Was ist eigentlich unter handlungs- und produktionsorientiertem Literaturunterricht zu verstehen? Die Idee des Handelns impliziert aktives Tätigsein im Hinblick auf ein bestimmtes Ziel. Dazu kommt die zweite Komponente, nämlich die Produktion. Das bezieht sich darauf, dass die Schüler nicht nur nachvollziehen und nachbilden, sondern gleichzeitig eigene Texte schaffen und selbst kreativ gestalten. In der Produktion von neuen, mehr oder weniger literarischen, auf jeden Fall aber eigenen Texten können die Schüler erfahren, wie und mit welcher Wirkung sie selbst literarische Formen verwenden können. Besonders wichtig ist, dass mit Hilfe von handlungs- und produktionsorientierten Verfahren die traditionelle Kluft zwischen Theorie und Praxis überwunden wird, so dass der Schwerpunkt nicht mehr nur auf der Kopfarbeit liegt, sondern alle Sinne mit eingebunden werden und auch „Handarbeit“ geleistet wird. Diese Art des „learning by doing“ entspricht auch den Erkenntnissen der Lernpsychologie. Außerdem verspricht man sich, auf diese Weise die Schule ein wenig näher an das wirkliche Leben heran zu führen. Denn natürliches Lesen ist immer auch ein aktives Mitgestalten der Sinnzusammenhänge eines Textes. Eine handlungs- und produktionsorientierte Unterrichtsgestaltung zielt also auf eine ganzheitliche schüleraktive Form der Wissensvermittlung ab. Sie stellt den Anspruch, nicht bloßes Wissen zu vermitteln, sondern dieses Wissen „Erfahrung“ werden zu lassen. Die Schüler sollen Literatur und deren Besonderheit nicht nur kognitiv-analytisch lernen, sondern auch sinnlich erfahren und verstehen können. Man will zurückkehren zu dem ursprünglichen Zweck von Literatur und die Schüle wieder Lesegenuss lehren. Denn traditionelle Methoden, wie die der Textanalyse, liegen weit entfernt von einem natürlichen Lesen und von wirklichem Spaß an Literatur. Die vorliegende Arbeit gibt einen knappen Überblick über Grundlagen, Konzepte, Ziele und Vorteile, sowie Diskussionsansätze und methodische Aspekte des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Handlungs- und Produktionsorientierter Unterricht
- Grundlagen: Rezeptionsästhetik
- Der literarische Text
- Produziertheit
- Intertextualität
- Unbestimmtheitsstellen
- Der literarische Leser als Koproduzent
- Der literarische Text
- Konzepte des handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts
- Gerhard Haas
- Wolfgang Menzel
- Kaspar H. Spinner
- Ziele und Vorteile von handlungs- und produktionsorientiertem Literaturunterricht
- Lerngegenstand
- Persönlichkeitsentfaltung der Schüler
- Verbesserung des sozialen Klimas im Unterricht
- Handlungs- und Produktionsorientierter Unterricht in der Diskussion
- Methodische Aspekte
- Wann kann ich handlungs- und produktionsorientierte Methoden einsetzen?
- Was muss ich bei der Vorbereitung beachten?
- Wie gehe ich mit den Schülerproduktionen um?
- Bewertung von handlungs- und produktionsorientierten Aufgaben
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Werk befasst sich mit dem Konzept des handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts im Deutschunterricht. Es erörtert die theoretischen Grundlagen, die verschiedenen Ansätze und die Vorteile dieser Methode. Darüber hinaus werden methodische Aspekte und die Diskussion um die Einsetzbarkeit des Konzepts beleuchtet.
- Rezeptionsästhetik als Grundlage für handlungs- und produktionsorientierte Verfahren
- Der literarische Text als bewusst gestaltetes Objekt
- Die Rolle des Lesers als Koproduzent des literarischen Sinn
- Ziele und Vorteile des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts
- Methodische Aspekte und Praxisbeispiele
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Konzept des handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts ein und stellt die wichtigsten Ziele und Prinzipien vor. Anschließend werden die theoretischen Grundlagen aus der Rezeptionsästhetik erörtert, wobei der Fokus auf die Produziertheit des literarischen Textes, die Intertextualität und die Rolle des Lesers als Koproduzent liegt. Das dritte Kapitel befasst sich mit verschiedenen Konzepten des handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts, die von Gerhard Haas, Wolfgang Menzel und Kaspar H. Spinner vertreten werden. Anschließend werden die Ziele und Vorteile von handlungs- und produktionsorientiertem Literaturunterricht im Detail erläutert, darunter die Verbesserung der Textrezeption, die Förderung der Kreativität und der Persönlichkeitsentfaltung der Schüler, sowie die Verbesserung des sozialen Klimas im Unterricht. Das sechste Kapitel beschäftigt sich mit methodischen Aspekten des handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts, u.a. mit der Vorbereitung und Durchführung von Aufgaben, dem Umgang mit Schülerproduktionen und der Bewertung von handlungs- und produktionsorientierten Arbeiten.
Schlüsselwörter
Handlungs- und produktionsorientierter Unterricht, Rezeptionsästhetik, Produziertheit, Intertextualität, Leser als Koproduzent, Kreativität, Persönlichkeitsentwicklung, Methodenentwicklung, Unterrichtsgestaltung.
- Quote paper
- Sarai Jung (Author), 2003, Handlungs- und produktionsorientierter Unterricht: Eine schülerzentrierte Alternative, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11543