Die Quellen, die uns aus der Vergangenheit vorliegen, sind jedoch nicht die vergangene Wirklichkeit, sondern perspektivische Zeugnisse ganz unterschiedlicher Art, geschrieben von Menschen, die diese Zeit ganz unterschiedlich erlebt haben. „Die Geschichte als eine mit absolutem Wahrheitsanspruch auftretende Rekonstruktion der Vergangenheit gibt es nicht und kann es nicht geben.“ Geschichte ist, entgegen vieler Schülermeinungen, mehr als die objektive Darstellung von Ereignissen, Daten und Fakten der Vergangenheit.
Mit der Unterrichtseinheit zum Thema Nationalsozialismus mit dem methodischen Schwerpunkt der Multiperspektivität möchte ich dieses falsche Verständnis von Geschichte bei den Schülern aufbrechen und die Erkenntnis ermöglichen, dass es „die Geschichte“ nicht gibt, da Quellen perspektivisch und subjektiv sind und daher kritisch hinterfragt werden müssen. Zudem soll den Schülern durch die Behandlung von Kontroversen bewusst werden, dass unterschiedliche Meinungen über die Geschichte zulässig sind und es bei der Beurteilung historischer Sachverhalte nicht nur „richtig“ oder „falsch“ bzw. nicht nur „schwarz“ oder „weiß“ gibt.
Ferner bietet die multiperspektivische Betrachtungsweise einen empathischen Zugang zum Thema Nationalsozialismus. Nur durch Empathie und Perspektivenwechsel, zwei Grundpfeiler des multiperspektivischen Geschichtsunterrichts, erhalten Schüler die Möglichkeit, Motive, Ängste, Interessen und Wahrnehmungen der Menschen in dieser Zeit ansatzweise nachvollziehen und hinterfragen zu können.
Gegliedert ist die vorliegende Arbeit in einen fachdidaktischen und einen praktischen Teil. Der fachdidaktische Teil beginnt mit der Klärung des Terminus Multiperspektivität (vgl. Kapitel 2.1). Es folgt die Darstellung von Begründungen (vgl. Kapitel 2.2) und methodischer Verfahren eines multiperspektivischen Geschichtsunterrichts (vgl. Kapitel 2.3). Anschließend werden in Kapitel 2.4 mögliche Schwierigkeiten und Probleme eines solchen Unterrichts präsentiert.
Der praktischen Teil (Kapitel 3 und 4) behandelt die konkrete Planung und Darstellung der Unterrichtseinheit. Die Arbeit endet in einer Gesamtreflexion (vgl. Kapitel 5), in welcher eine kritische Betrachtung der Unterrichtseinheit in ihrer Gesamtheit erfolgt und Rückbezug auf die Zielsetzung der Unterrichtseinheit genommen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Multiperspektivischer Geschichtsunterricht - Fachdidaktische Überlegungen
- Einleitung
- Der Begriff Multiperspektivität – Definition und Abgrenzung
- Begründungen für einen multiperspektivischen Geschichtsunterricht
- Gesellschaftsrelevante und allgemeindidaktische Begründungen
- Geschichtsdidaktische Begründungen
- Methodische Verfahren eines multiperspektivischen Geschichtsunterrichts
- Schwierigkeiten und Probleme des multiperspektivischen Geschichtsunterrichts
- Planung der Unterrichtseinheit
- Bemerkungen zur Lerngruppe
- Sachanalyse zur Unterrichtseinheit
- Didaktische Überlegungen zur Unterrichtseinheit
- Methodische Überlegungen zur Unterrichtseinheit
- Großer Ziele der Unterrichtseinheit
- Darstellung der Unterrichtseinheit
- Erste Stunde: Der 30. Januar 1933 - Tag der Machtergreifung?
- Zweite und Dritte Stunde (Doppelstunde): Das Ermächtigungsgesetz – zustimmen oder ablehnen?
- Vierte Stunde: Jugend im Nationalsozialismus: HJ und BDM - wärst du eingetreten?
- Fünfte Stunde: Widerstand im Dritten Reich: Die Attentäter des 20. Juli 1944 deutsche Helden?
- Sechste Stunde: Das Dritte Reich - ein Reich der „Ordnung und Sauberkeit“, der „Werte und Gemeinschaft“?
- Gesamtreflexion der Unterrichtseinheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Implementierung eines multiperspektivischen Geschichtsunterrichts in einer 9. Realschulklasse am Beispiel der Unterrichtseinheit „Nationalsozialismus“. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie ein solcher Ansatz das Verständnis von Geschichte als subjektive Konstruktion fördern und einseitige Perspektiven vermeiden kann. Die Arbeit analysiert die didaktischen und methodischen Herausforderungen und Chancen dieser Herangehensweise.
- Multiperspektivität im Geschichtsunterricht
- Didaktische und methodische Ansätze zur Förderung des Perspektivwechsels
- Analyse einer konkreten Unterrichtseinheit zum Nationalsozialismus
- Schüleraktivierung und -reflexion im multiperspektivischen Unterricht
- Herausforderungen und Probleme bei der Umsetzung multiperspektivischer Konzepte
Zusammenfassung der Kapitel
Multiperspektivischer Geschichtsunterricht - Fachdidaktische Überlegungen: Dieses Kapitel legt die fachdidaktischen Grundlagen für die Arbeit dar. Es definiert den Begriff der Multiperspektivität und begründet dessen Notwendigkeit im Geschichtsunterricht. Es werden sowohl gesellschaftsrelevante als auch geschichtsdidaktische Argumente für einen Perspektivwechsel im Geschichtsunterricht angeführt. Methodische Verfahren und die damit verbundenen Schwierigkeiten werden ebenfalls erläutert, um den Rahmen für die folgende Analyse der konkreten Unterrichtseinheit zu schaffen. Der Fokus liegt auf der Abkehr vom traditionellen, monoperspektivischen Geschichtsunterricht hin zu einer kritischen Auseinandersetzung mit verschiedenen Quellen und Interpretationen.
Planung der Unterrichtseinheit: Dieses Kapitel beschreibt die detaillierte Planung der Unterrichtseinheit zum Nationalsozialismus. Es beinhaltet eine Charakterisierung der Lerngruppe, eine Sachanalyse, die die historischen Hintergründe beleuchtet, sowie didaktische und methodische Überlegungen zur Gestaltung des Unterrichts. Die Kapitel beschreibt die Lernziele und die Auswahl der Methoden, um die Schüler aktiv am Lernprozess zu beteiligen und das kritische Denken zu fördern. Der Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung des Lernprozesses, um ein tiefes Verständnis für die Komplexität der Thematik zu ermöglichen.
Darstellung der Unterrichtseinheit: Dieser Abschnitt bietet eine detaillierte Darstellung der einzelnen Stunden der Unterrichtseinheit. Jede Stunde wird einzeln beschrieben, inklusive der Lernziele, des Stundenverlaufs und einer Reflexion der Umsetzung. Die einzelnen Stunden behandeln verschiedene Aspekte des Nationalsozialismus aus unterschiedlichen Perspektiven, z.B. die Machtergreifung, das Ermächtigungsgesetz, die Jugendorganisationen und den Widerstand. Die Reflexionen bieten Einblicke in die Herausforderungen und Erfolge des multiperspektivischen Ansatzes im Unterricht.
Schlüsselwörter
Multiperspektivität, Geschichtsunterricht, Nationalsozialismus, Didaktik, Methodik, Perspektivwechsel, Quellenkritik, Schüleraktivierung, Geschichtsbewusstsein, Kontroversen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Multiperspektivischer Geschichtsunterricht - Fachdidaktische Überlegungen"
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Implementierung eines multiperspektivischen Geschichtsunterrichts in einer 9. Realschulklasse am Beispiel der Unterrichtseinheit „Nationalsozialismus“. Ziel ist es aufzuzeigen, wie ein solcher Ansatz das Verständnis von Geschichte als subjektive Konstruktion fördert und einseitige Perspektiven vermeidet. Die Arbeit analysiert die didaktischen und methodischen Herausforderungen und Chancen dieser Herangehensweise.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die folgenden Themen: Multiperspektivität im Geschichtsunterricht, didaktische und methodische Ansätze zur Förderung des Perspektivwechsels, Analyse einer konkreten Unterrichtseinheit zum Nationalsozialismus, Schüleraktivierung und -reflexion im multiperspektivischen Unterricht sowie Herausforderungen und Probleme bei der Umsetzung multiperspektivischer Konzepte.
Wie ist die Hausarbeit strukturiert?
Die Hausarbeit ist in mehrere Kapitel gegliedert: Einleitung, Definition und Abgrenzung des Begriffs Multiperspektivität, Begründungen für einen multiperspektivischen Geschichtsunterricht (gesellschaftsrelevant und geschichtsdidaktisch), methodische Verfahren und Schwierigkeiten multiperspektivischen Geschichtsunterrichts, Planung der Unterrichtseinheit (inkl. Lerngruppe, Sachanalyse, didaktische und methodische Überlegungen, Lernziele), detaillierte Darstellung der einzelnen Stunden der Unterrichtseinheit zum Nationalsozialismus (mit Lernzielen, Stundenverlauf und Reflexionen), und abschließende Gesamtreflexion der Unterrichtseinheit.
Welche konkreten Stunden werden in der Unterrichtseinheit behandelt?
Die Unterrichtseinheit umfasst sechs Stunden: 1. Stunde: Der 30. Januar 1933 - Tag der Machtergreifung?; 2./3. Stunde (Doppelstunde): Das Ermächtigungsgesetz – zustimmen oder ablehnen?; 4. Stunde: Jugend im Nationalsozialismus: HJ und BDM - wärst du eingetreten?; 5. Stunde: Widerstand im Dritten Reich: Die Attentäter des 20. Juli 1944 deutsche Helden?; 6. Stunde: Das Dritte Reich - ein Reich der „Ordnung und Sauberkeit“, der „Werte und Gemeinschaft“?
Was sind die Schlüsselwörter der Hausarbeit?
Die Schlüsselwörter sind: Multiperspektivität, Geschichtsunterricht, Nationalsozialismus, Didaktik, Methodik, Perspektivwechsel, Quellenkritik, Schüleraktivierung, Geschichtsbewusstsein, Kontroversen.
Was ist das Hauptziel der Unterrichtseinheit?
Das Hauptziel der Unterrichtseinheit ist es, den Schülern ein tieferes Verständnis für die Komplexität des Nationalsozialismus zu vermitteln, indem verschiedene Perspektiven und Interpretationen berücksichtigt werden. Es soll ein kritisches Geschichtsbewusstsein gefördert und einseitiges Denken vermieden werden.
Welche Methoden werden im multiperspektivischen Geschichtsunterricht eingesetzt?
Die Hausarbeit beschreibt verschiedene methodische Verfahren, die im multiperspektivischen Geschichtsunterricht eingesetzt werden können, um einen Perspektivwechsel zu fördern und die Schüler aktiv am Lernprozess zu beteiligen. Konkrete Methoden werden im Kapitel zur Planung und Darstellung der Unterrichtseinheit erläutert.
Welche Herausforderungen werden im Zusammenhang mit multiperspektivischem Geschichtsunterricht genannt?
Die Hausarbeit thematisiert verschiedene Schwierigkeiten und Probleme, die bei der Umsetzung eines multiperspektivischen Geschichtsunterrichts auftreten können. Diese werden sowohl allgemein als auch im Kontext der konkreten Unterrichtseinheit diskutiert.
- Arbeit zitieren
- Claudia Brunsch (Autor:in), 2008, Geschichtsunterricht aus verschiedenen Perspektiven, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115441