Die inklusive Schule. Und wie sie gelingen kann


Hausarbeit (Hauptseminar), 2020

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserklärung
2.1 Inklusion
2.2 Heterogenität
2.3 Exklusion, Integration, Inklusion- Unterschiede

3. Inklusion in der Schule
3.1 Ein Rückblick
3.2 Aktuelle Situation in Deutschland
3.3 Kritische Stimmen

4. Vorteile und Grenzen von Inklusion
4.1 Vorteile für die Schule
4.2 Vorteile für die Gesellschaft

5. Grenzen von Inklusion
5.1 Grenzen für Schule und Schüler
5.2 Grenzen für die Gesellschaft

6. Wie kann Inklusion gelingen?

7. Resümee

8. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit geht es um das Thema Inklusion in der schulischen Bildung und die Fragestellung, wie diese in unserem Schulsystem und unserer Gesellschaft gelingen kann. Um den Leser in das Thema einzuführen, werden im ersten Teil der Hausarbeit die Begriffe Inklusion, Exklusion, Integration und Heterogenität definiert bzw. erklärt. Danach wird ein kurzer Rückblick in die Geschichte der Inklusion in Deutschland gegeben sowie die aktuelle Entwicklung thematisiert. Nachdem im Folgenden einige kritische Stimmen und Gedanken zum Thema Inklusion gehört werden, wird im nächsten Kapitel auf die Vorteile und Grenzen von Inklusion in Bezug auf Schule und die Gesamtgesellschaft eingegangen. Im Anschluss folgen dann einige Ausführungen bezüglich der Fragestellung wie Inklusion gelingen kann, bevor die Hausarbeit mit einem Resümee abgeschlossen wird.

2. Begriffserklärung

2.1 Inklusion

Der Begriff Inklusion stammt ursprünglich vom lateinischen Wort „inclusio“ ab und bedeutet übersetzt „Einschluss“ im Sinne von Einbeziehung und Zugehörigkeit (vgl. http://www.inklusion-schule.info/inklusion/definition-inklusion.html)

Bei dem heutigen Verständnis von Inklusion geht es darum, dass Menschen mit Behinderungen oder sonstigen Besonderheiten, selbstverständlich zum gesellschaftlichen Leben dazugehören und darin eingebunden sein sollen. Vor allem geht es nicht darum, dass die Gesellschaft irgendwo einen Platz für diese Menschen schafft, stattdessen strebt die Inklusion ein System an, in dem Menschen mit Behinderung von vorneherein ein Teil sind. Damit unterscheidet sich die Idee der Inklusion klar von dem Begriff „Integration“, bei dem es darum geht, etwas vormals Ausgeschlossenes wieder einzubeziehen. Fälschlicherweise wurde der Begriff Inklusion, der durch die Samanca- Erklärung von 1994 in Amerika und Kanada etabliert wurde, in Deutschland mehrere Jahre lang mit dem Begriff Integration übersetzt. Offenbar „bestand zum damaligen Zeitpunkt noch kein Bewusstsein darüber, dass diese Übersetzung möglicherweise den Sachverhalt nicht genau trifft“ (Biewer 2009, 125).

Die Salamanca- Erklärung ist ein Papier, das 1994 bei der UNESCO- Konferenz in Salamanca von 92 Nationen und 25 internationalen Organisationen unterzeichnet wurde. Darin wurde einstimmig beschlossen, dass jedem Kind die bestmögliche Bildung zusteht und somit eine inklusive Schule entstehen muss (vgl. Biewer 2009, 128).

Die Erklärung war ausschlaggebend für einen Perspektivwechsel im pädagogischen Denken und kann als wichtige Etappe in der Entstehung des Inklusionskonzeptes betrachtet werde.

Eine weitere wichtige Etappe war die UN- Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009, in der noch einmal die Umsetzung der Inklusions- Idee gefordert wurde. So war erklärtes Ziel der Konvention eine neuartige Denkweise in Bezug auf Menschen mit Behinderung zu etablieren. Es sollten nicht mehr die Defizite (und dessen Ausgleich) der Menschen in den Mittelpunkt gestellt werden, sondern stattdessen ein sogenannter Diversity- Ansatz verfolgt werden: Demzufolge steht das Potenzial der Menschen im Mittelpunkt und sie sollen als Quelle für gesellschaftliche Bereicherung wahrgenommen werden. Behinderungen sollen nicht nur "geduldet", sondern stattdessen als Chance für die Entwicklung der Gesellschaft begrüßt werden (vgl. Bielefeldt 2009, S.6ff).

Die UN- Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009 stellt die Menschenrechte an oberste Stelle und versucht damit einen Perspektivwechsel in der Behindertenpolitik und in der Gesellschaft zu bewirken. Im Rahmen dieser Konvention verpflichtete sich Deutschland dazu, allen Schülerinnen und Schülern uneingeschränkten Zugang zu Bildungsinstitutionen zu verschaffen.

2.2 Heterogenität

Ein wichtiges Merkmal des Inklusionsansatzes ist die Befürwortung von Heterogenität. Denn eine inklusive Gesellschaft möchte vermeiden, dass die Menschen versuchen sich an ein bestehendes, anzustrebendes Ideal anzugleichen. Stattdessen wird gerade Vielfalt und Verschiedenheit, also Heterogenität, als Wert geschätzt (vgl. Budde, Dlugosch, Sturm 2017, S.71).

Heterogenität als wichtiger Bestandteil des Inklusionskonzeptes findet sich auch immer wieder als Gemeinsamkeit in verschiedenen Definitionen von Inklusion, besonders in Bezug auf die inklusive Schule. Dabei wird allerdings betont, dass „Behinderung (…) nur ein Aspekt der Heterogenität der Schüler/innen neben geschlechtlicher, ethnischer, kultureller, religiöser und sozialer Verschiedenheit (ist)“ (Biewer 2009, 126).

Der Begriff Heterogenität leitet sich vom griechischen „heterogenis“ ab und bedeutet soviel wie „verschiedenartig“. In der Pädagogik nutzt man den Begriff vor allem zur Beschreibung der Verschiedenheit innerhalb einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen. Diese Diversität kann sich in verschiedenen Merkmalen zeigen wie Alter, Geschlecht, Interessen, Herkunft, Hobbies oder Ähnlichem (vgl. Netzwerk Heterogenität).

Um dem Inklusionsansatz gerecht zu werden, muss sich eine Schule dahingehend verändern, dass sie eben dieser Verschiedenheit gerecht wird (Biewer 2009, S.26).

Da man darauf abzielt „der Verschiedenheit der Voraussetzungen und Bedürfnisse aller Nutzer/innen gerecht zu werden (Biewer 2009, S.193), hat Inklusion eigentlich keinen spezifischen Adressaten, obwohl die Überlegungen natürlich von der Benachteiligung marginalisierter Gruppen ausgehen. Damit wendet sich Inklusion ganz klar gegen eine Zwei-Gruppe-Kategorisierung da eine solche Kategorisierung der Diversität menschlicher Vielfalt ihrer Ansicht nach nicht gerecht werden würde (Dederich in Budde, Dlugosch, Sturm 2017, S.71)

2.3 Exklusion, Integration, Inklusion- Unterschiede

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(https://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/menschen-mit-behinderungen/teilhabeplan-stadt-leipzig/inklusion-integration-exklusion/)

Dieses Modell soll noch einmal die Unterschiede zwischen den Begriffen Exklusion, Integration und Inklusion veranschaulichen.

Exklusion, also ein Ausschluss, lässt sich als das Gegenteil von Inklusion bezeichnen. Integration im soziologischen Sinne bedeutet etwas vormals Ausgeschlossenes wieder einzuschließen und für diese spezielle Gruppe einen Platz innerhalb der Gesellschaft (des Kreises) zu schaffen. Inklusion beschreibt im Gegensatz dazu einen Zustand, in dem von vorneherein alle eingeschlossen sind, unabhängig von ihren Merkmalen oder ihrer Beschaffenheit. Diversität und Heterogenität werden geschätzt und das gesamte System profitiert davon (Stadt Leipzig, Visualisierung Aktion Mensch). In einer inklusiven Gesellschaft wird jeder Mensch als vollwertiges Mitglied angesehen und es wünschenswert, dass jeder verschieden ist. In Abgrenzung zum Integrationsbegriff wird möglichst keine Einteilung in Gruppen vorgenommen.

3. Inklusion in der Schule

3.1 Ein Rückblick

Mit der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen im Jahr 2009, verpflichtete sich Deutschland offiziell dazu, ein inklusives Bildungssystem zu etablieren und Bildung für alle Menschen zugänglich zu machen.

Diese Veränderungen ist dringend notwendig, da das deutsche Schulsystem in seiner jetzigen Form zu viel separiert und damit Bildungsungleichheit geradezu fördert. Zwar gab es in Deutschland seit den Plänen von Humboldt und anderen Bildungspionieren wie Johann Wilhelm Süvern immer wieder Forderungen und Versuche, das Bildungssystem im Sinne von mehr Bildungsgerechtigkeit zu reformieren, und doch hat sich die seit Jahrzenten bestehende Struktur aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium im Grunde bis in die Gegenwart gehalten (vgl. Ellger-Rüttgardt 2016, S.64f.).

Als halbwegs engagierter Versuch, ein weniger separierendes Schulsystem voranzutreiben, lässt sich das Beispiel der Gesamtschule nennen. Diese wurde in den 1970er Jahren optimistisch etabliert, hat es jedoch nach wie vor nicht geschafft, die selektive Struktur der weiterführenden Schulen zu durchbrechen (vgl. ebd.).

Im Gegenteil, seit der Etablierung der Sonderschulen im Jahr 1960 werden Kinder mit besonderen pädagogischen Anforderungen zunehmend in Sondersysteme ausgelagert, wodurch sich Pädagogik und Sonderpädagogik mehr und mehr voneinander abgegrenzt haben. Zudem werden Kindern aus sozial schwächeren Familien häufig nur aufgrund ihrer sozialen Herkunft eine Behinderung attestiert und eine Sonderschulempfehlung ausgesprochen, wodurch diesen Kindern viele Chancen verbaut werden können. (vgl. Seitz 2011, S. 137).

Bei einer inklusiven Bildung sollen die individuellen Bedürfnisse aller Lernenden in den Mittelpunkt gestellt werden und die Diversität der Schüler wird als Ressource und Chance verstanden. Inklusion und inklusive Schule bedeuten nicht nur Veränderung weil sie Kinder mit Behinderungen aufnimmt, sondern weil sich durch höhere Qualitätsstandards die Lernumgebung und der Lernerfolg für ALLE Kinder verbessern soll (Biewer 2009, 129). Dabei bezieht sich der Inklusionsbegriff nicht nur auf Kinder mit Behinderungen, sondern gilt für alle die von Bildungsbenachteiligung bedroht sind (vgl. Deutsche UNESCO-Kommission e.V. 2009).

3.2 Aktuelle Situation in Deutschland

Diese Vision einer komplett inklusiven Bildung trifft in Deutschland auf ein selektives Schulsystem, an dem auch die Gesamtschulen nicht viel ändern können. Noch immer stellt das Lernen in homogenen Gruppen leider den Normalfall dar (vgl. Tillmann, 2007, S.32).

Und doch zeichnet sich seit der Ratifizierung der Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009 eine positive Veränderung ab, die jedoch bei genauerer Betrachtung wiederum Mängel aufweist. In einem Bericht über die aktuelle Bildungslage wird dem deutschen Bildungswesen 2014 beispielsweise ein Zustand zwischen „Bewegung und Stillstand“ bescheinigt (vgl. Ellger-Rüttgardt 2016, 64).

Im Folgenden werde ich die Entwicklung der Inklusionszahlen in Deutschland zusammenfassend skizzieren.

Während im Schuljahr 2008/09 gerade einmal 18,4 % der Kinder mit Förderbedarf eine Regelschule besuchten, waren es 2013/14 schon 31,4 %, was immerhin einen Anstieg von 71 % innerhalb von vier Jahren bedeutet. Allerdings trügen diese positiven Zahlen insofern, als dass Inklusion bei den jüngeren Kindern in Kindergärten und Grundschulen zwar deutlich zugenommen hat, sich dafür aber ab der weiterführenden Schule die Wege der Schüler häufig trennen. Denn während der Inklusionsanteil in Deutschland (Stand 2015) in Kitas bei 67 % und in Grundschulen bei 46,9 %, liegt, besuchen ab der Sekundarstufe nur noch 29,9 % eine Regelschule.

Zudem beziehen sich diese 29,9 Prozent fast vollständig auf Haupt- und Gesamtschulen, denn von diesen knapp 30 % lernt nur jeder Zehnte Förderschüler an einer Realschule oder einem Gymnasium. Es scheint also, als würde die Chance für Kinder bzw. Jugendliche mit Förderbedarf immer geringer, je höher der Bildungsgrad ist (vgl. Klemm 2015, Bertelsmann- Stiftung). In seiner Studie zur Inklusion von 2015 betont Prof. Dr. phil. Klaus Klemm auch, dass es nicht akzeptabel sei, dass die Chancen auf Teilhabe für Kinder und Jugendliche mit steigendem Alter geringer würden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die inklusive Schule. Und wie sie gelingen kann
Hochschule
Universität zu Köln
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
20
Katalognummer
V1149912
ISBN (eBook)
9783346533081
ISBN (Buch)
9783346533098
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Inklusion, Schule, Heterogenität
Arbeit zitieren
Jana Vigelius (Autor:in), 2020, Die inklusive Schule. Und wie sie gelingen kann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1149912

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