Geschlecht ist die zentralste Kategorie unserer Kultur. Wir leben in einer Gesellschaft, die
durch ein Zwei-Geschlechter-Modell strukturiert wird. Jeder Mensch hat das eine oder das
andere Geschlecht – eine Zwischenform findet kaum Akzeptanz. Bei der Kategorisierung in
Mann und Frau handelt es sich um ein Organisationsprinzip, welches die Aufrechterhaltung
einer sozialen Ordnung gewährleistet. Da wir täglich mit dieser Einteilung konfrontiert sind,
gilt der Geschlechterdualismus im Alltagsverständnis als natürlich gegeben und in der
Anatomie unseres Körpers begründet. Somit ist ein Angehöriger unserer Gesellschaft geneigt,
die Eigenschaften, die einem bestimmten Geschlecht nachgesagt werden, unhinterfragt zu
glauben. Die Zuordnung in männlich/weiblich erfolgt nun einmal spätestens nach der Geburt
anhand der primären und sekundären Geschlechtsorgane. Da diese von Natur gegeben sind,
wird Geschlecht als ein eindeutig bestimmbarer Tatbestand wahrgenommen, auf den wir
keinen Einfluss haben. Das ist die Basisregel für unsere „Alltagstheorie von Zweigeschlechtlichkeit“
1, nach der wir handeln und die Annahme vertreten, dass es schon immer
so war und auch in anderen Kulturen so ist. Die Kategorisierung in Mann und Frau sowie die
herrschenden Ansichten darüber, welches Verhalten für das jeweilige Geschlecht normal
wirkt, ist in unserem Alltagswissen logisch und nachvollziehbar. Doch es muss geklärt
werden, woher dieses Alltagswissen stammt, über das jeder Mensch verfügt und ob es
begründet ist.
Prinzipiell kann man zwei grundlegende Tendenzen bei Erklärungsversuchen von
Geschlechtlichkeit festhalten: Die sozialwissenschaftliche und die naturwissenschaftliche
Ebene. Beide Zweige beschäftigen sich ausführlich mit der Kategorie Geschlecht, aber suchen
die Ursachen für geschlechtsspezifisches Verhalten in völlig unterschiedlichen Gebieten. Die
Naturwissenschaft betrachtet Geschlecht als eher biologisch determiniert, während die
Sozialwissenschaft die Gründe für den Unterschied in der Kultur, Erziehung und Sozialisation
sucht. Fest steht jedoch, dass das Weibliche schon immer in Bezug auf das Männliche
betrachtet worden ist. Die Frau wird im Gegensatz zum Mann wahrgenommen, wie ich in
dieser Arbeit zeigen werde.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- 1. EINLEITUNG
- 2. GRUNDLAGEN DES FEMINISMUS – EINE EINFÜHRUNG
- 2.1 GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK
- 2.2 DIE DEBATTE ÜBER SEX UND GENDER
- 3. DIE RELEVANZ DER KATEGORIE „GESCHLECHT“
- 3.1 KLEINE MÄDCHEN, KLEINE BUBEN
- 3.2 PAARBEZIEHUNGEN
- 4. THEORETISCHER KONTEXT - VERSTEHENDE/ INTERPRETATIVE SOZIOLOGIE
- 4.1 SYMBOLISCHER INTERAKTIONISMUS
- 4.2 KONSTRUKTIVISTISCHE ANSÄTZE
- 4.3 DOING GENDER...
- 5. KONSTRUKTION VON GESCHLECHT DURCH DIE MEDIEN..
- 5.1 NEUE MÄNNER- UND FRAUENTYPEN...
- 5.2 AUFBRECHEN TRADITIONELLER STRUKTUREN
- 5.3 KRISE DER MÄNNLICHKEIT
- 5.4 ZUSAMMENFASSUNG
- 6. FORSCHUNGSZUGANG
- 6.1 MATERIAL
- 6.2 METHODE
- 7. ANALYSE: WARUM MÄNNER NICHT ZUHÖREN UND FRAUEN SCHLECHT EINPARKEN
- 7.1 KONTEXT...
- 7.2 KERNAUSSAGEN
- 7.3 ARGUMENTATION..
- 7.3.1 Abwertung
- 7.3.2 Suggestion
- 7.3.3 Legitimation
- 8. ANALYSE: MÄNNER SIND VOM MARS, FRAUEN VON DER VENUS.......
- 8.1 KONTEXT..
- 8.2 KERNAUSSAGEN
- 8.3 ARGUMENTATION.
- 8.3.1 Abwertung
- 8.3.2 Suggestion
- 8.3.3 Legitimation
- 9. AUSWERTUNG NACH MAYRING…………………
- 9.1 KATEGORIENBILDUNG
- 9.2 ZUSAMMENFASSUNG
- 9.3 CONCLUSIO
- 10. EXKURS: BIOLOGISCHE GRUNDLAGEN FÜR GESCHLECHT.
- 10.1 CHROMOSOMEN..
- 10.2 GENE...
- 10.3 HORMONE
- 11. ANHANG
- 11.1 AUSWERTUNG PEASE
- 11.2 AUSWERTUNG GRAY
- 12. QUELLENVERZEICHNIS
- LEBENSLAUF ………………………………
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Konstruktion von Geschlecht durch Beziehungsratgeber. Ziel ist es, die in diesen Ratgebern präsentierten Geschlechterbilder zu analysieren und deren Einfluss auf das Alltagsverständnis von Mann und Frau zu untersuchen. Die Arbeit untersucht, wie die Ratgeber Geschlechterrollen konstruieren und welche Auswirkungen diese Konstruktion auf die Beziehungen zwischen Männern und Frauen hat.
- Analyse der Geschlechterbilder in Beziehungsratgebern
- Untersuchung der Konstruktion von Geschlechterrollen
- Bedeutung von Beziehungsratgebern für das Alltagsverständnis von Mann und Frau
- Kritik an den in den Ratgebern präsentierten Geschlechterstereotypen
- Diskussion der Auswirkungen der Geschlechterkonstruktion auf die Beziehungen zwischen Männern und Frauen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Geschlechterkonstruktion ein und stellt die Relevanz der Kategorie „Geschlecht“ in unserer Gesellschaft dar. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf Geschlechtlichkeit, die sowohl von der Naturwissenschaft als auch von der Sozialwissenschaft vertreten werden.
Kapitel 2 bietet einen Überblick über die Grundlagen des Feminismus und die Debatte um Sex und Gender. Es werden die historischen Entwicklungen des Feminismus sowie die verschiedenen feministischen Strömungen und ihre Positionen zur Geschlechterfrage beleuchtet.
Kapitel 3 befasst sich mit der Relevanz der Kategorie „Geschlecht“ im Alltag. Es werden die Prozesse der Sozialisation und die Entstehung von Geschlechterrollen im Kindesalter sowie die Bedeutung von Geschlechterrollen in Paarbeziehungen untersucht.
Kapitel 4 stellt den theoretischen Kontext der Arbeit vor und erläutert die relevanten soziologischen Ansätze, die zur Analyse der Geschlechterkonstruktion herangezogen werden. Es werden der symbolische Interaktionismus und konstruktivistische Ansätze vorgestellt, die die Bedeutung von sozialen Interaktionen und der Konstruktion von Bedeutung für die Entstehung von Geschlechterrollen hervorheben.
Kapitel 5 untersucht die Konstruktion von Geschlecht durch die Medien. Es werden die in den Medien präsentierten Geschlechterbilder analysiert und die Auswirkungen dieser Bilder auf das Alltagsverständnis von Mann und Frau diskutiert.
Kapitel 6 beschreibt den Forschungszugang der Arbeit. Es werden die verwendeten Materialien und die angewandte Methode vorgestellt.
Kapitel 7 und 8 analysieren die Geschlechterbilder in zwei ausgewählten Beziehungsratgebern. Es werden die Kernaussagen der Ratgeber, die Argumentationsstrategien und die in den Ratgebern präsentierten Geschlechterstereotypen untersucht.
Kapitel 9 fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und diskutiert die Auswirkungen der Geschlechterkonstruktion auf die Beziehungen zwischen Männern und Frauen.
Kapitel 10 bietet einen Exkurs in die biologischen Grundlagen von Geschlecht. Es werden die Chromosomen, Gene und Hormone, die eine Rolle bei der Entwicklung von Geschlecht spielen, erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Geschlechterkonstruktion, Beziehungsratgeber, Geschlechterbilder, Geschlechterrollen, Feminismus, Gender, Sozialisation, Medien, Interaktionismus, Konstruktivismus, Stereotypen, Beziehungen, Mann, Frau, Alltagsverständnis.
- Arbeit zitieren
- Mag. Josefina Krapinger (Autor:in), 2006, Die Geschlechterkonstruktion durch Beziehungsratgeber, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115375