Umgang mit Jugendlichen bei Verdacht auf Suizidalität im Kontext schulischer Beratung


Hausarbeit, 2008

90 Seiten, Note: 1+


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffliche Abgrenzungen
2.1 Der Suizid und begriffliche Alternativen
2.2 Begrifflichkeiten rund um den Suizid
2.3 Arten suizidaler Handlungen

3 Epidemiologie
3.1 Die Situation in Deutschland
3.2 Risikofaktoren – Risikogruppen
3.3 Suizidmethoden
3.4 Die Situation der Jugendlichen
3.5 Geschlechtsspezifische Unterschiede

4 Theoretische Ansätze zur Erklärung, Erkennung und Einschätzung der Suizidalität
4.1 Erklärungsansätze von Suizidalität
4.1.1 Praxisrelevante Elemente aus Entstehungstheorien zur Suizidalität
4.1.2 Zusammenhang zwischen psychischen Störungen und Suizidalität
4.2 Erkennen und Einschätzen der Suizidalität/des Suizidrisikos
4.2.1 Die suizidale Entwicklung
4.2.2 Das Präsuizidale Syndrom (Ringel)
4.2.3 Suizidmotive
4.2.4 Symptome/Warnhinweise

5 Psychosoziale Krisen im Jugendalter
5.1 Krisenbegriff: Die psychosoziale Krise und die suizidale Krise
5.2 Krisenarten: Veränderungskrisen, traumatische Krisen und
chronifizierte Krisen
5.3 Entwicklungsbedingte Krisen bei Jugendlichen
5.4 Familiär bedingte Krisen
5.5 Peergroupbedingte Krisen
5.6 Schulisch bedingte Krisen
5.7 Medial bedingte Krisen am Beispiel Suizidforen im Internet

6 Bausteine für eine verantwortliche Beratungsarbeit an der
Schule

6.1 Ziele und Aufgaben einer Krisenintervention im Rahmen einer
schulischen Beratungssituation
6.2 Inhalte eines Beratungsgesprächs bei Verdacht auf Suizidalität
6.3 Grundhaltung des Beraters/der Beraterin
6.4 Interventionen
6.4.1 Mögliche Fragen
6.4.2 Was zu vermeiden ist
6.4.3 Suizidpakte - ja oder nein?
6.5 Rechtliche Hinweise und Konsequenzen für die Beratung
6.6 Netzwerkarbeit
6.7 Suizidprävention an Schulen

Exkurs: Selbsthilfegruppen

7 Nachwort

Anhang:

Quellen-/Literaturverzeichnis

Suizidforen im Internet

Tabellen, Skizzen und Listen:

I Suizidstatistik Deutschland 2006 (Tabelle, zu Kapitel 3)

II Freud - kurz gefasst (Skizze, zu Kapitel 4.1.1)

III Henseler - kurz gefasst (Skizze, zu Kapitel 4.1.1

IV Durkheim - kurz gefasst und konkretisiert (Tabelle, zu Kapitel 4.1.2)

V Zusammenfassung suizidaler Entwicklungsmodelle (nach
Wolfersdorf u. a., Skizze, zu Kapitel 4.2.1)

VI Indikatoren für akute Suizidalität (Warnke, Liste, zu Kapitel 4.2.4)

VII Geschlechtsspezifischer Befundüberblick bei somatisierenden
16-jährigen Jugendlichen (Schröer, Liste, zu Kapitel 5.3)

VIII Adäquate Versorgung von Notfällen und Krisen durch
institutionelle, professionelle und nicht-professionelle Hilfe
(Finzen nach Häfner/Helmchen, Skizze, zu Kapitel 6)

IX BELLA-Kriseninterventionskonzept (Sonneck, Zusammenfassung,

zu Kapitel 6.1)

X Leitfaden für ein Erstgespräch (Sonneck, Skizze, zu Kapitel 6.2)

XI Kontaktstellen bei Suizidgefährdung im Raum Bonn (Liste,

zu Kapitel 6.6)

Endnoten

Tabellen-, Skizzen- und Listenverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Folgende Fragestellungen versucht die vorliegende Arbeit zu beantworten:

1. Welches sind die Konnotationen der unterschiedlichen Begriffe um den S herum und was wird durch deren Gebrauch jeweils ausgelöst? (à Kapitel 2)
2. Gibt es einen qualitativen Unterschied zwischen einem Suizidversuch und einem S (Suizid) bezüglich der Beweggründe und der Problemlage des/der J? (à Kapitel 2 & 3)
3. Wie oft kommt ein S in Deutschland vor, insbesondere bei Jugendlichen ? (à Kapitel 3)
4. Gibt es hinsichtlich der Suizidursachen und -methoden Unterschiede zwischen Frauen/Mädchen und Männern/Jungen und zwischen Erwachsenen und JJ? (à Kapitel 3)
5. Wie kommt es zur Entwicklung einer Suizidalität ? (à Kapitel 4)
6. Woran lässt sich Suizidalität erkennen ? (à Kapitel 4, 5 & 6)
7. Was sind die Probleme der JJ, die hinter der Suizidalität stehen?
8. Welchen Einfluss haben Familie, Schule, Peergroups, Internet ?
(à Kapitel 7)
9. Wie ist mit suizidal gefährdeten JJ umzugehen, welche Fragen sind sinnvoll, welches Verhalten sollte absolut vermieden werden? (à Kapitel 7)
10. Wie sieht die rechtliche Situation aus? (à Kapitel 7)
11. Wie kann die Netzwerkarbeit optimiert werden? (à Kapitel 7)
12. Würden Selbsthilfegruppen an Schulen Sinn machen? (à Exkurs nach Kapitel 7)
13. Wie kann Suizidprävention an Schulen aussehen? (à Kapitel 8)

In dieser Arbeit werden mehrere Bereiche berührt, die in der Fachwelt erst seit einigen Jahren verstärkte Aufmerksamkeit erfahren, ohne dass fachlich fundierte, in der Praxis erprobte und durch Studien überprüfte Konzepte vorliegen:

- eine kritische Sichtung der Medienlandschaft am Beispiel Suizidforen im Internet (die Universität Köln machte eine Umfrage zu einem Suizidforum, die Universität Bremen arbeitet seit 2002 an einer umfassenderen Studie[i]),
- geeignete Konzepte für die Suizidprävention an der Schule (Suizidprävention in anderen Bereichen - z. B. Kriseninterventionsteams, Beratungsstellen wie auch Schulpsychologische Dienste - hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten sehr entwickelt. Für die Schule sollen Bausteine für die Erstellung eines Konzepts das Resultat der Arbeit sein.),
- die Frage einer möglichen Übertragung von Selbsthilfegruppen auf Suizidale in Deutschland, und noch mehr auf den schulischen Bereich.

Ziel der Arbeit soll es sein, einen Überblick über die in der Psychologie vorliegenden Erkenntnisse zur Suizidalität JJ zu verschaffen, BB eine Reflexionsfolie für den Umgang mit suizidalen JJ zu bieten und Bausteine für eine adäquate Suizidprävention an Schulen zu entwickeln.

2 Begriffliche Abgrenzungen

2.1 Der Suizid und begriffliche Alternativen

Im Volksmund stehen die Begriffe Suizid, Selbsttötung und Selbstmord oft undifferenziert nebeneinander. Da für den Umgang mit JJ ein reflektierter Umgang mit den Begriffen von Bedeutung ist - sie haben ja auch ihre Wirkung -, soll hier zunächst eine Definition des S in Abgrenzung zu alternativen Begriffen vorangestellt werden.

Suizid als Begriff romanischen Ursprungs kommt aus dem Lateinischen („suicidium“ = Selbsttötung, bekannt ist auch die Ableitung von „sua manu caedere“ = sich mit eigener Hand fällen) und ist als Begriff wertneutral[ii]. Folgende Begriffsdefinition soll für die Verwendung des Begriffs innerhalb dieser Arbeit die Grundlage bilden:

Ein Suizid ist eine Handlung mit tödlichem Ausgang, die der/die Verstorbene mit Wissen
und in Erwartung des tödlichen Ausgangs selbst geplant und ausgeführt hat.[iii]

Selbsttötung als Begriff germanischen Ursprungs wird synonym verwendet und ist der Terminus, der im Strafgesetzbuch der BRD verwendet wird. Die Tötung wird - allgemein verständlich - mit benannt, aber ohne (Ab-)Wertung, während beim Begriff Selbstmord eine moralische Bewertung vorgenommen wird, da der Zusammenhang zu Mord hergestellt wird[iv].

An der Frage, ob es eine „freie“ Willensentscheidung zum S geben kann, entfachen sich sehr kontrovers geführte Diskussionen; Befürworter schließen sich z. T. der Begrifflichkeit Jean Amérys[v] an, der von Freitod sprach im Sinne eines frei gewählten S als freier menschlicher Wahlmöglichkeit zwischen Leben und Tod, als höchster Form menschlichen Seins, als Ausdruck sogar der absoluten Individualität und Identität[vi]. Da diese Freiheit in den meisten Fällen eingeschränkt ist - die Ressourcen (z. B. Gesundheit und soziale Eingebundenheit, Freiheit) sind verloren gegangen -, wird diese Form der Beschreibung des S von den meisten Wissenschaftlern/-innen abgelehnt[vii]. Das trifft auch auf den Bilanzsuizid zu, bei dem jemand ein Fazit aus seinem gesamten Leben bzw. seiner als ausweglos erscheinenden Situation zieht und sich auf Grund dessen für einen S entscheidet.[viii]

Die Begriffe „Suizid“, „Selbstmord“ und „Freitod“ unterscheiden sich
- im verbalen Bereich ist das genau so („sich umbringen“/“sich das Leben nehmen“) –
hinsichtlich der zugeschriebenen Verantwortlichkeit und der moralischen Bewertung.

2.2 Begrifflichkeiten rund um den Suizid

Während in Bezug auf den S noch Einigkeit bezüglich der begrifflichen Abgrenzungen besteht, gibt es hinsichtlich des Zustands vor dem Ausführen des S - der Suizidalität - sehr unterschiedliche Konnotationen. Daher ist eine genaue Definition unumgänglich.

Suizidalität meint einen häufig lebensbedrohlichen Zustand,

in dem ein Mensch Denk- und Verhaltensweisen an den Tag legt,

durch die er – aktiv oder passiv – den eigenen Tod anstrebt bzw.

als mögliches Ergebnis einer Handlung bzw. deren Unterlassen in Kauf nimmt.[ix]

Das Adjektiv bzw. Adverb suizidal und das Substantiv der/die Suizidale (als
Akteur des Geschehens) sind entsprechend abgeleitete Begriffe. Inwieweit es zu einer suizidalen Handlung kommt, spielt also für die hier vorgenommene Definition keine Rolle. Alternativ wird auch der Begriff Suizidant bzw. Suizident verwandt, wobei dieser oft (aber nicht immer) eingegrenzt wird auf den-/diejenige/n, der/die tatsächlich eine suizidale Handlung begeht. Im Folgenden gilt die Begriffsdefini-tion:

Ein/e Suizident/-in ist eine Person, die eine suizidale Handlung unternahm.

Als suizidal gilt für Suizidologen nicht nur derjenige, der seinem Leben wissentlich und bewusst, z. B. durch Tabletteneinnahme oder Erschießen, ein Ende setzen will (aktiv), sondern auch jemand, der sich schleichend das Leben nimmt, z. B. die Diabetikerin, die es mit dem Insulin nicht so genau nimmt und sich über Diätvorschriften immer wieder hinweg setzt oder der Alkoholiker, der keine Hilfe sucht (passiv). Es handelt sich um einen „unterschwellig intendierten Tod“[x].

2.3 Arten suizidaler Handlungen

Suizidale Handlungen sind alle begonnenen, vorbereiteten, abgebrochenen oder durchgeführten Versuche, sich das Leben zu nehmen.[xi]

Bei JJ kommen folgende Arten suizidalen Handlungen vor:

- der Imitationssuizid, eine suizidale Nachfolgehandlung (S auf Grund eines - ggf. idealisierten - Vorbilds),[xii]
- der Kurzschlusssuizid, der spätestens sechs Stunden nach einer akuten Krise begangen wird,
- der chronische Suizid in Form eines lang anhaltenden selbstschädigenden Verhaltens[xiii], oder (hier gibt es unterschiedliche Konnotationen) in Form des Auftretens zweier oder mehrerer suizidaler Krisen (Ankündigungen, Suizidversuche) in engem zeitlichem Zusammenhang[xiv].

Beim Suizidversuch ist der tödliche Ausgang zwar nicht gegeben, dasselbe Ziel wurde allerdings verfolgt:

Ein Suizidversuch ist die Handlung oder Unterlassung eines Menschen,

die den eigenen Tod zwar direkt oder indirekt bezweckt und
lebensbedrohliches Potential beinhaltet, den Tod jedoch nicht zur Folge hat.[xv]

Nicht immer ist zu unterscheiden, ob der/die Suizident/-in seine/ihre Tat „nur“ als Suizidversuch geplant hatte oder ob der S ungeplant nicht vollendet wurde, z. B. weil er zu früh gefunden wurde, weil die Suizidmethode für das Erreichen des Tötungsziels nicht adäquat war oder weil der Suizidversuch unvorhergesehen abgebrochen wurde.[xvi]

Der Begriff des Parasuizids wird in Abgrenzung zum Suizidversuch sehr unterschiedlich gebraucht. In der Regel unterscheiden sich die Definitionen danach, ob Tötungsabsicht vorlag oder nicht[xvii]. Manche unterscheiden aber auf Grund des Appellcharakters (Hilferuf, Kommunikationsappell), wiederum andere verwenden die Begriffe synonym[xviii].

Parasuizid ist eine - bewusste oder unbewusste - selbstschädigende, gefährliche Handlung mit nichttödlichem Ausgang, bei der ein Individuum den Tod als Folge in Kauf nimmt.[xix]

Da Parasuizidalität (Suizidalität ohne tödliche Absicht) letztlich von Suizidalität nicht verlässlich unterschieden werden kann[xx], wird im Folgenden grundsätzlich der Begriff der Suizidalität verwendet.

Für die Beratungspraxis und einen menschenwürdigen Umgang mit dem/der Betroffenen ist die Fragestellung der Intensität der Tötungsabsicht irrelevant, denn für ihn/sie ist die Sache „tod-ernst“ und jeder noch so unernst wirkende Suizidversuch kann mit einem vollendeten S enden.[xxi]

Campbell betont:

Im Zustand der Suizidalität kann der Übergang zur Suizidhandlung jederzeit geschehen. [xxii]

3 Epidemiologie

3.1 Die Situation in Deutschland

In Deutschland begingen 2006 nach Angabe des Statistischen Bundesamtes (s. Skizze im Anhang I) 9.765 Menschen (2.540 Frauen, 7.225 Männer) S.[xxiii] Diese Zahlen sind deutlich höher als die der Verkehrstoten (2006: 5174)[xxiv].

In Deutschland begeht etwa alle 54 Minuten ein Mensch Suizid.

Ca. 50 % derer, die S begehen, haben vorher einen Suizidversuch unternommen[xxv].

Zahlen sind relativ. Die Schätzung der Ss hängt vor allem ab von zwei Faktoren:

- amtliche Zertifikate (Leichenschauscheine): Ca. 75 bis 90 % der als „unbestimmte Todesursache“ deklarierten Fälle dürften Ss sein, und auch hinter Unfällen oder anderen Todesfällen verbergen sich oft Ss; bei genauerer Klärung der Todesursachen würde die Suizidrate wahrscheinlich um das Doppelte steigen[xxvi],
- Weitergabe der Daten: Oft wird der S vertuscht - aus Scham, wegen Schuldgefühlen, Verdrängung, z. T. auch aus versicherungstechnischen Gründen oder zur Vermeidung einer Stigmatisierung durch andere[xxvii].

Entsprechend gibt es eine große Dunkelziffer. Bei Suizidversuchen ist das noch schwieriger, da eine Weitergabe der Daten - auch nur zu statistischen Zwecken - aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht mehr möglich ist und Schätzungen auf wissenschaftlichen Studien beruhen.[xxviii]

Die WHO geht davon aus, dass es 20-mal so viele Suizidversuche wie Suizide gibt.[xxix]

Erstaunlich ist im internationalen Vergleich[xxx], dass die quantitativen Verhältnisse - z. B. zwischen den Geschlechtern, zwischen bestimmten Krankheiten und S, zwischen dem Verhältnis der Ss zu den Suizidversuchen, relativ konstant sind[xxxi].

Jeder Suizid hat im Durchschnitt Auswirkungen auf mindestens sechs andere Personen.

Die WHO geht davon aus, dass 2005 allein in Deutschland 600.000 bis 1,2 Millionen Menschen (insbesondere Eltern, Groß-, Geschwister, Freunde/-innen) direkt oder indirekt von einem S oder einem Suizidversuch „in höchstem Maße“ betroffen waren. [xxxii]

3.2 Risikofaktoren - Risikogruppen

Aus den statistischen Daten und den jeweils bekannten äußerlich feststellbaren Faktoren, die suizidalen Handlungen vorausgingen, werden weltweit Risikofaktoren und entsprechende Risikogruppen abgeleitet:

- Männer bezüglich eines S (zwei- bis dreimal so häufig wie Frauen)[xxxiii],
- Frauen bezüglich eines Suizidversuchs (zwei- bis dreimal so häufig wie Männer)[xxxiv],
- ältere Menschen[xxxv],
- jüngere Menschen (unter 35 Jahren) bezüglich eines Suizidversuchs[xxxvi],
- Menschen mit mangelnder sozialer Einbindung (Alleinstehende, Vereinsamte, Flüchtlinge, Umzug)[xxxvii],
- Menschen mit einem kürzlich zurückliegenden Verlusterlebnis (z. B. Tod einer geliebten Person)[xxxviii],
- Menschen in sozialer Notlage (z. B. Arbeitslosigkeit)[xxxix],
- Vorhandensein von Schusswaffen im Haushalt (in den USA in 60% der Fälle)[xl],
- Ss oder Suizidversuche im Umfeld, z. B. in der Familie,
- Ss oder Suizidversuche in der eigenen Vorgeschichte[xli],
- Menschen mit körperlichen Erkrankungen (z. B. Aids, MS), besonders wenn sie chronisch, schmerzvoll oder mit Insomnie verbunden sind, wenn keine Heilungschancen bestehen und die Erkrankung im Endstadium ist[xlii],
- Menschen mit psychopathologischen Symptomen wie gestörte Impulskontrolle, gestörter Realitätssinn, Selbstwertkrisen, paranoide Verfolgungsgefühle oder z. B. imperative Stimmen zum Vollzug suizidaler Handlungen, und Erkrankungen[xliii] (vgl. Kapitel 4.3),
- Menschen in emotionalen Krisen, in traumatisierenden Situationen und Veränderungskrisen[xliv] (s. Kapitel 6),
- Menschen mit suizidalem Verhalten, z. B. entsprechenden Plänen und Vorkehrungen, oder wenn plötzlich ein Testament oder Abschiedsbrief(e) geschrieben werden[xlv].

Bezüglich der Jahreszeit, des Wohnorts, der Religionszugehörigkeit und der sozialen Schicht gibt es unterschiedliche Studienergebnisse.[xlvi]

Eine Kombination mehrerer Faktoren (Beispiel: soziale Isolation, Tod eines/r Nahestehenden, chronische Krankheit) erhöht entsprechend das Suizidrisiko.

Wichtig ist aber:

Der Mensch, der in der Beratungssituation vor mir steht,

kann genau derjenige sein, der in dieses Raster nicht hineinpasst!

3.3 Suizidmethoden

Es wird in der Literatur nach „harten und „weichen“ Methoden unterschieden, je nachdem wie gefährlich die Suizidmethode ist, wobei die objektive Gefährlichkeit nicht mit der subjektiven übereinstimmen muss[xlvii]. Z. T. ist eine Einordnung schwierig, z. B. hängt beim Ertrinken die Einordnung davon ab, ob jemand von sich aus ins Wasser geht oder sich mit einem beschwerenden Gegenstand in
einen tiefen Fluss stürzt. Genauso kann eine Überdosis an Tabletten lebensbedrohlich sein oder nicht.

Suizidmethoden

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine Häufung von sog. harten Methoden ist bei suizidalen Handlungen mit Todesfolge festzustellen; „weiche“ Methoden überwiegen bei den Suizidversuchen.

Erhängen ist in Deutschland die am häufigsten angewandte Suizidmethode (2006 mehr als 50 % der Männer und fast 30 % der Frauen)[xlviii]. Bei den Suizidversuchen überwiegt als Methode die Vergiftung durch Überdosis unterschiedlicher Medikamente: 2005 griffen nach Schätzungen 78 % der Frauen und 61 % der Männer, die einen Suizidversuch unternahm, zu Tabletten.[xlix] Bei Parasuiziden wird die Zahl von Wedler sogar auf 90 % geschätzt[l]. Als Tabletten werden laut Poustka Schlaf-, Beruhigungs- und Schmerzmittel eingenommen[li]. Als Chemikalien werden zur Intoxikation z.B. Nagellackentferner, Shampoo, Putzmittel und Pestizide benutzt[lii]. Schwere Alkoholintoxikationen können bei dem z. Z. bei JJ zunehmenden „Koma-Saufen“ eintreten.

Suizidmethoden besagen i. d. R. nichts über

Motive, Krankhaftigkeit oder Freiverantwortlichkeit.

Sie unterliegen kulturellen Bedingungen und Modeeinflüssen.[liii]

3.4 Die Situation der Jugendlichen

Nach Angabe des Statistischen Bundesamtes in Deutschland unternahmen 2006 229 Jugendliche zwischen 10 und unter 20 Jahren (Alter der weiterführenden Schulen) einen S (53 Mädchen/junge Frauen, 176 Jungen/junge Männer). Auch hier war Erhängen/Strangulieren die häufigste Todesursache, aber auffällig ist, dass an zweiter Stelle das Sich-Werfen vor ein sich bewegendes Objekt steht (13 Mädchen, 35 Jungen sind so gestorben), und dass sich auch viele in die Tiefe stürzten (6 Mädchen, 25 Jungen).[liv]

S ist (genauso wie bei Erwachsenen) die zweithäufigste Todesursache in der frühen und späten Adoleszenz bei beiden Geschlechtern[lv]. Wedler geht davon aus, dass es in der Altersgruppe der Kinder und JJ eine noch größere Verschleierungstendenz von suizidalen Handlungen gibt als in der Allgemeinbevölkerung[lvi].

Suizidversuche sind um ein Mehrfaches häufiger als bei Erwachsenen[lvii]. Etwa 7 bis 8 % der Jungen, 10 bis 13 % der Mädchen unternehmen in dieser Lebens-phase einen Suizidversuch - Tendenz steigend[lviii] -, die Pubertät stellt damit einen „lebenszeitlichen Gipfel“ des Suizidversuchs dar[lix]. Eine Zunahme suizidaler Fantasien und Gedanken (ca. 30 bis 40 %) bei JJ wird ebenfalls angenommen[lx].

Homosexuelle haben eine zwei- bis sechsmal höhere Suizidrate, besonders in der Adoleszenz[lxi]. Ursache ist dann oft, dass zur Homosexualität ein Mangel an Konformität, ein frühes Bewusstwerden der Homosexualität, Stress, Gewalt-erfahrungen, mangelnde Unterstützung, Schulverweis, Familienprobleme, „broken home“, Drogenmissbrauch und/oder weitere Risikofaktoren hinzukommen[lxii].

3.5 Geschlechtsspezifische Unterschiede

Jungen unternehmen häufiger einen S, Mädchen öfters einen Suizidversuch.

Manche erklären sich die höhere Suizidrate bei Männern dadurch, dass diese meistens zu den harten Methoden greifen, bei denen eine Überlebenschance praktisch ausgeschlossen ist, während viele Mädchen Tabletten einnehmen, bei denen die suizidale Handlung oft nicht tödlich ausgeht[lxiii]. Berger führt in Bezug auf männliche JJ zusätzlich die Erklärung an, dass sie eher dazu neigen, innere Verwirrung und Verzweiflung geheim zu halten, aus Scham, und selten das Bedürfnis nach Ruhe äußern[lxiv].

Das Verhältnis von S zu Suizidversuch beträgt nach Berger bei männlichen JJ ca. 1:10, bei weiblichen dagegen liegt es mit 1:40 doppelt so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung[lxv].

In der Altersgruppe junger Frauen zwischen 15 und 30 Jahren

ist die Rate der Suizidversuche am höchsten[lxvi].

Insgesamt unternehmen Mädchen drei- bis siebenmal häufiger Suizidversuche als Jungen[lxvii]. Folgende Erklärungen werden dafür angeführt:

- Frauen und Mädchen haben häufiger Depressionen[lxviii],
- Suizidversuche sind „eine soziokulturell determinierte frauenspezifische Ausdrucksweise“ von Suizidalität[lxix],
- trotz aller Emanzipation wird von Mädchen immer noch mehr Anpassung, Unterwürfigkeit, Geduld, Passivität und Bravheit gefordert oder – um auch moderneren Erwartungen zu entsprechen – gar eine Doppelrolle mit inkongruenten Rollenerwartungen[lxx].

4 Theoretische Ansätze zur Erklärung, Erkennung und Einschätzung der Suizidalität

4.1 Erklärungsansätze von Suizidalität

Für das Zustandekommen der Suizidalität gibt es verschiedene Erklärungsansätze:

- Krankheitsmodelle: psychiatrisch-phänomenologische Beschreibung, z. B. suizidales Verhalten im Kontext psychischer Erkrankungen (s. Kapitel 4.3);
- tiefenpsychologisch-psychodynamische Modelle: Suizidalität z. B. als Lösung eines Aggressionskonflikts oder als Ausdruck einer narzisstischen Krise (s. Kapitel 4.1);
- lerntheoretisch-verhaltenstherapeutische Modelle: Suizidalität als erlerntes Verhalten bei Stress oder z. B. durch erlernte Hilflosigkeit;
- soziologische Modelle: Suizidalität als Ausdruck der Psychohygiene bzw. der Selbstregulation einer Gesellschaft (s. Kapitel 4.2);
- biologische Hypothesen: Suizidalität wird z. B. hervorgerufen durch eine Störung des genetischen Faktors für Impulskontrolle oder ist Ausdruck eines Defizits im zerebralen Serotoninstoffwechsel;
- Krisenmodelle: Suizidalität als psychodynamischer Ausdruck bzw. Endpunkt einer Zuspitzung einer psychosozial belastenden Situation[lxxi] (s. Kapitel 6).

Natürlich können auch mehrere der benannten Ursachen zusammentreffen und eine suizidale Reaktion bewirken.[lxxii]

4.1.1 Praxisrelevante Elemente aus Entstehungstheorien zur Suizidalität

Es würde im Rahmen dieser Hausarbeit zu weit führen, die verschiedenen Erklärungsansätze zur Suizidalität darzustellen. Dennoch kann für den Umgang mit Suizidalen wichtig sein, einige Elemente, die die Suizidalität provozieren, ggf. auch verstärken können, im Blick zu haben.

Psychoanalytische Theorien zur Suizidalität – die größte Wirkungsgeschichte haben die Freuds und Henselers (Narzissmustheorie) - beinhalten folgende Elemente (eine Kurzfassung beider Theorien findet sich im Anhang II und III):

- Vorliegen bestimmter Persönlichkeitsmerkmale (depressive oder narzisstische[lxxiii] Struktur), häufig auch Persönlichkeitsstörungen,
- Selbstwertproblematik (Ich-Schwäche),
- unrealistische Einstellung zu sich selbst (Ich-Ideal) und zur Umwelt, insbesondere bzgl. der Beziehungen (Idealisierung oder zu hohe Ansprüche),
- ein Objekt[lxxiv] wird als unverzichtbar erlebt (Abhängigkeit),
- ein Objektverlust (real oder ideell) liegt vor und wird als bedrohlich erlebt,
- Kränkung(en),
- ein intrapsychischer oder interpersoneller Aggressionskonflikt, der durch Aggressionshemmung bzw. Umwandlung der Aggressivität gegen sich entsteht,
- Generalisierung negativer Erfahrungen,
- Entstehung einer Krise (Identitätskrise und/oder soziale Krise),
- Ambivalenz in Beziehungen und letztlich auch in der Suizidabsicht,
- Wunsch nach völligem Rückzug und Harmonie. [lxxv]

Käsler-Heide betont die daraus resultierende Wichtigkeit, Kindern schon früh die Chance zu geben, den Umgang mit Frustrationen zu erlernen. Vernachlässigung, Beschimpfungen, Missbrauchs- und Gewalterfahrungen, aber auch grenzenlose Erziehung und Überbehütung führen dazu, dass später schon kleine Misserfolgserlebnisse und Kritik durch andere sofort an der Identität, am Selbstwertgefühl rütteln.[lxxvi]

In der soziologischen Erklärung Durkheims (s. Kurzfassung seiner Theorie im Anhang IV) fallen folgende Elemente auf:

- Anforderungen/Überforderungen der Gesellschaft,
- der Spagat zwischen Sicherheit und Einengung der Gestaltungsfreiheit durch Normen,
- die (mangelnde) Integration[lxxvii],

alles Themen, die gerade für JJ relevant sind.

4.1.2 Der Zusammenhang zwischen psychischen Störungen und Suizidalität

Suizidalität als Krankheit gibt es nicht. Oft hängen S und psychische Krankheiten aber zusammen, bestimmte Krankheiten stellen einen erhöhten Risikofaktor für suizidale Handlungen dar. Im Folgenden sind diejenigen aufgelistet, die bei JJ im Zusammenhang mit suizidalen Handlungen genannt werden und in der Praxis daher häufiger vorkommen:

- Affektive Psychosen, besonders die Depression[lxxviii]
- Angststörungen, besonders die Posttraumatische Belastungsstörung[lxxix]
- psychotische Störungen, besonders die Schizophrenie[lxxx]
- Persönlichkeitsstörungen, besonders Borderline[lxxxi]
- Suchterkrankungen, besonders Alkohol- und Drogenabhängigkeit[lxxxii]

Der Zusammenhang zwischen Essstörungen und Suizidalität wird sehr kontrovers diskutiert. Die meisten Autoren/-innen erkennen eine unterschiedliche Motivationslage, ähnlich wie beim Thema Selbstverletzendes Verhalten.

Der/Die B sollte die Möglichkeit und die notwendige Abklärung einer evtl. vorlie-genden psychischen Erkrankung und eine gegenseitige Beeinflussung von Krankheit und Suizidalität im Hinterkopf behalten.[lxxxiii]

4.2 Erkennen und Einschätzen der Suizidalität/des Suizidrisikos

Die Beurteilung der Suizidgefahr gehört zu den schwersten und verantwortungsvollsten Aufgaben jeder Person, die mit Menschen im pädagogischen oder medizinischen Bereich zu tun hat; auch für spezialisierte Fachleute ist sie schwierig[lxxxiv].

Verfahren, die zur Abschätzung der Suizidalität eingesetzt werden, sind z. B. testpsychologische Methoden und psychiatrisch-psychologische Untersuchungs-methoden[lxxxv]. Allerdings sind die Ergebnisse oft nicht befriedigend; daher stützt sich

die Abschätzung der Suizidalität in der Praxis auf folgende Punkte:

- Risikogruppen,
- Krisen, Krisenanlässe und Krisenanfälligkeit,
- suizidale Entwicklung,
- Präsuizidales Syndrom.[lxxxvi]

4.2.1 Die suizidale Entwicklung

Ammon betont, dass der Suizidhandlung ein Prozess vorangeht, der zu diesem Vorgang führt und aus der Lebensgeschichte des Individuums und seiner Interaktion mit der es umgebenden Gruppe verständlich ist[lxxxvii]. Dieser Prozess hat eine Dynamik, für deren Beschreibung es unterschiedliche Modelle gibt (s. Beispiele in der Tabelle auf der folgenden Seite). Wie bei den meisten Phasenmodellen gilt auch hier: Sie werden individuell unterschiedlich schnell durchlaufen, und es kann Rückschritte und Abbrüche im Phasenverlauf geben (eine Intervention wird dies zum Ziel haben). Insbesondere bei Kurzschlusssuiziden ist die Frage, inwieweit jemand solche bzw. alle Phasen durchläuft.

Alle Modelle machen deutlich, dass es i. d. R. einen längeren Prozess mit klaren Inhalten und entsprechend ableitbaren Warnhinweisen (s. Kapitel 4.2.4) gibt, bevor es zu einer suizidalen Handlung kommt.

Eine Zusammenfassung existierender Erklärungsmodelle der suizidalen Dynamik, in Anlehnung an Wolfersdorf u. a., findet sich im Anhang V.

Modelle suizidaler Entwicklung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.2.2 Das Präsuizidale Syndrom (Ringel)

Das Modell, das sich in der Moderne am meisten durchgesetzt hat, ist das von Ringel, das hier daher und auf Grund seiner Bedeutung für den Umgang mit Suizidalen in der Praxis gesondert behandelt wird.[lxxxix]

Drei Phasen laufen nach Ringel im Rahmen einer zunehmenden Suizidalität ab:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Unter der Einengung versteht Ringel

a) eine situative Einengung, der sog. Tunnelblick: Es entsteht das Gefühl einer übermächtigen, unbeeinflussbaren Situation, der/die Betroffene weiß „weder aus noch ein“.
b) eine dynamische Einengung, eine Stagnation: Es wird einseitig und verzerrt wahrgenommen; Gedankenabläufe wiederholen sich; Affekte, Verhaltensmuster und Abwehrmechanismen reduzieren sich bzw. gehen nur noch in eine Richtung.
c) eine Einengung der zwischenmenschlichen Beziehungen: Rückzug im Sinne einer Regression, Isolierung oder Entwertung vorhandener Beziehungen bis hin zum Verlust einer echten Verbundenheit und der Zerstörung der Liebesfähigkeit,
d) eine Einengung der Wertewelt (Sinnlosigkeit, Ausweglosigkeit), des Werterlebens: Zunahme der Ambivalenz, Enttäuschungsreaktionen, Abnahme positiver Bewertungen.

Die Entwertung von immer mehr Lebensgebieten, die uninteressant werden, macht eine Wertverwirklichung nicht mehr möglich. Alles wird wertlos, auch das Selbst, so dass die eigene Existenz schließlich wertlos erscheint.

Käsler-Heide weist darauf hin, dass bei JJ schon minimal erscheinende Anlässe eine situative Einengung auslösen können, aber auch allgemeine Ängste wie die Angst vor dem Klimawechsel und dessen Auswirkungen, Naturkatastrophen (z. B. nach dem Tsunami in Indonesien 2004), Arbeitslosigkeit, Kriegsausbruch (z. B. nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York 2001). Als dynamische Einengung kann bei JJ z. B. das regelmäßige Hören von Musik oder Lesen von Texten, die eine bedrückte Stimmung verstärken, gelten. Zur Werteeinengung und zur zwischenmenschlichen Einengung können Konflikte im Elternhaus, Schulprobleme und sozialer Rückzug beitragen.

Mit Aggressionsstauung bzw. –hemmung und –umkehr ist Folgendes gemeint: Eine Aggressionsabfuhr fehlt, so dass der Betroffene die Aggression zunächst hemmt, um sie dann gegen die eigene Person zu richten im Sinne einer Selbstbestrafungstendenz. Das kann zu Selbstverletzendem Verhalten und/oder zur Suizidalität führen.

Schließlich kommt es zur Flucht aus der Realität durch Suizidfantasien und –gedanken, die zunächst aktiv intendiert werden und sich schließlich aufdrängen. Ein präsuizidales Syndrom geht nicht jedem Suizidversuch voran, sollte jedoch nicht übersehen werden, da es sofortigen Handlungsbedarf deutlich macht.[xc]

4.2.3 Suizidmotive

Mindestens ein Zehntel der Suizidenten/-innen geben „keinen fassbaren Grund“ an oder können ihn nicht benennen[xci]. Aus den Risikofaktoren (s. Kapitel 3.2) ergeben sich mögliche Erklärungen zur Motivation. Eine Benennung der statistisch evaluierbaren Suizidrisikofaktoren wird sich aber vorrangig auf äußere Faktoren beschränken oder abhängig sein von Selbstaussagen der Suizidenten/-innen. Problematisch daran ist, dass es Faktoren geben kann, die von Suizidenten/-innen verschwiegen werden oder die ihnen unbewusst sind[xcii].

Illhardt unterscheidet zwei Wertgruppen von Suizidmotiven:

- reflexive Werte (Werte zur Qualität des eigenen Lebens, z. B. Gesundheit, Sinn, Erfüllung) und
- soziale Werte (Werte eines beglückenden Zusammenlebens, z. B. Beziehung, Zusammenleben, Verstehen, Konfliktlösung, Freundschaft).[xciii]

Diesen Werten werden im Folgenden mögliche Suizidmotive oder Funktionen, und zwar innere Faktoren, die höchstens an Indikatoren bzw. auf Grund von Aussagen und Beschreibungen des/der Suizidenten/-in feststellbar sind, zugeordnet:

Suizidmotive

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

S erscheint als mögliche Flucht vor einer unerträglichen Realität und

als mögliches Ausweichen in eine aussichtsreichere Zukunft[xcv].

4.2.4 Symptome/Warnhinweise

Zur Beurteilung der Suizidgefahr wird versucht, mit Hilfe von Cluster-Analysen besonders gefährdete Personengruppen zu erfassen.[xcvi] Häufig vorkommende Merkmale solcher Cluster sind im Folgenden benannt:

Mögliche Suizidindikatoren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Mehrheit jugendlicher Suizidopfer hat mit anderen über ihre Suizidpläne geredet oder über sie geschrieben. Daher sollten solche Äußerungen immer ernst genommen werden.

Besonders schwierig ist die „Ruhe vor dem Sturm“: Wenn der Entschluss zum S gefasst ist, wirken viele Betroffene fast entspannt. Der Entschluss kann - nach vielen langen und quälenden Gedanken - wie eine Erlösung und Befreiung erscheinen; entsprechend sind in dieser Phase wenige Warnhinweise feststellbar.[xcviii]

5 Psychosoziale Krisen im Jugendalter

5.1 Krisenbegriff: Die psychosoziale Krise und die suizidale Krise

Eine psychosoziale Krise ist der nicht durch Krankheit erklärbare Verlust des seelischen Gleichgewichtes, hervorgerufen durch eine äußere oder/und innere Belastungssituation und die mangelnden Ressourcen zur Bewältigung der Situation.[xcix]

Viele Autoren/Autorinnen betonen die schöpferische Kraft, die Dynamik, die Chance auf einen Neuanfang, die in jeder Krise steckt. So wird der Krise auch eine strategische Funktion zugesprochen: als Ablösemechanismus von Personen und/oder bestimmten Situationen, als Initialzündung für die Bearbeitung von Konflikten, als Entwicklungschance, als „schöpferischer Prozess“[c].

Pörksen benennt typische Faktoren für Krisen:

- akuter und (zumindest zunächst) nicht chronischer Verlauf,
- deutliche Änderungen des Verhaltens,
- subjektive Empfindungen: Hilflosigkeit und Ineffektivität,
- starke innere Gespanntheit (Kast betont die Labilität),
- Erleben von Bedrohung oder Gefahr – im Ausmaß abhängig von der Persönlichkeitsstruktur.[ci]

[...]


[i] vgl. Eichenberg/Fischer, 2003, Petermann/Winkel, 2004.

[ii] vgl. Dorsch, 2004, S. 923, Hover, 2007, S. 116, Käsler-Heide, 2001, S. 15, Schramm/Schramm, 2007, S. 119.

[iii] WHO 1992 nach Kelleher u. a., 2000, S. 228, s. auch Poehlke, 2003, S. 81.

[iv] Seitdem Augustinus im 4. Jh. im Suizid ein Übertreten des 6. Gebots („Du sollst nicht töten.“) und Thomas von Aquin im 13. Jh. den Suizid zur Todsünde erklärte, da sich der Mensch zum Herrscher über Leben und Tod mache, galt der Suizid in der westlichen Gesellschaft bis ins 20.Jh. hinein als Verbrechen oder Sünde (Davison/Neale, 2007, S. 349, Dorsch, 2004, S. 923, Hover, 2007, S. 117, Schramm/Schramm, 2007, S. 190, Wolfersdorf, 1999, S. 891).

[v] vgl. Améry 1976. Mit den Konnotationen Yaloms zur Freiheit (nicht als etwas Positives, sondern als Leere, da sie jeglicher Struktur entbehrt, weswegen sie für viele furchtbesetzt ist) bekommt der Begriff des Freitods eine ganz andere Dimension: die der Begegnung mit der endgültigen Grundlosigkeit (vgl. Yalom, 2005, S. 19).

[vi] vgl. Bronisch, 1995, S. 91, Dorsch, 2004, S. 923.

[vii] Hover, 2007, S. 117, Schramm/Schramm, 2007, S. 119.

[viii] vgl. Hover, 2007, S. 128-131, Pohlmeier, 1978, S. 67, Scobel, 1981, S. 101, Tölle/Windgassen, 2006, S. 132, Wolfersdorf, 1999, S. 892.

[ix] vgl. Schramm/Schramm, 2007, S. 190, Wolfersdorf, 1999, S. 890, Wolfersdorf/Purucker, 2003, S. 161.

[x] Shneidman 1973 nach Davison/Neale, 2007, S. 353.

[xi] Wolfersdorf, 1999, S. 891.

[xii] Gerade bei Jugendlichen kommt der Imitationssuizid, der auch “Werther-Effekt“ genannt wird, häufig vor. Nach dem Erscheinen des Goethe-Romans „Die Leiden des jungen Werther“ 1974 soll es zu Epidemien gleichartig motivierter und durchgeführter Suizide gekommen sein, so dass der Roman in einigen Bereichen sogar verboten wurde. Vgl. Arndt 136, Tölle/Windgassen, 2006, S. 132.

[xiii] vgl. Tölle/Windgassen, 2006, S. 132.

[xiv] vgl. Wolfersdorf, 1999, S. 891

[xv] vgl. Poustka, 1985, S. 214, Schramm/Schramm, 2007, S. 190.

[xvi] vgl. Bronisch, 1995, S. 14, Poustka, 1985, S. 215, Rachor, 2001, S. 50, Schramm/Schramm, 2007, S. 190.

[xvii] vgl. Poustka, 1985, S. 214.

[xviii] vgl. Wolfersdorf, 1999, S. 891.

[xix] vgl. Bronisch, 1995, S. 14, Poustka, 1985, S. 214, Schramm/Schramm, 2007, S. 191, Warnke, 2003, S. 774.

[xx] vgl. Tölle/Windgassen, 2006, S. 131.

[xxi] vgl. Rachor, 2001, S. 50

[xxii] Campbell, 2007, S. 140, vgl. Pohlmeier, 1978, S. 64.

[xxiii] Statistisches Bundesamt, 2007a, Auszug aus den zur Verfügung gestellten Daten im Anhang, S. 72.

[xxiv] DGS, 2007, S. 1.

[xxv] Davison/Neale, 2007, S. 351.

[xxvi] vgl. Wedler, 1984, S. 7.

[xxvii] vgl. Wedler, 1984, S. 6.

[xxviii] vgl. Fiedler, 2007, S. 4.

[xxix] s. SUPRE WHO, 2007, laut DGS sind es 10 Mal so viele (DGS, 2007, S. 3).

[xxx] Nach Schätzungen der WHO sterben pro Jahr etwa eine Million Menschen weltweit, indem sie sich das Leben nehmen.

[xxxi] vgl. Wedle, 1984, S. 7.

[xxxii] WHO 2000 nach DGS, 2007, S. 4.

[xxxiii] vgl. Davison/Neale, 2007, S. 352, DGS, 2007, S. 1, Junglas, 2007, S. 40, Poehlke, 2003, S. 82, Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 683.

[xxxiv] vgl. Davison/Neale, 2007, S. 352, Junglas, 2007, S. 40, Schramm/Schramm, 2007, S. 188.

[xxxv] Junglas behauptet z. B., dass Männer über 50 Jahren, Frauen über 60 Jahren gefährdet seien (vgl. Junglas, 2007, S. 40), auf Deutschland 2006 bezogen steigt die Rate schon ab 35um das Doppelte, bei Männern ist sie spätestens ab 40, bei Frauen spätestens ab 45 auf dem Höhepunkt (s. Statistisches Bundesamt, 2007a)

[xxxvi] vgl. Schramm/Schramm, 2007, S. 188.

[xxxvii] vgl. Fischer/Fischer, 1995, S. 145-151, Junglas, 2007, S. 40, Poehlke, 2003, S. 82, Schramm/Schramm, 2007, S. 196, Tölle/Windgassen, 2006, S. 133, Wolfersdorf/Purucker, 2003, S. 166.

[xxxviii] vgl. Poehlke, 2003, S. 82.

[xxxix] vgl. Davison/Neale, 2007, S. 353, Junglas, 2007, S. 40, Tölle/Windgassen, 2006, S. 133.

[xl] vgl. Davison/Neale, 2007, S. 352.

[xli] vgl. Bronisch, 2005b, S. 43, Junglas, 2007, S. 16, Poehlke, 2003, S. 82, Pöldinger, 1968, S. 94-99, Schramm/Schramm 2007, S. 196.

[xlii] vgl. Davison/Neale, 2007, S. 353, Jochmus, 1983, Poehlke, 2003, S. 82, Pöldinger, 1968, S. 94-99, Schramm/Schramm 2007, S. 196, Wolfersdorf/Purucker, 2003, S. 166.

[xliii] vgl. Bronisch, 2005b, S. 43, Davison/Neale, 2007, S. 350, Poehlke, 2003, S. 82, Pöldinger, 1968, S. 94-99, Schramm/Schramm, 2007, S. 196, Wolfersdorf/Purucker, 2003, S. 164, 166, 169.

[xliv] vgl. Wedler, 1984, S. 13, Wolfersdorf/Purucker, 2003, S. 166. Hier gibt es natürlich auch Überschneidungen zu den oben genannten Faktoren auf Grund unterschiedlicher Klassifizierungen.

[xlv] Vgl. Poehlke, 2003, S. 82.

[xlvi] Am ehesten ist eine Häufung im Frühjahr zu vermuten, manche Studien benennen aber auch den Sommer und den Herbst (Bronisch, 2002 nach Junglas, 2007, S. 40, Junglas, 2007, S. 16, Poehlke, 2003, S. 82). Bronisch und Wedler benennen die Häufung von Ss in Städten gegenüber dem Land, was die meisten anderen Autoren nicht benennen (Bronisch, 2002 nach Junglas, 2007, S. 40, Wedler, 1984, S. 13). Bronisch behauptet, dass Konfessionslose und Protestanten/-innen gefährdeter sind (Bronisch, 2002 nach Junglas, 2007, S. 40), während andere keinen solchen Zusammenhang feststellen. Junglas benennt Belege für die Häufung von Ss in unteren Bildungsschichten (Junglas, 2007, S. 40), Wedler geht davon aus, dass die Angehörigen niedriger Schichten nach einem Suizid(-versuch) häufiger hopitalisiert werden, die Suizidhandlungen in der Oberschicht häufiger kaschiert werden (Wedler, 1984, S. 13).

[xlvii] vgl. Warnke, 2003, S. 777, Wedler, 1984, S. 17.

[xlviii] Schmidtke u. a. 2005 nach Schramm/Schramm, 2007, S. 192.

[xlix] Schmidtke u. a. 2005 nach Schramm/Schramm, 2007, S. 192.

[l] Wedler, 1984, S. 18.

[li] vgl. Poustka, 1985, S. 222.

[lii] vgl. Hermann-Wehland/Höpner, 1989, S. 33.

[liii] Ehrhardt, 1983, S. 32.

[liv] s. Statistisches Bundesamt, 2007a.

[lv] s. Berger, 1999, S. 29, Martin, 1987, S. 283.

[lvi] vgl. Wedler, 1984, S. 14.

[lvii] Born geht davon aus, dass sie bei Jugendlichen 20-50mal so häufig sind wie Suizide (Born, 2005, S. 35), vgl. auch Tölle/Windgassen, 2006, S. 130.

[lviii] vgl. Finzen, 1997, S. 16, Petermann/Winkel, 2004, S. 223, Schmidtke/Schaller, 2006, S. 290, SUPRE WHO, SUPRE WHO, 2007; Keupp benennt die wachsenden gesellschaftlichen Herausforderungen für JJ aus soziologischer Sicht:

- Wissensgesellschaft mit der Forderung nach Intelligenz, Neugier, Problemlösung und Kreativität,
- Risikogesellschaft (als Fortführung der Spaßgesellschaft) mit hohen Anforderungen an die Flexibilität und Identität im Umgang mit Ungewissheit,
- Arbeitgesellschaft, in der die Chance auf Arbeit immer höhere Anstrengungen verlangt,
- demokratische Gesellschaft mit Meinungsäußerung, - vertretung, Akzeptanz von Mehrheitsentscheidungen und Abwehr von Fundamentalismus und Extremismus,
- Zivilgesellschaft mit vielfältigen Partizipationsmöglichkeiten, sozialer Kooperation,
- Einwanderungsgesellschaft mit Integration von Traditionen, Überwindung von Konflikten und Vorurteilen (s. Keupp, 2003, S. 24)

Seine These lautet: „Identitätsarbeit hat als Bedingung und als Ziel die Schaffung von Lebenskohärenz“ (Keupp, 2003, S. 30) und ist in einer Gesellschaft mit so unterschiedlichen Anforderungen viel schwieriger als früher (ebd.)

[lix] Faust/Wolf, 1983, S. 47, vgl. Martin, 1987, S. 283, Wedler, 1984, S. 14.

[lx] vgl. Born, 2005, S. 35, Davison/Neale, 2007, S. 352f., Faust/Wolf, 1983, S. 45, 47, Martin, 1987, S. 283, Schröer, 1993, S. 218.

[lxi] Junglas, 2007, S. 32, Remafedi, 1999, S. 1291.

[lxii] vgl. Remafedi, 1999, S. 1291; Bründel benennt Unterschiede im männlichen und weiblichen Prozess der Bewusstseinswerdung der eigenen Homosexualität (vgl. Bründel, 2004, S. 80-86).

[lxiii] vgl. Born, 2005, S. 34, Davison/Neale, 2007, S. 352, Käsler-Heide, 2001, S. 93, Schmidtke/Schaller, 2002, S. 278, 290, Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 683. Die Tatsache, dass laut Suizidstatistik die meisten JJ – auch Mädchen - sich mit „harten“ Methoden das Leben nehmen, sagt nichts darüber aus, wie viele Mädchen durch den Einsatz „weicher“ Methoden letztlich überlebt haben.

[lxiv] vgl. Berger, 1999, S. 37.

[lxv] Berger, 1999, S. 37.

[lxvi] Oberender/Zerthh, 2000, S. 113, Schramm/Schramm, 2007, S. 118.

[lxvii] Tölle/Windgassen, 2006, S. 130f.

[lxviii] Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 683.

[lxix] Bründel, 2004, S. 52f., Gerisch, 1996, S. 72; Rachor kritisiert diesen Versuch, Bezüge zwischen dem Suizidversuch und den Weiblichkeits-Stereotypen der Frau in der Gesellschaft herzustellen, führt aber gleichzeitig auch Erklärungsmöglichkeiten einer solchen Verbindung an:

- Beziehungsneigung, Fürsorglichkeit, Bezogenheit, Verantwortlichkeit (der Suizidversuch als deutliches Indiz für Konflikte und als Impuls für deutliche Veränderungen),

- Ambivalenz zwischen Selbstständigkeit (Emanzipation) und stabilen, verlässlichen Beziehungen, zwischen Selbstverwirklichungswunsch und Desorientierung (der Suizidversuch mit seiner aggressiven und hilflosen Seite).

In der Wissenschaft werden meistens folgende Erklärungen angeführt:

- Impulsivität, Spontaneität, Überstürztheit der Handlung, was oft mit weiblichen Attributen assoziiert wird,

- Appellcharakter, der gesellschaftlich als typisch weibliche Kommunikationsform angesehen wird (vgl. Rachor, 2001, S. 50-54)

[lxx] vgl. Gerisch, 1996, S. 107f.

[lxxi] vgl. Dorsch, 2004, S. 923, Käsler-Heide, 2001, S. 45-47, Wolfersdorf, 1999, S. 894f.

[lxxii] vgl. Overlap model“ nach Blumenthal/Kupfer, 1986 aus Wolfersdorf, 1996, S. 13.

[lxxiii] Der Begriff geht zurück auf die Narkissus-Sage. Narzisstische Persönlichkeitsstörung: übertriebenes Gefühl der eigenen Bedeutung, Beschäftigung mit Erfolgs- und Machtphantasien, starkes Bedürfnis nach Bewunderung, häufig Probleme mit Beziehungen, nehmen vieles für sich in Anspruch, ohne Verpflichtungen nachzukommen, nutzen andere aus, haben Schwierigkeiten damit, die Empfindungen anderer nachzuvollziehen (s. Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 685, vgl. auch Davison/Neale, 2007, S. 473f., 481).

[lxxiv] In der psychologischen Literatur wird das Wort Objekt auch - wie hier - für Objektrepräsentanzen verwendet.

[lxxv] vgl. Davison/Neale, 2007, S. 355, Dorsch, 2004, S. 923, Freud, 1916, Grande, 1997, S. 30, 31, 39, Henseler, 1974, Henseler, 1981c, S. 114-119, Hover, 2007, S. 122, Junglas, 2007 S. 20, Kuda/Kuda-Ebert, 1981, S. 15, Poehlke, 2003, S. 81, Wedler, 1984, S. 23, Wolfersdorf, 1999, S. 896.

[lxxvi] vgl. Käsler-Heide, 2001, S. 40.

[lxxvii] Finzen, 1997, S. 10, Jörns, 1979, S. 53, Wedler, 1984, S. 21.

[lxxviii] vgl. Ahrens, 200, S. 175-181, Braun-Scharm, 2000a, das-beratungsnetz.de-team, Davison/Neale, 2007, S. 347, 350, Finzen, 1997, S. 13, Kuda/Kuda-Ebert, 1981, S. 27, Nolen-Hoeksema/Girgus, 1994, Schramm/Schramm, 2007, S. 196, Wedler, 1984, S. 115, Wittchen/Hoyer, 2006, S. 276f., 744-747, 750-757, Wolfersdorf, 1999, S. 894, Wolfersdorf/Barth/
Keller/Steiner/Vogel/Hole, 1988, S. 212, Wolfersdorf u. a., 1991, 281-286; Krüger weist auch auf den Zusammenhang von bipolaren Störungen und Suizidalität hin vgl. Krüger, 2002).

[lxxix] vgl. Wittchen/Hoyer, 2006, S. 763ff. 781ff.

[lxxx] vgl. das-beratungsnetz.de-team, Eggers, 1983, S. 79, Schramm/Schramm, 2007, S. 196, Wittchen/Hoyer, 2006, S. 675, 678-680, 927ff., Wolfersdorf, 1996, S. 13, Wolfersdorf, 1999, S. 894, Wolfersdorf/Barth/Keller/Steiner/Vogel/Hole, 1988, S. 211f., Zimbardo, 2004, S. 686f., 690, 699f.

[lxxxi] vgl. Braun-Scharm, 2000b, Bronisch, 1995, S. 48, Davison/Neale, 2007, S. 350, 468-473, 481, 486-488, Kernberg, 1999, Kind, 1992, bes. S. 13-119, Kind, 2003, S. 93-103, Schramm/Schramm, 2007, S. 196, Wittchen/Hoyer, 2006, S. 942

[lxxxii] vgl. Born, 2005, S. 34, Finzen, 1997, S. 13, Fleischmann u. a., 2005, S. 676, Hover, 2007, S. 121, Junglas, 2007, S. 32, Wolfersdorf, 1999, S. 890, Wolfersdorf/Purucker, 2003, S. 164.

[lxxxiii] Lehmann weist auf die mögliche schädliche, Suizidalität fördernde, Wirkung von Psychopharmaka hin (Lehmann, 2002); Hawellek/Werner weisen auf die Suizidalität hemmende Lithium-Therapie hin. Vgl. auch Möhrle, 2002, S. 155.

[lxxxiv] vgl. Schramm/Schramm, 2007, S. 193.

[lxxxv] vgl. Pöldinger/Sonneck, 1980, S. 147.

[lxxxvi] Pöldinger/Sonneck, 1980, S. 148.

[lxxxvii] Ammon, 1972, 1974 S. 1.

[lxxxviii] Pöldinger, 1968, nach Finzen, 1997, S. 44, Schramm/Schramm, 2007, S. 192f. und Pöldinger/Sonneck, 1980, S. 150, Junglas, 2007, S. 19 auf der Grundlage von Poustka, 1985, Stekel, 1910, nach Everstine/Everstine, 1983b, S. 203, Wolfersdorf u. a., 1991, S. 280, Wolfersdorf, 1996 S. 7, Everstine/Everstine, 1983b, S. 202, Menninger 1938 nach Everstine/Everstine, 1983b, S. 205.

[lxxxix] Ringel geht davon aus, dass die meisten suizidalen JJ psychisch krank sind. Eine Gruppe aber hebt sich ab, die er wie folgt beschreibt:

- mindestens durchschnittlich begabte, gesunde, i. d. R. hübsche Mädchen,

- Gefühl, nicht verstanden zu werden; bestehende Beziehungen werden nicht als solche erlebt, erscheinen bedeutungslos,

- völlige innere (existentielle) Leere,

- mangelnde familiäre Sicherheit und Stabilität (mangelndes Urvertrauen in der frühkindlichen Entwicklung) und dadurch mangelnde Ich-Entwicklung,

- Gefühl, in einem fremden Körper zu stecken, der dann letztlich auch aufgegeben wird (Ringel, 1965a, S. 168, 170-175).

[xc] vgl. Finzen, 1997, S. 43, Jörns, 1979, S. 42, Käsler-Heide, 2001, S. 19-28, Kuda/Kuda-Ebert, 1981, S. 16, Pöldinger/Sonneck, 1980, S. 150, Poustka, 1985, S. 225f., Ringel, 1953, S. 117, 119, 123, 128, 131, 144, 152, Ringel, 1965b, S. 156, 158, 163, Schröer, 1993, S. 213, Sonneck, 2000, S. 168f.

[xci] vgl. Faust/Wolf, 1983, S. 47. In Lenzes Untersuchung gaben nur 37% an, dass sie selber das auslösende Ereignis als objektiv belastend empfanden, nur 40% gaben an, dass sie es als subjektiv belastend empfanden, 37% waren der Ansicht, dass es kein auslösendes Ereignis gab (Lenze, 1990, S. 171).

[xcii] vgl. Henseler, 1981a, S. 141. Auf die Unterscheidung von Suizidmotiven bei Ss und bei Suizidversuchen wird auf Grund der aus Kapitel 2.3 resultierenden Überlegungen bezüglich der Praxisrelevanz verzichtet (vgl. Abram/Berkemeier/Kluge, 1980a, S. 136-138).

[xciii] Illhardt, 1991, S. 67.

[xciv] vgl. Bronisch, 2005b, S. 44, Bründel, 2004, S. 116-118, Illhardt, 1991, S. 67, Martin, 1987, S. 284, Mintz, 1968, nach Davison/Neale, 2007, S. 354; Tölle/Windgassen, 2006, S. 131; Warnke, 2003, S. 782; Wolfersdorf/Purucker, 2003, S. 169

[xcv] vgl. Tölle/Windgassen, 2006, S. 131.

[xcvi] Wedler, 1984, S. 28f.

[xcvii] vgl. Bründel, 2004, S. 112, 175, Dickhaut, 1995, S. 81f., Dorsch, 2004, S. 923, Dresden, Ebner/Lehle, 2005, S. 10, Hermann-Wehland/Höpner, 1989, S. 32f., Horn, 1988, S. 72, Junglas, 2007, S. 58 - 61, Käsler-Heide, 2001, S. 50-81, 91f., 154f., Martin, 1987, S. 284-287, Poehlke, 2003, S. 82, Pöldinger/Sonneck, 1980, Rausch, 1996, S. 90, Sartori, Schramm/Schramm, 2007, S. 194f., Schröer, 1993, S. 11, 211, 232-266, 338, Sonneck, 2000, S. 39, 120f., Tölle/
Windgassen, 2006, S. 130-132, Warnke, 2003, S. 778, Wedler, 1984, S. 27, Tölle/Windgassen, 2006, S. 130, Wittchen/Hoyer, 2006, S. 268ff., Wolfersdorf, 199,9 S. 895, Zimbardo/Gerrig, 2004, S. 684; s. auch die Indikatoren für akute Suizidalität nach Warnke, im Anhang VI (Warnke, 2003, S. 779).

[xcviii] Tölle/Windgassen, 2006, S. 132.

[xcix] vgl. Caplan 1964 & Cullberg 1978 nach Sonneck, 2000, S. 15; Caplan nach Wedler, 1984, S. 27 & nach Freytag u. a., 1993, Hennig, 1988, S. 7, Kast, 2000, S. 133, Wittchen/Hoyer, 2006, S. 422. Der Krisenbegriff wurde 1944 von Lindemann eingeführt; 1964 verwendete Caplan ihn für die Entwicklung spezieller Kriseninterventionstechniken (s. Wedler, 1984, S. 27).

[c] s. Kast, 2002, S. 24, vgl. Bründel, 2004, S. 129f., Kast, 2000, S. 21-27, Kast, 2002, S. 11, Pörksen, 1970, Wedler, 1984, S. 33.

[ci] s. Pörksen, 1970, S. 86f., vgl. Kast, 2000, S. 30-33.

Ende der Leseprobe aus 90 Seiten

Details

Titel
Umgang mit Jugendlichen bei Verdacht auf Suizidalität im Kontext schulischer Beratung
Note
1+
Autor
Jahr
2008
Seiten
90
Katalognummer
V115048
ISBN (eBook)
9783640163229
ISBN (Buch)
9783640177325
Dateigröße
1327 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar der Dozentin: "Die Arbeit überzeugt durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema und die fundierten Theorie- und Praxiskenntnisse der Autorin. Besonders gelungen ist der Theorie-Praxis-Bezug. Viele empirische Studien werden beschrieben und mit prägnanten Beispielen verdeutlicht. Ein hervorragender theoretischer Hintergrund verdeutlicht komplexe Zusammenhänge in leicht verständlicher Form. - Eine sehr lesenswerte Arbeit! -" Die Arbeit enthält praxisorientierte Skizzen, Checklisten, z.B. - Umgang mit Jugendlichen bei Verdacht auf Suizidalität, - Suizidprävention an Schulen.
Schlagworte
Umgang, Jugendlichen, Verdacht, Suizidalität, Kontext, Beratung
Arbeit zitieren
Chantal Cordier (Autor:in), 2008, Umgang mit Jugendlichen bei Verdacht auf Suizidalität im Kontext schulischer Beratung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115048

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