Dichter Denker und Barbaren - Reden, Schriften und Gedichte: Die kulturelle Front des Ersten Weltkrieges


Hausarbeit, 2008

11 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1. Einleitung

2. Das deutsche Bildungsbürgertum

3. Der Kulturelle Krieg
3.1 Die geistige Mobilmachung
3.2. Ursache und Motivation

4. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„…Seid Ihr die Enkel Goethes oder die Attilas?“[1] So lautete die Frage des französischen Schriftstellers Rolland Romain an seinen deutschen Kollegen Gerhart Hauptmann, welche in einem offen Brief in der französischen Presse zu lesen war, nachdem die Deutschen zu Beginn des Ersten Weltkrieges das neutrale Belgien überfallen hatten. Die Frage und ihre implizierte Provokation zeigen, dass der Erste Weltkrieg nicht nur an der militärischen, sondern auch an einer geistigen und kulturellen Front geführt wurde. Schon am Tag des Kriegsausbruches wurden auf Seiten aller Kriegsparteien zahlreiche Schriften, Reden und Gedichte veröffentlicht, welche dem Krieg positiv gesinnt waren und deren Menge mit jedem weitern Kriegstag anstieg. Ihre Inhalte und Autoren, sowie deren Beweggründe bilden die Basis dieser Arbeit, welche aus deutscher Perspektive einen Einblick in die Thematik der kulturellen Auseinandersetzung geben soll. In diesem Zusammenhang wird das deutsche Bildungsbürgertum eine zentrale Rolle einnehmen, da hier ein wesentlicher Anteil der beteiligten Autoren vermutet wird.

Strukturell scheint es angebracht zunächst eine Definition dessen zu geben, was der Begriff deutsches Bildungsbürgertum meint beziehungsweise was er nicht meint. Anschließend wird die These des Bildungsbürgertums als Hauptproduzent geprüft. Unter Einbeziehung der damaligen Ereignisse werden dann Motivationen sowie Werke und Reaktionen damaliger Autoren exemplarisch untersucht, um schließlich eine Bewertung der damaligen Situation geben zu können. Die literarische Grundlage liegt zum einen in den Arbeiten zum Bildungsbürgertum des Arbeitskreises der modernen Sozialgeschichte von 1980 bis 1987, sowie auf den Untersuchungen von Helmut Fries in seinem Werk „Die Große Katharsis“ und den Ausführungen Jürgens und Wolfgangs von Ungern-Starnberg bezüglich des Aufrufs an die Kulturwelt.

Die Ausweitung der Untersuchung auf alle teilnehmenden Kriegsparteien muss formatbedingt ebenso geschuldet bleiben, wie eine stark detaillierte Erforschung der folgenden Sachverhalte. Die hier angestellten Überlegungen können deswegen nur einen eingeschränkten Zugang leisten.

2. Das deutsche Bildungsbürgertum

Soll das deutsche Bildungsbürgertum als Akteur bezeichnet werden, so muss es als erstes näher spezifiziert werden. Dies liegt nicht zu letzt daran, dass dieser Begriff keineswegs so eindeutig allgemein gültig ist, wie es zunächst erscheinen mag. Es geht hierbei nicht darum die Existenz beziehungsweise das Handeln der Leute in Frage zu stellen, die dieser Gruppe angehören sollen, sondern um die Nennung und Überprüfung der Zuordnungskriterien. Eine solche Überprüfung wurde in den achtziger Jahren von dem Arbeitskreis moderne Sozialgeschichte unternommen. Dieser Stellte die Hypothese in den Vordergrund, dass es sich bei dem deutschen Bildungsbürgertum um eine soziale Gruppierung handle, welche auf deutscher Seite seit Beginn des 18. Jahrhunderts in Erscheinung getreten sei. Diese Gruppierung zeichne sich dadurch aus, dass sie aus Menschen verschiedener Klassen mit unterschiedlichen Berufen zusammengesetzt sei, weshalb auch unterschiedliche Besitz, Finanz und Lohnverhältnisse innerhalb der Gruppierung existierten. Der Schlüssel zur Gemeinsamkeit sei die anerkannte Bildung und deren Gebrauch. Hierbei seien diejenigen gebildeten Bürger ausgeschlossen, welche die Bildung und ihre Verwertung nicht als Lebensziel beziehungsweise Lebensgrundlage nutzten. Leute, die als Bildungsbürger bezeichnet werden können seien demnach zum Beispiel: akademische Beamte, Richter, Pfarrer, Professoren, Lehrer, Ingenieure etc.[2]. Diese Hypothese konnte von den Teilnehmern des Arbeitskreises mit Hilfe einer Klassenanalyse der damaligen Gesellschaft von den Anfängen des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts empirisch bestätigt werden.[3] Es konnte demnach bewiesen werden, dass die vermuteten Zusammenhänge existieren, was hier genügen soll, um den Begriff als für diese Arbeit ausreichend definiert zu betrachten. Die internationale Unterscheidung ergibt sich nicht aus der Definition, welche in dieser allgemeinen Haltung größten Teils auch auf Bildungsbürger aus Frankreich oder England zutrifft, sondern durch die staatsspezifischen Unterschiede der Definierten selbst. Ein Beispiel wären hier die Unterschiede in Ausbildung und Ausübung der akademischen Beamtenlaufbahn zwischen Frankreich und dem Kaiserreich.[4]

Zeitlich relevant für diese Untersuchung ist die Situation des späten wilhelminischen Bürgertums bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Der Sozialhistoriker Konrad H. Jarausch sieht das Bildungsbürgertum zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Krise bedingt durch sein rasches Wachstum in jenen Jahren.[5] Diese Krise wog besonders schwer auf Seiten der Geisteswissenschaften, da die späte aber dafür umso rasantere Wandlung in einen Industriestaat die neunen Naturwissenschaften stärker denn je in den Vordergrund rückte.[6] Diese Krise führte laut Jarausch zu einem Zersetzen in die eigentlichen Berufsgruppen. Dieses endete abrupt mit dem Beginn des Krieges, welcher sie wieder näher zusammenrücken lässt.[7]

[...]


[1] Roman, Rolland, Frankreich 29.08.1914, zitiert nach: http://images.zeit.de/text/2001/36/Ich_moechte_tot_sein; zuletzt gesehen: 28.06.08.

[2] Kocka, Jürgen, Bildungsbürgertum. Gesellschaftliche Formation oder Historikerkonstruckt? In: Kocka J. (Hrsg): Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert Teil IV, Band 48, Stuttgart 1989, S. 9.

[3] Die ausführliche Begründung findet sich bei Kocka s.o.

[4] Für eine vertiefende Diskussion der Definition siehe: Vondung, Klaus (Hrsg.), Das wilhelminische Bildungsbürgertum. Zur Sozialgeschichte seiner Ideen, Göttingen 1976.

[5] Jarausch, Konrad H., Die Kriese des deutschen Bildungsbürgertums im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, in: Kocka J. (Hrsg): Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert Teil IV, Band 48, Stuttgart 1989, S. 180-205, hier: S. 180ff.

[6] Vgl. Fries, Helmut, die große Katharsis. Der Erste Weltkrieg in der Sicht deutscher Dichter und Gelehrter, Konstanz 1994, Band1, S. 31.

[7] Jarausch, Konrad H., Die Kriese des deutschen Bildungsbürgertums im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, in: Kocka J. (Hrsg): Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert Teil IV, Band 48, Stuttgart 1989, S. 180-205.

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Details

Titel
Dichter Denker und Barbaren - Reden, Schriften und Gedichte: Die kulturelle Front des Ersten Weltkrieges
Hochschule
Universität Konstanz
Veranstaltung
Proseminar: Der Erste Weltkrieg als Medienereignis
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
11
Katalognummer
V115350
ISBN (eBook)
9783640169443
ISBN (Buch)
9783640179572
Dateigröße
394 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dichter, Denker, Barbaren, Reden, Schriften, Gedichte, Front, Ersten, Weltkrieges, Proseminar, Erste, Weltkrieg, Medienereignis
Arbeit zitieren
Benjamin Hinsch (Autor:in), 2008, Dichter Denker und Barbaren - Reden, Schriften und Gedichte: Die kulturelle Front des Ersten Weltkrieges, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115350

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