Schon Ende des 18. Jahrhunderts wird die Thematik des Zusammenspiels von Patriarchat und Kapitalismus als konvergente Ideologie der Ungleichberechtigung der Frau in der literarischen Kunst sichtbar. Genauer: Goethes "Clavigo", 1774 publiziert, thematisiert diese Thematik prototypisch. Doch wie kann diese Ideologie literarisch so umgesetzt werden, dass sie neben viel anderem Text auffällt, sichtbar wird?
Ziel dieser Arbeit ist es, jener Frage nachzugehen und diese nach folgenden Schritten zu beantworten: Zuerst werden anhand eines Theorieteils systemtheoretische Grundlagen zu Patriarchat, Männlichkeit und Fragilität, Präkapitalismus und dessen Ideologie des Habens, nach Erich Fromm, dargelegt. Nach einem Modell von R. W. Connell – und z. T. auch von J. Halberstam – wird eine Möglichkeit zur Bestimmung des Grads sozialer Männlichkeit angewendet; im Anwendungsteil wird hieran aber auch Kritik aufgezeigt und versucht, weitere Möglichkeiten/Kriterien zur Bestimmung des Grads der sozialen Männlichkeit anzuführen.
Im zweiten Teil der Ausarbeitung wird sich mit der textuellen Anwendung der Theorie befasst: Anhand der beiden Figuren Joseph Clavigo und Marie Beaumarchais wird versucht, die genannte patriarchalisch-präkapitalistisch Ideologie im Stück aufzuzeigen und diese als Ursache für Figurenbeziehungen oder werkstrukturelle Abläufe zu betrachten, wie z. B. ein Figurentod – so die These. Hier werden u. a. der Warencharakter und die Fragilität der Marie Beaumarchais analysiert, aber auch der Grad der sozialen Männlichkeit Clavigos.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- A) Theoretische Grundlagen.....
- 2. Systemtheoretische Grundlagen: patriarchale und frühkapitalistische Systeme der späten Frühen Neuzeit – eine kurze Betrachtung von Gesellschaft und Literatur.
- 2.1. Patriarchale Systeme: die Familie des 18. Jh. nach Nave-Herz und Alt
- 2.2. Männlichkeit und Fragilität: ein Analysemodell nach Connell und Wieland
- 2.3. (Früh-)Kapitalistische Systeme: der Merkantilismus
- 2.4. Erichs Fromms Haben oder Sein: eine Begriffsdefinition
- B) Textuelle Anwendung der theoretischen Grundlagen
- Patriarchat und Frühkapitalismus: die Destruktion und Objektifizierung des Schwachen - eine mögliche Ideologiekritik Goethes
- 3.1. Das Patriarchalische und die Frage: Wer stirbt? .
- 3.1.1. Joseph Clavigo: der Grad der Männlichkeit und Fragilität ...........
- 3.1.2. Marie Beaumarchais: der Grad der Männlichkeit und Fragilität......
- 3.2. Das Präkapitalistische und die Frage: Wer hat und wer ist?
- 3.2.1. Joseph Clavigo: zwischen Haben oder Sein?.
- 3.2.2. Marie Beaumarchais: die Frau als Ware und die Figur des Buenco ..
- Zusammenführung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die literarische Umsetzung der Ideologie des Patriarchats und des Frühkapitalismus in Goethes Clavigo zu untersuchen. Die Arbeit analysiert die Figurenbeziehungen und werkstrukturellen Abläufe, um die Ursachen für die Destruktion und Objektifizierung der weiblichen Figur Marie Beaumarchais aufzuzeigen.
- Die Darstellung patriarchaler Systeme in der Familie des 18. Jahrhunderts
- Die Konstruktion von Männlichkeit und Fragilität als gesellschaftliche Normen
- Die Auswirkungen des Frühkapitalismus auf die Beziehungen zwischen Mann und Frau
- Die Analyse der Figuren Joseph Clavigo und Marie Beaumarchais im Kontext der patriarchalen und präkapitalistischen Ideologie
- Die Frage nach dem "Haben" und "Sein" in der literarischen Darstellung von gesellschaftlichen Konflikten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und setzt den Fokus auf die kritische Auseinandersetzung mit Goethes Clavigo im Kontext des Patriarchats und des Frühkapitalismus.
Der erste Teil der Arbeit widmet sich den theoretischen Grundlagen: Es werden patriarchale und frühkapitalistische Systeme der späten Frühen Neuzeit betrachtet, wobei der Fokus auf die Familie des 18. Jahrhunderts und die Rolle des pater familias liegt. Weiterhin werden die Konzepte von Männlichkeit und Fragilität sowie Erich Fromms "Haben oder Sein"-Theorie beleuchtet.
Der zweite Teil befasst sich mit der textuellen Anwendung der theoretischen Grundlagen. Anhand der Figuren Joseph Clavigo und Marie Beaumarchais wird die patriarchale und präkapitalistische Ideologie im Stück analysiert. Hierbei wird die Frage nach dem "Wer hat und wer ist?" sowie die Objektifizierung und Destruktion der weiblichen Figur Marie Beaumarchais im Kontext der gesellschaftlichen Verhältnisse untersucht.
Schlüsselwörter
Patriarchat, Frühkapitalismus, Familie, Männlichkeit, Fragilität, Haben oder Sein, Goethes Clavigo, Joseph Clavigo, Marie Beaumarchais, Ideologiekritik, Figurenbeziehungen, Werkstruktur, Objektifizierung, Destruktion.
- Arbeit zitieren
- Travis Puhl (Autor:in), 2021, Goethes "Clavigo" unter der Ideologie eines patriarchalisch-präkapitalistischen Systems. Erich Fromms Gesellschaftskritik des 20. Jh. in Johann Wolfgang Goethes Trauerspiel des Sturm und Drang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1152989