Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, zwei völlig unterschiedliche theoretische Zugänge – den Konstruktivismus und die realistische Theorie – hinsichtlich ihrer Erklärungen für die engen transatlantischen Beziehungen zwischen Westeuropa und Nordamerika während des Kalten Krieges zu untersuchen. Diese Kooperation vor allem der damaligen NATOStaaten sollte gerade im Hinblick auf die teilweise ehemalige Kriegsgegnerschaft im Zweiten Weltkrieg nicht als selbstverständlich angesehen werden. Sie erstreckte sich keineswegs nur auf eine sicherheitspolitische Zusammenarbeit. Vielmehr wurden schon 1956 im Bericht des Dreierausschusses über die nichtmilitärische Zusammenarbeit im
Rahmen der NATO Kooperationen nicht nur auf militärischer, sondern auch auf politischer und wirtschaftlicher Ebene gefordert.1
Welche Erklärungen können Theorien der internationalen Beziehungen für die engen transatlantischen Beziehungen bieten?
Die Beschränkung der Fragestellung auf den Untersuchungszeitraum Kalter Krieg ist vor allem dem begrenzten Umfang dieser Arbeit geschuldet. Ohne Zweifel wäre eine Betrachtung der jüngsten Entwicklungen durch die „Brille“ der Theorien der
internationalen Beziehungen interessant, würde jedoch sicherlich den vorgesehenen Rahmen sprengen.
Da insbesondere der Konstruktivismus einen noch sehr heterogenen Strauß von
theoretischen Ansätzen in sich vereinigt, werde ich mich vor allem auf die
konstruktivistische Konzeption der Sicherheitsgemeinschaft stützen, die in den späten 50er Jahren erstmals unter der Federführung von Karl Deutsch entwickelt wurde.2 Hinsichtlich der realistischen Theorie werde ich vor allem Bezug auf den Neorealismus nehmen. Die Arbeit ist in einen theoretischen Teil und einen Vergleichsteil gegliedert. Ersterer beinhaltet die Darlegung der beiden theoretischen Zugänge. Von ihnen ausgehend sollen jeweils Hypothesen entwickelt und anschließend empirisch überprüft werden. Der zweite Teil stellt die Theorien vergleichend dar, wobei Gemeinsamkeiten und Unterschiede
herausgearbeitet werden sollen, und beurteilt abschließend deren jeweilige Erklärungskraft in Bezug auf das Thema.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretisch-konzeptionelle Grundlagen
- Konstruktivismus
- Die Konzeption der Sicherheitsgemeinschaft
- These: die transatlantischen Beziehungen als Sicherheitsgemeinschaft
- Empirische Überprüfung
- Neorealismus
- These: die transatlantischen Beziehungen als reine Allianz
- Empirische Überprüfung
- Konstruktivismus
- Vergleich von Konstruktivismus und Neorealismus hinsichtlich der Fragestellung
- Gegenüberstellung der konkurrierenden theoretischen Ansätze
- Erklärungskraft der Theorien
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht zwei gegensätzliche theoretische Ansätze – den Konstruktivismus und die realistische Theorie – hinsichtlich ihrer Erklärungen für die engen transatlantischen Beziehungen zwischen Westeuropa und Nordamerika während des Kalten Krieges. Die Arbeit zielt darauf ab, die unterschiedlichen Perspektiven dieser Theorien auf die transatlantische Kooperation im Kontext der damaligen NATO-Staaten zu beleuchten.
- Die Bedeutung der Sicherheitsgemeinschaft im Konstruktivismus
- Die Rolle der Allianz im Neorealismus
- Die empirische Überprüfung der Theorien anhand der transatlantischen Beziehungen
- Der Vergleich der Erklärungskraft beider Theorien
- Die Herausforderungen der transatlantischen Beziehungen im Kalten Krieg
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert die theoretischen Grundlagen des Konstruktivismus und des Neorealismus. Sie skizziert die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen im Kalten Krieg und die Notwendigkeit, diese aus theoretischer Perspektive zu betrachten.
Der erste Teil der Arbeit widmet sich dem Konstruktivismus. Er erläutert die Grundzüge des konstruktivistischen Ansatzes und stellt die Konzeption der Sicherheitsgemeinschaft vor. Die These, dass die transatlantischen Beziehungen als Sicherheitsgemeinschaft betrachtet werden können, wird entwickelt und empirisch überprüft.
Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit dem Neorealismus. Er erläutert die Grundzüge des neorealistischen Ansatzes und stellt die These auf, dass die transatlantischen Beziehungen als reine Allianz betrachtet werden können. Diese These wird ebenfalls empirisch überprüft.
Der dritte Teil der Arbeit vergleicht die beiden Theorien und stellt ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Die Erklärungskraft beider Theorien in Bezug auf die transatlantischen Beziehungen wird beurteilt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Konstruktivismus, den Neorealismus, die transatlantischen Beziehungen, die Sicherheitsgemeinschaft, die Allianz, den Kalten Krieg, die NATO, die internationale Politik und die Theorie der internationalen Beziehungen.
- Arbeit zitieren
- Diplom Politologe Fabian Rieger (Autor:in), 2006, Der Konstruktivismus und die realistische Theorie der Sicherheit: Erklärungen für die transatlantischen Beziehungen zwischen Westeuropa und Nordamerika zur Zeit des Kalten Krieges, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114905