Gottesbeweise - ein kurzer Überblick


Seminararbeit, 2007

11 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG

2. GOTT ALS DAS, WORÜBER NICHTS GRÖßERES GEDACHT WERDEN KANN
2.1 Kontextuelle Einordnung
2.2 Skizzierung des Beweises
2.3 Erläuterungen und Kritik

3. GOTT ALS DER UNBEWEGTE BEWEGER
3.1 Kontextuelle Einordnung
3.2 Skizzierung des Beweises
3.3 Erläuterungen und Kritik

4. GOTT ALS DER NICHTLEERE DURCHSCHNITT ALLER POSITIVEN KLASSEN
4.1 Kontextuelle Einordnung
4.2 Skizzierung des Beweises
4.3 Erläuterungen und Kritik

5. FAZIT

6. LITERATURVERZEICHNIS

1. Einleitung

Im Register des „Katechismus der katholischen Kirche“ sucht man vergeblich nach dem Stichwort „Gottesbeweise“. Sie spielen in der offiziellen katholischen Lehre, scheint es, keine Rolle. Die Existenz Gottes wird ja auch vorausgesetzt, sie ist durch die Schrift evident und muss nicht erst bewiesen werden. Es wird vielmehr die Frage gestellt, wie man als Mensch Gott erkennen kann; zwei Aspekte, die eng miteinander verbunden sind, aber doch sauber zu unterscheiden sind.

Dennoch versuchte man immer wieder, die Existenz Gottes objektiv zu beweisen, angeregt vielleicht durch eigene Zweifel oder um mit Heiden über Gott sprechen zu können. Der hl. Thomas schreibt zu Beginn der „Summe gegen die Heiden“: „Sie kommen nicht mit uns in der Autorität irgendeiner Schrift überein. [...] Daher ist es notwendig, auf die natürliche Vernunft zurückzugreifen, welcher zuzustimmen alle gezwungen sind.“[1] (Eigene Übersetzung)

Auf der Suche nach einem Gottesbeweis muss man sich vorher immer klar machen, was man unter Gott versteht. Hier ist eine volkstümliche Vorstellung, also welche sich verschiedene Menschen von Gott und seiner Natur machen, von einer philosophischen zu unterscheiden.[2]Es ist klar, dass man beim Gottesbeweis in der Regel letztere zugrunde legt. Ich habe exemplarisch drei herausgesucht, einen aus unserer Gegenwart, zwei aus dem Mittelalter, von denen einer seine Wurzeln in der Antike hat, sodass der gebotene Einblick nicht allzu sehr durch Gegebenheiten und Ansprüche der jeweiligen Zeit eingeschränkt bleibt.

2. Gott als das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann

2.1 Kontextuelle Einordnung

Der so genannte ontologische Gottesbeweis taucht das erste Mal im Proslogion des Anselm von Canterbury (1033-1109) auf. Anselm hatte sich die Frage gestellt, „ob eine schriftliche Darstellung gefunden werden könne, welche, um etwas zu gelten, keines anderen als ihrer selbst bedürfe, und welche allein ausreiche, alles was wir über das göttliche Wesen glauben, zu bekräftigten, dass Gott wahrhaft existiere, dass er das höchste Gut sei, welches keines anderen bedürfe und wessen alle anderen bedürften, um zu sein und in guter Weise zu sein.“[3] (Eigene Übersetzung). Nach langem Überlegen entschließt er sich darüber zu schreiben, wie man Gott erkennt und wie man das Geglaubte versuchen zu verstehen kann. Der Text ist als eine Rede an Gott verfasst und trägt daher in Analogie zum Monologion, einem früheren Werk Anselms, den Namen „Proslogion“.

2.2 Skizzierung des Beweises

Gott wird als das angenommen, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. Es ist nun zu zeigen, dass solch eine Sache wahrhaft existiert. Zunächst ist es ein Unterschied, ob eine Sache wahrhaft (in re) oder nur im Verstande (in intellectu) existiert. Dass dies, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann, im Verstande existiert, liegt auf der Hand, da man es sich ja vorstellen kann. Angenommen, es existierte nur im Verstande: Dann könnte man sich ja immer noch vorstellen, dass es auch in re existierte. Dies bedeutete aber, dass das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, größer wäre als das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, was natürlich nicht sein kann. Daher ist es notwendig, dass es sowohl im Verstande als auch wahrhaft existiert[4].

Kann man sich dann nicht immer noch vorstellen, dass es dies gar nicht gäbe? Wenn man sich von Dingen denken kann, dass es sie nicht gibt, bedeutet dies automatisch, dass sie kleiner sind als Dinge, von denen man nicht denken kann, dass es sie nicht gibt. Wenn man sich also das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann, nicht denken könnte, müsste man sich also etwas denken können, was größer wäre als das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Aber dies kann natürlich nicht sein. Also kann ich mir nicht denken, dass es nichts gibt, worüber nichts Größeres gedacht werden kann. Und gerade dies ist ja nach Vorraussetzung Gott. Er ist das Einzige, von dem man nicht denken kann, es wäre nicht da, alles andere existiert weniger wahrhaft und besitzt weniger Sein.

[...]


[1] S.c.G., l.1,c.2 (“non conveniunt nobiscum in auctoritate alicuius Scripturae [...] Unde necesse est ad naturalem rationem recurrere, cui omnes assentire coguntur”).

[2] WILLEMS, 520f.

[3] Proslogion, Prooemium („si forte posset inveniri unum argumentum, quod nullo alio ad se probandum quam se solo indigeret, et solum ad astruendum quia Deus vere est, et quia est summum bonum nullo alio indigens, et quo omnia indigent ut sint et ut bene sint, et quaecumque de divina credimus substantia, sufficeret.“).

[4] Proslogion, 2f.

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Gottesbeweise - ein kurzer Überblick
Hochschule
Universität Trier
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
11
Katalognummer
V114917
ISBN (eBook)
9783640162598
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gottesbeweise
Arbeit zitieren
Michael Roßler (Autor:in), 2007, Gottesbeweise - ein kurzer Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114917

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