„Worin liegt der Unterschied zwischen erfolgreichem und erfolglosem Lehren, dem Lehren, das zu guten Ergebnissen führt, und dem Lehren, das Kummer bereitet?“ Ein entscheidender Faktor für erfolgreiches Lehren ist eine intakte Lehrer-Schüler -Beziehung, die auf gegenseitiger Wertschätzung beruht.
Wenn Lehrer die Bereitschaft entwickeln, ihren Möglichkeiten entsprechend ein offenes Ohr für ihre Schüler zu haben und die Probleme der Schüler als solche anzuerkennen (und nicht fälschlicherweise zu ihren eigenen Problemen zu machen), gewinnt die Lehrer-Schüler-Beziehung erheblich an gegenseitiger Wertschätzung – und damit an Qualität. In diesem Sinne schreibt GORDON (1994): „[…] wenn Beziehungen zwischen Schüler und Lehrer auf gegenseitiger Zuneigung, Respekt und Liebe beruhen, nehmen Probleme der Disziplin signifikant ab.“
Diese Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit klingt einleuchtend. Im Schulalltag wird aber gerade diese Wertschätzung häufig durch un- oder falschgelöste Konflikte in Mitleidenschaft gezogen. Dabei ist es nicht der Konflikt an sich, der die gegenseitige Wertschätzung von Lehrern und Schülern gefährdet. Der Umgang mit Konflikten ist das Wesentliche und Brisante. Unser Umgang mit Konflikten beinhaltet einerseits das Risiko, durch das bloße, ungerechtfertigte Durchsetzen der eigenen Interessen, einen Konflikt eskalieren zu lassen und damit eine von gegenseitigem Respekt geprägte Beziehung zu zerstören. Andererseits verbirgt sich in unserem Umgang mit Konflikten der Schlüssel zur gegenseitigen Weiterentwicklung, zur Reifung der Persönlichkeit, zur Vertiefung von gegenseitigem Vertrauen und zur Verfestigung einer von gegenseitigem Respekt geprägten Lehrer-Schüler-Beziehung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Problemstellung
- 1 Kommunikation und Konflikt
- 1.1 Kommunikation - ein Definitionsversuch
- 1.1.1 Die vier Seiten von Kommunikation nach Schulz von Thun
- 1.2 Auseinandersetzung mit Alltagstheorien und Personenwahrnehmung
- 1.3 Kommunikation im Schulalltag – die Bedeutung von Wertschätzung
- 1.4 Interpersonelle Konflikte - ein Definitionsversuch
- 1.4.1 Zur Entstehung und Wahrnehmung von Konflikten
- 2 Konfliktprävention
- 2.1 Die 9 Stufen des Eskalationsmodell nach GLASL
- 2.2 Prävention von Konflikteskalationen
- 2.2.1 Gegenseitige Wertschätzung
- 2.2.2 Allgegenwärtigkeit des Lehrers
- 2.2.3 „Erlärung für ein faires Miteinander – Gegen Mobbing und Gewalt“
- 2.2.4 Wie Kommunikationsstörungen vorgebeugt werden kann
- 2.3 Einführung von Regeln (in) der Klasse
- 3 Kommunikation im unmittelbaren Konfliktfall
- 3.1 Ein Exkurs zur Themenzentrierten Interaktion
- 3.2 Umgang mit Provokationen - die Bedeutung der inneren Einstellung der Lehrkraft
- 3.2.1 Das unmittelbare Ziel von provokativem Schülerverhalten
- 3.2.2 Das tiefersitzende, grundsätzliche Ziel von provokativem Schülerverhalten nach Dreikurs
- 3.2.3 Umgang mit aggressivem Verhalten und Gewalt in der Schule
- 3.2.4 Umgang mit Mobbing
- 3.3 Die bestehende Problematik in der konkreten Situation oder ein kritischer Zwischenstopp
- 3.4 Die Problematik der Frage nach dem „Warum?“ im unmittelbaren Konfliktfall
- 3.4.1 Umgang mit „Strafen“
- 3.4.1.1 Der Unterschied von „Strafe“ und „negativer Konsequenz“
- 3.4.1.2 „Negative Konsequenz“ versus „Neutrale Konsequenz“
- 3.4.1.3 Die Notwendigkeit des Augenmaßes und der Verwendung von Sanktionen
- 3.4.2 Umgang mit Lob und Belohnungen
- 3.5 Bestimmung des Problembesitzes nach Gordon
- 3.6 Konfrontation durch Ich-Botschaften nach GORDON
- 4 Kommunikation als Lösungsprozess zur langfristigen Konfliktlösung
- 4.1 Die Pfeiler der Grundhaltung zur Konfliktlösung: Kongruenz, Empathie und Akzeptanz
- 4.2 Die Gesprächskunst des aktiven Zuhörens
- 4.3 Modell der kooperativen Entscheidungsfindung; Konfliktbewältigung ohne Niederlagen
- 4.4 Die Phasen eines Beratungsgesprächs in Bezug auf die Beratung im Lehrer-Schüler-Gespräch zur langfristigen Konfliktlösung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie konstruktives Kommunikationsverhalten Konflikte zwischen Lehrkräften und Schülern deeskalieren und langfristig lösen kann. Die Studie basiert auf der Forschungsfrage, welches Kommunikationsverhalten im Schulalltag zu einer deeskalierenden Bewältigung und langfristigen Lösung von Konflikten führt.
- Kommunikation und Konflikt im Schulalltag
- Konfliktprävention und Deeskalationsstrategien
- Konstruktives Kommunikationsverhalten in Konfliktsituationen
- Langfristige Konfliktlösung durch Kommunikation
- Rollen und Verantwortung von Lehrkräften in der Konfliktbewältigung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung und Problemstellung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem konstruktiven Kommunikationsverhalten zur Konfliktbewältigung und -lösung im Schulalltag zwischen Lehrern und Schülern vor. Sie betont die Bedeutung einer intakten Lehrer-Schüler-Beziehung, die auf gegenseitiger Wertschätzung basiert, und wie Konflikte diese Beziehung beeinflussen können. Der Umgang mit Konflikten wird als entscheidender Faktor für erfolgreiches Lehren und Lernen hervorgehoben, und das schleswig-holsteinische Schulgesetz wird zitiert, um die Verantwortung von Lehrkräften bei der Konfliktlösung zu unterstreichen. Die Einleitung führt zur Forschungsfrage und skizziert den Aufbau der Arbeit.
1 Kommunikation und Konflikt: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es beginnt mit einem Definitionsversuch von Kommunikation, unter Einbezug des Vier-Seiten-Modells von Schulz von Thun. Anschließend wird die Bedeutung von Wertschätzung im Schulalltag hervorgehoben und der Begriff des interpersonellen Konflikts definiert, inklusive der Entstehung und Wahrnehmung von Konflikten. Das Kapitel bildet die Basis für das Verständnis der folgenden Kapitel, indem es zentrale Konzepte einführt.
2 Konfliktprävention: Das Kapitel widmet sich der Vermeidung von Konflikteskalationen. Es beschreibt das Eskalationsmodell nach Glasl und erläutert verschiedene Präventionsstrategien wie gegenseitige Wertschätzung, die Allgegenwärtigkeit des Lehrers, die Einführung von Regeln und die Prävention von Kommunikationsstörungen. Die Bedeutung proaktiver Maßnahmen zur Schaffung eines positiven Klassenklimas wird hervorgehoben. Es stellt Strategien vor, um Konflikte bereits im Ansatz zu verhindern.
3 Kommunikation im unmittelbaren Konfliktfall: Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Umgang mit Konflikten, die bereits entstanden sind. Es beinhaltet einen Exkurs zur Themenzentrierten Interaktion (TZI) und befasst sich detailliert mit dem Umgang mit Provokationen, aggressivem Verhalten, Mobbing und der Problematik der Frage nach dem „Warum?". Es werden verschiedene Strategien zur Deeskalation und Konfliktbewältigung vorgestellt, einschließlich des Umgangs mit „Strafen“ und „Belohnungen“, der Bestimmung des Problembesitzes nach Gordon und der Verwendung von Ich-Botschaften.
4 Kommunikation als Lösungsprozess zur langfristigen Konfliktlösung: Das Kapitel erörtert die langfristige Konfliktlösung durch Kommunikation. Es beschreibt die Grundhaltung zur Konfliktlösung (Kongruenz, Empathie und Akzeptanz), die Gesprächskunst des aktiven Zuhörens und ein Modell der kooperativen Entscheidungsfindung. Es analysiert die Phasen eines Beratungsgesprächs und wie diese auf Lehrer-Schüler-Gespräche zur langfristigen Konfliktlösung angewendet werden können. Der Fokus liegt auf der nachhaltigen Verbesserung der Lehrer-Schüler-Beziehung.
Schlüsselwörter
Konfliktbewältigung, Schulalltag, Kommunikation, Lehrer-Schüler-Beziehung, Konfliktprävention, Deeskalation, Kommunikationsverhalten, Wertschätzung, Konstruktive Konfliktlösung, Aktives Zuhören, Ich-Botschaften, Eskalationsmodell, Themenzentrierte Interaktion.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Konstruktive Kommunikation zur Konfliktlösung im Schulalltag
Was ist der zentrale Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht, wie konstruktives Kommunikationsverhalten Konflikte zwischen Lehrkräften und Schülern deeskalieren und langfristig lösen kann. Der Fokus liegt auf der Bedeutung von Kommunikation für eine intakte Lehrer-Schüler-Beziehung und erfolgreiches Lehren und Lernen.
Welche Forschungsfrage wird behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Welches Kommunikationsverhalten im Schulalltag führt zu einer deeskalierenden Bewältigung und langfristigen Lösung von Konflikten?
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Kommunikation und Konflikt im Schulalltag, Konfliktprävention und Deeskalationsstrategien, konstruktives Kommunikationsverhalten in Konfliktsituationen, langfristige Konfliktlösung durch Kommunikation und die Rollen und Verantwortung von Lehrkräften in der Konfliktbewältigung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Einleitung und Problemstellung, Kommunikation und Konflikt, Konfliktprävention und Kommunikation im unmittelbaren Konfliktfall sowie Kommunikation als Lösungsprozess zur langfristigen Konfliktlösung.
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage vor, betont die Bedeutung einer intakten Lehrer-Schüler-Beziehung und den Umgang mit Konflikten als entscheidenden Faktor für erfolgreiches Lehren und Lernen. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und zitiert das schleswig-holsteinische Schulgesetz zur Verantwortung der Lehrkräfte.
Was wird im Kapitel "Kommunikation und Konflikt" behandelt?
Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen dar. Es beinhaltet einen Definitionsversuch von Kommunikation (inkl. Schulz von Thun's Vier-Seiten-Modell), die Bedeutung von Wertschätzung und eine Definition des interpersonellen Konflikts (inkl. Entstehung und Wahrnehmung).
Was wird im Kapitel "Konfliktprävention" behandelt?
Das Kapitel beschreibt das Eskalationsmodell nach Glasl und erläutert Präventionsstrategien wie gegenseitige Wertschätzung, die Allgegenwärtigkeit des Lehrers, die Einführung von Regeln und die Prävention von Kommunikationsstörungen. Proaktive Maßnahmen zur Schaffung eines positiven Klassenklimas werden hervorgehoben.
Was wird im Kapitel "Kommunikation im unmittelbaren Konfliktfall" behandelt?
Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Umgang mit bereits entstandenen Konflikten. Es beinhaltet die Themenzentrierte Interaktion (TZI), den Umgang mit Provokationen, aggressivem Verhalten und Mobbing. Es werden Strategien zur Deeskalation vorgestellt, einschließlich des Umgangs mit „Strafen“ und „Belohnungen“, der Bestimmung des Problembesitzes nach Gordon und der Verwendung von Ich-Botschaften.
Was wird im Kapitel "Kommunikation als Lösungsprozess zur langfristigen Konfliktlösung" behandelt?
Das Kapitel erörtert die langfristige Konfliktlösung durch Kommunikation. Es beschreibt die Grundhaltung zur Konfliktlösung (Kongruenz, Empathie, Akzeptanz), aktives Zuhören, kooperative Entscheidungsfindung und die Anwendung von Beratungsgesprächen auf Lehrer-Schüler-Gespräche zur langfristigen Konfliktlösung.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Konfliktbewältigung, Schulalltag, Kommunikation, Lehrer-Schüler-Beziehung, Konfliktprävention, Deeskalation, Kommunikationsverhalten, Wertschätzung, Konstruktive Konfliktlösung, Aktives Zuhören, Ich-Botschaften, Eskalationsmodell, Themenzentrierte Interaktion.
- Quote paper
- Levke Landt-Hayen (Author), 2007, Konfliktbewältigung an Schulen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115083