Die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland sorgte in der jüngeren Vergangenheit für einen starken Anstieg der Zahlen sowohl von Unternehmens- als auch Privatinsolvenzen. Abbildung 17 (im Anhang dieser Arbeit) zeigt die Entwicklung der Insolvenzen zwischen 1999 und 2004. Hieraus folgte, dass immer mehr säumige Schuldner bei den Banken gezählt wurden und auch die Zahl der Kreditausfälle erheblich zunahm. Die deutsche Kreditwirtschaft
blickt nun auf ein großes Volumen an sog. notleidenden Krediten, welches sich in den Büchern der Geschäftsbanken, Sparkassen, Genossenschaftsinstitute, Hypothekenbanken, Bausparkassen, aber auch Versicherungen „angesammelt“ hat. Nach Schätzungen von KROLL & MERCER OLIVER WYMAN beläuft sich der Umfang leistungsgestörter Kredite in Deutschland im Jahr 2005 auf rund EUR 125 Mrd.bzw. 4% des gesamten ausstehenden Kreditvolumens i.H.v. EUR 3 Bio.
Darüber hinaus sind Kreditinstitute durch die neueren aufsichtsrechtlichen Regelungen zu einer Verbesserung ihres Risikomanagements verpflichtet. Die Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft der Kreditinstitute (MaK) und künftig auch die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) erfordern eine verstärkte Beobachtung der ausgereichten Kredite sowie eine kontinuierliche Neubewertung der Sicherheiten. Speziell für die Intensivund
Problemkreditbetreuung sind den Banken hierzu restriktivere Vorschriften auferlegt worden. Ferner verlangen die neuen Baseler Eigenkapitalvorschriften (Basel II) eine bonitätsabhängige Eigenkapitalunterlegung für ausgereichte Kredite. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, das Risiko von Krediten stärker zu quantifizieren. Relevante Faktoren sind hierbei insbesondere die Bonität des Kreditnehmers sowie die Werthaltigkeit der angedienten Kreditsicherheiten. Folglich ist eine Sicherheitenbewertung – und damit das Wissen um den
„inneren“ Wert eines Kreditengagements – unumgänglich.
Inhaltsverzeichnis
- Themenstellung und Gang der Arbeit
- Kreditvergabe, Kreditverschlechterung und Work-out eines notleidenden Kreditengagements
- Kreditvergabe und Notwendigkeit der Bestellung von Sicherheiten
- Bestellung von Immobiliensicherheiten
- Bestellung weiterer Sachsicherheiten und Personalsicherheiten
- Kreditverschlechterung
- "Watchlist"-Kredite
- Notleidende Kredite
- Work-out eines notleidenden Kredites
- Restrukturierung
- Vergleich
- Verwertung der Sicherheiten
- Kreditvergabe und Notwendigkeit der Bestellung von Sicherheiten
- Bewertungsrelevante Elemente
- Immobilienwert
- Eigenschaften von Immobilien
- Wertbegriff
- Wertbestimmende Merkmale
- Bewertungsverfahren
- Vergleichswertverfahren
- Ertragswertverfahren
- Sachwertverfahren
- Praktikermethode
- Discounted Cash Flow (DCF)-Verfahren
- Weitere Verfahren
- Zusammenfassung
- Ermittlung der Daten in der Praxis
- Zahlungsstruktur aus einem Grundpfandrecht
- Eigenschaften von Grundpfandrechten
- Kooperationsbereitschaft des Schuldners
- Kooperationsbereiter Schuldner
- Nicht kooperationsbereiter Schuldner
- Zusammenfassung
- Restriktion der Einzahlungen
- Restriktion der Einzahlungen durch den gesamten möglichen Zahlungsstrom eines Grundpfandrechtes
- Restriktion der Einzahlungen durch die Forderungshöhe
- Restriktion der Einzahlungen durch den Sicherungszweck
- Enger Sicherungszweck
- Weiter Sicherungszweck
- Anwendbarkeit in der Praxis
- Bewertung eines durch Grundpfandrechte gesicherten notleidenden Kreditengagements
- Diskontierung der künftigen Zahlungen
- Wahlrecht einer Partei auf Anrechnung einer Leistung
- Wahlrecht der Schuldners
- Wahlrecht der Bank
- Berücksichtigung des Risikos der Kooperationsbereitschaft
- Risikoneutralität des Gläubigers
- Risikoaversion des Gläubigers
- Hinreichende Diversifizierung
- Mangelnde Diversifizierung
- Ansätze zur Überprüfung des Portfolios auf hinreichende Diversifizierung
- Überblick der Bewertungsmöglichkeiten bei Risikoneutralität und Risikoaversion
- Zusammenfassung und Ausblick
- Anhang
- Literaturverzeichnis
- Rechtsprechungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Bewertung von Immobiliensicherheiten im Rahmen notleidender Kredite. Ziel ist es, ein Verfahren zur Bewertung von Immobiliensicherheiten zu entwickeln, das die Besonderheiten notleidender Kredite berücksichtigt. Dabei werden die verschiedenen Bewertungsverfahren für Immobilien betrachtet und auf ihre Anwendbarkeit im Kontext notleidender Kredite untersucht.
- Bewertung von Immobiliensicherheiten im Rahmen notleidender Kredite
- Entwicklung eines Bewertungsverfahrens für Immobiliensicherheiten
- Berücksichtigung der Besonderheiten notleidender Kredite
- Analyse der verschiedenen Bewertungsverfahren für Immobilien
- Anwendbarkeit der Bewertungsverfahren im Kontext notleidender Kredite
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt die Themenstellung und den Gang der Arbeit dar. Es werden die wichtigsten Begriffe und Definitionen erläutert, die im weiteren Verlauf der Arbeit verwendet werden.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Kreditvergabe, der Kreditverschlechterung und dem Work-out eines notleidenden Kreditengagements. Es werden die verschiedenen Phasen des Kreditprozesses beschrieben, von der Kreditvergabe bis zur Verwertung der Sicherheiten.
Das dritte Kapitel behandelt die bewertungsrelevanten Elemente. Es werden die Eigenschaften von Immobilien, der Wertbegriff und die wertbestimmenden Merkmale erläutert. Außerdem werden die verschiedenen Bewertungsverfahren für Immobilien vorgestellt und auf ihre Anwendbarkeit im Kontext notleidender Kredite untersucht.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Bewertung eines durch Grundpfandrechte gesicherten notleidenden Kreditengagements. Es werden die verschiedenen Aspekte der Bewertung, wie die Diskontierung der künftigen Zahlungen, das Wahlrecht einer Partei auf Anrechnung einer Leistung und die Berücksichtigung des Risikos der Kooperationsbereitschaft, behandelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Bewertung von Immobiliensicherheiten, notleidende Kredite, Kreditvergabe, Kreditverschlechterung, Work-out, Bewertungsverfahren, Grundpfandrechte, Kooperationsbereitschaft, Risikobetrachtung und Diversifizierung. Die Arbeit analysiert die Besonderheiten der Bewertung von Immobiliensicherheiten im Kontext notleidender Kredite und entwickelt ein Verfahren zur Bewertung dieser Sicherheiten, das die spezifischen Herausforderungen und Risiken berücksichtigt.
- Immobilienwert
- Quote paper
- Michael Stahl (Author), 2006, Die Bewertung von Immobiliensicherheiten im Rahmen notleidender Kredite, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115053