Rendite- und Risikoerwartung durch aktives Fondsmanagement im Vergleich zur Benchmark. Eine Analyse anhand des DWS Top Dividende und der Benchmark MSCI World High Dividend


Bachelorarbeit, 2021

48 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Einleitung und Problemstellung

1 Darstellung des Marktes
1.1 Wandel der Aktienmärkte
1.2 Marktverhalten institutioneller Anleger
1.3 Markt im Publikumsbereich

2 Grundlegende Hypothesen und Annahmen zum Finanzmarkt
2.1 Markteffizienzhypothese
2.2 Behavioral Finance
2.3 Portfoliotheorie
2.4 Capital Asset Pricing Model

3 Managementstile
3.1 Aktives Management
3.1.1 Zielbeschreibung aktiven Managements
3.1.2 Stock-Picking
3.1.3 Timing
3.1.4 Kosten in Fondsprodukten
3.1.5 Vorteile
3.1.6 Nachteile
3.2 Passives Management
3.2.1 Zielbeschreibung indexorientiertes Anlegen
3.2.2 Definition der Benchmark
3.2.3 Strategien
3.2.4 Vorteile
3.2.5 Nachteile

4 Vergleich der Produkte iShares MSCI World Quality Dividend UCITS ETF und des DWS Top Dividende LD
4.1 Assetklassen
4.2 Kosten
4.3 Kumulierte Wertentwicklung
4.3.1 1 Jahres-Vergleich
4.3.2 3 Jahres-Vergleich
4.3.3 Langfristiger Vergleich mit der Benchmark
4.4 Dividendenausschüttungen
4.5 Risikomanagement
4.6 Betrachtung des Sharpe-Ratio
4.7 Zusammenfassung der Resultate

5 Fazit

Literaturverzeichnis

Ehrenwörtliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Die Abbildungen 1 - 6 wurden aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt.

Abbildung 1: Aktienbestand und Aktienhandel (Bundeszentrale für politische Bildung 2021) 3 Abbildung 2: Stichtag 30.10.2021 Vergleich Performanceindex und Kursindex anhand des DAX (boerse.de 2021b)

Abbildung 3: Funktionsweise der synthetischen Nachbildung in vereinfachter Darstellung (Hintergründe | Wissen | Deka ETFs 2021)

Abbildung 4: Chart MSCI World Quality Dividend und DWS Top Dividende (Fondsweb 2021)

Abbildung 5: Performancechart DWS Top Dividende und Benchmarks (FAIRVALUE 2021)

Abbildung 6: Dividendenrendite im Vergleich (FAIRVALUE 2021)

Abbildung 7: Verluste während Finanzkrisen (FAIRVALUE 2021)

Abbildung 8: Darstellung Sharpe Ratio DWS Top Dividende LD (fondsweb.de 2021b)

Abbildung 9: Darstellung Sharpe Ratio iShares MSCI World Quality Dividend UCITS ETF USD (Dist) (fondsweb.de 2021a)

Einleitung und Problemstellung

Seit geraumer Zeit kommen sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs) immer mehr in die gesellschaftliche Mitte. Auch explodieren die Diskussionen über Kosten in Finanzprodukten. Die Finanz- und Versicherungsbranche wird nicht zuletzt durch die immer wieder aufkommenden Finanzskandale weiter reguliert. Insbesondere sind hier prominente Beispiele wie der Wirecard- und der CumEx-Skandal zu nennen. Oft sind die Verstrickungen auch bis tief in die nationale und internationale Politik nachzuverfolgen.

Zudem sind Geldanlagen in Aktienwerten insbesondere unter jungen Menschen in Deutschland beliebter denn je. Jedoch brandet insbesondere hier auch immer mehr eine Diskussion über die Kosten für diese Finanzprodukte auf. Auch wird häufig in Frage gestellt, ob ein aktives Fondsmanagement den Kostenblock durch bessere Performance, bzw. einer Überrendite gegenüber der Benchmark rechtfertigen kann.

Im Rahmen dieser Arbeit sollen die Möglichkeiten von breit gestreuten Anlageoptionen gegeneinander verglichen werden. Um diese Optionen genauer zu beleuchten, wurde sich für ein Dividendenprodukt der DWS Deutschland entschieden. Dieses Produkt wird aktiv durch das Fondsmanagement rund um Herrn Dr. Schüßler gestaltet. Es handelt sich hierbei um den Fonds Top Dividende LD. Hier wird der Fonds in der Publikumsvariante „LD“ als Vergleichsmaßstab herangezogen. Da sich das Fondsmanagement selbst keine Benchmark auferlegt hat, wurde der ETF iShares MSCI World Quality Dividend UCITS ETF USD (Dist) mit der Benchmark MSCI World High Dividend Yield Index als Vergleichsindexfonds herbeigezogen.

Hierbei ist wichtig, darauf einzugehen, dass es sich beim gemangten Anlageprodukt um einen defensiv strukturierten Dividendenfonds handelt. Somit ist das Ziel der Anlagepolitik lt. Fondsmanagement auch potenzielle Gefahren für die investierten Gelder zu umschiffen und einen graden Kurs für die Renditeschöpfung im Anlagekosmos zu fahren.

Weiterhin soll auch auf die Regelmäßigkeit und Höhe der Dividendenauszahlungen eingegangen werden, um insbesondere auch den Aspekt des Inflationsausgleiches Rechnung zu tragen.

1 Darstellung des Marktes

Der Finanzmarkt stellt das Zusammenfinden von Nachfragern und Anbietern im Bereich von monetär bezogenen Leistungen dar. Als die großen Akteure auf diesem Markt sind auszugsweise Versicherungsunternehmen und Banken sowie deren angeschlossene Unternehmen und Institutionen zu nennen. Das Zusammentreffen der genannten Akteure kann in unterschiedlichsten Formen stattfinden. Hierbei ist es unerheblich, ob die Geschäfte über das Internet, Print-Medien oder auf sonstigen Publikationen abgeschlossen werden. Der Finanzmarkt ist ein globales System, welches sich über die gesamte Welt erstreckt. Der Aufbau des Marktes gilt als stabilisierungsbedürftiges Konstrukt, welches genauere Regulierung und Aufsicht bedarf. Im Rahmen der Portfolio-Theorie wird der Finanzmarkt als vollkommener Markt dargestellt. Diese Vermutung ist nichtzutreffend, da es in unterschiedlichsten Sektoren Insider und Outsider gibt. Somit gibt es unterschiedliche Wissensstände der Marktteilnehmer. Zudem gibt es unterschiedlichste Dienstleistungen, welche der entsprechenden Regulierung der nationalen Aufsicht unterliegen. Weiterhin umfasst der Finanzmarkt alle Geschäfte der monetären Finanzinstitute. (Vgl. Deutsche Bundesbank 2008; Vgl. Europäische Zentralbank 2006)

1.1 Wandel der Aktienmärkte

Seit dem Jahr 1980 hat sich das Volumen der gehandelten Wertpapiere an den Börsen, welche Mitglied des World Federation of Exchances (WFE), dem größten Verband der Börsen weltweit, rapide gesteigert. Ab dem Jahr 2000 verläuft die Darstellung jedoch nicht mehr linear. Entgegengesetzt hierzu wuchs der Wertpapierbestand und der dazugehörige Handel in den 90iger Jahren noch nahezu jährlich. Weiterhin entwickelte sich der Bestand mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. So hat sich der Handel von Aktien seit 1990 bis zum Mittelwert der Jahre 2017 und 2019 mit einem Faktor von 22,6 gesteigert. Der zugehörige Bestand erhöhte sich jedoch nur um das 9,5-fache.

https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52590/aktien

Diese Abbilung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt.

Das entstehende Gefälle kann ein Anzeichen dafür sein, dass Aktien nicht mehr als langfristige private Anlageform gesehen werden. Stattdessen werden diese Wertpapiere immer häufiger als Finanzspekulation genutzt. Aufgrund der geänderten Nutzungsart wird auch die durchschnittliche Haltedauert der Papiere durch die Besitzer entsprechend angepasst. Somit werden Aktien im Mittel schneller ver- und gekauft. Im Jahr 1980 hielt ein Aktionär sein Wertpapier rund zehn Jahre. In der Finanzkrise des Jahres 2008 lag die Umschlagshäufigkeit ca. 32-mal so hoch, wie noch im Jahre 1980. Durch die genannte Umschlagshäufigkeit ergibt sich eine Besitzdauer von ca. vier Monaten. Nach dieser Dauer wurden die Wertpapiere wieder verkauft. Nach dem Allzeithoch im Jahr 2008 hat sich die Umschlagshäufigkeit in den darauffolgenden Jahren zwischen 2009 und 2020 wieder stabilisiert. Hier wurden die Wertpapiere zwischen sechs und ca. neun Monaten gehalten. (Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2021)

Auch die zunehmende Digitalisierung macht vor dem Aktienhandel nicht halt. Der Handel durch Algorithmen und die immer weiteren Technologisierung führt zu einer immer schneller werdenden Handelskultur an den weltweiten Börsen. Durch die Nutzung automatisierter Befehle haben IT-Infrastrukturen die Möglichkeit in Millisekunden auf das Handelsgeschehen zu reagieren. Damit können entsprechende Handelssignale direkt gewinnmaximierend ausgenutzt werden. Ursprünglich wurden diese Techniken für den Eigenhandel von Finanzinstituten entwickelt. Andere große Player auf dem Finanzmarkt haben diese Techniken jedoch ebenfalls für sich entdeckt. So nutzen derzeit auch Hedgefonds und andere große institutionelle Anleger die Möglichkeit des Hochfrequenzhandels (High-Frequency Trading, HFT) für sich aus. Die Deutsche Bundesbank gab an, dass in den liquidesten Segmenten des europäischen und amerikanischen Finanzmarktes im Jahr 2016 rund die Hälfte aller Handelsgeschäfte auf den HFT zurückzuführen ist. (Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2021)

Die Haltedauer nimmt in Krisenzeiten im Normalfall auffallend ab. In den Jahren 2007 bis 2008 hat sich die durchschnittliche Umschlagshäufigkeit des Wertpapierhandels mehr als verdoppelt. Auffallend ist, dass der Handel von 104 auf 116,1 Billionen US-Dollar anstieg, wobei die Kapitalisierung am Finanzmarkt von 67,8 auf 35,8 Billionen US-Dollar stark zusammenschrumpfte. Die allgemein auffallenden Konsequenzen außerhalb des Finanzsektors vielen jedoch im Jahr 2009 deutlich stärker aus als im Jahr 2008. Im Gegensatz dazu, hatte sich der Sektor im Bereich Finanzen im Jahr 2009 deutlich beruhigt. Hier waren die starken Auswirkungen der Krise im Jahr 2008 deutlich zu spüren. Durch die Beruhigung stieg die allgemeine Kapitalisierung die Finanzmärkte wieder von 35,8 auf 56,7 Billionen US-Dollar. Hierzu im Kontrast steht jüngst die Corona-Krise. Diese hat die Umschlagshäufigkeit von Aktien im Jahr 2020 kaum tangiert. Es wurde eine leichte Erhöhung gemessen. Hierzu hat sich der Bestand an Wertpapieren aber um rund 18,2 Prozent von 89,6 auf 105,6 Billionen US- Dollar erhöht. Parallel wurde auch eine Erhöhung von ca. 47,3 Prozent im Handel von Wertpapieren gemessen. In Zahlen ist dies eine Erhöhung von 126,1 auf 185,7 Billionen US- Dollar. (Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2021)

1.2 Marktverhalten institutioneller Anleger

Die drei grundsätzlichen Anlageziele Rendite, Sicherheit und Liquidität stehen miteinander in einem sogenannten Zielkonflikt. Somit können nicht alle drei Ziele parallel erreicht werden. Die Erfüllung eines dieser Ziele steht im starken Kontrast zu mindestens einem weiteren Ziel (Vgl. Adrian und Heidorn 1996, S. 329). Innerhalb der Gruppe der institutionellen Anleger kann nicht klar ein Vorsatz, als favorisiertes Ziel benannt werden. Jedes Institut hat besondere Investorengruppen, welche auf das ein oder andere Ziel einen größeren Fokus setzen (Vgl. Gerig 2003, S. 25). So setzen große Hedgefonds auf eine möglichst starke Rendite. Parallel gehen diese aber auch größere Risiken ein. Hierzu entgegengesetzt stehen zum Beispiel Versicherungen, welche eher defensivere Strategien verfolgen. In der Regel haben institutionelle Investoren eher weniger kurzfristigere Perspektiven (Vgl. Lüdecke 1996, S. 230 f.).

Zudem sind professionelle Anleger im Rahmen ihrer Anlagebeschränkungen in der Auswahl ihrer Finanzprodukte beschnitten, da sie internen und externen Richtlinien zur Anlage folgen müssen. So unterliegen zum Beispiel Versicherungen den Anlagebedingungen des § 124 im Gesetz über die Beaufsichtigung der Versicherungsunternehmen (Versicherungsaufsichtsgesetz - VAG). Zudem müssen in diesem Kontext auch § 2 Anlageverordnung (AnlV) i.V.m. §§ 3 und 4 AnlV beachtet werden. Diese Regeln genau, wie Versicherungen ihr Kapital anlegen dürfen. (BaFin 2021b)

Auch für andere Institutionelle Anleger gibt es weitgehende Regelungen. Diese sind primär im Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) festgehalten. Auch Investoren, welche nicht unter die genannten Regelungen fallen, wenden diese teilweise freiwillig an. Zudem gibt es weitere Einschränkungen im Bereich von Ratings. Diese werden durch Ratingagenturen festgesetzt. Insbesondere ist hier der sogenannte „Investment Grade“ zu nennen. Dieser beschreibt Anlageobjekte bzw. Emittenten die zwischen einem Rating von AAA (bzw. Aaa) und dem negativen Pendanten BBB- (Baa3) liegen. Im Rahmen dieser Klassifizierung wird dargestellt, wie kreditwürdig das Objekt bzw. der Emittent ist. Produkte bzw. Emittenten unterhalb der genannten Klassen fallen in den sogenannten Speculative Grade. (Vgl. BaFin 2021a; Vgl. Standard & Poor’s Financial Services LLC 2019; Vgl. Alexander-Huhle et al. 2016)

Weiterhin haben Institutionelle Anleger weitergehende finanzielle Möglichkeiten als Privatanleger. Auch die Ausstattung im Bereich der IT-Infrastruktur unterscheidet sich maßgeblich. So können Institutionelle Anleger Arbitragechancen durch Hochfrequenz Handel sehr schnell ausnutzen. Zudem besitzen institutionelle Anleger auch die Möglichkeit den Handel durch Algorithmen zu professionalisieren. (Vgl. Gomber und Nassauer 2014)

Doch stehen auch große Investoren vor den Herausforderungen, welche die Digitalisierung auch im Bereich Social Media möglich machen. So wurde z.B. durch Absprachen der Kurs der Aktie GameStop zeitweise um rund 1600 Prozentpunkte nach oben getrieben. Dies wurde durch einen „Short Squeeze“ erreicht. Hiermit wurden die Leerverkäufer des genannten Papiers gezwungen, ihre offenen Positionen zu schließen. Hier haben wir ein neues Phänomen am Finanzmarkt, welches aufgezeigt hat, dass auch Kleinanleger durch Absprachen und den daraus resultierenden Orderflow eine deutliche Beeinflussung einzelner Wertpapiere erreichen können. (Vgl. Hasso et al. 2021)

1.3 Markt im Publikumsbereich

Grundsätzlich gilt lt. § 67 Abs. 3 Gesetz über den Wertpapierhandel (Wertpapierhandelsgesetz - WpHG) als Privatanleger, wer in keine andere Klassifikation eingeordnet werden kann. Die beiden anderen Anlegerkategorien teilen sich in semiprofessionelle Anleger sowie professionelle Anleger auf. Somit ergibt sich, dass Kleinanleger natürliche Personen sind, welche nicht über ausreichende Fähigkeiten und Kenntnisse besitzen, um Entscheidungen zur Anlage selbst treffen zu können und die daraus resultierenden Risiken richtig einschätzen zu können. Somit brauchen Privatanleger im Rahmen des Vertriebs von Anlageprodukten eine Anlageberatung. Im Rahmen dieser Anlageberatung müssen die Risiken und das Anlageziel erfasst werden. Es dürfen nur Anlageempfehlungen ausgesprochen werden, welche für den Kunden geeignet sind. (Vgl. DIIR-Deutsches Institut für Interne Revision e.V. 2009)

Wenn sich Kunden für den Kauf von Wertpapieren entscheiden, ohne eine entsprechende Beratung in Anspruch zu nehmen, müssen Bankinstitute nach § 82 Abs. 4 und 6 Satz 2 WpHG den Kunden informieren, dass der Kundenauftrag so wie gestellt ausgeführt wird. Das Kreditinstitut hat keine Verpflichtung für das kostengünstigste Resultat zu sorgen.

Die deutschen Privatanleger treffen ihre Entscheidung zur Anlage in ein Wertpapier zum einen durch die technische Analyse des vergangenen Charts, sowie auf die Entwicklung des individuellen Unternehmens. Im Rahmen einer tiefergehenden Anschauung wird klar, dass insbesondere Anfänger und Anleger mit dem Ziel einer kurzfristigen Gewinnmitnahme (Growth) eher auf die bisherige Chartentwicklung achten.

2 Grundlegende Hypothesen und Annahmen zum Finanzmarkt

Im Rahmen dieser Arbeit wird auf die grundlegenden Annahmen und Hypothesen zum Finanzmarkt eingegangen. Durch diese wird versucht existierende Sachverhalte des Wertpapiermarktes anhand finanzmarkttheoretischer Ansätze zu erklären. Grundsätzlich werden aufgrund modelltheoretischer Vorgänge Annahmen getroffen. Durch diese sollen durch die Theorie Rückschlüsse auf die Praxis der Finanzmärkte gezogen werden. Der Fokus wird in diesem Kapitel insbesondere auf die Hypothese effizienter Märkte, die Behavior Finance, die Portfoliotheorie von Markowitz sowie das Capital Asset Pricing Model gelegt. (Vgl. Wohltmann 2018)

2.1 Markteffizienzhypothese

Durch die Markteffizienzhypothese wird die derzeit aktuelle Theorie der Kapitalmärkte weitestgehend geprägt. So handelt es sich bei dieser Theorie um einen wichtigen Teil im Verständnis der neoklassischen Kapitalmarkttheorie (Vgl. Daxhammer und Facsar 2012, S. 35).

Im Rahmen der Markteffizienzhypothese wird unterstellt, dass der Markt alle vorhandenen Informationen direkt einpreist. Entsprechend werden nicht nur Informationen wie Umsätze, das Bruttoinlandsprodukt, die allgemeine politische Situation und Vorlieben von Marktteilnehmern in der Preisfindung dargestellt, sondern auch weitergehende wechselseitige Abhängigkeiten und Verstrickungen von Datensätzen. Somit wird unterstellt, dass auf einem entsprechenden Markt auch Prognosen durch Marktteilnehmer gestellt werden, welche dann durch konkludentes Handeln im Preis von Wertpapieren umgesetzt werden. Weitergehend sind den Investoren nicht nur die Informationen selbst, sondern auch deren Quellen bekannt. (Vgl. Fama 1976, S. 133-138)

Wichtig ist jedoch, dass die Bezeichnung der Kapitalmarkteffizienz strickt vom Sachverhalt eines vollkommenen Kapitalmarktes abzugrenzen ist. Durch die Kapitalmarkteffizienz wird lediglich der Bezug zu der Nutzung und Verarbeitung von Informationen auf dem Finanzmarkt bezeichnet. Hier wird auch von der sogenannten Informationseffizienz gesprochen. Für einen vollkommenen Finanzmarkt müssen sich weitere Merkmale als zutreffend erweisen. (Vgl. Steiner und Bruns 2002, S. 31 ff.)

Als mögliche Merkmale können hier die fehlenden Transaktionsfees sowie nicht ausgewiesene Steuerabzüge sein. Außerdem muss unterstellt werden, dass alle Investoren rational Handeln und als Ziel die Maximierung verfolgen. Weiterhin wird vollständige Konkurrenz unterstellt. Alle Investoren müssen identische und kostenfreie Möglichkeiten der Informationsbeschaffung haben. Die Markteffizienz kann somit als Attribut eines vollkommenen Kapitalmarktes gesehen werden. (Vgl. Daxhammer und Facsar 2012, S. 35; Vgl. Steiner und Bruns 2002, S. 31 ff.)

Im Rahmen der Aussagen durch Fama kann der Informationsfluss in drei Unterarten unterteilt werden. Er benennt hier die Ausprägung der Stärke von Informationseffizienzen und unterscheidet in schwache, halbstrenge und starke Informationen (Vgl. Spremann 2006, S. 151 ff.). Informationen, welche in die starke Informationseffizienz eingeteilt werden, schließen parallel die Effizienz der Schwachen und halbstrengen Informationen mit ein. Somit beinhaltet die entsprechende höhere Informationseffizienz die jeweils niedrigeren Abstufungen (Vgl. Steiner und Bruns 2002, S. 31 ff.).

Im Bereich der schwachen Informationseffizient wird davon ausgegangen, dass alle Vergangenen Informationen bereits im Marktpreis eingepreist wurden. Somit ist diese Art der Information nur bedingt dazu geeignet Prognosen über den zukünftigen Chartverlauf zu treffen. Die Hypothese der halbstrengen Informationseffizienz geht davon aus, dass zu den vergangenen Informationen öffentlich zugängliche Daten mit in den aktuellen Marktpreis eingeflossen sind. Hierzu können unterschiedlichste Veröffentlichungen wie Pressemeldungen, Wirtschaftsdaten und Quartals-, Halbjahres- oder Jahresberichte zählen. Unter die Prämisse der starken Informationseffizient fällt ein Markt, wenn zu dem Wissen aus der halbstrengen Informationseffizienz noch nicht öffentliche Fakten in die Wertpapierkurse einfließen. Hierzu zählen insbesondere Insiderinformationen. (Vgl. Spremann 2006, S. 151 ff.)

Durch die unterschiedlichen Differenzierungen der Informationseffizienz ergeben sich unterschiedliche Auswirkungen. Bei der schwachen Effizienz lässt sich durch die technische Analyse (s. Kapitel 3.1.2.2) eine Outperformance nicht erzielen. Sie nützt in diesem Kontext für die Erlangung weitergehender Fundamentalinformationen. Dies begründet sich darin, dass eine vermeintliche Chartkonstellation direkt im aktuellen Kurs des Wertpapiers berücksichtigt wird. (Vgl. Steiner und Bruns 2002, S. 38 ff.)

Bei der semi-starken Informationseffizienz gibt es ebenfalls keinen nennenswerten Effekt, da sich der Markt analog der schwachen Effizienz verhält und öffentlich zugängliche Informationen direkt in den aktuellen Aktienpreis einfließen lässt. Die Möglichkeit zur Outperformance der risikoadäquaten Gleichgewichtsrendite ist durch die Nutzung von starken Informationseffizienzen möglich. Somit lässt sich auch durch die reine Nutzung einer Fundamentalanalyse (s. Kapitel 3.1.2.1) keine Outperformance realisieren. Trotzdem ist eine Fundamentalanalyse durch die Marktteilnehmer notwendig, um im Finanzmarkt eine semi­starke Informationseffizienz zu erreichen. Ohne die notwendige Analyse fundamentaler Daten kann diese auch nicht in Wertpapierkursen berücksichtigt werden. Dieser Sachverhalt nennt sich Informationsparadoxon. (Vgl. Möller 1985, S. 500)

Die Hypothese, dass Wertpapiermärkte effizient sind, kann dadurch bestärkt werden, dass es den Teams im aktiven Fondsmanagement oft nicht gelingt eine Outperformance zu ihrer Benchmark zu erzielen. Sollten die Märkte nicht effizient sein, sollte es einem aktiven Fondsmanagement gelingen, bessere Renditeergebnisse zu erzielen. Wichtig ist jedoch auch, dass die genutzte Beschreibung von Effizienz eines Marktes mit ausschlaggebend ist. (Vgl. Steiner und Bruns 2002, S. 40 ff.)

2.2 Behavioral Finance

Im Jahr 1978 schrieb Michael Jensen: "There is no other proposition in economics which has more solid empirical evidence supporting it than the Efficient Capital Market Hypothesis" (Jensen 1978). Seit diesem Ausspruch ist die Markteffizienzhypothese eine in der Wissenschaft anerkannte Leitlinie (Vgl. Langevoort 1992, S, 853). Die langfristige Beobachtung von Investoren an Kapitalmärkten, welchen man Effizienz unterstellte, hatte die Entwicklung der Behavioral-Finance zur Folge. (Vgl. Daxhammer und Facsar 2012, S. 74 f.)

Bereits in den 70iger Jahren des 20jahrhunderts vielen Unregelmäßigkeiten bei der Betrachtung der Kapitalmärkte auf. Es viel auf, dass Kurse eine stärkere Volatilität aufwiesen, als sie im Rahmen der Effizienzmarkthypothese hätten aufweisen dürfen. Durch den Behavioral Finance Ansatz werden psychologische Auswirkungen auf den Finanzmarkt empirisch beobachtet. (Vgl. Fama 1970, S. 410, 1998, S. 281)

Seit Bekanntwerden der o.g. Anomalien wurde der Finanzmarkt systematischer nach Abweichungen untersucht. Als Beispiel hierfür kann der Januar-Effekt im Rahmen des Kalenderzeiteffektes benannt werden. Hier wurde nachgewiesen, dass Kursgewinne insbesondere im Januar überdurchschnittlich hoch ausfallen. (Vgl. Steiner und Bruns 2002, S. 40 ff.)

Auch der Value-Growth Effekt zählt zu den benannten Anomalien am Aktienmarkt. Die hierdurch ermittelten Kurs-Buch-Verhältnisse (KBV) und Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) unterteilen Unternehmen in den Value oder Growth Sektor. Unternehmen im Growth Sektor weißen ein vergleichbar höheres KGV und KBV auf. Die höheren Kennzahlen resultieren aus den starken Erwartungen über die zukünftige Rendite dieser Unternehmen. (Vgl. Lakonishok et al. 1994, S. 1541)

Das daraus resultierende Dreifaktormodel erklärt Performancedifferenzen zwischen unterschiedlichen Unternehmen und der Kategorisierung nach Value und Growth. Es versucht die Differenzen durch Hinzufügen eines Risikoaufschlages, welcher weder in der Marktkapitalisierung noch im KBV berücksichtigt ist, deutlich zu machen (Vgl. Fama und French 1996, S. 50 ff.). Jedoch fehlen Nachweise darüber, dass Value-Aktien risikoreicher als Growth-Aktien sind. Aus diesem Grund wird durch diesen Value-Growth Effekt die gesamte Hypothese des effizienten Marktes kritisiert. (Vgl. SHLEIFER 2003, S. 20; Vgl. Thaler 1999, S. 14)

Entsprechend versucht die Behavioral Finance den Preis auf den Kapitalmärkten anhand soziologischer und psychologischer Fakten in Zusammenspiel mit den ökonomischen Rahmenbedingungen zu definieren. Weiterhin unterstellt die Theorie, dass Investoren nicht über alle frei zugänglichen Daten verfügen. (Vgl. Shiller 1998, S. 1; Vgl. Goldberg und Nitzsch 2004, S. 25)

Es soll versucht werden, ein Ergebnis zu finden, aus welchem Grund Investoren innerhalb des Marktgeschehens teilweise emotionale oder rational nicht nachvollziehbare bzw. erklärbare Handlungen durchführen. Dies tangiert insbesondere Annahmen aus der neoklassischen Theorie der Finanzmärkte. In dieser Theorie agiert das Prinzip der Rationalität. (Vgl. Daxhammer und Facsar 2012, S. 75 ff.)

2.3 Portfoliotheorie

Der Ursprung der Portfoliotheorie nach Harry Markowitz ist die Erkenntnis der Diversifikation einer Anlage in einem Portfolio. Die benannte Diversifikation besticht insbesondere, wenn nicht nur die maximale Performance einer Anlage im Mittelpunkt des Handels steht. Diversifikation beschreibt, in diesem Kontext, die Verteilung der Investitionssumme auf unterschiedlichste Finanzanlagen. Wenn einzig und allein die Rendite der Investition im Mittelpunkt steht, müsste der Investor den gesamten Anlagebetrag auf das Wertpapier setzen, welches die höchste zu erwartende Rendite verspricht. (Vgl. Markowitz 1952, S. 77; Vgl. Markowitz 1991, S. 470 f.)

[...]

Ende der Leseprobe aus 48 Seiten

Details

Titel
Rendite- und Risikoerwartung durch aktives Fondsmanagement im Vergleich zur Benchmark. Eine Analyse anhand des DWS Top Dividende und der Benchmark MSCI World High Dividend
Hochschule
Universität Hamburg  (Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften)
Note
1,7
Autor
Jahr
2021
Seiten
48
Katalognummer
V1154315
ISBN (eBook)
9783346554598
ISBN (Buch)
9783346554604
Sprache
Deutsch
Schlagworte
rendite-, risikoerwartung, fondsmanagement, vergleich, benchmark, eine, analyse, dividende, msci, world, high, dividend
Arbeit zitieren
Niclas Denzer (Autor:in), 2021, Rendite- und Risikoerwartung durch aktives Fondsmanagement im Vergleich zur Benchmark. Eine Analyse anhand des DWS Top Dividende und der Benchmark MSCI World High Dividend, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1154315

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