Die Sozialistische Reichspartei (SRP) – eine neue NSDAP?


Seminar Paper, 1998

20 Pages, Grade: 1


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Chronologie der Sozialistischen Reichspartei (SRP)

III. Die Entstehung der SRP

IV. Die ideologischen Grundlagen der SRP

V. Ursachen für den Erfolg in Niedersachsen – am Beispiel der SRP-Hochburg
Lüneburg

VI.Reaktionen von Bundesregierung, Justiz und Alliierten nach dem
SRP-Erfolg von 1951

VII. Verbleib der "Reichssozialisten" nach dem Parteiverbot von 1952

IIX. Fazit

IX. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Mit dem Zusammenbruch des sogenannten Dritten Reiches und der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft war der Rechtsextremismus in der jungen Bundesrepublik Deutschland keineswegs verschwunden. Trotz alliierter "Entnazifizierung" organisierte sich das faschistische Milieu schon bald wieder – insofern es nicht von den demokratischen Parteien "integriert" wurde – u.a. abermals in Parteien, deren politisches Spektrum sich vom Rechtskonservatismus bis zum Rechtsextremismus erstreckte. Eine davon war die rechtsextremistische "Sozialistische Reichspartei" (SRP), die den Schwerpunkt ihres Wirkens vor allem in Niedersachsen hatte und wohl als die auffälligste dieser Neugründungen bezeichnet werden kann.

Mit dieser Arbeit soll dargelegt werden, warum die Partei gegründet wurde, welche Personen hinter ihr standen, was für eine Wählerschaft sie integrierte und welche Ziele die SRP verfolgte. Um schließlich zur zentralen Fragestellung zu gelangen: War diese Partei eine Nachfolgerin der NSDAP, gar ein neue NSDAP?

Auch soll eine Erklärung versucht werden, warum die SRP gerade in Niedersachsen solch einen außerordentlich großen Zuspruch erhalten hatte, der sich in diversen Kommunal- und Landtagswahlergebnissen offenbarte. So bekam die rechtsextreme Partei bei der niedersächsischen Landtagswahl vom 6. Mai 1951 alarmierende 11% und zog mit 15 Abgeordneten in den Hannoveraner Landtag ein. Aber auch in Bremen erreichte die SRP bei den Bürgerschaftswahlen am 7. Oktober 1951 immerhin 7,7% und konnte acht Abgeordnete einbringen (siehe auch: Chronologie der SRP, Seite 04).

Ein weiterer Abschnitt in dieser Arbeit beschäftigt sich mit dem Verhalten der Bundesregierung sowie der deutschen Justiz als auch der Alliierten gegenüber dem Treiben der SRP. Welche Maßnahmen wurden getroffen, was für eine Wirkung hatten solche?

Nicht zuletzt soll besonderes Augenmerk auf den Werdegang der maßgeblichen Parteigründer und -führer gerichtet werden. Welche Rolle hatten sie in der Zeit der Nazi-Gewaltherrschaft gespielt, wohin wendeten sich diese Leute nach dem Verbot der SRP?

II. Chronologie der Sozialistischen Reichspartei (SRP)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Die Chronologie wurde aus den Daten der verwendeten Literatur zusammengestellt - d.Verf.)

III. Die Entstehung der SRP

Die Sozialistische Reichspartei (SRP) war am 2.Oktober 1949 in Hannover gegründet worden – von Dr. Fritz Dorls, Gerhard Krüger und Otto Ernst Remer. Sie alle drei waren Mitglieder der im Frühjahr 1949 von Dorls gegründeten "Gemeinschaft unabhängiger Deutscher", die sich für den Bundestagswahlkampf der Deutschen Rechts-Partei (DRP) angeschlossen hatte.[1] Dorls selbst war dann am 14.August 1949 einer der sechs Abgeordneten, die für die DRP in den Bundestag einzogen. Da die DRP mehrheitlich deutschnational-konservativ ausgerichtet war, ihr rechter Flügel um Dorls aber einen "antimarxistischen, nationalen Sozialismus"[2] wollte, kam es zum Austritt der Gruppe um Dorls-Remer-Krüger und zur Gründung der SRP. Die SRPler bezeichneten die DRP daraufhin als ständisch-monarchisch-reaktionär, dem veralteten Denken verhaftet.[3] Ganze Kreisverbände der DRP traten nach der Gründung zur SRP über. Die DRP wurde dadurch weitgehend lahmgelegt und mußte sich Anfang 1950 neu konstituieren als Deutsche Reichs-(vorher: Rechts-)Partei.[4] Insgesamt gesehen setzte sich die SRP aus den rechten Flügeln sämtlicher rechtskonservativer und rechtsradikaler Parteien zusammen: neben der DRP vor allem aus der Deutschen Partei (DP) und der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Sie alle galten als ultrakonservativ bzw. ultrarechts, waren von den Alliierten jedoch als verfassungskonform eingestuft worden.[5]

Das Trio Dorls-Remer-Krüger hatte also die SRP ins Leben gerufen und war zugleich Führungsgruppe in der Partei. Auf die Biographien dieser drei Männer soll gleich etwas genauer eingegangen werden. Darüber hinaus gehörten zu den Parteigründern und dem Parteivorstand weitere sechs Männer: der ehemalige Wolfsburger DRP-Führer und VW-Betriebsratvorsitzende Helmut Hillebrecht; der ehemalige Mitarbeiter im "Reichssicherheitshauptamt" August Finke; der frühere Wolfsburger Stadtrat bzw. Ratsherr Bernhard Gericke; Gerhard Heinze; Wolfgang Falck sowie der hohe SS-Funktionsträger Wolf Graf von Westarp.

Fritz Dorls, der 1.Vorsitzende (= Parteiführer) der SRP, war bereits seit 1929 – im Alter von 19 Jahren – NSDAP-Mitglied und im Nazistaat vom Kreisleiter bis zum Leiter einer DAF-Schulungsburg aufgestiegen. Anfangs war er zudem noch als Landwirt auf dem Gut seines Vaters tätig geworden. Nach 1945 wird er kurz interniert, ist aber schon 1947 wieder Redakteur bei der niedersächsischen Parteizeitung der CDU. Gerhard Krüger, der Geschäftsführer der SRP, war während seines Studiums 1928 der SA und der NSDAP beigetreten. Weitere Stationen seiner NS-Karriere waren Standartenführer, NS-Studentenführer, Reichsamtsleiter und Gauschulungsleiter. Auch er war nach Kriegsende kurzzeitig von den Alliierten interniert worden und schlug sich bis zur Gründung der SRP als Textilvertreter durch.

Die eigentliche Galionsfigur der SRP, der "Parteiheld"[6], war der stellvertretende Parteivorsitzende Otto Ernst Remer. Erstaunlicherweise war Remer im "Dritten Reich" lange Zeit Berufsoffizier ohne Bindung an die NSDAP. Im Krieg wurde er hochdekorierter Leutnant. Sein "Nachruhm" bei der SRP resultierte aus seiner maßgeblichen Rolle an der Niederschlagung des Widerstands vom 20.Juli 1944. Remer war 1944 zum Kommandeur der Wacheinheit "Division Großdeutschland" in Berlin ernannt worden. Diese Truppe hatte den Widerstand am 20. Juli – auf persönlichen Befehl Hitlers – niedergeschlagen, Remer wurde daraufhin zum Generalmajor befördert. Seitdem galt er in rechts-faschistischen Kreisen als "Verhinderer des Verrats vom 20.Juli".[7] Nach einer kurzen Internierungshaft war er in der Zeit zwischen 1946-1948 sodann für die US-Armee tätig: als Schreiber in der historischen Abteilung des amerikanischen Hauptquartiers in Europa, um eine Darstellung des Kriegsgeschehens auszuarbeiten (wie viele andere Generale und Stabsoffiziere).[8] Nebenher vollzog er eine Ausbildung zum Maurer. Der SRP diente er als Zugpferd und rhetorisch talentierter Agitator.

[...]


[1] Büsch,S.10

[2] z.n.Jenke,S.72

[3] Büsch,S.18ff

[4] Jenke,S.73

[5] Büsch,S.10ff

[6] Jenke,S.74

[7] ders.,S.75

[8] ebd.

Excerpt out of 20 pages

Details

Title
Die Sozialistische Reichspartei (SRP) – eine neue NSDAP?
College
University of Lüneburg
Course
NS-Eliten in der Bundesrepublik. Amnestie, Karriere, öffentlicher Skandal
Grade
1
Author
Year
1998
Pages
20
Catalog Number
V114987
ISBN (eBook)
9783640156160
ISBN (Book)
9783640157730
File size
496 KB
Language
German
Keywords
Sozialistische, Reichspartei, NSDAP, NS-Eliten, Bundesrepublik, Amnestie, Karriere, Skandal
Quote paper
Kulturwissenschaftler M.A. Adrian Flasche (Author), 1998, Die Sozialistische Reichspartei (SRP) – eine neue NSDAP?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114987

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