In dieser Diplomarbeit wird das EU-Kartellverfahren gegen Microsoft analysiert, welches sich mit dem Vorwurf beschäftigt, Microsoft habe seine beherrschende Stellung auf dem Markt für PC-Betriebssysteme dazu missbraucht, den gegenseitigen Datenaustausch zwischen Windows und der Server-Software anderer Anbieter durch das Vorenthalten von Schnittstelleninformationen zu behindern. Außerdem wurde Microsoft vorgeworfen, sein Windows-Betriebssystem kartellrechtswidrig mit dem Programm „Windows Media Player“
gekoppelt und somit den Wettbewerb und Innovation auf dem Markt für Streaming Media Player behindert zu haben. Dieses Verfahren hat sich über mehrere Jahre hingezogen und die durch die europäische Wettbewerbskommission festgesetzten Abhilfemaßnahmen wurden durch Microsoft bis heute nicht vollständig umgesetzt. Insofern wird das Verfahren wiederkehrend in der Presse thematisiert und zieht somit nicht nur in Fachkreisen die Aufmerksamkeit auf sich. In dieser Ausarbeitung wird der Stand der Entwicklung bis zum 30.11.2006 berücksichtigt.
Die Arbeit stellt im zweiten Kapitel zunächst die ökonomischen Grundlagen bereit, die für die Analyse des Falls notwendig sind. Es wird gezeigt, warum ein Monopolist wie Microsoft Möglichkeiten zur Preissetzung hat, die der gesellschaftlichen Wohlfahrt Schaden zufügt und nur dem Unternehmen selbst Vorteile bringt. Hierfür wird zunächst die Preisbildung auf polypolistischen Märkten ausführlich behandelt, um dann auf die Preisbildung im Monopol detailliert einzugehen. Weiterhin beschäftigt sich dieser Teil der
Arbeit mit den ökonomischen Besonderheiten der Internetökonomie und der Wettbewerbspolitik. Dabei wird vor allem die Behinderungsstrategie als eine Ursache für Wettbewerbsbeschränkung beleuchtet, die auch im Microsoft-Fall eine besondere Rolle spielt. Es wird vor allem auf das sogenannte Bundling oder Tying eingegangen, d. h. die Kopplung zweier Produkte aneinander, die nur gemeinsam verkauft werden. Microsoft hat seinen Windows Media Player an das Windows-Betriebssystem gekoppelt und dadurch – gemäß dem Vorwurf
der Kommission – andere Anbieter so stark benachteiligt, dass die Gefahr der Eliminierung jeglichen Wettbewerbs auf dem Markt für Media Player besteht. Anhand eines spieltheoretischen Ansatzes wird gezeigt, warum ein Monopolist durch Tying Vorteile haben und unter bestimmten Bedingungen sogar Anbieter aus einem anderen Markt drängen kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Ökonomische Grundlagen
- 2.1 Wettbewerb
- 2.2 Der Markt und Marktformen
- 2.3 Das Polypol und Preisbildung bei vollkommener Konkurrenz
- 2.3.1 Die Nachfragefunktion der Haushalte
- 2.3.2 Die Angebotsfunktion der Unternehmen
- 2.3.3 Das partielle Marktgleichgewicht
- 2.4 Das Monopol und die Preisbildung auf monopolistischen Märkten
- 2.4.1 Die Marktform des Angebotsmonopols
- 2.4.2 Das Cournotsche Monopolgleichgewicht
- 2.5 Auswirkungen der Marktform auf die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt - Monopol und vollkommene Konkurrenz im Vergleich
- 2.5.1 Vergleich von Monopol- und Konkurrenzgleichgewicht: statische Effizienzanalyse
- 2.5.2 Vergleich von Monopol- und Konkurrenzgleichgewicht: dynamische Effizienzanalyse
- 2.6 Ökonomische Besonderheiten der Internetökonomie
- 2.7 Wettbewerbspolitik und Wettbewerbsbeschränkung
- 2.7.1 Arten wettbewerbsbeschränkender Strategien
- 2.7.2 Tying als spezielle Form der Behinderungsstrategie
- 2.7.3 Marktbeherrschung und Missbrauchskontrolle nach Artikel 82 EG
- 2.7.4 Die missbräuchliche Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung
- 3 Das EU-Kartellverfahren gegen Microsoft
- 3.1 Fallrelevante Grundlagen der Informationstechnologie
- 3.2 Chronologie der Ereignisse
- 3.3 Analyse der Untersuchung der Wettbewerbskommission
- 3.3.1 Die relevanten Produktmärkte
- 3.3.1.1 Der Markt für Client-PC-Betriebssysteme
- 3.3.1.2 Der Markt für Arbeitsgruppenserver-Betriebssysteme
- 3.3.1.3 Der Markt für Streaming Media Player
- 3.3.2 Untersuchung des Vorliegens einer marktbeherrschenden Stellung
- 3.3.2.1 Vorliegen einer dominanten Stellung auf dem Markt für Client-PC-Betriebssysteme
- 3.3.2.2 Vorliegen einer dominanten Stellung auf dem Markt für Server-Betriebssysteme
- 3.3.3 Untersuchung des Missbrauch-Vorwurfes
- 3.3.3.1 Microsofts Weigerung der Bereitstellung von Interoperabilitätsinformationen
- 3.3.3.2 Microsofts Kopplung des Windows Media Players an das Betriebssystem Windows
- 3.3.4 Die im Urteil festgelegten Abhilfemaßnahmen und Bußgelder
- 3.3.1 Die relevanten Produktmärkte
- 4 Kommentar zum Urteil der Wettbewerbskommission
- 4.1 Kommentar zum Vorwurf der wettbewerbswidrigen Verweigerung der Weitergabe von Schnittstelleninformationen
- 4.2 Kommentar zum Vorwurf der wettbewerbswidrigen Kopplung
- 5 Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht das europäische Kartellverfahren gegen Microsoft. Ziel ist es, die ökonomischen Grundlagen des Wettbewerbsrechts, insbesondere im Kontext der Internetökonomie, zu beleuchten und diese auf den konkreten Fall anzuwenden. Die Arbeit analysiert die Entscheidungen der Europäischen Kommission und bewertet deren Rechtmäßigkeit.
- Ökonomische Grundlagen des Wettbewerbs und Marktformen
- Analyse des EU-Kartellverfahrens gegen Microsoft
- Bewertung der Marktbeherrschung durch Microsoft
- Untersuchung wettbewerbswidriger Praktiken (Tying, Verweigerung von Interoperabilität)
- Auswirkungen des Urteils auf die Wettbewerbslandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des europäischen Kartellverfahrens gegen Microsoft ein und beschreibt den Aufbau der Arbeit. Sie skizziert die Relevanz des Falls für die Wettbewerbspolitik und die Internetökonomie.
2 Ökonomische Grundlagen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Wettbewerbsökonomie dar. Es erläutert verschiedene Marktformen, von vollkommener Konkurrenz bis hin zum Monopol, und analysiert deren Auswirkungen auf die Wohlfahrt. Die Besonderheiten der Internetökonomie werden ebenfalls behandelt, um den Kontext des Microsoft-Falls besser zu verstehen. Konzepte wie Preisbildung, Nachfrage- und Angebotsfunktionen, sowie die Effizienzanalyse von Monopol und Konkurrenz werden detailliert erklärt.
3 Das EU-Kartellverfahren gegen Microsoft: Dieses Kapitel beschreibt detailliert das EU-Kartellverfahren gegen Microsoft. Es beinhaltet eine Chronologie der Ereignisse, die Analyse der relevanten Produktmärkte (Client-PC-Betriebssysteme, Server-Betriebssysteme, Streaming Media Player), die Untersuchung der marktbeherrschenden Stellung von Microsoft und die Bewertung des Vorwurfs des wettbewerbswidrigen Verhaltens (Verweigerung von Interoperabilitätsinformationen und Kopplung des Windows Media Players). Die Abhilfemaßnahmen und Bußgelder werden ebenfalls dargestellt.
4 Kommentar zum Urteil der Wettbewerbskommission: Dieser Abschnitt analysiert kritisch die Entscheidungen der Europäischen Kommission im Microsoft-Fall. Die Argumente der Kommission bezüglich der wettbewerbswidrigen Verweigerung von Schnittstelleninformationen und der Kopplung des Windows Media Players werden im Detail geprüft und bewertet. Es wird diskutiert, inwieweit das Urteil die Wettbewerbsbedingungen im relevanten Markt verbessert und ob die getroffenen Maßnahmen verhältnismäßig sind.
Schlüsselwörter
Europäisches Kartellrecht, Microsoft, Wettbewerbsrecht, Marktbeherrschung, Missbrauchsaufsicht, Interoperabilität, Tying, vollkommene Konkurrenz, Monopol, Internetökonomie, Artikel 82 EG, Wettbewerbspolitik, Effizienzanalyse.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Das EU-Kartellverfahren gegen Microsoft
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit analysiert das europäische Kartellverfahren gegen Microsoft. Sie untersucht die ökonomischen Grundlagen des Wettbewerbsrechts im Kontext der Internetökonomie und wendet diese auf den konkreten Fall an. Ziel ist die Bewertung der Entscheidungen der Europäischen Kommission und deren Rechtmäßigkeit.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Ökonomische Grundlagen des Wettbewerbs und Marktformen (vollkommene Konkurrenz, Monopol), detaillierte Analyse des EU-Kartellverfahrens gegen Microsoft, Bewertung der Marktbeherrschung durch Microsoft, Untersuchung wettbewerbswidriger Praktiken (Tying, Verweigerung von Interoperabilität), und die Auswirkungen des Urteils auf die Wettbewerbslandschaft.
Welche ökonomischen Grundlagen werden erläutert?
Das Kapitel zu den ökonomischen Grundlagen erklärt verschiedene Marktformen, von vollkommener Konkurrenz bis zum Monopol, analysiert deren Auswirkungen auf die Wohlfahrt und beleuchtet die Besonderheiten der Internetökonomie. Es werden Konzepte wie Preisbildung, Nachfrage- und Angebotsfunktionen und die Effizienzanalyse von Monopol und Konkurrenz detailliert dargestellt.
Wie wird das EU-Kartellverfahren gegen Microsoft beschrieben?
Die Arbeit beschreibt detailliert das Verfahren: Chronologie der Ereignisse, Analyse relevanter Produktmärkte (Client-PC-Betriebssysteme, Server-Betriebssysteme, Streaming Media Player), Untersuchung der Marktbeherrschung und Bewertung des Vorwurfs wettbewerbswidrigen Verhaltens (Verweigerung von Interoperabilitätsinformationen und Kopplung des Windows Media Players). Die Abhilfemaßnahmen und Bußgelder werden ebenfalls aufgeführt.
Wie wird das Urteil der Wettbewerbskommission bewertet?
Die Arbeit analysiert kritisch die Entscheidungen der Europäischen Kommission. Die Argumente der Kommission bezüglich der wettbewerbswidrigen Verweigerung von Schnittstelleninformationen und der Kopplung des Windows Media Players werden detailliert geprüft und bewertet. Es wird diskutiert, inwieweit das Urteil die Wettbewerbsbedingungen verbessert und ob die Maßnahmen verhältnismäßig waren.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Ökonomische Grundlagen, Das EU-Kartellverfahren gegen Microsoft, Kommentar zum Urteil der Wettbewerbskommission und Schlusswort. Jedes Kapitel beinhaltet eine detaillierte Untersuchung der jeweiligen Themen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Europäisches Kartellrecht, Microsoft, Wettbewerbsrecht, Marktbeherrschung, Missbrauchsaufsicht, Interoperabilität, Tying, vollkommene Konkurrenz, Monopol, Internetökonomie, Artikel 82 EG, Wettbewerbspolitik, Effizienzanalyse.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für Leser bestimmt, die sich für die Themen Wettbewerbsrecht, Kartellrecht, Internetökonomie und die Analyse von Marktstrukturen interessieren. Sie richtet sich insbesondere an Studierende der Wirtschaftswissenschaften und Jura, sowie an alle, die sich mit den Auswirkungen von Wettbewerbspolitik auf die digitale Wirtschaft auseinandersetzen möchten.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Wirt.-Inf. Thorsten Bosse (Autor:in), 2006, Das europäische Kartellverfahren gegen Microsoft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115104