In der folgenden Arbeit geht es um die verschiedenen Dimensionen der Bildungsgerechtigkeit, um die Frage, inwiefern "Hochbegabungsförderung" mit diesen Verständnissen als Teil einer inklusiven Bildungsgerechtigkeit vereinbar ist und warum das jeweils spezifische Verständnis von Bildungsgerechtigkeit und Begabung eine wichtige Rolle dabei spielt.
Ziel der Arbeit ist es, die Selbstverständlichkeit des Begabungsdiskurses und des Bildungsgerechtigkeitsdiskurses kritisch zu hinterfragen, politische und wirtschaftliche Hintergründe zu beleuchten und die Frage zu beantworten, ob, und wenn ja, wie, eine Hochbegabungsförderung im Kontext von Inklusion bildungsgerechtigkeitstheoretisch gelingen kann oder nicht.
Der Begriff "Bildungsgerechtigkeit" hat wieder Konjunktur. Nachdem die Debatte um Bildungsgerechtigkeit nach den 60er Jahren und Pichts "Bildungskatastrophe" weitgehend ruhig verlief, hat der Begriff der Bildungsgerechtigkeit spätestens seit dem sogenannten PISA- Schock wieder Eintritt in die öffentliche, politische und wirtschaftliche Diskussion gefunden.
Insbesondere der Diskurs um "begabungsgerechte Förderung" und "Hochbegabten- beziehungsweise Hochbegabungsförderung" erlebt eine Konjunktur, wie man sie seit einem Jahrhundert nicht mehr gesehen hat. Gerade die Politik und die Wirtschaft fordern eine Mobilisierung der Begabungsressourcen in hohem Ausmaße, um im "internationalen Wettbewerb der geistigen Potenz" weiterhin oben mitwirken zu können. Gleichzeitig gibt es auf der anderen Seite der Diskursspanne seit Jahren die Forde- rung nach mehr Inklusion im Bildungswesen, in der es um alles andere als "Spitzen-, Elite- oder Hochbegabungsförderung" geht. Ein Gegensatz?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bildungsgerechtigkeit - Eine Einordnung
- Bildungsgerechtigkeit - Ein Diskurseinstieg
- PISA und die Wirkungen auf Politik und Wirtschaft
- Theoretische Konzepte von Bildungsgerechtigkeit
- Verteilungsgerechtigkeit
- Teilhabegerechtigkeit
- Anerkennungsgerechtigkeit
- Hochbegabung - Eine geschichtliche Einordnung
- Hochbegabung als Gabe
- Hochbegabung und IQ: Der Versuch, Intelligenz und Hochbegabung zu messen und warum Hochbegabung nicht gleichbedeutend mit Leistung ist.
- Neuere Modelle von Hochbegabung
- Hochbegabungsförderung und Inklusion aus der Perspektive der Verteilungsgerechtigkeit
- Hochbegabungsförderung und Inklusion aus der Perspektive von Teilhabegerechtigkeit
- Hochbegabungsförderung und Inklusion aus der Perspektive von Anerkennungsgerechtigkeit
- Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Vereinbarkeit von Hochbegabungsförderung mit inklusiver Bildungsgerechtigkeit. Sie beleuchtet verschiedene Dimensionen von Bildungsgerechtigkeit und analysiert, wie unterschiedliche Verständnisweisen von Bildungsgerechtigkeit und Begabung die Debatte um Hochbegabungsförderung beeinflussen. Die Arbeit hinterfragt die Selbstverständlichkeit des Begabungsdiskurses und beleuchtet politische und wirtschaftliche Hintergründe.
- Konzepte von Bildungsgerechtigkeit (Verteilung, Teilhabe, Anerkennung)
- Historische Entwicklung des Hochbegabungsdiskurses
- Argumente von Befürwortern und Kritikern der Hochbegabungsförderung
- Vereinbarkeit von Hochbegabungsförderung und inklusiver Bildungsgerechtigkeit
- Politische und wirtschaftliche Einflüsse auf den Bildungsgerechtigkeitsdiskurs
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Hochbegabungsförderung im Kontext inklusiver Bildungsgerechtigkeit ein. Sie beschreibt den aktuellen Diskurs um Bildungsgerechtigkeit, insbesondere im Lichte des PISA-Schocks und des damit verbundenen Fokus auf Begabungsförderung. Der Gegensatz zwischen der Forderung nach Hochbegabtenförderung und der nach Inklusion wird hervorgehoben. Die Arbeit skizziert den Aufbau und die Forschungsfrage, nämlich die Vereinbarkeit von Hochbegabungsförderung mit den verschiedenen Dimensionen der Bildungsgerechtigkeit.
Bildungsgerechtigkeit - Eine Einordnung: Dieses Kapitel bietet einen Einstieg in den Diskurs um Bildungsgerechtigkeit. Es beleuchtet die Popularität des Begriffs und seine vielschichtige Bedeutung, die sowohl ethische, philosophische, soziologische, empirische, politische, wirtschaftliche als auch pädagogische Aspekte umfasst. Die mehrdeutige Natur des Begriffs wird betont, und der Einfluss von PISA auf die bildungspolitische Diskussion wird hervorgehoben. Das Kapitel betont die Notwendigkeit, die unterschiedlichen Konzepte von Bildungsgerechtigkeit zu berücksichtigen.
Theoretische Konzepte von Bildungsgerechtigkeit: Dieses Kapitel erklärt die drei zentralen Konzepte der Bildungsgerechtigkeit: Verteilungsgerechtigkeit, Teilhabegerechtigkeit und Anerkennungsgerechtigkeit. Es liefert einen Überblick über diese Konzepte, die für das Verständnis der weiteren Argumentation in der Arbeit essentiell sind. Jedes Konzept wird kurz vorgestellt und seine Bedeutung im Kontext der Hochbegabungsförderung angedeutet.
Hochbegabung - Eine geschichtliche Einordnung: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Hochbegabungsdiskurses. Es untersucht den Wandel des Begriffs „Hochbegabung“ und seine Verbindung mit Konzepten wie der Eugenik. Die kritische Auseinandersetzung mit älteren Modellen dient als Grundlage für das Verständnis der gegenwärtigen Diskussion um Hochbegabungsförderung und deren ethischen Implikationen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Begriffs und seiner Interpretationen im Laufe der Zeit.
Hochbegabungsförderung und Inklusion aus der Perspektive der Verteilungsgerechtigkeit: Dieses Kapitel analysiert die Hochbegabungsförderung durch die Linse der Verteilungsgerechtigkeit. Es untersucht, ob und wie Ressourcen für hochbegabte Schüler*innen zu Lasten anderer Schüler*innen gehen und somit die gerechte Verteilung von Bildungsressourcen beeinträchtigen könnten. Es werden Argumente von Befürwortern und Kritikern der Hochbegabungsförderung im Kontext der Verteilungsgerechtigkeit diskutiert.
Hochbegabungsförderung und Inklusion aus der Perspektive von Teilhabegerechtigkeit: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, ob und wie Hochbegabungsförderung die Teilhabe aller Schüler*innen am Bildungsprozess unterstützt oder behindert. Es untersucht, ob spezifische Fördermaßnahmen für Hochbegabte die Inklusion beeinträchtigen oder ob sie im Gegenteil dazu beitragen können, die Teilhabe aller Schüler*innen zu verbessern. Argumente von Befürwortern und Kritikern werden im Detail analysiert.
Hochbegabungsförderung und Inklusion aus der Perspektive von Anerkennungsgerechtigkeit: Dieses Kapitel untersucht die Hochbegabungsförderung aus der Perspektive der Anerkennungsgerechtigkeit. Es analysiert, ob die Förderung von Hochbegabung dazu beiträgt, die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse aller Schüler*innen anzuerkennen und zu würdigen, oder ob sie im Gegenteil zu einer Hierarchisierung und Ausgrenzung führen kann. Die verschiedenen Standpunkte von Befürwortern und Kritikern werden eingehend diskutiert.
Schlüsselwörter
Bildungsgerechtigkeit, Hochbegabungsförderung, Inklusion, Verteilungsgerechtigkeit, Teilhabegerechtigkeit, Anerkennungsgerechtigkeit, PISA, Begabung, Eliteförderung, inklusive Bildung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Hochbegabungsförderung und inklusive Bildungsgerechtigkeit
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Vereinbarkeit von Hochbegabungsförderung mit inklusiver Bildungsgerechtigkeit. Sie analysiert verschiedene Dimensionen von Bildungsgerechtigkeit und deren Einfluss auf die Debatte um Hochbegabungsförderung. Dabei werden politische und wirtschaftliche Hintergründe beleuchtet und der gängige Begabungsdiskurs hinterfragt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit Konzepten der Bildungsgerechtigkeit (Verteilung, Teilhabe, Anerkennung), der historischen Entwicklung des Hochbegabungsdiskurses, Argumenten von Befürwortern und Kritikern der Hochbegabungsförderung, der Vereinbarkeit von Hochbegabungsförderung und inklusiver Bildungsgerechtigkeit sowie politischen und wirtschaftlichen Einflüssen auf den Bildungsgerechtigkeitsdiskurs.
Welche Konzepte von Bildungsgerechtigkeit werden erläutert?
Die Arbeit beschreibt und analysiert drei zentrale Konzepte der Bildungsgerechtigkeit: Verteilungsgerechtigkeit, Teilhabegerechtigkeit und Anerkennungsgerechtigkeit. Diese Konzepte bilden die Grundlage für die Analyse der Hochbegabungsförderung.
Wie wird die Hochbegabung historisch eingeordnet?
Das Kapitel zur historischen Einordnung der Hochbegabung untersucht den Wandel des Begriffs „Hochbegabung“ und seine Verbindung zu Konzepten wie der Eugenik. Es analysiert die Entwicklung des Begriffs und seiner Interpretationen im Laufe der Zeit und dient als Grundlage für das Verständnis der gegenwärtigen Diskussion.
Wie wird die Hochbegabungsförderung im Hinblick auf die verschiedenen Gerechtigkeitskonzepte analysiert?
Die Arbeit analysiert die Hochbegabungsförderung getrennt für jedes Gerechtigkeitskonzept: Verteilungsgerechtigkeit (gerechte Verteilung von Ressourcen), Teilhabegerechtigkeit (Teilhabe aller Schüler*innen am Bildungsprozess) und Anerkennungsgerechtigkeit (Anerkennung der individuellen Fähigkeiten aller Schüler*innen). Für jedes Konzept werden Argumente von Befürwortern und Kritikern diskutiert.
Welche Rolle spielt PISA in der Arbeit?
PISA und der damit verbundene Fokus auf Begabungsförderung wird als wichtiger Einflussfaktor auf den Diskurs um Bildungsgerechtigkeit und die Debatte über Hochbegabungsförderung dargestellt. Der „PISA-Schock“ und seine Auswirkungen auf Politik und Wirtschaft werden beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Bildungsgerechtigkeit, Hochbegabungsförderung, Inklusion, Verteilungsgerechtigkeit, Teilhabegerechtigkeit, Anerkennungsgerechtigkeit, PISA, Begabung, Eliteförderung, inklusive Bildung.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Thematik einführt und die Forschungsfrage formuliert. Es folgt eine Einordnung des Begriffs Bildungsgerechtigkeit, eine Erklärung der theoretischen Konzepte und eine geschichtliche Einordnung der Hochbegabung. Die Hauptteile der Arbeit analysieren die Hochbegabungsförderung aus der Perspektive der drei Gerechtigkeitskonzepte. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und einem Fazit.
- Quote paper
- Yoshua Lasthoff (Author), 2021, Inklusive Bildungsgerechtigkeit. Kritik und Rechtfertigung von Hochbegabungsförderung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1150140