Die Entdeckung und Nutzbarmachung einer neuen Technikart, die dazu noch zu einem bedeutenden eigenständigen Wirtschaftszweig wird, führt früher oder später zwangsläufig zu einer Beschreibung ihrer Entstehungsgeschichte. Dies gilt selbstverständlich auch für die Elektrotechnik.
Die Geburtsstunde dieser Branche wurde zunächst durch die Biographien ihrer großen Pioniere skizziert, so zum Beispiel durch die „Lebenserinnerungen“ von Werner von Siemens, die 1893 erschienen. Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichten der großen Firmen, die sich auf dem deutschen und dem Weltmarkt durchsetzen konnten, wurden mit Akribie recherchiert. Dies ging zwangsläufig mit der Beschreibung des Umfeldes, also der gesamten Branche, einher.
So entstanden nach und nach die Firmengeschichten der Siemens AG, der AEG oder der BBC. Dagegen gerieten kleinere Firmen, die wenig erfolgreich waren oder von den Großen der Branche geschluckt wurden, schnell wieder in Vergessenheit. Es sei nur an die Kölner Helios oder die Firma Kummer aus Dresden erinnert.
Noch weniger oder gar keine Beachtung fanden bisher die kleinen mittelständischen Unternehmen, die ebenso ihren Teil zu der Entwicklungsgeschichte dieser neuen Technikform beigetragen haben, und deren heute nicht mehr so bekannte Forscher und Firmengründer versuchten, dem Beispiel Werner von Siemens´ zu folgen.
enn zu Beginn der neuen Ära standen die meisten der Pioniere vor den gleichen Problemen. Eine sehr aussagekräftige Beschreibung dieser Epoche finden wir bei Heinrich Voigt, dem Mitinhaber der Firma Staudt&Voigt:
„Und so war es für viele damals der einzige Gedanke, der sie Tag und Nacht verfolgte, auch eine Dynamomaschine bauen zu können, gerade wie jetzt für die Erfindertätigkeit der jungen Leute das Flugzeug oder die Funkentelegraphie im Mittelpunkt des Interesses steht. Welcher Unterschied aber zwischen damals und heute! Während für die letztgenannten Probleme Literatur in Hülle und Fülle vorliegt, Material gegen Geld für alle Ansprüche zu haben ist, standen die Dynamo-Autodidakten gewissermaßen mit völlig leeren Händen da. Kaum, da[ß] man umsponnenen Kupferdraht kaufen konnte. Man wußte aber wenig oder nichts über Leitfähigkeit, und Widerstandsmessungen konnten die wenigsten machen, weil gerade diejenigen, die sich an das Problem heranwagten, nur Mechaniker und keine Physiker waren, die selbst, wenn sie ein Siemensches Torsionsgalvanometer gehabt hätten, kaum etwas damit anfangen konnten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Abgrenzung des Themas
- 3 Quellenlage
- 4 Die Elektrotechnische Fabrik J.Einstein&Cie
- 4.1 Gründung und Anfänge
- 4.2 Die „Elektrotechnische Fabrik J.Einstein&Cie“ in München
- 4.3 Geschäftsverlauf
- 4.4 Projekte und Anlagen
- 4.5 Mitarbeiter und Personalwesen
- 4.6 Die „Elektrotechnische Fabrik J.Einstein&Cie“ im Wandel der Zeit
- 5 Die „Elektrotechnische Fabrik J.Einstein&Cie“ und die Elektrifizierung Süddeutschlands
- 6 Die „Elektrotechnische Fabrik J.Einstein&Cie“ im Kontext der Elektrotechnik
- 7 Albert Einstein und die „Elektrotechnische Fabrik J.Einstein&Cie“
- 8 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Geschichte der „Elektrotechnischen Fabrik J.Einstein&Cie“, einem Unternehmen, das zwischen 1876 und 1894 in München ansässig war. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Entwicklung der Firma im Kontext der Elektrifizierung Süddeutschlands zu untersuchen und einen Einblick in das Umfeld zu geben, in dem Albert Einstein seine Jugend verbrachte.
- Gründung und Anfänge der „Elektrotechnischen Fabrik J.Einstein&Cie“
- Der Aufstieg der Firma im Kontext der Elektrifizierung Süddeutschlands
- Die Bedeutung der „Elektrotechnischen Fabrik J.Einstein&Cie“ für die Verbreitung der Elektrizität in Bayern
- Die Herausforderungen, denen die Firma im Wandel der Zeit gegenüberstand
- Der Zusammenhang zwischen Albert Einsteins Jugend und der „Elektrotechnischen Fabrik J.Einstein&Cie“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Entstehung und Entwicklung der Elektrotechnik als Wirtschaftszweig dar, indem sie auf die Biographien ihrer Pioniere und die Firmengeschichten der großen Unternehmen eingeht. Sie betont die Bedeutung kleiner und mittelständischer Unternehmen wie der „Elektrotechnischen Fabrik J.Einstein&Cie“ für die Entwicklung der Elektrotechnik.
Die Abgrenzung des Themas fokussiert auf die „Elektrotechnische Fabrik J.Einstein&Cie“ in München zwischen 1876 und 1894, wobei die Arbeit sowohl die Firmengeschichte als auch das Umfeld betrachtet, in dem Albert Einstein seine Jugend verbrachte. Sie grenzt das Thema auch räumlich ein, indem sie sich auf die Aktivitäten der Firma in Bayern konzentriert und den Geschäftsverlauf nach der Umsiedlung nach Italien nicht weiter behandelt.
Die Quellenlage teilt sich in einen allgemeinen Teil, der die Umgebungsbedingungen betrachtet, und einen firmenspezifischen Teil, der Besonderheiten und Einzelprojekte der „Elektrotechnischen Fabrik J.Einstein&Cie“ behandelt. Die Arbeit bezieht sich dabei auf Fachliteratur, Fachzeitschriften, Festschriften und Erinnerungen führender Persönlichkeiten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Elektrotechnik, Firmengeschichte, Süddeutschland, Elektrifizierung, Albert Einstein, München, J.Einstein&Cie, Starkstromtechnik, Straßenbeleuchtung, Messen, Fachvereine, Entwicklungsstand, Umgebungsbedingungen, Geschäftsverlauf, Projekte und Anlagen, Mitarbeiter und Personalwesen, Wandel der Zeit.
- Arbeit zitieren
- Nicolaus Hettler (Autor:in), 1996, Die Elektrotechnische Firma J. Einstein u. Cie in München - 1876-1894, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11512