Konditionalsätze. Verbzweitstellung nach Weil-Subjunktionen


Hausarbeit, 2021

12 Seiten, Note: 1,3

Henriette Buhlrath (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sprachwissenschaftliche Betrachtung
2.1 Theoretische Abhandlung des Begriffs Diskursmarker
2.2. Kausalsätze
2.3 Eigenschaften von V2 und VL Nebensätzen
2.4 Unterschiede zwischen weil- VL und weil- V2
2.5 Weil- Sätze mit Verbendstellung
2.6 Weil -Sätze mit Verbzweitstellung

3. Lesarten von Weil mit Verbzweitstellung
3.1. Propositionale Begründung
3.2. Epistemische Begründung
3.3. Begründung bezogen auf den Sprechakt

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.Einleitung

Heute kann man alles bei der großen Suchmaschine Google finden und wenn man nun den Begriff Weil- Satz oder weil als Diskursmarker in der Suchfunktion eingibt, dann wird sehr schnell klar, dass das ein Thema ist, welches vor allem in der gesprochenen Sprache ist das Thema aktuell. In der geschrieben Sprache folgt auf die Wörter weil, obwohl und wobei ein Nebensatz mit Verbletztstellung.

Dieses Phänomen der Verbzweitstellung nach Subjunktionen ist aber weit verbreitet und mittlerweile hat eben dieses Phänomen es auch geschafft, Aufmerksamkeit zu erzielen. Sprachpfleger befürchten auf Grund von diesem Phänomen den endgültigen Verfall der deutschen Sprache. Für Bastian Sick ist die „Abschaffung des Nebensatzes hinter weil “ (Spiegel, onl.) auf die Bequemlichkeit der Deutschen zurück zu führen. Zudem befürchtet er, „[...], dass sich die Grammatikwerke dem irgendwann anpassen und die Einleitung von Hauptsätzen mit weil und obwohl als zulässig erklären.“ (ebd.). Die gesprochene Sprache ist auch Teil der Forschungsarbeit der Sprachwissenschaft. Diese kommt bei ihrer Arbeit mittlerweile auch zu dem Punkt, dass sie feststellt, dass die Nebensätze in der deutschen Sprache nicht aussterben werden. Sie sehen darin, anders als Sick keinen Grund in der Bequemlichkeit. Doch mit seiner Meinung steht Sick bei weitem nicht allein dar. Es gibt zahlreiche Sprachkritiker, darunter durchaus auch Deutschlehrer, die „... sehen darin ein Anzeichen für sprachliche Nachlässigkeit. Die Fähigkeit, syntaktisch komplexe Sätze zu konstruieren, gehe verloren...“ (Wegener, 2000:33). Bei dem Phänomen der weil- V2 oder auch WV2 Sätzen wird auch die Begründung bzw. die Bedingung, die sich auf diese Konstruktion wie propositionale-, epistemische und sprechaktbezogene Begründung bezieht, mitdargestellt. Antomo & Steinbach (2010: 16) haben in ihrer empirischen Studie, eben diese Art der Begründung, als Interpretation von weil-Sätzen ausgelegt und erläutert. Als eines der Gesamtergebnisse, der Untersuchung von Antomo & Steinbach (2010), lässt sich darstellen, dass die epistemische Begründung, also eine Begründung, die auf Basis einer erkenntnistheoretischen Debatte entstanden ist und die eine Überzeugung erfüllen muss, um tatsächlich Wissen zu sein, in der Tat zur häufigsten Zugänglichkeit der Lesarten von WV2 führt. Diese Arbeit beschäftigt sich mit eben diesem Phänomen anhand einer Darstellung eines Alltagsgesprächs und einer institutionellen Kommunikation. Im Anschluss daran werden die Untersuchungs,-sowie Analysemethoden der Korpora erläutert. Beispiele stammen u.a. aus der DGD. Nach der Untersuchung werden die Ergebnisse dann im Fazit festgehalten. Da es den Leser weniger vom Text ablenkt, wenn der Text bzw. diese Arbeit ohne Gender * etc. geschrieben wird, habe ich hierauf verzichtet. Möchte aber betonen, dass sich die angegebene Form stets auf das männliche und das weibliche Geschlecht beziehen.

2. Sprachwissenschaftliche Betrachtung

2.1 Theoretische Abhandlung des Begriffs Diskursmarker

Diskursmarker ist ein Synonym für den Begriff Gesprächswörter. Dieser Begriff stammt aus der angloamerikanischen Forschung und bezeichnet den Oberbegriff für sprachliche Ausdrücke, die zur Strukturierung von Dis­kurs gebraucht werden. Sie haben unterschiedliche Funktionen, dazu zählt z.B. die als Einleitung für Sprecherwechsel, sie leiten somit eine Wende ein z.B. mit Füllwörtern mit hm / ähm… oder auch durch Rückschlussfragen bzw. Fragen zur Vergewisserung, Sie können aber auch in ihrer Funktion als Themensteuerungsmodul genutzt werden, z.B. durch Konjunktionen (z.B. übrigens). Des Weiteren haben Diskursmarker die Aufgabe einen dargelegten Sachverhalt neu zu organisieren. Dies geschieht z.B. durch Konjunktionen, die Satzteile zueinander in Beziehung. (Vgl. Bußmann1990: 190).

2.2. Kausalsätze

Kausalsätze sind vom Hören und Sagen vielen Menschen bekannt, doch was sie wirklich beinhalten und warum unsere Sprache sie benötigt um korrekt und nicht nur „bequem“ wie Sick es ausdrückte zu kommunizieren, weiß kaum jemand. Schaut man im Duden, dann hält er folgende Definition für den Begriff Kausalsätze bereit:

„Umstandssatz, der eine Ursache, einen Grund angibt; Begründungssatz“ (Duden, onl.). Schaut man in der Literatur nach, so wird schnell klar, dass es Unterschiede gibt zwischen der gesprochenen Sprache und der geschriebenen Standardsprache. In den Anmerkungen von Susanne Günthners Artikel „…weil – man kann es ja wissenschaftlich untersuchen“ bemerkt sie, dass sie einst eine Anfrage zu Weil-Sätzen an die Sprachberatungsstelle der Redaktion des Dudens schickte und die nachfolgende Rückmeldung bekam:

„Die mit weil eingeleiteten Sätze sind Nebensätze. Deshalb muß [!] das Zeitwort wie bei allen mit einem Bindewort (einer Konjunktion) eingeleiteten Nebensätzen am Ende stehen: Ich kann nicht kommen, weil ich keine Zeit habe. Die besonders in der gesprochenen Sprache vorkommende Voranstellung des Zeitwortes (Ich kann nicht kommen, weil ich habe keine Zeit. Sie war ärgerlich, weil er war nicht gekommen.) ist nicht korrekt! (Günthner 1993: 57)

Heute wird diese Tatsache nicht mehr so steif gesehen und einfach so stehen gelassen. Nachdem noch vor einigen Jahren die auftretende Verszweitstellung in Weil-Sätzen „von zahlreichen gegenwärtigen Grammatiken zur deutschen Sprache schlichtweg ignoriert“ (Günthner 1993:38) wurde, ist sie mittlerweile in unserer Sprache angekommen und wird auch in die neueren Nachschlagwerke meist mitaufgenommen. Oft wird dieser Art der Kausalsatzbildung aber eine ungrammatische Stellung zugewiesen. Es gibt jedoch auch die Fälle, in denen die Verbzweitstellung sogar als „Charakteristikum bestimmter Mundarten aufgeführt“ (Günthner 1993: 38) wird.

2.3 Eigenschaften von V2 und VL Nebensätzen

WV2 treten nur in nachgestellter Weise auf, integrierte WVL Sätze können jedoch auch voranstehen. (vgl. Uhmann 1998: 102). Dies ist ein erster, aber markanter Unterschied, den es durchgehend bei der Betrachtung zu beachten gilt. Weil-V2-Sätze haben Unterschiede im Bereich der Syntax, Semantik und Pragmatik vorzuweisen, wenn man diese mit den integrierten weil-VL-Sätzen vergleicht. WV2 haben aber auch formale und funktionale Eigenschaften vorzuweisen, die vergleichbar sind mit anderen V2-Nebensätzen wie dem V2-Relativsatz (RV2) oder dem V2-Komplementsatz (KV2) (vgl. Antomo & Steinbach, 2010:2). Nicht unbedingt vorhersehbar, aber dennoch interessant ist die Tatsache, dass auch RV2 Sätze nur extraponiert auftreten. (vgl. Gärtner 2001: 472)

2.4 Unterschiede zwischen weil- VL und weil- V2

Auch in der heutigen Zeit lässt sich (leider) feststellen, dass die weil -Konstruktion mit V2 noch immer nicht richtig verstanden wird und das, obwohl sie im alltäglichen Sprachgebrauch oftmals bereits angewendet und verwendet wird. Neben den Theorien, die bereits angeführt wurden und die die Verwendung als u.a. eine Bequemlichkeit abstempeln, gibt es dennoch einige Sprachwissenschaftler (z.B. Miyashita 2001: 3), die die Meinung vertreten, dass es für die Existenz eben dieser Konstruktionen definitiv Gründe gibt. Aus diesen sollte diese Konstruktion auch nicht als eine falsche Konstruktion verstanden werden, sondern allenfalls als eine, die noch neu und unbekannt ist. Damit diese Theorie verstanden werden kann und damit auch die Untersuchungen und Analysen zu diesem Thema, ist es wichtig und sogar essenziell, die beiden weil -Konstruktionen miteinander zu vergleichen, zu analysieren und zu bestimmen. (Vgl. Miyashita 2001: 4). Myashita vertritt auch die Meinung, dass es durchaus auch Unterschiede in der syntaktischen, infomationsstrukturellen, prosodischen und illokutionären Ebene gibt. (vgl. ebd.). Zudem wird die V2-Stellung häufig in Kooperation mit epistemischen Kausalbeziehungen gebraucht. Gohl & Günthner (vgl. 1999: 40, 42) haben mit ihrer Studie und den Theorien belegt, dass es vier Funktionen von weil als Diskursmarkergibt, auf die im Folgenden eingegangen werden soll: (i) Einleitung von Zusatzinformationen; (ii) Einleitung einer narrativen Sequenz; (iii) Einleitung eines the­matischen Wechsels; (iv) weil als konversationelles Fortsetzungssignal. Weil hat oft keine begründende oder erklärende Funktion mehr und ist ebenfalls nicht mehr als Bindewort, sondern viel mehr als Diskursmarker für den Zusammenhang der Bereiche oder für einen neuen Aktivitätstyp zu erkennen (vgl. ebd.: 61, Schwitalla 2012: 143). Zudem sind weil­ Sätze mit der V2 Stellung in poetisch gesprochenen Texten, wie z.B. in Songtexten zu finden (vgl. Catasso 2017: 125).

2.5 Weil- Sätze mit Verbendstellung

Das Wort weil ist eine subordinierende Konjunktion und aus diesem Grund hat es die folgenden Konnektorenmerkmale inne.

1. Weil vergibt keine Kasusmerkmale an seine syntaktische Umgebung.
2. Weil drückt eine spezifische zweistellige semantische Relation aus (eine kausale Relation).
3. Weil ist nicht flektierbar.
4.Die Relate der Bedeutung von weil sind Sachverhalte.
5. Die Ausdrücke für die Argumente der relationalen Bedeutung von weil (die Konnekte) sind Satzstrukturen.
6. Weil bettet das ihm unmittelbar folgende Konnekt in sein anderes Konnekt ein.
7. „Wenn das eingebettete Konnekt lautlich als Satz realisiert wird, ist es ein Verbletztsatz“ (Grammis, onl.)
8. Weil steht unmittelbar vor dem eingebetteten Konnekt. (Vgl. ebd.)

2.6 Weil -Sätze mit Verbzweitstellung

Wie bereits kurz erwähnt fand die Nutzung weil als VZ in den Grammatiken, Studien und der Literatur allgemein häufig keine Erwähnung. Mittlerweile gibt es jedoch auch hier Änderungen, die zu beobachten sind. So verweist Eisenberg (vgl. Eisenberg 1998) auf die Nutzung von weilVZ in replikativen Schlüssen. Auf die Verwendung vom Wort weil in der gesprochenen Sprache macht u.a. Heidolph aufmerksam, er geht jedoch auch nicht auf den Kontext bezüglich der Art und Weise der Verwendung ein. Der Kontext wird kurz angesprochen in der Online-Grammatik Grammis. Hier heißt es: „Verbzweitsatz bei Begründung auf der Ebene von epistemischen und kommunikativen Minimaleinheiten möglich.“ (Vgl. Grammis onl.). Damit lässt sich feststellen, dass dieses Phänomen zwar eindeutig vorhanden ist und auch häufiger genutzt wird, in der Literatur jedoch noch wenig beachtet wird.

3. Lesarten von Weil mit Verbzweitstellung

3.1. Propositionale Begründung

„Propositionale Begründung: Ein integrierter WVL liefert typischerweise eine Begründung für den in der vorhergehenden Proposition ausgedrückten Sachverhalt (Antomo & Steinbach, 2010: 16-17)“.

Die Definition von Antomo & Steinbach (2010: 16-17) hat ihren Ursprung auf der Ebene der Sachverhalte. Proposition wird in diesem Kontext auch als Faktizität bezeichnet. Küper (1991, zitiert nach Henning 2006: 123) beschreibt, dass die Faktizität bei diesen Sachverhalten als gegeben vorausgesetzt wird. Küper (1991) geht davon aus, dass diese Verbstellung in diesem Fall typisch ist. Jedoch schließt er auch eine Verbzweitstellung nicht aus.

Beispiel (1). Dieses Beispiel wurde aus der Datenbank DGD entnommen und enthält eine propositionale Begründung von WV2. In diesem Beispiel besteht eine Relation zwischen zwei Propositionen, die auf der Sachverhaltsebene feststellen.

Beispiel (1):

0001: (0.28.

0002:HM wenn i mir des jetzt so uffschreib °hh dass mama nämlich

net immer uff seinen fehlern rumhackt

0003: (1.23).

0004:H [ weil ► wenn_s nämlich dann] falsch is un er hot halt die getränke net gholt muss er sich wahrscheinlich beim owendesse des ä ganze owendesse ahöre dass er des (.) die getränke net gholt hat (zitiert nach DGD ID: FOLK_E_00026_SE_01_T_03)

Das Wort weil leitet hier eine Begründung ein. Weil wenn es dann falsch ist. Susanne Günther (1993) beschreibt in einer Studie, die den Fokus auf diskurspragmatische Aspekte der Wortstellung in weil-Sätzen gelegt hat, die Faktoren, die für die Verbzweitstellung erforderlich sind. (Vgl. Günther, 1993: 40). Ebenso nennt sie Faktoren, die die Verbendstellung nach sich ziehen (vgl. ebd.) Günther findet zwei Typen des WV2. Zum einen handelt es sich hier um eine Charakterisierung nach Anbindung des WV2. Dies lässt sich damit begründen, dass der Teilsatz nicht innerhalb des Skopus des anderen gibt es für sie die Möglichkeit der direkten Anbindung zwischen zwei Teilsätzen.

3.2. Epistemische Begründung

Günther meint, dass die Verbindung mit dem Wort weil zu einer Konklusion führt (Günter, 1993: 7). Des Weiteren ist sie davon überzeugt, dass diese Konklusion in der Bezugsäußerung ihren Ursprung hat. Küper bezeichnet diese Lesart, also die Begründung der Schlussfolgerung, als einen diagnostischen Gebrauch (Küper, 1991, zititiert nach Henning, 2006: 125). Sweetser jedoch schrieb im Jahr 1990 folgende Worte diesbezüglich: „...in the epistemic domain a causal conjunction will mark the cause of a belief or a conclusion..“(Sweetser 1990: 76). Mit dieser Aussage begründet Sweetser die Kennzeichnung einer epistemischen Begründung, denn die Schlussfolgerung eines weil- Satzteils findet somit auch einen Grund.

Bei Betrachtung der Aussagen von Antomo & Steinbach (2010: 18) fällt auf, dass bei WV2 wegen der vorgelegten parataktischen Struktur immer diese epistemische Lesart zutrifft. (Vgl. Uhamnn 1998: 117). Nachfolgend wird ein Beispiel von Günther, (1993:7), erläutert. Dieses stellt die vorab erläuterte epistemische Begründung in einer sehr guten und verständlichen Weise dar.

KINO

(4) 12D: der Bildschirm ist kaputt.- 13: WEIL - da ist nur noch schwarz auf, Schirm (zitiert nach Günther, 1993:7)

Der Sprecher nutzt den Kausalsatz nicht, um einen Grund anzufügen, also warum oder wieso der Bildschirm kaputt ist. Der Sprecher sagt mit seinem Satz nur aus, dass er kaputt ist. Dies begründet er mit der Aussage, dass der Bildschirm schwarz ist. Der Kausalsatz hält i.d.R. einen reduktiven Schluss bereit. (Vgl. Volodina 2011: 133f).

3.3. Begründung bezogen auf den Sprechakt

Eine weitere, nicht faktische Begründung ist lt. Günther die sprechaktbezogene Begründung. (Vgl. Günther, 1993: 5). Günther stellt ebenfalls fest, (Günther, 1993: 5), dass Satzkonstrukte wie „Ich frage dich; bzw. bitte dich; fordere dich auf; beschimpfe dich + (Teilsatz A), weil (Teilsatz B)“ zu den Eigenschaften von sprechaktbezogenen Begründungen gehören. (Vgl. ebd.) Im Vergleicht zu dieser Theorie stellt Wessly, bereits einige Jahre zuvor eine andere Theorie auf, hier wird sich darauf bezogen, dass die sprechaktbezogene Lesart eine Sprechhandlung darstellt, die der Sprecher ausführt bzw. ausgeführt hat. Antomo & Steinbach (2010: 18) vertreten die Meinung, in Bezug auf die Gemeinsamkeit dieser Lesart und der der epistemischen Begründung, dass sich die sprechaktbezogene Begründungen nicht auf die propositionale Ebene bezieht. Sie meinen, dass sich eben diese auf die illokutionäre Ebene bezieht und außerdem auch zu erwarten ist, dass der erste Teilsatz aus eben diesen Gründen dann nicht deklarativ sein kann. Wie bereits zu Anfang erwähnt, gibt es mittlerweile viele Untersuchungen und Analysen auf diesem Gebiet und bei der Unterscheidung zwischen den propositionalen und epistemischen Lesarten von weil-VL-Sätzen spielt die prosodische Gestaltung von Äußerungen nicht nur eine, sondern sogar die Rolle, die hier als die entscheidende bezeichnet werden darf. (Vgl. Voldina 2011: 21) In einem seiner Vorträge sprach Hardarik Blühdorn über die Frage, welche Aufschlüsse die Konnektorenforschung von der Prosodieforschung zu erwarten hat und seine Analyse diesbezüglich zeigte, dass die prosodische Gestaltung von Äußerungen stark mit ihrer syntaktischen Struktur korreliert. Das bedeutet, dass während die sog. regierenden ,im hauptsächlich von der Syntax gesteuerten Konnektoren wie Konjunktoren, Postponierer, Subjunktoren, Präpositionen und Vergleichpartikeln sich unabhängig von der Prosodie verhalten, die nicht-regierenden dann jedoch zu denen zählen, die auf gleicher Stufe stehen wie die Adverbkonnektoren, Modal- und Fokuspartikeln und eine vielfältige Interaktion mit der Prosodie betreiben.(Vgl. ebd.).

4. Fazit

Gespräche, die im Alltag geführt werden, also Tag für Tag von uns allen, nennt man Alltagsgespräche. Sie unterscheiden sich bereits im Grundsatz von institutionellen Kommunikationen. Die Arten dieser Gespräche lassen sich durch etliche Aspekte charakterisieren. Solche Charakterisierungsmerkmale können die Beziehung zwischen den Sprechern, die Form der Kooperation und auch die Inhalte der Gespräche darstellen. Neben diesen gibt es auch noch die strukturell streng geregelte Standardsprache. Diese gilt als die „zentrale Sprachvarietät einer Sprachgemeinschaft“ (Engel, 1994:14). In diesem Sinne kann sie als Nationalsprache verstanden werden, die eine einheitliche Darstellung erforderlich macht. Sie soll auch nicht als ein theoretischer Rahmen verstanden werden, sondern als die Sprache, die „im Deutschen die Gebrauchssprache eines großen Teils der Sprachgemeinschaft“ verstanden wird (Bußmann: 648). In der geschriebenen Sprache herrschen auch andere Regeln als in der gesprochenen. Die gesprochene wandelt sich des Öfteren. In der geschriebenen Sprache kommt der hochsprachliche Charakter und ihrer „Funktion als öffentliches Verständigungsmittel“ (Bußmann: 718) zum Ausdruck. Unsere bekannte Umgangssprache oder Alltagssprache ist ein großer, heterogener Bereich von Sprachvarietäten zwischen der Standardsprache und den verschiedenen Dialekten, die von Gebiet zu Gebiet und Region zu Region auftreten. (Vgl. ebd.). Ihr ist kein striktes Regelsystem eingeschrieben. Sie bedient einen Stil, der „für informellere, privatere Situationen angemessener erscheint als die eher auf formelle Situationskontexte beschränkt bleibende Hochsprache“ (Ebd.). Es ist grade im Bereich der Grammatik und ihrer Handhabung unerlässlich, darauf zu achten, ob es sich um eine Umgangssprache also ein Gespräch im Alltag oder eine formelle Sprache handelt. Formell wird dabei häufig in schriftlicher Weise verwendet.

Die Stellung von Weil im Satz ist zwar ein interessantes aber noch wenig erforschtes Thema. Hier sollte die Literatur in den kommenden Jahren aufholen.

Literaturverzeichnis

Antomo, Mailin / Steinbach, Markus: Desintegration und Interpretation: Weil-V2-Sätze an der Schnittstelle zwischen Syntax, Semantik und Pragmatik. Online verfügbar unter: https://goescholar.uni-goettingen.de/bitstream/handle/1/11587/zfsw.2010.001.pdf?sequence=5&isAllowed=y (Zugriff: 20.08.2021)

Bußmann, Hadumod (1990): Lexikon der Sprachwissenschaft. Kroener Alfred GmbH& Co. KG, o.O..

Blühdorn, Hardarik (2006): Kausale Satzverknüpfungen im Deutschen. Pandaemonium Germanicum. Revista de Estudos Germanı´sticos 10.

Blühdorn, Hardarik (2008): Epistemische Lesarten von Satzkonnektoren. Wie sie zustande kommen und wie man sie erkennt. In Semantik und Pragmatik Schnittstellen, Inge Pohl (Hrsg.). Frankfurt, Main: Lang. Brandt, Margareta, Marga Reis, Inger Rosengren & Il

Catasso, Nicholas (2017): V 2-Einbettung im Spannungsfeld von Hypotaxe und Parataxe. Studien zur deutschen Grammatik. Stauffenburg Verlag.

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Gärtner, Hans-Martin (2001). Are there V2 relative clauses in German? Journal of Comparative Germanic Linguistics 3: 97, 141.

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Anna Volodina. (2011): Konditionalität und Kausalität im Diskurs. Eine korpuslinguistische Studie zum Einfluss von Syntax und Prosodie auf die Interpretation komplexer Äußerungen. In: Zeitschrift für Rezensionen zur germanistischen Sprachwissenschaft.

Wegener, Heide (2000): Koordination und Subordination - semantische und pragmatische Unterschiede. In: Lefèvre, Michel (Hrsg.): Subordination in Syntax, Semantik und Textlinguistik. Tübingen.

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Details

Titel
Konditionalsätze. Verbzweitstellung nach Weil-Subjunktionen
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
12
Katalognummer
V1148815
ISBN (eBook)
9783346536754
ISBN (Buch)
9783346536761
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lesarten von Weil mit Verbzweitstellung, Subjunktionen, Konditionalsätze, Konditionalsatz, Sprachwissenschaftliche, sprachwissenschaft, language, deutsch, deutsch als Fremdsprache, weil, v2
Arbeit zitieren
Henriette Buhlrath (Autor:in), 2021, Konditionalsätze. Verbzweitstellung nach Weil-Subjunktionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1148815

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