Die Niederlande blicken auf eine lange bürgerlich-demokratische Tradition in Verbindung mit einer parlamentarischen Monarchie zurück. Das heutige politische System der Niederlande ist eine seit Jahrzehnten bestehende Konkor-danzdemokratie, die auf Konsens- und Kompromissfindung angelegt ist und so die Stabilität des politischen Systems sichert. Die Verständigung durch Kooperation und Kompromiss ist insbesondere ein Merkmal des niederländischen Parteiensystems. Da im Verhältniswahlrecht nur eine geringe Sperrklausel von 0,67 % existiert, genügt bereits ein sehr geringer Stimmenanteil, um in die zweite Kammer einzuziehen. Dementsprechend sind auch regelmäßig zwischen acht und zehn Parteien im Parlament vertreten. Dieses Vielparteiensystem erweist sich aufgrund der Konsensorientierung im Kern als äußerst stabil.
Für die soziologische Struktur, die dem politischen System der Konkordanz-demokratie in den Niederlanden zugrunde lag, haben führende Sozialwis-senschaftler den anschaulichen Begriff der „Versäulung“ verwandt (Lepszy 1979, 13).
Mit dem Begriff „Versäulung“ wurde bildhaft deutlich gemacht, dass in den Niederlanden religiös und ideologisch voneinander getrennte „Säulen“ nebeneinander existierten, ohne dass zwischen ihnen ein hohes Maß an Kommunikation und sozialer Integration festzustellen wäre. Die „Säulen“ bildeten sich aus Katholiken, Protestanten, Sozialisten und Liberalen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Theorie sozialer Konfliktlinien
- Definition und Merkmale der Theorie sozialer Konfliktlinien
- Die vier zentralen Konfliktlinien
- Der Staat-Kirche-Konflikt
- Der Arbeit-Kapital-Konflikt
- ,,freezing-hypothesis"
- Neue Konfliktlinien - Postmaterialismus vs. Materialismus
- Zusammenfassung
- Konfliktlinien im Parteiensystem der Niederlande
- Der Staat-Kirche-Konflikt
- Die Entwicklung der konfessionellen Konfliktlinie
- Der Konflikt zwischen Liberalen und Konfessionellen
- Der Arbeit-Kapital-Konflikt
- Der Arbeit-Kapital-Konflikt zwischen Liberalen und Sozialisten
- Der Arbeit-Kapital-Konflikt in den konfessionellen Lagern
- Der Staat-Kirche-Konflikt
- Die Versäulung bis in die Mitte der 1960er Jahre: Zusammenhänge zwischen der Versäulung und den Konfliktlinien
- Die parlamentarische Entwicklung in den Niederlanden bis zum 20. Jahrhundert
- Die Entwicklung der Versäulung
- Die protestantische Säule
- Die katholische Säule
- Die sozialistische/ sozialdemokratische Säule
- Die liberale Säule
- Die Rolle der traditionellen Konfliktlinien bei dem Prozess der Versäulung
- Die Blütezeit der Versäulung von 1945 bis 1965
- Der Prozess der Entsäulung Mitte der sechziger Jahre
- Die D'66
- Weitere Protestparteien nach 1966
- Die neue Linke
- Der Zusammenschluss der konfessionellen Parteien
- Die Parlamentswahlen von 1994 und 1998
- Der Auftritt der,, Lebenswert-Parteien" in den neunziger Jahren
- Die Liste Pim Fortuyn und die Wahlen von 2002 und 2003
- Die Auswirkungen und Folgen der Entsäulung für die traditionellen Konfliktlinien
- Die Auswirkungen und Folgen der Entsäulung für die Staat-Kirche-Konfliktlinie
- Die Folgen und Auswirkungen der Entsäulung auf den Arbeit-Kapital-Konflikt
- Fazit und Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit befasst sich mit den Konfliktlinien im Parteiensystem der Niederlande. Ziel ist es, die Entwicklung und den Einfluss der traditionellen Konfliktlinien, insbesondere des Staat-Kirche- und des Arbeit-Kapital-Konflikts, auf die Entstehung und Entwicklung der Versäulung im niederländischen Parteiensystem zu analysieren. Die Arbeit untersucht, wie diese Konfliktlinien die politische Landschaft prägten und wie sich die Entsäulung Mitte der 1960er Jahre auf die traditionellen Konfliktlinien auswirkte.
- Die Theorie sozialer Konfliktlinien und ihre Anwendung auf das niederländische Parteiensystem
- Die Entwicklung der Versäulung in den Niederlanden und ihre Verbindung zu den traditionellen Konfliktlinien
- Der Einfluss der Entsäulung auf die traditionellen Konfliktlinien
- Die Auswirkungen der Entsäulung auf das niederländische Parteiensystem
- Die Rolle neuer Konfliktlinien im Parteiensystem der Niederlande
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Konfliktlinien im Parteiensystem der Niederlande ein und erläutert die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 stellt die Theorie sozialer Konfliktlinien vor und beschreibt die vier zentralen Konfliktlinien, darunter der Staat-Kirche- und der Arbeit-Kapital-Konflikt. Kapitel 3 analysiert die Bedeutung dieser Konfliktlinien im niederländischen Parteiensystem und beleuchtet die Entwicklung des Staat-Kirche- und des Arbeit-Kapital-Konflikts. Kapitel 4 untersucht die Entstehung und Entwicklung der Versäulung in den Niederlanden und die Rolle der traditionellen Konfliktlinien bei diesem Prozess. Kapitel 5 befasst sich mit dem Prozess der Entsäulung Mitte der 1960er Jahre und analysiert die Auswirkungen auf das Parteiensystem. Kapitel 6 untersucht die Folgen der Entsäulung für die traditionellen Konfliktlinien. Das Fazit fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Konfliktlinien im Parteiensystem, die Versäulung, die Entsäulung, der Staat-Kirche-Konflikt, der Arbeit-Kapital-Konflikt, das niederländische Parteiensystem, die politische Entwicklung der Niederlande, die parlamentarische Entwicklung, die Wahlergebnisse, die Protestparteien, die Lebenswert-Parteien, die Liste Pim Fortuyn.
- Quote paper
- Magister Andre Goda (Author), 2005, Konfliktlinien im Parteiensystem der Niederlande, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115194