Der Erste Kreuzzug. Feindbild Muslime


Hausarbeit, 2019

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


1 Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Stereotyp, Vorurteil, Feindbild
2.1 Stereotyp
2.2 Vorurteil
2.3 Feindbild

3 Muslime: uneingeschränkte Feinde der Christen?
3.1 Feindbild erkennbar in der Rede Urbans II
3.2 Folgte dem propagierten Feindbild auch (nur) solches Handeln?

4 Fazit

5 Quellenverzeichnis

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Im Jahr 1071 erschütterte eine folgenschwere Niederlage das oströmische Reich. In Manzikert wurde die byzantinische Armee von den türkisch muslimischen Seldschuken vernichtend geschlagen. Die Niederlage war für Byzanz verheerend und bedeutete den Verlust des wichtigen Anatoliens, sodass sich Alexios I. an den römischen Papst Urban I. mit einem Hilfegesuch wandte. Die Unterstützung für Byzanz und verschiedene andere politischen Ziele, wie die Revidierung des Schismas von 1052, führten zu einem bis dato beispiellosen religiös motivierten Kriegszug.1 Die Rede Urbans II. am 27.11.1095. in Clermont war eines der wichtigsten Bauteile für den Erfolg des Ersten Kreuzzugs, welcher im Juli 1099 mit der Eroberung Jerusalems sein Ziel erreichte.2 Ein Hauptziel des Kreuzzugs war die Rückeroberung Jerusalems von den Muslimen. Meine Arbeit soll nun analysieren, ob die Muslime als die uneingeschränkten Feinde der Kreuzfahrer wahrgenommen worden und dementsprechend behandelt worden sind oder eben auch nicht. Die Rede Urbans in Clermont als Initialzünder der Bewegung soll in Anbetracht ihres entscheidenden und prägenden Charakters der Unternehmung noch zusätzlich auf ein muslimisches Feindbild untersucht werden.3

Bevor die eigentliche Arbeit beginnt, sollen noch kurz meine Quellen umrissen werden. Im ersten Kapitel widme ich mich der Rede Urbans. Hier verwende ich vor allem die Chronik von Fulcher von Chartres. Dieser war sehr wahrscheinlich Augenzeuge in Clermont und schloss sich auch dem Kreuzzugheer an. Dort wurde er im Jahr 1097 Kaplan von den bedeutenden Kreuzzugsfürsten Balduin von Boulogne.4 Seine Chronik Historia Hierosolymitana startet im Jahr 1095 und endet im Jahr 1127, in welchem er stirbt. Die Rede Urbans wurde zwischen den Jahren 1100 und 1105 verfasst und ist damit eine der zeitnächsten Fassungen für diese.5 Eine weitere wichtige Quelle meiner Arbeit ist die Historia Ierosolimitana , der für die Arbeit entscheidende Teil findet sich im ersten Buch und behandelt den Zeitraum von 1096-1099. Der Autor Albert von Aachen, welcher als Mitglied des Klerus eingeordnet wird, war selbst kein Teilnehmer am Kreuzzug. Der erste Teil seines Werkes ist ungefähr auf die ersten Jahre des 12.

Jahrhunderts zu datieren.6 Für seine Arbeit dienten ihm vor allem mündliche Berichte von Heimkehrern. Sie scheint auch relativ unabhängig von der Gesta Francorum und der Chronik Fulchers zu sein.7 Auch wenn die Chronik lange Zeit anderen Chroniken untergeordnet war, wegen ihrem Quellencharakter aus zweiter Hand durch die mündlichen Berichte, gilt sie heutzutage als eine der besten Quellen des Ersten Kreuzzugs. Grund ist neben der ausführlichen Arbeit auch die relative Unabhängigkeit zu der Gesta Francorum.8 Die nächste bedeutende Chronik meiner Arbeit ist die schon genannte Gesta Francorum. Der anonyme Autor des Werkes war selbst Teilnehmer des Kreuzzuges und bietet somit einen guten Zugang zu den Geschehnissen und Erfahrungen des Ersten Kreuzzugs, welche er selbst miterlebte. Sein Werk diente auch vielen späteren Chronisten, wie Robert dem Mönch, als Grundlage. Entscheidend bei der Auswahl dieser Chronik war, dass sie durch den direkten Kontakt mit dem „Feind“ eine höhere Authentizität als die von ihr abhängigen Arbeiten besitzt. Des Weiteren wird der Anonymi als kämpfender Teilnehmer des Kreuzzugs eingestuft und wird nicht wie Albert von Aachen, Fulcher von Chartres oder noch zu erwähnenden Wilhelm von Tyrus dem geistlichen Stand zugeordnet.9 Die letzte Quelle meiner Arbeit ist das Werk von dem Erzbischof Wilhelm von Tyrus mit dem Namen Historia rerum in partibus transmarinis gestarum, sie wurde zwischen den Zeitraum 1170-1184 abgefasst und hatte dadurch keinen direkten Zugang mehr zu den Ereignissen zwischen 1095-1099. Die Chronik von dem orientalischen Bischof beschreibt die frühe Geschichte der Kreuzzüge äußerst umfassend und war bis in die Neuzeit die populärste Kreuzzugschronik.10

2 Stereotyp, Vorurteil, Feindbild

Im Folgenden sollen kurz die Begriffe Stereotyp, Vorurteil und Feindbild definiert und erläutert werden.

2.1 Stereotyp

Die Menschen neigen dazu schwierige und komplexe Erscheinungen zu vereinfachen und in verschiedene Kategorien zusammenzufassen. Dadurch kann die Welt strukturiert und besser vorhergesagt werden. Dieser Orientierungsversuch findet auch zwischen Menschen statt. So werden unterschiedliche Personen zu sozialen Gruppen zusammengefasst und mit verschiedenen Eigenschaften und Merkmalen versehen, die Individualität der einzelnen Mitglieder rückt dabei in den Hintergrund. Die Merkmale und Eigenschaften der Gruppe können neutral, positiv oder negativ konnotiert sein.11

„Stereotyp ist die verallgemeinernde Zuschreibung bestimmter Eigenschaften und Merkmalen auf alle Mitglieder einer Gruppe. Dabei blieben Unterschiede zwischen den Gruppenmitgliedern unberücksichtigt.“12

Stereotypen entstehen in der Gesellschaft oder auch durch Erfahrungen. Ein Problem dieser geistigen Methode ist, dass sie sich ziemlich robust gegen Veränderungen, Ergänzungen und deren Abschaffung verhält, auch trotz neuer widersprüchlicher Informationen.13 Ein Problem der Stereotypisierung ist meist dann gegeben, wenn die Attribute einer Gruppe einen negativen oder sogar feindseligen Charakter annehmen, in diesen Fällen spricht man von Vorurteilen.

2.2 Vorurteil

Wie bereits erwähnt sind Vorurteile eine spezifische Form des Stereotyps und weisen meist eine stärkere emotionale Komponente auf. Fremde Personen, oder auch Personengruppen, werden allein durch ihre scheinbare Mitgliedschaft einer bestimmten Gruppe mit einer negativen Bewertung versehen.14

2.3 Feindbild

Das Feindbild ist einfach ausgedrückt die emotionalste und feindseligste Art eines Stereotyps. Obwohl nicht jeder Stereotyp ein Vorurteil ist oder zu einem Feindbild führen muss. Ausschlaggebend für ein Feindbild ist eine Bedrohungssituation oder - vorstellung, diese können berechtigt und real oder auch unberechtigt und ohne Grundlage sein. Solche subjektiven Bedrohungen können militärischer, aber auch ideologischer oder kultureller Natur sein. Jedoch muss nicht jeder Gegner als Feind wahrgenommen werden. Eine Feindschaft ist die aggressivste Form gegenüber einer Person bzw. einer Personengruppe.15 Dieses Phänomen kann auch von den Führern eines Staates oder einer Religion benutzt werden, um ein Ziel zu verfolgen. Die herrschenden Persönlichkeiten müssen eventuell zuerst ein Feindbild erschaffen oder ein schon vorhandenes Feindbild instrumentalisieren. Die Gründe für einen solchen Schritt sind, dass durch einen gemeinsamen Feind der „Wir-Gruppe“ die Probleme und Schwierigkeiten der eigenen Gruppe auf den Feind abgewälzt werden können. Zudem wirkt eine solche Abgrenzung zu einer anderen Gruppe identitätsstiftend.16 Diese Abgrenzung und die Zuweisung von negativen Attributen können sich ins unermessliche Steigern und zu einer Dehumanisierung des Gegenübers führen bis zur Identifizierung des Feindes mit dem ausschließlichen Bösem. So kann es auch die Tötungshemmungen herabsetzen bzw. erleichtern.17

Zusammengefasst lassen sich nach Ingrid Hartl diese Punkte über die Wirkung des Feindbildes auf die eigene Gruppe herausarbeiten:

1. Großes Misstrauen gegenüber dem Feind und ihrem Verhalten.
2. Alle Probleme mit der Feindgruppe, entsteht durch die Schuld dieser.
3. Die Annahme, dass der Feind immer mit allen Mitteln gegen die eigene Gruppe vorgeht.
4. Der Feind ist die Identifikation des Bösen.
5. „De-Individualisierung“: Alle Personen der gegnerischen Gruppe werden einer Kategorie zugeordnet und demnach behandelt.
6. Durch eine „Empathieverweigerung“ gegenüber der Feindgruppe werden menschliche und ethische Maßstäbe für diese herabgesetzt oder ausgesetzt.18

In Bezug auf die Kreuzzüge könnte ein solches Vorhaben für die Kreuzzugführer, allen voran für den Papst, durchaus Sinn gemacht haben und eventuell auch Erfolg versprechend gewesen sein.

[...]


1 Vgl. Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge (Kohlhammer-Urban-Taschenbücher Bd. 86), Stuttgart 20055, S.9-17.

2 Vgl. Gübele, Boris: Deus vult, Deus vult. Der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter (Mittelalter-Forschungen, Bd. 54), Ostfildern 2018, S. 297f.

3 Vgl. Ebd., S. 318.

4 Vgl. Ebd. 299-301.

5 Vgl. Hagenmayer, Heinrich: Historia Hierosolymitana. (1095-1127); Heidelberg 1913, S.44f.

6 Vgl. Knoch, Peter: Studien zu Albert von Aachen. Der erste Kreuzzug in der deutschen Chronistik (Stuttgarter Beiträge zur Geschichte und Politik, Bd. 1), Stuttgart 1966, S. 91-107.

7 Vgl. Edgington, Susan: Historia Ierosolimitana. History of the journey to Jerusalem, Oxford 2007, S. xxvi-xxviii.

8 Vgl. Skottki, Kristin: Christen, Muslime und der Erste Kreuzzug. Die Macht der Beschreibung in der mittelalterlichen und modernen Histographie (Cultural encounters und the discourses of scholarship, Bd. 7), Münster/New York 2015, S. 357-363.

9 Vgl. Völkl, Martin: Muslime - Märtyrer - Militia Christi. Identität, Feindbild und Fremderfahrung während der ersten Kreuzzüge, Stuttgart 2011, S. 22-26.

10 Vgl. Skottki, Kristin: Christen, Muslime und der Erste Kreuzzug. Die Macht der Beschreibung in der mittelalterlichen und modernen Histographie (Cultural encounters und the discourses of scholarship, Bd. 7), Münster/New York 2015, S. 149f.

11 Vgl. Ostermann, Änne: Vorurteile und Feindbilder, München 1976, S. 3-4.

12 Fischer, Peter u.a.: Sozialpsychologie für Bachelor, Berlin 20182, S. 166.

13 Vgl. Hartl, Ingrid: Das Feindbild der Kreuzzugslyrik. Das Aufeinandertreffen von Christen und Muslime (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie, Bd. 40), Bern 2009, S. 13­14.

14 Vgl. Aronson, Elliot u.a.: Sozialpsychologie, Hallbergmoos 20086, S. 424.

15 Vgl. Flohr, Anne Katrin: Feindbilder in der internationalen Politik. Ihre Entstehung und ihre Funktionen (Bonner Beiträge zur Politikwissenschaft, Bd. 2), Münster u.a. 1991, S. 22-32.

16 Vgl. Hartl, Ingrid: Das Feindbild der Kreuzzugslyrik. Das Aufeinandertreffen von Christen und Muslime (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie, Bd. 40), Bern 2009, S. 18f.

17 Vgl. Wagener, Sybil: Feindbilder. Wie kollektiver Hass entsteht, Berlin 1999, S. 21-36.

18 Vgl. Hartl, Ingrid: Das Feindbild der Kreuzzugslyrik. Das Aufeinandertreffen von Christen und Muslime (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie, Bd. 40), Bern 2009, S. 17.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Der Erste Kreuzzug. Feindbild Muslime
Hochschule
Universität Regensburg  (Geschichte)
Veranstaltung
Die Kreuzzüge
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
18
Katalognummer
V1149029
ISBN (eBook)
9783346534095
ISBN (Buch)
9783346534101
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kreuzzüge, Feindbild, Muslime
Arbeit zitieren
Tristan Simmet (Autor:in), 2019, Der Erste Kreuzzug. Feindbild Muslime, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1149029

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Erste Kreuzzug. Feindbild Muslime



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden