„Sell in May and go away“ ist eine unter Investoren weit verbreitete Börsenweisheit. In der Behavioral Finance werden dieser und ähnliche Effekte als Kalenderanomalien bezeichnet. Ziel dieser Diplomarbeit ist es, die wichtigsten dieser Effekte einer Analyse zu unterziehen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in einer Investmentstrategie umzusetzen. Um einen Überblick über das Thema zu erhalten, wurde zunächst die wissenschaftliche Literatur zu den einzelnen Kalenderanomalien untersucht. In einem zweiten Schritt wurden zwölf Aktienindizes auf fünf saisonale Effekte hin untersucht. Die Beobachtungszeiträume gehen dabei bei einzelnen Indizes bis in die 50er Jahre zurück. Ein Hauptaugenmerk wurde dabei auf die historische Entwicklung der einzelnen Effekte in den jeweiligen Indizes gelegt. Damit wurde überprüft, ob die über lange Zeiträume beobachteten Anomalien auch in der Gegenwart noch evident sind. Nach dieser eingehenden, theoretischen und empirischen Analyse der jeweiligen Effekte konnte die Relevanz dieser Effekte für eine Investmentstrategie bestimmt werden. Vor der Entwicklung einer eigenen Investmentstrategie galt es, bereits am Markt befindliche Investmentprodukte zu suchen. Diese Investmentprodukte wurden schließlich hinsichtlich ihrer Performance, ihrer Outperformance und ihrer Ausstattungsmerkmale untersucht und verglichen. Im Anschluss an die Marktanalyse wurde eine eigene, auf saisonalen Effekten beruhende Anlagestrategie entwickelt. Diese Strategie wurde in zwei Teilstrategien zerlegt um für die verschiedenen Anlegergruppen praktikable Lösungen anzubieten. In einem letzten Schritt wurden die zuvor entwickelten Strategien mithilfe von historischen Kursdaten hinsichtlich ihrer Outperformance überprüft. Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten wurde ein Zeitraum von 7,25 Jahren (01.01.2001 – 31.03.2008) für diesen historischen Test herangezogen. Bei einer Anwendung beider Teilstrategien konnte mithilfe der saisonalen Strategien im Untersuchungszeitraum eine Outperformance von 362,37% gegenüber einem durchgehenden Investment erzielt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Problemstellung und Zielsetzung
- 2. Theoretische Grundlagen
- 2.1. Klassische Finanzierungslehre
- 2.2. Neoklassische Finanzierungstheorien
- 2.3. Neoinstitutionalistische Finanzierungstheorien
- 2.4. Theorie der Rationalität und Informationseffizienz
- 2.5. Die Theorie der Behavioral Finance
- 3. Kalendereffekte in der Behavioral Finance
- 3.1. Wochentags-Effekt
- 3.1.1. Erklärungen für den Wochentags-Effekt
- 3.1.2. Empirische Untersuchung des Wochentags-Effekts
- 3.2. Feiertags-Effekt
- 3.2.1. Erklärungen für den Feiertags-Effekt
- 3.2.2. Empirische Untersuchung des Feiertags-Effekts
- 3.3. Monatswechsel-Effekt
- 3.3.1. Erklärungen für den Monatswechsel-Effekt
- 3.3.2. Empirische Untersuchung des Monatswechsel-Effekts
- 3.4. Jänner-Effekt
- 3.4.1. Erklärungen für den Jänner-Effekt
- 3.4.2. Empirische Untersuchung des Jänner-Effekts
- 3.5. Sommer-Effekt
- 3.5.1. Erklärungen für den Sommer-Effekt
- 3.5.2. Empirische Untersuchung des Sommer-Effekts
- 3.6. Weitere beobachtete Effekte
- 3.6.1. US Presidential Election Cycle
- 3.6.2. Moonlight Effect
- 3.7. Kritische Würdigung der erwähnten Effekte
- 4. Entwicklung einer auf Kalendereffekten basierenden Anlagestrategie
- 4.1. Verwendbarkeit der untersuchten Effekte in einer Anlagestrategie
- 4.2. Marktanalyse für saisonale Investmentprodukte
- 4.2.1. DAXplus Seasonal Strategy - Saisonaler Index
- 4.2.2. Zertifikate
- 4.3. Implementierung der Strategie
- 4.3.1. Grundsätzliche Ausrichtung der Strategie
- 4.3.2. Sommereffekt-Strategie
- 4.3.3. Kurzfristige Trading-Strategie
- 4.4. Historischer Test der Strategie
- 4.4.1. Test der Sommereffekt-Strategie
- 4.4.2. Test der Kurzfristigen Trading-Strategien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Diplomarbeit ist die Analyse saisonaler Effekte am Aktienmarkt und die Entwicklung einer darauf basierenden Anlagestrategie. Die Arbeit untersucht verschiedene Kalendereffekte, deren empirische Evidenz und deren praktische Anwendbarkeit im Investmentkontext.
- Analyse verschiedener Kalendereffekte (Wochentags-, Feiertags-, Monatswechsel-, Jänner-, Sommer-Effekt etc.)
- Empirische Überprüfung der historischen Evidenz dieser Effekte anhand von Aktienindizes
- Entwicklung einer Anlagestrategie basierend auf den identifizierten saisonalen Effekten
- Marktanalyse bestehender saisonaler Investmentprodukte
- Backtesting der entwickelten Strategie anhand historischer Kursdaten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Problemstellung und Zielsetzung: Dieses Kapitel legt die Grundlage der Arbeit dar, indem es die Problemstellung – die Existenz und Ausnutzbarkeit saisonaler Effekte am Aktienmarkt – definiert und die Zielsetzung der Arbeit – die Analyse dieser Effekte und die Entwicklung einer darauf basierenden Anlagestrategie – klar formuliert. Es beschreibt den Ansatz der Arbeit, die Methodik und den Umfang der Untersuchung.
2. Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel liefert den theoretischen Rahmen für die empirische Analyse. Es beleuchtet verschiedene finanzwirtschaftliche Theorien, von der klassischen Finanzierungslehre über neoklassische und neoinstitutionalistische Ansätze bis hin zur Theorie der Behavioral Finance. Diese verschiedenen Perspektiven bilden die Grundlage für das Verständnis der möglichen Ursachen und Erklärungen der später untersuchten Kalendereffekte. Die Kapitelteil zur Behavioral Finance ist besonders relevant, da diese Theorie die Grundlage für die Existenz von Kalendereffekten liefert.
3. Kalendereffekte in der Behavioral Finance: Hier werden verschiedene Kalendereffekte detailliert beschrieben und analysiert. Für jeden Effekt werden mögliche Erklärungen aus der Behavioral Finance vorgestellt und die Ergebnisse empirischer Untersuchungen präsentiert. Das Kapitel beinhaltet eine umfassende Darstellung der Wochentags-, Feiertags-, Monatswechsel-, Jänner- und Sommer-Effekte sowie weiterer, weniger verbreiteter Anomalien. Besonderes Augenmerk liegt auf der historischen Entwicklung und der aktuellen Relevanz dieser Effekte.
4. Entwicklung einer auf Kalendereffekten basierenden Anlagestrategie: In diesem Kapitel wird die entwickelten Anlagestrategien vorgestellt. Es beginnt mit der Evaluierung der Verwendbarkeit der in Kapitel 3 untersuchten Effekte für die Praxis. Anschließend erfolgt eine Marktanalyse existierender, saisonaler Investmentprodukte, um bereits am Markt verfügbare Ansätze zu vergleichen. Die Arbeit präsentiert eine eigene Strategie, die in zwei Teilstrategien unterteilt ist, um unterschiedlichen Anlegerbedürfnissen gerecht zu werden. Abschließend wird ein historischer Test der entwickelten Strategien anhand von Kursdaten durchgeführt.
Schlüsselwörter
Saisonale Effekte, Aktienmarkt, Kalendereffekte, Behavioral Finance, Anlagestrategie, Wochentags-Effekt, Feiertags-Effekt, Monatswechsel-Effekt, Jänner-Effekt, Sommer-Effekt, Investmentstrategie, Outperformance, Backtesting, Marktanalyse, Zertifikate.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Saisonale Effekte am Aktienmarkt und die Entwicklung einer darauf basierenden Anlagestrategie
Was ist das Thema der Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit analysiert saisonale Effekte am Aktienmarkt und entwickelt darauf basierend eine Anlagestrategie. Sie untersucht verschiedene Kalendereffekte, ihre empirische Evidenz und ihre praktische Anwendbarkeit im Investmentkontext.
Welche Kalendereffekte werden untersucht?
Die Arbeit untersucht detailliert den Wochentags-, Feiertags-, Monatswechsel-, Jänner- und Sommer-Effekt. Zusätzlich werden weitere, weniger verbreitete Anomalien wie der US Presidential Election Cycle und der Moonlight Effect betrachtet.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf verschiedene finanzwirtschaftliche Theorien, darunter die klassische Finanzierungslehre, neoklassische und neoinstitutionalistische Ansätze sowie die Theorie der Behavioral Finance. Die Behavioral Finance spielt dabei eine besonders wichtige Rolle, da sie die Grundlage für die Existenz von Kalendereffekten liefert.
Wie wird die empirische Evidenz der Kalendereffekte untersucht?
Für jeden Kalendereffekt werden mögliche Erklärungen aus der Behavioral Finance vorgestellt und die Ergebnisse empirischer Untersuchungen präsentiert. Die historische Entwicklung und die aktuelle Relevanz der Effekte werden dabei besonders berücksichtigt. Die empirische Überprüfung erfolgt anhand von Aktienindizes.
Wie wird die Anlagestrategie entwickelt?
Die Arbeit entwickelt eine Anlagestrategie, die auf den identifizierten saisonalen Effekten basiert. Es wird zunächst die Verwendbarkeit der untersuchten Effekte für die Praxis evaluiert und eine Marktanalyse existierender saisonaler Investmentprodukte durchgeführt. Die entwickelte Strategie ist in zwei Teilstrategien (Sommereffekt-Strategie und kurzfristige Trading-Strategie) unterteilt.
Wie wird die Anlagestrategie getestet?
Die entwickelte Anlagestrategie wird anhand eines historischen Backtests mit Kursdaten überprüft. Die Ergebnisse des Backtests für beide Teilstrategien werden detailliert dargestellt.
Welche saisonalen Investmentprodukte werden analysiert?
Die Arbeit analysiert unter anderem den DAXplus Seasonal Strategy – Saisonaler Index und Zertifikate als Beispiele für bereits am Markt verfügbare saisonale Investmentprodukte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Saisonale Effekte, Aktienmarkt, Kalendereffekte, Behavioral Finance, Anlagestrategie, Wochentags-Effekt, Feiertags-Effekt, Monatswechsel-Effekt, Jänner-Effekt, Sommer-Effekt, Investmentstrategie, Outperformance, Backtesting, Marktanalyse, Zertifikate.
Welche Zielsetzung verfolgt die Diplomarbeit?
Die Zielsetzung der Diplomarbeit ist die Analyse saisonaler Effekte am Aktienmarkt und die Entwicklung einer darauf basierenden Anlagestrategie. Die Arbeit soll die Existenz und Ausnutzbarkeit saisonaler Effekte untersuchen und eine praxistaugliche Anlagestrategie entwickeln.
- Arbeit zitieren
- Christoph Pramhofer (Autor:in), 2008, Saisonale Effekte am Aktienmarkt und deren historische Evidenz als Grundlage für eine Anlagestrategie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114958