„Von dieser Deutschen Poeterey nun zue reden / sollen wir nicht vermeinen / das unser Land
unter einer so rauen und ungeschlachten Lufft liege / das es nicht eben dergleichen zue der
Poesie tüchtige ingenia könne tragen / als jergendt ein anderer ort unter der Sonnen.“ Mit
diesen Worten leitet der schlesische Dichter Martin Opitz (* Bunzlau 23.12.1597, † Danzig
20.8.1639) das 4. Kapitel seines Buches von der Deutschen Poeterey ein. Spricht man vom
Barock als einer Epoche der deutschen Literaturgeschichte, wird der Beginn meist auf 1624
datiert, dem Erscheinungsjahr der Poeterey. Das auf den ersten Blick unscheinbar wirkende
Büchlein ist als Programmschrift für die neue deutsche Literatur nicht zu unterschätzen. Mit
dieser Poetik wird für die deutsche Literatur, wenn auch verspätet, die Grundlage für deren
Erneuerung auf humanistischer Basis geschaffen. In diesem Aufsatz wird gezeigt, wie Opitz
mit seiner Schrift zu der Literaturreform des Barock beiträgt; wo er vorausweisend für die
künftige Entwicklung der deutschen Literatur wirkt; aber auch, wo seine Reform Schwächen
aufweist und von Zeitgenossen beträchtlich überschätzt worden ist. Diese Arbeit soll
begründen, dass es zutreffend ist, die Einführung einer einheitlichen deutschen Dichtersprache
als die wichtigste Leistung des Barock zu bezeichnen. Sie beruht in großen Teilen auf Volker
Meids Studie Barocklyrik (1986). Maßgeblich sind auch die beiden Werke von Erich Trunz:
Deutsche Literatur zwischen Späthumanismus und Barock. Acht Studien (1995) bzw. Weltbild
und Dichtung im deutschen Barock. Sechs Studien“ (1992); ferner das Nachwort Cornelius
Sommers zu Opitz’ Buch von der Deutschen Poeterey (1991). Diese Werke entsprechen dem
aktuellen Stand der Forschung, da sie die Opitz’ Leistung als erster Literatur- und
Sprachreformer in Deutschland anerkennen, aber auch beweisen, dass die lange Zeit ihm
zugedachten „Neuerungen“ bereits andere vor ihm in ihre Dichtung aufgenommen haben. Ein
einzelner, wie Erich Trunz überzeugend darlegt, hätte die Literaturreform nicht durchsetzen
können: „Eine Bewegung solcher Art siegt nicht durch einen allein und mit einem Schlag.“
(Deutsche Literatur zwischen Späthumanismus und Barock).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Ausgangslage der deutschen Literatur im 17. Jh.
- Zwei Literaturen in Deutschland: die deutsche und die lateinische
- Die Situation bürgerlicher Gelehrter und ihr Verhältnis zum Adel
- Die Rolle der Fruchtbringenden Gesellschaft
- Vorgeschichte zu Martin Opitz: Wie kann er die Reform der deutschen Sprache und Literatur durchsetzen?
- Opitz' Buch von der Deutschen Poeterey (1624)
- Nachbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Aufsatz analysiert die deutsche Sprachreform im 17. Jahrhundert und beleuchtet die Rolle von Martin Opitz als Wegbereiter einer neuen deutschen Literatur. Er untersucht die Ausgangslage der deutschen Literatur im 17. Jahrhundert, die Unterschiede zwischen der deutschen und der lateinischen Literatur sowie die Situation bürgerlicher Gelehrter und ihr Verhältnis zum Adel.
- Die deutsche Sprachreform im 17. Jahrhundert
- Die Rolle von Martin Opitz als Wegbereiter einer neuen deutschen Literatur
- Die Ausgangslage der deutschen Literatur im 17. Jahrhundert
- Die Unterschiede zwischen der deutschen und der lateinischen Literatur
- Die Situation bürgerlicher Gelehrter und ihr Verhältnis zum Adel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Martin Opitz' Werk "Buch von der Deutschen Poeterey" als Ausgangspunkt für die deutsche Literaturreform im 17. Jahrhundert vor. Sie betont die Bedeutung des Buches als Programmschrift für die Erneuerung der deutschen Literatur auf humanistischer Basis.
Der Hauptteil beleuchtet die Ausgangslage der deutschen Literatur im 17. Jahrhundert. Er zeigt die Verspätung Deutschlands im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, die bereits eine Erneuerung der volkssprachlichen Dichtung auf humanistischer Basis vollzogen hatten. Der 30jährige Krieg und die Kleinstaaterei in Deutschland führten zu einer kulturellen Zerrissenheit und einem Mangel an einer führenden Hauptstadt, die die Entwicklung einer einheitlichen deutschen Sprache und Literatur hätte fördern können.
Der Abschnitt "Zwei Literaturen in Deutschland: die deutsche und die lateinische" beschreibt die Koexistenz zweier Literaturen im 17. Jahrhundert: einer lateinischen Literatur, die im Humanismus verwurzelt war, und einer deutschen Literatur, die aus volkstümlichen Quellen schöpfte. Die Humanisten sahen die deutsche Sprache als barbarisch an und bevorzugten das Latein als Sprache der Gelehrten. Die neue deutsche Kunstsprache, die Opitz propagierte, konnte keine Verbindung zwischen humanistischen und volkssprachlichen Poeten schaffen.
Der Abschnitt "Die Situation bürgerlicher Gelehrter und ihr Verhältnis zum Adel" beleuchtet die Rolle der Humanisten im Staat. Sie übten öffentliche Funktionen aus, da der Adel sich weigerte, Staatstätigkeiten auszuüben. Die Literatur hatte im absoluten Fürstenstaat ihren festen Platz, und die Dichter beriefen sich auf den Begriff der nobilitas litteraria, den "Adel der Wissenschaft".
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die deutsche Sprachreform, die Literatur des 17. Jahrhunderts, Martin Opitz, "Buch von der Deutschen Poeterey", die Ausgangslage der deutschen Literatur, die Unterschiede zwischen der deutschen und der lateinischen Literatur, die Situation bürgerlicher Gelehrter, das Verhältnis zum Adel, die Rolle der Fruchtbringenden Gesellschaft, die Vorgeschichte zu Martin Opitz und die Bedeutung seiner Reform für die Entwicklung der deutschen Literatur.
- Arbeit zitieren
- M.A. Mia Gerhardt (Autor:in), 2003, Die deutsche Sprachreform im 17. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115200