Gesundheitsorientiertes Fitnesstraining für Kinder und Jugendliche im Schulsport

Forschungsarbeit und Fitnesskonzept für Lehrkräfte


Masterarbeit, 2021

204 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung - Jaskolka, Chung

2. Fragestellung - Chung

3. Theoretische Grundlage
3.1 Gesundheitslage von Kindern und Jugendlichen - Chung
3.2 Auswirkungen auf die Gesundheit - Jaskolka
3.2.1 Physische Aspekte
3.2.2 Psychische Aspekte
3.3 Fitness - Chung
3.3.1 Fitnessbegriff
3.3.2 Körperliche Fitness
3.3.3 Gesundheit
3.3.4 Fitness in der Schule & die Kultusministerkonferenz
3.4 Ausdauer - Jaskolka
3.4.1 Definition
3.4.2 Energiebereitstellung
3.4.3 Dynamische und statische Ausdauer
3.4.4 Lokale und allgemeine Ausdauer
3.4.5 Belastungsdauer
3.4.6 Trainingsmethoden
3.4.7 Ausdauer zur Gesundheitsförderung
3.4.8 Bedeutung im Schulsport
3.5 Kraft - Jaskolka
3.5.1 Definition
3.5.2 Erscheinungsformen der Kraft
3.5.3 Kraftausdauer
3.5.4 Krafttraining im Schulsport
Exkurs: Muskelaufbau - Chung
3.6 Trainingsprinzipien - Jaskolka
3.6.1 Prinzipien der Belastung
3.6.2 Weitere Trainingsprinzipien

4. Forschungsstand - Jaskolka

5. Methodik - Chung

6. Quantitative Gütekriterien - Chung
6.1.1 Validität
6.1.2 Objektivität
6.1.3 Reliabilität

7. Ergebnisse - Chung

8. Diskussion - Jaskolka
8.1 Interpretation der Ergebnisse
8.2 Beschränkungen der Forschung
8.3 Erwartungen
8.4 Vorschläge für zukünftige Forschungen

9. Fazit - Chung

Literaturverzeichnis Forschungsarbeit

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Die Säulen der Fitness (Buskies & Boeckh-Behrens, 2009, S. 11)

Abbildung 2 Formen der Ausdauer (vgl. Hollmann & Strüder, 2009, S. 267-447)

Abbildung 3 Altersbefragung (Eigene Darstellung)

Abbildung 4 Berufserfahrung (Eigene Darstellung)

Abbildung 5 Auswertung der Eigenkompetenz (Eigene Darstellung)

Abbildung 6 Auswertung Befragung zur Relevanz des Fitnesssports (Eigene Darstellung)

Abbildung 7 Auswertung Personifikation (Eigene Darstellung)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Die Ziele des Sportunterrichts (laut Aussagen der Schüler, Lehrer und Schulleiter) (Brettschneider, et al., 2006, S. 113)

Tabelle 2 Methodik zur Verbesserung der Kraftausdauer - Methode mittlerer Krafteinsätze mit hohen Wiederholungszahlen (Güllich & Krüger, 2013, S. 476)

Tabelle 3 Auswirkung des Krafttrainings mit Kindern und Jugendlichen auf Kraftdimensionen, Bewegungsfertigkeiten und Komponenten der Gesundheit (Prieske, Lesinski, Kriemler, & Granacher, 2016, S. 7)

Tabelle 4 allgemeine Empfehlungen für die Belastungsgestaltung im Krafttraining mit Kindern und Jugendlichen (Büsch, et al., 2017, S. 40)

Tabelle 5 Wahlmöglichkeiten der Umfrage (Eigene Darstellung)

Tabelle 6 Befragung der Eigenkomptenz (Eigene Darstellung)

Tabelle 7 Befragung der Lehrkräfte zum Thema Fitnesssport (Eigene Darstellung)

Tabelle 8 Befragung Personifikation (Eigene Darstellung)

1. Einleitung

Das Thema Fitness befindet sich nicht nur verpflichtend in den Fachanforderungen für Sport in der Sekundarstufe, sondern findet oftmals auch in Wahlpflichtkursen Beachtung. Häufig wird dann ein halbes oder sogar ein ganzes Schuljahr diesem Thema gewidmet. Es findet sich bereits ausreichend Literatur über Turnen, Fußball oder Leichtathletik in der Schule und auch beim Thema Fitness gibt es eine Vielzahl von Informationen und zuverlässigen Quellen. Legt man den Fokus jedoch ausschließlich auf den Schulsport, wird die Auswahl bereits deutlich eingeschränkt. In der heutigen Zeit leiden Kinder und Jugendliche vermehrt unter Zivilisati­onskrankheiten wie zum Beispiel Adipositas (Robert Koch Institut, 2018a, S. 5). Zudem treten weitere Belastungen wie Haltungsfehler und psychosoziale Beschwerden auf (Opper, Worth, & Bös, 2005, S. 856). Aufgrund dieses steigenden Risikos ist die persönliche Motivation und das Ziel dieser Arbeit, ein geeignetes Fitnesskonzept für den Schulsport zu entwickeln, welches die Sportlehrkräfte im Unterricht oder über einen längeren Zeitraum in einem Wahlpflichtkurs anwenden können. Um das Konzept zu legitimieren, wird eine Onlineumfrage bei Lehrkräften und Sportstudentinnen und Sportstudenten durchgeführt. Mithilfe dieser Umfrage wird in Er­fahrung gebracht, inwiefern Lehrkräfte Unterstützung beim Unterrichten des Themas Fitness benötigen.

Diese Arbeit wird in zwei Bereiche unterteilt, der Forschungsarbeit und dem Fitnesskonzept. In der Forschungsarbeit werden zunächst Begrifflichkeiten zum Thema Fitness und Gesund­heit näher erläutert. Anschließend werden die Ergebnisse der Umfrage dargestellt und in der Diskussion analysiert und interpretiert.

Das Fitnesskonzept fokussiert sich auf die zwei motorische Fähigkeiten Kraft und Ausdauer. In der Regel spielen auch Beweglichkeit und Koordination eine wichtige Rolle bei diesem Thema, jedoch würde dies den Rahmen der Arbeit überschreiten. Im Vorfeld erhält die Lehrkraft einen Einblick in unterschiedliche Trainingsmethoden und -inhalten sowie das Training mit und ohne Geräte. Die Lehrkraft kann mit Hilfe des Konzeptes entweder einzelne oder sogar progressive Einheiten über mehrere Wochen planen. Die Übungen sind verständlich erklärt und zusätzlich anhand von Abbildungen verdeutlicht. Außerdem lassen sich die Grundübungen als Video ab­rufen, da sie über QR-Codes im Übungskatalog integriert sind.

2. Fragestellung

Die vorherigen Betrachtungen haben gezeigt, dass die Gesellschaft im konstanten Wandel ist. Der technologische Fortschritt hat einen autonomen und bequemen Alltag als Folge, sodass es nicht mehr erforderlich ist, den menschlichen Körper so zu nutzen, wie er sich anatomisch in der Vergangenheit an die Umwelt angepasst hat (vgl. Ratey, 2008; Stöber, 2008). Die Faszi­nation für technologischen Fortschritt und der wachsenden Anzahl von Möglichkeiten auf die­sen zugreifen zu können, bewirkt bei den Menschen, sich den modernen Medien hinzugeben (Stiepelmann, 2000, S. 79). Aus diesem Grund gestaltet sich die Freizeit insbesondere bei Kin­dern und Jugendlichen anders als vor einigen Jahren. Einen Alltag ohne medialen Einfluss und Nutzen ist bei ihnen nicht mehr denkbar (Fromme, 2013, S. 287). Dadurch verringert sich je­doch die Zeit für sportliche Betätigung. Wie bereits die KiGGS-Befragung gezeigt hat, erfüllen die meisten Kinder und Jugendlichen nicht die täglichen Empfehlungen von 60 Minuten kör­perliche Aktivität pro Tag (Robert Koch Institut, 2020, S. 1).Dies hat jedoch ebenfalls einen Effekt auf die physische und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. So besitzt der Großteil von ihnen bereites im Alter von 8 - 18 Jahren Haltungsfehler und -schwächen. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit unter Schmerzen zu leiden und eine Anfälligkeit für Krankheiten zu entwickeln wie zum Beispiel das vermehrte Auftreten von Adipositas (vgl. Rober Koch Institut, 2018a; Muster & Zielisnki, 2006). Zudem leiden Kinder dadurch bereits ab dem Grundschulalter an psychosozialen Beschwerden wie Ängste, Depressionen aggressives Verhalten und Ähnliches (Opper, Worth, & Bös, 2005, S. 856). Verschlimmert wird dies zudem durch die Corona-Pandemie, genauer durch zahlreiche Beschlüsse. Durch sie werden die Be­wegungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen eingeschränkt (vgl. Bundesregierung, 2021). Dadurch leiden sie zusätzlich unter mehr Bewegungsmangel als zuvor.

All diese Probleme lassen sich jedoch sowohl präventiv als auch interventiv mit Hilfe eines gesundheitsorientierten Fitnesstrainings angehen (Buskies & Boeckh-Behrens, 2009, S. 11f). Da die gesundheitlichen Probleme schon im Kindes- und Jugendalter auftreten, liegt es nahe, solch ein Training bereits zu diesem Zeitpunkt zu etablieren. Nichtsdestotrotz sollte solch ein Vorhaben erst ab dem 12. Lebensjahr angegangen werden, da ein Training im Bereich der Kraftausdauer erst ab diesem Zeitraum effektiv ist (Büsch D. , et al., 2017, S. 36)

Aufgrund dessen sollte ebendies bereits im Bereich der Schule behandelt werden. Hierzu kann insbesondere der Schulsport dienen, da durch die Fachanforderungen das Thema Fitness ebenfalls für den Unterricht vorgesehen ist. So soll sowohl die physische und psychische Ge­sundheit der Schülerinnen und Schülern verbessert als auch ein Bewusstsein bei ihnen entwi­ckelt werden, wie sehr sich ein Fitnesstraining auf ihre Gesundheit auswirkt (Fachanforderungen Sport, 2015, S. 24). Doch, obwohl Fitness längst in den Fachanforderun­gen verankert ist, zeigen dennoch zahlreiche Studien auf, dass Kinder und Jugendliche sowohl die empfohlene Menge an körperlicher Aktivität nicht erfüllen als auch unter Krankheiten und Schmerzen als Folge des Bewegungsmangel leiden. Aber aus welchem Grunde ist dem so? Zum einen könnte der Sportunterricht generell diesen Ansprüchen nicht gerecht werden. Zum anderen könnte das Anleiten der Lehrkraft beziehungsweise die gewählten Inhalte nicht ziel­führend sein. Daher liegt folgende Fragestellung nahe:

Wie sehr benötigen Lehrkräfte Unterstützung für das Unterrichten des Themas Fitness ?

Mit der Beantwortung dieser Fragestellung soll ermittelt werden, ob Lehrkräfte das Thema Fitness überhaupt für notwendig halten, gleichermaßen ob sie sich ausreichend und sicher in diesem Bereich auskennen und ob sie ein Fitnesstraining, den individuellen Schülerinnen und Schüler angemessen, durchführen können. Um die Beantwortung präziser zu gestalten, wer­den weiterhin folgende Hypothesen aufgestellt:

Hypothese 1:

Lehrkräfte empfinden das Thema Fitness als wichtig für den Sportunterricht.

Mit dieser Hypothese wird angenommen, dass Lehrkräfte aufgrund der nationalen Bewe­gungsempfehlungen und den bewiesenen positiven Effekten von körperlicher Aktivität die Wichtigkeit eines Fitnesstrainings insbesondere in der aktuellen Situation erkennen. Mitunter sehen sie, dass das Lehren und Durchführen dieses Themas als essenziell für ihren Unterricht ist.

Hypothese 2:

Lehrkräfte benötigen Unterstützung für das Unterrichten des Themas Fitness.

Hierbei wird angenommen, dass die Lehrkräfte beim Unterrichten dieses Themas auf Schwie­rigkeiten stoßen, beziehungsweise unsicher bezüglich der inhaltlichen Auswahl von Übungen und Trainingseinheiten sind. Diese Hypothese soll vor allem die Notwendigkeit eines Kurskon­zeptes aufzeigen, welches allgemeine Zusammenhänge, Übungsvariationen und Trainings­pläne beinhaltet.

Hypothese 3:

Lehrkräfte schätzen das Fitnessniveau ihrer Schülerinnen und Schüler gering ein.

Mithilfe der Bestätigung dieser Hypothese wird zum einen aufgezeigt, dass das Fitnessniveau der Kinder und Jugendlichen aus Sicht der Lehrkräfte nicht ausreichend ist. Zum anderen wird die Notwendigkeit eines Fitnesstrainings deutlich, um einen derartigen Zustand verändern zu können.

Mit der Bestätigung der Fragestellung beziehungsweise der Hypothesen wird schließlich der Hauptaspekt dieser Arbeit legitimiert. Ein Fitnesskonzept, welches den Lehrkräften das Unter­richten von Fitness erklärt und erleichtert. Anhand eines Online-Fragebogens soll die Frage­stellung beziehungsweise die Hypothesen beantwortet werden können. Dieser richtet sich an Sportlehrkräfte und Sportstudenten/Sportsstudentinnen, welche bereits an einer Schule un­terrichten. Im Folgenden wird die Methodik dieser Untersuchung erläutert werden.

3. Theoretische Grundlage

Im folgenden Abschnitt wird die aktuelle Gesundheitslage der Kinder und Jugendlichen be­handelt. Hierbei wird vor allem der mediale Einfluss als auch die Belastung durch die aktuelle Lage aufgrund der Corona-Pandemie betrachtet. Diese Faktoren haben nicht nur den Alltag der Kinder und Jugendlichen verändert, sondern auch ihre psychische und physische Gesund­heit beeinflusst.

3.1 Gesundheitslage von Kindern und Jugendlichen

Der menschliche Körper hat sich vor ca. zwei Millionen Jahren an seine tägliche Belastung an­gepasst. Strecken bis zu 20km zu laufen, um einem Mammut hinterherzujagen, gehörte da­mals zum Alltag. Auch bis zur Moderne war harte körperliche Arbeit im Leben der Menschen etabliert. Doch in der heutigen Gesellschaft besteht keine Notwendigkeit mehr, dass alle Men­schen jagen oder sammeln (Ratey, 2008, S. 68). Die Nahrungsversorgung erfolgt beispiels­weise über einen bequemen Einkauf im Supermarkt. Auch die Arbeit von vielen Menschen benötigt wenig körperliche Betätigung und wird im Sitzen ausgeführt. Da der menschliche Kör­per jedoch tausende von Jahren gebraucht hat, um sich anzupassen, unterliegt eine bequeme Nahrungszufuhrmöglichkeit und ein geringer Kalorienverbrauch im Alltag immer noch dersel­ben Körperfunktion. Überflüssige Kalorien werden als Fett gespeichert und für schlechtere Zeiten aufgespart. Wenn diese Zeiten nicht eintreten oder man die überflüssigen Kalorien nicht verbrennt, kann es zu Zivilisationskrankheiten wie Adipositas kommen (Hauner, et al., 2013, S. 279f).

So wie sich der Mensch seinen äußeren Gegebenheiten angepasst hat, erfolgte in der Gesell­schaft ebenso eine Art der Evolution durch den technologischen Fortschritt (Stöber, 2008, S. 1f). Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert und der Modernisierung der Gesellschaft entstand in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts die Entwicklung des Fernsehens. Erst ab 1954 (bzw. 1956 in der DDR) zog es jedoch die Menschen vor den Fernseher. Das Programm besaß vor allem einen Informationscharakter und hat somit einen neuen Kommunikationsweg etabliert. Da sich schließlich die Informationen und die Wahrnehmungsmöglichkeiten des Fernsehprogramms immer weiterentwickelt haben, entstand durch das Fernsehen ein neuer Wandel in der Kultur. Letztendlich wurde es zum Massenmedium und faszinierte durch Kom­merzialisierung immer mehr Menschen, sich vor den Fernseher zu setzen (vgl. Hickethier, 1998).

Ebenfalls in den sechziger Jahren wurden von der Sowjetunion und der USA Satelliten in die Erdumlaufbahn geschickt, um Rechenzentren interaktiv nutzen zu können. Nach einigen Rück­schlägen gelang es jedoch die ersten Computer miteinander zu vernetzen. Schließlich ermög­lichte 1989 die Anwendung World Wide Web einen Internetzugang für den privaten Gebrauch (vgl. Braun, 2008). Zu Beginn diente das Internet der Dokumentation und der Verwaltung von Wissen. Jedoch erhielt es durch den privaten Gebrauch weitere Faktoren wie beispielsweise Kommerzialisierung, Entertainment und Vernetzung. Diese Form der Kommunikation hat sich ebenfalls fest in die Kultur integriert (ebd.).

Insbesondere aufgrund der zahlreichen Endgeräte, die auf das Internet zugreifen können, ist es fest im heutigen Alltag integriert. Doch viele dieser Endgeräte wie Spielekonsolen, Compu­ter und Smartphones besitzen einen Entertainmentfaktor, welcher die Menschen in einen ei­genen Bann zieht. Videospiele prägen bereits eine ganze Generation und haben sich ebenso wie das Fernsehen und das Internet in der Kultur verankert.

„Mittlerweile nehmen digitale Spiele Einfluss auf das Freizeitverhalten und den Lifestyle einer gan­zen Generation, sie inspirieren Kulturschaffende zu immer neuen Werken und sind aus dem Kunst­bereich nicht mehr wegzudenken. 2008 wurden digitale Spiele schließlich vom deutschen Kulturrat offiziell als Kulturgut anerkannt“ (Kawaters, 2015, S.15).

Digitale Spiele liefern schließlich eine Immersion in ihre eigene Welt. Es sind unterschiedliche Dimensionen mit unterschiedlichen Regeln und Gegebenheiten, auf welche sich die Spielerin­nen und Spieler einlassen. Sie können somit in eine andere Realität abtauchen. Durch „die Auflösung, die Farbe, die Bewegungsmuster und Animationen, eigene Gesetzmäßigkeiten und Regeln [und] die Steuerbarkeit“ wird ihnen etwas dargeboten, was sie von dem realen Alltag lösen lässt (Kawaters, 2015, S.64). Das aktive Handeln in der Spielwelt und das passive Be­obachten der Einflüsse führen zu der Faszination des Spielens (ebd.). Weiterhin können die Spielerinnen und Spieler in einer gewissen Art und Weise Macht ausüben, sofern es das Spiel zulässt. In der realen Welt ist es selten, dass man aufgrund dessen auf eine Konfrontation stößt (Stegemann, 2011, S. 28). Nicht selten vermischen sich dann aus Sicht der Spielerin be­ziehungsweise des Spielers die Fiktion mit der realen Welt. Es entsteht ein sogenannter Rea­litätsverlust (Stiepelmann, 2000, S. 56).

Aufgrund dieser Faszination für die Medien und der zahlreichen Möglichkeiten sie zu nutzen, sind sie fest im Alltag der Menschen integriert. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, die mit einem regelmäßigen Medienkonsum aufwachsen. So haben Studien erwiesen, dass mehr als 80% der Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren ein Smartphone besitzen, wel­ches sie mehrere Stunden täglich nutzen (Wade-Bohleber, Crameri, & von Wyl, 2018, S. 44). Die Nutzung der verschiedenen Medien erfolgt zumeist in einer sitzenden Körperhaltung. Auch im Schulalltag sitzen die Schülerinnen und Schüler hauptsächlich. Das regelmäßige Einhalten einer monotonen Haltung kann für die Kinder und Jugendlichen negative Folgen auf ihre Gesundheit nachsichziehen. Begünstigt wird dies durch die aktuelle Situaion aufgrund der Corona-Pandemie. Durch zahlreiche Vorgaben ist die Freizeitgestaltung der Kinder und

Jugendlichen äußerst eingeschränkt. Eine sportliche Kompensation des Alltages wird erschwert aufgrund von Einschränkugen des Vereinssports, Schließungen der Fitnessstudios und Kontakbeschränkungen (Bundesregierung, 2021).

3.2 Auswirkungen auf die Gesundheit

Kinder und Jugendliche sollten täglich 60 Minuten körperlich aktiv sein, dies sind die aktuellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Körperlich aktiv bedeutet jede durch die Skelettmuskulatur hervorgebrachte körperliche Bewegung, die Energie verbraucht. Die Belas­tungsintensität sollte dabei moderat bis stark sein und sich überwiegend im Ausdauerbereich befinden (Robert Koch Institut, 2020, S. 1).

Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland kommen dieser Bewegungsemp­fehlung nicht nach. Grundlage der Daten bildet dabei die KiGGS-Befragung, einer Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland des Robert Koch-Instituts. In dieser Studie wurden über drei Messzeitpunkte (2003-2017) Befragungen und Untersuchungen mit 23.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchgeführt. Die Studienergebnisse sind repräsen­tativ für alle in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen von 0 bis 17 Jahren. Die the­matischen Schwerpunkte der Studie waren der Gesundheitsstatus, das Gesundheitsverhalten, die Lebensbedingungen, Schutz- und Risikofaktoren und die Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitswesens (Robert-Koch-Institut, 2018b).

In diesem Abschnitt wird untersucht, inwiefern sich Bewegungsmangel auf die psychische und physische Gesundheit auswirken und welche Vorteile ein fitnessorientiertes Kursprogramm für Kinder und Jugendliche mit sich bringt.

3.2.1 Physische Aspekte

In der heutigen Zeit steigt zwar die Lebenserwartung der Kinder und Jugendlichen, jedoch steigt gleichzeitig auch das Risiko, an einer chronischen Erkrankung zu leiden. Immer häufiger leiden Kinder unter Neurodermitis, Heuschnupfen, Asthma und Skoliose (Güllich & Krüger, 2013, S. 664).

Auch Defizite im Haltungs- und Bewegungsapparat häufen sich. So weisen Kinder und Jugend­liche im Alter zwischen 8 und 18 Jahren Haltungsfehler und -schwächen auf (Opper, Worth, & Bös, 2005, S. 856). Rund ein Drittel der Grundschüler und Grundschülerinnen klagen über ge­legentliche Rückenbeschwerden, welche sich im Alter häufen (ebd.). Etwa 74% der Heran­wachsenden in Deutschland erreichen die Mindestempfehlung für körperliche Aktivität nicht. Bei den Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren erreichen 88% nicht die Mindestempfehlung (Robert Koch Institut, 2020, S. 2). Der daraus entstehende Bewegungsmangel erhöht das Ri­siko, an Adipositas zu erkranken und kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, welche bis ins Erwachsenenalter reichen. Jedes sechste Kind in Deutschland ist mindestens übergewichtig oder adipös (Robert Koch Institut, 2018a, S. 5). Adipositas ist der vermehrte Fettgehalt im Körper und wird auch als Fettleibigkeit bezeichnet (Muster & Zielisnki, 2006, S. 70). Adipöse Menschen haben eine eingeschränkte Lebenserwartung und haben ein erhöhtes Risiko, an Krebserkrankungen, Diabetes mellitus, Fettleber, Hypertonus, Gelenkarthrosen und Gallensteinen zu erkranken (Muster & Zielisnki, 2006, S. 68) .Unter Anderem sind falsche Er­nährung und Bewegungsmangel zentrale Risikofaktoren für die oben genannten Befunde. Mit sinkender körperlicher Aktivität steigt der Anteil körperlicher Beschwerden (Opper, Worth, & Bös, 2005, S. 857).

Ausdauer-, Kraft-, Beweglichkeits- und Koordinationstraining bildet eine wesentliche Gesund­heitsressource und eine essenzielle Maßnahme zur Senkung dieser Risikofaktoren (Opper, Worth, & Bös, 2005, S. 857). Kinder und Jugendliche, die regelmäßig körperliche Fitness be­treiben, stärken das Herz-Kreislauf-System, stabilisieren den Bewegungsapparat und senken die Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu werden um ein Vielfaches.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich der körperliche Gesundheitszustand der Kin­der und Jugendlichen im Laufe der Jahrzehnte verschlechtert hat. Eine mangelnde körperliche Fitness, wenig Bewegung und schlechte Ernährungsgewohnheiten sind einige Faktoren, die hier zu nennen sind. Um dem entgegenzuwirken und die Gesundheitsressourcen zu stärken, sind Bewegungsprogramme im Bereich Schule, Freizeit und Familie unabdingbar. Eine Kombi­nation aus Ausdauer- und Krafttraining zeigt sich besonders wirksam, um Übergewicht vorzu­beugen (Muster & Zielisnki, 2006, S. 72). Im Bereich Schule können beispielsweise fitnessori­entierte Wahlpflichtkurse, bewegte Pausen oder Nachmittagsangebote mögliche Maßnah- men sein. Ein fitnessorientiertes Konzept über mehrere Wochen kann Schülerinnen und Schü­lern dabei helfen, optimal in das Training einzusteigen. Außerdem hilft es Lehrkräften mit we­nig Erfahrung, Fitness optimal in den Unterricht zu integrieren.

3.2.2 Psychische Aspekte

Stress, soziale Isolation und familiäre Belastungen sind Faktoren, welche die psychische Ge­sundheit beeinträchtigen können. Etwa 10 bis 12 % der Grundschulkinder und 15 bis 20 % der Jugendlichen haben psychosoziale Beschwerden (Opper, Worth, & Bös, 2005, S. 856). Etwa 17% der 14- bis 17-Jährigen leiden unter internalisierenden Störungen wie z.B. Angststörun­gen. Es wird geschätzt, dass 18 bis 20 % aller Kinder weltweit emotionale oder verhaltensbe­zogene Probleme wie Ängste, Depressionen, aggressives und oppositionelles1 Verhalten und hyperkinetische2 Störungen aufweisen (Bitzer, Walter, Lingner, & Schwartz, 2009, S. 187).

Regelmäßig körperlich aktive Menschen beeinflussen ihre Psyche positiv und senken das Ri­siko, an Depressionen zu erkranken. Insbesondere ein dynamisches Ausdauertraining fördert die Gehirndurchblutung und die Neuronenneubildung (Muster & Zielisnki, 2006, S. 101). Kin­der und Jugendliche, die regelmäßig aeroben dynamischen Ausdauersport betreiben, weisen eine verbesserte aerobe Fitness auf. Dies senkt den psychosozialen Stress einer Person und kann psychischen Erkrankungen vorbeugen (ebd.). Kinder und Jugendliche, die regelmäßig Fit­ness, Kraft- oder Ausdauersport betreiben, steigern ihr Selbstwertgefühl, bringen mehr Ver­trauen in den eigenen Körper mit und bewältigen ihren Alltag mit mehr Zuversicht.

Um die Gesundheit auf physischer und psychischer Ebene zu stärken, sind Interventionen in Form von gesundheitsfördernden Angeboten sinnvoll, welche die Erziehungs- und Bildungs­qualität in der Schule steigern können. Um dies umzusetzen, benötigen Schulen verlässliche Rahmenbedingungen und Kontinuität, um solche Konzepte wirksam umzusetzen. Ein fitness- und gesundheitsorientiertes Konzept innerhalb eines Wahlpflichtkurses ist dabei nur eines von vielen sinnvollen Instrumenten.

3.3 Fitness

In diesem Abschnitt soll das Thema Fitness näher behandelt werden. Der Begriff „Fitness“ ist omnipräsent, hingegen ist die Bedeutung nicht immer eindeutig. So soll zunächst auf die His­torie und die eigentliche Bedeutung dieses Begriffs eingegangen werden. Anschließend wird die körperliche Fitness näher betrachtet und in diesem Zusammenhang ebenso der Terminus Gesundheit, welcher ebenfalls viele Definitionen über die Zeit erfahren hat. Zu guter Letzt wird auf den Bereich Fitness in der Schule beziehungsweise im Sportunterricht eingegangen und auf die Faktoren, die die Bildungspolitik von diesem Thema erwartet.

3.3.1 Fitnessbegriff

In der jetzigen Gesellschaft umfasst der Begriff „Fitness“ viele Ansichten und Bedeutungen. Insbesondere durch den Einfluss der Medien heutzutage hat dieser weiter Konnotationen wie zum Beispiel Attraktivität bekommen. Doch wie ist dieser Begriff zustande gekommen und wie hat er sich entwickelt?

In der Literatur lässt sich der Begriff „Fitness“ auf Charles Darwin (1809-1882) zurückführen. Während seiner Forschungen stellte er fest, dass die Lebewesen, welche sich an ihre Umwelt­bedingungen angepasst haben, diese Anpassung nicht nur weitervererben, sondern sich auf­grund dessen ebenfalls einen Überlebensvorteil sicherten. Mit dem englischen „ to fit “, was so viel wie angepasst bedeutet, entstand der berühmte Satz aus Darwins Evolutionstheorie „ sur- vival of the fittest “. Hierbei darf die Bedeutung nicht verwechselt werden, denn in diesem Zusammenhang bedeutet der Ausdruck nicht „der stärkste überlebt“, sondern der-/diejenige mit der besten Anpassung an seine/ihre Umgebung (Lange, 2013, S. 15ff).

Unabhängig vom Sporttreiben der Griechen in der Antike kann man für die Praxis als ersten relevanten Initiator Friedrich Ludwig Jahn, besser bekannt als „ Turnvater Jahn “, benennen. 1810 ließ er zum ersten Mal in Berlin öffentlich turnen (König, 2020, S. 58ff). Zweck des Sport­treibens war es, die Bürgerwehr fit zu machen, um sich in dem von Napoleon besetzten Preu­ßen wehren zu können. Demnach war das Ziel, die Körper der Soldaten für einen Krieg so anzupassen, dass sie im Überlebenskampf einen Vorteil besitzen. Dies hat sich in der darauf­folgenden Zeit etabliert. Insbesondere stand eine politische Motivation hinter dem Fitnessge­danken. Auch in den USA entstanden die ersten Fitnessbewegungen. Schließlich wurde ein Nebeneffekt eines fitten Körpers nämlich die Gesundheitsförderung festgestellt, was den Weg für eine Kommerzialisierung bot. Relativ zeitnah wurden ebenso die Anpassungen im äußeren Erscheinungsbild wahrgenommen und Zeitschriften wie zum Beispiel „Kraft und Schönheit“ rückten Anfang des 20 Jahrhunderts dann den Schönheitseffekt des Fitnesstrainings mehr in den Vordergrund (vgl. DSSV, 2012). Attraktivität durch Sport erlangte somit immer mehr Auf­merksamkeit und dies nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Vermarktung von Fitness. In den 60er Jahren erfolgte erneut eine Fitnessbewegung diesmal jedoch in Richtung der USA, welche zu einem noch größeren Einfluss führte. Schließlich entstanden Fitnessikonen wie Arnold Schwarzenegger im Bodybuilding und Jane Fonda im Aerobic-Bereich. Nach den Olympischen Spielen in München 1972 erfolgte ebenfalls eine weitere Fitnessbewegung in Deutschland. Die sogenannte „ Trimm - Dich - Bewegung “ durch den Deutschen Sportbund. In den achtziger Jahren erfolgte ein regelrechter Fitnessboom durch die Etablierung von Fitness­studios und die Möglichkeit, gegen eine Bezahlung Sport zu betreiben, hat sich entwickelt (ebd.). Durch das Fernsehen, das Internet und schließlich den sozialen Medien nahm der Hype um das Thema Fitness stetig zu. Allein der Hashtag #fitness besitzt 431 Millionen Beiträge auf Instagram (Stand 19.01.2021).

Der Einfluss von Fitness zum Beispiel durch Werbung ist gar nicht mehr aus dem Alltag weg­zudenken. Vermeintlich gesunde Lebensmittel, Fitnessangebote über Webseiten und immer günstigere Abonnements durch Studioketten sind zum Standard geworden und verleiten Jun­gen dazu stärker und Mädchen schlanker sein zu wollen. In der heutigen Zeit symbolisiert der Begriff Fitness nicht nur die Anpassungsfähigkeit, sondern vor allem Eigenschaften wie bei­spielsweise „Leistungsfähigkeit, Gesundheit, Wohlbefinden, Jugendlichkeit, Erfolg und Schön­heit“ (Lange, 2013, S. 15ff). Insgesamt besitzt dieser Ausdruck also viele positive Assoziatio­nen, so gilt „fit zu sein“ im Arbeitsbereich als robust, effizient, aufgeschlossen und aufmerk­sam. Wenn man dies mit dem Ursprungsgedanken von Fitness in Verbindung setzt, so wäre, angepasst an seine Arbeitsumgebung zu sein, eine mögliche Interpretation. Der Gesundheits­aspekt als Nebeneffekt der Fitnessförderung ist nicht nur ein Werbeslogan, sondern ist bewie­sen, wie in Abschnitt 3.2 gezeigt. Mit dem richtigen Vorgehen könnte man Zivilisationskrank­heiten wie Adipositas entgegengehen. Insbesondere kann dabei die Schule mit ihrem Einfluss auf die junge Generation präventiv wirken und bietet die Möglichkeit, Fitness mit Bildung zu vereinen. Doch wie sieht dabei das richtige Konzept aus? Gibt es überhaupt das „eine“ Kon­zept?

In den Fachanforderungen für das Fach Sport (vgl. Fachanforderungen Sport, 2015). Ist Fitness ein fester Bestandteil sowohl in der Sekundarstufe I als auch in der Sekundarstufe II. Die Her­ausforderung dabei ist jedoch die Ausrichtung des Sportunterrichts. Dieser kann im Bereich Fitness gesundheitlich, trainingswissenschaftlich oder als Kompromiss aus diesen durchge­führt werden. Nichtsdestotrotz soll der Schulsport nicht nur die körperlich-konditionellen Fä­higkeiten der Schülerinnen und Schüler verbessern, sondern beispielsweise auch die sozialen Kompetenzen fördern (Lange, 2013, S. 15ff).

3.3.2 Körperliche Fitness

Im Folgenden soll zunächst erörtert werden, was der Begriff „Fitness“ im Sportbereich bein­haltet. Bereits vor 30 Jahren beschreibt Jeschke (1991, S. 13) diesen als eine Leistungsfähig­keit, welche sowohl psychisch als auch physisch ausgeübt werden kann. Sie unterstützt den Menschen bei körperlichen oder auch seelisch-geistigen Belastungen, die aufgrund der Bean­spruchung des Menschen durch den Alltag, den Beruf oder der Freizeit entsteht (Jeschke, 1991, S. 13). Besitzt eine Person einen erhöhten Fitnessgrad, so weist diese eine stärkere Re­sistenz gegenüber Ermüdung und Erschöpfung auf (ebd.). Martin et al. (1993, S. 319) beschrei­ben jenen Begriff noch weiter, indem man die Fitness als solche mit körperlichem Training, Ernährung und der Lebensführung beeinflussen kann. Die Bestrebung, die körperliche Fitness zu erhöhen, umfasst jedoch nicht nur das allgemeine Wohlbefinden zu fördern, sondern auch die Leistungsfähigkeit zu steigern (Röthig, 1992). Demnach ist aber auch Fitness nicht mit Ge­sundheit gelichzusetzen (ebd.). 2003 stellt Röthig folgende Formulierung für die Fitness auf:

„Fitness bezeichnet allgemein die Lebenstauglichkeit des Menschen sowie dessen aktuelle Eig­nung für beabsichtige Handlungen.“ Diese Definition ist erneut wieder allgemeiner gehalten und lässt sich sehr mit Darwins Aussage vergleichen. Die körperliche Fitness lässt sich damit in Verbindung bringen, dass die Lebenstauglichkeit mit der allgemeinen Gesundheit korreliert und eine besagte Eignung für beabsichtigte Handlungen, wie zum Beispiel die Intention ein schweres Gewicht zu heben, die körperliche Voraussetzung ist und inwiefern dieses Vorhaben mithilfe dieser Voraussetzung gelingt. Ein entscheidender Punkt dabei lautet, dass die körper­liche Fitness generell durch körperliche Aktivität verbessert werden kann (vgl. Brandes, 2012). Denn Fitness ist nicht mit dieser gleichzusetzen, da sie nicht immer einen aktiven physischen Zustand beschreibt. So definieren Hollmann und Strüder (2009):

„Fitneß ist der Zustand einer im psychischen und physischen Bereich guten Leistungsbereit­schaft für eine spezifische Aufgabe“ (Hollmann & Strüder 2009: 127).

Unter der körperlichen Aktivität wird nicht nur eine sportliche Bewegungsform verstanden, sondern auch Alltagssituationen, welche einen ähnlichen Anstrengungsgrad zu vergleichbaren Sportaktivitäten besitzen. Dazu gehört beispielweise das Treppensteigen. Es wird sich also auf eine Aktivität bezogen, welche den Energieumsatz steigert. Hierbei unterscheidet man zwi­schen mäßiger, intensiver und regelmäßiger körperlicher Aktivität (vgl. Hollmann & Strüder, 2009, S. 127).

Der Forschungsfrage zu entnehmen ist, dass der Fokus dieser Arbeit auf dem körperlichen Training in Bezug auf Fitness liegt. Themen wie eine gesunde Ernährung und eine bewusste Lebensführung bilden ebenfalls relevante Faktoren, jedoch würde eine genauere Betrachtung dieser Bereiche in der Untersuchung mit den Probanden den Rahmen dieser Arbeit über­schreiten.

Das Bundesministerium für Gesundheit empfiehlt für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren eine Bewegungszeit von 90 Minuten pro Tag, worunter nicht nur eine moderate, sondern auch eine hohe Intensität zählt (Pfeifer et al., 2016, S. 25f). Nach dem Bundesminis­terium sollen die Schülerinnen und Schüler unter Einsatz der großen Muskelgruppe ihre Kraft und Ausdauer verbessern (ebd.). Weiterhin werden bei Kindern und Jugendlichen die Interes­senbildung gefördert und das Verweilen in einer sitzenden Tätigkeit reduziert (ebd.). Neben den zuvor beschriebenen, auf die Gesundheit förderlich auswirkenden physischen und psychi­schen Faktoren durch das Verbessern der Fitness, existieren noch weitere positive Resultate. Körperliches Training kann außerdem

„das kardiovaskuläre und metabolische Risikoprofil, die motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die kognitive Leistungsfähigkeit, die muskuloskelettale Gesundheit sowie die Prävalenz von Über- gewicht/Adipositas“ (Pfeifer et al., 2016, S. 27) fördern. Im Zuge dieser Arbeit werden sich die Betrachtungen jedoch auf Kraft- und Ausdau­ertests beschränken, da eine Analyse, der eben genannten Faktoren eine weitaus größere Un­tersuchung benötigt.

Um das körperliche Training und den Begriff des „Fitnesstrainings“ zu verstehen, wird folgend eine Grafik zu einem Fitnessmodell betrachtet. Dieses Modell nach Buskies und Boeckh-Beh- rens (2009) ordnet Fitness eine gesundheitliche und eine sportliche Orientierung zu.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Die Säulen der Fitness (Buskies & Boeckh-Behrens, 2009, S. 11)

Diese Grafik zeigt deutlich, die Unterscheidung in eine gesundheitsbezogene und eine sport­bezogene Fitness. Ebendarum wird erkennbar, dass in einem Kursprogramm für Kinder und Jugendliche in der Schule nicht der sportorientierte Weg gewählt wird. Generell ist diese Art der Fitness ab einem gewissen Level ebenfalls förderlich, jedoch kann man von den Schülerin­nen und Schüler erwarten, dass sie (Leistung-)Sportler sind. Demnach konzentriert sich diese Arbeit auf die gesundheitsorientierte Fitness für die Allgemeinheit. Auch aus zuvor beschrie­benem Grunde beschränkt sich die Untersuchung jedoch auf die ersten beiden Aspekte, also die aerobe Ausdauer, die Kraftausdauer und dem Muskelaufbau (vgl. Abb. 1). Durch ein Trai­ning der aeroben Ausdauer wird nicht nur die Leistung des Herz-Kreislauf-Systems, sondern auch das Immunsystem verbessert und gestärkt (Buskies & Boeckh-Behrens, 2009, S.11). Mit dem Ziel die Kraftausdauer und den Muskelaufbau zu trainieren, werden die großen Muskel­gruppen aktiviert und der Körper geformt (ebd.). Dies sind ebenfalls essenzielle Grundlagen für sämtliche Sportarten und erfüllen somit auch die Intention der Bewegungsförderung des Bundesministeriums für Gesundheit.

3.3.3 Gesundheit

Der Begriff der „ Gesundheit “ erfuhr über die Zeit ebenso wie der Fitnessbegriff viele Definiti­onsversuche. In der Medizin hat sich die Definition durchgesetzt, dass man von Gesundheit sprechen kann, sobald eine Abwesenheit von Krankheit vorliegt. So gilt ein Mensch demnach als gesund, wenn dieser nicht krank ist. Die WHO hat dabei versucht, dem Begriff mehr zuzu­schreiben als das Fehlen einer Krankheit.

„Gesundheit ist der Zustand eines vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohl­befindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen“ (WHO, 1948, zitiert nach Faltermaier, 2017, S. 41).

Diese Definition von Gesundheit ist der Grundbaustein für viele weitere Begriffsdeutungen. So sind für die Gesundheit ebenfalls physische, psychische sowie soziale Bedingungen aus­schlaggebend. Danach folgten Erklärungen, die zudem Bezug auf die Leistungsfähigkeit oder auch der Harmonie der eignen Körpersysteme nimmt (vgl. Parson; vgl. Heim & Willi). Auch modernere Studien besitzen ähnliche Ansätze zu diesen Definitionen. Brehm et al. unterteilen Gesundheit beispielsweise in ein gegenseitig beeinflussbares System aus körperlicher Aktivität und physischen und psychosozialen Gesundheitsressourcen und Belastungssymptomen. Da­bei kann die körperliche Aktivität die Gesundheitsressourcen bestärken. Durch diese Stärkung können physische Faktoren wie der allgemeine Fitnesszustand Belastungssymptome wie Schmerzen, Risikofaktoren und Ängste vorbeugen. Ebenso kann die Stärkung der psychosozi­alen Faktoren wie zum Beispiel das Wissen oder auch das Selbstkonzept die Bewältigung von Belastungssymptomen zu unterstützen. Gleichermaßen können ebendiese Ressourcen und Belastungen die körperlichen Aktivitäten beeinflussen. Insgesamt stehen demnach Missbefin­den und Krankheit gegenüber von Wohlbefinden und Gesundheit (Brehm, et al., 2013, S. 1). Insbesondere bedeutet Gesundheit in der heutigen Zeit der Zustand der körpereigenen Sys­teme. Darunter zählt nicht nur die Skelettmuskulatur, sondern vor allem auch das Herz-Kreis­lauf-System und die Minimierung der Risiken der dazugehörigen typischen Krankheiten in der heutigen Gesellschaft wie zum Beispiel Herzinfarkte, Stoffwechselerkrankungen, Krebs, psy­chosoziale Belastungen, Diabetes und Osteoporose (vgl. Miko, et al., 2020; Hollmann, 2001; Mauz, et al., 2017; Bös, Worth, Opper, Oberger, & Woll, 2009).

Dementsprechend ist es ebenfalls Aufgabe des Sportunterrichtes einen gesundheitsorientier­ten Unterricht anzubieten, welcher die Möglichkeit liefert, körperliche Grenzen kennenzuler­nen. Gleichermaßen sollte es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht werden die Auswir­kungen von Belastung und einer gesunden Lebensweise zu erlernen und ein Körperbewusst­sein aufzubauen (Türk-Noack & Messer, 2004, S. 324f).

Insgesamt lässt sich für den Begriff der „ Gesundheit “ also zusammenfassen, dass es sich zum einen um die Abwesenheit von Krankheit handelt und zum anderen auch um das eigene Wohl­befinden und psychosoziale Ressourcen. Vor allem im Zusammenhang mit Fitness, genauer der körperlichen Aktivität, ist ein präventives Handeln beziehungsweise ein präventiver Ge­sundheitszustand erstrebenswert. Mitunter lässt sich eben dieser durch körperliche Aktivität erreichen. Aus diesem Grund lässt sich der Thematisierung von Fitness im Schulsport eine große Bedeutung zuschreiben. Was die Fachanforderungen für dieses Unterrichtsthema vor­sehen und wie dies umgesetzt werden soll, wird im folgenden Abschnitt behandelt.

3.3.4 Fitness in der Schule & die Kultusministerkonferenz

Fitness im Sportunterricht bedeutet die Fitness mit dem Unterricht, der Bildung und der Er­ziehung in Verbindung zu setzen. Im Folgenden soll betrachtet werden, wie dies die Bildungs­politik erfüllen möchte.

Die Kultusministerkonferenz hat im Jahre 2012 empfohlen, ebenso Bewegung, Spiel und Sport für die Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen einzusetzen. Genauer kann die körperliche Fitness die Gesundheit nicht nur fördern, sondern auch noch präventiv gegen Süchte, Krankheiten und Verhaltensweisen dienen (vgl. Kultusministerkonferenz, 2012)).

Die Behandlung von Fitness ist sowohl für den Sekundarbereich I als auch II vorhergesehen. Für die Sekundarstufe I wird Fitness vor allem unter dem Aspekt Gesundheit verstanden.

„Dieser Themenbereich überspannt alle anderen Themenbereiche aufgrund seiner besonderen Funktion hinsichtlich der Gesundheitsförderung und Gesundheitserziehung. Sich fit halten bezieht sich auf Trainings-, Übungs- und Spielformen mit gesundheitlicher Zielsetzung und fördert beson­ders die Entwicklung für eine gesunde körperliche und psychosoziale Einstellung. Schwerpunkte im physischen Bereich bilden Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination. Im psycho-sozialen Bereich bilden Erfahrungen mit dem eigenen Körper und die Einsicht, dass regel­mäßiges Bewegen und Belasten förderlich sind, die Grundlage für die Erhaltung der eigenen Ge­sundheit“ (Fachanforderungen Sport, 2015, S. 24).

Um dies zu erreichen, sollen verschiedene Bewegungs- und Belastungs- sowie unterschiedli­che Sozialformen behandelt werden. Weiterhin sollen Physiologie und mögliche Messverfah­ren Bestandteile des theoretischen Unterrichts, sowie die Testung von Belastungsgrenzen und das Schaffen einer Regelmäßigkeit im Training, Bestandteile des praktischen Unterrichts sein. Konkrete Beispiele dafür sind unteranderem ausdauernd laufen, die Kraftausdauer fördern und koordinative Fähigkeiten erlenen beziehungsweise verbessern (vgl. Fachanforderungen Sport, 2015).

Dementsprechend ist es das Ziel, den Kindern und Jugendlichen die Grundlagen des Fitness­trainings beizubringen unter den Aspekten des Schulsports. Für den Sportunterricht der Se­kundarstufe II geben die Fachanforderungen folgende Vorgaben:

„Ziel dieses Themenbereichs ist das Lösen von Bewegungsaufgaben - auch unter Wettkampfbedin­gungen - auf der Grundlage konditioneller und koordinativer Fähigkeiten. [...] Dieser Themenbe­reich soll der Vielfalt des Fitnesssports Rechnung tragen“ (Fachanforderungen Sport, 2015, S. 63).

Hierbei wird deutlich, dass es sich um spezifische Ausrichtungen im Fitnessbereich handelt. So wurde in der Sekundarstufe I die Grundlagenfitness trainiert, auf welche nun aufgebaut wer­den kann. Demzufolge rücken Aspekte wie das Trainieren unter Wettkampfbedingungen nä­her in den Vordergrund. Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei ebenfalls um die gesund­heitsorientierte Fitness, welche in diesem Konzept im Vordergrund steht. Dieses Thema ist jedoch nicht nur von der Bildungspolitik für den Sportunterricht vorgesehen. So hat die Sprint-Studie, durchgeführt von Wolf-Dietrich Brettschneider et al. (2006), unter­anderem untersucht, welche Aspekte Schulleiterinnen und Schulleiter, Lehrkräfte und Schü­lerinnen und Schüler am wichtigsten für den Sportunterricht halten. Hierbei wurden 4000 Schulen als Stichprobe gewählt. Die Akteure sollten unteranderem eine Rangfolge von ver­schiedenen Zielen des Faches Sport anordnen.

Tabelle 1 Die Ziele des Sportunterrichts (laut Aussagen der Schüler, Lehrer und Schulleiter) (Brettschneider, et al., 2006, S. 113)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dieses Ranking zeigt deutlich, dass vor allem die Schülerinnen und Schüler von dem Sportun­terricht den Eindruck haben, dass dieser ihre Gesundheit und Fitness fördern sollte und setzen diesen Aspekt auf Platz 1 in der Rangfolge für die Ziele des Schulsports. Ähnlich sehen dies die Schulleiterinnen und Schulleiter, die das Ziel auf dem zweiten Platz zuordnen und die Sport­lehrkräfte, welche diese Zielsetzung auf den dritten Platz setzen. Demnach ist das Vorsehen der Bildungspolitik nicht nur einseitig, denn auch die Beteiligten an dem Sportunterricht legen den Fokus des Schulsports auf den Aspekt der Gesundheits- und Fitnessförderung.

Insgesamt lässt sich also festhalten, dass ein Fitnesstraining in der Schule nicht nur empfeh­lenswert ist, sondern dies sowohl von der Politik als auch von den Akteuren in der Schule vor­gesehen wird. Somit wird zum einen die Wichtigkeit der Behandlung des Themas Fitness aus gesundheitlicher Perspektive deutlich und zum anderen durch die Erwartungshaltung gegen­über dem Sportunterricht.

3.4 Ausdauer

Im folgenden Abschnitt wird die Ausdauer definiert und ihre verschiedenen Formen vorge­stellt. Die wichtigsten Inhalte der Ausdauer werden dabei dargestellt und kurz zusammenge­fasst, da ein zu detaillierter Einblick den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde.

3.4.1 Definition

Im Vergleich zu anderen Primaten sind Menschen außergewöhnlich ausdauernd und in der Lage, lange Strecken zu bewältigen. Hollmann & Strüder (2009) definieren die Ausdauer als „[...] die Fähigkeit, eine gegebene Leistung über einen möglichst langen Zeitraum durchhalten zu können.“ Südafrikanische Bevölkerungsgruppen nutzen auch heute diese Fähigkeit für sich, in dem sie ihre Beute so lange jagen, bis diese vor Erschöpfung zusammenbrechen (Jonathan, et al., 2018, S. 1). Ausdauer ist somit eine Form der Ermüdungswiderstandsfähigkeit und wird den motorischen Fähigkeiten zugeordnet. Unterschieden wird sie in ihrer Art der Energiebe­reitstellung (aerob/anaerob), nach der Arbeitsform (dynamisch/statisch), in der Größe der be­anspruchten Muskulatur (lokal/allgemein) und in ihrer Belastungsdauer. Der Abbau von Ade­nosintriphosphat (ATP) stellt die einzige Energieform dar, die von der Zelle genutzt wird und zu Muskelkontraktion führt (Hollmann & Strüder, Sportmedizin - Grundlagen für körperliche Sktivität, Training und Präventivmedizin, 2009, S. 68).

ATP ist eine energiereiche Phosphatbindung und steht dem Körper für drei bis vier Muskel­kontraktionen zur Verfügung und muss daher resynthetisiert werden. Dieser energieliefernde Wiederaufbau erfolgt auf drei unterschiedliche Arten:

1. Anaerobe-alaktazide Energiebereitstellung (anaerobe Ausdauer)
2. Aerobe Energiebereitstellung (aerobe Ausdauer)
3. Anaerobe-laktazide Energiebereitstellung (anaerobe Ausdauer)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Formen der Ausdauer (vgl. Hollmann & Strüder, 2009, S. 267-447)

3.4.2 Energiebereitstellung

Ausdauer wird unter anderem in ihrer Energiebereitstellung unterschieden. Buskies & Boeckh-Behrens (2009) verorten die aerobe Ausdauer unter dem Begriff der gesundheitsorientierten Fitness, während die anaerobe Ausdauer unter die Kategorie der sportorientierten Fitness fällt.

Anaerobe Stoffwechselprozesse laufen ohne Anwesenheit von Sauerstoff ab. Bei der anaero­ben alaktaziden Resynthese wird der ATP-Speicher durch Kreatinphosphat wieder aufgefüllt und reicht für eine Muskelkontraktion von fünf bis sechs Sekunden. Diese Art der Energiege­winnung ist entscheidend für z.B. 100-Meter-Sprinter/-innen, Gewichtheber/-innen oder Ku- gelstoßer/-innen. Die Skelettmuskulatur verfügt somit über zwei Energiespeicher, welche auch als Phosphagene bezeichnet werden; den kleinen Energiespeicher, der direkt ATP liefert, und den großen Energiespeicher, welcher den kleinen Energiespeicher mit Hilfe von Kreatin­phosphat wieder auffüllt (de Marées, 2003, S. 347).

Bei der aeroben also sauerstoffabhängigen Ausdauer erfolgt die Bereitstellung der Energie mit Sauerstoff durch die oxidative3 Verbrennung der Nährstoffe Glukose (Traubenzucker) und Fettsäuren bzw. auch deren Speicherform Glykogen und Triglyzeride (de Marées, 2003, S. 348). Zu einem geringen Anteil werden auch Proteine zur Energiegewinnung herangezogen. Aerobe Stoffwechselprozesse spielen sich in den Mitochondrien der Zellen ab und bestehen aus fünf Reaktionsschritten beim Abbau von Glukose bzw. von Glykogen.

1. Bei der Glykogenolyse werden Glukose-1-Phosphate und Glukose aus dem Glykogen abgebaut.
2. Die Glykolyse ist der enzymatische Abbau eines Glukose Moleküls zu zwei Molekülen Pyruvat (Anion4 der Brenztraubensäure).
3. Das gebildete Pyruvat wird unter Einsatz von Enzymen an Koenzym A gebundene Es­sigsäure überführt (Azetyl-CoA). Dies wird als oxidative Decarboxylierung bezeichnet.
4. Die nun aktivierte Essigsäure wird im Zitronensäurezyklus abgebaut.
5. Die Atmungskette ist die abschließende Reaktion der Zellatmung.

Alle fünf Schritte werden als aerobe Oxidation bezeichnet und sind ein wesentlicher Bestand­teil der aeroben Ausdauer. Die Gesamtausbeute aus einem Glukosemolekül ergibt etwa 32 mol ATP. Beide Phosphagene liefern für 6-8 Sekunden Energie und darüber hinaus erfolgt die Bereitstellung bei hoher Belastungsintensität über anaerobe-laktazide Stoffwechselwege. Hierbei wird Glukose, welche aus Muskelglykogen gewonnen wird, unvollständig abgebaut. Sollte der Sauerstoffgehalt der Muskelzelle pro Zeiteinheit, die Menge der Enzyme, die die einzelnen Reaktionen katalysieren oder die Größe der Nährstoffdepots in der Muskelzelle nicht ausreichen, so wird verstärkt auf die anaerobe laktazide Oxidation zurückgegriffen, wel­che im Zytoplasma der Zelle stattfindet (de Marées, 2003, S. 353). Diese Form der Energiebe­reitstellung gleicht sich bis zur Glykolyse (Bildung von Brenztraubensäure) mit der aeroben Oxidation. Bei starker körperlicher Belastung kommt es zu einem erhöhten Energiebedarf, dadurch entsteht mehr Brenztraubensäure als oxidativ verarbeitet werden kann. Die Glukose kann infolgedessen nur unvollständig abgebaut werden und das Pyruvat aus der Glykolyse wird zu Laktat5 umgewandelt. Parallel dazu steigt die Protonenkonzentration an. Bei einer zu hohen Konzentration aufgrund zu starker Belastung kommt es zu einer Kontraktionsinsuffizi­enz, also zum Leistungsabbruch (de Marées, 2003, S. 355). Aus einem mol Glukose werden 3 mol ATP gewonnen, im Vergleich zur aeroben Oxidation ist dies um ein Vielfaches geringer. Die Umsatzrate ist jedoch dabei um das 25-fache erhöht, was zu einer etwa doppelt so großen ATP-Resynthese pro Zeiteinheit führt.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die aerobe Oxidation zwar langsamer erfolgt und die pro Zeiteinheit freigesetzte Energiemenge relativ klein ist, allerdings ist die bereitgestellte Gesamtenergiemenge relativ groß. Die aerobe Ausdauer eignet sich zum Beispiel für 10.000- Meter-Läufe, weil bei geringer Laufgeschwindigkeit lange Zeit durchgehalten werden kann. Die anaerobe Ausdauer eignet sich hingegen für 400-Meter-Läufe, da hier eine hohe Laufge­schwindigkeit kurzeitig erbracht werden kann (de Marées, 2003, S. 357).

3.4.3 Dynamische und statische Ausdauer

Des Weiteren wird die Ausdauer in ihrer Arbeitsform unterschieden, nämlich der dynami­schen und der statischen Ausdauer.

Bei der dynamischen Arbeit kommt es zu einem rhythmischen Wechsel zwischen Anspannung (Kontraktion) und Entspannung (Relaxation) der Muskulatur. Kontraktion bedeutet, dass der Blutgehalt durch verminderten Zustrom in den Muskeln abnimmt, Kapillare6 werden durch Druckanstieg komprimiert und das Blut wird zur venösen Seite ausgepresst. Direkt darauf folgt die Relaxation, Kapillare werden wieder durchblutet und dies führt zu vermehrtem Blutange­bot im Kapillarbereich. Dieser Wechsel von Anspannungs- und Entspannungsphase bedingt einen Kreislauf, in dem es zu einem Austausch von nährstoffarmem und nährstoffreichem Blut kommt. Auf den Transfer von Nährstoffen bezogen, ist die dynamische Arbeit gegenüber der statischen die vorteilhaftere Arbeitsweise, da ein kontinuierlicher Austausch stattfindet (de Marées, 2003, S. 310). Eine Sprung-Kniebeuge wäre eine beispielhafte Übung für die dynami­sche Arbeitsweise, da auf die Ausführung einer Kniebeuge ein vertikaler Sprung in die Höhe erfolgt.

Die statische Arbeit ist die isometrische Muskelkontraktion, während einer Kontraktion kommt es zu keiner Bewegung in der Muskulatur. Die Last wird gehalten, der statisch belas­tete Muskel ermüdet schnell (de Marées, 2003, S. 180). Die Wandkniebeuge ist hier beispiel­haft für die statische Arbeitsweise zu nennen. Hüft- und Kniegelenk führen eine Beugung aus, während man mit dem Rücken zur Wand sitzt. Bei der Ausführung wird sich dann nicht mehr bewegt.

3.4.4 Lokale und allgemeine Ausdauer

Die Größe der beanspruchten Muskulatur spielt eine weitere Rolle in der Ausdauer. Wird die Skelettmuskulatur mit weniger als 1/7 bis 1/6 beansprucht, spricht man von lokaler Ausdauer. Bei einem Einsatz von mehr als 1/6 bis 1/7 der Skelettmuskulatur spricht man von allgemeiner Ausdauer.

Nach Hollmann & Strüder (2009) wird unterschieden in:

- lokale aeroben dynamische Ausdauer,
- lokale aeroben statische Ausdauer,
- lokale anaeroben dynamische Ausdauer,
- lokale anaeroben statische Ausdauer,
- allgemeine aerobe dynamische Ausdauer,
- allgemeine anaerobe dynamisch Ausdauer
- allgemeine aerobe statische Ausdauer und
- allgemeine anaerobe statische Ausdauer.

Schulsportarten wie Leichtathletik, Ball- und Schlagsportarten oder Schwimmen beanspru­chen in der Regel die allgemeine Ausdauer, da mehr als 1/6 bis 1/7 der Skelettmuskulatur eingesetzt wird. Die o.g. Sportarten beinhalten Bewegungen wie Laufen und Schwimmen und sind daher in der Regel dynamisch. Daher werden im Folgenden die allgemeine aerobe dyna­mische sowie die allgemeine anaerobe dynamische Ausdauer erläutert.

Werden 50%, optimaler 70%, der maximalen Kreislaufleistungsfähigkeit eingesetzt und dies für mindestens 10 Minuten, spricht man von einer effektiven Beanspruchung der allgemeinen aeroben Ausdauer. Die Belastungszeit spielt eine weitere Rolle in der aeroben Ausdauer, wel­che unter 3.4.5 genauer analysiert wird.

Werden große Muskelgruppen mit maximaler Intensität zwischen 20-120 Sekunden dyna­misch belastet, liegt eine Beanspruchung der allgemeinen anaeroben dynamischen Ausdauer vor. Dies betrifft beispielsweise Laufdisziplinen zwischen 200 Meter und 800 Meter. Alle Be­lastungen unter 20 Sekunden werden durch die Schnelligkeit der Energieflussrate limitiert (de Marées, 2003, S. 312).

3.4.5 Belastungsdauer

Der letzte Punkt der Differenzierung ist die Dauer der Belastung. Die allgemeine anaerobe dynamische Ausdauer wird auch als Schnelligkeitsausdauer bezeichnet. Wie bereits im vorhe­rigen Kapitel erwähnt, wird die Energie bei maximaler Belastung von 20 bis 120 Sekunden über den anaeroben Stoffwechsel bereitgestellt. Durch die hohe Fortbewegungsgeschwindigkeit reicht die aerobe Energiebereitstellung zur Deckung des hohen Energiebedarfs nicht aus (de Marées, 2003, S. 312).

Maximale dynamische Belastungen bis etwa 20 Sekunden werden als Kurzzeitausdauer be­zeichnet, bis zu 60 Sekunden als Mittelzeitausdauer und bis zu 120 Sekunden als Langzeitaus­dauer. Dauert die Belastung länger als 120 Sekunden, gewinnt die aerobe Energiebereitstel­lung an Bedeutung. Bei vierminütiger Arbeit erfolgt die Energiebereitstellung über den anae­roben Weg nur noch zu 30%, aerobe Mechanismen übernehmen den Großteil (Hollmann & Strüder, Sportmedizin - Grundlagen für körperliche Sktivität, Training und Präventivmedizin, 2009, S. 433).

Auch die allgemeine aerobe dynamische Ausdauer wird in ihrer zeitlichen Beanspruchung in drei Untergruppen unterteilt, es gelten lediglich andere Zeiten. Belastungen zwischen 3 und 10 Minuten wie z.B. ein 3000-Meter-Lauf gehören zur Kurzzeitausdauer. Mittelzeitausdauer sind Beanspruchungen zwischen 10 und 30 Minuten z.B. ein 5000-Meter-Lauf. Alle Beanspru­chungen von mehr als 30 Minuten gehören zur Langzeitausdauer.

Auch wenn die Ausdauer in ihrer jeweiligen Energiebereitstellung und der Dauer unterschie­den wird, finden alle Prozesse der Energiebereitstellung (aerob/anaerob) parallel statt, je nach Belastungsdauer unterscheidet sich lediglich das Verhältnis. Läuft ein/e Athlet/in beispiels­weise 3000 Meter so schnell es geht, so sind rein aerob ablaufende Stoffwechselvorgänge nicht ausreichend, zusätzlich laufen auch anaerobe metabolische Vorgänge ab (Hollmann & Strüder, Sportmedizin - Grundlagen für körperliche Sktivität, Training und Präventivmedizin, 2009, S. 298).

3.4.6 Trainingsmethoden

Ausdauertraining wird in vier Trainingsmethoden unterschieden: die Dauermethode, die In­tervallmethode, die Wiederholungsmethode und die Wettkampf- oder Kontrollmethode. Ge­sundheitspräventiv und somit geeignet für den Schulsport sind die ersten drei Methoden (Muster & Zielisnki, 2006, S. 127).

Die Dauermethode verbessert die aeroben Kapazitäten und ist gekennzeichnet durch die Be­lastung, welche ohne Pausen stattfindet. Sie wird außerdem unterteilt in die extensive (län­gere, geringe Intensität), intensive (kürzere, intensivere Belastung) und die variable (Tempo­wechsel) Dauermethode. Sie ist besonders geeignet für Freizeit- und Gesundheitssportler.

Bei der Intervallmethode wird die Belastung durch Pausen unterbrochen, bei denen gegangen oder getrabt wird. Auch die Intervallmethode unterscheidet sich in extensive Intervalle (län­gere Belastung bei leichter Intensität: z.B. 15 Minuten Belastung und 3 Minuten Pause) und intensive Intervalle (kürzere und intensivere Belastungsdauer: z.B. 30 Sekunden Belastung und 90 Sekunden Pause).

Die Wiederholungsmethode gleicht der Intervallmethode, die Pausen sind jedoch nicht aktiv durch Gehen gekennzeichnet, sondern es kommt zur „vollständigen“ Pause.

3.4.7 Ausdauer zur Gesundheitsförderung

Regelmäßiges Ausdauertraining kann sich positiv auf die Gesundheit auswirken und präventiv Krankheiten vorbeugen. Der allgemeinen aeroben dynamischen Ausdauer wird hierbei die größte präventive Wirkung zugeschrieben (Muster & Zielisnki, 2006, S. 19).

Wer regelmäßig Ausdauertraining oder ausdauerbetonte Sportarten betreibt, profitiert von einer Vielzahl positiver Anpassungserscheinungen. So kommt es zu einer verbesserten Fähigkeit des Muskels, ATP zu bilden und zur verbesserten Oxidierung von Fettsäuren in den Muskelzellen. Es wirkt sich positiv auf die Skelettmuskulatur, das Herz-Kreislaufsystem, das Nervensystem, Blut und endokrine Organe, arterielle und venöse Gefäße, die Bronchien, Lun­gen und auf das Immunsystem aus (vgl. Muster & Zielisnki, 2006).

3.4.8 Bedeutung im Schulsport

Die Fachanforderungen Sport der Sekundarschulen beinhalten den Punkt Ausdauer. Die An­forderungen erstrecken sich auf acht Themenbereiche; „sich fit halten“ bzw. „Fitness“ finden sich an erster Stelle wieder.

Trainings-, Übungs- und Spielformen sollen mit dem Ziel der Gesundheitsförderung eingesetzt werden. Sportlehrkräfte sollen die Entwicklung zu einer gesunden körperlichen und psycho- sozialen Einstellung fördern. Dabei sollen Bewegungsaufgaben auf Grundlage von konditio­nellen und koordinativen Fähigkeiten gelöst werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen im Sportunterricht Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen schulen. Im Bereich der Ausdauer heißt dies konkret, dass sie die Ausdauer in ihrer Bandbreite definieren können, mindestens 30 Minuten ausdauerndes Laufen durchhalten, ein angemessenes Lauftempo be­stimmen können und körperliche Phänomene wie Schwitzen, schnelle Atmung und erhöhte Herzfrequenz aushalten.

Das Besondere am Themenbereich Fitness ist die Funktion der Gesundheitsförderung und - erziehung. Außerdem ist Fitness in allen anderen Themenbereichen des Sportunterrichtes eine essenzielle Grundlage. Schlussfolgernd ist die Ausdauer nicht nur der Fitness zuzuordnen, sondern begleitet auch Sportarten wie z.B. das Schwimmen oder dem Laufen, Springen, Wer­fen (Fachanforderungen Sport, 2015)

Kinder und Jugendliche, die Ausdauertraining betreiben, zeigen dieselben Anpassungserschei­nung wie Erwachsene, die aerobe Ausdauer kann somit in allen Altersstufen trainiert werden (Zintl & Eisenhut, 2001, S. 219). Anaerobe Belastungsintensitäten sollten erst in der Adoles­zenz Anwendung finden, da die Ausdauerfähigkeit erst in dieser Phase lohnend trainierbar ist (ebd.).

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Ausdauer im Schulsport ihre Daseinsberechtigung hat. Zum einen legitimiert sie sich durch die Fachanforderungen, da die Ausdauer nicht nur als einzelne Sportart betrachtet wird, sondern sich in verschiedenen Disziplinen integriert. Zum anderen wirkt sich regelmäßiges Ausdauertraining positiv auf die Gesundheit aus, was auch für Kinder und Jugendliche gilt. Sie profitieren nicht nur von Anpassungserscheinungen im Training und im Alltag, sondern entwickeln ein Gesundheitsbewusstsein für das Erwachsenen­leben in der Zukunft.

3.5 Kraft

Im folgenden Abschnitt wird auf die motorische Fähigkeit Kraft eingegangen. Der Fokus liegt dabei auf der Kraftausdauer, da diese im Schulsport in Bezug auf Fitness am häufigsten An­wendung findet.

3.5.1 Definition

Die Kraft wird in physikalischer und in biologischer Hinsicht differenziert. Im Sport- und Fit­nessbereich ist die biologische Definition von Bedeutung. Kraft wird durch Spannung im Mus­kel erzeugt. „Kraft ist eine motorische Fähigkeit, die es ermöglicht, durch Muskelaktivität Wi­derstände zu überwinden ihnen nachgebend entgegenzuwirken oder sie zu halten“ (Güllich & Krüger, 2013, S. 467)

Nach Güllich und Krüger (2013) sind die statische und die dynamische Kraft die Haupterschei­nungsformen. Wiederrum wird hierbei zwischen fünf Kontraktionsformen unterschieden, welche die Veränderung der Muskellänge und der -spannung betrachten:

1. Isometrische Kontraktion (statisch) - Muskellänge bleibt gleich, Muskelspannung ver­ändert sich, z.B. beim Halten einer Last gegen einen Widerstand.
2. Isotonische Kontraktion (dynamisch) - Muskelverkürzung bei gleichbleibender Zug­spannung. Kann nur maschinell erzeugt werden, kommt bei natürlicher Bewegung nicht vor.
3. Auxotone Kontraktion (dynamisch) - Muskellänge und Muskelspannung verändern sich. Alle natürlichen Bewegungen basieren auf dieser Form.
4. Konzentrische Kontraktion (dynamisch) - Muskellänge nimmt ab, um einen Wider­stand zu überwinden.
5. Exzentrische Kontraktion - Muskellänge nimmt zu, um einem Widerstand entgegen­zuwirken.

3.5.2 Erscheinungsformen der Kraft

Die wesentlichen Differenzierungsformen des Krafttrainings auch im Fitnessbereich ist die Maximalkraft, die Schnellkraft und die Kraftausdauer (Hollmann & Strüder, Sportmedizin - Grundlagen für körperliche Sktivität, Training und Präventivmedizin, 2009, S. 167).

„Die Maximalkraft kennzeichnet die höchstmögliche Kraft, die vom Nerv-Muskel-System will­kürlich gegen einen Widerstand erzeugt werden kann“ (Güllich & Krüger, 2013, S. 468) .

Eine relevante Bedeutung haben die Begriffe Einer-Maximum, Absolutkraft und Relativkraft. Eine Last, die bei einer bestimmten Kraftübung über die vollständige Bewegung einmal bewäl­tigt werden kann, wird als Einer-Maximum oder auch als 1 RM (1-Repetition-Maximum) be­zeichnet. Diese Kraft kennzeichnet die dynamisch-konzentrische Maximalkraft einer Person (Güllich & Krüger, 2013, S. 468).

Die Absolutkraft ist die maximale theoretische Kraft, die zwar im Muskelquerschnitt vorhan­den ist, jedoch nicht willkürlich aktiviert werden kann. Die Maximalkraft ist demnach das will­kürliche Kraftpotenzial eines Menschen.

Die Relativkraft ist die Maximalkraft bezogen auf das eigene Körpergewicht und spielt in Zwei­kampf- und Ausdauersportarten und in Sprungdisziplinen eine übergeordnete Rolle.

„Die Schnellkraft kennzeichnet die neurotendomuskuläre Fähigkeit, einen möglichst großen Kraftimpuls bzw. Kraftstoß in kurzer Zeit zu generieren“ (Güllich & Krüger, 2013, S. 469). Sie wird unterschieden in Startkraft, in der schnelle und hohe Erzeugung von Maximalkraft vom ersten Moment der Anspannung eine Rolle spielt, und in Explosivkraft, die Fähigkeit, die Start­kraft weiterzuentwickeln und einen hohen schnellen Kraftanstieg umzusetzen.

Im Schulsport findet die Maximalkraft und die Schnellkraft in einigen Sportarten Anwendung z.B. im Kugelstoßen oder beim 100-Meter-Sprint. Sportartspezifisches Maximal- und Schnell­krafttraining sind in der Praxis jedoch selten von Bedeutung, vielmehr geht es im Schulsport um das Erleben von Sportarten und das Kennenlernen neuer Bewegungen.

3.5.3 Kraftausdauer

Die Kraftausdauer ist eine gesundheitsorientierte Erscheinungsform der motorischen Fähig­keit Kraft und zeichnet sich durch Trainings größerer Muskelgruppen wie Bauch, Rücken, Brust und Beinen aus, außerdem bildet sie die Grundlage für alle Sportarten (Buskies & Boeckh- Behrens, 2009, S. 11).

Güllich & Krüger (2013) definieren die Kraftausdauer als

„die Fähigkeit, einen möglichst hohen Kraftimpuls bzw. eine möglichst hohe Impulssumme bei einer dauerhaften Arbeit gegen höhere Lasten zu produzieren. Die Kraftausdauer ist die Fähigkeit, bei einer bestimmten Wiederholungszahl oder einer definierten Belastungsdauer die Abnahme der Muskelleistung möglichst gering zu halten.“

Die Leistung der Kraftausdauer wird beeinflusst durch die eingesetzte Kraft, den Anteil der Maximalkraft und der Dauer zur Bewältigung einer Last. Etwa 50 bis 65% des Einer-Maximum werden dabei bei einer Spannungszeit während der Übung von 30 bis 75 Sekunden eingesetzt.

Tabelle 2 Methodik zur Verbesserung der Kraftausdauer - Methode mittlerer Krafteinsätze mit hohen Wiederho­lungszahlen (Güllich & Krüger, 2013, S. 476).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.5.4 Krafttraining im Schulsport

Des Weiteren findet sich neben der Beweglichkeit, Koordination und Ausdauer die motorische Fähigkeit Kraft in den Fachanforderungen für Sport wieder. Kraft wird unter dem Thema „sich fit halten“ kategorisiert. Die Kraftausdauer und die Kräftigung von funktionalen Muskeln ste­hen hier im Vordergrund. Die Schülerinnen und Schüler sollen anatomische Grundkenntnisse erlangen, verschiedene Kräftigungsübungen ausführen und grundsätzliche Trainingsmetho­den kennenlernen.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwiefern Krafttraining für Kinder und Jugendliche geeig­net ist. Bis in die Achtzigerjahre wurde Kindern und Jugendlichen davon abgeraten, Kraftsport zu betreiben, vielmehr sollten sie Ausdauersportarten ausüben. Aktuelle empirische Studien zeigen, dass diese Altersgruppe unter Berücksichtigung von bestimmten Aspekten vom Kraft­training durchaus profitieren (Büsch D. , et al., 2017, S. 40). Bei präpubertären und pubertären Jungen und Mädchen kann es bei einem altersgerechten Training zu Kraftsteigerungen von 10 bis 40 % kommen (Prieske, Lesinski, Kriemler, & Granacher, 2016, S. 5). Neben kraftspezifi­schen Verbesserungen hat regelmäßiges Krafttraining auch positive Auswirkungen auf psy­chosoziale, kardiovaskuläre und präventive Faktoren, wie die nachfolgende Tabelle zeigt.

Tabelle 3 Auswirkung des Krafttrainings mit Kindern und Jugendlichen auf Kraftdimensionen, Bewegungsfertigkeiten und Komponenten der Gesundheit (Prieske, Lesinski, Kriemler, & Granacher, 2016, S. 7)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

+ = positive signifikante Wirkung; O = keine signifikante Wirkung; ? = fehlender Wirkungsnach­weis

Um geeignetes Krafttraining in der Schule umzusetzen, sollten einige Aspekte vorab berück­sichtigt werden. Die Belastungsintensität, -häufigkeit und -umfang sollten an das Alter der Schülerinnen und Schüler angepasst werden. Bei der Übungswahl ist darauf zu achten, dass diese mehrgelenkig und funktionell sind (Büsch D. , et al., 2017, S. 40). Die nachfolgende Ta­belle fasst alle wichtigen Punkte zusammen, um ein fitness- und kraftorientiertes Programm umzusetzen.

Tabelle 4 allgemeine Empfehlungen für die Belastungsgestaltung im Krafttraining mit Kindern und Jugendlichen (Büsch, et al., 2017, S. 40)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abschließend lässt sich festhalten, dass Krafttraining im Kindes- und nach aktuellem Stand der Wissenschaft problemlos ausgeführt werden kann. Jugendliche können mit höherer Intensität trainieren als Kinder. Die positiven Effekte eines Krafttrainingsprogrammes und die ver­pflichtenden Angaben in den Fachanforderungen machen eine Umsetzung im Sportunterricht unabdinglich.

Exkurs: Muskelaufbau

Ziel dieses Konzeptes ist es, ein gesundheitsorientiertes Fitnesstraining mit dessen Hilfe durch­zuführen. Demnach ist es kein primäres Ziel den Muskelzuwachs bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu fördern. Nichtsdestotrotz wird ebenfalls das gesundheitsorientierte Fitness­training eine körperliche Anpassung hervorrufen. Diese Anpassung findet insbesondere dadurch Anklang, da sportliche Betätigung in Zusammenhang mit dem Selbstkonzept steht (Brettschneider, 2003, S. 211ff). Für die Jugendlichen korrellieren das Selbstwertgefühl und das Körperkonzept miteinander, weshalb für sie der Fitnesszsutand einen Einfluss auf die körperliche Attraktivität besitzt (ebd.).

Ab dem 12. Lebensjahr, dem präpubertären Alter, hat ein Krafttraining einen signifikanten Einfluss auf dir Kinder und Jugendlichen (Büsch D. , et al., 2017, S. 34ff). So verändert ebenfalls ein Kraftausdauertraining, welches hauptsächlich während einem gesundheitsorientierten Fitnesstraining anzutreffen ist, die körperlichen Gegebenheiten. Körperverformungen durch Anpassung der Skelettmuskulatur erfolgen ebenfalls beim Trainieren der Kraftausdauer, da, wie aktuelle Studien gezeigt haben, die Beziehung von Trainingsvolumen und Muskelzuwachs nicht proportional ist. Somit bedingen ein moderater Umfang mit hoher Intensität sowie ein hoher Umfang mit moderater Intensität ein Muskelwachstum (Hottenrott & Hoos, 2013, S. 472). Beim Muskelaufbau unterscheidet man zwischen Hyperplasie und Hypertrophie. Die Hyperplasie beschreibt dabei die Zunahme von Muskelfasern. Diese Vermehrung ist in der Theorie bei Säugetieren möglich. So wurde bespielsweise erwiesen, dass Tiere 30% mehr Muskelfasern aufbauen können (Wackerhage, Oesen, Hofmann, & Tschan, 2018, S. 308) Jedoch wurde eine mögliche Vermehrung von Muskelfasern bei Menschen noch nicht signifikant nachgewiesen (ebd.). Unter der Muskelfaserhypertrophie lässt sich eine Erhöhung des Zellvolumens/-masse verstehen, welche aufgrund einer angestiegenen Proteinmassse eines Muskels resultiert (ebd.). Das Verhältnis von Proteinauf- und abbau wird Proteinbilanz genannt.

„Im Allgemeinen ist eine Hypertrophie ein Anstieg des Zellvolumens oder der Zellmasse. Muskelhy­pertrophie resultiert, wenn die Proteinmasse eines Muskels zunimmt oder, anders ausgedrückt, wenn die Proteinbilanz positiv ist. Die Proteinbilanz ist definiert als der Unterschied zwischen Pro­teinsynthese und Proteinabbau.“ (Wackerhage et al., 2018, S.308).

Schließlich wird die Proteinsynthese durch ein Krafttraining begünstigst. Aus der Perspektive einer Langzeitbetrachtung führt das Krafttraining und die angemessen Ernährung zu einer positiven Proteinbilanz. Diese Hypertrohpie bedeutet letztendlich Muskelaufbau.

Doch der Muskelaufbau dient nicht nur der Körperformung. Vielmehr senden Muskeln zahlreiche Botenstoffe aus, die das Immunsystem unterstützen. Weiterhin wird die Produktion von Kollagen erhöht, wodurch die Haut straff wird und zudem kann der Bluthochdruck gesenkt werden. Zusätzlich gilt, dass je mehr Muskelmassse ein Mensch besitzt, desto mehr Kalorien werden generell verbraucht, was das Abnehmen unterstützt. Außerdem ist die Koordination der Muskeln eine Herausforderung für das Gehrn, wobei diese ebenfalls die Produktion des Eiweißes BDNF 7 begünstigen, welches das Nervenwachstum des Gehirns anregt. Neben diesen Faktoren existieren noch viele weitere Punkte, bei denen die Muskulatur einen postiven Effekt auf die physische als auch psychische Gesundheit hat. Ebenso kann hingegen eine Unterforderung durch einen Bewegungsmangel einen Muskelabbau hervorrufen, welches zu einer Verminderung der Leistungsfähigkeit und zu Krankheiten führen kann. Somit entsteht ein Abwärtsspirale, der man mit gezieltem Training entgegenwirken sollte (vgl. Buskies & Boeckh-Behrens, 2009). Ebendies kann mithilfe dieses Konzeptes erreicht werden.

3.6 Trainingsprinzipien

Sportlehrkräfte, Trainer oder Therapeuten sollten sich an Trainingsprinzipien orientieren, die die methodischen Grundsätze des sportlichen Trainings abbilden. Hierbei wird zwischen all­gemeinen Prinzipien und speziellen Prinzipien unterschieden. Allgemeine Trainingsprinzipien sind Handlungsanweisungen, welche für die meisten Sportarten in allen Trainingsbereichen gelten, die speziellen hingegen beziehen sich auf einzelne Trainingsaspekte wie z.B. technisch­koordinatives Training oder spezifisches Zielgruppentraining von z.B. Schülerinnen und Schü­lern im Sportunterricht (Seidenspinner, 2005, S. 58).

3.6.1 Prinzipien der Belastung

Belastungen sollten eine bestimmte Intensitätsschwelle überschreiten, damit diese wirksam werden bzw. Anpassungen für den Organismus auslösen. Hierbei gilt es unterschiedliche Be­lastungsprinzipien nach Weineck zu beachten (Seidenspinner, 2005, S. 58).

1. Prinzip der ansteigenden Belastung: Belastungen sollten mit fortschreitender Zeit an­steigen. Hierbei kann entweder der Umfang oder die Intensität gesteigert werden. Kin­der und Trainingsanfänger sollten zunächst den Trainingsumfang steigern, beispiels­weise mit mehr Übungen pro Muskelgruppe oder mehr Sätzen pro Übung.
2. Prinzip der richtigen Belastungsfolge: Belastungen und Pausen sollten sinnvoll aufei­nander abgestimmt werden. Koordinations- und Schnelligkeitsübungen sollten vor Kraftübungen stattfinden.
3. Prinzip der variierenden Belastung: Damit das Training nicht eintönig wirkt, sollten Belastungen variieren. Dies kann beispielsweise beeinflusst werden, indem man die Geschwindigkeit bei der Bewegungsausführung ändert, Pausen anders gestaltet oder unterschiedliche Übungen für die gleiche Muskelgruppe nimmt.
4. Prinzip der wechselnden Belastung: Belastungen sollten sich abwechseln, da Kraft-, Ausdauer- oder Koordinationsübungen den Organismus unterschiedlich beanspru­chen. Durch diese Art von Abwechslung können Umfang und Intensität des Trainings gesteigert werden.
5. Prinzip der optimalen Relation von Belastung und Erholung: Für optimale Anpas­sungsprozesse sollten Belastung und Erholung in einem optimalen Verhältnis zueinan­der stehen. Nimmt die Leistungsfähigkeit des Organismus durch Ermüdung ab, kann diese auch durch optimale Erholung wieder zunehmen. Die Abfolge von Belastung und Erholung bedingt eine erhöhte Anpassung an den Reiz.

3.6.2 Weitere Trainingsprinzipien

Für ein optimales und erfolgreiches Trainingsergebnis sind weitere Prinzipien zu beachten, die hier kurz erläutert werden.

1. Prinzip der kontinuierlichen Belastung: Soll die Leistungsfähigkeit fortlaufend gestei­gert werden, ist eine kontinuierliche Belastung von Nöten.
2. Prinzip der Periodisierung: Leistungsfortschritte sollten sich zyklisch entwickeln, um Überforderungsprozesse zu vermeiden. Dies betrifft größtenteils den Leistungssport.
3. Prinzip der Individualität: Trainingsreize sollten individuell berücksichtigt werden und dem Niveau der Trainierenden entsprechen. Konstitution, Alter, Geschlecht, Genetik, Erkrankungen, Risikofaktoren, Stärken und Schwächen sollten beim Training berück­sichtigt werden.

Um ein optimales Training zu gewährleisten, sollten allgemeingültige Trainingsprinzipien Be­achtung finden. Auch im Schulsport gelten diese Prinzipien, wobei das Prinzip der Individuali­tät hier nochmal als besonders wichtig hervorzuheben ist, da Schulklassen heterogen sind und individuelle Aspekte der Schülerinnen und Schüler einkalkuliert werden müssen. Beim Sport mit Kindern und Jugendlichen sollten jedoch Spaß und Freude an der Bewegung, unabhängig aller Trainingsprinzipien, vordergründig sein.

4. Forschungsstand

Der Fitness- und Gesundheitssport erfreut sich einer immer größeren Beliebtheit. Seine An­fänge reichen mehrere tausend Jahre in das antike Griechenland zurück, wo bereits systema­tische Leibeserziehung stattgefunden hat.

Erste Forschungsarbeiten, welche die Auswirkungen von Kraft- und Ausdauertraining auf den menschlichen Organismus untersuchten, erschienen bereits Mitte der vierziger Jahre. Einen großen Aufschwung gab es in den siebziger Jahren. So befassten sich Thorstensson et al. (1976) mit den Auswirkungen progressiven Krafttrainings auf den menschlichen Skelettmuskel.

In ihrer Arbeit „Cardio-respiratory effects of interval-training “ untersuchten Ardisson et al. (1973), inwiefern sich ein Ausdauerintervalltraining auf das kardiorespiratorische8 System auswirkt. Bis dato war man der Meinung, dass der Fitnesssport, insbesondere der Kraftsport, ausschließlich für Erwachsene geeignet ist und Kinder und Jugendliche diesen Sport meiden sollten. Begründet wurde dies hauptsächlich durch den mangelnden Hormonstatus bei Kindern, insbesondere androgene9 Hormone wie Testosteron (Fröhlich, et al., 2009, S. 2). Aufgrund neuer Erkenntnisse hat seit einiger Zeit ein Paradigmenwechsel stattgefunden, und daraufhin änderte die Weltgesundeitsorganisation ihre Empfehlung bezüglich des Fitnesssports für diese Zielgruppe. Laut WHO sollen Kinder und Jugendliche sich nicht ausschließlich mit dem Thema Ausdauer auseinandersetzen, sie sollen zusätzlich intensive körperliche Aktivitäten integrieren, welche die Muskulatur kräftigen, und die Knochen und Sehnen stärken (Büsch D. , et al., 2017, S. 35).

Die Studienlage zum Thema Fitness- und Krafttraining war bis in die 2000er Jahre noch wenig aussagekräftig. So erschienen erste Publikation in den achtziger Jahren, welche die Auswirkungen von Krafttraining auf Kinder erforschten. Da das Krafttraining zu dieser Zeit noch kontrovers diskutiert wurde, untersuchten Sewall & Micheli (1986) in ihrer Publikation „Strenght Training for Children“ achtzehn vorpubertäre Kinder. Die Probanden absolvierten ein 18-wöchiges progressives Krafttraining, niemand verletzte sich in dieser Zeit. Sewall & Micheli kamen zu dem Ergebnis, dass ein progressives Krafttraining die Muskelkraft bei Kindern signifikant steigern kann.

Auch wenn die Studienlage zu dieser Zeit immer mehr Klarheit schuf, stieß das Widerstandstraining mit Kindern und Jugendlichen immernoch auf Skepsis. Zwar war man sich nun sicher, dass sich ein Krafttraining positiv auf die Muskelkraft auswirken kann, jedoch gab es immernoch Sicherheitsbedenken. Man nahm an, dass sich Krafttraining mit dieser Zielgruppe negativ auf das Wachstum und den Verknöcherungsprozess auswirkte. Somit bestand eine größere Verletzungsanfälligkeit, insbesondere waren Epiphysen10, Epiphysenfugen, Knochen und Bindegewebe betroffen (Fröhlich, et al., 2009, S. 2; M., Myers, Beam, & Fakhoury, 2017).

Jacobsen & Kulling (1989) hatten sich als Ziel gesetzt, diese Bedenken zu überprüfen, indem sie mehrere Forschungsergebnisse analysierten und verglichen. Sie schlussfolgerten, dass ein Krafttraining bei Präpubertierenden bedenkenlos durchgeführt werden kann und mit keinen Schädigungen zu rechnen ist. Ein Krafttraining kann also empfohlen werden, wenn es von Fachleuten überwacht wird.

Falk & Tenenbaum (1996) untersuchten in einer Metaanalyse 28 Studien, in denen Krafttrainingsprogramme für Mädchen und Jungen ausgeführt wurden. Die in die Analysen einbezogenen Studien untersuchten Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedlicher Lebensjahre und wiesen keinen eindeutigen Einfluss des Alters aus.

Die Mehrzahl dieser Studien verzeichnete einen durchschnittlichen Kraftzuwachs zwischen 13 und 30 %. Dabei reichte bereits eine Trainingsfrequenz von zweimal pro Woche aus, um bei Kindern Kraftzuwächse hervorzurufen. Die Metaanalyse untersuchte auch Schwächen der einzelnen Studien und kam zu dem Ergebnis, dass die meisten Untersuchungen nur Jungen oder gemischte Gruppen von Jungen und Mädchen untersuchten, daher konnte keine Aussage über den Einfluss des Geschlechts auf die Wirksamkeit des Krafttrainings getätigt werden. Nicht nur die Studienlage vervielfachte sich, auch das Interesse an fitness- und kraftorientierten Trainingsporgrammen bei Kindern und Jugendlichen stieg stetig an. Myers, Beam, & Fakhoury (2017) stellten in ihrer Analyse fest, dass ein Widerstandstraining mit Maschinen, mit freien Gewichten, plyometrisch, komplex oder funktionell stattfinden darf. Jugendliche können jegliche Form von Krafttraining ausführen und profitieren von Vorteilen wie einer gesteigerten Kraft, geringerer sportbedingten Verletzungsraten, einem erhöhten Knochenstärkeindex, einem geringeren Frakturrisiko, sowie einem verbesserten Selbstwertgefühl. Die Verletzung der Epiphysenplatte wurde als eines der Hauptrisiken beim Krafttraining im Kindes- und Jugendalter angesehen. Eine Verletzung dieser Knochenregion kann zu Anomalien der Gliedmaßenlänge führen. Die Besorgnis entstand aufgrund von Studien und Fallberichten, die in den siebziger und achtziger Jahren veröffentlicht wurden und bis heute bestehen, da Verletzungen in dieser Region bei Jugendlichen vermehrt aufgetreten sind. Bei der weiteren Auswertung dieser Daten konnte jedoch festgestellt werden, dass diese Verletzungen häufig aufgrund falscher Ausführung auftraten. Krafttrainingsprogramme, die überwacht und angeleitet wurden, zeigten keine erhöhte Inzidenz von Verletzungen beim Krafttraining mit Kindern. Dies verdeutlicht nochmal die Wichtigkeit, der professionellen Anleitung des Fitnesstrainings bei Kindern und Jugendlichen. Auch im schulischen Kontext sollten Lehrkräfte genug Expertise mitbringen, um sicherzustellen, dass die Ausführungen richtig durchgeführt werden.

Abschließend lässt sich festhalten, dass der bisherige Schwerpunkt körperlicher Aktivitäten bei Heranwachsenden in der aeroben Leistungsfähigkeit war, dies hat sich jedoch in den letzten Jahren aufgrund neuer Erkenntnisse gewandelt. Ein fitnessgerechtes Programm sollte neben Ausdauerelementen, auch kräftigende Übungen beinhalten. Dass das Interesse dieser Thematik immer mehr wächst, lässt sich auch anhand immer wachsender Studienzahlen feststellen. Eine systematische Recherche in der Datenbank PubMed für den Zeitraum 1960 bis 2021 soll die Aktualität des Forschungsstandes noch einmal verdeutlichen. Unter Verwendung der Operatoren „AND“ „OR“ und den Suchbegriffen («strength» OR «resistance» OR «strength training» OR «resistance training» OR «weight training» OR «weight lifting» OR «fitness» OR «complex training») AND (child* OR adolescent OR youth OR kid* OR teen* OR girl* OR boy*) ergab die Suche eine Trefferzahl von 136 340 Ergebnissen. Waren es im Jahr 1960 bis 1970 noch 1.960 Treffer, so ergab die Suche von 2010 bis 2020 schon 82.041 Trefferergebnisse. Dies verdeutlicht das heutige Forschungsinteresse zum Thema Krafttraining bzw. Fitness mit Kindern und Jugendlichen und bestätigt die Aktualität des Themas.

Eine systematische Suche unter Einbezug des Schlagwortes „School“ minimierte das Ergebnis und zeigt, dass in diesem Bereich noch viel Forschungspotenzial steckt.

5. Methodik

Mit Hilfe dieser Untersuchung soll ermittelt werden, wie Lehrkräfte zu dem Unterrichtsthema Fitness stehen und ob sie bei dessen Unterrichtung Unterstützung benötigen. Für die Umfrage wurde ein Online-Fragebogen verwendet. Dieser Fragebogen richtete sich an Sportlehrkräfte sowie Studenten und Studentinnen, die bereits das Fach Sport unterrichtet haben. Der Frage­bogen wurde über die Plattform UmfrageOnline erstellt und den Probanden über einen Link zur Verfügung gestellt.

Nach einer Vorstellung des Vorhabens gegenüber den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden zunächst allgemeine Fragen bezüglich der jeweiligen Person getätigt. Darunter zählt das Geschlecht, das Alter, der Berufsabschnitt und die Unterrichtserfahrung bezüglich des Fa­ches Sport. Schließlich erfolgen weitere Fragen zu der Thematik. Die Antwortmöglichkeiten können in diesem Abschnitt per Single Choice-Methode ausgewählt werden.

Ich habe schon mal das Thema “Fitness“ im Unterricht behandelt.

Mit dieser Kategorie soll überprüft werden, ob die Lehrkräfte bereits den Fitnesssport in ihrem Unterricht behandelt haben, insbesondere da dies ein fester Bestandteil in den Fachanforde­rungen des Landes Schleswig-Holstein ist.

Befindet sich das Thema "Fitness" verpflichtend in den Fachanforderungen für Sport?

Hiermit wird ein Eindruck ermöglicht, ob Lehrkräfte sich dessen bewusst sind, dass sich dieses Thema in den Fachanforderungen befinden und es für ihren Unterricht vorgesehen ist.

Ich betreibe in meiner Freizeit Fitnesssport (Fitnessstudio, Functionaltraining etc.).

Aufgrund dieser Frage kann ein Interesse und ein Verständnis gegenüber den Fitnesssport ab­geleitet werden. Sollte eine Lehrkraft in ihrer Freizeit Fitnesssport betreiben, kann man davon ausgehen, dass diese Person eine gewisse Affinität gegenüber der Thematik besitzt und sie ebenso wahrscheinlicher im Unterricht behandeln würde.

Im Anschluss erfolgen allgemeine Fragen zum Sportunterricht beziehungsweise zu einem Wahlpflichtkurs. Als Antwortmöglichkeiten sind jeweils folgende Kategorien wählbar:

Tabelle 5 Wahlmöglichkeiten der Umfrage (Eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ich kenne mich mit dem Thema gut aus.

Durch dieses Item schätzen die Lehrkräfte ihre Kompetenzen in dem Bereich selbst ein. Somit kann ein allgemeiner Eindruck ermittelt werden, inwiefern sich die Lehrkräfte nach Eigenan­gabe mit dem Thema „ Fitness “ auskennen.

Ich würde das Thema „Fitness“ in meinen Unterricht fest integrieren.

Hiermit wird es ermöglicht, einzuordnen, wie wichtig die kontinuierliche Behandlung des Fit­nesssports für Lehrkräfte ist und ob sie der Überzeugung eines regelmäßigen Trainings zustim­men.

Ich kann eine Einheit über mehrere Wochen progressiv unterrichten.

Diese Frage bezieht sich auf die Kompetenzen der Lehrkräfte in Bezug auf ein progressives Fitnesstraining. Mit der Zustimmung können sie also den Schülerinnen und Schülern ein indi­viduell angepasstes Training über mehrere Wochen bieten.

Ich kann Übungen korrekt vormachen.

Dieses Item ermöglicht die Auskunft darüber, ob die Lehrkräfte nach ihren Angaben ebenfalls Kompetenzen im praktischen Anleiten besitzen und den Schülerinnen und Schülern die Übun­gen angemessen präsentieren können. Zumal besteht somit eine größere Affinität zum Korri­gieren von gesundheitlich schädlichen Ausführungen und Fehlhaltungen.

Ich finde, das Thema „Fitness“ sollte ausschließlich in Wahlpflichtkursen stattfinden.

Hierdurch wird die Gemütslage der Lehrkräfte bezüglich des Themas Fitness ermittelt und wie sehr sie die Notwendigkeit eines Fitnesstrainings im Sportunterricht ansehen, oder ob dieses nur Anklang in einem Wahlpflichtkurs finden sollte.

Ein zugeschnittenes Konzept zum Thema „Fitness“ würde mir im Unterricht weiterhelfen.

Mit einer Zustimmung dieses Items kann festgestellt werden, dass Lehrkräfte eine Unterstüt­zung für die Behandlung des Themas Fitness annehmen würden. Insbesondere dadurch kann das Fitnesskonzept dieser Arbeit legitimiert werden.

Geräte sollten in einem Fitnesstraining im Unterricht integriert werden.

Mit dieser Frage wird deutlich, ob Lehrkräfte Geräte in einem Fitnesstraining akzeptieren be­ziehungsweise als wünschenswert ansehen. Somit lässt sich ebenfalls ableiten, ob aus ihrer Sicht eine Notwendigkeit von Fitnessutensilien für das Sporttreiben vorliegt.

Zu Zeiten von Corona habe ich das Thema „Fitness“ mehr unterrichtet als üblich.

Das Thema Fitness bietet die Möglichkeit Sport mit ausreichend Abstand zu betreiben und dennoch die Gesundheit fördern zu können. Aus diesem Grund liegt es nahe, dass Sportlehr­kräfte während der Corona-Pandemie auf ein Fitnesstraining vermehrt umsteigen/umgestie- gen sind.

Zum Schluss werden den Lehrkräften noch Fragen in Bezug auf Fitnesszustände der Schülerin­nen und Schüler gestellt.

Die Schülerinnen und Schüler lassen sich leicht für das Thema „Fitness“ begeistern.

Mit den Antworten der Lehrkräfte lässt sich ein Eindruck gewähren, wie hoch die Motivation der Schülerinnen und Schüler während eines und für ein Fitnesstraining ist. Vor allem die intrinsische Motivation kann bei einem Fitnesstraining großen Einfluss auf die Effektivität neh­men. Sind die Trainierenden zum Sporttreiben motiviert, lassen sich positive Effekte eher ga­rantieren.

Die Schülerinnen und Schüler haben eine gute Fitness.

Hiermit wird abgefragt, wie die Lehrkräfte das Fitnesslevel der Schülerinnen und Schüler emp­finden. Sie schätzen demnach insbesondere die körperliche Gesundheit in Bezug auf die As­pekte Kraft und Ausdauer ein, welche hauptsächlich im Fitnesssport im Sportunterricht An­klang finden.

Das Thema „Fitness“ spielt für die Schülerinnen und Schüler eine immer wichtigere Rolle (auch außerhalb der Schule).

Da der Fitnesssport über die Zeit immer mehr an Bedeutung in der Gesellschaft erlangt hat, vor allem durch die körperlichen Veränderungen, soll ebenso die Meinung der Lehrkräfte zu dieser Thematik aufgenommen werden. Aufgrund dessen kann man erkennen, ob und wie sehr sich die Schülerinnen und Schüler dem Unterrichtsthema Fitness annehmen würden.

6. Quantitative Gütekriterien

Im Anschluss sollen nun die Güterkriterien der Untersuchung betrachtet werden, um schließ­lich sicherzustellen, dass diese als Forschung gültig ist. Hierbei wird die Umfrage auf Validität, Objektivität und Reliabilität untersucht.

6.1.1 Validität

In der Umfrage werden zu Beginn Fragen bezüglich der Person gestellt. Dies soll gewährleis­ten, dass die getroffenen Aussagen der Probanden relevant in Anbetracht der Untersuchung sind. Beispielsweise liefern Aussagen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, welche noch keine Unterrichtserfahrung haben, wenig Glaubwürdigkeit. Im Hauptteil der Umfrage wird der Fokus auf das Thema Fitness im Sportunterricht gelegt. Ebendarum können der Eindruck und der momentane Status bezüglich der Lehrkräfte und dem Unterrichten des Fitnesssports er­mittelt werden. Zum Ende werden Fragen über die Schülerinnen und Schüler gestellt, die ebenfalls im Zusammenhang mit dem Thema Fitness stehen. Insgesamt kann demnach fest­gehalten werden, dass die Online-Umfrage ausschließlich relevante Daten ermittelt und somit eine valide Auswertung ermöglicht, allerdings bezieht dies sich nur auf den Raum Flensburg und dessen Umgebung aufgrund des Befragungsortes.

6.1.2 Objektivität

Der digitale Fragbogen wurde sowohl an verschiedene Schulen und somit an unterschiedliche Lehrkräfte sowie an diversen Studentinnen und Studenten versendet. Diese konnten den Fra­gebogen im Privaten ausfüllen. Dadurch wurde ihnen Ort und Zeit vollkommen frei überlas­sen. Eine persönliche Intervention durch die Tester erfolgte also nicht. Da die Probanden also in keiner Weise während der Testung beeinflusst wurden, kann eine Objektivität für die Um­frage bestätigt werden.

6.1.3 Reliabilität

Bei der Umfrage handelt es sich um einen Online-Fragebogen, welcher zu jeder Zeit erneut genutzt werden kann. Das Thema Fitness ist ein fester Bestandteil der Fachanforderung für das Fach Sport (bezogen auf die Fachanforderungen des Landes Schleswig-Holsteins), dem­nach sind die Fragen bezüglich solch eines Unterrichtinhaltes zu jeder Zeit berechtigt. Nichts­destotrotz ist unteranderem eine Frage in der Untersuchung enthalten, welche auf die Ein­flüsse der Corona-Pandemie eingeht. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird diese Frage also nicht mehr relevant sein. Somit lässt sich festhalten, dass die Umfrage im Allgemeinen reliabel ist, allerdings wird eine Frage in ferner Zukunft abgeändert oder ausgelassen werden müssen.

7. Ergebnisse

An dem Online-Fragebogen haben 50 Probanden teilgenommen. Von diesen 50 sind 40% männlich und 60% weiblich, wobei die meisten von ihnen zwischen 20 und 29 Jahren alt sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Altersbefragung (Eigene Darstellung)

Von den Teilnehmern sind bereits mehr als 50% verbeamtete Sportlehrkräfte. Weitere Teil­nehmerinnen und Teilnehmer befinden sich entweder im Studium (32%), im Vorbereitungs­dienst (10%) oder sind als Sportlehrkraft angestellt (4%). Von ihnen haben mehr als die Hälfte eine längere Berufserfahrung im Fach Sport als fünf Jahre. Nichtsdestotrotz besitzt der Groß­teil der Probanden mit 46% eine Unterrichtserfahrung von 0 - 5 Jahren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 Berufserfahrung (Eigene Darstellung)

Die meisten der Probanden (86%) haben das Thema „Fitness“ bereits im Unterricht behandelt und betreiben zu 74% selbst Fitnesssport in ihrer Freizeit. Dazu zählen Aktivitäten wie ein Heimtraining, ein Training im Fitnessstudio, Functionaltraining und Ähnliches. Für den Sport­unterricht glauben 8% der Sportlehrkräfte, dass das Thema „Fitness“ sich nicht verpflichtend in den Fachanforderungen befinden.

Die allgemeinen Fragen zum Unterricht beziehungsweise zu einem Wahlpflichtkurs wurden für eine Betrachtung der Ergebnisse in drei Kategorien zusammengefasst:

1. Eigenkompetenz in Bezug auf das Unterrichten des Themas „Fitness“
2. Die von den Lehrkräften zugeschriebene Relevanz gegenüber dem Fitnesssport im Un­ terricht
3. Personifikation der Lehrkräfte mit dem Thema

Tabelle 6 Befragung der Eigenkomptenz (Eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Von den Probanden behaupten 70%, dass sie sich gut mit dem Thema Fitness auskennen. Acht von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern stimmen dem sogar völlig zu. Ein noch größerer Teil von ihnen (78%) gab an, sich in der Lage zu fühlen, dieses als Unterrichtsthema zu behan­deln. Zudem haben 18 Personen (36%) angegeben, ein Training über mehrere Wochen mit einer Progression für die Schülerinnen und Schüler anbieten zu können. Weitere 19 Sportlehr­kräfte (38%) stimmen diesem sogar völlig zu. Nichtsdestotrotz haben nur vier Probanden (3 - „trifft nicht zu“, 1 - „trifft gar nicht zu“) festgelegt, dass für sie ein Konzept für die Behandlung des Themas Fitness für den Sportunterricht nicht hilfreich wäre. Hingegen gaben ca. ein Drittel der Befragten an, dass eine Unterstützung durch ein vorgefertigtes Konzept völlig auf sie zu­treffen würde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 Auswertung der Eigenkompetenz (Eigene Darstellung)

Tabelle 7 Befragung der Lehrkräfte zum Thema Fitnesssport (Eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Keiner der Sportlehrkräfte hat angegeben, weder das Thema Fitness nicht fest in ihren Unter­richt zu integrieren noch, dass die Behandlung einer Fitnesseinheit sinnlos sei. 96% der Pro­banden stimmen der Etablierung des Fitnesssports in den Sportunterricht zu, sowie 98% die diesen für sinnvoll halten. Dementsprechend behaupten 45 von 50 Teilnehmerinnen und Teil­nehmern, dass das Thema Fitness nicht ausschließlich in Wahlpflichtkursen, sondern auch im durchschnittlichen Sportunterricht Anklang finden sollte. Gegenüber dem Einsatz von Geräten während des Fitnesstrainings, sind die Sportlehrkräfte hingegen neutral eingestellt. Fast 50% von ihnen schreiben der Wichtigkeit der Nutzung ein „teils/teils“ zu. Dennoch stimmen 18 Probanden der Integration von Geräten für ein Training zu. Insgesamt haben zudem ca. 69% der Teilnehmerinnen und Teilnehmern dem Thema „Fitness“ für ihren Unterricht mehr Auf­merksamkeit während der Corona-Pandemie gewidmet als zuvor. Lediglich neun der Sport­lehrkräfte haben dieses Thema nicht mehr als sonst unterrichtet.

2. Die von den Lehrkräften zugeschriebene Relevanz gegenüber dem Fitnesssport im Unterricht

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6 Auswertung Befragung zur Relevanz des Fitnesssports (Eigene Darstellung)

Tabelle 8 Befragung Personifikation (Eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Schließlich haben 64% der Sportlehrkräfte angegeben, dass sie eine Vorbildfunktion im Be­reich „Fitness“ erfüllen, 24% stimmten dem völlig zu. Nur auf zwei von ihnen trifft dies nach Eigenangabe nicht zu. 24% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfüllen eine Vorbildfunktion zum Teil. Nichtsdestotrotz haben ca. 89% zugestimmt, Übungen korrekt vormachen zu kön­nen. Neun von ihnen haben in dieser Kategorie mit „teils/teils“ gestimmt, eine Ablehnung ist nicht aufgetreten.

3. Personifikation der Lehrkräfte mit dem Thema

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7 Auswertung Personifikation (Eigene Darstellung)

8. Diskussion

Im Rahmen dieser Masterarbeit wurde die Fragestellung „Wie sehr benötigen Lehrkräfte Un­terstützung für das Unterrichten des Themas Fitness?“ anhand einer Umfrage untersucht. Im folgenden Abschnitt werden die Ergebnisse der Befragung interpretiert und analysiert, Be­schränkungen der Forschung werden dargelegt und es wird geprüft, inwiefern die Erwartun­gen erfüllt worden sind. Abschließend werden Vorschläge für zukünftige Forschungen gege­ben.

8.1 Interpretation der Ergebnisse

Von den 50 Befragten sind 33 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 20 und 39 Jahre alt, 27 der Befragten sind bereits verbeamtete Sportlehrkräfte und 23 Teilnehmerinnen und Teil­nehmer haben bereits Berufserfahrung im Fach Sport von 0 bis 5 Jahren. Daraus lässt sich schließen, dass überwiegend junge Sportlehrkräfte an der Befragung teilgenommen haben mit verhältnismäßig wenig Berufserfahrung. Bei 7 von 50 Sportlehrkräften war das Thema Fit­ness noch kein Bestandteil des Sportunterrichtes, was folgende Hypothesen zulässt:

1. Die Lehrkräfte kamen noch nicht dazu, da sie noch nicht lange unterrichten.
2. Vier Befragte antworteten auf die Frage, ob sich das Thema verpflichtend in den Fach­anforderungen befindet mit „nein“. Es lässt sich also vermuten, dass diese Lehrkräfte nicht wussten, dass Fitness mit in den Sportunterricht einfließen sollte.
3. Es wurde vernachlässigt, da nicht genug Wissen zur Verfügung steht. Dies kann noch­mal bestätigt werden, da auch 4 Personen mit „trifft nicht zu“ auf die Frage „Ich kenne mich mit dem Thema gut aus“ geantwortet haben.
4. Die Corona-Situation, welche in die Zeit der Umfrage fällt, hat es nicht zugelassen, die­ses Thema zu behandeln. Jedoch sagten etwa 59%, dass sie Fitness zu Zeiten von Corona mehr unterrichtet haben als üblich.

Etwa ein Viertel der Befragten betreiben in ihrer Freizeit keinen Fitnesssport. Hier lässt sich interpretieren, dass Lehrkräfte, die diese Sportart selbst nicht betreiben, größere Schwierig­keiten haben dies zu unterrichten und dem eher aus dem Weg gehen. Andererseits kann nicht vorausgesetzt werden, dass jeder Sport, der in den Fachanforderungen steht, selbst be­herrscht oder betrieben werden sollte. Eigene Erfahrungen können dazu beitragen, die Quali­tät des Unterrichts zu verbessern.

Punkt acht der Befragung befasst sich mit allgemeinen Fragen zum Unterricht. Ziel ist es her­auszufinden, ob Sportlehrkräfte sich in der Lage fühlen, Fitness im Sportunterricht oder in Wahlpflichtkursen zu geben und ob sie ein zugeschnittenes Konzept als sinnvoll erachten. 70 % aller Befragten würden von sich behaupten, dass sie sich mit diesem Thema gut ausken­nen und sogar 96 % bereit dazu sind, es fest in den Unterricht zu integrieren. Trotz der hohen Bereitschaft fühlen sich immer noch 18 % zum Teil verunsichert, diesen Unterricht zu erteilen und 4 % fühlen sich gar nicht in der Lage dazu. Gründe dafür könnten mangelndes Wissen oder mangelnde Erfahrung sein, denn auch 4 % haben bereits eine Berufserfahrung von 31 bis 40 Jahren. Demnach kann man davon ausgehen, dass diese Sportlehrkräfte zwischen 55 und 65 Jahre alt sind. Das Sportstudium liegt bei diesen Personen weiter in der Vergangenheit und unter Umständen war das Thema noch nicht fest im Studium oder im Referendariat verankert. Ein bedeutsamer Punkt dieser Umfrage ist die Frage der Notwendigkeit eines zugeschnittenen Konzeptes. Interessanterweise gaben 70 % an, dass ein Konzept ihnen weiterhelfen würde, obwohl 74 % der Befragten der Meinung sind, dass sie eine Einheit zum Thema Fitness über mehrere Wochen progressiv unterrichten können. Dies könnte daran liegen, dass sie offen für neue Ideen sind, da ein Konzept Anregungen geben kann, den Unterricht vielseitiger zu ge­stalten. Darüber hinaus könnte es den Sportlehrkräften Vorbereitungszeit nehmen, da bereits zugeschnittene Programme die Arbeit erleichtern.

[...]


1 hier: wiederholendes und andauerndes Muster feindseligen Verhaltens gegenüber Autoritätspersonen

2 Unwillkürliche Bewegungen der Muskeln

3 Oxidation = Verlust von Elektronen bei Molekülen oder Atomen

4 Negativ geladenes elektrisches Teilchen

5 Anion der Milchsäure

6 Feinste Verzweigung der Blut- und Lymphgefäße

7 Brain-derived neurotorphic factor

8 Herz und Atmung betreffend

9 Hormone, die die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale steuern

10 Zirbeldrüse der Wirbeltiere

Ende der Leseprobe aus 204 Seiten

Details

Titel
Gesundheitsorientiertes Fitnesstraining für Kinder und Jugendliche im Schulsport
Untertitel
Forschungsarbeit und Fitnesskonzept für Lehrkräfte
Hochschule
Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg)  (Institut Gesundheits-, Ernährungs- und Sportwissenschaften)
Note
1,3
Autoren
Jahr
2021
Seiten
204
Katalognummer
V1154442
ISBN (eBook)
9783346553706
ISBN (Buch)
9783346553713
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gesundheitsorientiertes, fitnesstraining, kinder, jugendliche, schulsport, forschungsarbeit, fitnesskonzept, lehrkräfte
Arbeit zitieren
Lukas Jaskolka (Autor:in)Kido-Sun Chung (Autor:in), 2021, Gesundheitsorientiertes Fitnesstraining für Kinder und Jugendliche im Schulsport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1154442

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