrund ihrer Eigentümlichkeit nur bedingt möglich waren. Fortschritt wird bei Comte so erst möglich und zeichnet sich ähnlich wie bei Hegel aus: Fortschritt ist ein Naturgesetz18.

3. Tech-Giganten - GAFA & CO

Eine eindeutige Definition, was genau Tech-Giganten in ihrem Kern definiert gibt es nicht. Jedoch gibt es Indizien, die weitestgehend genutzt werden, um bestimmte Unternehmen als Tech-Giganten zu betiteln. Die Strategieberaterin und Diplom-Kauffrau für internationale Unternehmen Heike Scholz von der Wirtschaftsseite „mobile zeitgeist“ nennt fünf Top-Tech-Giganten, allesamt aus den USA. Es handelt sich um Google (Alphabet), Amazon, Facebook, Apple und Microsoft. Ab einem Unternehmenswert von ca. 550 bis 915 Milliarden US-Dollar gilt laut Scholz ein Unternehmen als absoluter Marktgigant mit beachtlichem Einfluss. Weiter: Zusammenaddiert stemmen die fünf Tech-Giganten ein Gesamtvolumen von ca. 3,8 Billionen US-Dollar, damit sind sie so stark wie die deutsche Volkswirtschaft mit ähnlicher Zahl19. Jedoch stoßen auch chinesische Unternehmen wie Alibaba und Huawaii immer weiter vor und können auch als Tech-Giganten gesehen werden, die Entwicklung ist hier beachtlich (2018 bereits 8 Tech-Giganten aus China, 2013 noch 3). Um einen allgemeinen Überblick zu erhalten ist im Folgenden eine Grafik beigefügt, die das „technische Universum“, welches stark US-geprägt ist, zeigt, sowie die größten 20 Internet-Führer aus dem Jahre 2018. Die populäre Grafik soll selbsterklärend sein und nicht weiter erläutert werden, da die Hauptintention darin liegt, zu sehen, mit wie viel Einfluss diese Unternehmen ausgestattet sind und damit weitgehend die Zukunft bestimmen, da sie über die größten finanziellen Möglichkeiten, besonders in Hinblick auf Forschung, verfügen.

Anmerkung der Redaktion: Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Scholz, Heike (2018): Die größten Tech-Giganten der Welt, 17. Oktober 2018, mobile zeitgeist online, unter: https://www.mobile-zeitgeist.com/groesste-tech-giganten/?cookie-state-change=1628074230251 [zuletzt abgerufen am 04.08.2021].

Die Übermacht der Tech-Giganten beunruhigt zudem auch seit einigen Jahren den US-Kongress, der den mächtigen Tech-Giganten eine Monopolstellung und Manipulation des Marktes vorwirft. Regulierungen, die eigentlich in den USA ein äußerst ungern gesehenes Steuerungsmittel sind, kommen immer wieder auf die öffentliche Debatte und werden vermehrt in Erwägung gezogen. Jerrold Nadler, Vorsitzender des Justizausschusses des Repräsentantenhauses sagte zu der Diskussion über die Marktmacht der Tech-Giganten: „In ihrer heutigen Form verfügen Apple, Amazon, Google und Facebook jeweils über beträchtliche Marktmacht über weite Teile unserer Wirtschaft. In den letzten Jahren hat jedes Unternehmen seine Marktmacht in wettbewerbswidriger Weise ausgebaut und ausgenutzt. (...) Unsere Untersuchung lässt keinen Zweifel daran, dass es einen zwingenden Handlungsbedarf für den Kongress und die Kartellbehörden gibt.20 “ Die Demokratin Val Demings geht mit Nadler, wenn sie sagt: „Unsere Untersuchung deckte ein alarmierendes Muster von Geschäftspraktiken auf, die den Wettbewerb verschlechtern und die Innovation ersticken“21. Um den Grundtenor der Diskussion in den USA prägnant auszudrücken: Tech-Giganten werden vermehrt als Gefahr gesehen, weil sie den Markt massiv angreifen bzw. der eigentliche Markt sind und dadurch kein pluralistischer Austausch über Ideen anderer Wettbewerber zustande kommt. Fortschrittsideen der Tech-Giganten können kaum von anderen Wettbewerbern angefochten bzw. kritisiert werden. Es gibt nur eine Richtung und die gehört den Tech-Giganten, die in ihren Augen den selbstverständlichen Fortschritt vorantreiben. Ein Fortschritt, der unaufhaltsam zu sein scheint.

4. „Fortschritt als Verhängnis“ (1963)

Für Karl Löwith hat der Begriff des Fortschritts eine ähnliche Bedeutung wie die der Entwicklung. Zu Beginn des Textes stellt er fest, dass es sich bei beiden Begriffen in ihrem Kern um eine „Bewegung des Werdens auf etwas Künftiges hin“ handelt22. Weiter sagt Löwith, dass Entwicklung und Fortschritt „ihrer formalen Struktur nach ein Werden im Unterschied zu einem feststehenden Sein“ sind bzw. davon gekennzeichnet sind23. Löwith zeichnet auf den weiteren Seiten eine kritisch-anthropologische Sichtweise auf die Beziehung Mensch und Fortschritt aus. Fortschritt als Werden ist, so der allgemeine Tenor, eine rein menschliche Angelegenheit, die auf einer gewissen Relativität beruht, die der Mensch nur schwer erkennt. Löwith nennt hier das Beispiel der Evolutionsgeschichte, die nur dann einen eigentlichen Fortschritt zu sein scheint, wenn man den Menschen als das aktuell höchst entwickelte Lebewesen betrachtet und man von einzelligen Lebewesen ausgeht, die vor Millionen Jahren gelebt haben. Wenn man dann eine Linie zu zeichnen beginnt kann man in der Tat feststellen, dass es ein Werden gab. Der Mensch entwickelte sich aus Einzellern zu einem hochkomplexen biologischen System. Der Mensch setzt sich somit eigene Fortschritts-Maßstäbe und schafft damit eine eigene Realität. Interessant an dieser Stelle ist, dass Löwith auch darauf verweist, dass es auch früher „hochdifferenzierte Tierarten“24 gab und diese nun ausgestorben sind und dieses Schicksal auch dem Menschen als aktuell höchstdifferenzierte Tierart zustoßen kann. Die Welt an sich stellt keine Frage, was der Fortschritt ist oder ihn ausmacht, sie setzt sich keine eigenen Maßstäbe und unterteilt Rassen, Arten etc. in eine binäre Nomenklatur (Carl von Linné, 1707-1778). Die Welt ist und besteht und kann jederzeit mit ihren natürlichen Veränderungen das Leben der Menschen beenden25.

Durch das soeben skizzierte Bild Löwiths auf die Beziehung von Fortschritt, Entwicklung und dem Menschen fällt auf, dass es eine Spannung zu geben scheint. Es erweckt sich der Eindruck, dass der Mensch von einer erhöhten Position auf die Natur und damit der Erde hinabschaut und eine gewisse anthropologische Arroganz an den Tag legt. So stellt Löwith fest, dass „aller Fortschritt [...] ursprünglich ein Fortschritt in der Aneignung der Natur [ist]“26. Diese Feststellung von Löwith war bei Francis Bacon ein wissenschaftliches Dogma, das seinen Kern in der Entzauberung der Natur und ihren Kausalitäten durch Experimente hatte. Bacon: “The secrets of nature are better revealed under the torture of experiments than when they follow their natural course”27. Laut Löwith sind die technologischen Möglichkeiten, ganz egal wie primitiv sie auch sein mögen, ein „Schritt über die Natur hinaus und von ihr weg“ und damit ein Fortschritt, der von Beginn an zur Natur des Menschen gehört28. Von höchstem Interesse ist Löwiths Sichtweise, dass der Mensch als Geschöpf immer unvollkommen und nie die völlige Perfektion in seinem Tun erreichen kann29, weil er eben als Mensch eine enorme kognitive Leistungsfähigkeit besitzt. Löwith kommt hieraus zu der Konklusion, dass der Mensch, weil er eben in diesem Kampf mit sich selbst steckt, alles dafür tut immer näher an die Perfektion zu kommen und sein Leben immer besser zu gestalten. Besonders letzteres ist mit Vorsicht zu verstehen. Grundsätzlich kann der Mensch durch diesen Trieb des Perfektionieren-Wollens eine bessere Welt schaffen und damit aus Perspektive des Menschen (nicht der Welt) einen Fortschritt erreichen, aber er kann auch das Gegenteil: Er kann auch in Rückschritten begriffen sein.

Was als notwendiger, guter und nachhaltiger Fortschritt gesehen werden kann, ist höchst subjektiv und relativ und kann vom Menschengeschlecht schwerlich erkannt werden. Für Löwith birgt ein spezieller Fortschritt, eine bestimmte Errungenschaft auch immer die Gefahr, dass ein Übel mitschwimmt und mit einem Fortschritt somit auch neuartige Gefahren entstehen, die dem Menschen erst später bewusstwerden, weil er primär und gezielt auf das Perfektionieren ausgerichtet ist, ohne eventuell nach links und rechts zu schauen30. Die Frage, die sich hier stellt, ist, wie diese Sichtweise auf Fortschritt, diese eigene Logik von Fortschritt in Bezug auf den Menschen in die Welt des Menschen kam?

Für Löwith entstammt der moderne Fortschrittsgedanke aus dem Christentum, genauer aus der christlichen Eschatologie. Diese glaubt an eine Enderfüllung bzw. einer Vollendung und die Errichtung eines göttlichen Reiches auf Erdboden. Alles Tun der Menschheit, aber auch alles Leben der Natur ist auf einen letzten Zweck, auf ein letztes telos ausgerichtet. Löwith zitiert in seinem Text hierauf bezogen Friedrich Schlegel, der den Kern dieses Prinzips und dessen Übertragung auf eine säkularisierte Sphäre übertragt, wenn er sagt, dass „Der revolutionäre Wunsch, das Reich Gottes zu realisieren, ist der elastische Punkt aller progressiven Bildung und der Anfang der modernen Geschichte“31. Das moderne Fortschrittsdenken bzw. das Denken und Handeln bezogen auf einen Fortschritt oder des Fortschritts, ist somit christlicher Herkunft, wurde jedoch säkularisiert. Löwith ist an dieser Stelle sehr konkret. Glaubte man im christlichen Glauben an eine zukünftige Erfüllung und das Endheil auf Erden durch Gott, so hat sich dies dahingehend verändert, dass diese „christliche Zuversicht“ durch ein „modernes Geschichtsbewusstsein“ verdrängt wurde32. Beide jedoch, die urchristliche Sichtweise und das moderne Fortschrittsdenken der Moderne beinhalten eine gleiche Endlogik: Die Zukunft wird als per se fortschrittlich und erfüllend angesehen. Präziser: „Die Sicht auf die Zukunft als solche und auf eine bestimmte Erfüllung ist herrschend geblieben.“33 Man könnte also durchaus von einer säkularisierten, modernen Eschatologie sprechen. Zentral in eben dieser ist die Vorstellung, dass der Mensch der Treiber seiner selbst ist, er setzt sich Ziele und formt Gesellschaften und Systeme, nicht mehr ein transzendentes Wesen (Gott), durch das Strukturen etc. abstrahiert werden und Anwendung finden sollen. Eben diese Vorstellung, eher Sichtweise, hat Auguste Comte. Der starke Fortschrittsverfechter der Moderne ist einer der stärksten Treiber dieser Ansicht. Transzendentes ist reine Spekulation, nur immanentes kann nützlich sein und Gesellschaften positiv verändern. Wenn man sich nur an das Tatsächlich-zu-wissenende orientiert bzw. auch nur dieses sucht (und eben keinen absoluten Fragen, sondern relativen), kann man Gesellschaft besser planen und die Zukunft gezielt „steuern“34. Man kann das Leben für das einzelne Individuum verbessern. Dieses positivistische Grundprinzip sieht Löwith stark in den USA ausgeprägt. Hier ist der Glaube an eine positive, erfüllende Zukunft enorm35 - so auch der Fortschrittswille. Der Begriff des Fortschritts ist hier äußerst positiv konnotiert und meint nur eine Richtung: Nach vorne. Fortschritt zu erreichen, bzw. „das Verlangen nach Fortschritt wird [laut Löwith] selbst progressiv“36.

Dieses moderne, säkularisierte Fortschrittsdenken, das für Löwith aus dem Vorausgegangen „eine Art Religion“37 darstellt (bei Comte das positivistische Prinzip bzw. wissenschaftliche Dogma), ist für Löwith höchst ambivalent. Zum einen hat es dazu geführt, dass in verschiedensten Bereichen große Entwicklungen stattfanden, die das Leben vieler Menschen verbessert haben, etwa in der Medizin oder der Technik (Eisenbahn, Dampfmaschine etc.)38. Auf der anderen Seite hat der Fortschritt und sein unaufhaltsamer Wille auch zu riesigen Katastrophen geführt, was der Erste Weltkrieg, später der Zweite Weltkrieg eindrucksvoll gezeigt haben39. Löwith erkennt also an, dass Fortschritt im modernen Verständnis Vorteile, aber auch Nachteile mit sich bringt. Bei beidem zeichnet sich der Fortschritt jedoch durch einen Umstand besonders aus: Der Fortschritt gelangt überall hin und erreicht jeden gesellschaftlichen Bereich. Löwith: „Es gibt keine glückseligen Inseln mehr, die der Fortschritt nicht erreichen könnte.“40 Der Fortschritt, so Löwith, ist „in sich selbst maßlos und unersättlich“41. Löwith bringt hier anschaulich Goethe ins Spiel, der die technologischen Möglichkeiten seiner Zeit bereits kritisch beäugte und in den historischen Kontext einbrachte und bewertete. Für Goethe, aber wohl auch für Löwith, war das Haupttelos des Fortschritts nämlich eines: „Mehr Macht, Reichtum und Schnelligkeit“42.

Doch worin liegt nun für Löwith genau das Verhängnis des Fortschritts? Das Verhängnis, so lässt sich sagen, ist darin begründet, dass der Fortschritt bzw. das Denken über ihn viele Erfolge verzeichnen konnte und verhältnismäßig nur einige Rückschläge. Die Rückschläge, die es jedoch gab (o.g.), sind als äußerst gewichtig zu bewerten. Der „ungeheure Erfolg“ des Fortschritts43 wie Löwith sagt, verdeckt auch die ungeheuren Nicht-Erfolge. Der Fortschritt ist dadurch eine Art Verhängnis, weil er eigene Funktionslogiken hat, die ambivalent sind und sich durch eine starke Ambiguität auszeichnen. Für Löwith hat der säkularisierte Fortschrittswille der Moderne die eigentliche christliche Theologie abgelöst. Für Löwith hat der „Physiker die Stelle des Theologen“ eingenommen44. Das moderne Denken an eine Erfüllung, ein Endheil in der Zukunft, ist nun an das wissenschaftliche Prinzip eines Positivismus gebunden. Der „planbare Fortschritt [besonders im Positivismus; USA; Silicon Valley] hat die Funktion der Vorsehung übernommen.“45 Für Karl Löwith im Allgemeinen ist diese ganze Entwicklung davon geprägt, dass der einstige „Fortschrittsoptimismus in einen Fortschrittsfatalismus“46 übergegangen ist, weil er eben unkontrolliert, schnelllebig und oft unvorgesehen vonstatten geht, wodurch sich ein Dilemma47 zwischen Fortschritt als Erfolg und Fortschritt als Nicht-Erfolg ergibt. Im Überbau erkennt Löwith eine allgemeine „Verherrlichung des technischen Könnens“, die über die Gefahren des Fortschritts oft hinwegtäuscht.

5. Fortschrittsoptimismus der Tech-Giganten in der normativen Betrachtung von Löwith’s Sichtweisen auf das Fortschrittsdenken der Moderne

Im Vorausgegangenen Kapitel wurde klar ersichtlich wie Löwith zum Fortschrittsdenken der Moderne steht und warum er in diesem ein Verhängnis sieht. Im folgenden Kapitel soll der Fortschrittsoptimismus der Tech-Giganten, der als Ausgangsprämisse angenommen wird48, normativ betrachtet werden. Dies geschieht mit Rückgriffen auf Löwiths Sichtweisen zum Fortschrittsdenken der Moderne. Somit findet eine Synthese des Fortschrittsdenken der Tech-Giganten und Löwith statt.

Die großen Tech-Giganten, allen voran GAFA (o.g.), sind weltweit der Inbegriff für einen unaufhaltsamen scheinenden Fortschrittsoptimismus, der seines gleichen sucht. Jedes Jahr präsentieren die GAFA-Konzerne ihre neuartigen Technologien und deren Möglichkeiten. Das Ziel ist dabei fast immer das Gleiche: Die Welt bzw. die Menschheit soll verbessert werden - sie soll optimiert werden. Der Autor Franklin Foer zeichnet in seinem Buch ein düsteres Bild der GAFAs bzw. allgemein des Silicon Valleys ab. Für Foer geben die GAFAs gefährliche Heilsversprechen ab, wie etwa, dass der Tod überwunden werden soll (Marshall McLuhan49 ) oder das gesamte menschliche Wissen geordnet und jederzeit abrufbar sein sollte50. Besonders stark kritisiert er die extreme Monopolbildung, die von den GAFAs ausgeht. Durch die Monopolisierung und das Aufkaufen von neuen Marktteilnehmern, wird Konkurrenz nicht zugelassen und die sogenannten „fortschrittlichen Ideen“ werden nur von einigen wenigen Konzernen ausgearbeitet - mit wenig Gegenwind51. Die Parallelen des Heilsversprechens der GAFAs und zu Löwiths modernem Fortschrittsdenken als ein säkularisiertes Heilsversprechen sind beachtlich und lassen sich ausgezeichnet auf das Fortschrittsdenken der Tech-Giganten übertragen. Löwiths Sichtweise, dass der Mensch als Geschöpf immer unvollkommen und nie die völlige Perfektion in seinem Tun erreichen kann - die „unvollendbare Menschheitsgeschichte“52 -, ist bei den Tech-Giganten die Grundausgangslage, die überwunden werden muss und soll; eine Grundhaltung, die gefährlich und in sich drin bereits einen ultimativen Zwang zum Fortschritt mit sich bringt. Wie Löwith ausführt, versucht der Mensch immer besser zu werden bzw. auf die Tech-Welt bezogen, Produkte immer mehr zu perfektionieren, obwohl dies eventuell gar nicht nötig wäre, da eine frühere Technik vielleicht immer noch zuverlässig funktioniert. Die Tech-Giganten haben jedoch eine Lösung, die als äußerst kritisch zu bewerten ist, um dieser Grundausgangslage zu entkommen und um eine „relative Perfektion“53 zu erreichen. Es handelt sich um die Fusion von Menschen und Maschine (Transhumanismus)54. Durch etwa KI-Chips im Körper soll eine Lebensoptimierung stattfinden, die ultimativ als anthropologischer Fortschritt verkauft wird. War das Verlängern des Lebens lange Zeit eine Unmöglichkeit oder wie Löwith sagen würde, eine Insel, die man nicht erreichen konnte55, so lässt sich feststellen, dass es diese Tendenzen gibt, gar starke Forschung in diesem Bereich unternommen wird. Der Mensch spielt Gott, er möchte sich eigene Schicksale schaffen. Foer spricht von einem „messianischen Traum“56 der Tech-Giganten. Die „christliche Zuversicht auf eine künftige Erfüllung“57 bei Löwith ist bei den Tech-Giganten beispielsweise ein langes und gesundes Leben, das jedoch künstlich und mit Gefahren ausgestattet ist. Die Frage nach Privatsphäre, Datenübermittlung, die permanent stattfinden könnte, Überwachung etc. wird selten gestellt. Für Foer liegt der Grund des Nichtnachfragens darin, dass die Präsentationen der Tech-Giganten „schön und innovativ“58 wirken, jedoch über die Gefahren hinwegtäuschen. Die Frage nach dem „Brauchen wir das wirklich oder wollen wir das wirklich?“ wird nur selten gestellt. Der Fokus liegt woanders: Bei der unendlichen Technikoptimierung, die blind vonstatten geht - ohne Prüfinstanz oder Marktkonkurrenz mit anderen Ideen. Dass Errungenschaften auch Gefahren mit sich bringen, wie Löwith eindrucksvoll darstellt59, möchten die Tech-Giganten nicht wissen. Sie verstehen sich als Menschheitsretter und Heilsbringer60. Diese Entwicklung kann für eine Gesellschaft und ihren Grundstrukturen nicht wünschenswert sein, es fehlt der kontrollierte pluralistische Wettbewerb und eine Transparenz, die Einsicht in die Arbeitsweisen der Tech-Giganten geben kann.

Der Fortschrittsglaube, angeregt und erwachsen durch die jahrelange Technikoptimierung, ist eine Religion der Tech-Giganten geworden. Löwiths Sichtweise des modernen Fortschrittsdenken, dass immer alles nur besser wird, findet sich rigoros bei den Tech-Giganten wieder. Die Tech-Giganten sind getrieben von einer evolutionären Dialektik, deren Ende in einer gewissen Zukunft liegt. Sie schreiben in Bezug auf Löwith ihre eigene „Evolutionsgeschichte“61. Die groteskeste Parallele zu Löwith bzw. zu Löwiths Argumentation, dass das moderne Fortschrittsdenken maßgeblich aus dem Christentum entstammt und damit auch aus der Bibel abgeleitet wurde, ist ein spezieller Katalog im Silicon Valley, der als Bibel eben dieses gesehen wird. Es handelt sich um den „Whole Earth Catalog“, der von dem extremen Technooptimisten Stewart Brand geführt wurde. Die grobe Grundforderung lässt sich mit Löwiths Punkten abgleichen. Ziel der Wissenschaft, die stark positivistisch arbeitet, ist die „Befreiung und Vernetzung durch Technik“, Technik ist, wie bei Löwith, das angebliche „Allheilmittel“62 und der Weg zu einer heilvollen Zukunft - ein transzendentes Wesen wie Gott benötigt man dafür schon lange nicht mehr. Auch dies erkannte Löwith, wenn er sagt: „Man transzendierte nicht mehr zu Gott als dem summum bonum, sondern zu einer fortschreitend verbesserungsfähigen Menschenwelt.“63 Für Spiritualität, die dem Menschen viel geben kann und einem Menschen Sicherheit und Halt geben kann, ist bei den Tech-Giganten kein Platz, alles ist positivistisch-rational.

Einer der führenden Tech-Optimisten, eher Tech-Fundamentalisten, ist der Amerikaner und Google-Vordenker Ray Kurzweil. Niemand sonst steht für einen derartigen Technikfundamentalismus, der alles aus dem Weg räumen will. Nichts scheint Kurzweils Ideen und Ansichten aufzuhalten. Die oben angesprochene evolutionären Dialektik, bezogen auf die technischen Möglichkeiten, kennt für Kurzweil ein klares Ende. Im Jahre 2099 soll das Endziel des Fortschritts erreicht sein64, das Heil soll auf Erden herrschen, besser ausgedrückt, die Technik. Sein Ziel ist die „Verschmelzung von Menschen und Maschine“65 und die damit einhergehende „technische Überlegenheit der Natur“66. Weiter plädiert Kurzweil für eine „natürliche Auslese der Evolution“67. Diese Ziele sollten bei allen Menschen, die sich als aufgeklärt verstehen, Alarme auslösen. Löwith stellt fest, dass „der Schritt über die Natur hinaus [...]“ das moderne Fortschrittsdenken ausmacht. Dieser Einschätzung würde Kurzweil zustimmen bzw. lebt er diese Einschätzung - er sieht sie gar als Dogma an. Die Natur und ihre Gesetze sind dafür da, sie zu überwinden - mit allen Mitteln (Positivismus, siehe Kapitel 2). Die Frage, die sich hier normativ stellt, ist, ob das der Mensch wirklich möchte; möchte der Mensch wirklich mit Maschinen bzw. mit technischen Elementen immer mehr zusammengehen. Ist dieser Plan notwendig und wenn ja, für welchen Preis? Die klare Antwort muss sein, dass der Preis zu hoch ist und der Mensch dadurch an eigentlicher Humanität verliert. Kurzweil möchte den Menschen nicht „optimieren“, sondern abschaffen und damit einem angeblichen positiven Fortschritt zu einem realen negativen Fortschritt (Rückschritt) verhelfen. Die Schwelle ist hier, wie Löwith artikuliert, äußerst gering68. Man kann dem deutschen Philosophen Precht nur zustimmen, wenn er Kurzweils Ideen und Denken als „maßloses Heilsversprechen“69 abtut und ihm vorwirft „Technikfundamentalismus mit Scheuklappen“70 zu betreiben. Eine rücksichtslose Vorwärtsbewegung, die auch Löwith in seinem Leben erkannte und selbst erlebte (2. Weltkrieg) und eine gewisse „Unersättlichkeit“71, sind ebenfalls bei den Tech-Giganten und besonders bei so populären Personen wie Kurzweil zu erkennen. Diese Radikalität und das Ausschalten-wollen von z.B. menschlicher Fehlbarkeit oder relativer Rationalität72 und es mit einem evolutionären dialektischen Fortschritt begründen zu wollen, ist als hochgradig gefährlich anzusehen. Zukunft wird wie bei Löwiths Ausführungen sowie bei den Tech-Giganten als per se fortschrittlich und als der Gegenwart überlegen angesehen. Der Imperativ lautet: Optimieren, Verbessern, Vordringen; koste es, was es wolle. Jedoch nicht des Menschen willens, sondern des Geldes. Gerade dies wird mit innovativen Sprüchen der Tech-Giganten versteckt.

Die Tech-Giganten erfüllen sicherlich auch positive Aufgaben, wie etwa der Möglichkeit sich breit zu vernetzten oder Dinge gemütlich online zu bestellen. Auch medizinische Fortschritte bzw. Verbesserungen - wie auch schon Löwith feststellte - konnten durch die Tech-Giganten erreicht werden oder angestoßen werden, auch das muss klar benannt werden. Nichtsdestotrotz sollten die potenziellen Entwicklungen, die in einer Monopolwelt geplant werden, genau unter die Lupe genommen werden. Wenn schon fast alle „glückseligen Inseln“ erreicht worden sind, so muss es die Aufgabe sein, diese wenigstens grundlegend zu schützen73.

Der Gründer und Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums Klaus Schwab beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Thematik der Digitalisierung und ihren Folgen, besonders auf den Menschen und seine Eigenheiten. Für Schwab stellt die Digitalisierung - besonders die enorme und schnelle Entwicklung der KI, die für ihn in den USA stattfindet und große Gefahren mit sich bringt, zudem von den Tech-Giganten vorangetrieben wird - die Vierte Industrielle Revolution dar. In Schwabs gleichnamigem Buch geht er unter anderem auf die Variable Mensch ein und tut dies mit einem besonderen Augenmerk auf dessen Identität, Ethik und Moral. Schwabs Ausführungen sind mit Löwiths Denken über den Fortschritt erstaunlich kompatibel. Wie Löwith stellt auch Schwab fest, dass eine enorme und schnelle Entwicklung in unterschiedlichsten Bereichen, besonders dem technischen, stattfindet bzw. zu beobachten ist74. Das Dogma des Fortschritts ist omnipräsent. Die Vierte Industrielle Revolution verändert für Schwab viel, „[...]besonders, wer wir sind.“75 Gleichzeitig ist die Vierte Industrielle Revolution durch Begeisterung und Angst geprägt. Begeisterung in dem Sinne, dass viele Errungenschaften das Leben scheinbar deutlich vereinfacht haben und vieles effizienter zu erledigen ist. Auch die Entwicklungen in der Medizin sind bei Schwab nicht von der Hand zu weisen. Die Parallelen zu Löwith sind hier offenkundig. Nichtsdestotrotz sieht auch Schwab, wie Löwith, einige Probleme bestehen. Hier kommt die Angst ins Spiel. Für Schwab wird es immer undurchsichtiger, wie viel eigentlich auf dem Spiel steht76. Dieser Umstand ist aus einem radikalen Systemwechsel bzw. einer grundlegenden Veränderung der westlichen Gesellschaften entstanden. Technologische Entwicklungen kann man kaum noch hinterfragen bzw. kritisieren, weil sie sich schnell wieder weiterentwickeln oder optimiert werden. Getreu dem Motto: Das was gestern war, muss nicht auch morgen so sein. Das latente Dogma der kontinuierlichen Anpassung löst laut Schwab ein tiefes Unbehagen aus77. Für ihn gibt es klare Gewinner und Verlierer. Die Gewinner sind die Tech-Giganten und die Fortschrittstreiber àla Kurzweil oder Musks, die Verlierer die Menschen, die mit der rasanten Entwicklung nicht mehr mitkommen, schlicht überfordert sind. Für Schwab „[...] profitieren die Gewinner womöglich von gewissen Formen radikaler Optimierungen des Menschen.“78 Menschen wie Kurzweil, aber auch die CEO’s von den Tech-Giganten sind hier als eben diese zu verstehen und tun vor allen Dingen eines: Sie spalten die Gesellschaft in Menschen, die mitkommen und Menschen, die es nicht tun. Der Fortschritt, der z.B. aus den kalifornischen Städten proklamiert wird, scheint nur ein Fortschritt für bestimmte Menschen zu sein, und das, obwohl die Tech-Giganten eigentlich die Menschheit optimieren wollen. Das positivistische Grundprinzip, das hinter dem modernen Fortschrittswillen steckt, ist eine eigene Religion geworden bzw. ein Prinzip, das selten hinterfragt wird. Entwicklungen scheinen meist hingenommen zu werden, gar als sowieso eintreffend angesehen. Schwab plädiert ausgehend aus dem Vorausgegangenen, dass die Menschheit bzw. die Gesellschaften sich gewisse Fragen stellen müssen. Fragen, die das säkularisierte, moderne Fortschrittsdenken der Tech-Giganten betreffen. Schwab ist eindrücklich, wenn er fragt: „Wollen wir Designerbabies, Lebensverlängerung, Gedächtnisextraktion?“79. Die Entwicklungen, die von den Tech-Giganten als fortschrittlich verkauft werden, müssen nicht auch zwingend eben dies sein (wie bei Löwith die Entwicklung der Nuklearwaffen). Gerade in Hinblick auf moralische Fragen und mit der Einbeziehung der Humanität des Menschen, kann sich der Blickwinkel ändern und dadurch können andere Fragen auftauchen. Fragen, die nach dem wirklichen Sinn einiger „fortschrittlicher“ Ideen fragen. Diese Fragen sind jedoch äußerst lästig für Kurzweil und Co., weil die Entwicklungen, die sie vorantreiben, einem säkularisierten dialektischen Prinzip folgen und als notwendig betrachten, um zu einer erfüllten Zukunft zu gelangen (Hegel und Comte sind hier nicht weit entfernt). Die Frage, die jedoch offenbleibt, ist für wen eigentlich. Für Löwith ist die Erwartung der Zukunft das Element, in dem der Wille zum Fortschritt schwimmt80. Diese Ausgangslage erschwert das Fragen nach Sinnhaftigkeit technologischer Entwicklungen der Tech-Giganten und den Kurzweils, da die Zukunft immer als ein zu erreichendes Heil angesehen wird, das einen gewissen Fortschritt zu suggerieren versucht. Ein Gegenschwimmen ist anstrengend und kostet Zeit und Zeit ist endlich - jedenfalls noch.

6. Fazit

Das evolutionär-dialektische und moderne säkularisierte Denken über den Fortschritt, das maßgeblich durch Hegel und Comte (auch Francis Bacon) geprägt wurde bzw. angestoßen wurde, ist bis heute in den westlichen Gesellschaften vorzufinden, mehr noch: Es prägt diese fundamental und ist ein maßgeblicher Taktgeber des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Die Tech-Giganten und ihre Sichtweisen, die Welt zu einer besseren umzugestalten, eher zu optimieren, denn nicht optimiert genug, kann als ein rigoroses Dogma verstanden werden und nimmt ebenfalls religiöse Züge an. Die Tech-Giganten pfeilen in ihren Hallen an Technologien, die unter anderem den natürlichen Lauf des Lebens manipulieren wollen und in die innerste Privatsphäre der Kunden gelangen wollen. Die Tech-Giganten, allen voran Persönlichkeiten wie Kurzweil, wollen Gott spielen bzw. wollen eine technologisierte-säkularisierte Eschatologie anbieten, man könnte auch von einer Silicon-Valley-Eschatologie sprechen. Alles, was sich die Tech-Giganten ausdenken soll die Welt verbessern, der Mensch wird als ein schwaches Wesen angesehen, das gelenkt und manipuliert werden muss. Die Humanität, z.B. eine grundsätzliche Fehlbarkeit oder Irrationalität soll überwunden werden, weil sie stört und die möglichen Höchstleistungen behindert. Hierfür soll der Mensch mit Maschinen verschmelzen (Transhumanismus, siehe oben). Es scheint tatsächlich eingetreten zu sein, dass die Tech-Giganten und ihre Entwicklungen auf jede Insel angelangt sind. Löwiths Gedanken sind somit hoch aktuell. Diese Entwicklung ist als äußerst gefährlich zu bewerten, da die Tech-Giganten in einer Welt der Monopole zu Hause sind. Die Tech-Giganten sind keine Teilnehmer eines Marktes, sie sind der Markt. Dass die Tech-Giganten der Markt sind, ist ein fundamentales Problem. Sie entscheiden über technologische Entwicklungen und haben quasi freies Geleit. Egal, was sie entwickeln, die Präsentationen werden innovativ und nahbar wirken und sollen zeigen, dass sie der Fortschritt sind, an dem keiner vorbeikommt, wenn er dazugehören möchte. Wenn man sich nicht der gesetzten Entwicklungen anpasst, ist man rückschrittlich (oder das Smartphone verliert nach zwei Jahren die Lebenslust). Der Fortschritt scheint bezogen auf die Tech-Giganten und mit den Worten Löwiths zu einem wahren Verhängnis geworden zu sein. Die Entwicklungen sind, wie schon Löwith in seiner Zeit erkennen musste, kaum noch aufzuhalten bzw. sehr schnell und damit kaum zu hinterfragen oder gesellschaftlich zu diskutieren. Die „unvollendbare Menschheitsgeschichte“81 soll vollendet werden, für die einen 2099, für die anderen im nächsten Jahrtausend. Der unersättliche Fortschritt82 ist Fluch und Segen zugleich, auch dies stellte Löwith bereits fest. Er konnte das Leben in vielen Lebensbereichen deutlichen verbessern, konnte jedoch auch viele Lebensbereiche zerstören. Möglichkeiten einen Fortschritt zu erreichen oder die Mittel dafür zu haben, etwas Bestimmtes zu entwickeln, sollten in der Zukunft diskutiert und betrachtet werden; betrachtet werden auf eine tatsächliche Notwendigkeit und einem schärferen Blick auf Freiheits- oder Marktrechte. Letztendlich ist die Silicon-Valley-Eschatologie der Tech-Giganten (auf die USA bezogen) eine antiaufklärerische Bewegung bzw. wendet sie sich explizit gegen die Werte der Aufklärung. Das freie Denken, das Menschsein, die Einforderung von umfangreichen Bürgerrechten, das Einstehen für ein stabiles Gemeinwohl und im großen Überbau die Kritik an Kirche und Religion (die Tech-Giganten schreiben der Religion keine größere Wirkung zu, treten jedoch als eine quasi Religion auf; siehe oben; Positivismus) als gesellschaftlicher Strukturrahmen, geraten durch die Tech-Giganten in Gefahr, auch wenn sie selbst das selbst nicht so sehen würden. Die Tech-Giganten sehen sich als die ultimativen Aufklärer, sie bringen das Vernünftige und das Gute in die Welt. Die Tech-Giganten sind ein kleiner und elitärer Kreis, der die Welt verändern möchte; verändern heißt hier jedoch mehr Überwachung, Einschränkung der Privatsphäre, Eingriff in die Humanität, Eingriff in Grundprinzipien eines liberalen Marktes und Eingriff in die Mündigkeit der Bürger einer Gesellschaft. Fortschritt kann vieles sein, dies jedoch sollte bei überzeugten und der Aufklärung zugeneigten Menschen nur eine Aussage zur Folge haben: Das kann kein wünschenswerter Fortschritt sein.

Löwiths kritisches Fortschrittsdenken ist im Licht der Tech-Giganten und deren Fortschrittsoptimismus als hoch aktuell und ausgezeichnet anwendbar zu bewerten. Löwiths Text „Verhängnis des Fortschritts“ liest sich teilweise wie ein Text aus aktueller Zeit und dies ist der eindrückliche Beweis dafür, wie innovativ und herausragend die Sichtweisen und Gedanken von Löwith waren. Es ist beachtlich, dass fast jede Aussage Löwiths auf die heutige Technik-Welt angewandt werden kann und immer wieder einen neuen Blick auf die Dinge eröffnet. Löwith zeigt mit seinem Text eindrucksvoll auf, welche Gefahren bei den Tech-Giganten und deren Fortschrittsoptimismus lauern können bzw. wohin die Reise gehen kann. Löwiths Fortschrittsverständnis und seine Implikationen daraus können auf zahlreiche weitere Bereiche angewendet werden, sei es in der militärischen Sphäre, der genetischen, der technischen, der sozialen oder der wirtschaftlichen. Löwiths Text „Verhängnis des Fortschritts“ ist ein Meisterstück und kann den Horizont gesund erweitern - und zum Nachdenken seiner Welt anregen.

7. Literaturverzeichnis

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Foer, Franklin (2018): Welt ohne Geist: Wie das Silicon Valley freies Denken und Selbstbestimmung bedroht, Karl Blessing Verlag, 3. September 2018, Einleitung.

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Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990 (Seminartextgrundlage).

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[...]


1 Vgl. Bing, Stanley (2017): Immortal Life. A Soon to Be True Story, 2017, Simon & Schuster Paperbacks, New York, S. 3.

2 Vgl. Runkel G., Burkart G. (2005) Einleitung: Luhmann und die Funktionssysteme. In: Runkel G., Burkart G. (eds) Funktionssysteme der Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 7-11.

3 Vgl. Sascha Vukelic (2000): Unternehmensidentität als Ressource. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2000, S. 83.

4 Vgl. Spiekermann, Sarah (2019): Digitale Ethik. Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert, Droemer, 2019, S.9-28.

5 Ebd, S. 27.

6 Vgl. Mittelstrass, Jürgen: Neuzeit und Aufklärung, Berlin 1970, S. 343.

7 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, S. 320 – 339, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990.

8 Vgl. Ruffing, Rainer (2007): Einführung in die Geschichte der Philosophie, 2. Auflage, UTB-Verlag, S. 187.

9 Ebd, S. 186.

10 Ebd, S. 189.

11 Vgl. Stammen, Theo und Berg-Schlosser Dirk (2003): Einführung in die Politikwissenschaft, 2. Auflage, S.61.

12 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, S. 320., aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990.

13 Ebd, S. 320.

14 Vgl. Comte, Auguste (1844): Discours sur l‘Esprit Positif. Rede über den Geist des Positivismus (1844), französisch-deutsch, übers. Eingel. U. hg. V. Iring Fetscher, Hamburg: Meiner 1956, S. 6-7.

15 Ebd, S. 11.

16 Vgl. Comte, Auguste (1844): Discours sur l‘Esprit Positif. Rede über den Geist des Positivismus (1844), französisch-deutsch, übers. Eingel. U. hg. V. Iring Fetscher, Hamburg: Meiner 1956, S. 30.

17 Ebd, S. 25-28.

18 Vgl. Graf, Torben, Eggers, Jan und Pozzi, Paul (2021): Auguste Comtes widersprüchliche Rolle von Glauben in seinem Positivismus. Inwiefern widerspricht Comtes Zivilreligion der Idealvorstellung seines Positivismus? , Seminararbeit, Leuphana Universität Lüneburg, S. 5-9.

19 Vgl. Scholz, Heike (2018): Die größten Tech-Giganten der Welt, 17. Oktober 2018, mobile zeitgeist online, unter: https://www.mobile-zeitgeist.com/groesste-tech-giganten/?cookie-state-change=1628074230251 [zuletzt abgerufen am 04.08.2021].

20 Vgl. Wietlisbach, Oliver (2020): US-Kongress droht mit Zerschlagung der mächtigen Tech-Giganten – diese reagieren umgehend, 2020, Watson, unter: https://www.watson.ch/digital/international/578296652-us-kongress-droht-mit-zerschlagung-der-maechtigen-tech-giganten [zuletzt abgerufen am 04.08.2021].

21 Vgl. Wietlisbach, Oliver (2020): US-Kongress droht mit Zerschlagung der mächtigen Tech-Giganten – diese reagieren umgehend, 2020, Watson, unter: https://www.watson.ch/digital/international/578296652-us-kongress-droht-mit-zerschlagung-der-maechtigen-tech-giganten [zuletzt abgerufen am 04.08.2021].

22 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 320.

23 Ebd, S. 320.

24 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 321.

25 Ebd, S.321.

26 Ebd, S. 322.

27 Vgl. Hadot, Veil of Isis, S. 93; ebenso S. 340, zitiert Bacon, Novum Organum, Band 1, Aphorismus 98: “de meˆme les ope ́rations cache ́es de la nature se livrent mieux sous le tourment des arts que dans leur cours ordinaire” (Bacon, Novum Organum, trans. Malherbe and Pousseur, S. 159.

28 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 322.

29 Ebd, S. 323.

30 Ebd, S. 324.

31 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 324.

32 Ebd, S. 325.

33 Ebd, S. 325.

34 Vgl. Comte, Auguste (1844): Discours sur l‘Esprit Positif. Rede über den Geist des Positivismus (1844), französisch-deutsch, übers. Eingel. U. hg. V. Iring Fetscher, Hamburg: Meiner 1956. Anmerkung: Comte entwickelt über den gesamten Text seine Argumentation. Der Tenor des Textes ist im Abschnitt 2.2. „Auguste Comte“ dieser Arbeit grob erläutert.

35 Ebd, S. 327.

36 Ebd, S.328.

37 Ebd, S. 326.

38 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 326.

39 Ebd, S. 325.

40 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 326.

41 Ebd, S. 328.

42 Ebd, S.333.

43 Ebd, S. 334.

44 Ebd, S. 334.

45 Ebd, S. 334.

46 Ebd, S. 334.

47 Ebd, S. 335.

48 Belegt durch Abbildung 1 auf Seite 8.

49 Vgl. Foer, Franklin (2018): Welt ohne Geist: Wie das Silicon Valley freies Denken und Selbstbestimmung bedroht, Karl Blessing Verlag, 3. September 2018, Einleitung, S. K1.

50 Ebd, S. 6.

51 Ebd, S. 7.

52 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 322.

53 Ebd, S. 323.

54 Vgl. Foer, Franklin (2018): Welt ohne Geist: Wie das Silicon Valley freies Denken und Selbstbestimmung bedroht, Karl Blessing Verlag, 3. September 2018, Einleitung, S. 6.

55 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 326.

56 Vgl. Foer, Franklin (2018): Welt ohne Geist: Wie das Silicon Valley freies Denken und Selbstbestimmung bedroht, Karl Blessing Verlag, 3. September 2018, Kapitel 1.

57 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 324.

58 Vgl. Foer, Franklin (2018): Welt ohne Geist: Wie das Silicon Valley freies Denken und Selbstbestimmung bedroht, Karl Blessing Verlag, 3. September 2018, Einleitung, S. 7.

59 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 324.

60 Vgl. Foer, Franklin (2018): Welt ohne Geist: Wie das Silicon Valley freies Denken und Selbstbestimmung bedroht, Karl Blessing Verlag, 3. September 2018, Kapitel 1.

61 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 321.

62 Vgl. Foer, Franklin (2018): Welt ohne Geist: Wie das Silicon Valley freies Denken und Selbstbestimmung bedroht, Karl Blessing Verlag, 3. September 2018, Kapitel 1.

63 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 325.

64 Vgl. Precht, Richard David (2020): Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens, 1. Auflage, Goldmann Verlag, 2020, München, S. 76.

65 Ebd, S. 76.

66 Ebd, S. 93.

67 Ebd, S. 93.

68 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 322-324.

69 Vgl. Precht, Richard David (2020): Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens, 1. Auflage, Goldmann Verlag, 2020, München, S. 105.

70 Ebd, S. 77.

71 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 328.

72 Vgl. Precht, Richard David (2020): Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens, 1. Auflage, Goldmann Verlag, 2020, München, S. 73.

73 Die Debatte wird aktuell in den USA stark geführt, mehr dazu unter: https://www.nytimes.com/2021/03/18/opinion/apple-google-app-monopoly.html [zuletzt abgerufen am 05.09.2021].

74 Vgl. Schwab, Klaus (2016): Die Vierte Industrielle Revolution, Vierte Auflage, Juni 2016, Verlagsgruppe Random House, S. 145.

75 Ebd, S. 145.

76 Ebd, S.145.

77 Ebd, S. 145.

78 Ebd, S.146.

79 Ebd, S. 147.

80 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 338.

81 Vgl. Löwith, Karl (1963): Verhängnis des Fortschritts, aus: Karl Löwith, Der Mensch inmitten der Geschichte. Philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts, Verlag: J.B. Metzler Stuttgart 1990, S. 322.

82 Ebd, S. 328.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Karl Löwiths Text "Das Verhängnis des Fortschritts“ im Licht des Fortschrittsoptimismus der Tech-Giganten. Eine normative Betrachtung
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg  (Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft (IPK))
Veranstaltung
Vom Sinn der Geschichte – Karl Löwith und die Kritik der historischen Vernunft
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
25
Katalognummer
V1148602
ISBN (eBook)
9783346531490
ISBN (Buch)
9783346531506
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Inwiefern kann Löwiths kritisches Fortschrittsdenken uns helfen, den aktuellen Fortschrittsoptimismus der Tech-Giganten neu zu bewerten?
Schlagworte
Geschichtsphilosophie, Säkularisierung, Fortschritt, Fortschrittsoptimismus, Transformation, Technik
Arbeit zitieren
Paul Pozzi (Autor:in), 2021, Karl Löwiths Text "Das Verhängnis des Fortschritts“ im Licht des Fortschrittsoptimismus der Tech-Giganten. Eine normative Betrachtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1148602

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